Titel: Jordan's Turbine, nach Henschel-Jonval, horizontale Aufstellung und mit sogenannter Schmierpresse versehen; von Professor Dr. Rühlmann.
Fundstelle: Band 150, Jahrgang 1858, Nr. III., S. 4
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III. Jordan's Turbine, nach Henschel-Jonval, horizontale Aufstellung und mit sogenannter Schmierpresse versehen; von Professor Dr. Rühlmann. Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1858 S. 159. Mit Abbildungen auf Tab. I. Jordan's Turbine. Bei einer vom königlichen Finanz-Ministerium angeordneten Wanderung durch diejenigen Districte des hannoverschen Oberharzes, welche von besonderer Wichtigkeit für die Bergmaschinenmechanik sind, wurde ich auf dem Puddel- und Hammerwerke Mandelholz nicht wenig durch eine Henschel-Jonval-Turbine überrascht, welche man zum Betriebe eines Schiele'schen Flügelgebläses mit entschiedenem Erfolge anwandte. Der Constructeur dieser Turbine ist der Maschinenmeister Jordan, am Bauhofe zu Clausthal (Sohn des Bergraths Jordan, den Berg- und Maschinen-Ingenieuren hinlänglich durch die höchst gelungenen Wassersäulenmaschinen etc. bekannt), der auch bereits für industrielle Zwecke Henschel-Jonval-Turbinen zur größten Zufriedenheit der Fabrik- und Werkbesitzer lieferte. Für den Umfang des Königreichs Hannover ist diese Turbine die erste mit horizontaler Aufstellung, d.h. von der Anordnung, daß die Betriebswelle (Wasserradwelle) horizontal liegt, eine Methode, die in vielen Fällen außerordentliche Vorzüge hat, z.B. bequemer Zugang zu den Zapfen, Ersparung von Kegelrädern zur Umsetzung der Bewegung etc., und gewiß noch mehrfache Nachahmung finden wird.Vorher war mir diese Turbinengattung nur in Zeichnungen der Redtenbacher'schen Maschinenbau-Schule vorgekommen. Da Hr. Jordan selbst ausführlichere Mittheilungen über seine Turbine in der Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins für das Königreich Hannover zu machen gedenkt, worauf ich Fachmänner im Voraus aufmerksam machen möchte, so beschränke ich mich hier nur auf allgemeine Angaben, so wie speciell auf das höchst beachtenswerthe Verfahren zum Oelen der betreffenden Lagerstellen der Betriebswelle. Hierzu zeigt Fig. 1 eine Abbildung (1/12 wahrer Größe) der Jordan'schen Turbine, und zwar im Aufrisse und Horizontal-Durchschnitte. Das Aufschlagwasser (5 3/4 Kubikfuß per Secunde bei 22 1/4 Fuß Gefälle) wird durch das Rohr A zugeführt, gelangt in den horizontalen Kasten B, mit Deckel C und Stopfbüchse D versehen, in den Leitcurven-Apparat E und aus diesem in das Rad F, welches mit seiner Nabe auf der Betriebswelle G festgekeilt ist, deren Umdrehzahl per Minute 500 beträgt. Das aus dem Rade F abströmende Wasser wird zuerst von dem Cylinder H aufgenommen, wieder mit Deckel J und Stopfbüchse K versehen, und fließt endlich durch das Verticalrohr L ab. Die äußerst sorgfältige Anordnung des Endzapfens m der Betriebswelle G, dessen Aufnahme im verschlossenen Oelgefäße N, mit Oelbehälter P etc., erhellt, so weit hier erforderlich, hinlänglich aus der Zeichnung, und werde deßhalb nur bemerkt, daß die Drückungen p und r der Stopfbüchsen K und D aus Rothguß angefertigt und betreffende Lederstulpe der Dichtungen in der Zeichnung ganz schwarz angegeben sind, so wie auch der ganze Hals D nebst der Schmierpresse S aus Rothguß besteht. Endlich