Titel: | Beschreibung des von den Gebrüdern Appolt in Sulzbach bei Saarbrück angewendeten Verfahrens der Verkohkung der Steinkohlen. |
Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. LXXXVI., S. 357 |
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LXXXVI.
Beschreibung des von den Gebrüdern Appolt in Sulzbach bei Saarbrück angewendeten Verfahrens der
Verkohkung der Steinkohlen.
Aus den Annales des Mines, t. XIII p. 417, durch das
polytechnische Centralblatt, 1859 S. 193.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Appolt's Verfahren bei der Verkohkung der Steinkohlen.
Die Gebrüder Appolt theilen nachstehend specielle
Beschreibung ihres (bereits im polytechn. Journal, Jahrgang 1856, Bd. CXLI S. 350 im
Wesentlichen beschriebenen) Verkohkungsverfahrens mit.
Vorbemerkungen. Die Ausbeute an Kohks, welche die
Steinkohle gibt, ist je nach der Natur derselben und dem bei der Verkohkung
angewendeten Verfahren verschieden. Wenn die Verkohkung rasch und bei starker Hitze
stattfindet, so entweicht ein größerer Theil des Kohlenstoffs mit den flüchtigen Producten;
erhitzt man dagegen langsam und nicht so stark, so erhält man verhältnißmäßig mehr
Kohks. Man kann indeß mit der Hitze nicht unter einen gewissen Grad hinabgehen, denn
wenn dieselbe unter 1000° C. bleibt, so erlangt man nicht Kohks von solcher
Dichtigkeit und Qualität, wie sie für die meisten technischen Anwendungen
erforderlich sind. In Oefen, in welchen Kohle für metallurgische Zwecke erzeugt
wird, erreicht die Hitze im Allgemeinen 1200 bis 1400°. Nach den
Beobachtungen der Verf. variirt die Ausbeute an Kohks zwischen den Temperaturen 1000
und 1400° um nicht mehr als 1/2 bis 1 Proc., vorausgesetzt daß die Verkohkung
im Tiegel oder überhaupt in einem verschlossenen Raum stattfindet.
Die Verf. wenden, um bei Versuchen über die Ausbeute der Steinkohlen an Kohks
Resultate zu erhalten, die vergleichbar sind und bei denen die Quantität der Kohks
nicht zu sehr durch einen raschen Gang der Operation vermindert wird, Tiegel von 1
bis 1 1/2 Litern Inhalt an, welche wenigstens 3 Stunden lang einer starken Hitze
ausgesetzt werden. Man kann zwar auch kleinere Tiegel dazu benutzen, diese muß man
aber in andere größere stellen und den Zwischenraum durch einen schlechten
Wärmeleiter ausfüllen.
Es versteht sich von selbst, daß man, um die größte Ausbeute an Kohks zu erhalten,
die Verkohlung in einem verschlossenen Raume ausführen muß, da, wenn die Luft
Zutritt hat, unfehlbar ein Theil des Kohlenstoffs verbrennt. Die in einen Kohksofen
eindringende Luft verbindet sich keineswegs bloß mit den flüchtigen Stoffen; die
Asche, welche in allen Kohksöfen mit Luftzutritt sich zeigt, beweist, daß in solchen
Oefen stets auch die Kohks theilweise verbrennen.
Ein Kohksofen gibt nur dann die größte Ausbeute an Kohks, wenn seine Ausbeute
derjenigen, welche man aus derselben Steinkohle in einem Tiegel bei 1000 bis
1400° erhält, gleich ist und die gewonnenen Kohks die geeignete
Beschaffenheit besitzen. Dabei ist vorausgesetzt, daß man nicht zum Verkohken noch
besonderes Brennmaterial verwende; wäre dieß der Fall, so müßte dasselbe bei der
Berechnung der Ausbeute mit in Anschlag gebracht werden. Zur Bestimmung der Ausbeute
muß sowohl die angewendete Steinkohle als der gewonnene Kohk im ganz trocknen
Zustande gewogen werden. Die Steinkohle, so wie sie aus der Grube kommt, enthält
eine veränderliche Menge Feuchtigkeit, und auch der Kohk kann, wenn er mit Wasser
gelöscht wurde oder dem Regen ausgesetzt war, mehr oder weniger Wasser
enthalten.
Durch die bisherigen Verbesserungen der Kohksöfen hat man ohne Zweifel die Ausbeute
an Kohks erhöht, man hat indeß nicht die größte Ausbeute erlangt, weil man
genöthigt war, mehr oder weniger Luft in den Ofen eintreten zu lassen, um eine
vollständige Verkohkung zu erzielen. Die aus Steinkohle beim Erhitzen derselben
entweichenden Gase können jedoch bei ihrer Verbrennung eine große Quantität Wärme
erzeugen, welche für sich allein ausreicht, um diese Steinkohle zu verkohken. Um
diese Wärmequantität approximativ zu bestimmen, wählen die Verf. als Beispiel eine
zum Verkohken verwendete Steinkohle aus dem Bassin von Saarbrück, die in Bezug auf
die beim Erhitzen daraus entweichenden Gase eine mittlere Zusammensetzung besitzt.
Diese Steinkohle, von dem Natzmer-Flötz bei Duttweiler, besteht nach der
Analyse von Prof. Heintz in Berlin aus
Kohlenstoff
83,63
Wasserstoff
5,19
Sauerstoff
9,06
Stickstoff
0,60
Asche
1,52
––––––
100,00
Sie gibt beim Verkohlen im Tiegel 69,53 Proc. Kohks und 30,47
Proc. flüchtige Stoffe.
Die flüchtigen Stoffe machen also ein Gewicht aus von
30,47
Der Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff, welche in
denselben enthaltensind, betragen zusammen aber nur
14,85
–––––
Folglich beträgt der in den flüchtigen Stoffen enthaltene
Kohlenstoff
15,62.
Die durch Verbrennung dieser flüchtigen Stoffe erzeugte
Wärmequantität ist schwer zu berechnen, nimmt man indeß an, daß die 9,06 Sauerstoff
sich mit 1 Aeq. oder 1,13 Wasserstoff zu Wasser verbinden, so bleiben 4,06
Wasserstoff übrig, welche mit 12,18 Kohlenstoff 16,24 leichtes Kohlenwasserstoffgas
bilden können. Der Rest 15,62 – 12,18 = 3,44 wäre freier Kohlenstoff.
Wärmeeinheiten
Da die Verbrennungswärme des leichten
Kohlenwasserstoffgasesnach Dulong 13,205
beträgt, so würden die 16,24 Th. diesesGases beim Verbrennen
geben
214,449
Die 3,44 Kohle (die Verbrennungswärme ders. nach Despretzzu 7,800 angenommen) würden außerdem
noch geben
26,832
––––––––––––––
Im Ganzen würde die durch Verbrennung der flüchtigen
Stoffeerzeugte Wärme hiernach betragen
241,281.
