Titel: | Röhrenverbindung von Hrn. Guyet. |
Fundstelle: | Band 151, Jahrgang 1859, Nr. CI., S. 414 |
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CI.
Röhrenverbindung von Hrn. Guyet.
Aus Armengaud's Génie industriel, Januar 1859, S.
29.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Guyet's Röhrenverbindung.
Das von Hrn. Guyet erfundene System, welches auf
Leitungsröhren für Wasser, Luft, Gas etc. anwendbar ist, hat den Zweck, Brüchen
vorzubeugen, welche bei langen Röhrenleitungen häufig in Folge raschen
Temperaturwechsels vorkommen; ferner gestattet die neue Röhrenverbindung eine
Neigung der einzelnen Röhrenstücke gegen einander, so daß auch gerade Röhren leicht
in Curven gelegt werden können, und ersetzt auf einfache Weise die zwischen Tender
und Locomotive befindlichen Abgliederungen der Röhren.
Fig. 7 ist ein
Längendurchschnitt einer Röhrenverbindung, wobei die beiden Röhrenstücke sich sowohl
ihrer Längenrichtung nach bewegen lassen, als auch senkrecht auf dieselbe;
Fig. 8 ist ein
Querschnitt einer Röhrenverbindung, welche eine Biegung oder Neigung der beiden
verbundenen Stücke gegen einander zuläßt;
Fig. 9 ist ein
Durchschnitt einer festen Röhrenverbindung.
In Fig. 7 ist
A eine Tubulirung von Metall, welche bei B erweitert ist; diese Erweiterung bildet einen
ringförmigen Raum, der zur Aufnahme einer starken Kautschukscheibe a bestimmt ist, welche sich an die Schulter oder den
Ansatz a' anlegt. Ein mit einem trichterförmigen Ende
versehener Deckel b, welcher durch die Schraubenmuttern
b' und die Stellmuttern
b² angezogen wird, wirkt auf die Kautschukscheibe
a und preßt sie nach Bedürfniß zusammen.
Steckt man eine cylindrisch abgedrehte Röhre C in die
Erweiterung B, so geht erstere durch den Kautschukring
a hindurch, welcher in Folge seiner Elasticität
jedes Entweichen von Wasser, Luft, Gas etc. verhindert, wobei aber die Röhre C sich der Länge nach so weit hin und her verschieben
kann, als es die Länge des Hohlraumes B und der Röhre
C selbst gestattet. Wegen der Elasticität der
Kautschukscheibe a kann sich überdieß die Röhre C schief stellen, und da dieß nach jeder Richtung hin
möglich ist, so kann das angefügte Röhrenstück einen Conus beschreiben, dessen
Spitze mit der Achse der Röhre und mit der halben Dicke der Kautschukscheibe
zusammenfällt, während die Basis dieses Conus von der Länge der Röhre C abhängig ist. Es versteht sich von selbst, daß die
Röhrenverbindung auch dann noch vollkommen dicht bleiben wird, wenn sich die Röhre
C beständig bewegt.
In Fig. 8 trägt
die Tubulirung D an ihrem vorderen Ende eine Vertiefung
c, in welche man mit Gewalt einen Ring von
vulcanisirtem Kautschuk d eindrückt, der nach Außen zu
nicht nachgeben kann, weil er von dem Rande der Vertiefung c gehalten wird, die etwas enger gebohrt ist als der äußere Durchmesser
der Kautschukscheibe d groß ist. Die metallene Röhre C', welche mit der Tubulirung D verbunden werden soll, hat an ihrem Ende einen Ansatz oder Bund e, der etwas abgerundet ist. Eine Scheibe oder Flantsche
f von Eisen, die durch die Muttern und Stellmuttern
f¹, f²
angezogen wird, drückt den Bund e gegen den
Kautschukring d, so daß derselbe eine vollkommen dichte
Verbindung bildet. Da die Bohrung der Scheibe f conisch
ist, und etwas weiter als die Röhre C¹ selbst, so
kann dieselbe wie bei der vorhergehenden Verbindung, ebenfalls einen Conus
beschreiben, somit nach allen Richtungen hin etwas nachgeben.
Vermindert man die Dicke der Kautschukscheibe d, und
bohrt die Flantsche nicht weiter aus als die Röhre selbst dick ist, wie dieß in Fig. 9
angedeutet wurde, und läßt man den Ansatz oder die Schulter e' flach, statt sie abzurunden, so erhält man eine starre, unnachgiebige
Röhrenverbindung, welche für elastische Röhren oder Schläuche E, E' geeignet ist; diese letzteren werden auf gewöhnliche Weise entweder
durch Schellen mit Zugschrauben, oder durch Aufbinden mit Bindfaden oder Draht, mit
den metallenen Endstücken vereinigt.