Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 148, Jahrgang 1858, Nr. , S. 315
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Miscellen. Miscellen. Verfahren zur Verhinderung der Steinbildung in Dampfkesseln. W. G. Newton ließ sich zu diesem Zweck folgende Anwendungsart des Catechu am 13. Juli 1857 als Mittheilung in England patentiren. In einen Dampfkessel von 100 Pferdekräften gibt man beiläufig ein halbes Pfund Catechu, und läßt es darin, bis das Wasser eine helle röthlichbraune Farbe angenommen hat; man erhält das Wasser beiläufig eine Woche lang so nahe als möglich auf dieser Färbung dadurch, daß man täglich kleine Stückchen von Catechu zugibt. So lange als das Wasser diese Farbe behält, kann sich an den Seiten des Kessels keine Kruste anhäufen, und der Kessel wird vollkommen rein bleiben. Man braucht nicht mehr Catechu anzuwenden, als gerade hinreicht um das Wasser hell röthlichbraun zu färben. – Wendet man das Catechu in derselben Quantität und auf gleiche Weise in Dampfkesseln an, in welchen sich schon eine Kruste von einiger Dicke angesetzt hat, so wird die Kruste so zertheilt, daß sich der Stein von den Seiten des Kessels ablöst und als Schlamm am Boden desselben sammelt, daher durch den Ausblasehahn leicht weggewaschen werden kann. (Repertory of Patent-Inventions, Mai 1858, S. 374.) Ueber die Anwendung der Messingdrahtseile zu Blitzableitern; von O. Beylich in Kaiserslautern. Schon mehrmals habe ich Klagen darüber vernommen, daß die zu Blitzableitern verwendeten Messingdrahtseile, nachdem sie sich einige Zeit ganz gut gehalten, plötzlich auf eigenthümliche Weise zerstört worden seyen. Einen derartigen Fall, dessen interessante Umstände geeignet seyn dürften einiges Licht auf die Ursache der Erscheinung zu werfen, hatte ich jüngst Gelegenheit zu betrachten. Auf dem zum hiesigen Centralgefängnisse gehörigen neuer bauten Haftgebäude für weibliche Sträflinge befinden sich seit etwa sechs Monaten Blitzableiter der erwähnten Art. Die vier Ableitungsstränge sind auf derselben Frontseite angebracht Die Drahtseile sind aus einem grad gelassenen Drahte von 2 Millimeter Dicke und sieben mit mäßiger Spannung darum gewundenen Drähten von 1 2/3 Millimeter Dicke gebildet. Der verwendete Messingdraht ist aus einer der renommirtesten Fabriken Deutschlands bezogen worden, und hatte alle wünschenswerthen Eigenschaften. Seit Kurzem zeigen sich nun die beiden mittleren Ableitungsstränge schadhaft, während die beiden äußeren noch unversehrt sind. Die Drähte der ersteren lassen zahlreiche Querrisse wahrnehmen, in der Höhe mehr als unten, und in der Nähe der Fangstangen ist die Zerstörung vollständig, auch bei den Verbindungen dieser Dabei erscheinen die gewundenen Drähte an der Außenseite geschwärzt, während die innere Seite, sowie der Kern noch den ursprünglichen Metallglanz besitzen. Auffallend ist, daß die Veränderung sich nicht aus den ganzen Umfang der Seile gleichmäßig erstreckt, sondern der Länge nach auf einer Seite entschieden stärker hervortritt. Der frische Bruch eines solchen Drahtes ist sehr verschieden von dem eines unversehrten. Der letztere läßt unter der Loupe ein gleichmäßig feinfadiges Gefüge von graugelber Farbe und wenig Glanz erkennen, dagegen zeigt sich der erstere nach der geschwärzten Außenseite zu krystallinisch, goldgelb bis röthlich und metallisch glänzend; nach der inneren Seite zu geht er aber in den Bruch des gesunden Drahtes über. Ein Einschlagen des Blitzes in diese Blitzableiter ist zwar nicht beobachtet worden; dennoch scheint dasselbe erfolgt zu seyn. Wenigstens lassen sich die angegebenen Erscheinungen kaum auf andere Weise erklären. Die Veränderung welche der Messingdraht erlitten hat, ist allem Anschein nach weniger eine chemische als eine mechanische, an der Oberfläche