Der Wärmeeffect, den ein gleiches Gewicht (30,47) Steinkohle
beim Verbrennen gibt, kann nun (den Effect einer mittleren Steinkohle = 7,500
gesetzt) zu 228,525 Wärmeeinheiten angenommen werden. Hieraus würde folgen, daß die
aus der Steinkohle beim Erhitzen entweichenden flüchtigen Stoffe durch ihre Verbrennung eine etwas
größere Quantität Wärme liefern, als ein gleiches Gewicht der Steinkohle selbst.
Aehnliche Rechnungen könnte man auch für andere Steinkohlensorten durchführen und
sie würden ähnliche Resultate geben. Die kohlenstoffreicheren Kohkskohlen, wie die
fetten belgischen Kohlen, die kurzflammige fette Kohle aus dem Bassin der Loire und
andere, entwickeln beim Verkohlen eine geringere Menge von Gas als die vorerwähnte
Kohle, aber da sie weniger Sauerstoff enthalten, so gibt das aus ihnen erzeugte Gas
bei gleichem Gewicht durch seine Verbrennung mehr Wärme.
Man kann übrigens auch noch durch eine andere Betrachtung zu demselben Schluß
gelangen. Die von Brix in Berlin über die Heizkraft der
Brennmaterialien angestellten Versuche haben ergeben, daß Kohks, zur Heizung eines
vollkommen gut angeordneten Dampfkessels verwendet, keine größere Wirkung erzeugen
als gute Steinkohle, d.h. daß 1 Kilogr. jedes dieser Brennmaterialien 7,5 bis 8
Kilogr. Wasser von 0° verdampft. Andere neuerlich angestellte Versuche haben
ebenfalls ergeben, daß, entgegen der bisherigen Annahme, das Heizvermögen der Kohks
eher schwächer ist, als das der Steinkohle. Wenn nun aber der Kohk bei gleichem
Gewicht ein geringeres Heizvermögen hat als die Steinkohle, so können die aus
derselben beim Erhitzen entstehenden flüchtigen Stoffe, welche ja den andern Theil
der Steinkohle bilden, bei gleichem Gewicht nicht ein geringeres Heizvermögen
besitzen wie diese. Man konnte hiernach voraussetzen, daß die aus der Steinkohle
beim Verkohlen entstehenden Gase durch ihre Verbrennung für sich allein eine
genügende Hitze geben, um die Verkohkung zu bewirken, und daß man bisher nur wegen
der unvollkommenen Anordnung der Apparate dieses Resultat nicht erlangt hat.
Um die Verkohkungsgase in wirksamer Art anzuwenden, sind folgende Bedingungen zu
erfüllen: 1) Man muß diesen Gasen eine größere Heizfläche darbieten, als bei den
gewöhnlichen Kohksöfen vorhanden ist. 2) Man muß eine lebhaftere und vollständigere
Verbrennung der Gase bewirken. 3) Dem Ofen ist eine solche Anordnung zu geben, daß
alle Theile desselben gleichförmig erhitzt werden und daß die Wärme während der
ganzen Dauer der Operation ziemlich constant bleibt, denn wenn in einem Theile des
Ofens die Verkohkung langsamer fortschreitet als in den übrigen, oder wenn die Wärme
sich merklich verringert, so wird die Operation zum Nachtheil des Endresultats
verzögert. 4) Es ist zweckmäßig, die Steinkohlenladung in Portionen von geringerer
Dicke als gewöhnlich zu vertheilen, weil die Wärme sie dann leichter durchdringen
kann und weil dann wegen der größeren Raschheit der Operation der Wärmeverlust
geringer ausfällt. 5) Man muß der äußeren Ofenwand einen möglichst geringen Umfang
geben, damit möglichst wenig Wärme dadurch abgeleitet werde.
Beschreibung des Ofens. Die vorstehenden Bedingungen
haben die Verf. bei der Construction ihres Ofens zu erfüllen gesucht. Derselbe ist
durch Fig. 7
in der äußeren Ansicht, durch Fig. 8 im Durchschnitt
nach der Linie GH von Fig. 11, durch Fig. 9 im
Durchschnitt nach der Linie AB von Fig. 11, durch Fig. 10 im
Horizontaldurchschnitt nach CD von Fig. 8, durch Fig. 11 im
Horizontaldurchschnitt nach EF von Fig. 8 dargestellt. Der
innere Raum des Ofens, innerhalb dessen die Verkohkung stattfindet, ist eine
länglich viereckige Kammer von 5,23 Meter Länge, 3,49 Meter Breite, und 4 Meter
Höhe, welche durch Scheidewände q aus feuerfesten
Steinen in 12 Abtheilungen k getheilt ist. Fig. 12 und
13 zeigen
eine solche Abtheilung in größerem Maaßstab nach zwei zu einander senkrechten
Verticaldurchschnitten. Diese Abtheilungen, welche zur Aufnahme der Steinkohlen
dienen und ebenfalls 4 Meter hoch sind, haben eine rectanguläre Basis von 1,24 und
0,45 Meter Seite. Ihre Wände q, welche 0,12 Meter Dicke
haben, sind durch die ganze Höhe gleichförmig um 0,06 Meter geneigt, so daß die
Abtheilungen oben nur 1,12 und 0,33 Meter Seite haben. Die Wände zweier benachbarter
Abtheilungen sind im Mittel um 0,20 bis 0,25 Meter von einander entfernt und ein
gleicher Abstand findet auch zwischen den Wänden der Abtheilungen und der Wand der
Kammer, welche dieselben umgibt, statt, so daß zwischen den Wänden der Abtheilungen
und um dieselben herum ein ununterbrochener hohler Raum i vorhanden ist. Die Kammer hat im Innern eine Futtermauer c aus feuerfesten Steinen von 0,12 Meter Dicke und
besteht außerhalb derselben aus einem massiven Mauerwerk m, welches von der Futtermauer durch einen mit einem lockeren, die Wärme
schlecht leitenden Körper gefüllten Raum e getrennt ist,
was den doppelten Zweck hat, den Wärmeverlust zu verringern und dem inneren
Mauerwerk eine gewisse Ausdehnung zu gestatten. Durch feuerfeste Steine b, welche mit ihren Enden in die Wände zweier
benachbarter Abtheilungen oder in die Wand einer Abtheilung einerseits und der
Futtermauer andererseits eingesetzt sind, sind die verschiedenen Theile mit einander
verbunden, so daß sie ein vollkommen dauerhaftes und festes Ganze bilden. Diese sehr
starken Bindesteine, von denen für jede Abtheilung, auf alle Seiten derselben
vertheilt und einander ziemlich nahe, 60 angebracht sind, verhindern jede Bewegung
der Wände der Abtheilungen nach Außen oder nach Innen, und da dieselben außerdem
oben durch die Decke des Ofens und unten durch das Grundmauerwerk gehalten werden,
so ist die Construction eine vollkommen solide.
