Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. , S. 460
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Miscellen. Miscellen. Vergleichende Zerreißversuche mit den Pöhlmann'schen, Webster-Horsfall'schen und Miller'schen Clavier-Stahlsaiten. Einem Berichte, welchen hierüber Hr. J. B. Streicher dem nieder-österreichischen Gewerbevereine erstattete (mitgetheilt in dessen Verhandlungen, Jahrgang 1858, erstes Heft, S. 54), entnehmen wir Folgendes: In Oesterreich gelang es zuerst dem Fabrikanten Miller die seit dem Jahre 1840 als die besten anerkannten Webster'schen Clavier-Stahlsaiten nicht nur in gleicher Güte zu erzeugen, sondern noch um ein Drittel an Tragkraft zu übertreffen, wofür ihn im J. 1850 der nieder-österreichische Gewerbeverein durch Verleihung der großen goldenen Medaille im Werthe von 1000 fl. Conv-M. auszeichnete. Die Vorzüge und insbesondere die bisher unerreichte Haltbarkeit der Miller'schen Saiten fanden bald die allgemeinste Anerkennung, Hr. Miller (Firma: Miller und Sohn in Wien) versieht nicht allein das Inland mit seinem Fabricate, sondern exportirt nach allen Ländern der Welt, und namentlich auch nach England, dessen Saitenfabrication bis dahin von keiner andern erreicht, noch weniger, wie es jetzt durch die österreichische der Fall ist, übertroffen wurde. Daß in Folge dessen das Ausland jetzt Anstrengungen macht, die Güte der Miller'schen Saiten zu erreichen, ist natürlich, und es zeigen dieß die Patentsaiten von Webster und Horsfall, so wie jene des Hrn. Pöhlmann in Nürnberg, welche Gegenstand dieses Berichtes sind, der sich in nachstehende Hauptangaben zusammenfassen läßt. Die Prüfung wurde unter Zuziehung der Clavier-Instrumentenmacher HHrn. Hoxa (Vorsteher des Mittels), Pottje, Bachmann und Rosenberger vorgenommen und die Resultate in dem, dem Vereine vorliegenden Protokolle verzeichnet und controlirt. Es wurden von den Pöhlmann'schen, Webster'schen und Miller'schen Saiten nach der englischen Saitenlehre die Nummern 13, 14 1/2, 15, 15 1/2, 16 und 17 als die einzigen von allen drei Fabrikanten in der Dicke übereinstimmenden ausgewählt. Pöhlmann's angeführte sechs Nummern (jede Nummer mit drei Stücken) waren, zusammensummirt, mit einem Gewichte von 2203 Pfd., die Webster'schen bei gleichem Verfahren mit 2896   „ und die Miller'schen mit 3246   „ gerissen, oder in Procenten ausgedrückt, haben die Webster'- und Horsfall'schen Patent-Saiten circa 31 1/2 Proc., die Miller'schen 47 1/3 Proc. mehr Spann- oder Tragkraft als jene von Pöhlmann; die Miller'schen dagegen wieder 12 1/14 Proc. mehr als die Webster'- und Horsfall'schen ergeben. Es nehmen daher rücksichtlich der Haltbarkeit die Miller'schen Saiten den ersten, die Webster'- und Horsfall'schen den zweiten und die Pöhlmann'schen den dritten Rang ein. Was schließlich die im polytechn. Journal Bd. CXLV S. 392 gemachte Angabe betrifft, nach welcher die Pöhlmann'schen Saiten, namentlich in den höchsten Tönen, eine beinahe um die Hälfte größere Mensur-Länge als gleich dicke engl. Saiten zulassen, so geht die Unrichtigkeit derselben aus dem Vergleiche der erlangten Prüfungs-Resultate schlagend hervor, da bekanntlich eine größere Mensur-Länge nur durch die höhere Tragkraft einer Saite erreicht werden kann. Protokoll. Nach den zwischen den Pöhlmann'schen, Webster'- und Horsfall'schen, dann Miller'schen Clavier-Stahlsaiten vorgenommenen vergleichenden Zerreißversuchen ergaben sich folgende Resultate: Grade. Engl. Nr.        Pöhlmann.       Webster und         Horsfall.         Miller.   20   12   94     97     97   124   110   120   152   154   162   22   14 1/2 105 103 104 145 147 144 144 138 174   23   15 120 138 140 146 150 146 190 186 186   24   15 1/2 140 132 131 172 173 170 184 180 188   24 1/2     16 140 128 126 208 208 212 198 194 204   26   17 136 136 136 182 172 168 202 202 208 Vergleichende Summation von jeder Nummer durchschnittlich zu drei Stücke per Nummer: Grade. Engl. Nr.   