allerdings eine Oxydation (die Farbe gleicht ganz derjenigen des sogenannten schwarzen Messings), im Inneren eine durch höchst intensive Erschütterung, unter Begünstigung der gleichzeitigen Erhitzung, hervorgebrachte Lagenveränderung der Molecüle. Es fragt sich nun: Wie läßt sich solchen fatalen Zerstörungen vorbeugen? – Jedenfalls wird massiver Messingdraht bei demselben Querschnitte bessere Dienste thun als ein Drahtseil. Uebrigens ist die Elektricitäts-Leitungsfähigkeit des wohlfeileren Eisendrahtes, selbst bei starker Oxydation, von der auch das Messing nicht frei ist, im Vergleich mit derjenigen der benachbarten Baustoffe noch immer weit überwiegend.Prof. Schafhäutl hat den Vorschlag gemacht, die Messingdrahtseile durch kupferne zu ersetzen, von welchen nicht anzunehmen ist, daß sie in den krystallinischen Zustand übergehen und dadurch brüchig werden (polytechn. Journal Bd. CXVI S. 348). A. d. Red. Ueber die Flüchtigkeit des Goldes unter verschiedenen Umständen. Es ist eine bekannte Thatsache, daß in sehr hohen Temperaturen das Gold flüchtig ist, aber man pflegt anzunehmen, daß dasselbe wenig über seinen Schmelzpunkt erhitzt, beständig sey. Dieß ist nach den Versuchen J. Napier's (Quart. Journal of the Chem. Loc. vol. X Nr. 39 p. 229) nicht der Fall. Vielmehr verflüchtigt sich das Gold ganz merklich, wenn es in Tiegeln bei gewöhnlichem Feuer geschmolzen wird, und noch weit mehr, wenn es mit Kupfer legirt ist. Der Verf. hat die Tiegel, in denen das Schmelzen geschah, mit Kapellen von Knochenasche überdeckt und diese waren stets mit einer Purpurfarbe überzogen. Man konnte in dem Ueberzug selbst mit der Loupe keine Goldkügelchen wahrnehmen, aber aus demselben ließ sich ein Körnchen ausschmelzen; es bleibt daher unentschieden, ob es bloß fein zertheiltes Metall gewesen oder irgend eine Verbindung. Der Gewichtsverlust des Goldes, welches behufs seiner Reinigung zuvor mit Silber und Blei abgetrieben und dann durch die Quart geschieden war, belief sich auf 0,12–0,15 Proc. und war natürlich nicht gleichmäßig, je nach dem Unterschied der Zeit, während welcher geschmolzen wurde, und dem Schwanken in dem Hitzegrad. Wurde aber das Gold mit Kupfer vermischt und in der Muffel erhitzt, so betrug der Verlust an Gold bei eben ausreichender Schmelzhitze und 12 Proc. Kupferzusatz 0,234 Proc.; bei 10 Proc. Kupferzusatz und etwas stärkerer Hitze 0,210 und bei stärkster Hitze 0,80 Proc. Hält man über eine schmelzende Goldkupferlegirung, die eben zum Ausguß in die Form bereit ist, einen inwendig befeuchteten Glascylinder, so verdichtet sich in ihm ein Pulver, welches gegen 94 Proc. Gold enthält. In Legirung mit Silber verliert das Gold beim Schmelzen nichts, im Gegentheil zeigte sich ein größerer Goldgehalt. Wenn aber die Legirung Silber, Kupfer und Gold enthält, so ist der Goldverlust nach dem Schmelzen sehr bemerklich. (Journal für praktische Chemie, 1858, Bd. LXXIII S. 376.) Kitt für die Gasretorten, überhaupt zur Verbindung von Eisenstücken welche der Hitze ausgesetzt sind. In der Mainzer Gasanstalt hat sich zur Verbindung der Aufsteigröhren mit den Muffen des Retortenkopfes, sowie zur Verdichtung der Retortenköpfe bei ihrem Befestigen an der Retorte, überhaupt zur Verbindung von der Hitze ausgesetzten Eisenstücken, folgender Kitt als sehr empfehlenswerth erwiesen: 12 Pfund Eisenfeilspäne,   2    „ Cement,   1    „ Gyps,   4 Loth Salmiak,   3   „ Schwefel,   1 1/2 Schoppen Essig. Diese Mischung ist mit wenig warmem Wasser anzurühren. Es ist nicht nothwendig, die angegebenen Quantitäten der einzelnen Substanzen genau einzuhalten. Die Richtigkeit der Mischung läßt sich daran erkennen, daß der Kitt beim Trocknen an der Oberfläche braune Bläschen erhalten muß. Durch diesen Kitt verbundene Gegenstände dürfen jedoch der Feuchtigkeit nicht ausgesetzt werden, denn ich habe die Erfahrung gemacht, daß Muffe, welche vermittelst der erwähnten Kittmischung mit den Aufsteigröhren verbunden, von einem Ofen abgenommen und an einen ziemlich feuchten Ort niedergelegt wurden, dadurch zersprangen, daß der Kitt Feuchtigkeit aus der Luft einsog und sich ausdehnte. A. Bernard. Verfahren zum Reinigen des Paraffins mittelst Schwefelkohlenstoff. Ein Verfahren zum Raffiniren des Paraffins mittelst Schwefelkohlenstoff (worin das Paraffin unauflöslich ist) ließ sich E. Alcan in London am 16. Septbr. 