Titel: Ueber die Zubereitung der Hölzer durch Imprägniren mit Kupfervitriollösung, nach dem von Dr. Boucherie aufgestellten Verfahren.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XLII., S. 139
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XLII. Ueber die Zubereitung der Hölzer durch Imprägniren mit Kupfervitriollösung, nach dem von Dr. Boucherie aufgestellten Verfahren. Mittheilung des Central-Directors der k. k. priv. Staatseisenbahngesellschaft Hrn. Bontou, vorgetragen in einer Versammlung des österreichischen Ingenieur-Vereins durch Hrn. W. Engerth, k. k. techn. Rathe. – Aus der Zeitschrift dieses Vereins, 1857, Nr. 17 und 18. Ueber Boucherie's Zubereitung der Hölzer durch Imprägniren mit Kupfervitriollösung. Das Holz, dessen möglichste Conservation vom höchsten Interesse für die gesammte Menschheit seyn muß, birgt in sich selbst den Keim einer schnellen Vernichtung. Von den beiden Hauptbestandtheilen, welche das Holz als solches charakterisiren, nämlich Holzstoff und Zellengewebe, ist der erstere beinahe ganz unveränderlich, und geeignet allen zerstörenden Einflüssen Widerstand zu leisten, während hingegen der andere, als eiweißartiger stickstoffhaltiger, bei dem den Einwirkungen von Trockenheit und Feuchtigkeit preisgegebenen Holze, den unter dem Namen „Fäulniß“ bekannten Zerstörungsproceß hervorruft, und zwar dadurch, daß diese stickstoffhaltige Materie in Gährung übergeht, Kohlensäure entwickelt, und in Folge dessen die allmähliche Zersetzung bewirkt. Diese Zersetzungsepoche tritt je nach der verschiedenen Holzgattung auch nach Verlauf verschiedener Zeitabschnitte ein, welche in dem Maaße länger oder kürzer seyn werden, als die in dem Holze enthaltenen Zellgewebe in größerer oder geringerer Menge vorhanden sind. Bäume, zu deren völliger Ausbildung Jahrhunderte erforderlich waren, gehen schon nach Verlauf weniger Jahre, während welcher sie atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt waren, in Fäulniß über. Der zur Ausbildung der Hölzer erforderlich gewesene Zeitraum steht daher in durchaus keiner Beziehung zu ihrer Dauer, welche sie in ihrer Verwendung bei den durch Menschenhände ausgeführten Bauten bewähren, wo sie den abwechselnden Einflüssen von Feuchtigkeit und Trockenheit, so wie atmosphärischen Einwirkungen überhaupt ausgesetzt zu werden bestimmt sind. Die seit 20 Jahren in großartigem Maaßstabe überhandnehmende Entwickelung von Eisenbahnlinien lenkte die Aufmerksamkeit aller gebildeten Techniker und Oekonomen auf diesen Gegenstand, und man hat sich bereits vielfach mit dem Studium zur Entdeckung eines Mittels beschäftigt, welches geeignet wäre, Holz vor Fäulniß zu bewahren. Bei den zuerst erbauten Eisenbahnen, bei denen die Schienenunterlagen aus weichen Hölzern bestanden, mußte man dieselben bereits nach Verlauf weniger Jahre erneuern, weßhalb man später zur Anwendung eichener Schwellen überging, wie es gegenwärtig ziemlich allgemein geworden ist. Jedoch auch die Eiche ist von dieser allmählichen Zerstörung nicht ausgenommen, und nach einer zehnjährigen Verwendung im Boden zeigen sich selbst die sorgfältigst ausgesuchten fehlerfreiesten Schwellen zum größten Theil angefault, und es müssen Vorkehrungen zu ihrem Ersatze getroffen werden; anderseits aber hatte die ausschließliche Verwendung eichener Hölzer zu Eisenbahnschwellen den doppelten Nachtheil einer starken Lichtung dieser Wälder und einer bedeutenden Preissteigerung. Hieraus geht hervor, daß die Entdeckung eines, für die Conservation der Hölzer geeigneten Mittels Gegenstand eines allgemeinen Interesses