Pöhlmann.   Webster u. Horsfall.   Miller.   20   12         288                    354     468   22   14 1/2         312                    436     456   23   15         398                    442     562   24   15 1/2         403                    514     552   24 1/2     16         394                    628     596   26   17         408                    522     612 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––        2203                  2896   3246 NB. Die Grade-Nummern 23, 24, 24 1/2, und 26 von Pöhlmann zeigten sich sehr brüchig. Webster und Horsfall's Saiten haben gegen jene von Pöhlmann um 31 1/2 Proc. mehr Spann- oder Tragkraft; Miller's Saiten gegen jene von Pöhlmann um 47 1/3 Proc. mehr, und gegen die von Webster und Horsfall um 12 1/14 Procent. (Folgen die Unterschriften der erwähnten Commissions-Mitglieder.) Gegossenes starkes Glas zur Bedachung von Lichthöfen, Eisenbahn-Einsteigehallen, Spinnereien und Webereien etc. Die Spiegelmanufactur Mannheim (Großherzogthum Baden), welche durch die französischen Manufacturen von St. Gobain und Cirey gegründet wurde, verfertigt seit einiger Zeit Dachglas in zweierlei Sorten, der weißen, bessern und 3/4 weißen, dann der geringeren, in Stücken von 60 Quadratschuh und darüber, in einer den Größen entsprechenden Stärke von 8–12 Millimetern, entweder mit oder ohne eine sandige Seite (je nach Verlangen) gegossen, welcher äußere Unterschied zwar nicht auf die Preise, wohl aber auf die Anwendung dieses Materials von Einfluß ist. Die rauhen Gläser brechen vermöge der einen sandigen Seite die Intensität der Sonnenstrahlen, ohne zu verdunkeln, und eignen sich deßhalb sehr wohl dazu, um in Spinnereien, Webereien und ähnlichen Etablissements die unmittelbar unter dem Dachstuhle befindlichen Räume durch ein von oben einfallendes Licht zu erhellen. – Diese rauhen Gläser helfen aber auch einem Uebelstande ab, welcher in Treibhäusern sehr merklich ist. Im gewöhnlichen Glase befinden sich nämlich sehr häufig kreisförmige Blasen, welche stets als Brennspiegel auf die darunter befindlichen Pflanzen wirken und das Verbrennen einzelner Pflanzentheile hervorrufen; dieses wird durch die rauhen Gläser am sichersten undnnd unfehlbar vermieden. Vermöge ihrer außerordentlichen Stärke sind diese Dachgläser vollkommen geeignet, jedem Hagelschlage und jedweder Last des Schneefalles zu widerstehen; denn ein Stück von 1 Quadratmeter wird durch ein darauf ruhendes Gewicht von circa 150 Pfd. nicht zerbrochen. Zur Bedeckung von Lichthöfen und Eisenbahn-Einsteigehallen ist das Rohglas schon mehrfach und mit bestem Erfolge angewendet worden, denn in Eisenrahmen befestigt, bildet es ein höchst solides Bedachungsmaterial. Ein etwaiger Einwurf, es erfordere dieses Glas wegen seines eigenen Gewichtes (circa 48 Pfd. per Quadratmeter bei einer Dicke von 1 Centimeter) ein stärkeres und deßhalb kostspieligeres Eisenrahm- oder Holzwerk als das gewöhnliche Fensterglas, wird durch die Thatsache widerlegt, daß das gegossene starke Glas in ganzen Stücken von 60 Quadratschuh fabricirt werden kann, während das geblasene Glas kaum bis auf 9 Quadratschuh zu bringen ist, daher bei ersterem auch viel weniger Eisenwerk erforderlich wird, und erhebliche Mehrausgaben folglich nicht entstehen können. Die Preise des weißen Glases schwanken je nach der Größe der Tafeln zwischen 14 und 28 Francs per Quadratmeter, diejenigen des 3/4 weißen Glases zwischen 9 und 20 Francs, gleichviel ob mit oder ohne die eine rauhe Seite. v. Gersheim's Erfindung einer Metallcomposition, die sich durch Stoßen und Drücken so weich und plastisch machen läßt, daß sie mit den Fingern in jede beliebige Form gedrückt werden kann. In diesem weichen Zustande haftet