Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 149, Jahrgang 1858, Nr. , S. 154
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Miscellen. Miscellen. Versuche mit hochgespannten Wasserdämpfen; von Carl Kohn. Nach mehrfach vorgenommenen Versuchen über hochgespannte Wasserdämpfe, deren Wirkung und übrige Eigenschaften, soll insbesondere hier folgendes Resultat eines Versuches bekannt gegeben werden: Die abgeführten Versuche mit sehr hoch gespannten Dämpfen, d. i. mit Dämpfen in der Spannung von 50 bis 100 Atmosphären, zerfallen hauptsächlich in drei Gattungen, als: 1) Versuche in Bezug auf den Verbrauch der Wärmemenge, 2) in Bezug auf Geschwindigkeit der erzeugten Dämpfe, und 3) in Bezug auf Totalwirkung derselben in Dampfmaschinen verwendet. Die Versuche 1 und 2 sind nicht nur sehr schwierig, sondern erfordern auch viel Zeit; es wurden daher zuerst die unter 3. angezeigten Versuche vorgenommen. Zu diesen Versuchen diente ein besonders angefertigter kleiner Dampfkessel mit einem Sicherheitsventil, einem Ausströmungsrohre mit Ventil, einem Wasserstandsglase und einem Speiserohre. Der Kessel war sammt den halbkugelförmigen Enden 33'' lang, 9'' im Diameter, und aus 5''' dickem Eisenbleche ausgeführt; der 24'' lange cylindrische Mittelkörper war geschweißt; die beiden 4 1/2'' tiefen, also 9'' Durchmesser haltenden, halbkugelförmigen Vorköpft waren aufgenietet und hart verlöthet; dieser Kessel wurde einer Wasserprobe von 200 Atmosphären seiner Haltbarkeit wegen, und einer warmen Oelprobe von ebenfalls 200 Atmosphären seiner Dichtigkeit oder Porosität wegen, unterzogen; beide Proben bestand derselbe befriedigend. Der Kessel wurde mit einem unverhältnißmäßig großen Ventile versehen, es hatte nämlich 3'' Durchmesser mit unmittelbarer Belastung von 4475 Pfd, 50 Atmosphären als niedrigster Dampfspannung für die ersten Versuche entsprechend, und war mit einem Quecksilber-Manometer, bis zu 200 Atmosphären dienstbar, versehen; das Abströmungsrohr von Eisen hatte 6''' Durchmesser und 4''' Wanddicke, und war mit einem Schraubenventil eingerichtet. Mit dem Kessel war in Verbindung ein Wasserstands-Glas und eine kleine Force-Pumpe von 5''' Kolbendurchmesser für Handbetrieb. Der Kessel faßte beim gehörigen Stande 1262 Kubikzoll Wasser, und einen Dampfraum von 631,9 Kubikzoll. Die Feuer- oder Heizfläche betrug 620 Quadratzoll, also nach gewöhnlichen Bemessungen für 1/4 Pferdekraft. Der Kessel wurde in einen feuerfesten Windofen gesetzt und mittelst Kohks bei Anwendung eines Ventilator-Gebläses erhitzt. Das Dampfleitungsrohr wurde in den Steuerkasten einer Dampfmaschine für 6 Pferdekräfte eingeführt, und sofort Dampf von dem vorgesetzten niedersten Drucke, von 50 Atmosphären, erzeugt. Das am Dampfcylinder von 8'' Bohrung und 2' Hub angebrachte Hochdruckmanometer von Schäffer zeigte nach circa 20 Secunden nahezu 30 Atmosphären, während jenes am Kessel angebrachte 50 1/4 zeigte; das Spiel der Maschine begann und die Dampfentwickelung kam herab auf 36 Atmosphären, und das Abblasen des Sicherheitsventils hörte gänzlich auf; nachdem die Maschine 22 Hube vollbracht hatte, zeigte das Cylinder-Manometer 46 Atmosphären und jenes am Kessel 49 1/2. Das Gebläse wurde verstärkt, eben so die Speisung und nach circa 2 Minuten stellte sich die Dampfentwickelung auf eine konstante Spannung von 52 Atmosphären, während jene im Cylinder 49,5 Atmosphären hatte, und ein regelmäßiges Abblasen es