Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 146, Jahrgang 1857, Nr. , S. 430 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber das Etablissement zu Seraing bei Lüttich in
Belgien.
Seraing ist eine Stadt des Eisens und des Feuers. Es ist nicht bloß eine Hütte,
sondern eine Vereinigung von Hütten, weit umfassender als die größten französischen
Werke, wie Creuzot, Indret, Decazeville etc. In den verschiedenen Hütten, welche
dieses ungeheure Etablissement umfaßt, sind etwa 6000 Arbeiter beschäftigt,
diejenigen nicht gerechnet, welche außerhalb der Werke der Compagnie Cockerill arbeiten.
Zu Seraing findet man im Halbmesser von einigen Kilometern, als zu diesem einzigen
Etablissement gehörig, Steinkohlengruben, Hohöfen, eine Gießerei, eine
Stabeisen- und eine Stahlfabrik, eine Maschinenfabrik, endlich Hütten zur
Gewinnung des Zinks und Bleies und zur Bereitung des Zinkweißes. Die nachstehenden
Notizen hierüber sind einem Berichte der Lütticher Handelskammer entnommen.
Steinkohlengruben. – Die gesammte Förderung dieser
Gruben belief sich im Jahre 1856 auf 2,493. 923 Hektoliter (1,122,600 preuß.
Tonnen). Die Anzahl der in den Gruben und am Tage beschäftigten Arbeiter war
durchschnittlich 1858.
Hohöfen. – Sechs Hohöfen, welche mit 5 Gebläsen
von einer Gesammtkraft von 415 Pferden betrieben werden, erzeugten 32,000,000
Kilogr. (640,000 Zollcentner) Gießerei- und Frischroheisen. Davon wurden 4
Millionen Kilogr. Frischroheisen ins Ausland, hingegen 2,100,000 Kil. Frisch-
und 2,000,000 Kil. Gießerei-Roheisen im Inlande verkauft. Die Hohöfen
verbrauchten circa 90,000,000 Kilogr. Eisenerze und beschäftigten beiläufig 1000
Arbeiter.
Gießerei. – Die Gießerei hat 6 Kupol- und 2
Flammöfen; die beiden Gebläse der erstern haben zusammen 55 Pferdekräfte. Das
Gesammtgewicht der im J. 1856 erzeugten Gußwaaren beträgt über 5 Millionen Kilogr.;
die Anzahl der beschäftigten Arbeiter fast 300.
Die Stabeisen- und die Stahlfabrik beschäftigte im
J. 1856 fast 1000 Arbeiter und producirte 11,500,000 Kil. verschiedener
Eisen- und Blechsorten, wovon 2,340,000 Kil. in Belgien selbst abgesetzt,
hingegen 4,200,000 Kil. exportirt wurden (hauptsächlich Eisenbahnschienen), während
das Uebrige in Seraing selbst weiter verarbeitet wurde. An Stahl wurden 580,000 Kil.
dargestellt, wovon 160,000 Kil. ins Ausland und 60,000 Kil. im Inlands verkauft wurden;
der Rest von 360,000 Kil. wurde in dem Etablissement selbst verbraucht.
Die Maschinenfabrik hat im Jahre 1856 folgende Maschinen
und Apparate geliefert: – 35 Locomotiven, 30 für das Ausland und 5 für
Belgiens – 20 feststehende Dampfmaschinen, 10 fürs Ausland, 10 für Belgien;
– 8 Schiffsmaschinen, 6 fürs Ausland, 2 für Belgien; – 3
Stempelhämmer, 1 für das Ausland und 2 für Belgien; – 3 hydropneumatische
Apparate, mit einer Locomotive, sämmtlich fürs Ausland; – 1
Wasserhaltungsmaschine für eine ausländische Steinkohlengrube und eine
Dampfsägemühle, ebenfalls für das Ausland; – eine Dampfmahlmühle für Belgien;
die Maschinen zu einer vollständigen Stabeisenfabrik im Auslande; – die
Maschinen und Apparate für eine belgische Reparatur – Werkstatt; – 44
Werkzeugmaschinen, 20 fürs Ausland und 24 fürs Inland; – 1 Gasometer für die
Hütten und eine bedeutende Anzahl verschiedener Apparate für Zuckersiedereien,
Papierfabriken, Fayence-, Steinzeug-Fabriken etc.