diese Metallcomposition nicht nur fast an allen Metallen, Glas und Porzellan, sondern sie verbindet sich auch so innig mit Metallen und anderen Stoffen, daß sie als Kitt sehr zweckmäßig verwendet werden kann. Nach 10 bis 12 Stunden wird diese weiche Masse so fest und hart, daß sie sich wie Silber oder Messing Poliren läßt. Darstellung dieser Metallcomposition. Kupferoxyd wird mittelst Wasserstoff (oder Kupfervitriol durch Kochen einer wässerigen Lösung desselben mit Zinkspänen) reducirt, um vollkommen reines Kupfer zu erhalten. Von dem auf diese Weise gewonnenen feinen Kupferpulver werden 20, 30 oder 36 Gewichtstheile, je nach dem verschiedenen Härtegrade, den die Metallcomposition haben soll (je mehr Kupfer, desto härter), in einem gußeisernen oder porzellanenen Mörser mit Schwefelsäure, deren spec. Gewicht 1,85 seyn muß, vollkommen angefeuchtet. Diesem Metallbrei werden nun unter beständigem Umrühren 70 Gewichtstheile Quecksilber beigemengt. Nachdem durch dieses Beimengen des Quecksilbers alles Kupfer vollkommen amalgamirt wurde, wird die verwendete Schwefelsäure durch kochendes Wasser wieder heraus gewaschen und nach dem Erkalten ist diese Metallcomposition in 10 bis 12 Stunden so hart, daß sie sich Poliren läßt und ein scharfes Bruchstück Zinn und hartes Bein mit Leichtigkeit ritzt. Diese Metallcomposition wird weder durch verdünnte Säuren noch durch Weingeist, Aether oder kochendes Wasser angegriffen. Das spec. Gewicht derselben ist immer dasselbe, sowohl im harten, wie im weichen Zustande. Man kann sie, wenn sie als Kitt verwendet werden soll, jederzeit mit Leichtigkeit auf folgende Art weich und bildsam machen: Ein Stück von dieser harten Masse wird bis auf circa 300° R. erhitzt und in einem bis auf 100° R. angewärmten eisernen Mörser so lange gerieben und gedrückt, bis es so weich und haltbar ist wie Wachs. Wird es in diesem Zustande zwischen die desoxydirten Ränder zweier mit einander zu verbindenden Metallstücke gebracht, so verbindet es dieselben so vollkommen, daß es nach 10 bis 12 Stunden auf jede beliebige Weise mechanisch bearbeitet werden kann. Diese Metallcomposition kann in weichem Zustande auch in verschiedene Vertiefungen gedrückt werden und haftet in denselben, nachdem sie vollkommen ausgetrocknet und erhärtet ist, sehr fest, weil das Volumen durch die Erstarrung sich nicht mindert. Die Eigenschaften dieser Metallcomposition erlauben eine sehr mannichfache Anwendung derselben, und als Kitt ist sie für feine Metallbestandtheile, die nicht leicht im Feuer gelöthet werden können, besonders vortheilhaft. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1857, Nr. 20.) Hr. Professor Max Pettenkofer in München hat schon im Jahre 1848 ein sicheres Verfahren zur Bereitung des Kupferamalgams angegeben, welches damals die Zahnärzte zum Plombiren benützten; wir verweisen auf seine Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CIX S. 444. Die Redaction. Zwei vorzügliche wohlfeile Mörtel. 1) Mörtel ohne Sand. Man mische 1 Centner zu Pulver gelöschten Kalk und 3 Cntr. durch ein feines Drahtsieb geschlagene Torf-, Steinkohlen- oder Braunkohlenasche mit Wasser zu einem dicken Brei. Nachdem beide Theile gut vereinigt worden, setze man noch 1 Pfd. Kaliwasserglas von 33 Proc., welches vorher mit circa 3 Pfd. Wasser verdünnt worden, hinzu und rühre abermals gut um. 2) Mörtel mit Sand. 1 Centner zu Pulver gelöschter Kalk, 1 Ctr. reiner Quarzsand mit 2 Ctr. durch ein grobes Drahtsieb geschlagener Torf-, Steinkohlen- oder Braunkohlenasche werden mit reinem klaren Wasser zu Brei angerührt und diesem dann noch 1 Pfd. 33procentiges Kaliwasserglas, welches vorher mit 3 Pfd. Wasser verdünnt worden, zugesetzt. Der Mörtel Nr. 1 kann auf Stein, Holz, Lehm u.s.w. aufgetragen werden; er trocknet binnen 7 bis 8 Tagen zu einer äußerst festen Masse, auf welche