seyn dürfte. Durch Anwendung desselben würden die weichen Hölzer, die Rothbuche, sämmtliche Nadelhölzer, die Zitterpappel, die Weißbuche, die Pappel, die Birke, bezüglich ihrer Dauerhaftigkeit die Eiche zu ersetzen im Stande seyn. Eine Verlängerung der Dauer der so eben angeführten Hölzer, welche den hauptsächlichsten Bestandtheil der Waldungen in den verschiedenen Ländern bilden, wäre mit anderen Worten eine Vermehrung der Bezugsquellen im großartigsten Maaßstabe; eine Verdoppelung unserer Reichthümer würde die vollständige Erhaltung sämmtlicher Eisenbahnen sicher stellen, und sowohl dem Ackerbau als sämmtlichen öffentlichen Verwaltungszweigen außergewöhnliche Vortheile leisten. Verschiedene Methoden sind bereits theils in Vorschlag gebracht, theils versuchsweise angewendet worden, ich erlaube mir jedoch hier nur von dem durch Hrn. Dr. Boucherie aufgestellten Verfahren zu sprechen, welches bei den ungünstigsten Verhältnissen die allerbestimmtesten Resultate für Conservation der Hölzer geliefert hat. Die erste Basis für die Entdeckung des Hrn. Dr. Boucherie, so wie deren wissenschaftlicher Ausgangspunkt gewährte der Circulationsproceß des Pflanzensaftes, das Vorhandenseyn der Zellengewebe und der im Innern der Pflanzen vorhandenen Canäle, in denen diese Circulation vor sich geht; die zweite Grundlage war die Möglichkeit, diesen Saft durch eine Flüssigkeit, welche die conservirende Eigenschaft besitzt, zu ersetzen. Im Jahre 1838 nahm Hr. Dr. Boucherie ein Privilegium auf ein Verfahren, welches sich lediglich auf die Circulation des Pflanzensaftes stützte.Polytechn. Journal Bd. LXXVII S. 144. Nach diesem ersten System wurde der noch mit seinem Ast- und Laubwerk versehene Baum abgesägt, und mit seinem untern Stammende senkrecht in eine, conservirende Eigenschaften besitzende Flüssigkeit eingetaucht, in Folge dessen diese Flüssigkeit gemeinschaftlich mit dem Safte nach dem oberen Theil des Baumes emporstieg. Dieses vom wissenschaftlichen Gesichtspunkte aus betrachtete, höchst geistreiche Verfahren war jedoch nicht praktisch anwendbar, und es handelte sich darum ein Mittel ausfindig zu machen, die conservirende Flüssigkeit ohne Beihülfe der natürlichen Saftcirculation in den gefällten Stamm eindringen zu lassen. Wiederholt angestellte Versuche zeigten dem Hrn. Dr. Boucherie die Möglichkeit, mittelst eines leichten Druckes die vollständige Beseitigung der wässerigen Theile, welche sich immer noch einige Zeit in den Zellen gefällter Bäume zu befinden pflegen, zu bewirken und dieselben durch irgend eine Flüssigkeit zu ersetzen;Polytechn. Journal Bd. LXXX S. 192, Bd. XCI S. 363 und Bd. XCIX S. 56. hiernach handelte es sich nur noch darum, die conservirende Flüssigkeit näher zu bestimmen und eine praktische, leicht anwendbare billige Methode zur vollständigen Vertreibung der Säfte und zu deren Ersatz durch diese Flüssigkeit zu ermitteln. Diese Aufgabe ist es, welche von dem hier gegenwärtigen Hrn. Autier gelöset und im großartigsten Maaßstab angewendet wurde, Hr. Dr. Lüdersdorff hat zuerst im J. 1852 ein praktisches Verfahren ermittelt, um das Bauholz durch Imprägniren mit Kupfervitriol-Lösung unter Druck, nach Boucherie's Princip, zu conserviren; wir verweisen auf seine schätzbare Abhandlung im polytechn Journal Bd. CXXX S. 131.A. d. Red. und deren Grundzüge ich unter Angabe der zu einem guten Erfolg unerläßlichen Bedingungen hier mitzutheilen im Begriffe stehe. Unter Anwendung verschiedener, Fäulniß verhütender, versuchsweise angewendeter Substanzen erzielte Hr. Dr. Boucherie die günstigsten Resultate mit