Die 12 Abtheilungen sind in zwei Reihen zu je 6 der längeren Seite des Ofens parallel
angeordnet. Jede derselben hat oben eine Oeffnung o zum
Beschicken mit Steinkohlen und unten eine Oeffnung p zum
Herausnehmen der Kohks. Während der ganzen Dauer der Verkohkung bleiben diese beiden
Oeffnungen vollkommen verschlossen. In der Höhe von 0,42 Meter vom Boden haben die
Wände der Abtheilungen zwei Reihen von Oeffnungen f, die
0,14 Meter breit und 0,02 Meter hoch sind. An jeder langen Seite der Abtheilungen
sind neun und an jeder kurzen Seite drei solche Oeffnungen angebracht. Oben haben
die Abtheilungen drei ähnliche Oeffnungen f¹,
jedoch nur an den langen Seiten. Durch alle diese Oeffnungen treten die beim
Verkohken der Steinkohle entwickelten Gase in die hohlen Räume i, wo sie verbrannt werden und dabei die zum Verkohken
nöthige Hitze erzeugen. Die zu ihrer Verbrennung erforderliche Luft strömt durch die
Oeffnungen a, die seitlich und unten im Ofen angebracht
sind, herbei. Die so erzeugte Wärme ist mehr als hinreichend, um alle Steinkohle,
welche die Gase geliefert hat, zu verkohken. Die Oeffnungen f¹ in dem oberen Theile der Abtheilungen oder etwas tiefer sind
nützlich, weil, wenn man mit gewissen fetten Steinkohlen operirt, der entwickelte
Theer, wenn er genöthigt wäre den ganzen Kohkskuchen nach Unten hin zu durchdringen,
dabei zu viel Kohle absetzen und dadurch das Hinabgehen desselben verhindern könnte.
Die Oeffnungen f und f¹ hat man absichtlich nur 0,02 Meter hoch gemacht, damit die kleinen
Steinkohlenstücke in denselben nur eine geringe Böschung bilden können und folglich
der aus ihnen entstandene Kohk nicht zu weit in die Löcher hinein reicht und deßhalb
beim Zusammenziehen des Kohkskuchens aus denselben heraus tritt. Sollte Letzteres
nicht immer der Fall seyn, so geben die Kohksstücke, welche in die Löcher hinein
ragen, doch dem Gewicht des Kohkskuchens beim Entleeren der Abtheilungen nach, da
sie nur die geringe Höhe haben.
An den beiden längeren Seiten des Ofens sind Canäle g und
g¹ welche die Flamme und die verbrannten Gase
aus den die Abtheilungen umgebenden hohlen Räumen i
aufnehmen und den Essen zuführen. Solcher Canäle sind im Ganzen zwölf vorhanden,
nämlich drei untere (g) und drei obere (g¹) an jeder langen Seite des Ofens. Die unteren
Canäle (g), welche 0,25 Meter hoch und 0,25 Meter breit
sind, gehen in horizontaler Richtung bis in die Mitte des die äußere Wand des Ofens
bildenden Mauerwerks, steigen dann vertical in die Höhe und münden in den
horizontalen Canal h aus. Die oberen Canäle (g⁴), welche 0,17 und 0,20 Meter Seite haben,
verlaufen ebenfalls zunächst horizontal in das äußere Mauerwerk und münden dann
vertical in einen Canal
h¹ aus, welcher neben dem Canal h liegt. Alle diese Canäle sind in ihrem verticalen
Theile mit Registern r versehen, damit man den Zug
beliebig reguliren kann. Die vier horizontalen Canäle h
und h¹ haben sämmtlich dieselbe Höhe von 0,54 bis
0,67 Meter, in der Breite sind sie aber verschieben, und zwar haben die äußeren
Canäle h in welche die Canäle g ausmünden, 0,25 bis 0,29, die inneren Canäle h¹ dagegen, welche die Canäle g¹
aufnehmen, 0,17 Meter Breite. Je zwei neben einander liegende Canäle h und h¹ sind durch
eine Scheidewand von der Dicke eines Ziegelsteins von einander getrennt und münden
in eine Esse, deren somit zwei vorhanden sind. Jede dieser Essen hat im Innern 0,48
Meter Seite und die Höhe von 5 Metern über der Plattform des Ofens. Die Essen sind
im Innern bis oben hin mit feuerfesten Steinen ausgesetzt und unten bis auf 1 Meter
Höhe mit einer verticalen Scheidewand versehen, so daß dadurch zwei Abtheilungen
gebildet werden, die den beiden in die Esse einmündenden Canälen entsprechen. In der
Verlängerung dieser Canäle sind Oeffnungen j und j¹ angebracht, mittelst deren man dieselben
reinigen kann. Alle dem Feuer ausgesetzten Theile des Ofens bestehen aus feuerfesten
Steinen von guter Qualität.
Die hohlen Räume, welche die Verkohkungsabtheilungen umgeben, sind nach oben durch
zwei Lagen feuerfester Steine geschlossen. Auf diesen ruht ein Mauerwerk aus
gewöhnlichen Ziegelsteinen, welches die Decke des Ofens bildet. Man kann in diesem
Mauerwerk einige Höhlungen s anbringen, um demselben
eine gewisse Elasticität gegen die Wirkung der Wärme zu ertheilen. Die Plattform des
Ofens ist gegen die beiden längeren Seiten desselben hin schwach geneigt und mit
gußeisernen Platten belegt (s. Fig. 7 und 8), damit das Mauerwerk
vor Beschädigung geschützt sey. Der obere Theil der Verkohkungsräume, welcher durch
die Decke des Ofens hindurchgeht, ist in der Art angeordnet, daß die beiden langen
Seiten, welche bis zu 4 Meter Höhe über dem Boden geneigt sind, von da an bis ganz
nach oben hin eine verticale Lage haben, während die beiden kurzen Seiten oben (t, Fig. 12) treppenförmig
nach Innen vorspringen, so daß am obern Ende jedes Verkohkungsraumes nur eine
quadratische Oeffnung von 0,33 Meter Seite übrig bleibt. Diese Oeffnung (o) hat einen Rand, auf welchen man einen Deckel legt,
der aus einem dicken feuerfesten Steine, um welchen ein mit Handhaben zum Anfassen
des Deckels versehener eiserner Ring gelegt ist, besteht.