weder Luft, Wasser, Hitze noch Kälte zerstörend einzuwirken vermögen. Es wird dieser Mörtel durch Schleifen und Poliren dem Marmor vollkommen ähnlich, weßhalb er sich vorzüglich zum Belegen der Hausfluren, Frucht- und Heuböden und dergl. mehr eignet. Der Mörtel Nr. 2 kann zu Wasserbehältern, Mauerziegeln, Deckplatten u.s.w. verwendet werden. (Zeitschrift für Bauhandwerker, 1857.) Verfahren zum Vulcanisiren des Kautschuks und der Gutta-percha; von H. Day in New-York. Man konnte bisher sehr dicke Massen von Kautschuk oder Gutta-percha nicht auf einen hohen Grad von Härte und Festigkeit vulcanisiren, weil der angewandte Schwefel bei der dazu erforderlichen Temperatur schwefligsaures Gas erzeugt, welches in der Masse kleine Blasen hervorbringt. Aus dünnen Blättern von Kautschuk oder Gutta-percha kann dieses Gas entweichen, aber das Innere einer dicken Masse macht es zellig oder schwammig, und oft bersten auch die Formen während des Erhitzens, oder, wenn sie gegen diese Gefahr gesichert sind, wird der aus der Form genommene Artikel sich sehr ausdehnen und folglich seine Gestalt verändern. Wenn man eine Kugel oder einen Cylinder von zwei bis drei Zoll Durchmesser, welche auf gewöhnliche Weise vulcanisirt worden sind, durchschneidet, wird man sie nur bis auf etwa einen Viertelszoll unter der Oberfläche dicht finden, während das Innere schwammig und einigermaßen verkohlt ist; die frisch durchgeschnittene Masse riecht auch nach Schwefelwasserstoffes. Diese Fehler vermeidet man, und erhält eine durchaus harte und gleichmäßig dichte Masse, wenn man derselben vor dem Vulcanisiren gewöhnlichen Pfeifenthon (Thonerde) einverleibt, welcher das schwefligsaure Gas eben so schnell absorbirt als es erzeugt wird Man vermischt 1 Pfund Kautschuk oder Gutta-percha in gereinigtem Zustand mit 16 Loth Schwefelblumen und vertheilt dann 16 Loth Pfeifenthon gleichförmig in der Masse. Dieselbe kann in gewöhnlicher Weise in vier bis sieben Stunden bei einer Temperatur von 110 bis 150° C. vulcanisirt werden; da in der Hitze kein Gas eine Ausdehnung dieser Masse veranlaßt, so wird auf die Formen nur wenig Druck ausgeübt, welche daher nicht bersten oder beschädigt werden. Auf diese Weise kann man Kugeln von vier Zoll Durchmesser anfertigen, welche sich nach dem Herausnehmen aus der Form nicht merklich ausdehnen und sich beim Durchschneiden durchaus gleichmäßig dicht und compact zeigen. – Patentirt in England am 18. July 1857. (Aus dem Repertory of Patent-Inventions, März 1858, S. 242.) Kautschukmasse zum Schärfen und Abziehen von Messern; nach L. E. Deblanque in Paris. Der Genannte ließ sich am 26. März 1857 folgende Mischungen von vulcanisirtem Kautschuk mit verschiedenen anderen Stoffen als Masse zu Streichriemen und überhaupt zum Schärfen, Abziehen und Poliren von Rasir- und andern Messern in England patentiren: Nr. 1. Kautschuk 2 Pfd. 3 Unzen, Smirgel 8 Pfd. 12 Unzen, Lampenschwarz 6 1/3 Drachmen. Nr. 2 Kautschuk 2 Pfd. 3 Unzen, Graphit 4 Pfd. 6 Unzen, Lampenschwarz 6 1/3 Drachmen. Nr. 3. Kautschuk 2 Pfd. 3 Unzen, Holzkohle 3 Pfd. 13 Unzen, Lampenschwarz 6 1/3 Drachmen. Nr. 4. Kautschuk 2 Pfd. 3 Unzen, Zinkweiß 8 Pfd. 12 Unzen, gelber Ocher 7 Unzen. Diesen Mischungen kann mit Vortheil rother Ocher und Bimsstein zugesetzt werden. Um eine zum Poliren geeignete Masse zu erhalten, nimmt man: Kautschuk 2 Pfd. 3 Unzen, Schwefel 10 1/2 Unzen, Smirgel 8 Pfd. 12 Unzen. Eine Masse zum Abziehen und Poliren, aus welcher Schleif- und Polirsteine gemacht werden können, erhält man aus 2 Pfd 3 Unzen Kautschuk, 1 Pfd. 1 Unze Schwefel, 10 Pfd. Smirgel. Die pulverförmigen Stoffe werden mit dem vulcanisirten (nachher zu vulcanisirenden?) Kautschuk nach dem gewöhnlichen Verfahren gemischt, worauf man der Mischung die beabsichtigte Form gibt. (Polytechnisches Centralblatt, 1858 S. 286.) Ueber