Titel: Verfahren zum Versilbern thierischer, vegetabilischer und mineralischer Gegenstände; von Joh. Philipp Becker zu Paris.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. LIX., S. 215
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LIX. Verfahren zum Versilbern thierischer, vegetabilischer und mineralischer Gegenstände; von Joh. Philipp Becker zu Paris. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Januar 1858, S. 69. Becker's Verfahren zum Versilbern thierischer, vegetabilischer und mineralischer Gegenstände. Versilberungsflüssigkeit. – Man bereitet zuerst eine Auflösung von 2 Gewichtstheilen gebranntem Kalk, 5 Theilen Trauben- oder Milchzucker und 2 Theilen Traubensäure (welche durch Gallussäure ersetzt werden kann), in 550 Theilen destillirtem Wasser. Das Ganze wird dann filtrirt und in luftdicht verschlossenen Flaschen zum Gebrauch aufbewahrt. Wenn man hinreichende Zeit verstreichen lassen kann, sind die erwähnten Säuren entbehrlich, denn man braucht nur abzuwarten bis der Aetzkalk und der Trauben- oder Milchzucker von dem destillirten Wasser aufgelöst wurden. Diese Lösung bildet die Flüssigkeit Nr. 1. Dann bereitet man die Flüssigkeit Nr. 2, indem man 20 Theile salpetersaures Silber in 20 Theilen flüssigem Aetzammoniak auflöst, und die Lösung hernach mit 650 Theilen destillirtem Wasser verdünnt. Behufs der Anwendung mischt man die beiden Flüssigkeiten zu gleichen Raumtheilen, schüttelt das Ganze gehörig, damit eine innige Vermischung erfolgt, und filtrirt es dann. – Da aber das käufliche Aetzammoniak nicht immer die gleiche Stärke hat, so läßt sich die geeignete Menge desselben besser auf die Art treffen, daß man das salpetersaure Silber der Flüssigkeit Nr. 2 zuerst in dem destillirten Wasser auflöst, dann diese Lösung mit der Flüssigkeit Nr. 1 mischt und hernach so viel Ammoniakflüssigkeit zusetzt, als erforderlich ist um die Mischung ganz klar zu machen. Man darf jedoch von dem Ammoniak nicht zu viel zusetzen, weil das überschüssige freie Ammoniak die Fällung des Silbers verhindert; sollte man diesen Fehler gemacht haben, so muß man ihn durch Neutralisation der Flüssigkeit mittelst Silberlösung verbessern.Die Versilberungsflüssigkeit des Erfinders ist dieselbe, welche Hr. Dr. Julius Löwe in Frankfurt a. M. im J. 1856 empfohlen hat; man s. polytechn. Journal Bd. CXL. S. 204.A. d. Red. Versilbern der Faserstoffe. – Seide, Wolle, Haar, Leinen, Baumwolle und andere Faserstoffe werden am besten auf folgende Weise zum Versilbern vorbereitet. Man reinigt sie zuerst vollständig durch Waschen; dann taucht man sie kurze Zeit in eine gesättigte Auflösung von Gallussäure in destillirtem Wasser und läßt sie abtropfen; hierauf taucht man sie eine Secunde lang in eine Auflösung von 20 Thln. salpetersaurem Silber in 1000 Thln. destillirtem Wasser, und läßt sie wieder abtropfen. Dieses abwechselnde Eintauchen derselben in die beiden Flüssigkeiten und Abtropfenlassen wird fortgesetzt, bis das geschwärzte Ansehen des Stoffes verschwunden und durch eine helle Silberfarbe ersetzt ist, worauf sie in die oben erwähnte gemischte Flüssigkeit bis zur vollständigen Versilberung getaucht werden; hernach muß man sie in einer Lösung von Weinstein in Wasser weißsieden, und endlich waschen und trocknen. Versilbern anderer Gegenstände. – Bein, Horn, Holz, Stroh, Wachs, Tuch, Leder, Papier, Elfenbein, Fischbein, Stein und andere Artikel werden auf dieselbe Weise vorbereitet, mit dem Unterschied, daß man sie statt des Eintauchens mit den Lösungen von Gallussäure und salpetersaurem Silber abwechselnd überpinseln kann. Bei einigen dieser Artikel kann man statt der Gallussäure sehr verdünnte Phosphorsäure anwenden. Flache Gegenstände, wie Leder, Wachs, Tuch etc. kann man horizontal legen und die gemischte Versilberungsflüssigkeit über sie gießen, um sie dann mit Tripel abzureiben. Auf Leder, welches mit Sumach gegerbt ist, läßt sich statt des salpetersauren Silbers vortheilhaft Chlorsilber anwenden, welches mit einigen Tropfen Rosmarinöl gemischt ist. Stukatur-Arbeiten und irdene Waaren behandelt man auf dieselbe Weise, nachdem man sie mit Stearin oder Firniß überzogen, und, wenn sie sehr porös sind, mit Flußsäure oder Schwefelsäure abgewaschen hat. Um Glas, Krystall und Porzellan zu versilbern, wird der Gegenstand zuerst mit destillirtem Wasser und Weingeist vollkommen gereinigt, und hernach mit der gemischten Versilberungsflüssigkeit behandelt. Hohle Gefäße können mit derselben gefüllt werden; flache Gegenstände legt man horizontal und gießt die Flüssigkeit über sie. Letztere, z.B. Glasplatten für Spiegel, kann man, je zwei auf einander gelegt (und am Rande durch einen Kitt gegen das Eindringen von Flüssigkeit verwahrt), senkrecht in Gehäuse welche mit Gutta-percha gefuttert sind, stellen, so daß ihre zu versilbernde Rückseite frei bleibt und mit der Flüssigkeit in Berührung kommen kann; nachdem die Glastafeln so angeordnet sind, füllt man das Gehäuse mit der gemischten Versilberungflüssigkeit. Die Fällung des Silbers wird beiläufig nach fünfzehn Minuten beginnen und nach einigen Stunden beendigt seyn. Die versilberten Seiten werden dann in destillirtem Wasser gewaschen, an der Luft oder durch Erwärmen getrocknet, und hierauf mit Firniß überzogen. Das Versilbern läßt sich beschleunigen, so daß es etwa in einer halben Stunde beendigt ist, dadurch daß man die Temperatur (wenn es die Art der Gegenstände gestattet) auf 70º Reaumur erhöht. Metall, welches versilbert werden soll, muß man zuerst mit verdünnter Salpetersäure reinigen, dann mit einem Gemenge von Cyankalium und Silberpulver reiben, mit Wasser waschen, und hierauf abwechselnd in die Flüssigkeiten Nr. 1 und Nr. 2 tauchen, bis das Metall hinreichend versilbert ist. Eisen muß man nach dem Beizen zuerst in eine Auflösung von Kupfervitriol tauchen. – Patentirt in England am 6. Mai 1857.