Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 151, Jahrgang 1859, Nr. , S. 232
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Miscellen. Miscellen. Versuche über Biegung und Torsion der Eisenbahnwagen-Achsen. Das Heft X–XII des Jahrgangs 1858 der „Zeitschrift für Bauwesen“ enthält den „Bericht über die Versuche, welche auf der k. niederschlesisch-märkischen Eisenbahn mit Apparaten zum Messen der Biegung und Verdrehung von Eisenbahnwagen-Achsen während der Fahrt angestellt wurden“. Diese unter der Leitung des Odermaschinenmeisters Wöhler ausgeführten interessanten Versuche, unsers Wissens die ersten dieser Art, welche auf einer Bahn vorgenommen worden sind, geschahen unter Anwendung einfacher sinnreicher Apparate, welche nach vollendeter Versuchsfahrt den Grad der Biegung und beziehungsweise Verdrehung der probirten Achse dadurch wahrnehmen ließen, daß durch Zeiger mit Reißerspitzen auf Zinkplatten die betreffenden Ausschläge oder Abweichungen von der Normalstellung angezeigt wurden. Bei den Versuchen auf Biegung ging man darauf aus, die Kraft zu ermitteln, welche am Umfange des Rades angewendet den wahrgenommenen Biegungen entspricht. Zu diesem Zweck wurden die Achsen mittelst Dynanometer gebogen, welche am Umfang der Räder angebracht waren und diese gegen einander zogen. Da jedoch der Apparat während der Drehung der Achse einen Ausschlag des Zeigers nach entgegengesetzten Richtungen hervorbringt, so ist derselbe doppelt so groß, als ein mit gleicher Kraft mittelst des Dynanometers hervorgebrachter Ausschlag. Der Apparat zum Messen der Biegung war nun so construirt, daß 1 Zoll Zeigerausschlag während der Fahrt einer Bewegung am Radumfang von 3/16 Zoll oder einer Abweichung von der normalen Lage um 3/32 Zoll entspricht. Die Seitenkraft welche am Umfang des Rades angebracht werden muß, um eine gleiche Biegung der Achse oder einen einseitigen Zeigerausschlag von 1/2 Zoll hervorzubringen, ist für Achsen von 3 3/4 Zoll in der Nabe mit Rädern von 36 1/4 Zoll Durchmesser = 32 1/2 Ctr. und für Achsen von 5 Zoll Durchmesser in der Nabe mit Rädern von 36 3/4 Zoll Durchmesser = 70 1/2 Ctr. Bei den Versuchen auf Drehung war der Apparat so construirt, daß bei der Achse von 3 3/4 Zoll ein Zoll Zeigerausschlag einer Bewegung von 0,321 Zoll am Umfang des Rades von 36 1/4 Zoll Durchmesser entspricht, und da auch hier, weil sowohl das eine als das andere Rad voreilt, der Zeigerausschlag nach beiden Richtungen erfolgt, also zu halbiren ist, so beträgt für 1 Zoll Zeigerausschlag die Größe der Bogenabweichung gegen die normale Lage 0,160 Zoll, oder der Torsionswinkel 30 Minuten. Zu einer solchen Verdrehung ist, nach der Messung durch angebrachte Hebel und Gewichte, eine am Umfang des Rades wirkende Kraft von 18 3/4 Ctr. erforderlich. Bei den Achsen von 5 Zoll Durchmesser in der Nabe mit 36 3/4 Zoll großen Rädern war auf 1 Zoll Zeigerausschlag die Bewegung am Umfang des Rades = 0,228 Zoll, die Abweichung gegen die normale Lage also = 0,114 Zoll und der Torsionswinkel = 21 Minuten. Um eine solche Verdrehung hervorzubringen, ist eine am Umfang des Rades wirkende Kraft von 44 Ctr. erforderlich. Die Apparate waren je ein Paar für Stahlachsen von 3 3/4 Zoll und für eiserne Achsen von 5 Zoll Durchmesser