werde noch erwähnt, daß der in der Welle G eingesetzte Spurzapfen m (wahrscheinlich) aus Gußstahl, das durch eine Schraube s stellbare Lager n (die Pfanne) jedoch ebenfalls aus Rothguß hergestellt ist. Die Schmierpresse S ist genau dieselbe, wie solche besonders vom Hrn. Bergrath Jordan bei dessen Wassersäulenmaschinen und überhaupt überall da mit großem Nutzen in Anwendung gebracht wurden, wo große Drücke auf gewöhnliche Weise eingeführtes Oel fast sofort wieder heraustreiben. Fig. 2 stellt die bei der Lautenthaler Wassersäulenmaschine an der Stopfbüchse A der Treibkolbenstange angebrachte Schmierpresse im Vertical-Durchschnitte dar, wobei B ein Pumpenstiefel, in welchem sich der Röhrenkolben C bewegen kann, der in Fig. 4 besonders gezeichnet ist. Am unteren Theile ist dieser Kolben mit einer Liederung D versehen, so wie in der Erweiterung, unterhalb bei E ein (Fig. 4) schwarz gezeichnetes Lederscheibchen sichtbar ist, was ein Ventil bildet und für gewöhnlich auf zwei Stiftchen ruht, die in den Zeichnungen hinlänglich zu erkennen sind. Beim Niederdrücken des Kolbens C legt sich das gedachte Scheibchen vor die untere Oeffnung der Höhlung Z des Kolbens und verhindert damit das Zurücktreten des Oeles, was vorher durch die Höhlung Z und weiter in dem Canale x der Stopfbüchsenliederung L zugeführt wurde. Der erforderlich niederwärts gerichtete Druck des Kolbens C wird durch Gewichte erzeugt, welche an Stangen F, F¹, Fig. 3 (Grundrißfigur von , Fig. 2), aufgehangen sind, die wieder zu dem Stege G, Fig. 4, gehören, der oben auf dem Kolben C befestigt ist. Damit beim Einführen frischen Oeles und beziehungsweise In-die-Höheziehen des Kolbens C (wobei das Kolbenventil die Lage annimmt, welche in den Figuren gezeichnet ist, d.h. auf den beiden Stiftchen ruht) das bereits im Canale x, y befindliche Oel nicht vom Drucke in der Stopfbüchse in den Cylinder B getrieben werden kann, ist im Gehäuse ein zweites Lederscheibchen m, n als Ventil angebracht, was sich gegen die untere Fläche q von B legt, wenn das Oel in der Richtung von y nach x laufen will oder zurückgedrückt wird, dagegen auf vier Züngelchen (Segmenten) r, r ruht und damit die nach x führende Oeffnung nur theilweise verschließt, wenn durch Niederdrücken des Kolbens C frisches Oel von q nach x, y getrieben werden soll. Bei der Mandelholzer Turbine reicht übrigens das eigene Gewicht des Oelgefäßes U hin, das Oel unter dem erforderlichen Druck nach den Reibungsstellen Q des Halslagers D zu treiben. Vergleichsweise wurde Fig. 5 die Oelzuführung bei einer Turbine mit horizontaler Betriebswelle G aufgenommen, welche von Redtenbacher construirt seyn soll, und wobei die Absicht unverkennbar ist, durch eine der Röhrchen V mittelst einer Pumpe Oel nach den Zapfen zu treiben, welches gleichzeitig, bei richtiger Communication, im zweiten Röhrchen W emporsteigen und dadurch die Wirksamkeit der Anordnung zu erkennen geben würde. Außerdem dürfte noch auf das gehörig angebrachte Mannloch P aufmerksam zu machen seyn, wodurch der Zugang zum Turbinenzapfen sehr erleichtert wird. Endlich zeigt Fig. 6 noch eine bewährte Construction für den unteren stets im Wasser laufenden Zapfen einer Archimedes-Wasserschraube (Tonnenmühle), wobei S die betreffende Schmierpresse andeuten soll.

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