Sicherheitsventils eintrat. Die Dampfeinströmung mußte schnell vermindert werden, damit die normale Geschwindigkeit der Maschine 50 Hube per Minute bleibe. Unter diesen Ergebnissen wurde die Speisung des Kessels mit Wasser regelmäßig nach je 2 Minuten vorgenommen und zwar mußte sie mit Wasser von 79° Reaumur Temperatur vorgenommen werden, um die obige Spannung constant zu erreichen. Nach diesen Bedingnissen wurde die Maschine durch 1 1/2 Stunden im constanten Gange erhalten. Diese Thatsache gibt der Vermuthung Raum, daß bei Locomotiven sehr kleine aber starke Kessel verwendet werden könnten. Der Wasserstand im Glase ist bei einer Spannung von 52 Atmosphären oder 663 Pfund auf den Quadratzoll, so unbeweglich wie eingefroren geblieben, und veränderte sich selbst auch dann nicht, wenn der ganze Ofen sammt Kessel geneigt wurde; es wurde in Folge dieser auffallenden Erscheinung das Glas einigemal (mit Gefahr) abgelassen, um sich von dessen freiem Spiele zu überzeugen. Der abgeblasene Dampf wird erst 1' oder dem Ventile sichtbar, am Ventile selbst und 10 bis 12'' höher ist er völlig unsichtbar, nur beim Einbringen eines kalten Körpers in diesen Raum wird der Dampf sichtbar; ein hineingehaltener eiserner Schraubenschlüssel wurde mit Heftigkeit aufwärts getrieben. Das durch Abblasen entstehende Geräusch steigert sich bis zur Spannung von 50 Atmosphären sehr bedeutend, bei weiterer Zunahme der Spannung wird das Geräusch wieder viel schwächer. Bei einer Spannung von 76 Atmosphären oder 969 Pfund Druck für den Quadratzoll, bleibt der ausgeblasene Dampf vom Ventile ab bis zur Höhe von 36'' über demselben unsichtbar, und beginnt erst über dieser Höhe in Gestalt von intensiv weißen glänzenden Haufenwolken sichtbar zu werden. Die Dampfentwickelung mit einer Spannung von 50 Atmosphären aufwärts geht mit ungeheurer Heftigkeit vor sich, so z.B. muß bei der Spannung von 76 Atmosphären das Feuer viel sorgfältiger gehandhabt werden, als es bei jener von 50 erforderlich ist, um nicht schnell auf 80 oder 90 hinaufzukommen. Die Erscheinungen über die unter 1. und 2. aufgeführten Versuche folgen seiner Zeit. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereins, 1857, Nr. 24.) Probefahrt mit einer Arnoux'schen Locomotive. Für die Eisenbahn nach Orsay hat Arnoux eine achträderige Locomotive mit beweglichem Gestelle gebaut, welche im Auftrage des französischen Ministeriums für Handel und Gewerbe durch die Ingenieure Mary, Avril und Lechatelier geprüft und günstig beurtheilt worden ist. Die beiden Paare Treibräder sitzen auf zwei 1,58 Meter auseinander stehenden Achsen und sind gekuppelt. Sie haben 27 Centimeter breite ebene Bandagen ohne Rand. Die Cylinder liegen außerhalb. Die vier anderen Räder sind Leiträder und werden durch Leitrollen nach dem Arnoux'schen System geführt. Die Maschine führt Wasser und Kohks bei sich, wiegt 31 bis 32 Tonnen und ruht mit 6000 Kilogrammen Druck auf den Treibrädern. Bei der Probefahrt am 19 Mai vorigen Jahres zog die Maschine einen Zug von 38 Wagen von 171 Tonnen Gewicht, so daß das ganze Gewicht inclusive Locomotive 203 Tonnen betrug. Der Weg von Bourg-la-Reine nach Orsay wurde in 22 Minuten, der Rückweg in 20 Minuten zurückgelegt, was bei 14 Kilometer Länge eine Geschwindigkeit von resp. 40 und 42 Kilometer pro Stunde gibt. Auf dieser Route sind Steigungen von 3 bis 7 Millimeter pro Meter zu ersteigen und hinabzufahren, was sich nur durch eine geringe