Titel: | Lumpen-Kochapparat von John Robertson. |
Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. IX., S. 29 |
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IX.
Lumpen-Kochapparat von John Robertson.
Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Bd.
II S. 135.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Robertson's Lumpen-Kochapparat.
Das Februarheft des Practical Mechanic's Journal d. J.
theilt einen Apparat zum Auskochen und Reinigen der Lumpen, welche zur
Papierfabrication verwendet werden sollen, mit.
Die ganze Einrichtung dieser Dampfkoch-Vorrichtung ist als eine recht
zweckmäßige und empfehlungswürdige zu bezeichnen, da das Füllen und Entleeren des
Kochgefäßes auf eine einfache und bequeme Weise, und das Durcharbeiten der Füllung
mit der Lauge, unter Einwirkung von Wasserdampf bis zur Temperatur des Kochens,
recht kräftig und innig bewerkstelligt werden kann.
Der Apparat besteht aus zwei, concentrisch in einander steckenden, cylindrischen
Trommeln von Eisenblech, deren ringförmige Hülle den Raum bildet, in welchen der
Dampf eingeleitet und aus welchem er möglichst vollständig vertheilt zu dem inneren
Raum, welcher die Lumpen und Lauge enthält, geführt wird. Diese cylindrische Trommel
ist an beiden Enden mit nach Außen vorstehenden Flantschen von gleichem Durchmesser
versehen und ruht mit denselben in horizontaler Lage auf zwei Paar
Antifrictionsrollen, welche, durch Wellen und Zahnräder verbunden, von einer
Triebwelle rotirende Bewegung empfangen. Die eine verticale Stirnwand dieser Trommel ist
durch einen gewölbten Boden fest geschlossen, die gegenüber liegende dagegen durch
einen ebenfalls gewölbten, beweglichen Deckel zu verschließen und zu öffnen. Boden
und Deckel sind von Eisenblech, und durch den ersteren mündet in Richtung der
Mittelachse der Trommel mittelst einer Stopfbüchse ein Rohr ein, welches den
Wasserdampf oder die Lauge in die Trommel einleiten soll. Zu diesem Zwecke schließen
sich außerhalb an dieses Rohr zwei Röhren an, ein Dampf- und ein
Lauge-Zuführungsrohr, welche durch zwei besondere Hähne oder einen
Zweiweg-Hahn abwechselnd in Communication mit dem ersteren Rohre und durch
dasselbe mit der Trommel gebracht, oder ganz abgesperrt werden können. Der
bewegliche Deckel kann behufs Entleerung und Füllung mittelst einer Laufkatze
entfernt werden, sobald er daran aufgehängt und seine Verbindungsschrauben mit dem
Flantsch gelöst worden sind.
Die Construction liegender, rotirender Trommeln als Lumpenkoch- und
Waschapparat ist nicht neu, sondern schon mehrfach in Ausführung gekommen, aber
bisher wurden dieselben mit Achsenzapfen versehen und diese von Lagerungen gehalten.
Alsdann war aber die Füllungs- und Entleerungsoperation nicht so bequem
auszuführen wie hier, weil nicht der ganze innere Raum der Trommel auf einmal frei
und zugänglich gemacht werden konnte.
Fig. 21 ist
zur Hälfte eine Ansicht, zur Hälfte ein Vertical-Durchschnitt in der
Längenrichtung;
Fig. 22 ist
die Frontansicht in der Richtung der Achse, zur Hälfte mit geschlossenem, zur Hälfte
mit fortgenommenem Deckel.
Zwei gußeiserne Lagerständer a, a u. a', a' ruhen auf dem Fußboden und sind daran
festgebolzt. Dieselben tragen in darauf angebrachten Lagern b, b die Wellen c und c, sowie das eine Ende der treibenden Welle e,
e. Das andere Ende der letzteren ruht in dem Lager g eines in der Wand eingemauerten Kastens. Die von der Betriebsmaschine in
Umdrehung gesetzte Welle e überträgt durch gezahnte
Räder h und d die Bewegung
auf die Welle c, welche mit zwei Rollen i, i versehen ist. Mit gleichen Rollen ist die Welle c ausgerüstet, und auf diesen zwei Paar Rollen ruhen die
kreisförmigen Flanschen der Trommel k des Kochgefäßes.