Die Wände der Abtheilungen oder Verkohkungsräume ruhen auf gußeisernen Rahmen u von 0,03 Meter Dicke. Diese sind an ihren langen
Seiten durch Gewölbe unterstützt, doch kann man statt derselben auch gußeiserne
Balken zur Unterstützung anwenden, wie in Fig. 13 angedeutet ist. Der Boden der
hohlen Räume besteht bis auf 0,27 Meter oberhalb des gußeisernen Rahmens aus
feuerfesten Steinen. Unterhalb des Ofens, parallel zu den langen Seiten desselben,
befinden sich zwei ganz hindurchgehende Gänge, denen die vorerwähnten Gewölbe
angehören und die so gelegen sind, daß der eine unter der einen, und der andere
unter der anderen Reihe von Verkohkungsräumen sich hinzieht. (Wie Fig. 9 zeigt, sind noch
andere Gänge senkrecht zu diesen angebracht.) Aeußerlich hat der Ofen bis zum Niveau
der gußeisernen Rahmen verticale und von da bis zur Plattform schräg nach einwärts
geneigte Wände.
Die gußeisernen Thüren p von 0,02 Met. Dicke, welche die
Böden der Abtheilungen bilden (durch Fig. 15 in der Ansicht
von Unten und durch Fig. 14 im Verticaldurchschnitt nach der Linie AB von Fig. 15 dargestellt),
sind durch drei starke eiserne Bänder mit einer Angel verbunden, welche in zwei an
dem gußeisernen Rahmen befestigten Hülsen sich dreht, so daß die Thüre nothwendig
jeder Drehung der Angel folgen muß. Unter den kurzen Seiten des Rahmens sind zwei
eiserne Bügel x angebracht, die Vertiefungen über sich
haben, in welche die beiden Enden der eisernen Schiene x¹, die durch einen Bolzen mitten an der unteren Seite der Thüre
befestigt ist, eintreten können. Diese Schiene kann nämlich um den Bolzen gedreht
werden und unterstützt, indem sie mit ihren Enden auf dem Bügel x ruht, die Thüre, wenn diese geschlossen ist. Die
Handhabung jeder Thüre erfolgt von Außen her durch einen eisernen Schlüssel y, welcher durch Fig. 16 dargestellt ist.
An den beiden längeren Seiten des Ofens sind nämlich in dem äußeren Mauerwerk in der
Verlängerung der Thürangeln Löcher angebracht, welche mit gußeisernen Röhren (die an
dem einen Ende unterhalb des Rahmens viereckig sind, damit sie sich nicht drehen
können) ausgefüttert sind. Der Schlüssel wird in die Röhre, welche der betreffenden
Angel entspricht, gesteckt und schiebt sich dabei mit seinem Ende, welches eine
viereckige Höhlung hat, über das vierkantige Ende der Angel, so daß auf diese Art
die Angel von dem Schlüssel gefaßt wird. Auf das andere außerhalb des Ofens
vorstehende vierkantige Ende des Schlüssels steckt man sodann den Hebel V (durch Fig. 17 für sich
dargestellt) und bewirkt darauf mittelst desselben die Drehung der Angel, wodurch je
nach der Richtung dieser Drehung die Thür geöffnet oder geschlossen wird.
Der Boden der hohlen Räume kann durch in dem äußeren Mauerwerk angebrachte Löcher d, die man nur für diesen Zweck öffnet, gereinigt
werden; dasselbe ist der Fall bei den Canälen g¹.
Die kleinen Oeffnungen a, welche in verschiedenen Höhen
in dem seitlichen äußeren Mauerwerk des Ofens angebracht sind, haben den doppelten
Zweck, Luft zum Verbrennen der Gase eintreten und den Gang der Operation beobachten zu lassen. Sie
sind äußerlich mit blechernen Schiebern versehen, durch welche man den Luftzutritt
reguliren kann. Es sind auch Luftlöcher angebracht, welche unten in die hohlen Räume
ausmünden; dieselben gehen, wie in Fig. 10, 12 und 13 bei n angedeutet ist, durch die Gewölbe, welche die
gußeisernen Rahmen tragen, oder durch die statt derselben angebrachten gußeisernen
Balken hindurch, so daß die Luft von der Mitte des Ganges aus in sie einströmt.
Damit man leicht zu den oberen Reinigungs- und Luftlöchern gelangen könne,
sind an den beiden langen Seiten des Ofens zwei Bühnen angebracht, zu denen Treppen
hinauf führen und von denen aus man auch auf die Plattform des Ofens, die mit einem
eisernen Geländer versehen ist, steigen kann. Der obere Theil des Ofens ist durch
zwei eiserne Ringe verstärkt. Die vier Stücke, aus denen jeder dieser Ringe besteht,
sind in der Mitte mit Stellschrauben versehen. Diese Ringe halten das Mauerwerk
zusammen, und durch die Stellschrauben kann der Ausdehnung des Ofens beim Anfeuern
Spielraum gegeben werden. Der untere Theil des Ofens ist durch vier in das Mauerwerk
eingelassene eiserne Stangen verstärkt.
Die für eine Abtheilung bestimmte Steinkohlenladung wird immer auf einmal in einem
Wagen von Eisenblech, welcher auf Schienen läuft, die auf der Plattform über jeder
Reihe von Abtheilungen angebracht sind, herbeigeführt. Dieser Wagen, welcher durch
Fig. 18
und 19 in
zwei zu einander senkrechten Ansichten dargestellt ist, besteht aus einem
viereckigen Kasten, welcher sich nach Unten in Gestalt eines vierseitigen Trichters
verengt und unten eine quadratische Oeffnung hat, die durch einen Schieber
geschlossen werden kann. Um die Thüren, welche die Verkohkungsräume unten
verschließen, gegen die Wirkung des Feuers zu schützen, um einen dichten Verschluß
derselben zu erzielen und um den Wärmeverlust durch diese Thüren möglichst zu
verhüten, bedeckt man dieselben vor dem Beginn einer Verkohkung, also bevor man die
Steinkohlen einschüttet, jedesmal mit einer ungefähr 0,30 Meter hohen Schicht
Kohkspulver. Dieß geschieht mittelst des durch Fig. 20 und 21
dargestellten kleinen blechernen Wagens, welcher auf denselben Schienen, auf denen
der Steinkohlenwagen läuft, herbei gefahren wird und den man, während man das
Kohkspulver aus ihm in die betreffende Abtheilung fallen läßt, um seine
Drehungsachse hin und herschaukelt, damit das Kohkspulver gleichmäßig auf dem Boden
der Abtheilung ausgebreitet werde.
Zur Aufnähme der Kohks aus den Verkohkungsräumen und zum Wegfahren derselben dient
der in Fig.