Ab- und Zunahme der Geschwindigkeit verrieth. Die Curven wurden ohne alle Störung und Verminderung der Geschwindigkeit durchlaufen, obgleich die Contrecurve bei Palaiseau nur 100 Meter Radius und 270 Meter Länge hat. Es folgt hieraus, daß diese Locomotive mit nahe bei einander liegenden Treibachsen trotz der gekuppelten Räder für sehr starke Curven eben so gut tauglich ist und eben so viel leistet, als gewöhnliche Locomotiven mit 4 gekuppelten Rädern auf gewöhnlichen Bahnen, daß die Treibräder mit breiten Radbandagen ohne Rand und Leitrollen die Curven eben so sicher und mit weniger Widerstand durchlaufen, als die gewöhnlichen Treibräder, daß selbst sehr lange Züge ohne Schwierigkeit Curven von 100, ja von 25 Meter Radius durchlaufen können, und endlich, daß man auch zwei solche Maschinen, wie auf der Victor-Emanuel-Eisenbahn, mit ihren Feuerkasten gegen einander gestellt zusammenkuppeln könnte, um ausnahmsweise starke Leistungen zu erzielen. (Aus dem Civilingenieur, 1858, Bd. IV S. 29.) Heizkraft messingener und eiserner Rauchröhren. In der Institution of Mechanical Engineers ist unlängst durch G. Tosh eine Discussion über die vergleichsweise Heizkraft messingener und eiserner Rauchröhren hervorgerufen worden, welche weitere Beachtung zu verdienen scheint. Das American Railroad-Journal tritt nämlich der Ansicht, daß kupferne Rohre, der höheren Wärmeleitungsfähigkeit des Kupfers wegen, vortheilhafter seyen als eiserne, entschieden entgegen und veranlaßte G. Tosh, mit einem freilich etwas unvollkommenen Apparate, directe Versuche hierüber anzustellen. Er ließ zwei 6 Zoll weite, 2 Fuß lange cylindrische Gefäße mit einem 2 Zoll weiten Rauchrohre von der Blechstärke Nr. 14 nach der Blechlehre anfertigen, und zwar war bei dem einen Gefäße das Rauchrohr von Eisen, bei dem andern von Messing. Die Gefäße wurden mit Wasser von gleicher Beschaffenheit und Temperatur gefüllt und über einer Gasflamme abwechselnd gleich lange aufgestellt, so daß man die in gleichen Zeiten durch dieselbe Wärmemenge verdampfte Wassermenge leicht erhalten konnte. Nachstehendes Täfelchen zeigt, wie viel Zoll Wasser in gleichen Zeiten verdampft wurden.   Metall derRauchröhren.                   Verdampftes Wasser in Zollen.                                Versuchsnummer.    1    2    3    4    5    6    7    8 Mittel. Messing 2 3/4 2 1/2   2 1/8   3 3 1/4 3 1/4 3 2 1/2 Eisen 1 5/8   3/8   2 1 1/2 2 5/8   2 3/4   2 3/4   2 1/4   2 Im Mittel verdampft also das messingene Rauchrohr 25 Proc. mehr Wasser, als das eiserne. Ein kupfernes Rauchrohr ergab sogar eine um 56 Procent höhere Verdampfungskraft. Johnson bezweifelt die Zuverlässigkeit dieser Angaben, da ihm eigene Beobachtungen an einem 160pferdigen Dampfkessel keine Differenz gezeigt hatten, und Prof. Rankine weist auf Versuche von R. Napier hin, welche nur eine geringe Differenz von 3 bis 5 Proc. ergaben, so wie darauf, daß hierbei sehr viel auf den Zustand der äußeren und inneren Oberfläche der Röhren ankomme. (Aus dem Civilingenieur, 1858, Bd. IV S. 30.) Mittel, um Stein- oder Ziegelmauern vor Erdfeuchtigkeit, und Gyps vor den Wirkungen der Nässe zu schützen. In Indien bedient man sich zur Erreichung dieses Zweckes eines Putzes, der sich als vollkommen dauerhaft bewährt hat, wie man aus einem Beispiel an der Kathedrale von Madras findet, deren Putz seit 49 Jahren hergestellt ist und sich in einem ausgezeichnet guten Zustande befindet. Der dazu