in der Nabe angefertigt worden. Die Achsen von gleichem Durchmesser mit den Vorrichtungen zum Messen der Biegung und der Torsion wurden unter je einen Wagen gebracht und diese dann dem Betrieb übergeben. Die Versuche wurden sowohl mit sechsräderigen, als mit vierrädrigen Wagen ausgeführt und die Wagen gingen, zwei Fälle ausgenommen, nur in Güterzügen. Für jede Reise sind neue Zinkplatten am Reißerapparat angebracht worden. Nach jeder Doppeltour eines Wagens wurden die Apparate auseinander genommen, sorgfältig gereinigt und etwaige Spielräume beseitigt. Die Resultate der Versuche sind in Tabellen zusammengestellt, welche enthalten: das Datum der Fahrten, die zurückgelegten Bahnstrecken und Meilenzahl, das Gewicht der Ladung und das Bruttogewicht des Wagens incl. Ladung, die größten Zeigerausschläge an den Apparaten zum Messen der Biegung und der Torsion und die entsprechenden Kräfte am Radumfange. Es ergibt sich aus den in den Tabellen enthaltenen Versuchsresultaten im Wesentlichen Folgendes. Die Achsen von 3 3/4 Zoll Durchmesser in der Nabe haben mit den Apparaten unter vier verschiedenen Wagen 1116,4 Meilen durchlaufen, und zwar 969,6 Meilen unter vierräderigen bedeckten und offenen Güterwagen von 12 Fuß Radstand und 146,8 Meilen unter einem sechsräderigen offenen Kohlenwagen mit 15 Fuß Radstand. Der größte Ausschlag am Biegungsapparat unter einem vierräderigen Wagen betrug bei einem Bruttogewicht pro Achse von 117,6 Zollctr. 3 1/16 Zoll, und diesem entspricht eine am Radumfange wirkende Seitenkraft von 72 Ctrn. Dabei ist die Spannung der äußersten Fasern der 3 3/4zölligen Achse = 252 Ctr. pro Quadratzoll und die Abweichung des Rades von seiner normalen Stellung = 0,287 Zoll. Bei den bedeckten vierräderigen Wagen mit voller Ladung bewegt sich im Uebrigen der größte Zeigerausschlag meistens zwischen 2 1/3 und 2 2/3 Zoll, denen Seitenkräfte von 54 5/6, resp. 62 2/3 Ctr. entsprechen. Zu der Faserspannung welche diese Kräfte hervorrufen, tritt noch diejenige, welche durch die auf Verdrehung wirkenden Kräfte veranlaßt wird. Der größte Zeigerausschlag am Torsionsapparat ist bei einem Bruttogewicht pro Achse von 115,9 Ctr. vorgekommen und betrug 1 7/12 Zoll. Die diesem Ausschlag entsprechende am Radumfang wirkende Torsionskraft ist 29 11/16 Ctr., hiebei ist die Spannung der äußersten Fasern der 3 3/4zölligen Achse = 52 Ctr. pro Quadratzoll. Bei den übrigen Fahrten wurde ein Zeigerausschlag von 1 1/12 Zoll, also eine Torsionskraft von 20 1/4 Ctr. nur selten überschritten. Die Möglichkeit des Falles vorausgesetzt, daß die größten Kräfte auf Biegung und auf Verdrehung gleichzeitig wirkten, ist dann nach den vorstehend ermittelten Zahlen die größte hieraus resultirende Faserspannung der Achse = √(252² + 52²) = 257 Ctr. pro Quadratzoll. Daraus geht hervor, daß durch die Torsion die schon durch die Biegung veranlaßte Faserspannung nur unerheblich, im vorliegenden Fall von 252 auf 257 Ctr. vergrößert wird. Uebrigens würde die Achse, wenn sie statt von Gußstahl von Eisen wäre, durch eine solche Kraft stark verbogen seyn, da bei gewöhnlichem Eisen die Elasticitätsgränze schon bei einer Faserspannung von circa 180 Ctr. pro Quadratzoll eintritt. Es hat sich ferner aus den Versuchen ergeben, daß die auf