einer Auflösung von schwefelsaurem Kupferoxyd (Kupfervitriol) in Wasser. Das eingedrungene schwefelsaure Kupferoxyd hat einen doppelten Zweck zu erfüllen: den Saft, welcher Ursache der Fäulniß ist, zu vertreiben und sich gleichzeitig an das Holz anzusetzen. Ein kleiner Theil des an den innern Zellenwänden anhängenden Saftes ist zur Fixirung des schwefelsauren Kupferoxydes erforderlich; die Verbindung dieser beiden Materien nämlich bildet gewissermaßen einen Ueberzug, welcher unempfindlich in der Luft, in der Erde, und im Wasser bleibt. Von dieser Thatsache kann man sich durch den Augenschein überzeugen, wenn man mittelst eines starken Druckes einer Flüssigkeitssäule die eiweißhaltigen Substanzen aus einem Stücke Holz treibt, und dasselbe nach der angegebenen Weise präparirt. Die Oxydauflösung, welche man an dem Ende des Holzes, wo sie ausfließt, auffängt, hat genau denselben Gehalt, den sie beim Eintritt in das Holz besaß; es war demnach wenig oder gar kein Ansatz vorhanden. – Es gibt demnach für jede Holzgattung eine gewisse Höhe des Druckes, unter welchem die Präparirung den besten Erfolg erreicht. Der Gehalt dieser schwefelsauren Kupferoxydauflösung ist von nicht geringerer Wichtigkeit, als die Stärke des Druckes. Ist sie von zu geringem Gehalt, so ist ihre Wirkung eine schwache, wenn die Dauer der Präparirung nicht um vieles verlängert wird. Bei zu bedeutender Concentration zerstört sie die Zellengewebe an ihrer Eingußmündung und macht die Präparirung sehr schwierig, wenn nicht ganz unmöglich. Ist die Zubereitung der Flüssigkeit in letzterer Weise vorgenommen worden, so ist das Holz so zu sagen verbrannt und von den Säuren zerfressen. Den zuträglichsten Gehalt der Flüssigkeit erhält man durch Auflösen von 1 Pfd. schwefelsaurem Kupferoxyd (Kupfervitriol) in 100 Pfd. Wasser, oder bei einer Dichtigkeit von 1 Grad nach dem Aräometer Baumé's. Das zur Auflösung des schwefelsauren Kupferoxydes zu verwendende Wasser muß möglichst rein und frei von kalkhaltigen Salzen seyn. Alle Holzarten eignen sich nicht für die Zubereitung durch Imprägnirung. Gewisse Holzgattungen haben einzelne Theile, an denen der Saft gestockt ist, und der Auflösung das Durchdringen nicht gestattet; bei der Eiche ist nur der Splint durchlässig, während der Kern jedem Eindringen widersteht. Die Buche sogar, welche sich vorzüglich zur Imprägnirung eignet, zeigt sehr häufig gegen den Kern hin eine röthliche Stelle, in welcher der Saft erstarrt ist und kein Eindringen gestattet. Die Birke und Weißbuche lassen sich leicht und beinahe durchaus präpariren, vorausgesetzt, daß das Alter der Birke nicht 40 und das der Weißbuche nicht 100 Jahre überschreitet. Die Fichte, Linde, Platane, der Vogelbeerbaum, die Ulme und Zitterpappel lassen sich sehr leicht präpariren. Bei allen Hölzern ist der Splint derjenige Theil, welcher sich am leichtesten präpariren läßt. Das Verfahren des Hrn. Dr. Boucherie gestattet die Benutzung dieses bis jetzt bei den Bauten unbrauchbar gebliebenen Theiles des Holzes, d. i. des Splintes. Dasselbe ist, mit Anwendung der die Fäulniß verhütenden Flüssigkeit, mit verschiedenen Hölzern der Fall, welche auf feuchten Gründen gewachsen, und deren reicher Gehalt an eiweißartigen Substanzen ihre Anwendung nicht gestattete, weil man die Befürchtung hegen mußte, sie schnell in Fäulniß übergehen zu sehen. Da diese Hölzer besondere specielle Bedingungen bezüglich des Druckes und der schwefelsauren Kupferoxydauflösung erfordern, würde es angemessen seyn, sich durch die genauesten Versuche über die hauptsächlichsten Erfordernisse