Zink, Zinkweiß, Blei. – Die Produktion des
Rohzinks belief sich im J. 1856 auf 19,582,062 Kil., wovon 15,857,425 Kil. aus
belgischen und 3. 724,637 aus preußischen Erzen gewonnen wurden. Daraus wurden in
den belgischen Hütten zu Angleur und Tilff 10,190,321 Kil. Blech ausgewalzt.
– Die Produktion von Zinkweiß verschiedener Sorten in der Hütte
Valentin-Coq betrug 1,656,675 Kilogr Der Rest der Zinkproduction wurde nach
Frankreich abgesetzt. – Georges d'Apremont. (Journal des mines, 1857, Nr. 31)
Ueber das Reinigen der Feilen mittelst Benzol.
Es ist eine bekannte Thatsache, daß Feilen, welche viel gebraucht werden, bald nicht
mehr angreifen, indem sich in dem Hieb Unreinigkeiten festsetzen. Zum Reinigen
bedient man sich gewöhnlich einer Kratzbürste und bewerkstelligt so die Reinigung
auf rein mechanischem Wege. Da diese Unreinigkeiten auf der Feile vorzüglich haften,
so lag der Gedanke nahe, die mechanische Reinigung durch eine chemische zu
unterstützen. Das vortheilhafteste Lösungsmittel für Fette ist offenbar das jetzt
allgemein im Handel vorkommende Benzol (sogenanntes Fleckenwasser), welches in
großen Mengen zu billigen Preisen fabrikmäßig dargestellt wird. Der Versuch, das
Benzol zu diesem Zwecke in Anwendung zu bringen, gelang so vollkommen, daß diese
Methode zur Reinigung der Feilen bestens empfohlen werden kann. Das Verfahren, um
eine nicht mehr angreifende Feile zu reinigen, ist ein sehr einfaches. Man benetzt
die Kratzbürste mit Benzol oder bringt einige Tropfen Benzol auf die Feile und
reinigt wie gewöhnlich. Durch die Einwirkung des Benzols werden schon nach wenigen
Frictionen die durch Fett festgehaltenen Uneinigkeiten aus dem Hiebe der Feile
vollständig entfernt, welche nun wieder besser anzugreifen im Stande ist.
Vergleichende Versuche mit Weingeist haben gezeigt, daß das Benzol weit energischer
und schneller wirkt, als Weingeist, welchem es wegen seiner geringeren Flüchtigkeit
hierbei vorzuziehen ist. (Fürther Gewerbezeitung, 1857, S. 44)
Bestimmung des Jods in Jodalkalien.
J. Horsley schlägt zur Auffindung des Jods in Jodalkalien
das doppelt-chromsaure Kali unter Zusatz einer Säure vor, wodurch das Jod in
reinem krystallischen Zustande präcipitirt werde. Bei näherer Prüfung dieser
Reaction hat derselbe gefunden, daß auf jedes so präcipitirte Aequivalent Jod, ein
Aequivalent des mit einer freien Säure versetzten Chromsalzes kommt.
Löst man z.B. 12 Gran Jodkalium und 8 Gran doppelt-chromsaures Kali in 1 Unze
Wasser auf, fügt dann eine Lösung von 16 Gran Oralsäure in 1 Unze Wasser hinzu, und
rührt das Ganze mittelst eines Glasstabes 1 bis 2 Minuten lang um, so schlägt sich
sämmtliches Jod nieder, ohne eine merkliche Spur davon in der Flüssigkeit
zurückzulassen. Uebrigens läßt sich auch statt der Oralsäure, Schwefelsäure oder Salzsäure hierzu in
Anwendung bringen. Auf diese Weise entdeckt man nicht allein die Gegenwart von Jod,
sondern man erfahrt zugleich auch dessen Menge. (Pharm.
Journ. and Transac., durch Böttger's polytechn. Notizblatt, 1858 Nr.
1.)
Ueber das Verhalten der mineralischen Schwefelmetalle zur
Salzsäure unter galvanischem Einfluß; von Prof. v. Kobell.