Biegung wirkende Kraft bei sechsräderigen Wagen im Verhältniß etwa wie 6 : 5 größer als bei vierräderigen und bei vierräderigen gedeckten Wagen etwa wie 10 : 9 größer als bei vierräderigen offenen Wagen ist. Bei den Versuchen mit Achsen von 5 Zoll Durchmesser haben dieselben im Ganzen 811,8 Meilen durchlaufen und zwar 665 Meilen unter vierräderigen Wagen mit 12 Fuß und 146,8 Meilen unter einem sechsräderigen Wagen mit 19 1/2 Fuß Radstand. Der größte Zeigerausschlag am Biegungsapparat kam vor bei einem vierräderigen offenen Wagen mit der Bruttolast pro Achse von 158,15 Ctr., nämlich 1 15/32 Zoll. Demselben entspricht eine am Radumfange gemessene Abweichung von der normalen Stellung von 9/64 Zoll und eine am Radhalbmesser wirkende Seitenkraft von 103 35/64 Ctr. Die Spannung der äußersten Fasern ist bei dieser Seitenkraft = 156 Ctr. pro Quadratzoll. Die stärkste Verdrehung der Achse fand statt bei einem vierräderigen bedeckten Wagen mit einem Bruttogewicht pro Achse von 164,25 Ctr. Der Zeigerausschlag betrug hiebei 1 1/16 Zoll; demselben entspricht eine am Radumfang wirkende Kraft von 46 3/4 Ctr. und dabei ist die Spannung der äußersten Fasern der 5zölligen Achse = 35 Ctr. pro Quadratzoll. Auch hier ist die auf Biegung wirkende Kraft bei sechsräderigen Wagen im Verhältniß etwa von 8 : 7 größer als bei vierräderigen, während sie bei vierräderigen bedeckten und deßgleichen offenen Wagen nahezu gleich sich herausstellte. Nach den gemachten Beobachtungen betrug die größte Kraft welche auf Biegung der Achse wirkte: 1) bei vierräderigen Wagen bei Achsen von 3 3/4 Zoll Durchmesser = 74 Zollctr. = 62,9 Proc. des Bruttogewichts pro Achse, bei Achsen von 5 Zoll Durchmesser = 106,45 Ctr. = 67,3 Proc. des Bruttogewichts pro Achse; 2) bei sechsräderigen Wagen bei Achsen von 3 3/4 Zoll Durchmesser = 67,47 Zollctr. = 62,4 Proc. des Bruttogewichts pro Endachse, bei Achsen von 5 Zoll = 78,55 Ctr. = 67,4 Proc. des Bruttogewichts pro Endachse. Die größte Torsionskraft betrug bei Achsen von 3 3/4 Zoll = 30,5 Zollctr. = 52,6 Proc. des Bruttowagengewichts pro Rad; bei Achsen von 5 Zoll = 48 Zollctr. = 58,6 Proc. des Bruttogewichts pro Rad. Folgerungen. Die größten beobachteten Kräfte sind namentlich bei den fünfzölligen Achsen wiederholt nahe erreicht; es muß deßhalb als Bedingung der Sicherheit für die Achsen die Forderung gestellt werden, daß solche wiederholte Einwirkungen, bei denen das Material abwechselnd auf Zug und auf Druck in Anspruch genommen wird, nicht die Gefahr eines Bruches herbeiführen. Nach den Versuchen darf man schließen, daß die Zahl solcher Wiederholungen erheblich geringer ist, als die Zahl der Meilen, welche die Achse zurücklegt, daß mithin den Ansprüchen der Sicherheit genügt wird, wenn man die Achse so stark nimmt, daß sie die beobachteten Maximalspannungen so viele Male ertragen kann, als sie voraussichtlich während ihrer ganzen Dauer Meilen zurücklegt. Schätzt man z.B. die größte Dauer einer Achse in Rücksicht auf die Abnutzung der Schenkel auf 200,000 Meilen, so müßte sie 20,000 Mal bis zu der ermittelten Spannung hin- und hergebogen werden können, ohne zu brechen. Um darnach die Achsenstärke zu bestimmen, muß bekannt seyn, wie groß die Spannung pro Quadratzoll ist, bis zu der man das Eisen 200,000 Mal hin- und zurückbiegen darf, ohne daß es bricht. Die bisherigen Versuche, so weit sie bekannt geworden sind, geben darüber keinen sichern Aufschluß. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß gutes Eisen eine solche Probe mit einer Spannung bis zu 160 Ctr. pro Quadratzoll rheinl. ertragen würde; unter der Voraussetzung daß dieß der Fall, ist die Tragfähigkeit einiger Achsen unter vierräderigen Wagen von gleichen Dimensionen wie die bei den Versuchen benützten nachstehend angegeben. Die größte beobachtete Seitenkraft bei vierräderigen Wagen war 67,3 Proc. des Bruttogewichts pro Achse; die größte Torsionskraft 58,6 Proc. des Bruttogewichts pro Rad, also 29,3 Proc. des Bruttogewichts pro Achse. Die Spannung der äußeren Fasern bei Biegung und Torsion verhalten sich bei gleichen Kräften an gleichen Hebelsarmen wie 2 : 1. Die Torsionskraft von 29,3 Proc. wird daher eine gleich große äußere Faserspannung veranlassen, wie eine auf Biegung wirkende von 29,3/2 Proc. Die aus dem Zusammenwirken der beiden größten Kräfte erhaltene Gesammtwirkung ist daher = √(67,3² + (29,3/2)²) = 68,8 Proc. des Bruttogewichts pro Achse. Eine Achse von 5 Zoll rheinl. Durchmesser mit Rädern von 36 3/4 Zoll Durchmesser wird bis zu 160 Ctr. pro Quadratzoll äußerer Faserspannung gebogen durch eine (am Radius von 18 3/8 Zoll wirkende) Seitenkraft von 107 Ctr. Das Bruttogewicht des Wagens pro Achse könnte mithin betragen 107/68,8 = 155 Ctr., oder nach Abrechnung des Eigengewichts der Achse mit Rädern (circa 19 Ctr), die Tragfähigkeit der Achse 136 Ctr. In gleicher Weise findet sich für Achsen von 4 1/2 Zoll rheinl. Durchmesser das Bruttogewicht des Wagens pro Achse = 113 Ctr. und die Tragfähigkeit der Achse wenn das Gewicht derselben mit Rädern zu 17 Ctr. angenommen wird, = 96 Ctr. Für Achsen von 4 Zoll rheinl. Durchmesser ergibt sich das Bruttogewicht des Wagens pro Achse = 79 Ctr. und bei 15 Ctr. Gewicht einer Achse mit Rädern die Tragfähigkeit pro Achse = 64 Ctr. Wollte man für den letzten Fall die Verhältnißzahlen gelten lassen, welche bei Achsen von 3 2/4 Zoll Durchmesser beobachtet wurden, so wäre die Tragfähigkeit einer vierzölligen Achse = 70 Ctr.Die hier erörterten Verhältnisse dürften mit Veranlassung gegeben haben zu nachstehendem Circularerlaß des preußischen Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten vom 4. September 1858, betreffend Bestimmungen über das Maximum der Bruttobelastung eiserner Achsen bei Eisenbahnwagen: „Da sowohl die im Laufe des verflossenen Jahres, als auch die während des laufenden Jahres vorgekommenen und bis jetzt zur Anzeige gebrachten Achsnabenbrüche, 74 und 29 an der Zahl, ausschließlich bei Eisenbahnwagenachsen von weniger als 4 Zoll Stärke in der Nabe stattgefunden haben, und die über die einzelnen Achsbrüche eingereichten Rapporte nebst den Berichten, welche über die für die Achsen verschiedener Stärke von den Bahnverwaltungen angenommenen Maximalbelastungen vorliegen, es als unzweifelhaft herausstellen, daß die Ursache der Erscheinung vornehmlich in der Ueberlastung der schwächeren Achsen gesucht werden muß, so sehe ich mich veranlaßt, über das zulässige Maximum der Bruttobelastung eiserner Achsen bis zu 4 Zoll Durchmesser in der Nabe nachstehende