einer guten Präparirung gehörige Aufklärung zu verschaffen, bevor man zu einer beträchtlichen Holzfällung für Anlegung eines Werkplatzes schreitet. Für das Gelingen des von Dr. Boucherie aufgestellten Verfahrens ist es unerläßlich, daß der Saft noch seine Beweglichkeit besitzt und vermöge des Druckes durch die die Fäulniß verhütende Flüssigkeit leicht verdrängt werden kann. Vom 1. September in manchen Ländern, im Allgemeinen aber vom 15. desselben Monats an gerechnet, nimmt die vegetabilische Thätigkeit ab, das Laub beginnt sich zu färben, um kurze Zeit darauf abzufallen. In diesem Augenblicke klärt sich der Saft, circulirt lebhafter, und weicht um so leichter der vor Fäulniß schützenden Flüssigkeit. Die im September, October und November gefällten Bäume können zu ihrer Präparirung in dem Maaße, als sie später gefällt werden, einen längeren Zeitraum gefällt bleiben. Je vorgerückter die Jahreszeit ist, in desto geringerem Grade hat der Saft das Bestreben zu gerinnen, und die Canäle im Zellengewebe eines gefällten Baumes zu verstopfen. Im October geschlagene Hölzer brauchen hierzu Zeit bis Ende November. Im Januar, Februar und März gefällte Hölzer bedürfen, vorausgesetzt, daß das gesammte Astwerk gestutzt wurde, um die Beweglichkeit des Saftes zu hemmen, Zeit bis Ende Mai. In der Regel erreicht der Saft der noch auf dem Stocke befindlichen Bäume vom 15. April bis Ende Mai den höchsten Grad von Zähigkeit; die in dieser Jahreszeit geschlagenen Hölzer lassen sich nur sehr schwierig und im unvollkommenen Grade präpariren, da dieß die hierzu ungünstigste Epoche ist. Während der folgenden Monate Juni, Juli und August muß die Präparirung im Laufe der dem Fällen des Stammes folgenden 8 Tage geschehen, widrifalls die das Gerinnen befördernde Trockenheit bei einem ohnehin noch zähen Saft die Präparirung sehr erschweren und in vielen Fällen unvollkommen gestatten würde. Demnach kann man als allgemeine Norm annehmen, daß die zur Imprägnirung der Hölzer günstigste Epoche diejenige ist, in welcher sich auch ihre Fällung als vortheilhaft herausstellt. In welcher Zeit die Imprägnirung auch vorgenommen werden mag, so bleibt es jedenfalls von großer Wichtigkeit, die gesundesten, geradwüchsigsten und überhaupt solche Hölzer hierzu zu wählen, welche weder angefault, noch mit zerklüfteten Stellen behaftet sind. Die die Fäulniß verhütende Flüssigkeit nimmt bei ihrem Eindringen in das Holz stets einen solchen Weg, auf welchem ihr die geringsten Hindernisse entgegenstehen. Sind die in der Imprägnirung begriffenen Hölzer mit den oben angeführten Fehlern behaftet, so dringt die Flüssigkeit durch den schon angefaulten Theil oder durch die Risse bis zu der äußersten Rinde und fließt ab. Sämmtliche oben erwähnte Maaßregeln müssen angewendet werden, wenn anders das Verfahren einen guten Erfolg haben soll. Die Einrichtung des Arbeitsplatzes ist äußerst einfach; wir werden die Einrichtung eines Werkplatzes für Präparirung von Eisenbahnschwellen beschreiben und uns darauf beschränken, die Unterschiede anzugeben, welche zwischen einem für solche und einem für gewöhnliche Hölzer bestehen. Alle zu Schwellen bestimmten Rundhölzer werden in Stücke geschnitten, deren Länge die doppelte einer Schwelle um so viel übersteigt, als nöthig ist, um die Endflächen zu erneuern, indem man so diejenigen Theile wegschafft, in denen der Saft am schnellsten gerinnt, und die Canäle sich verstopfen, oder der Flüssigkeit einen Ausweg verschaffen. Für diesen Ueberschuß genügt eine Länge von 0,30' an jedem Ende des Klotzes, wenn man die Vorsicht gebraucht, den