Titel: C. Watson's Ventilatoren für Gebäude und Schiffe.
Fundstelle: Band 149, Jahrgang 1858, Nr. XCIX., S. 355
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XCIX. C. Watson's Ventilatoren für Gebäude und Schiffe. Aus dem Mechanics' Magazine, April 1858, S. 341. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Watson's Ventilatoren für Gebäude und Schiffe. Diese patentirten Ventilatoren, welche sich für Gebäude aller Art eignen und in neuerer Zeit auf vielen Schiffen der englischen Marine eingeführt worden sind, haben eine sehr einfache Construction. Sie bestehen aus einer einzigen Röhre, die ihrer Länge nach in zwei Canäle getheilt ist, der eine für die niedersinkende frische Luft, der andere für die aufsteigende verdorbene Luft. Diese getheilte Röhre geht durch das Dach des Gebäudes und bildet eine directe Communication von der Decke des zu ventilirenden Zimmers aus nach der äußeren Luft, oder sie erstreckt sich bei mehrstöckigen Gebäuden durch die Seitenmauer. Die einfachste und dabei sehr zweckdienliche Form des Ventilators ist die in Fig. 28 dargestellte. Derselbe besteht hier aus einer verticalen Röhre A, deren Durchmesser sich nach der Größe des zu ventilirenden Raumes richtet. Diese Röhre ist durch eine bis an den Deckel C sich erstreckende Scheidewand B der Länge nach in zwei Canäle getheilt. Der Deckel C umgibt das obere Ende der Röhre bis zu einiger Tiefe, um dasselbe gegen Regen und Wind zu schützen. Jeder der beiden Canäle enthält unten eine Regulirungsklappe D. Beide Klappen werden mit Hülfe einer Schnur gleichzeitig geöffnet oder geschlossen. Die beschriebene Anordnung veranlaßt eine so starke Neigung zur Bildung zweier Strömungen, einer aufwärts- und einer abwärtsgehenden, daß dieselben unmittelbar nach Herstellung beider Canäle entstehen und ein sehr geringer Unterschied zwischen beiden Canälen hinreicht, um ihre Richtung zu bestimmen. Einmal erzeugt, bleiben beide Strömungen regelmäßig und ununterbrochen in Gang, indem durch die respectiven Temperaturen beider Ströme die eine Seite des Ventilators beständig erwärmt, die andere Seite abgekühlt wird. Um im Voraus festzusetzen, welches die aufsteigende Seite ist, und um eine Störung der Strömungen durch zufällige Umstände zu verhüten, ist die aufsteigende Seite des Ventilators innerhalb des Deckels etwas höher hinaufgeführt, als die andere Seite. Indem man die Dimensionen der Röhre oder die Anzahl der Ventilatoren nach der Anzahl der Personen, der brennenden Gaslichter oder anderen eine Ventilation erfordernden Umständen einrichtet, läßt sich ein Gebäude nach vorliegendem System vollkommen ventiliren, so vollgepfropft es auch seyn mag, ohne daß Jemand durch schlechte Luft, Hitze oder Zugluft im Mindesten belästigt wird. Die Regulirung der Luftströmung in die Zimmer oder aus denselben steht so vollkommen unter der Controle dieses Apparates, daß der für eine große Anzahl von Personen erforderliche Grad der Ventilation in wenig Minuten bis zu dem für eine kleinere Anzahl nothwendigen Betrag vermindert werden kann. Es läßt sich somit das Gebäude sowohl bei kaltem als bei warmem Wetter in einer behaglichen Temperatur erhalten. In besonderen Fällen wird die ventilirende Röhre, wie Fig. 29 zeigt, mit Erfolg in etwas gebogener Form angewandt, wenn es sich darum handelt, die untere Abtheilung eines hohen Gebäudes zu ventiliren. Die Röhre endigt sich alsdann dicht an der äußeren Mauer 10 bis 20 Fuß über der Decke des zu ventilirenden Raums. Eine andere Modification dieses Systems stellt Fig. 30 dar, wo sämmtliche Stockwerke eines Hauses nach einem Treppenhaus hin ventilirt werden, an dessen oberem Ende ein senkrechter Ventilator angebracht ist. Die Communication von den Zimmern aus geschieht mittelst einer oberhalb der Thür angebrachten, in Fig. 31 besonders abgebildeten Oeffnung, welche durch eine schräge Scheidewand D in zwei Canäle getheilt ist. Der obere dieser Canäle führt die erwärmte Luft heraus, der untere läßt die frische Luft herein. Bei Auswandererschiffen haben solche Ventilatoren zur Ventilation der Zwischendecke eine sehr wichtige Anwendung gefunden, eben so bei größeren Dampfschiffen zur Ventilation des Maschinenraums.

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