Titel: Verfahren, Wachs auf seine Reinheit zu untersuchen; von Professor v. Fehling.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. LXII., S. 227
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LXII. Verfahren, Wachs auf seine Reinheit zu untersuchen; von Professor v. Fehling. Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1857, Nr. 6. Fehling, Verfahren Wachs auf seine Reinheit zu untersuchen. Das Wachs wird bei seinem verhältnißmäßig hohen Preise bekanntlich häufig verfälscht; als betrügerische Zusätze dienen zuweilen Stärkmehl verschiedener Art, Gyps, Thon u.s.w. oder selbst nur Wasser. Die Gegenwart der festen Körper läßt sich natürlich leicht entdecken, es genügt, das Wachs in Terpenthinöl, Benzol oder einem andern passenden Mittel zu lösen, wobei dann die fremden Stoffe zurückbleiben. Auch Wasser, das oft dem Wachs beim Erkalten eingerührt wird, um sein Gewicht zu vermehren, scheidet sich ab beim Schmelzen des Wachses. Schwieriger zu erkennen ist die Verfälschung, wenn Körper zugesetzt wurden, die ihrer Natur und ihren Eigenschaften nach dem Wachs ähnlich sind, wie Fette oder Fettsäuren, Harz u. dgl.; solche Körper werden aber gerade deßhalb vorzugsweise dem Wachs beigemengt, namentlich Stearinsäure (Stearin des Handels), Talg und Harz, besonders Fichtenharz. Man hat vielfache Methoden angegeben, die Gegenwart dieser Körper nachzuweisen; besonders auf Stearinsäure wird die Untersuchung mit kohlensaurem Alkali, mit Kalkwasser, mit Alkohol u.a.m. empfohlen. Da das reine Wachs einen Körper, die Cerotinsäure, enthält, welcher gegen die genannten Lösungsmittel ein ähnliches Verhalten zeigt, wie Stearinsäure, so ist es nach den bekannten Methoden nicht möglich, auch nur mit annähernder Sicherheit die Verfälschung mit letzterer Säure nachzuweisen, wenn deren Menge weniger als 10 Procent beträgt – eine Verfälschung, die bei vielen Verwendungen des Wachses noch erheblich genug ist. Die Stearinsäure unterscheidet sich jedoch von der Cerotinsäure des Wachses dadurch, daß sie aus der Lösung in kaltem Alkohol durch Zusatz von Wasser abgeschieden wird, während die Cerotinsäure sich wohl in heißem Alkohol löst, beim Erkalten aber so weit ausscheidet, daß durch Zumischen von Wasser nicht viel mehr sich abscheidet. Kocht man daher reines Wachs 4–5 Minuten mit dem 20fachen Gewicht Alkohol und läßt die Flüssigkeit durch mehrstündiges Stehen vollständig erkalten, filtrirt dann ab und versetzt das klare Filtrat mit Wasser, so wird, wenn das Wachs rein war, die Flüssigkeit sich nur wenig trüben; enthielt das Wasser Stearinsäure, so scheidet diese sich bei Zusatz von Wasser in Flocken ab, so daß, wenn das Wachs auch nur 1 Proc. Stearinsäure enthielt, eine starke unverkennbare Trübung entsteht. Man wird daher bei Vergleichung mit reinem Wachs nie über die Gegenwart von Stearinsäure im Zweifel seyn, auch wenn seine Menge weniger als 1 Procent betrug. In gleicher Weise wie Stearinsäure läßt sich leicht die Gegenwart von Fichtenharz und Aehnlichem im Wachs bestimmen. Etwas weniger einfach ist die Untersuchung von Wachs bei einer Beimengung von Talg, da dieses Fett sich in Alkohol nicht merkbar löst. Um es aufzufinden, muß man es zuerst durch Verseifung in Fettsäuren überführen; hiebei ist aber ein zu langes Kochen mit Alkali oder Anwendung von zu starker Lauge zu vermeiden, weil sonst das reine Wachs verändert wird. Wiederholte Versuche von Dr. Marx haben gezeigt, daß folgendes Verfahren genaue Resultate gibt. Man kocht 2 Gramme Wachs mit 100 Kubik-Cent. verdünnter Natronlauge, welche 0,4 Gr. reines Natronhydrat (NaO.HO) enthält (in 1 Liter Flüssigkeit 4 Gramme) etwa 2–3 Minuten, übersättigt die Masse mit verdünnter Säure und erwärmt. Das abgeschiedene Wachs wird nach dem Erkalten abgenommen, mittelst Fließpapier abgetrocknet und dann, wie oben angegeben, durch Auskochen mit Alkohol, Versetzen der erkalteten Flüssigkeit mit Wasser weiter untersucht. Die angegebene Reaction zeigt sich sehr stark noch, wenn das Wachs auch nur 1 Procent Talg enthielt. Versuche, die Quantität der dem Wachs zugesetzten fremden Substanzen nach dem angegebenen Verfahren zu bestimmen, sind noch nicht angestellt, zunächst ist es von Wichtigkeit, ihre Gegenwart mit Sicherheit nachweisen zu können.