Die Reibung, welche zwischen den umgetriebenen Rollen i,
i und den Flantschen durch das Gewicht der Trommel hervorgerufen wird,
versetzt die Trommel in rotirende Bewegung, und demzufolge wird das zweite
Rollenpaar mit seiner Welle c mit rotiren.
Das Kochgefäß k ist aus Kesselblech zusammengenietet, und
die gußeisernen Flantschringe sowie der kugelcalottenförmige Boden l sind durch Nietung daran befestigt. Der sich gegen den
Flantsch n legende und durch Schrauben daran zu
befestigende Deckel in, welcher wie der Boden l aus
Blech geformt ist, greift zur Vermehrung des dichten Schlusses mit einem abgedrehten
Ansatz in den Cylinder k hinein. Concentrisch zu dem
letzteren und innerhalb desselben ist ein zweiter Cylinder o angebracht, welcher aus siebförmig durchlöchertem Eisenblech gebildet
und durch mehrere Stehrippen mit dem Cylinder k in feste
Verbindung gebracht ist.
In dem Innern des Cylinders o sind Blechstreifen p, p, p u.s.w. angebracht, welche dazu dienen, bei der
Rotation die Lumpenmasse aufzureißen und umzuwenden, sowie die alkalische Lauge
theilweise mitzunehmen und über die Lumpenmasse zu ergießen.
Der in dem Boden l befestigte Theil q der Stopfbüchse, welcher das Dampf- und
Lauge-Zuführungsrohr t einleiten soll, bildet im
Inneren die zur Verpackung und Dichtung des letzteren dienende Spur, welche durch
den Preßring geschlossen ist. Weiter im Inneren der Trommel bildet dieser
Stopfbüchsentheil eine hohle kugelförmige Kammer r, in
welche das Zuführungsrohr einmündet. Von dieser Kammer r
gehen drei schwache Vertheilungsröhren s, s, s aus und
erstrecken sich etwa bis zur halben Länge in den Zwischenraum beider Trommeln k und o.
Der zugeführte Dampf oder auch die Lauge, welche durch den Dampfdruck in die Trommel
eingetrieben werden soll, muß sich also durch die siebförmigen Oeffnungen der
inneren Trommel o vollständig vertheilen und bläst auf
die Lumpenmasse ein, dieselbe recht vielfach bei langsamer Umdrehung berührend.
Zum Ablassen der schmutzigen Flüssigkeit und des Ausspülwassers dienen die Hähne f und f'.
Dem Zuführungsrohre t schließen sich außerhalb der
Trommel die Röhren w und u
an, von welchen das erstere als Zuleitungsrohr der Lauge, das letztere als Dampfrohr
dienen kann. Der Hahn v sperrt die Leitung von w nach t ab; für Absperrung
des Dampfrohres u müßte alsdann noch ein besonderer Hahn
angeordnet werden, oder der Hahn v als Zweiwegbahn
eingerichtet und auf die Kreuzstelle beider Röhren w und
u gelegt werden.
Zwei Hängeschienen y bilden eine Laufkatze, welche
mittelst Rollen auf einem Träger x, x verschoben werden
kann. Die Schienen y tragen unten eine Spannschraube z, welche eine offene Oese bildet. Diese kann mit einem
an dem Deckel m befestigten Haken in Verbindung gebracht
werden. Ist die Spannschraube bei z fest angezogen und
werden die Flantschschraubenmuttern des Deckels in gelöst, so kann der letztere
mittelst der Laufkatze fortgeschoben und zur Zeit gewendet werden, so daß er bei den
Füllungs- und Entleerungsarbeiten nicht hinderlich ist.
Derartige Trommeln werden zweckmäßig in Dimensionen von 6 Fuß Durchmesser und 9 Fuß
Länge ausgeführt und drehen sich etwa in 3 Minuten einmal um.
L. D.