1857 als Mittheilung für England patentiren. Man bringt in ein geschlossenes Gefäß, das mit Blei gefüttert und mit einer Rührvorrichtung versehen ist, eine Quantität rohes Paraffin, welches mittelst Dampf geschmolzen wird, den man durch ein im Gefäß angebrachtes Schlangenrohr leitet. Nachdem das Paraffin (bei 40 bis 43° C.) geschmolzen ist, setzt man den Schwefelkohlenstoff zu und mischt ihn mittelst der Rührvorrichtung dem Paraffin vollkommen bei: dann gießt man das erhaltene Gemisch in Formen; nach dem Erkalten wird es in Säcken mittelst der hydraulischen Presse stark ausgepreßt. Die erste Behandlung mit Schwefelkohlenstoff reicht bisweilen schon hin, um das Paraffin von seinem Gehalt an Pech und wesentlichen Oelen zu reinigen; meistens ist es aber nothwendig den Proceß zweimal, manchmal sogar ihn dreimal vorzunehmen. Für das erste Waschen des Paraffins sind 10 bis 25 Proc. Schwefelkohlenstoff, für jedes folgende Waschen 5 bis 15 Proc. erforderlich. Die Flüssigkeiten, welche man beim Auspressen des Paraffins erhält, enthalten Pech und wesentliche Oele, in Schwefelkohlenstoff aufgelöst; man unterzieht dieselben der Destillation, um den Schwefelkohlenstoff davon abzusondern. Wenn das Paraffin durch einmalige oder mehrmalige Behandlung mit Schwefelkohlenstoff hinreichend gebleicht ist, so schmilzt man es in einer Kufe mittelst gewöhnlichen oder überhitzten Dampfs, um ihm den Schwefelkohlenstoff, welchen es ungeachtet des starken Auspressens zurückhält, vollständig zu entziehen; nachdem alle Spuren desselben verjagt sind, muß man die Temperatur noch unterhalten, so daß das Paraffin in geschmolzenem Zustande bleibt, bis sich das condensirte Wasser und die verschiedenen anderen Unreinigkeiten aus demselben abgesetzt haben. Das Paraffin wird dann abgegossen und mit thierischer Kohle behandelt, hernach filtrirt, um es vollkommen rein zu erhalten. (Repertory of Patent-Inventions, Mai 1858, S. 413.) Nachträgliche Bemerkungen über mein neues Reagens auf Traubenzucker und Rohrzucker; von Prof. Böttger. Obwohl mir von den verschiedensten Seiten über die (im polytechn. Journal Bd. CXLIV S. 368 mitgetheilte) neue Zuckerprobe, bezüglich ihrer unverkennbaren Vorzüge, insbesondere bei der Auffindung und Nachweisung der geringsten Mengen von Zucker im Harn, vor allen anderen bis jetzt bekannt gewordenen qualitativen Zuckerproben, die schmeichelhaftesten Zuschriften zu Theil geworden sind, so hat sich doch seitdem auch eine Stimme gegen die unbedingte Zulassung dieser meiner neuen Zuckerprobe vernehmen lassen. Hr. Dr. Grischow theilt nämlich in Blei's Archiv der Pharmacie Bd. CXLI S. 281 mit, daß ihn bei der Untersuchung eines stark albuminhaltigen Harns meine Zuckerprobe im Stich gelassen habe, indem ein solcher, gleich einem zuckerhaltigen Harne, das von mir empfohlene basische Wismuthnitrat in ganz ähnlicher Weise afficire. Lassen wir einstweilen dahingestellt seyn, ob hier vielleicht der geringe Schwefelgehalt, ja selbst ein geringer Zuckergehalt in dem Albumin (nach Lehmann enthält das gewöhnliche normale Eiweiß 0,5 Proc. Krümelzucker) jenes von Dr. Grischow untersuchten Harns die von demselben beobachtete Schwärzung oder Braunfärbung des Wismuthsalzes zu Wege brachte, so sollte ich meinen, müßte die erwähnte scheinbar auffallende Reaction eher zu Gunsten meiner Zuckerprobe, als zu deren Nachtheil sprechen. Hätte Hr. Dr. Grischow, was doch so nahe lag, jenen Harn nur einige Minuten lang im Sieden erhalten, ihn dann von dem coagulirten Albumin abfiltrirt und nun meine Zuckerprobe darauf in Anwendung gebracht, so würde er sich überzeugt haben, daß sie auch selbst in Fällen, wo in einem Harn das Albumin vorwaltend ist, sich als völlig brauchbar erweist und nichts zu wünschen übrig läßt. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. für 1856–1857.) Backwerk aus Mehl von gemalztem Weizen. Es ist in England gebräuchlich, zu feinem Gebäck statt des gewöhnlichen Weizenmehls das Mehl von Weizenmalz anzuwenden. Durch das Malzen wird in den Körnern Zucker entwickelt und sonst auch noch wohl manche Veränderung hervorgebracht, die das daraus bereitete Backwerk vorzüglich wohlschmeckend macht. Auf jeden Fall kann der Bäcker dabei viel an Zucker ersparen, weil er ein schon an sich süßes Mehl verarbeitet. Die Art, wie man sich in England dieses Malz bereitet, ist fast dieselbe, wie man bei uns dergleichen zum Weizenbier bereitet, nur daß man noch etwas mehr Sorgfalt darauf verwendet. Der Weizen wird erst durch Sieben von fremden Beimengungen möglichst gereinigt, dann wird er noch gewaschen, um allen Staub zu entfernen. Hierauf überschüttet man ihn in einem tauglichen Gefäß mit Wasser, so daß dieses etwa vier Zoll darüber steht. Dieses Wasser wird wenigstens alle 12 Stunden erneuert. Nach 24 bis höchstens 36 Stunden, je nachdem es wärmer oder kälter ist, sind die Körner so angeschwollen, daß man sie leicht mit den Fingern zerdrücken kann. Dann läßt man das Wasser ab und legt den Weizen auf reine Breter in Haufen von 8 bis 10 Zoll übereinander. Hier entwickeln sich nun die Keime, wobei man den Haufen mitunter ausbreitet und umwendet, um zu starke Erhitzung zu vermeiden. Die Keime dürfen nicht lang werden, sobald sie daher etwa 2 1/2 Linien gewachsen sind, breitet man die Körner an einem luftigen und schattigen Orte aus und läßt sie hier welk werden. Nachher trocknet man den gekeimten Weizen auf einem mäßig warmen Ofen, wobei jedoch jedes Rösten, welches ein dunkles Mehl liefern würde, sorgfältig zu vermeiden ist. Hernach werden die Keime nur noch durch Reiben zwischen den Händen oder mittelst einer geeigneten Vorrichtung entfernt und hierauf das Malz wie gewöhnlicher Weizen gemahlen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1858, Nr. 6.) Verfahren, in aus Wolle und Seide bestehenden Geweben die Menge der letzteren zu bestimmen; von Ch. Bareswil. Der Verf. benutzt, um Wolle und Seide zu unterscheiden, seit mehreren Jahren die gewöhnliche, im Handel vorkommende Salpetersäure, welche, bei gewöhnlicher Temperatur mit diesen Faserstoffen in Berührung gebracht, die Seide rasch auflöst, die Wolle dagegen nicht angreift. Bis auf die letzte Zeit hatte man ein derartiges Verfahren für die Untersuchung von Geweben kaum nöthig, denn das bloße Ansehen genügte, die Gegenwart der Seide zu erkennen, und die Mengenbestimmung derselben erfolgte durch mechanische Absonderung der beiden Faserstoffe, von denen die Seide in dem Gewebe ausschließlich die Kette (als Florettseide) oder den Figurschuß bildete. Jetzt verfertigt man aber Gewebe, in denen Wolle und Seide so mit einander gemischt sind, daß man sie nicht durch Auslesen von einander trennen und durch bloßes Ansehen ohne Hülfe des Mikroskops die Seide nicht zwischen der Wolle unterscheiden kann. Wenn man es mit einem derartigen Gewebe, z.B. einem solchen, dessen Schuß aus Wolle und dessen Kette aus einer Mischung von Wolle und Florettseide besteht (was man durch das Mikroskop erkennen kann), zu thun hat, so sondert man die Kettenfäden von den Schußfäden ab und