Baum nur erst wenige Tage vor der Präparirung zu zertheilen, namentlich in der heißen Jahreszeit. Um den Werkplatz herzurichten, legt man parallel zu einander auf eine angemessene geebnete Fläche 4 Balken mit einer Neigung von 1/100 in ihrer Längenrichtung; die Länge derselben ist so zu wählen, daß wenigstens 20 Klötze, deren Mitten 2' 6'' von einander entfernt sind, darauf Platz finden. Längs der beiden äußeren Balken laufen rinnenartig ausgehöhlte Baumstämme hin, welche bestimmt sind, die von den Enden der Schwellen ablaufende Flüssigkeit aufzufangen und abzuleiten; die beiden mittleren Balken sind von der Mittellinie der ganzen Vorrichtung rechts und links gleich weit entfernt, und lassen zwischen sich hinreichenden Raum für eine zur Aufnahme eines Bleirohres bestimmte Rinne, welches erstere mit dem, die Auflösung des Kupfervitriols enthaltenden, Behälter in Verbindung steht. Das in der mittleren Rinne hinziehende und die Flüssigkeit zuleitende Bleirohr enthält in Entfernungen von je 2' 6'' 20 kupferne Röhrenaufsätze, deren Mitten den zu imprägnirenden Schwellen entsprechen. Die äußeren und mittleren Rinnen führen die von den Hölzern ablaufende Flüssigkeit in eine Kufe ab, welche unter dem Niveau des Arbeitsplatzes aufgestellt ist, und aus der die Flüssigkeit mittelst Pumpen wieder gehoben wird, um, nachdem sie filtrirt und auf ihren ursprünglichen Gehalt von 1° Baumé gebracht worden ist, nöthigenfalls von Neuem verwendet zu werden. Die zur Imprägnirung dienende Flüssigkeit ist in 3 Kufen enthalten, die auf einem in der Mitte des Werkplatzes befindlichen Gerüste von wenigstens 25' Höhe stehen, und im Boden hölzerne Ablaßröhren haben, welche 4'' über demselben ausmünden, um diese Höhe für die Absonderung der Unreinigkeiten frei zu gewinnen. Jede dieser 3 Ablaßröhren communicirt mittelst eines Kautschukschlauches mit dem Bleirohre, das nach der Seite der Kufen in 3 Zweigen endigt. In der Nähe der Kufen befindet sich auf dem Gerüste noch eine Saugpumpe von 5 1/2'' lichter Weite, welche bestimmt ist, das zur Auflösung des schwefelsauren Kupferoxyds nöthige Wasser zu heben. Die 3 Kufen werden in folgender Weise verwendet: die eine speist das bleierne Vertheilungsrohr, die zweite nimmt das von der Pumpe gehobene Wasser oder die schon einmal gebrauchte Flüssigkeit auf, und in der dritten überläßt man die vorbereitete Flüssigkeit der Ruhe, um die Unreinigkeiten daraus absetzen zu lassen; man verbindet aber die letztere mit dem Vertheilungsrohre, sobald die erste geleert ist. Die zu imprägnirenden Hölzer werden auf die Balken gelegt und unterkeilt, so zwar, daß ihre Enden senkrecht über den Ableitungsrinnen sich befinden und ihre Richtung winkelrecht gegen die der Balken ist. In jedem Falle ist es jedoch bei jedem seit der Fällung verflossenen Zeitraume nöthig, die Endflächen zu erneuern, um so der conservirenden Flüssigkeit leichten Ausweg zu verschaffen, und den Hölzern die erforderliche Länge zu geben. Ist alles so vorgerichtet, so macht man in die Mitte jedes Klotzes einen Sägeschnitt, der bei schwachen Hölzern bis zu ungefähr 9/10 des Querschnittes eindringt, bei starken aber selbst noch tiefer zu führen ist. Mit Hülfe einer Schraubenwinde hebt man dann unbedeutend die Mitte des Klotzes, wodurch der Sägeschnitt sich öffnet; hierauf bohrt man unweit des geführten Schnittes in einer der Hälften ein schiefes Loch von der Oberfläche des Holzes bis durch die Wand des Sägeschnittes und befreit letztern sorgfältig von allen Spänen und Holzabfällen. Hierauf legt man einen Ring aus Seilwerk von gleichem