Bestimmung zu treffen, und solches dabeifür 3 1/4 Zoll Durchmesser auf50 Ctr. „   3 1/2   „           „            „60   „ „   3 3/4   „           „            „70   „ „   4         „           „            „80   „mit entsprechender Abstufung für Zwischenstärken hierdurch festzusetzen. Ich mache der k. Direction zur Pflicht, hiernach die auf den betreffenden Eisenbahn-Fahrzeugen als das zulässige Maximum verzeichnete Nettobelastung revidiren, resp. anderweit normiren zu lassen. Im Uebrigen behält es bei der Anordnung des Erlasses vom 3 Mai c., wonach Achsen unter 4 Zoll Stärke nicht mehr beschafft werden dürfen, sein Bewenden. Von der Ausführung dieser Verfügung erwarte ich binnen drei Monaten Bericht.“ So lange für die Wagen nicht ein Normaluntergestelle existirt, wird es nöthig seyn für alle erheblich verschiedene Constructionen die auf die Achsen wirkenden Kräfte durch besondere Versuche festzustellen, weil es unmöglich seyn dürfte, den Einfluß aller einzelnen Verschiedenheiten, als z.B. im Verhältniß zwischen Radstand und Wagenlänge, Abstand des Achsschenkel-Mittels von der Schiene, Durchmesser der Räder u.s.w. durch Berechnung zu ermitteln. Um dann aber eine sichere Grundlage für die Berechnung der Achsenstärke aus den einwirkenden Kräften zu erlangen, ist es ebenso nöthig, mit den verschiedenen Eisensorten Versuche über die Widerstandsfähigkeit derselben gegen wiederholte Biegungen anzustellen. Fairbairn's Versuche über den Widerstand gläserner Kugeln. Im Verfolg seiner Versuche über den Widerstand schmiedeeiserner Rohre gegen einen Druck von Außen (mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 250), hat Fairbairn mit demselben Apparate auch den Widerstand gläserner Kugeln untersucht. Leider waren diese Kugeln ziemlich stark elliptisch, wie nachstehendes Täfelchen zeigt, und hierdurch dürften die Ergebnisse der Versuche wesentlich beeinflußt worden seyn. Fairbairn fand nach dem Artizan, Nr. 190, Folgendes: Durchmesser. Wandstärke. Widerstände p. Qdrtzoll. 5,05 und 4,76 Zoll   0,015 Zoll 292 Pfund 5,08   „   4,70   „   0,019   „ 410    „     4,95   „   4,72   „   0,021   „ 470    „     5,60   0,020   „ 475    „     8,22   „   7,45   „   0,010   „   35    „     8,20   „   7,30   „   0,012   „   42    „     8,20   „   7,40   „   0,015   „   60    „     Ueberraschend ist die Größe des Widerstandes, welche bis zu 475 Pfd. pro Quadratzoll Oberfläche steigt. Der Nachtheil der elliptischen Form zeigt sich am stärksten bei den achtzölligen Kugeln. Fairbairn leitet aus diesen Versuchen die Formel: P = (Ct 3/2)/D³˒¹⁷ ab, worin P die Bruchbelastung pro Quadratzoll, t die Dicke des Glases und D den Durchmesser der Kugel bedeutet. Der Coefficient C, welcher dieser Formel entspricht, scheint aber um das Doppelte zu variiren, je nachdem er nach den fünf- oder achtzölligen Kugeln bestimmt wird. Für von Außen gedrückte Glasrohre hat Fairbairn die Formel: P = (Ct 3/2)/(D . L) aufgestellt, in welcher noch L die Länge bedeutet. Seine Versuche ergeben nämlich hierüber Folgendes: Durchmesser. Länge. Wandstärke. Bruchbelastung pro Quadratzoll.     