23 und 24 abgebildete Wagen. Derselbe besteht aus Eisenblech von 6 Millim. Stärke und
ist im Innern 2,60 Meter lang, 1,03 Meter breit und 1,12 Meter hoch. Er ruht auf
zwei eisernen Achsen, von denen die eine der Mitte des Wagens ziemlich nahe ist, so
daß derselbe zum Ausschütten der Kohks leicht in eine geneigte Lage gebracht werden
kann. Man fährt ihn auf eisernen Schienen, die auf dem Boden der unter dem Ofen hin
laufenden Gänge angebracht sind. Die Vorderseite dieses Wagens, welche eine Thüre
hat, ist im Innern mit feuerfesten Ziegelsteinen, die durch eiserne Schienen
festgehalten werden, ausgefüttert, um diesen Theil des Wagens gegen die Hitze der
glühenden Kohks zu schützen. Die drei anderen Seiten des Wagens haben eine doppelte
Blechwand, so daß dadurch ein hohler Raum von 5 Centim. Breite gebildet wird; in
diesen Raum gießt man Wasser, welches, indem es verdampft, die Kohks abkühlt und das
Blech gegen die Hitze schützt. Oben geht um den Wagen eine eiserne Rinne R herum, welche man ebenfalls mit Wasser füllt und auf
welche man sodann den flachen blechernen Kasten S
stellt, so daß die nach Unten vorspringenden Ränder dieses Kastens, in welchen
ebenfalls Wasser gegossen wird, in die Rinne eintauchen und einen hydraulischen
Verschluß bilden. Der Boden des Wagens wird durch eine Schicht feuchten Kohksstaub,
mit welcher man denselben jedesmal, wenn man eine Ladung Kohks hineinfallen lassen
will, bedeckt, vor der Hitze derselben geschützt. Wenn die Kohks in dem Wagen
hinreichend erkaltet sind, nimmt man den Deckel S von
demselben ab und fährt ihn auf einen anderen Wagen t
(Fig. 22
und 23),
mittelst dessen er sodann nach dem Orte W, wo er
entleert werden soll, hingefahren wird. Um den Wagen zu entleeren, öffnet man die
Riegel I an der Thür desselben, dreht diese mittelst
eines kleinen Hebels (Fig. 25), den man über
das Ende P der Angel steckt, aufwärts, bringt den Wagen
mittelst zweier großer Hebel, die in die Bügel J
gesteckt werden, in eine geneigte Lage und läßt die Kohks heraus gleiten, so daß sie
sich bei W ansammeln. Damit der Kohk beim Entleeren der
Abtheilungen nicht mit zu großer Heftigkeit in den Wagen fällt, sind unterhalb
derselben in den Gängen, durch feste Stützen mit den Mauern verbunden, geneigte
gußeiserne Platten angebracht, wie Fig. 7 und 8 bei A zeigen. Beim Oeffnen der Thüre sinkt der Kohkskuchen
zunächst nur so weit herab, daß er von diesen Platten getragen wird, und wird dann
mit eisernen Stangen zerkleinert, so daß er in Stücken in den Wagen fällt. Statt die
Seiten des Wagens in der angegebenen Art durch eine Wasserschicht zu schützen, kann
man sie auch im Innern mit feuerfesten Steinen ausfüttern, wie es für die Thürwand
angegeben wurde. In diesem Fall wird der Kohk in dem Wagen, unmittelbar nachdem
derselbe aus dem Gange herausgefahren ist, durch Besprengen mit Wasser gelöscht und kühlt sich
dann nach dem Herausschütten aus dem Wagen an der Luft weiter ab.
Beschreibung des Verfahrens. Um den Ofen anzuheizen,
bringt man unten in den Abtheilungen oder Verkohkungsräumen auf beweglichen eisernen
Rahmen Roststäbe an, die man leicht wegnehmen kann, und bedeckt die Wände derselben
bis zu 0,30 Meter oberhalb dieses Rostes mit platten und geneigten feuerfesten
Ziegeln, damit sich die durch das Schmelzen der Asche entstehenden Schlacken nicht
daran festsetzen. Man macht dann in denselben ein mäßiges Feuer an, welches durch
Steinkohle, die man von Oben in jede Abtheilung einschüttet, unterhalten wird. Die
obere Mündung bleibt offen, bis die Wände der betreffenden Abtheilung Rothglühhitze
erlangt haben. Von da an hält man die obere Mündung im Allgemeinen geschlossen, so
daß die Flamme des auf dem provisorischen Roste brennenden Feuers genöthigt ist,
durch die seitlichen Oeffnungen des Verkohkungsraumes auszutreten und in die hohlen
Räume überzugehen, wodurch allmählich der ganze Ofen die gehörige Hitze erhält.
Indem man die Schieber der Canäle nur zum Theil öffnet, kann man die Gase nöthigen,
einem Theile nach durch die Luftlöcher zu entweichen, und dadurch die Austrocknung
des äußeren Mauerwerks befördern. Nach 8 bis 10 Tagen allmählich verstärkten Feuers
hat der Ofen die Temperatur von 1200 bis 1400° C. erreicht. Man kann nun dazu
vorschreiten, ihn mit Steinkohlen zum Verkohlen zu beschicken.
Damit die Hitze im Ofen immer möglichst gleichmäßig vertheilt sey und die Führung
desselben durch die Register und die Luftlöcher in einfacher Weise von statten gehe,
beschickt man am Besten die Abtheilungen der beiden Reihen abwechselnd mit
Steinkohle. Man beginnt bei jeder Abtheilung, die man in Betrieb setzen will, damit,
den provisorischen Rost und die vorerwähnte Steinausfütterung zu beseitigen, indem
man sie nach Unten herausfallen läßt. Ein Arbeiter schließt sodann mit Hülfe des
Schlüssels die Thüre, während ein anderer mit einem Hammer gegen die an derselben
befestigte Schiene schlägt und dadurch die Enden derselben in die Vertiefungen x treibt, wodurch die Thüre dauerhaft geschlossen ist.
Man läßt dann den in dem kleinen Wagen enthaltenen Kohksstaub in die Abtheilung
fallen, worauf der Wagen, welcher die Steinkohlenladung enthält, über dieselbe
gefahren und durch Wegziehen des Schiebers in dieselbe entleert wird. Nachdem dieß
geschehen ist, wird die obere Mündung mit ihrem Deckel, den man mit Kohksstaub und
Thon lutirt, verschlossen. Indem die Steinkohlen mit der rothglühenden Wand der
Abtheilung in Berührung kommen, entwickeln sie sogleich Gase, welche durch die
seitlichen Oeffnungen in
die hohlen Räume treten, hier verbrennen und dadurch die fernere Erhitzung des Ofens
bewirken.
Eine Stunde später wiederholen sich dieselben Operationen für die zweite Abtheilung
und es wird in dieser Art fortgefahren, bis alle Abtheilungen ihre Ladung an
Steinkohle erhalten haben. Da die Gasentwickelung im Laufe des Tages in dem Maaße,
als mehr Abtheilungen beschickt worden sind, sich vermehrt, so muß man in demselben
Maaße die Register mehr öffnen. Während der Nacht beschränkt sich die Bedienung des
Ofens darauf, daß man die Register in dem Maaße, als die Gasentwickelung schwächer
wird, nach und nach wieder mehr schließt.