verwendete Mörtel besteht aus 1 Theil Kalk und 1 Theil schönem Flußsand, die vollkommen mit Wasser angemacht und tüchtig durchgearbeitet werden. Der Mörtel wird je nach dem Bedürfniß in ein, zwei oder drei Schichten angeworfen; bevor dieß aber geschieht, wird die Mauer mit einer Kelle abgekratzt, vollständig gereinigt und dann mit Wasser benetzt. Ist die Mauer gehörig vorbereitet, so ertheilt man dem Mörtel die erforderliche Consistenz durch Wasser, in welches Jaghery (ein brauner, sehr harter Zucker) in dem Verhältnis von 225 Grm. Zucker auf 4 1/2 Liter Wasser aufgelöst wurde. Man trägt ihn nur mit der Kelle in einer Stärke von beiläufig 14 Millimeter auf und ebnet ihn mit einem hölzernen Reibebret so lange, bis er eine ganz gleiche Oberfläche bildet. Der Mörtel für die zweite Schicht besteht aus 3 Theilen Kalk und 1 Theil reinen weißen Sandes; diese Schicht wird zwei Tage nach der ersten aufgetragen, während diese noch feucht ist. Zu der dritten Schicht nimmt man 4 Theile Kalk und 1 Theil weißen Sand und trägt ihn einen oder zwei Tage nach der früheren Schicht auf, die nun Zeit gehabt hat zu trocknen. Um Gyps vor den Einflüssen der Witterung zu schützen, gebraucht man folgende Composition: 3 Theile gekochtes Leinöl, 1/6 von dem Gewicht des Oels Silberglätte (Bleioxyd) und 1 Theil Wachs. Die Flächen, welche man anstreichen will, müssen vollkommen trocken seyn, worauf die Mischung in heißem Zustande mit einem groben Pinsel aufgetragen wird. (Beilage zu Förster's allgemein. Bauzeitung, Bd. VI S. 158.) Ueber die Anwendung des sogenannten Löthfettes. Das Löthfett besteht aus einer zusammengeschmolzenen Mischung von Colophonium und Talg, in welche man etwas zerstoßenen Salmiak eingerührt hat. Es verdient dem unvermischten Colophonium vorgezogen zu werden, weil es sich leicht wieder von der gelötheten Stelle wegwischen läßt, wogegen jenes mit dem Messer abgekratzt werden muß, wobei zuweilen die Verzinnung beschädigt wird. Man wendet es in der Art auf Weißblech an, daß man die über einander gelegten Ränder mit dieser Mischung bestreicht und dann mit dem Löthkolben überfährt, nachdem dieser an ein Stück Zinnloth gehalten worden ist. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1858, Nr. 14.) Erfahrungen über die Darstellung des geschmolzenen Cyankaliums; von Dr. G. C. Wittstein. Dieses seit einer Reihe von Jahren in ausgedehntem Grade technisch benutzte Salz wird nach Liebig bekanntlich auf die Weise bereitet, daß man 8 Theile gelbes Blutlaugensalz fein pulvert, scharf austrocknet, mit 3 Theilen kohlensaurem Kali vermengt, das Gemenge in einem Tiegel schmelzt und ausgießt. Ich habe dieses Salz sehr häufig dargestellt und dabei manche praktische Erfahrung gemacht, deren Kenntniß für das Gelingen der Arbeit nicht unwichtig ist. Zunächst hat man zu beachten, daß beide Ingredienzien möglichst entwässert angewendet werden, weil sonst ein Theil des Cyans durch Bildung von Ammoniak und Kohlensäure verloren geht. Anfangs glaubte ich, daß zur Schmelzung nur ein irdener (hessischer) Tiegel zu gebrauchen sey; da aber fast für jede Schmelzung ein neuer derartiger Tiegel erforderlich war, so versuchte ich es bald mit einem gußeisernen Tiegel, und fand einen solchen ganz zweckentsprechend, nämlich leicht zu reinigen und daher für viele Operationen anwendbar. Das Eintragen des Salzgemenges in den Tiegel hat löffelweise und nicht eher zu geschehen, bis derselbe schwach roth glüht. Ist