Befeuchtet man Kupferkies mit Salzsäure (gleiche Raumtheile concentrirte Säure und
Wasser), so zeigt sich am Kiese keine Veränderung. Sobald man aber die befeuchtete
Stelle mit Zink berührt, so entwickelt sich augenblicklich
Schwefel-Wasserstoffgas und der Kies läuft mit einer bräunlichen Farbe an.
Bei Anwendung von Eisen, statt des Zinks, stellt sich diese Reaction nur ein, wenn
man beide, das Eisen sowohl wie das schwefelhaltige Mineral, als feines Pulver
miteinander mengt und dann mit Salzsäure übergießt. Bei 2 Theilen Eisen auf 1 Theil
Kupferkies wird letzterer ohne weitere Mithülfe der Wärme leicht zersetzt und das
Kupfer ausgefällt, während er ohne Mitanwendung von Eisen selbst beim Kochen mit
Salzsäure nur langsam angegriffen wird. In ähnlicher Weise verhalten sich auch
andere Schwefelmetalle und man kann daher dieses Verhalten zur Entdeckung ihres
Schwefelgehaltes benutzen. Daß sich Schwefelwasserstoffgas entwickelt, läßt sich
leicht durch einen mit Bleizuckerlösung getränkten Papierstreifen, der durch einen
paffenden Kork mit in den Prüfungscylinder eingeklemmt wird, nachweisen. Kobell hat 42 Sulphurete (Erze) angeführt, bei denen der
Papierstreifen schon innerhalb einer Minute gelb, bräunlich oder grau anläuft.
Dagegen geben keine Reaction: Realgar, Operment und Schwefelmolybdän. Natürlich muß
das zu diesen Versuchen verwendete Eisenpulver durchaus frei von Schwefel seyn, d.h.
ein Eisenpulver benutzt werden, welches man leicht bei der Reduction des Eisenoxydes
mittelst getrockneten Wasserstoffgases bei etwas hoher Temperatur erhält. (Journal
für praktische Chemie, Bd. LXXI S. 146.)
Johnstone's photographische Platten.
Die Erfindung besteht darin, statt der Glasplatten, welche gewöhnlich für
Photographien angewendet werden, dünne Metallplatten, deren eine Seite mit schwarzem
Lack überzogen ist, zu benützen Die lackirte Oberfläche ist bestimmt, mit Collodium
überzogen zu werden, so wie es bei den Glasplatten geschieht. Der Vortheil dieser
lackirten Metallplatten liegt vorzüglich darin, daß wo sonst für positive Bilder auf
Glas der Rücken mit schwarzem Firniß gedeckt werden muß, um die Schatten
zurückzuwerfen, bei dieser Erfindung durch die schwarzlackirte Rückseite gleich
diesem Uebelstande abgeholfen wird. Die Metallplatten können ferner mit Leichtigkeit
in jede beliebige Form geschnitten werden.
Johnstone nimmt ein Stück Eisenblech, Eisenplatten
überhaupt und lackirt es nach dem bekannten Verfahren, doch gibt er Acht, daß auf
dieser lackirten Fläche keine fette Substanz haften bleibt. Die lackirten Bleche
werden in den Photographien angemessene Platte geschnitten. Die Platten werden vor
dem Gebrauche nach derselben Methode wie Glasplatten mit Collodium und den anderen
Substanzen behandelt. (Repertory of
Patent-Inventions 1857, durch die Mittheilungen des
nieder-österreichischen Gewerbevereins, achtes Heft.)
Copirschwärze für den Druck; von John Underwood und F. V. Burt.
Diese Schwärze wird, nachdem sie für den Druck angewendet worden ist, auflöslich,
wenn man sie in ähnlicher Weise wie mit Copirtinte beschriebenes Papier befeuchtet
oder der Feuchtigkeit aussetzt. Man nimmt zu ihrer Bereitung:
Galläpfel
7
Pfd.
Eisenvitriol
3
„
arabisches
Gummi
6
„
Melasse
3
„
Seife
1 1/2
„
Kienruß
3
„
Berlinerblau
1 1/2
„
Wasser
70
„
Man pulverisirt zuerst die Galläpfel und läßt sie dann beiläufig zwei Stunden lang in
der Hälfte der angegebenen Wassermenge kochen; hernach wird die klare Flüssigkeit
abgezogen. Das arabische Gummi und der Eisenvitriol werden besonders in der übrig
bleibenden Wassermenge aufgelöst, das Ganze wird alsdann mit dem Galläpfelabsud
gemischt und beiläufig 21 Tage lang der Luft ausgesetzt; man zieht hierauf die über
dem Bodensatz stehende Flüssigkeit ab. Letzterer Flüssigkeit werden die Melasse und
die Seife zugesetzt, worauf man das Ganze bis zur Syrupsconsistenz abdampft und
hernach den Kienruß und das Berlinerblau beimischt. (Armengaud's Génie industriel, Septbr.
