Titel: Verfahren zum Ausrüsten von Kautschukblättern und zur Vereinigung derselben mit Geweben, von William Johnson zu London.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XXVII., S. 90
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XXVII. Verfahren zum Ausrüsten von Kautschukblättern und zur Vereinigung derselben mit Geweben, von William Johnson zu London. Aus dem London Journal of arts, Sept 1857, S. 213. Mit Abbildungen auf Tab. II. Johnson's Verfahren zum Ausrüsten von Kautschukblättern und zur Vereinigung derselben mit Geweben. Die vulcanisirten Kautschukblätter werden nach der Methode, welche sich der Genannte am 3. October 1856 als Mittheilung patentiren ließ, zuerst an ihrer Oberfläche dadurch entschwefelt, daß man sie in Aetzkali und nachher zur Neutralisation des dem Blatt noch anhaftenden Alkalis in Salzbrühe (welche Essig enthält) kocht, und alsdann wäscht. Hierauf werden die Oberflächen dieser Blätter geschliffen oder rauh gemacht. Fig. 12 stellt die zum Schleifen der Kautschukoberflächen dienliche Maschine in der Seitenansicht dar. a, b ist ein hölzernes Gestell, welches unten eine Walze c enthält, auf der das zu schleifende Blatt a* aufgewunden wird. Dieses Blatt läuft von der Walze c über ein Paar Leitwalzen d, dann über die im Grundrisse Fig. 13 deutlicher sichtbare Spannvorrichtung e. Die Walzen c, und d, sowie das Ausspannbret e liegen in einem Rahmen f und dieser liegt mit dem Zapfen g auf dem Hauptgestell a, so daß das Bret e nach Erforderniß gehoben oder niedergelassen werden kann. Die Oberfläche des Bretes e ist mit divergirenden Rinnen versehen, welche das Ausbreiten der darüber hinweggezogenen Kautschukfläche bewirken. Von dem Spannbret läuft das Kautschukblatt unter den Schleifcylinder g', dessen Oberfläche mit Schmirgel oder Sandpapier etc. überzogen ist. Von da gelangt das Blatt über den Streckcylinder h und wird endlich auf die Walze i gewickelt. Zwischen dem Schleifcylinder und dem Streckcylinder ist aber die rauh gemachte Oberfläche der Wirkung einer Circularbürste k ausgesetzt, welche alle lockeren Ueberreste, Staub oder Unreinigkeiten von der Oberfläche des Blattes entfernt. l ist die mit der losen und festen Rolle m versehene Hauptwelle. Der Schleifcylinder g' wird von der großen Rolle c aus durch den Riemen n getrieben. p ist eine Zwischenwelle mit einer conischen Trommel q, welche mittelst des Riemens r von einer andern an die Treibwelle befestigten conischen Trommel in Umdrehung gesetzt wird. Die Welle p theilt der Rolle t mittelst des Riemens s eine langsame Bewegung mit. Die Rolle t enthält ein kleines Getriebe u, welches in das an der Achse der Streckwalze h befestigte Zahnrad v greift. Diese Walze dreht sich sehr langsam, und vermöge der Adhärenz an ihrer Oberfläche wird das Kautschukblatt langsam durch die Maschine gezogen und auf die Walze i gewickelt, welche durch die Berührung mit dem Streckcylinder in Umdrehung gesetzt wird. Der Schleifcylinder g' rotirt nach einer der Bewegung des Blattes entgegengesetzten Richtung mit großer Geschwindigkeit, nämlich mit 800 bis 1000 Umdrehungen per Minute. Die Bewegung der Kautschukfläche läßt sich durch Verschiebung des Riemens r längs der conischen Trommeln reguliren. Die rotirende Bürste k wird von der zweiten großen Rolle w der Hauptwelle aus mittelst des Riemens x in Thätigkeit gesetzt; sie rotirt in der nämlichen Richtung wie der Schleifcylinder. Durch Heben oder Senken des Ausspannbretes e kann eine größere oder kleinere Fläche des Kautschuks mit dem Schleifcylinder in Berührung gebracht werden. Das an das Kautschukblatt zu befestigende Tuch ist an der Vereinigungsfläche mit einer dünnen Schichte aufgelösten Kautschuks überzogen. Das Lösungsmittel wird nachher wieder vollständig verdampft. Das auf diese Weise vorbereitete Tuch wird mit dem zubereiteten Kautschukblatt mittelst starker Walzenpressung so innig vereinigt, daß die mit einander verbundenen Flächen ohne irgend ein weiteres Bindemittel fest an einander haften. Fig. 14 stellt eine Maschine zur Vereinigung des Gewebes mit dem Kautschukblatt im verticalen Längendurchschnitte dar. a* ist das zubereitete Kautschukblatt; b* sind die beiden mit ihm zu vereinigenden Tücher. Der Kautschuk ist auf der von der Maschine Fig. 12 kommenden Walze i aufgerollt. b, b sind die Walzen, auf welche das Tuch gewickelt ist. Zur Vereinigung der beiden Gewebe mit dem Kautschukblatt dienen die schweren Preßwalzen c, d: e und f sind zwei andere Walzen, welche nach der nämlichen Richtung rotiren, wie die untere Preßwalze d. Sämmtliche vier Walzen werden mittelst eines geeigneten Räderwerks in Umdrehung gesetzt. Die Walze i liegt seitwärts auf der Walze e, und empfängt von der letzteren ihre Bewegung vermöge der Reibung. Die oberen Flächen der beiden Walzen e und f und die Vereinigungsstelle zwischen beiden Preßwalzen sollten alle in derselben geraden Linie liegen, damit die Verbindung der drei Fabricate gleichzeitig an dieser Stelle stattfindet. Die auf der Walze f ruhende Walze g nimmt die mit einander verbundenen Fabricate auf. Soll der Stoff elastisch oder dehnbar werden, so muß die Geschwindigkeit der Walze e geringer seyn, als die der Walzen d und f, während diese stets mit gleicher Geschwindigkeit rotiren. Hieraus folgt, daß das Kautschukblatt a* mit dem obern und untern Fabricate in ausgedehntem Zustande vereinigt wird; der Grad der Ausdehnung hängt von den relativen Geschwindigkeiten der Walze e und der bei den Walzen d und f ab. Sobald nun das vereinigte Fabricat frei ist, so schrumpft es zu den ursprünglichen Dimensionen des Kautschuks zusammen und kann bis zu den ursprünglichen Dimensionen des Tuchs wieder ausgedehnt werden. Innerhalb dieser Gränzen ist das Fabricat vollkommen elastisch. Für ein elastisches Fabricat eignet sich ein Tuch von offener, dünner Textur am besten, indem dasselbe leichter zusammenschrumpft, als ein dichtes Gewebe, welches durch die Contraction des Kautschuks leicht runzelig wird. Das verbundene Fabricat wird schließlich einer Temperatur von 150 bis 200° Fahr. (66 bis 93° Cels.) ausgesetzt, um eine vollständige Adhärenz der Theile herzustellen, und die schädlichen Gerüche zu beseitigen. Das nach dieser Methode erzeugte Fabricat dient zur Anfertigung von Schuhen, Gamaschen, Stiefeln, Gürteln, etc.

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