Paraffinkerzen-Fabrication; vom Ingenieur P. Wagenmann. Ich habe in einem früheren Aufsatz (polytechn. Journal CXXXV S. 138) die Darstellung eines reinen Paraffins deutlich beschrieben, fand mich aber kürzlich, nachdem ich wiederholt hörte, daß die käuflichen Lichter weich und biegsam seyen, veranlaßt Proben von verschiedenen Seiten kommen zu lassen. Sowohl Lichter wie Tafeln gaben nach einiger Zeit an das Papier, worin sie lagen, Oel ab, und so stellte sich klar heraus, daß jedenfalls die Pressung bei weitem nicht scharf genug war, leider werden solche Uebelstände die Paraffinkerzen beim Publicum in Mißcredit bringen, obgleich das Paraffin, wenn es rein, das unübertrefflichste Kerzen-Material bildet. Die verschiedenen Lichter zeigten einen Schmelzpunkt, der zwischen 44 1/2° C. und 47 1/2° schwankte. In meinem Etablissement lasse ich bloß Tafeln machen, und zwar haben meine Prima-Tafeln einen Schmelzpunkt von 53° C. Lichter davon halten natürlich jede Zimmerwärme aus, und ich wünsche im allgemeinen Interesse, daß die Herren Producenten doch den Schmelzpunkt berücksichtigen, resp darauf hinarbeiten möchten, daß derselbe wenigstens 50° C. beträgt. Neuwied, den 23. März 1858. Ueber einen aus den Blättern des Buchweizens erhaltenen gelben Farbstoff; von Dr. Schunck. Man hat behauptet, daß der gemeine Buchweizen (Polygonum Fagopyrum) durch Gährung Indigoblau liefert. Der Verfasser war jedoch nicht im Stande, eine Spur von Indigo aus dieser Pflanze zu erhalten, er fand dann aber, daß sie eine ziemlich beträchtliche Menge gelben Farbstoff liefert. Dieser Farbstoff krystallisirt in kleinen gelben Nadeln. Er ist sehr wenig löslich in kaltem Wasser, aber löslich in kochendem Wasser und noch mehr in Alkohol. Er löst sich leicht in caustischen Alkalien auf, womit er Lösungen von dunkelgelber Farbe bildet, aus denen er sich auf Zusatz eines Säureüberschusses wieder absetzt. Salzsäure und Schwefelsäure verwandeln seine Farbe in ein dunkles Orange, und auf Zusatz einer großen Menge Wasser verschwindet die Farbe. Er wird nicht zersetzt, wenn man ihn lange Zeit mit kochender verdünnter Schwefelsäure behandelt, und ist daher keine gepaarte Verbindung, wie so viele andere Farbstoffe. Kochende Salpetersäure verwandelt ihn in Oxalsäure. Er wird auch zersetzt, wenn man seine Auflösung in Alkali einige Zeit lang der Luft aussetzt; dabei verwandelt er sich in eine amorphe Substanz, welche im Wasser leicht löslich ist, und im Ansehen dem Gummi gleicht. Seine Verbindung mit Bleioxyd hat eine lebhaft gelbe Farbe, ähnlich derjenigen von chromsaurem Blei. Seine wässerige Lösung ertheilt gebeiztem Kattun Farben, wovon einige eine beträchtliche Lebhaftigkeit haben. Die Zusammensetzung dieses gelben Farbstoffs entspricht der Formel C³H²O²; die richtige Formel ist wahrscheinlich C³⁰H²⁰O²⁰. Er scheint identisch zu seyn mit dem Rutin, dem gelben Farbstoff welcher in der Ruta graveolus (gemeinen Raute) enthalten ist, deßgleichen mit dem Ilixanthin, welches man aus den Blättern der Walddistel erhält. Der Verfasser erhielt von 1000 Theilen frischer Buchweizenblätter etwas mehr als 1 Theil krystallisirtes Rutin. Da gegenwärtig von der Pflanze nur der Same benützt wird, so dürfte es vortheilhaft seyn, die Blätter zu sammeln und zu trocknen, um sie als Färbematerial zu verwenden. (Aus einem Vortrage des Verfassers in der Literary and Philosophical Society of Manchester, durch die Chemical Gazette, Januar 1858, Nr. 365.) Man vergleiche über den gelben Farbstoff in dem Buchweizenstroh und dessen Anwendbarkeit statt Quercitron in der BaumwollfärbereiBanmwollfärberei die Mittheilung im polytechn. Journal Bd. CXV S. 157. Die Redaction. Verfahren, mit Anwendung von Glycerin in der Kälte mittelst Krapp zu färben; von G. Arnodon in Turin. Alizarin und mit Weingeist bereitetes Krappextract lösen sich schon in der