1857, S. 143.)
Verfahren, der Wolle, den Knochen, ölhaltigen Samen etc., die
Fette, Oele und Harze mittelst Schwefelkohlenstoff zu entziehen; von Eduard Deiß in Paris.
In einer der französischen Akademie der Wissenschaften eingereichten Abhandlung,
mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CXL S.
133, hat Hr. Deiß vorgeschlagen, Wolle,
Knochen, ölhaltige Samen etc. mit Schwefelkohlenstoff auszuziehen, um das darin
enthaltene Fett oder Oel zu gewinnen. Derselbe beschreibt folgendermaßen das dabei
anzuwendende Verfahren, welches ihm am 14. Februar 1856 für England patentirt wurde
Zur Extraction benutzt man einen stehenden Cylinder a
von Eisenblech, welcher oben durch einen Deckel verschließbar ist und unten sich
trichterförmig verengt. Der untere trichterförmige Theil mündet durch ein mit Hahn
versehenes Rohr in einen unter a stehenden Behälter b aus. Ist das zu behandelnde Material z.B. Wolle, so
wird diese in den Cylinder 2 gebracht und darin fest zusammen gedrückt, worauf man,
nachdem der Cylinder wieder geschlossen ist, Schwefelkohlenstoff dazu fließen läßt.
Dieß geschieht durch ein mit Hahn versehenes Rohr, welches in den unteren
trichterförmigen Theil von a ausmündet, außerhalb a in die Höhe steigt und mit einem über a aufgestellten, den Schwefelkohlenstoff enthaltenden
Behälter c in Verbindung steht. Der so von unten her
durch die Wolle aufsteigende Schwefelkohlenstoff löst das Fett daraus auf und fließt
durch ein Rohr d, welches in der Nähe des Deckels
seitlich an a angebracht ist, aus a wieder ab und in eine Destillirblase. Man läßt so lange langsam
Schwefelkohlenstoff nachfließen, bis die aus d
abfließende Flüssigkeit nicht merklich Fett mehr enthält; der nachfließende
Schwefelkohlenstoff drückt nämlich die Lösung des Fettes in Schwefelkohlenstoff,
welche specifisch leichter ist, nach oben hin vor sich her. Wenn aus d ziemlich reiner Schwefelkohlenstoff heraustritt,
schließt man den Hahn an dem Verbindungsrohr zwischen a
und c und öffnet den Hahn an dem Verbindungsrohr
zwischen a und b, worauf der
in a enthaltene Schwefelkohlenstoff nach b abfließt, von wo man ihn wieder nach c schafft, um ihn zu einer folgenden Operation zu
verwenden. In der Wolle bleibt natürlich noch Schwefelkohlenstoff zurück, welcher in
folgender Weise gewonnen wird: An jeder Seite von a ist
ein Luftbehälter oder Recipient angebracht, deren einer mit e, der andere mit f bezeichnet werden mag;
diese Recipienten können durch über Rollen laufende Seile mit Gewichten gehoben und
gesenkt und abwechselnd mit dem Behälter b und mit dem
Ende eines Schlangenrohrs, welches in einem Dampfkessel liegt und dadurch erhitzt
wird, in Verbindung gesetzt werden; das andere Ende des Schlangenrohrs mündet oben
in a aus. Gesetzt, e sey
luftleer gemacht und gehoben, f dagegen mit Luft gefüllt
und gesenkt, so wird e mit b, f dagegen mit dem
Schlangenrohr in Verbindung gesetzt. Die Folge davon ist, daß die Luft zum Theil aus
f entweicht, durch das Schlangenrohr geht, hier sich
erhitzt, nach a strömt, durch die Wolle von oben nach
unten hindurch zieht, dabei Schwefelkohlenstoff zur Verdampfung bringt, weiter nach
b strömt, hier den Schwefelkohlenstoff (in Folge der
äußerlich an b und an dem a
mit b verbindenden, nach Umständen schlangenförmig
gebogenen Rohr angebrachten Abkühlung) flüssig abgesetzt und endlich nach e gelangt. Nachdem dieß geschehen, wechseln die
Recipienten ihre Rolle, d.h. f wird nun gehoben und mit
b verbunden, e gesenkt
und mit dem Schlangenrohr in Verbindung gesetzt; f soll
nun in derselben Art saugend wirken, wie vorher e, d.h.