äußern Umfange mit dem Klotze in den Sägeschnitt und einer diesem angemessenen Dicke ein, und trägt Sorge, daß dasselbe zwar mit seiner ganzen Dicke in dem Schnitte liege und in seinem ganzen Umfange genau schließe, aber doch auch nicht zu tief hinein greife und dadurch eine zu große Fläche bedecke, da deren Canäle bestimmt sind die fäulnißwidrige Flüssigkeit zu leiten. Entfernt man jetzt die Winde, mittelst welcher der Klotz in der Mitte gehoben und unterstützt wurde, so senkt sich derselbe, die beiden Seitenwände des Sägenschnittes nähern sich und pressen den eingelegten Seilring zusammen und der Umfang des Schnittes wird vollkommen geschlossen, und bildet auf diese Weise in der Mitte der zu imprägnirenden Stelle einen künstlichen Behälter. In das gebohrte Loch wird ein Einsatzrohr von hartem Holze eingetrieben und an dieses der Kautschukschlauch befestigt, der bereits mit dem kupfernen Ansatze des Bleirohres verbunden ist, um die Verbindung zwischen dem mittleren Theile der Schwelle und dem kleinen Speiserohre zur Vertheilung des Kupfervitriols herzustellen, wobei während der ganzen Dauer der Vorbereitungen dieser Kautschukschlauch mittelst einer hölzernen Zwinge, die cylindrische Seitenwand platt drückend und stark gegen einander pressend, geschlossen gehalten wird, die jedoch entfernt wird, sobald die Hölzer bereit zum Imprägniren sind. Nach entfernter Zwinge und also aufgehobenem Verschlusse dringt unter dem Drucke der Kufe die in dem Vertheilungsrohr befindliche Flüssigkeit in den kleinen inmitten der Schwelle hergestellten Behälter und wirkt sogleich auch auf den Saft ein, ihn vor sich hertreibend. In der That steht man auch, und in günstiger Jahreszeit fast augenblicklich, eine Ausschwitzung auf den Endflächen der Hölzer erscheinen und später Safttropfen bilden, die in die Ableitungsrinnen fallen. Nachdem der in der Schwelle gebildete Behälter mit dem Vertheilungsrohre in Verbindung gesetzt worden ist, muß man Sorge tragen, der in ersterem enthaltenen Luft einen Ausweg zu verschaffen; hiezu genügt es, mittelst eines kupfernen Stiftes ein Loch in das den Spalt schließende Seil einzutreiben und es mit einem Hammerschlage zu schließen, sobald Flüssigkeit auszutreten beginnt. Der von der Imprägnirungssflüssigkeit ausgetriebene Saft läuft zuerst rein, später aber mit dieser Flüssigkeit gemischt, ab, wobei der Gehalt in dieser Mischung an schwefelsaurem Kupferoxyd um so stärker wird, je mehr sich die Operation ihrem Ende nähert. Zeigt die ablaufende Flüssigkeit 2/3° Baumé (die Normallösung hat 1°), so kann man im Allgemeinen das Holz als von der fäulnißwidrigen Lösung durchdrungen betrachten und demnach die Operation 5 oder 6 Stunden darnach abbrechen. Im Laufe der Arbeit muß man Sorge tragen, die Seitenwände des in der Mitte der Schwellen befindlichen kleinen Reservoirs (gemachten Einschnittes) gut zu reinigen und hierauf jedesmal mit derselben Gewissenhastigkeit als anfangs wieder zu schließen. Für Hölzer von der Länge einer Schwelle schwankt die Dauer des Imprägnirens zwischen 48 und 100 Stunden; alle Stücke welche nach 100 Stunden im Mittelpunkte der Endfläche nicht eine leicht erkennbare Imprägnation zeigen, werden umgekehrt und einer Präparirung in entgegengesetzter Richtung unterworfen. Diese zweite Behandlung dauert 12–20 Stunden, je nach dem erlangten Grade der Imprägnation während der ersten. Uebrigens ist es nöthig, während der ganzen Dauer der Arbeit das Ablaufen der Flüssigkeit an den Endflächen aufmerksam zu verfolgen, und zu beobachten ob die Absonderung daselbst gleichförmig ist. Man