Kälte, aber nur langsam, in Glycerin auf. In der Wärme werden sie schnell und in großer Menge von demselben gelöst, so daß die Flüssigkeit sich intensiv scharlachroth färbt. Aus der mit weingeistigem Krappextract gemachten Lösung scheidet sich beim Erkalten oder auf Zusatz von Wasser nichts ab, die Lösung von Alizarin in Glycerin setzt dagegen rothe Flocken ab, wenn man sie mit Wasser vermischt. Der Verfasser empfiehlt eine Auflösung des Krappfarbstoffs in Glycerin, um in der Kälte zu färben, und theilt folgende von ihm darüber angestellte Versuche mit: Garancin wurde in der Wärme mit Weingeist ausgezogen und der Auszug zur Trockne verdunstet. Man löste dann 0,5 Grm. des so bereiteten Extracts im Wasserbade bei etwa 80° C. in 20 Kubikcentim. Glycerin und vermischte die Lösung nach dem Erkalten mit 120 Kubikcentim. kalten Wassers. Andererseits wurde eine gleiche Menge des Extracts ohne Zusatz von Glycerin in 120 Kubikcentim. Wasser vertheilt. Nachdem die beiden Flüssigkeiten mit ihrem Absatz auf die gewöhnliche Temperatur gebracht waren, legte der Verfasser in jede derselben einen 2 Grm. wiegenden Strähn von Wollengarn, welcher vorher mit Kalk entschweißt, mit verdünnter Salzsäure und darauf mit Wasser gewaschen und sodann mit Alaun und Weinstein gebeizt war. Zur Beize nahm man für 100 Theile Wollengarn 30 Th. Alaun und 8 Th. Weinstein. Nach zweistündigem Kochen mit dieser Beize wurde die Wolle heraus genommen, ausgedrückt und in ein feuchtes Tuch geschlagen, einen Tag liegen gelassen. Nachdem die so vorbereiteten Wolleproben einige Minuten lang mit den Flüssigkeiten in Berührung gewesen waren hatte die in der mit Glycerin bereiteten Lösung befindliche Probe bereits eine schöne Rosafarbe angenommen, während die andere Probe eine schmutzig weiße Farbe zeigte. Nach 6stündiger Eintauchung wurden die beiden Proben aus den Flüssigkeiten herausgenommen, ausgedrückt und getrocknet. Die Probe, welche in der mit Glycerin bereiteten Flüssigkeit gewesen war, besaß nun eine schöne Scharlachfarbe, ähnlich der Farbe der mit Krapp gefärbten Beinkleider der französischen Soldaten, die andere Probe hatte eine orangegelbe Farbe. In denselben Bädern nahmen dieselben Quantitäten Wolle ein zweites Mal ähnliche Farben an. Ein anderer vergleichender Versuch, mit Kattun angestellt, welcher mit Eisen- und Thonerdemordant bedruckt war, gab ähnliche Resultate. In der mit Glycerin bereiteten Lösung nahmen die bedruckten Stellen schöne violette, braune und rothe Farben an, während in der andern Lösung nur das Braun zum Vorschein kam. Die mit Glycerin bereitete Lösung, welche vor der Anwendung zum Färben intensiv carmoisinroth gefärbt war, besaß nach derselben eine gelbe Farbe. Beim Verdunsten derselben blieb das Glycerin zurück und konnte wieder für eine neue Operation benützt werden u.s.f., bis das Glycerin zu sehr mit Krappgelb beladen war. Dann wurde es durch thierische Kohle filtrirt und dadurch fast ganz entfärbt, so daß es wieder brauchbar war. Auch beim Färben mit Pikrinsäure fand der Verfasser das Glycerin anwendbar. (Nach dem Technologiste, Januar 1853, S. 191 durch das polytechnische Centralblatt, 1858 S. 428.) Ueber Carajuru oder Chika, ein rothes Farbmaterial; von Prof. O. L. Erdmann. Unter dem Namen Carajuru erhielt Professor Erdmann durch ein Leipziger Handelshaus von Hamburg eingesendete Proben eines rothen Farbmaterials, welches mit dem von Boussingault beschriebenen und untersuchten Chica oder Chicaroth völlig übereinstimmt. Ueber den Ursprung des Chica oder Carajuru stimmen die Angaben im Wesentlichen darin überein, daß es aus den Blättern der Bignonia Chica gewonnen wird. R. Schomburgk berichtet über die Gewinnung desselben in seiner „Reise in Britisch-Guyana“: Der Indianer benutzt diese feine Farbe nur zum Bemalen des Gesichts, zu welchem Zwecke er sie mit