die Luft soll aus e durch das Schlangenrohr nach a gehen, wieder einen Antheil Schwefelkohlenstoff zum
Verdampfen bringen u.s.w., was aber doch wohl voraussetzt, daß f vorher luftleer gemacht oder in e Luft eingelassen wird oder beides zugleich geschieht. Diese Behandlung
wird fortgesetzt, bis die Wolle von Schwefelkohlenstoff befreit ist. Von der in der
Blase angesammelten Lösung des Fettes in Schwefelkohlenstoff wird der
Schwefelkohlenstoff abdestillirt, indem man einen Dampfstrom unter die Blase leitet;
eine Wärme von 40 bis 46° C. ist für die Destillation ausreichend; man kann
auch erwärmte Luft durch die in der Blase enthaltene Lösung leiten, um allen
Schwefelkohlenstoff daraus zu verdunsten. Das Fett bleibt in der Blase zurück und
wird zuletzt aus derselben abgelassen.
Um aus Knochen oder ölhaltigen Samen das Fett oder Oel auszuziehen, verfährt man
ebenso, nur daß die Knochen vorher zu einem gröblichen Pulver zertheilt und die
Samen gequetscht werden müssen, und daß man unten in a
eine mit Flanell bedeckte durchlöcherte Scheibe anbringt, auf welche das
Knochen- oder Samenmehl zu liegen kommt, sowie auch dieses sodann mit Flanell
und einer darauf gelegten Siebplatte bedeckt.
Der Schwefelkohlenstoff kann überhaupt allgemein benutzt werden, um Fette, Oele und
Harze aus den Substanzen, in denen sie enthalten sind, auszuziehen. (Nach dem Repertory of Patent Inventions, December 1856, durch
polytechn. Centralblatt, 1857 S. 205.)
Ueber Auffindung der Pikrinsäure im Biere; von Prof. Fr. Jul.
Otto.
Zwei Eigenschaften der Pikrinsäure sind besonders bemerkenswert; die außerordentliche
färbende Kraft und die starke Bitterkeit.
Eine wässerige Lösung, welche ein Milliontel der Säure enthält, also ein Milligramm
im Liter, ein Quentchen in ungefähr 8000 Pfund Wasser, hat noch eine, in einer
Literflasche deutlich erkennbare gelbe Farbe. Eine so verdünnte Lösung schmeckt
nicht bitter, den bitteren Geschmack zeigt deutlich erst eine Lösung, welche fünf
Milliontel, also 1/200,000 der Säure enthält.
Die Pikrinsäure färbt bekanntlich Wolle leicht, schön und dauerhaft gelb. Legt man in
die Lösung, welche eine Milliontel der Säure enthält, ein 1 Pariser Zoll langes
Stück reinen, weißen Wollengarns (Bicognegarn). so wird dieß selbst in 24 Stunden
nicht gefärbt. Es färbt sich aber sehr bald gelb, wenn man der Lösung einige Tropfen
einer stärkeren Säure zusetzt, z.B. verdünnte Schwefelsäure.
Weißes Wollengarn ist nun auch das einfache und sichere Mittel zur Erkennung der
Pikrinsäure im Biere, wie es Vohl schon angegeben hat.