alles im Tiegel und geschmolzen, so taucht man von Zeit zu Zeit einen Glasstab oder eisernen Spatel in die Masse und zieht ihn sogleich wieder heraus, sieht das daran hängen Gebliebene nach dem Erstarren weiß porzellanartig aus, so ist die Operation nahezu oder ganz fertig. Um nun aber über diesen Zeitpunkt, nämlich den des Ausgießens der Masse, ganz sicher zu seyn, schöpft man mit einem vorher ein paar Sekunden lang über dem Feuer gehaltenen eisernen Löffel etwas von der Flüssigkeit aus und besichtigt dieselbe: erscheint sie ganz klar, so ist sie fertig, gegentheils muß noch erhitzt werden. Mit dem Ausgießen selbst muß man so lange warten, bis das Kochen aufgehört hat, damit die ausgeschiedenen Flocken des metallischen Eisens nicht in der Flüssigkeit suspendirt bleiben, sondern sich am Boden ablagern können. Zu diesem Zwecke zieht man entweder den Tiegel aus den Kohlen und hält ihn nur noch schwebend darüber, oder man entfernt einen Theil der Kohlen; ersteres läßt sich rascher bewerkstelligen, aber man hat auch hier wiederum nicht zu übersehen, daß die Abkühlung des Tiegels und seines Inhaltes nicht so weit gehen darf, daß der letztere anfängt auf der Oberfläche zu erstarren, denn dieß würde den doppelten Nachtheil haben, daß das Eisen zum Theil suspendirt und daß beim Ausgießen zu viel im Tiegel hängen bliebe. Erst nach mehrmaliger Wiederholung der Arbeit erlangt man hierin die nöthige Praxis, die um so wichtiger ist, als gerade von dem richtigen Zeitpunkte des Ausgießens das äußere Ansehen des Präparats und seine Verkäuflichkeit abhängt. Der Käufer, meist Laie in der Chemie, beurtheilt die Brauchbarkeit des Salzes nur nach der Farbe, verlangt daher dasselbe schneeweiß und weist das mit Eisentheilchen durchsetzte, graue zurück oder nimmt es nur, wenn man den Preis bedeutend herabsetzt. (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd. VII S. 191.) Volumetrische Bestimmung der Cochenille. Die häufigen Verfälschungen der Cochenille mit Schwerspath, Beinschwarz, Talk und Bleiweiß, mit schon erschöpften und wieder untergemischten Insecten haben mancherlei Prüfungsmethoden hervorgerufen, welche alle Manches zu wünschen übrig lassen. Dr. F. Penny schlägt eine neue vor (Report of the 25. Meeting of the British Association, September 1855, S. 68), welche zwar auch noch nicht alle Anforderungen erfüllt, aber doch vergleichsweise brauchbar und schnell ausführbar ist. Sie beruht auf der leichten Oxydation des rothen Farbstoffes in alkalischer Lösung mittelst rothen Blutlaugensalzes. Man behandelt 20 Gran Cochenille in gelinder Wärme mit 1 Unze Wasser und 1/2 Unze Kalilauge, fügt nach der völligen Losung des rothen Farbstoffes noch 1 Unze kaltes Wasser zu und läßt erkalten. In diese Lösung tropft man aus einem Alkalimeter von einer Lösung von 5 Gran reinen und trocknen Kaliumeisencyanids so lange bis die Lösung ihre Purpurfarbe verloren hat und gelbbraun geworden ist, was man am besten in herausgenommenenen Tropfen auf weißer Unterlage erkennt. Die Anzahl verbrauchter Grade des Alkalimeters bezeichnet den Werth der untersuchten Cochenille, wobei freilich vorausgesetzt wird, daß nichts anderes als der Farbstoff des Insects reducirend auf das Kaliumeisencyanid wirkt. Man weiß aber bis jetzt noch nichts von den Substanzen, welche Kali aus der Cochenille auszieht, und daher könnte diese Methode höchstens zu vergleichenden Versuchen mit ächter Cochenille dienen, nie für solche Cochenille die mit anderen in Kali löslichen organischen Substanzen verunreinigt ist. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1857, Bd. II S. 120.) Neue Methode Ricinusöl zu reinigen. Da das Ricinusöl des Handels oft schon durch schlechte Zubereitung verändert worden, noch häufiger aber ranzig vorkommt, in welchem Zustande es dann einen pikanten, scharfen, lange im Schlunde anhaltenden Geschmack besitzt, gelb und schleimig wird und einen voluminösen Absatz bildet, so hat M. C. Parvesi ein einfaches und zweckentsprechendes Reinigungsverfahren für dieses Oel ausfindig gemacht, das in Folgendem besteht: 1000 Theile Ricinusöl, 25 Theile gut gereinigte schwarze Knochenkohle und 10 Theile gebrannte Magnesia werden innig gemischt, unter öfterem Umschütteln 3 Tage lang einer Temperatur von 20 bis 25° Cels. ausgesetzt und endlich das Oel durch Fließpapier abfiltrirt. So gereinigtes Ricinusöl ist klar, beinahe farblos, von angenehmem Geschmack, ohne Geruch, sehr leicht in Alkohol löslich und verdickt sich erst bei einer weit niedrigeren Temperatur als das gewöhnliche Oel – alles Eigenschaften, die bei dem Oel, wie es im Handel vorkommt, sehr selten zu finden sind. (Aus Giorn. di farm. e di chim. di Torino, durch Archiv der Pharmacie Bd. CXLIV S. 67.) Fadenwachs für die Weberei; von Emil Kellermann. Ein Pfund gepulverter und mit 1/4 Pfund gepulvertem Talk gut gemischter Graphit wird in eine gleiche Gewichtsmenge zerlassenem, scharf heißem Bienenwachs, unter Umrühren, allmählich eingetragen. Dieses Fadenwachs ist nach dem Erkalten sogleich anwendbar. Ueber den Gebrauch desselben diene Folgendes. Die einzureibenden Fäden werden entweder eingespannt oder mit der einen Hand so fest gehalten, daß man den Wachsballen in der andern mit ziemlichem Druck hin- und herstreichen kann. Je kräftiger und anhaltender man streicht, desto leichter theilt sich das Wachs den Fäden mit, weil die sich entwickelnde Wärme zu Hülfe kommt. Beim Streichen nehme man nicht mehr wie circa 15 bis 20 Fäden auf einmal, sorge dafür, daß sie möglichst neben einander liegen und durch Aenderung der Lage zwischen den Fingern dem Wachs abwechselnd verschiedene Seiten bieten. Die Fäden, welche man beim Einreiben übergeht, werden sich bald durch Rauhwerden bemerkbar machen und man unterlasse nicht, hier bald nachzuhelfen. Außerdem ist es räthlich, die Ecken bei Harnisch-Einrichtungen, sowie die Puppen, wo diese gegen die Gitterstäbe reiben, nach Verlauf einiger Zeit noch einmal durchzustreichen. Nach dem Streichen mit dem Wachs schütte man kleine Partien von dem Pulver auf einen wollenen Lappen und überreibe das Ganze noch einmal. Das Resultat dieser Arbeit ist, daß sämmtliche dieser Art behandelte Schnüre oder Fäden völlig gegen durch Temperaturwechsel bedingte Dimensionsveränderungen und Durchreiben geschützt werden und ihre natürliche Weichheit behalten. Die Fäden nehmen an den Reibepunkten mit der Zeit einen schönen Metallglanz an und glätten sich außerordentlich. Außerdem hat man in Folge verminderter Reibung leichtere Weberei. (Deutsche Gewerbezeitung, 1858 S. 158.) Die Preßhefe und ihre Verfälschung. Die Preßhefe, welche mehrfach patentirt ist, wird gewöhnlich fabrikmäßig bereitet und in den Handel versandt. Solche Fabriken arbeiten namentlich in England, Frankreich, Schweden, Bayern, Flandern etc. Man wäscht die Hefe mit Wasser aus, preßt sie in Säcken, um alles Wasser daraus zu entfernen, breitet