behandelt letztere nacheinander mit Salpetersäure, Wasser, Ammoniak und zuletzt wieder mit Wasser behufs des Waschens; diese Behandlung wird zweimal wiederholt, damit man der vollständigen Entfernung der löslichen Stoffe versichert sey. Man behandelt die Kettenfäden in derselben Weise, indem man alle Vorsicht anwendet, nichts davon zu verlieren, worauf man sowohl die Schußfäden als die Kettenfäden trocknet und wagt. Der Gewichtsverlust, den die Schußfäden erlitten haben, besteht aus Farbstoff, Appretür etc., der Gewichtsverlust der Kettenfäden außerdem aus der darin enthalten gewesenen Seide. Die Menge der letzteren erfährt man nun, indem man von dem Gewichtsverlust der Kettenfäden verhältnißmäßig so viel abzieht, als dem Gewichtsverlust der Schußfäden entspricht. Noch besser ist es, das Gewebe, bevor man es in Schuß und Kette zerlegt, durch Behandeln mit Wasser, schwacher Lauge, verdünnter Säure, Alkohol und Aether möglichst von fremdartigen Stoffen zu befreien. Das Trocknen kann man sehr beschleunigen, indem man die Fäden nach dem letzten Waschen mit Wasser ausdrückt und sie dann erst durch concentrirten Alkohol und darauf durch wasserfreien Aether hindurch nimmt, welcher an der Luft rasch verdunstet und die Fäden trocken zurück läßt. Mittelst des hier beschriebenen Verfahrens und der Anwendung von Salzsäure kann man Gewebe aus Wolle. Seide und Baumwolle analysiren. Salpetersäure löst die Seide, Kali löst Wolle und Seide, Salzsäure löst die Baumwolle auf. Bekanntlich werden gegenwärtig wollene Lumpen zum Theil auf die Weise wieder verwerthet, daß man die Wollfasern aus einander trennt und wieder verspinnt und verwebt. (Die daraus verfertigten Gewebe nennt man tissus de renaissance. Die alten Wollfasern werden aber wohl gewöhnlich mit neuer Wolle vermischt.) Dabei kommt auch Behandeln mit heißer verdünnter Salzsäure in Anwendung, um die den Wollfasern etwa beigemischte Baumwolle zu zerstören, die beim Färben des Productes sich dadurch zu erkennen geben würde daß sie die Farbe nicht so gut annimmt, als die Wolle. Durch die Behandlung mit Salzsäure zerfällt die Baumwolle zu Pulver, welches nachher mechanisch entfernt wird, entweder durch Waschen mit Wasser, oder durch Ausklopfen im trockenen Zustande. (Journal de Pharmacie, August 1857, S. 123.) Ueber die Zerstörung von Baumwolle und Leinen in gemischten Wollenzeugen; von Prof. Böttger. Handelt es sich darum, Baumwolle und Leinen in alten abgetragenen gemischten Wollenstoffen, unbeschadet der Wolle (etwa behufs einer Benutzung der letztern zu sogenannter Kunstwolle), gänzlich zu zerstören, so zeigt sich hierzu die concentrirte Schwefelsäure im hohen Grad geeignet. Aus dem Verhalten derselben zur Baumwolle in Leinengeweben, bei der bekannten Leinwandprobe, war zu schließen, daß, da erfahrungsgemäß Schafwolle von concentrirter Schwefelsäure bei gewöhnlicher Temperatur nicht corrodirt wird, diese Säure ein brauchbares Mittel abgeben werde, den genannten Zweck zu erreichen. Dem ist in der That so. Ueberschüttet man zu dem Ende die gehörig sortirten wollenen, zum Theil mit Leinen und Baumwolle untermischten, völlig getrockneten Lumpen in einem bleiernen oder gußeisernen wohl zu bedeckenden Gefäße mit concentrirter Schwefelsäure in der Art, daß dieselben durch und durch von Säure imprägnirt erscheinen, und überläßt sie so beiläufig 10 bis 15 Minuten sich selbst, so findet man, daß alles Leinen und alle Baumwolle zerstört und in eine kleisterähnliche Masse verwandelt, dagegen die Wolle völlig erhalten ist. Preßt man nun von dem feuchten Magma die überflüssige Säure sorgfältig ab, wirft die etwas auseinander gerissene Masse sodann portionweise mittelst eines gabelförmig gestalteten Eisens in eine größere Menge kalten Wassers, wäscht sie darin, unter jeweiligem Erneuern des Wassers, oberflächlich einigemal aus, und überschüttet sie dann schließlich noch mit einer verdünnten Lösung von Soda, so sieht man die Wolle, in Folge der hierbei tumultuarisch entweichenden Kohlensäure, sich lockern und zugleich in einen Zustand versetzt, in welchem sie sofort zu dem oben angedeuteten Zweck verarbeitet werden kann. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. für 1856–1857.) Bralle's Verfahren, Hanf zu rösten. Dieses seiner Zeit außerordentlich gerühmte Verfahren, welches wir dem 12. Bande des Magasin encyclopédique entnehmen, besteht in Folgendem. Man erhitzt Wasser bis auf 72 bis 75° R. und löst darin Schmierseife (grüne Seife) in dem Verhältniß zu den zu röstenden Hanfstengeln wie 1 : 48 auf. Die Quantität Wasser, welche man nöthig hat, beträgt 14 Theile auf 1 Theil Hanfstengel. Den Hanf bringt man in das genannte bis auf den bezeichneten Temperaturgrad erhitzte Seifenwasser, deckt das Gefäß, worin die Procedur vorgenommen wird, zu und läßt hierauf das Feuer ausgehen. Zweistündiges Verweilen in dem Seifenbade ist zur Röstung hinreichend. Dieses Rösten kann in demselben Bad viele Male hintereinander verrichtet werden, wenn man nur jedesmal die erforderliche Menge Seife hinzufügt und das Bad stets auf den angegebenen Grad erhitzt. Wenn die Hanfbündel aus dem Bade kommen, bedeckt man sie mit einer Strohmatte, damit sie allmählich erkalten, ohne ihre Feuchtigkeit zu verlieren. Den folgen Tag breitet man die Bündel auf einer Tenne aus und schiebt die Bänder bis gegen die Spitze der Stengel zurück, hierauf läßt man mehreremale eine steinerne oder beschwerte hölzerne Walze darübergehen, um sie platt zu machen und die Faser vorzubereiten, sich leicht von den Scheben zu trennen, was vermittelst einer Flachsbreche geschieht und sowohl im feuchten wie im trocknen Zustande sehr gut erfolgt. Der feucht gebrochene Hanf wird bündelweise an der Spitze zusammengebunden und diese Bündel dann auf einem Rasen ausgebreitet. Man wendet sie um und bringt sie nach 6 bis 7 Tagen ins Magazin. Auch der Hanf, den man trocken brechen will, muß, nachdem er gewalzt worden, auf den Rasen gelegt werden, dieß ist durchaus nothwendig, um die Faser zu bleichen und die Absonderung der Scheben zu erleichtern. Diese hier gegebenen Vorschriften sind das Resultat einer großen Anzahl von Versuchen. Das Rösten erfolgt um so schneller, je näher das Seifenbad beim Eintauchen des Hanfes dem Siedepunkte war. Läßt man den Hanf länger als zwei Stunden rösten, so kann man die Hanffaser zwar ebenfalls noch sehr gut von den Scheben befreien, aber sie nimmt eine dunklere Farbe an und verliert etwas an ihrer Stärke. Bringt man den Hanf gleich anfangs in das noch kalte Seifenbad und erhitzt es zusammen bis auf den angegebenen Temperaturgrad, so geschieht das Rösten minder vollständig, wie stark man das Bad nachher auch erhitzen möge. Wenn man die Hanfbündel senkrecht in das Bad stellt, so erfolgt das Rösten gleichförmiger als bei waagrechter Schichtung. Der Röstproceß kann übrigens sehr wohl auch in Fässern verrichtet werden, in welchen man den Hanf auf die angedeutete Weise zurecht legt und dann das siedende Seifenwasser hineinlaufen läßt. Auf solche Art erhitzt man ein neues Bad in einem besonderen Kessel, während man ein zweites und drittes Faß bereit macht, und so läßt sich diese Arbeit wechselweise mit Leichtigkeit ausführen. Die beschriebene Methode hat den Vortheil, daß das Rösten in jeder Jahreszeit geschehen kann, daß man Zeit und selbst Kosten erspart, daß man mehr gehechelten Hanf erzielt, und daß dadurch endlich die Nachtheile verhindert werden, welche das Rösten auf die gewöhnliche Art durch Verderbniß der Luft und des Wassers auf Menschen und Thiere hervorbringt. F. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1858, Nr. 7.)