Nach 24 Stunden ist die Verkohkung beendet und jede Abtheilung wird daher am
folgenden Tage zu derselben Stunde, zu welcher sie am Tage vorher mit Steinkohlen
beschickt wurde, von den Kohks entleert. Man öffnet dabei die Thüre mit Hülfe des
Schlüssels in der beschriebenen Weise; der Kohkskuchen sinkt dann auf die schrägen
Eisenplatten herab und man zertheilt ihn darauf, so daß die Kohksstücke in den unter
die betreffende Abtheilung gefahrenen Wagen fallen. Nachdem der Wagen aus dem Gange
herausgefahren ist, bedeckt man ihn mit dem Deckel S, um
ihn abzukühlen, oder man besprengt die Kohks in dem Wagen mit Wasser und schüttet
sie dann heraus. Die Thüre des Wagens wird wieder verschlossen und man bewirkt eine
neue Beschickung der betreffenden Abtheilung in der beschriebenen Weise. Die
einzelnen Abtheilungen werden nach einander zu denselben Tagesstunden, zu welchen
sie beschickt worden sind, entleert, so daß die Verkohkung einer Steinkohlenladung
in jeder derselben immer 24 Stunden dauert. Man kann ohne Nachtheil für den Betrieb
des Ofens gewaschene und noch feuchte Steinkohlen verwenden.
Indem man den Eintritt von Luft und den Austritt von Gasen beim Ofen angemessen
verringert, kann man die Sonn- und Feiertage ohne Beschicken und Entleeren
der Verkohkungsräume hingehen lassen und doch dem Ofen die hinreichende Hitze
bewahren, damit man am nächsten Arbeitstage wieder in gewöhnlicher Manier operiren
kann. Wenn die Oertlichkeit es gestattet, wird der Ofen am Besten in solcher Art
angebracht, daß die Steinkohlen im Niveau der Plattform vorbereitet und
herbeigefahren werden können. Wenn dieß nicht der Fall ist, müssen sie bis zum
Niveau der Plattform gehoben werden, was mittelst einer kleinen Dampfmaschine, die
durch die überschüssige Hitze des Ofens betrieben würde, verhältnißmäßig wohlfeil
erreicht werden könnte.
Principien, welche der Construction des Ofens zu Grunde
liegen. Die im Vorstehenden beschriebene Anordnung des Ofens entspricht den
Bedingungen, welche die Verf. im Eingange aufgestellt haben.
Da die Abtheilungen während der ganzen Dauer der Verkohkung oben und unten
geschlossen sind und die Gase immer unter einem gewissen Druck durch die seitlichen
Oeffnungen aus denselben entweichen, so sind sie in Wahrheit als geschlossene Räume anzusehen. Sie würden dieß auch noch
seyn, wenn in ihren Wänden Risse entständen, weil die Gase durch die Essen nicht,
wie bei den gewöhnlichen Oefen, aus dem Innern der Abtheilungen, sondern vielmehr
aus den hohlen Räumen außerhalb derselben angesaugt
werden. Auch durch etwa in dem äußeren Mauerwerk entstandene Risse könnte nur in die
hohlen Räume, nicht in die Abtheilungen selbst Luft eindringen. Nachlässigkeit oder
Mangel an Geschicklichkeit von Seiten des mit dem Betriebe der Verkohkung
beauftragten Arbeiters, welche sonst aus das Ausbringen an Kohks von so großem
Einflusse sind, haben hier gar keinen Einfluß darauf, weil niemals Luft in das
Innere der Verkohkungsräume eindringen kann.
Die erforderliche große Heizfläche ist dadurch gegeben,
daß man die Steinkohlenmasse in Portionen von verhältnißmäßig geringer Dicke
vertheilt und jede dieser Portionen ringsum von den hohlen Räumen aus, in denen die
Gase verbrennen, erhitzt. Der Ofen, in welchem gleichzeitig ungefähr 17,000 Kilogr.
Steinkohle verkohkt werden, hat in Folge dieser Einrichtung eine Heizfläche von circa 190 Quadratmetern, wonach dieselbe verhältnißmäßig
zwei bis dreimal so groß ist als in den anderen vervollkommneten Oefen. Die
Vertheilung der Steinkohlen in Portionen von geringer Dicke bietet außerdem noch den
Vortheil dar, daß die Steinkohlenmasse leicht von der Wärme
durchdrungen wird und deßhalb die Verkohkung rasch stattfindet.
Man erlangt eine vollständigere und lebhaftere Verbrennung der
Gase als in den gewöhnlichen Oefen, indem man die Luft durch zahlreiche, in
der äußeren Hülle des Ofens angebrachte Oeffnungen eintreten läßt und den Gasen und
der eingeführten Luft die Möglichkeit gewährt, in einem großen ununterbrochenen
Raume frei zu circuliren. Die intensive und vollständige Verbrennung der Gase wird
außerdem durch ihren Austritt in zahlreichen, verhältnißmäßig dünnen Strömen und die
dadurch veranlaßte schnelle und innige Vermischung mit der Luft befördert. Durch die
in den hohlen Räumen angebrachten Bindesteine wird die Circulation der Feuerluft in
denselben durchaus nicht behindert, die Wände der hohlen Räume sind aber durch die
Bindesteine auf das Dauerhafteste mit einander verbunden, so daß das Ganze eine einzige
feste Masse ist und jedem etwa irgendwo entstehenden Druck vollkommen widersteht.
Der Austritt der Gase an vielen Stellen und namentlich aus dem unteren Theile der
Verkohkungsräume bietet auch noch den Vortheil dar, daß man in
allen Theilen des Ofens eine gleichförmige Hitze erhält, weil, indem die
Gase unten in den hohlen Raum einströmen, die Vertheilung der Wärme durch ihr
natürliches Bestreben, aufwärts zu strömen, befördert wird. Die
Temperaturverschiedenheiten, welche in den anderen Oefen von dem Beschicken mit
Steinkohle an bis zum Herausnehmen der Kohks stattfinden, existiren bei dem hier
beschriebenen Ofen nicht, die Totalhitze desselben erhält sich
vielmehr, indem die verschiedenen Abtheilungen nach bestimmten
Zeitabschnitten und in einer bestimmten Ordnung entleert und beschickt werden, während der ganzen Dauer einer Operation so ziemlich auf
demselben Grade.
Da die Heizfläche im Vergleich mit dem Umfang des Ofens viel größer ist wie in den
anderen Oefen, so macht die durch die äußeren Ofenwände abgeleitete Wärme hier
verhältnißmäßig viel weniger aus. Da ferner die Beschickungsöffnung sehr klein und
immer geschlossen und die Entleerungsöffnung in sehr wirksamer Weise durch eine
dicke Schicht Kohksstaub geschützt ist, so geht auch durch diese Theile weniger
Wärme verloren.