Man bringt das Wollengarn in das Bier, benetzt es gehörig mit dem Biere und läßt es
24 Stunden darin liegen. Dann nimmt man es heraus, spült es mit reinem Wasser, auch
wohl mit etwas Spiritus ab. und drückt es zwischen Fließpapier tüchtig aus. Der
wollene Fäden erscheint rein gelb gefärbt, wenn das Bier Pikrinsäure enthielt;
1/400,000 der Säure läßt sich auf diese Weise und mit aller Sicherheit im Biere
auffinden. Schwefelsäure braucht dem Biere nicht zugesetzt zu werden; es reagirt an
sich sauer genug, um die Färbung zu bewirken. Ich wurde eben durch den Umstand, daß
eine sehr verdünnte Auflösung der Pikrinsäure in Bier die Wolle färbte, während eine
gleich starke Auflösung der Säure in Wasser die Wolle nicht färbte, auf den Zusatz
von Schwefelsaure zum Wasser geführt.
In reinem Biere nimmt das Wollengarn einen bräunlichgrauen Schein an. Diese schwache
Färbung ist ganz verschieden von der durch Pikrinsäure erzeugten Färbung und diese
letztere ist stets völlig rein gelb.
Ich kann nicht empfehlen, das Wollengarn in dem Biere zu erwärmen; die Färbung,
welche reines Bier hervorbringt, wird dann auffallender. Ebenso wenig hat es Nutzen,
das gefärbte Wollengarn in eine Lösung von Zinnchlorür und dann in verdünnte
Natronlauge zu legen, um die Entstehung der rothen, sogenannten Hämatinsalpetersäure
zu veranlassen. Die geringe unbestimmte Färbung, welche das Garn in reinem Biere
erhält, wird in Zinnchlorür rein gelb. Erwärmt man Wolle, die durch Pikrinsäure
nicht zu schwach gefärbt ist, mit Kalkwasser und gibt man dann einen Tropfen
Zinnchlorürlösung hinzu, so kann man einen röthlichen Niederschlag entstehen
sehen.
Das Lagerbier einer Brauerei der Stadt Braunschweig war verdächtigt worden seine
Bitterkeit nicht durch Hopfen, sondern durch Pikrinsäure erhalten zu haben, die
bekanntlich von Dumoulin als Surrogat für Hopfen
empfohlen worden ist. Dieses Bier erwies sich aber völlig frei von Pikrinsäure.
(Annalen der Chemie und Pharmacie, 1857, Bd. CII S. 67.)
Umwandlung der Gerbsäure in Gallussäure.
Bei der Behandlung der Galläpfel mit verschiedenen verdünnten Säuren hat J. Horsley (Repert. of the Brit.
Assoc. 1856. Not. and Abstr. p. 52) die
Beobachtung gemacht, daß vergleichsweise schnell und reichlich die Krystallisation
von Gallussäure eintritt, wenn verdünnte Schwefelsäure angewendet wird. Man
befeuchtet gepulverte Galläpfel mit der verdünnten Säure, setzt sie in einer Schale
dem Sonnenlichte aus und bemerkt schon in einigen Stunden Krystallbüschel an der
Oberfläche. Nach wiederholtem Befeuchten mit Säure und Eintrocknen vermehrt sich die
Masse der Krystalle und es scheint dieses Verfahren zur Gewinnung der Gallussäure
schneller zum Ziel zu führen, als das gewöhnliche der Gährung.
Auch reine Gerbsäure gibt bei derselben Behandlung in sehr kurzer Zeit weiße
Krystallbüschel von Gallussäure. (Journal für praktische Chemie, 1857, Bd. LXXII S.
192.)
Ueber Tabakpapier.
In Bezug auf die unter dieser Ueberschrift in diesem Bande des polytechnischen
Journals S. 240 enthaltene Notiz ist der Redaction folgende Mittheilung
zugegangen:
Auf die Idee der Herstellung eines solchen Blattes bin ich nicht allein schon lange
gekommen, sondern habe sie auch nach Ueberwindung unendlicher Schwierigkeiten
praktisch ausgeführt. Die Bindung meines Fabricates geschieht jedoch nicht unter
Beihülfe von Baumwollenfasern. wie Dr. H. vorschlägt,
sondern nachdem die Stengel auf meine Weise präparirt worden sind, geschieht die
Herstellung des Tabakblattes ohne Beimischung irgend eines fremden Stoffes.
Ueber die Schädlichkeit der Bindung eines solchen künstlichen Blattes durch fremde
Stoffe haben sich schon wissenschaftliche Autoritäten ausgesprochen und ich erlaubte
mit am 13. November d. J. in einer auf meine Erfindung bezüglichen Eingabe an das
königl. preuß. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten die
Aufmerksamkeit desselben gerade auf diese Schädlichkeit hinzuleiten.