sie auf Leinwand aus, um sie entweder an der Luft oder an der Sonne oder in geheizten Räumen zu trocknen, oder auch wohl auf Platten von leicht gebranntem Gyps, der das Wasser einsaugt. Man wendet sie von Zeit zu Zeit um und zerkleinert die zu großen zusammengetrockneten Stücke. Im Handel kommen jetzt auch Hefenkuchen vor, die ursprünglich in Nordamerika bereitet wurden, aber bereits vielfache Nachahmung fanden. Diese Hefe wird folgendermaßen bereitet: Man mischt etwa 6 Loth Hopfen mit beinahe 4 Maaß heißem Wasser und 3 1/2 Pfd. Roggenmehl zusammen; sobald dieses heiße Infusum bis zur lauwarmen Abkühlung gekommen ist, setzt man 1/4 Maaß Hefe hinzu und läßt die Masse gähren. Am andern Tage fügt man noch 7 Pfd. Mais- oder Gerstenmehl (auch wohl Erbsenmehl) hinzu, knetet einen steifen Teig daraus, rollt diesen wie Kuchenteig in einen 1/2 Zoll dicken großen Kuchen, den man dann in kleinere (meist mit einem gläsernen Messer) abtheilt, die man in gewärmten Räumen oder an der Sonne unter häufigem Umwenden trocknet und in geschlossenen Gefäßen in den Handel sendet. Um diese Hefe zu gebrauchen, bricht man etwas davon ab, weicht es in heißem Wasser auf, läßt es 12 Stunden an einem warmen Orte stehen, und gebraucht es dann wie gewöhnliche Hefe. Man kann sich auf ähnliche Art selbst die Hefe aufbewahren, wenn man sie durch Stärkmehlzusatz in trocknen Kuchen verarbeitet und dann völlig austrocknet. – Unter dem Mikroskope erkennt man bei der Preßhefe oder dem Hefenkuchen immer neben den Gährungsbläschen noch die Stärkekörperchen der beigemischten Mehle. Mit dieser Preßhefe wird überhaupt ein ausgedehnter Betrug getrieben. Sie ist oft mit Kreide, Kartoffelstärke gemischt, oft besteht sie größtentheils aus Mehl. Man hat schon an 35 bis 40 Proc. Kartoffelstärke vorgefunden, und zwar in einer Hefe, welche einem Conditor geliefert war; in Frankreich fand ein Destillateur an 67 Proc. vor, und Chevallier hat in einer Hefenfabrik die Fässer mit Kartoffelstärke gefüllt vorgefunden. (Würzburger gemeinnützige Wochenschrift.) Naturgemäße Aufbewahrung von Eiern. Man hat allerlei Methoden zur Aufbewahrung von Eiern aufgefunden, allein keine genügt vollständig und dieß wohl aus dem Grunde, weil man die Hauptursache des Verderbens der Eier entweder nicht hinlänglich kennt, oder aber nicht genug im Auge behält. Es ist eine bekannte Sache, daß die Hühner in den Monaten Mai, Juni und Juli am meisten zur Brut geneigt und daß die im August und später gelegten Eier am haltbarsten sind. Diese Thatsache hat man sich dadurch zu erklären gesucht, daß man annahm, die Hitze wirke auf die Eier nachtheilig ein, was zum Theil richtig ist; allein nichts wirkt nachtheiliger auf die Erhaltung der Eier ein, als die Bruthitze. Die Landleute und Hühnerzüchter überhaupt machen darin den Hauptfehler, daß sie Hennen, welche zur Brut geneigt sind, nicht zeitig genug aus dem Hühnerhofe entfernen, wo sie jede Gelegenheit benutzen, auf die Eier zu sitzen, und daher kommt es. daß ein großer Theil der Eier unhaltbar ist, und die im August und hernach gelegten Eier werden deßhalb haltbarer, weil sich bis dahin der Bruttrieb verloren hat. Wer auch nur ganz kurze Zeit bebrütete Eier, die übrigens noch mehrere Tage lang verwendbar bleiben, nach irgend einer Methode aufbewahrt, wird bei ihrer Verwendung eine Menge derselben verdorben finden. Einsender, der eine sehr bedeutende Anzahl von Geflügel besaß, hat schon mehrere Winter hindurch Hunderte von Eiern aufbewahrt, ohne daß ihm auch nur ein einziges verdorben wäre; wer nachstehende Punkte beobachtet, wird die gleiche günstige Erfahrung machen. 