Die verticale Lage der Verkohkungsräume ist eine der
wichtigsten Anordnungen dieses Verkohkungssystems, und zwar bietet sie folgende
Vortheile dar: 1) Sie allein macht das günstige Verhältniß zwischen der Heizfläche
und der Abkühlungsfläche möglich, was gestattet, daß man eine sehr große Masse von
Steinkohle in einem verhältnißmäßig sehr beschränkten Raume verkohken kann. 2) In
Folge der verticalen Lage der Verkohkungsräume, bei welcher die Steinkohlenladungen
hauptsächlich der Höhe nach sich ausbreiten, nimmt der Ofen im Verhältniß zu seiner
Production an Kohks viel weniger Raum ein wie andere Oefen. 3) Die Construction des
Ofens ist sehr solide und dauerhaft, weil in demselben kein dem Feuer ausgesetztes
Gewölbe vorhanden ist und weil der Kohkskuchen beim Heruntergehen durchaus keine
nachtheilige Reibung auf die Ofenwände ausübt. 4) Da das Beschicken und Entleeren
sehr rasch auszuführen ist, so erleiden die Wände der Verkohkungsräume dabei nur
eine geringe Abkühlung, zum Vortheil der Schnelligkeit der nächsten Verkohkung. 5)
Der Druck der in den Verkohkungsräumen enthaltenen ziemlich hohen Steinkohlenmassen
gestattet in diesem Ofen einen Kohk von größerer Dichtigkeit, die bekanntlich namentlich bei Kohks
zu metallurgischen Zwecken sehr geschätzt wird, zu erzeugen, als in den anderen
Oefen.
Wie aus dem Vorstehenden hervorgeht, bestehen die charakteristischen Punkte bei der
Anordnung dieses Verkohkungsofens namentlich in Folgendem: 1) Verkohkung der
Steinkohle ausschließlich durch die aus ihr entwickelten Gase in einem ganz
verschlossenen Raume, was nothwendig das größte Ausbringen an Kohks zur Folge hat,
welche Nachlässigkeit von Seiten der Arbeiter beim Betriebe des Ofens auch
stattfinden mag. 2) Ansaugen der Gase durch die Essen nicht aus den
Verkohkungsräumen, sondern lediglich aus den dieselben umgebenden Räumen, wodurch
das Princip des geschlossenen Verkohkungsraumes realisirt wird. 3) Vertheilung der
zu verkohlenden Steinkohlenmasse in Portionen von geringer Dicke und in Folge dessen
größere Schnelligkeit der Operation. 4) Herstellung einer außerordentlich großen
Heizfläche in Folge dieser Vertheilung. 5) Weglassen der Heizcanäle, welche in
anderen Oefen existiren, und Ersetzung derselben durch einen einzigen großen Raum,
in welchem die Gase frei circuliren können. 6) Anwendung eines Systems von
Bindesteinen, die in solcher Art angebracht werden, daß alle Theile des Ofens eine
große Solidität erlangen und doch die Circulation der Gase durch sie nicht gehemmt
wird. 7) Austreten der Gase in feinen Strömen durch eine große Zahl von Oeffnungen,
namentlich aus dem unteren Theile der Verkohkungsräume. 8) Einführung von Luft an
vielen Stellen in den die Verkohkungsräume umgebenden Verbrennungsraum. 9) Verticale
Lage der Verkohkungsräume. 10) Nichtvorhandenseyn eines dem Feuer ausgesetzten
Gewölbes oder einer überhitzten Sohle. 11) Herausschaffen der Kohks aus dem Ofen
durch deren eigenes Gewicht und Anwendung eines Wagens dabei, welcher die Arbeit
wesentlich erleichtert und vermindert.
Ergebnisse, welche bisher mit dem Ofen erzielt wurden.
Der erste Versuchsofen wurde zu St.-Avold an der Mosel construirt, wo
mannichfache mit verschiedenen Steinkohlen ausgeführte Versuche die Richtigkeit der
diesem Verkohkungssystem zu Grunde liegenden Principien bewiesen. Nach diesen ersten
Versuchen wurde zu Sulzbach bei Saarbrück ein anderer größerer Ofen gebaut. Derselbe
hat, obschon mehrere wichtige Verbesserungen, welche die Verf. bei den später
hergestellten Oefen eingeführt haben, an ihm noch nicht angebracht waren,
befriedigende Resultate gegeben. Während eines ununterbrochenen Betriebes von
mehreren Monaten wurden den Verf. von dem Hause de Wendel
beträchtliche Quantitäten von fetter Steinkohle aus dem Bassin von Saarbrück zur
Verfügung gestellt. Diese wurden in dem neuen Ofen verkohkt und haben ein mittleres Ausbringen
an Kohks von 68 Proc. ergeben, welches der Ausbeute, die man bei einer großen Zahl
von Versuchen im Tiegel erhalten hat, vollständig entspricht. Der gewonnene Kohk
zeigte sich nicht geringer an Qualität als derjenige, welchen man in den
gewöhnlichen Oefen gewinnt. In demselben Ofen wurden auch Steinkohlen aus anderen
Gegenden verkohkt und dieselben ergaben folgendes Ausbringen an Kohks von
vorzüglicher Beschaffenheit:
Fette
Steinkohle
Proc.
aus dem Bassin von Lüttich und Charleroi
80 bis 82
„
„ „ der
Ruhr (Westphalen)
77 bis 78
„ England
73,6
„ dem Bassin der
Loire
77,5
Dieses Ausbringen entspricht überall den vorläufigen Versuchen
im Tiegel. Gemenge von mageren und fetten Steinkohlen in verschiedenen Verhältnissen
ergaben ebenfalls gute Resultate.
Zu Anfang des Jahres 1856 wurde von den Verf. in Rive-de-Gier (Loire)
ein Ofen nach diesem System construirt, welcher ebenfalls mehrere Monate lang ohne
Unterbrechung im Betriebe gewesen ist, wobei er das höchste Ausbringen an Kohks
gegeben und seine Construction sich als vollkommen dauerhaft bewährt hat. Man ließ
ihn ausgehen, weil er mit nur sechs Verkohkungsräumen construirt und deßhalb für
eine andauernde Fabrication nicht mit Vortheil anzuwenden war, da der Arbeitslohn
unter diesen Umständen verhältnißmäßig zu groß gewesen wäre.
Der vierte nach dem System der Verf. construirte Ofen hat die normale Größe mit 12
Verkohkungsräumen. Er befindet sich zu Marquise (Pas-de-Calais) auf
dem Eisenhüttenwerk der Gebrüder Pinart, welche ihn
construiren ließen, nachdem ihr Ingenieur den Ofen zu Rive-de-Gier im
Betriebe gesehen und dabei sich von der Vortheilhaftigkeit des Systems überzeugt
hatte. Auf diesen Ofen bezieht sich die hier gegebene Beschreibung, in welcher,
sowie in den zugehörigen Zeichnungen, jedoch einige Modificationen angebracht sind,
welche die Erfahrung als nützlich an die Hand gegeben hat. Der Ofen zu Marquise,
welcher am 1. September 1857 angefeuert wurde, ist seitdem ununterbrochen in
regelmäßigem Betrieb und gibt folgende Resultate:
1) Jede Abtheilung des Ofens faßt 1350 bis 1400 Kilogr. Steinkohle, je nach der
Beschaffenheit derselben, die 12 Abtheilungen zusammen fassen also 16,000 bis 17,000
Kilogr.