kann dieß mit Hülfe einer kleinen, schief abgeschnittenen kupfernen Röhre von 1/15'' Durchmesser prüfen, wenn man diese an verschiedene Stellen der Endfläche eintreibt, da sie ein Tröpfchen Vitriollösung zeigt, sobald die entsprechenden Fasern davon durchdrungen waren. Die Prüfung der Klötze während der Arbeit und die Untersuchung der Art und Weise des Ablaufens der Lösung an der Endfläche ist es, wornach man zu beurtheilen hat, ob die Schwelle einer nochmaligen Einwirkung der Vitriollösung zu unterwerfen ist, um vollständig präparirt zu seyn. Läßt die Prüfung eines Klotzes auf dessen vollständige Imprägnation schließen, so schließt man die kleine Kautschukröhre, die zur Zuleitung der Auflösung diente, wieder mit Hülfe der Holzzwinge, nimmt die Keile weg und entfernt den Klotz vom Werkplatze. Man trennt ihn dann in zwei Stücke, was der Sägeschnitt in der Mitte, der zur Bildung des Reservoirs diente, äußerst leicht macht, und beseitigt das den Schluß vermittelnde Seil oder den Seilring. Man kann sich Gewißheit von der Art und Weise der Imprägnation der Hölzer mit Hülfe einer Auflösung von 9/100 Pfund gelben Blutlaugensalzes in 1 Pfund Wasser verschaffen, die man mittelst eines Pinsels auf die Oberfläche des Holzes aufträgt, nachdem man, wenn es noch die Baumrinde trägt, diese an einer beliebigen Stelle etwas abtiefte. War das Holz gut präparirt, so muß eine blutrothe Farbe zum Vorschein kommen, während bei unvollständiger Imprägnation die Färbung nur rosenroth ist. Bei manchen Stücken wird die Oberfläche weiße Adern sehen lassen; dieß sind diejenigen Partien, in welche die fäulnißhindernde Flüssigkeit noch gar nicht eingedrungen ist. Für die Präparirung langer Hölzer, wie Telegraphenpfähle, Bauhölzer etc., sind die Schwierigkeiten größer als für die der Schwellen. In diesem Falle wird es von Nutzen seyn: 1) den Behälter, welcher die Auflösung enthält, höher zu stellen, um den Druck zu vermehren; 2) die Einführungsflächen öfter zu reinigen, um Unreinigkeiten zu entfernen, die sich daran ansetzen; 3) die Flüssigkeiten öfter zu decantiren. Die Einrichtung des Werkplatzes ist im übrigen der für die Imprägnation der Schwellen beschriebenen ähnlich und bietet nur die folgenden Verschiedenheiten dar: auf die abgeebnete Fläche werden nur zwei Balken parallel zu einander in einer der Länge der zu imprägnirenden Hölzer angemessenen Entfernung von einander gelegt; die Einrichtung wird so getroffen, daß die letzteren eine Neigung von 1 Höhe auf 8 Basis erhalten. Zwei Ableitungsrinnen werden genau unter den beiden Endflächen angelegt, und die Zuleitung der Kupferlösung wird bloß an einem Ende des Baumes bewirkt, so daß die Bewegung vom Fuß – zum Gipfelende geht, wie die des Saftes in der Natur. Der Einführungsbehälter wird, wie im vorigen Falle, mittelst Sägeschnittes hergestellt, nur befindet er sich jetzt in der Nähe des Fußes oder nahe am Klotzende. Von den durch den Sägeschnitt entstandenen Introductionsflächen wird jene, welche dem neuen Ende des Stammes gegenüber liegt und zugekehrt ist, mit einer Kupferplatte bedeckt, um die Bewegung der die Fäulniß verhütenden Flüssigkeit nach dieser Richtung des kurzen Abschnittes hin zu verhindern. Der Sägeschnitt ist durch das Seil, wie es bereits für die Schwellen angeführt worden, geschlossen. Die Pressung wird durch eiserne Hakenklammern, welche in den zu imprägnirenden Stamm eingetrieben und mit einem an zwei Stellen gelochten Block verbunden sind, dadurch bewirkt, daß sich derselbe in einem zweiten, 4 Zoll vom ersten entfernten, Sägeschnitt auf der Seite des