Titel: | Drehstuhl zur Fabrication von Geländerdocken und anderen Gegenständen aus Thon, von Hrn. Allardi. |
Fundstelle: | Band 150, Jahrgang 1858, Nr. XCIX., S. 406 |
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XCIX.
Drehstuhl zur Fabrication von Geländerdocken und
anderen Gegenständen aus Thon, von Hrn. Allardi.
Aus Armengaud's Génie industriel, Septbr. 1858,
S. 113.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Allardi's Drehstuhl zur Fabrication von Geländerdocken etc. aus
Thon.
Den gewöhnlichen Töpferscheiben und Thonwaaren-Drehstühlen wird die Bewegung
durch Räder mitgetheilt, welche von dem Fuß des Arbeiters selbst betrieben werden.
Dieses System ist aber fehlerhaft, weil es nicht nur den Arbeiter ermüdet, sondern
die Bewegung auch den Armen desselben mitgetheilt wird, womit er die Schablonen und
andere Werkzeuge handhabt.
Bei dem System Allardi's
(patentirt in Frankreich am 29. April 1857)
ist die Bewegung von dem Arbeiter unabhängig und wird dem Drehstuhl mittelst einer Kurbel
durch Räderwerk mitgetheilt, daher man eine viel größere und gleichförmigere
Geschwindigkeit erlangen kann, als bei dem alten System.
Die mittlere Geschwindigkeit der Docke oder der Scheibe, welche den zu formenden
Gegenstand aufnimmt, beträgt 165 Umgänge in der Minute und wenn es erforderlich ist,
kann man sie durch Beschleunigung der Bewegung der Kurbel leicht aus 180 Umgänge in
der Minute bringen, was besonders in dem Zeitpunkt vortheilhaft ist, wo der zu
bearbeitende Gegenstand vollendet und geglättet werden soll. Die Uebertragung der
Bewegung auf die Scheibe kann natürlich auch durch ein Räderwerksystem in Verbindung
mit Rollen und Riemen bewerkstelligt werden; es ist aber zweckmäßiger, wie in dem
vorliegenden Fall, ein directes Räderwerk anzuwenden, weil man dabei wesentlich an
Raum erspart.
Bei dem Allardi'schen Apparat wird die Arbeit auch durch
die Anordnung der Formen erleichtert. Wir hielten es für genügend, hier den untern
Theil der Form einer Geländerdocke anzugeben, da der obere Theil dieser Form davon
nicht wesentlich verschieden ist.
Der Drehstuhl Allardi's ist in
Fig. 25
bis 27
abgebildet.
Fig. 25 ist
eine Seitenansicht und ein Aufriß,
Fig. 26 der
Grundriß desselben;
Fig. 27 ist
der Durchschnitt des untern Theils einer Form des Fußes der Geländerdocke.
Der Apparat besteht aus einer Scheibe I, welche auf der
Spindel i befestigt ist, auf der auch das Winkelrad H sitzt, welches mit einem zweiten Winkelrad G auf der liegenden Welle n
im Eingriff steht; diese Welle liegt in dem Zapfenlager e. Ein Schwungrad C, mit der Kurbel B versehen, ist am Ende der Welle l befestigt und dreht sich in den Zapfenlagern g.
Indem man das Schwungrad C mittelst der Kurbel B dreht, wird die Bewegung auf die mit einer Ein-
und Ausrückung versehene Welle l übertragen, an deren
anderm Ende das Rad D sitzt, welches in das mit dem
Winkelrade G auf derselben Welle n angebrachte Getriebe E eingreift.
Die Aus- oder Einrückung bewerkstelligt der Arbeiter durch die Hebel f und f', welche er mit dem
Fuß in Bewegung setzt.
Die sämmtlichen, die Scheibe I betreibenden
Maschinentheile sind auf einem hölzernen oder gußeisernen Gestell A befestigt.
Das von einem Tagelöhner gedrehte Schwungrad macht im Durchschnitt 22 Umgänge in der
Minute.
Das Winkelrad G von 0,60 Meter Durchmesser macht etwa 66
Umgänge in der Minute und sein Getriebe in derselben Zeit 20 Umgänge.
Die innere Form der Geländerdocke ist in Fig. 27 dargestellt; sie
besteht aus drei wesentlich verschiedenen Theilen:
1) aus dem obern Theil M, welcher auf einen Dorn O geschraubt wird;
2) aus dem untern Theil N der Form, welcher an dem Dorn
festsitzt;
3) endlich aus dem eigentlichen Dorn O, welcher mit
einigen sehr steilen Gewinden versehen ist, um den obern Theil M auf den untern Theil N
schrauben zu können, damit das Ganze während der Arbeit fest zusammenhält.