Titel: | Verfahren zum Gießen von Stahlartikeln mit Benutzung der Centrifugalkraft, von J. H. Johnson in London und Glasgow (Gebrüder Jackson, Gaudet und Comp. in Frankreich). |
Fundstelle: | Band 148, Jahrgang 1858, Nr. XCVII., S. 413 |
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XCVII.
Verfahren zum Gießen von Stahlartikeln mit
Benutzung der Centrifugalkraft, von J.
H. Johnson in London und Glasgow (Gebrüder Jackson,
Gaudet und Comp. in Frankreich).
Aus dem Practical Mechanic's Journal, Januar 1858, S.
263.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Johnson's Verfahren zum Gießen von Stahlartikeln.
Diese Erfindung (patentirt in England am 7. Februar
1857) betrifft die Benutzung der Centrifugalkraft beim Guß von
Stahlartikeln, wie Eisenbahnrädern, Röhren und hohlen Achsen, und besteht darin, den
Schalen oder gußeisernen Formen, während der Zeit, wo das geschmolzene Metall
eingegossen wird, eine sehr schnelle Rotation zu ertheilen. Die auf diese Weise
gegossenen Gegenstände sind bei gleichem Gewicht viel fester als die in gewöhnlichen
Formen gegossenen. Beim Guß von (vollen) Eisenbahnrädern wird die Schalenform,
welche im Innern genau die dem Rade entsprechende Gestalt hat, durch Schraubenbolzen
an dem Ende einer Welle befestigt, der man eine Rotationsgeschwindigkeit von 500 bis
1000 Umdrehungen in der Minute ertheilt; der geschmolzene Stahl läuft durch eine in
der Mitte der Form angebrachte Oeffnung in dieselbe, und wird durch die
Centrifugalkraft sofort gegen die innere Peripherie der Schale geschleudert, so daß
dieser Theil des Rades vollkommen dicht, gleichartig und gänzlich frei von Blasen
wird. Sobald die Form gefüllt ist, wird ein Dorn in die Oeffnung im Centrum
getrieben, und da die Umdrehung der Schale noch immer fortdauert, so wird dadurch
die Oeffnung in der Mitte des Rades geglättet und polirt. Der Dorn wird alsdann
herausgezogen, die drehende Bewegung der Schale hört auf, die Schale wird
auseinander geschraubt und der Guß herausgenommen. Das Rad wird nun entweder als
vollendet angesehen, oder noch in entsprechend gestalteten Gesenken den Schlägen
eines Dampfhammers ausgesetzt.
Der Guß von stählernen Röhren für Dampfschiff- und Locomotiv-Kessel
wird auf ähnliche Weise bewirkt; die Schalenform besteht in einer Röhre, in welche
der Stahl eingegossen wird. Nachdem das Metall erstarrt ist, wird die Form geöffnet
und die Röhre herausgenommen; die Form besteht zu dem Ende aus zwei Theilen, welche
während des Gusses durch Metallringe, die über die Hälften getrieben wurden,
zusammengehalten werden. Die gegossene Stahlröhre wird nun zu jeder beliebigen Länge
mittelst eines
Walzwerkes ausgezogen. Soll daraus eine hohle Eisenbahnwagenachse hergestellt
werden, so geschieht dieß mittelst eines Dampfhammers.
Fig. 12 ist
der senkrechte Durchschnitt einer Schale, welche senkrecht auf der horizontalen
Welle A angebracht ist; letztere liegt in den Docken B, welche sehr fest auf einem gemauerten Fundament
angebracht sind. C ist eine Treibrolle, welche auf der
Welle A befestigt ist und durch einen Riemen umgetrieben
wird. An dem einen Ende der Welle ist die Schale D durch
Schraubenbolzen befestigt; ihre innere Form entspricht der äußern des Rades, die ein
Abdruck davon ist. Diese eigentliche Gießform ist durch einen, mittelst Keilen
befestigten Deckel E geschlossen.
Das flüssige Metall wird durch eine große Gießpfanne F in
die Form gebracht; dieselbe hängt an einem Krahn und ist bei G mit einem Ausguß versehen, der durch einen Zapfen N verschlossen werden kann; dieser Zapfen ist mit einem eisernen Stiel
versehen, wodurch er in die Oeffnung gebracht und von derselben entfernt werden
kann; der Dorn I ist in einem Support J angebracht und kann mittelst eines Handrädchens und
der Schraubenspindel K vor- oder zurückgeschoben
werden. Die Gießpfanne F wird mit flüssigem Stahl
gefüllt, mittelst des Krahns zur Form gebracht und während der raschen Umdrehung der
Form in diese ausgegossen, indem man den Zapfen N aus
der Pfanne herausnimmt. Die durch rasche Umdrehung der Schalenform D um ihre Achse hervorgebrachte Centrifugalkraft treibt
das Metall nach der Peripherie, veranlaßt dadurch einen großen Druck und eine große
Cohäsion zwischen den Theilchen, so daß der Guß vollkommen dicht und blasenfrei
ausfällt; sobald die Form mit dem Gußstahl angefüllt ist, wird der Dorn I vorwärts geschraubt, so daß er in die mittlere
Oeffnung der Form eintritt und die Oeffnung im Centrum des gegossenen Rades bildet,
dieselbe auch glättet und polirt. Nachdem das Metall erstarrt ist, wird die Rotation
der Maschine aufgehalten, die Keile, welche den Deckel E
festhalten, werden gelöst, derselbe wird abgehoben und das gegossene Rad aus der
Form genommen.
Fig. 13 und
14
erläutern die Anwendung dieser Erfindung auf den Guß stählerner Röhren. An der
Scheibe A, am Ende der Welle, ist die Schalenform D, deren Hälften durch die Ringe E zusammengehalten werden, mittelst Schraubenbolzen angebracht. Durch die
Treibwelle erhält diese Form eine rotirende Bewegung von 500 bis 1000 Umläufen in
der Minute. Der geschmolzene Stahl gelangt mittelst eines Tiegels oder einer
Gießpfanne, wie oben erwähnt, in das Innere der Form und wird sogleich zur innern
Oberfläche getrieben. Ein Dorn, ähnlich dem oben erwähnten (I, Fig. 12), jedoch lang genug, um durch die
ganze Röhre zu gehen, wird in dieselbe eingetrieben; derselbe comprimirt die
Metalltheilchen und glättet die innere Oberfläche der Güsse. Die Maschine wird dann
aufgehalten, die Röhre wird aus der Form genommen und zu einem Walzwerk geschafft,
mittelst dessen sie ausgestreckt und in die gehörige Gestalt gebracht wird. Die auf
diese Weise erlangten Röhren sind weit fester und wohlfeiler, als die gewöhnlichen,
aus Kupferblech bestehenden.
Sollen gußstählerne Eisenbahnachsen fabricirt werden, so wird ein Cylinder von
demselben Gewicht welches die Achse haben soll, gegossen und dieser Guß gelangt
alsdann zu einem Hammer, wo ihm die Gestalt der Achse ertheilt wird, wie Fig. 14b zeigt. Solche Achsen sind, obgleich
leichter, doch viel fester als die gewöhnlichen hohlen Achsen, während ihre
Herstellungskosten geringer sind.