Titel: Ueber die Bereitung reiner Rosolsäure; von Dr. Hugo Müller.
Fundstelle: Band 150, Jahrgang 1858, Nr. LXXX., S. 298
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LXXX. Ueber die Bereitung reiner Rosolsäure; von Dr. Hugo Müller. Aus dem Quarterl. Journal of the Chem. Society of London, durch das chemische Centralblatt, 1858 S. 723. Müller, über die Bereitung reiner Rosolsäure. Der Verfasser hatte rohe Carbolsäure (sogenanntes Steinkohlentheer-Kreosot) so unrein, wie man sie von den Theerfabriken erhält, mit Kalk behandelt, um die Kalkverbindung derselben zu erhalten, und diese Verbindung längere Zeit an der Luft an einem warmen Orte stehen gelassen. Als er später diesen carbolsauren Kalk untersuchen wollte, fand er, daß dieses Salz ganz und gar in eine rothe Substanz umgewandelt war, die sich in Wasser mit schön rother Farbe löste, wobei ein brauner Rückstand blieb. Weder aus der Lösung, noch aus dem braunen Rückstand ließ sich Carbolsäure (Phenylalkohol) darstellen. Die rothe Lösung enthielt dagegen die von Runge mit dem Namen Rosolsäure belegte Substanz. Um sie zu gewinnen, zog der Verfasser das oben erwähnte Rohmaterial mit kohlensaurem Ammoniak aus und dunstete die Lösung ein. Dabei entweicht Ammoniak, die carmoisinrothe Farbe verwandelt sich in Gelb und es scheidet sich rohe Rosolsäure als dunkles Harz aus. Diese rohe Säure löst der Verfasser nach dem Verfahren von Runge in Alkohol auf und fügt Kalkhydrat hinzu. Die schön rothe Lösung des rosolsauren Kalkes wird mit Wasser verdünnt, abfiltrirt und der Alkohol abdestillirt. Die so als Destillationsrückstand erhaltene Lösung des rosolsauren Kalkes wird mit Essigsäure zersetzt und gekocht, bis die überschüssige hinzugesetzte Essigsäure verdunstet ist. Die Rosolsäure wird nun als schön rother Niederschlag ausgeschieden, der beim Erhitzen zusammenbackt und nach dem Erkalten eine zerreibliche dunkle Substanz von grünem Metallglanze darstellt. Durch diese Behandlung scheidet man die Brunolsäure Runge's ab, die mit dem Kalke eine in Alkohol unlösliche Verbindung eingeht. Man wiederholt das Verfahren behufs der Reinigung mehrmals. Nach dieser Behandlung löst man die Rosolsäure nochmals in Alkohol, fügt einige Tropfen Salzsäure dazu, dann viel Wasser, worauf sich die Säure ausscheidet. Durch diese letztere Behandlung wird etwas Kalk abgeschieden, den die Säure zurückhielt. Die reine Rosolsäure ist eine dunkelgrüne amorphe Substanz, glänzt wie die grünen Flügeldecken der Canthariden. In Pulvergestalt sieht sie roth aus, wie das Carajuru, und nimmt auch wie dieses beim Reiben mit einem harten glatten Körper starken Goldglanz an. In dünnen Schichten ist die Rosolsäure schön roth durchsichtig, die dünnsten Häute sind im durchfallenden Lichte orangefarben, im reflectirten goldglänzend. Wasser schlägt sie aus der Lösung in Alkohol mit der schön rothen Farbe des basisch-chromsauren Bleioxyds (Chromroths) nieder. Bei 100° C. backt sie zusammen, und in siedendem Wasser schmilzt sie zu einer dunkelgrünen, fast schwarzen Masse zusammen. Sie ist nicht flüchtig. Beim Erhitzen stößt sie gelbe Dämpfe aus und hinterläßt dabei auf dem Platinbleche eine sehr schwer verbrennliche Kohle. In Alkohol, Aether ist sie löslich, die Lösungen sind braungelb. In Carbolsäure und Holztheerkreosot löst sie sich gleichfalls. Concentrirte Schwefelsäure, Salzsäure, Essigsäure lösen sie, Wasser schlägt sie aus diesen Lösungen wieder nieder. In kaltem Wasser löst sich etwas davon, das Wasser nimmt eine schön gelbe Farbe dadurch an, kochendes Wasser löst viel weniger, die Rosolsäure ist unlöslich in Chloroform, Benzol und Schwefelkohlenstoff. Mit Alkalien verbindet sie sich, die Lösungen dieser Salze sind schön roth. Neutrales essigsaures Bleioxyd, Bleiessig (basisch-essigsaures Bleioxyd), überhaupt die Metallsalze färben die Lösungen der alkalischen Salze dieser Säure nicht, auch erzeugt die Rosolsäure mit Thonerde kein Salz.