Stammendes stützt. In manchen Fällen wendet man, um das Einfüllungsreservoir zu bilden, ein anderes Verfahren, die sogenannte Plateau-Methode an. Hierbei wird aus buchenen Pfosten ein Plateau hergestellt, welches von drei in ein Dreieck zusammengefügten Spangen, die an das Plateau angenagelt sind, getragen wird; die zu imprägnirenden Klötze werden an einander gelegt, ohne daß sich die Stammenden mit ihren Flächen berühren, und die Fuge der Oberfläche, welche mit der Flüssigkeit in Berührung kommt, muß eine kleine Oeffnung behalten, während dieselbe, um sie wasserdicht zu machen, mit Werg verstopft, wird. Das Plateau wird an einer Stelle durchlocht, um den Einfüllungsschlauch daselbst anbringen zu können. Die bereits erwähnten drei Blöcke werden jeder an seinem Ende durchbohrt. Durch die so erhaltenen Löcher werden Bolzen gezogen, deren eines Ende umgebogen und in den Stämmen eingetrieben wird, wodurch man einen festen Stützpunkt in denselben erzielt. Es ist selbstverständlich, daß man durch das Anziehen der Schraubenmuttern das Plateau in dem Maaße, als man es angemessen findet, gegen den zu imprägnirenden Stamm pressen kann. Ist das Plateau in seine gehörige Lage gebracht, so befestigt man an der Peripherie des zu imprägnirenden Stammes einen Kautschukring und preßt das Plateau mittelst Anziehens der Schraubenmutter so lange gegen diesen Ring, bis die Fuge vollständig geschlossen ist. Diese Art, das Introductions-Reservoir zu bilden, bietet sehr häufig große Schwierigkeiten für die Erzielung vollkommener Wasserdichtigkeit bei einem Druck aus einer Höhe von 30–35 Fuß. Das zuerst beschriebene Verfahren gewährt eine größere Sicherheit. Der Grad der Schnelligkeit, mit welcher die Präparirung erlangt werden kann, hängt von der Holzgattung, von der Jahreszeit in welcher das Holz geschlagen wurde, und von dem wirksamen Drucke ab. Abgesehen von Allem kann man die Behauptung aufstellen, daß die Schnelligkeit der Imprägnirung direct dem Drucke und umgekehrt dem Durchmesser und dem Quadrate der Länge des zu imprägnirenden Stückes proportional ist. Sanfte Winde, Schnee, Luft beschleunigen das Verfahren; trockene Winde und große Trockenheit verzögern sie, Frost stört sie gänzlich. Dieß ist die Art der Anwendung des vom Hrn. Dr. Boucherie entdeckten Verfahrens, eines Verfahrens, welches gegenwärtig bereits in die Praxis definitiv aufgenommen worden ist. Mehrere Eisenbahngesellschaften in Frankreich, besonders die der Nordbahn, die Verwaltung der Telegraphenlinien haben dieses Verfahren bereits angewendet und beharren in der Anwendung desselben. Auf der Nordbahn gibt es bereits mehr als 400,000 Schwellen, welche nach Hrn. Dr. Boucherie's Verfahren präparirt wurden; 8000 Stück waren schon im Jahr 1846 verlegt worden. Demnach liegen bereits seit 10 Jahren Erfahrungen über den Erfolg dieses Verfahrens vor, und man hat gefunden, daß die damals verlegten Schwellen heute noch so vollkommen gesund sind, als sie an dem Tage waren, an dem sie verlegt wurden, und die ausgezeichnete Erhaltung, die sie bisher bewahrheiten, gestattet nicht einmal die Gränze ihrer weiteren Dauer mit einiger Annäherung vorauszusehen. Den bedeutenden Dienst erkennend, welcher durch Dr. Boucherie dem allgemeinen Interesse geleistet worden ist, hat die Jury der allgemeinen Ausstellung zu Paris auf den übereinstimmenden Vorschlag zweier Sectionen ihm eine große Ehrenmedaille zuerkannt, und die französische Regierung, mit Rücksicht auf die hohe Wichtigkeit der Erfindung, hat sein Privilegium um 5 Jahre über die gesetzlich gestattete Zeit verlängert.