1) Das Legnest muß an einem kühlen Ort gemacht werden. 2) Die Bruthennen müssen zeitig genug an einem wohlverwahrten Orte gesetzt, oder aus dem Hühnerhofe entfernt werden, bis sich der Bruttrieb vollständig gelegt hat. 3) Wer viel Geflügel hat, muß die frischgelegten Eier täglich mehreremale aus dem Neste holen. 4) Die Eier werden in einer Kiste, deren Deckel zum Theil offen bleibt, an einem kühlen, luftigen und trockenen Orte aufbewahrt und dem Alter nach sortirt. 5) Der Eiervorrath wird mit Anfang des Winters ohne alle Zubereitung in offenen Körben in einem Zimmer aufbewahrt, das zwar nie geheizt wird, aber doch eine so geschützte Lage hat, daß kein hoher Kältegrad darin eintreten kann. 6) Die Eier sind so in die Körbe zu legen, daß die ältesten oben und die letztgelegten unten zu liegen kommen. Natürlicherweise ist beim Verbrauche der Eier darauf zu sehen, daß die ältesten zuerst verwendet werden. Auf diese Art behandelte und aufbewahrte Eier sind sehr haltbar und bekommen nicht den geringsten Beigeschmack, der sich nach den sonst empfohlenen Aufbewahrungsarten den Eiern fast immer beigesellt. Reallehrer Kohler in Herrenberg. (Württemb. Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1858, Nr. 21.) Wirksames Mittel gegen Zahnweh. Indem wir hier ausnahmsweise, statt einer technischen Neuigkeit, unsere geehrten Leser auf ein neues sehr wirksames Mittel gegen Zahnweh (Nerven-Zahnweh) aufmerksam machen, glauben wir uns im Voraus ihres Dankes versichert halten zu dürfen, da wir aus eigener Erfahrung dasselbe nicht genug empfehlen können. Es wird nicht seinen Dienst versagen, wenn es angewandt wird, wie es von Dr. J. Schiel, dem wir es zu verdanken haben, im neuen Jahrbuch für Pharmacie Bd. IX S. 320 beschrieben worden. In ein sogenanntes Stengelglas oder in irgend ein Glas von nicht zu großer Weite wirft man ein Bäuschchen Baumwolle, das man mit Schwefelkohlenstoff getränkt hat und hält das Glas auf die Stelle des Gesichtes, die den schmerzhaften Zahn bedeckt. Nach wenigen Secunden entsteht ein lebhaft brennendes Gefühl, wobei die Haut leicht geröthet wird. In den meisten Fällen ist eine 10 bis 15 Secunden dauernde Einwirkung nach Beginn des brennenden Gefühls hinreichend, um den Schmerz zu beseitigen. Gewöhnlich verschwindet mit dem Brennen der Zahnschmerz wenige Secunden nach Entfernung des Glases, zuweilen ist jedoch nach Verlauf von 8 bis 10 Minuten eine wiederholte Anwendung erforderlich. Hat man kein Glas zur Hand, so kann man die betreffende Hautstelle mit dem mit Schwefelkohlenstoff getränkten Baumwollbäuschchen bis zum Entstehen des brennenden Gefühls betupfen; des nicht gerade angenehmen Geruches des Schwefelkohlenstoffs wegen ist diese letztere Methode jedoch weniger zu empfehlen, obgleich sie gelegentlich gegen Gesichtsneuralgien u.s.w. vortreffliche Dienste leistet. Der Schwefelkohlenstoff wirkt als Hautreizmittel manchmal fast unglaublich, und verdient mehr angewendet zu werden, als dieß bisher der Fall war. Der üble Geruch desselben ist übrigens nicht schwierig zu beseitigen, da die Substanz äußerst flüchtig ist. Das Auslüften eines Zimmers während weniger Minuten reicht hin, um jede Spur desselben zu entfernen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1858, Nr. 15.)