wohlriechendem Harze versetzt. Außerdem hat dieselbe schon einen Weg nach Nordamerika gefunden, wo sie zum Gelb- und Rothfärben der Baumwolle angewendet wird, wohl auch zur Verfälschung der Cochenille. Der Verfasser erhielt das Carajuru in linsenförmigen, 6–8 Zoll im Durchmesser haltenden, in der Mitte etwa 3–4 Zoll hohen runden Kuchen von blutrother Farbe, sammtigem Ansehen und der Schwere von sehr leichtem Holze. Es wird schwer vom Wasser benetzt. Wenn es aber von Wasser nach längerer Zeit durchdrungen ist, so sinkt es darin zu Boden. Wird die Substanz dem Lichte länger ausgesetzt, so geht ihre Farbe in Bräunlichroth und endlich in Zimmtbraun über. Beim Drücken und Reiben mit einem harten glatten Körper nimmt das Carajuru goldgrünen – nicht kupferigen – Glanz an. Die Stücke sind wegen einer gewissen Zähigkeit der Textur schwer zu zerbrechen und zu pulvern. Unter dem Mikroskope zeigen sich in der mit Wasser aufgequellten Masse zahlreiche Pflanzenzellen, aber keine Spur krystallinischer oder sonst regelmäßiger Gestaltung. In Wasser ist das Carajuru völlig unlöslich. Alkohol löst selbst im Sieden nur wenig mit rother Farbe daraus auf, die durch anhaltendes Sieden und Verdunsten concentrirte Lösung setzt etwas rothes Pulver, ab, das, wenn die Flüssigkeit lange dem Lichte ausgesetzt bleibt, allmählich wieder verschwindet; ebenso bleicht die Lösung im Lichte aus und wird bräunlichgelb. Wird die rothe Lösung abgedampft, so hinterläßt sie das Gelöste als unkrystallisirbare rothe Masse. Aether löst den Farbstoff nur in geringer Menge auf und färbt sich damit gelb. Chlor entfärbt das Carajuru sogleich und verwandelt die rothe Farbe in eine hellbräunliche. Wässerige Salzsäure gibt eine dunkelbraungelbe Lösung unter Zurücklassung einer großen Menge wenig gefärbter organischer Substanz. Verdünnte Schwefelsäure gibt, besonders in der Wärme, eine gelbe orangefarbene Lösung, aus welcher sich beim Erkalten eine gelbrothe körnige, aber nicht kristallinische Masse absetzt. Die Lösung gibt mit Ammoniak einen dunkelpurpurrothen Niederschlag, welcher beim Verbrennen viel Asche hinterläßt. Ein Gemisch von Salzsäure und Alkohol zieht den färbenden Stoff des Carajuru mit rothgelber Farbe aus. Kohlensaures Ammoniak bildet in der Lösung einen dunkelrothen Niederschlag, welcher verbrannt viel Asche gibt. Kohlensaures Natron und kohlensaures Ammoniak ziehen selbst beim Kochen nur Spuren mit gelblicher Farbe aus, der Rückstand wird dabei dunkler, mehr ins Violette ziehend. Aetzkalilösung löst den Farbstoff mit braunrother Farbe. Säuren fällen aus der Lösung einen gelbrothen Niederschlag, der sich schwer absetzt und schwer auswaschen läßt, indem er die Filter verstopft. Ammoniak zieht einen Theil des Farbstoffs mit gelbrother Farbe aus, die heiß bereitete Lösung trübt sich beim Erkalten. Mit Säuren versetzt, wird sie braungelb gefärbt. Ammoniak mit Alkohol oder Kali in Alkohol gelöst, lösen den Farbstoff in reichlicher Menge mit tiefblutrother Farbe. Säuren färben die Lösung rothgelb. Die Lösung von Kali in Alkohol scheint das wirksamste Lösungsmittel für den Farbstoff zu seyn. Sehr eigenthümlich ist das Verhalten des Carajuru, wenn man es mit Kali, Traubenzucker und Wasser oder Alkohol in einer verschlossenen Flasche so behandelt, wie bei der Reduction des Indig nach Fritsche's Methode. Es bildet sich dabei eine violette Lösung, welche mit der Luft in Berührung gebracht augenblicklich braun wird. Läßt man die violette Lösung bei abgehaltener Luft in Salzsäure fließen, so entsteht ein rothgelber Niederschlag, der sich selbst nach wochenlangem Stehen nicht vollständig absetzt, die Flüssigkeit bleibt trübe und geht trübe durch die Filter. Der Niederschlag ist in Wasser sehr wenig mit gelber Farbe löslich, die Lösung wird mit kohlensaurem Ammoniak purpurroth. Es ist dem Verfasser auf keine