Diese Existenz meines brauchbaren, künstlichen Tabakblattes ist auch schon ziemlich
allgemein bekannt gewesen, wenn auch mein Name dabei nicht öffentlich genannt werden
sollte. In Oesterreich erschien, auf das im August d. J. bei Er. Excell. dem Hrn.
Finanzminister v. Bruck persönlich angebrachte Gesuch,
mein Fabricat in die Kaiserstaaten als Papier einführen zu dürfen der officielle
Erlaß des k. k. Finanzministeriums, daß die Einfuhr desselben nur als Tabak, unter
den das Tabaksmonopol
schützenden Beschränkungen zu gestatten sey. Zur Herstellung dieser Blätter im
größeren Maaßstabe habe ich unterm 19 October d. J. mit einem der bedeutendsten
Fabrikanten im Zollverein notariell contrahirt und sind die nöthigen ersten Anlagen
ihrer Vollendung fast nahe. Die Veränderungen, die jedoch die bisherigen
Handels- und Geldverhältnisse wahrscheinlich erfahren werden, haben meine
Hoffnungen auf einen raschen und günstigen Erfolg meines Unternehmens vermindert.
Hamburg, den 19. December 1857.
Isidor von der Porten.
Wiederbelebung der Pflanzen durch Eisenvitriol.
Wie immer eine Pflanze, ein Strauch, ein Bäumchen dünn aufschießen, vergeilen mag,
braucht man nach Hrn. Gris zur Wiederbeledung dieser
Pflanze, und um ihren Blättern ihr gesundes frisches Grün wieder zu ertheilen, sie
nur mit einer Auflösung von 6 – 10 Gewichtstheilen Eisenvitriol in 1000
Theilen Wasser zu begießen. Die vortrefflichen Wirkungen dieses wohlfeilen Mittels
gewähren im Gartenbau sehr großen Vortheil. (Journal de
Chimie médicale, November 1857, S. 690.)
Kaninchenhandel in Belgien.
Es ist fast unglaublich, wie wichtig dieser Handel seit 6–7 Jahren für
Flandern geworden ist. Wöchentlich werden 50,000, mithin jährlich mehr als 2 1/2
Millionen dieser Thierchen aus den Hauptzuchtgegenden Gent, Enkloo, Thielt,
Ruysselnde enthäutet nach England geschickt, wo sie bei den Verzehrern fortwährend
gute Aufnahme finden, während in Flandern bei dem Preis von 1 1/5–2 Franken
für das Stück Mancher sich den Genuß versagen muß. Die Zubereitung und das Färben
der Felle beschäftigt in Gent mehr als 2000 Arbeiter; die Ausfuhr der Felle ist seit
den wenigen Jahren, wo diese Industrie aufkam, sehr bedeutend geworden, namentlich
nach Amerika, Frankreich, Rußland. (Preuß. Handelsarchiv, 1857, Nr. 44.)
Das Blei durchbohrende Insecten.
Daß das Blei von gewissen Insecten angegriffen wird, ist eine nicht neue, aber auch
nicht allgemein bekannte Thatsache. In einer Sitzung des französischen Instituts
zeigte Marschall Vaillant ein Paket Patronen vor, deren
Kugeln von Insecten durchbohrt waren. Pouillet erinnerte
dabei an jene bleierne Terrasse, welche nach Verlauf einer gewissen Zeit von einer
Art Fliegen nach allen Richtungen durchfurcht war. Von Dumeril wurde vor etwa 50 Jahren schon eine Familie der Coleopteren
(Hartflügler) bezeichnet, deren kräftige Kiefer das Blei leicht angreifen. Audoin zeigte im Jahre 1833 von einem Insecte durchbohrte
Bleiplatten; eben solche fanden sich im Hafen von Rochelle. Desmarets fertigte im Jahre 1844 ein Verzeichniß aller Insecten an, welche
die Metalle zernagen. Zur selben Zeit fand Dubois in den
Stereotyptafeln einer Druckerei nicht nur Löcher, sondern ganze Gänge, die sich
nicht auf das Blei beschränkten, sondern sich auch durch die Legirung zogen. (Journal de Chimie médicale, November 1857, S.
688.)