2) Die Verkohkung erfolgt in 24 Stunden ganz vollständig.
3) Das Beschicken und Entleeren ist leicht und ohne den geringsten Uebelstand für die
Arbeiter zu bewirken. Es findet ausschließlich am Tage statt und die Verkohkung
nimmt während der Nacht ihren Fortgang. Die Steinkohlenladungen werden nicht
gehoben, sondern im Niveau der Plattform vorbereitet. Der Ofen wird von vier
Arbeitern bedient; diese Zahl könnte in einem Etablissement mit mehr Oefen im
Verhältniß zur Production noch verringert werden. In diesem Falle würde die Ausgabe
für Arbeitslohn erheblich geringer seyn als bei den gewöhnlichen Kohksöfen.
5) Die genaue Wägung der Steinkohlenladungen und des Products an Kohks von einzelnen
Abtheilungen sowohl als das Gesammtergebniß der Monate lang fortgesetzten
Verkohkungen ließ erkennen, daß die angewendeten Steinkohlen (französische,
englische und belgische) die größte (d.h. derjenigen, welche man im Tiegel aus
denselben Steinkohlensorten erhält, gleiche) Ausbeute an Kohks geben. Man erhält
nämlich aus
der englischen Steinkohle
72 bis 73 Proc.
der Steinkohle aus dem Nord-Departement
76 „
der belgischen Steinkohle
80 bis 82 „
was 10 bis 12 Proc. mehr ist, als man in den gewöhnlichen
Oefen erhält.
6) Der in dem Ofen zu Marquise producirte Kohk wird daselbst zum Betriebe der Hohöfen
verwendet und man hat ihn dabei als von sehr guter Qualität erkannt; er ist sehr
hart und dicht und besitzt alle Eigenschaften, welche bei Kohks für die
hüttenmännischen Zwecke wünschenswerth sind.
7) Es hat sich ergeben, daß durch die Verbrennung der aus den Steinkohlen
entwickelten Gase in den hohlen Räumen des Ofens mehr Hitze entsteht, als zum
Verkohlen der Steinkohle und zur Erhaltung der normalen Hitze im Ofen nöthig ist,
und daß man daher einen erheblichen Theil dieser Gase anderweit, etwa zur
Beleuchtung, nachdem man den Theer und das ammoniakalische Wasser daraus verdichtet
hätte, oder zur Heizung der Dampfkessel etc., verwenden könnte.
8) Bis jetzt zeigt der Ofen zu Marquise in seinem inneren Mauerwerk keine Spur von
Beschädigung oder Abnutzung.
Die Verf. geben folgende Zusammenstellung über das zum Bau eines Ofens mit 12
Abtheilungen, ähnlich dem zu Marquise, jedoch mit einigen Vereinfachungen in der
Construction, erforderliche Material:
Mauerwerk.
Kubikmeter
Mauerwerk aus behauenen Bruchsteinen
8,05
„ „
feuerfesten Ziegeln
61,27
„ „
gewöhnlichen rothen Ziegeln
167,29
Gewöhnliches Ausfüllungsmauerwerk
54,35
Zimmerwerk.
Kubikmeter
Gerüste für die Bühnen
3,36
Treppen und Breter für die Bühnen
48,35
Schalung (gabarits) für die
Construction der Abtheilungen(nachher anderweit verwendbar)
140,45
Ausspreizung (chassis) im Innern
dieser Schalungen
1,52
Gußeisen.
Kilogr.
Durch Kastenguß hergestellte Theile, die (Ende 1857) per Kilogr.auf 0,30 Fr. veranschlagt
wurden
5935
Durch Herdguß hergestellte Theile per Kilogramm gerechnetzu 0,25 Fr.
2000
Schmiedeeisen.
Theile, welche (Ende 1857) veranschlagt wurden per Kilogr. zu
0,40 Fr.
884
0,50 „
393
0,60 „
1168
0,80 „
271
1,00 „
378
1,25 „
82
1,50 „
84
Mit Hülfe dieser Zusammenstellung kann man den
Herstellungspreis des Ofens, welcher unter den gewöhnlichen Umständen 14 bis 15,000
Fr. beträgt, für jeden Ort leicht ungefähr berechnen.
Vortheile, welche dieses Verkohkungssystem darbietet. Die
Verf. resumiren zuletzt die Vortheile, welche ihr Verkohkungssystem vor den bisher
gebräuchlichen darbietet, folgendermaßen: 1) Die Herstellungskosten der Oefen nach
diesem System sind im Verhältniß zu ihrer Productionsfähigkeit weniger hoch als die
anderer vervollkommneter Oefen. Letztere, und zwar solche Oefen, wie sie bei
Saarbrück in Anwendung sind, kosten in der Herstellung nahezu 3000 Fr. und
produciren per Tag 1200 Kilogr. Kohks, während der Ofen
der Verf., welcher in derselben Zeit 12,000 Kilogr., d.h. zehnmal so viel Kohks
liefert, nur ungefähr 15,000 Francs, d.h. nur fünfmal mehr als jene, kostet. Für
eine gleich hohe Production an Kohks sind also die Herstellungskosten bei dem Ofen
der Verf. nur halb so groß als bei den anderen Oefen. 2) Die Construction ist
dauerhafter und es ist weniger Veranlassung zur Beschädigung und Abnutzung des Ofens
vorhanden, so daß auch die Kosten der Unterhaltung desselben geringer sind. 3) Der
Ofen nimmt im Verhältniß zu seiner Production weniger Raum ein als alle anderen
Oefen. 4) Man erhält in demselben aus allen Steinkohlen die größte, d.h. der in
Tiegeln aus derselben
Steinkohle gewonnenen gleiche Quantität Kohks. 5) Der erzielte Kohk besitzt eine
große Dichtigkeit und ist für metallurgische Zwecke vorzüglich geeignet. 6) Die
Arbeiten bei dem Ofen sind sehr leicht und ohne den mindesten Uebelstand zu
verrichten, woraus auch eine Ersparniß an Arbeitslohn entspringt. 7) Der Ofen
erzeugt viel für den Zweck der Verkohkung überflüssige Wärme, welche man zur Heizung
von Dampfkesseln oder anderen Apparaten verwenden kann. 8) Wegen der Schnelligkeit,
mit welcher die Steinkohle von der Wärme durchdrungen wird, ist dieser Ofen ganz
besonders zum Verkohken von halbfetten Steinkohlen und von Gemengen aus fetten und
mageren Steinkohlen geeignet.