Weise gelungen, mit dem Carajururoth Farben auf Zeugen hervorzubringen, und er muß nach dem ganzen Verhalten des Farbstoffs die Richtigkeit der Angabe bezweifeln, daß er zum Färben von Baumwolle benutzt werde. Bei der trocknen Destillation gibt das Carajuru ein rothgelbes öliges, zum Theil dickflüssiges Product, das sich in Alkohol löst. Der Geruch beim Erhitzen erinnert einigermaßen an den des erhitzten Indig. Beim Verbrennen hinterläßt das Carajuru eine röthlichgraue alkalisch reagirende, mit Salzsäure aufbrausende Asche. Die gelbliche Lösung gibt mit molybdänsaurem Ammoniak die Reaction der Phosphorsäure. Außerdem enthält die Asche Kalkerde, Talkerde, Eisenoxyd, Kali, Kieselsäure, eine Spur von Chlor, aber keine Schwefelsäure und sehr viel beim Auflösen in Salzsäure zurückbleibenden Sand. Das Carajuru ist offenbar im Wesentlichen ein zerstörtes Pflanzenzellgewebe, das nur eine verhältnißmäßig geringe Menge des rothfärbenden Stoffes enthält. Um den Farbstoff zu isoliren, wurde das Carajuru mit Alkohol ausgekocht und der Auszug zur Trockne abgedampft. Der Rückstand wurde mit Aether digerirt, welcher einen Theil der Masse löste und sich dabei anfangs dunkelgrünbraun, dann braungelb und zuletzt nur noch hellgelb färbte. Der zurückbleibende, in Aether unlösliche Theil stellte zerrieben eine braunrothe Masse dar, die sich beim Erhitzen unter Entwicklung eines gelben Rauches und starken Aufblühens zersetzt. Die zurückbleibende Kohle verbrannte schwer unter Zurücklassung einer geringen Menge alkalisch reagirender Asche. Der so erhaltene Farbstoff löst sich in Ammoniak vollständig auf, die Lösung gibt mit Salzsäure einen gelbbraunen Niederschlag, der sich bei Zusatz von Alkohol mit gelber Farbe löst. Wenn auch die angewendete Darstellungsmethode des Farbstoffs keine Gewähr für die Reinheit der Substanz bietet, so hat der Verfasser doch eine Analyse derselben gemacht, um wenigstens eine ungefähre Vorstellung von ihrer Zusammensetzung zu erhalten. Dieselbe ergab folgende procentische Zusammensetzung: Kohlenstoff   59,62 Wasserstoff       5,33 Sauerstoff   35,04 –––––– 100,00 Es wurde ferner das Carajuru mit einer Mischung von Alkohol mit etwas Schwefelsäure ausgezogen, die Flüssigkeit mit kohlensaurem Ammoniak gesättigt, der entstehende rothe Niederschlag mit kochendem WasserWasseer ausgewaschen und nach dem Trocknen bei 100° C. von Hrn. Streibel aus Lublin analysirt. Zwei Analysen ergaben folgende Zahlen: Kohlenstoff 63,08    63,11 Wasserstoff      4,95   4,93 Sauerstoff 31,97 31,96 Bei Behandlung des Carajuru mit erwärmter Salpetersäure erhielt der Verfasser Pikrinsäure, Kleesäure, Blausäure und hauptsächlich eine Säure, die bei näherer Untersuchung als identisch mit der von Cahours durch Oxydation des Anisstearoptens dargestellten Anissäure erkannt wurde. Vergleicht man die oben mitgetheilten Ergebnisse der Analysen des rothen Farbstoffs mit der Zusammensetzung der Anissäure (C₁₆H₇O₅, HO), so sieht man, daß beide eine große Uebereinstimmung zeigen: Textabbildung Bd. 147, S. 468 Mit Alkohol ausgezogen. Mit Schwefelsäure und Alkohol ausgezogen. Farbstoff.; Anissäure; C; H; O Fast scheint es, als sey der rothe Farbstoff entweder isomer mit Anissäure, oder doch nur durch 1 Aeq. Wasser, das er mehr enthält, von derselben verschieden; in der That gibt die Formel der Anissäure + 1 Aeq. Wasser = C₁₆H₉O₇ bis auf eine kleine Differenz im Wasserstoff die Zusammensetzung des durch Alkohol ausgezogenen Farbstoffs. Dieser Formel entspricht nämlich folgende procentige Zusammensetzung: C 59,62, H 5,59, O 34,79. Indessen kann die Frage über den Zusammenhang beider Substanzen durch die Analyse nicht mit Sicherheit entschieden werden, so lange es nicht möglich ist, den Farbstoff im ganz reinen Zustande zu erhalten. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXI S. 198)