4,06 Zoll 13 3/4 Zoll    0,45 Zoll 180 Pfund     4,02   „ 14         „    0,65   „ 297    „         3,98   „ 14         „    0,76   „ 382    „         4 05   „   7         „    0,46   „ 380    „         4,05   „   7         „    0,34   „ 202    „         3 09   „ 14         „    0,24   „   85    „         3,08   „ 14         „    0,32   „ 103    „         3,25   „ 14         „    0,42   „   75    „     Diese Versuche bestätigen im Allgemeinen das bei den Blechrohren gefundene Gesetz. (Notizblatt des Civilingenieur, 1858, Nr. 2.) Die Armstrong-Kanone. Zu den gewaltigsten Hülfsmitteln welche England nöthigenfalls ins Feld führen könnte, gehört als das neueste und außerordentlichste die Armstrong-Kanone – eine Waffe von so wunderbaren Eigenschaften, daß sie nicht unwahrscheinlicher Weise eine so große Veränderung im Kriegswesen herbeiführen könnte, wie die Dampfmaschine in der Schifffahrt oder das Percussionsschloß im Kleingewehr herbeigeführt hat. Die Armstrong-Kanone gleicht in ihrem Bau einem vergrößerten Carabiner. Sie ist leichter als gewöhnliche Feldstücke, und wiewohl länger im Rohr, doch leichter transportabel. Das Projectil das sie wirft, ist ein 18pfündiges eisernes Geschoß, eigenthümlich eingefügt in ein anderes Metall, wodurch die Reibung unschädlich gemacht wird. Die Kernschußweite dieser Kanone ist 1000 Ellen (1000 engl. Ellen oder Yards = 1214 Militär-Schritte), aber so groß ist die Kraft und Geschwindigkeit die sie dem Geschosse gibt, daß Schüsse bis auf 9000 Ellen, oder fast vier engl. Meilen Entfernung, noch die massivste Eichenholzscheibe durchschlagen. Eine andere Eigenthümlichkeit dieser Kanone ist die außerordentliche Präcision ihres Feuers und die Genauigkeit womit sie durch mechanische Mittel gerichtet werden kann. Auf 3000 Ellen (= 3642 Schritte) hat man die Figur eines Mannes zu Pferd mit ziemlicher Gewißheit getroffen; auf 1000 Ellen (= 1214 Schritte) traf man das 9 Zoll im Durchschnitt große Schwarze einer Scheibe. Und da die Kanone, wie gesagt, ganz durch mechanische Mittel gerichtet wird, und nach jedem Schuß sich wieder in die frühere Position stellt, so kann, wenn nur erst einmal die richtige Wurfweite auf ein gegebenes Object gefunden ist, ein Hagel von Geschossen in raschester Aufeinanderfolge darauf geschleudert werden. Es ist offenbar, daß bei Landoperationen die Möglichkeit des Angriffs auf befestigte Punkte durch diese furchtbare Waffe unendlich erweitert wird. Auf dem Schlachtfeld wirkt sie, auf eine Distanz von 1000 Ellen, mit der mörderischen Genauigkeit der Minié-Büchse, und auch zur See dürfte sie mit der Zeit Wirkungen hervorbringen die man sich jetzt noch nicht träumen läßt. (Allgemeine Zeitung vom 4. Februar 1859.) Dieses Geschütz scheint ein Rohr aus Schmiedeeisen oder Gußstahl (von etwa der 6 Pfünder Kanone) mit gezogener Seele zu seyn, welches von rückwärts mit einem eisernen, mit Bleiumhüllung versehenen 18pfündigen (engl.) Spitzgesch geladen wird. W. Waldsägen aus Gußstahl. Der Vortheil der Holzhauer beim Gebrauch der neueren halbmondförmigen (Tyroler) Waldsägen darf den gewöhnlichen geraden (Zimmermanns-) Sägen gegenüber wohl auf 1/3, unter Umständen auf noch mehr Arbeitsgewinn angeschlagen werden. Daher haben sich die halbmondförmigen Sägen in eigentlichen Waldgegenden schnell verbreitet und die gewöhnlichen Sägen verdrängt. In vielen und besonders minder holzreichen Revieren des Landes aber bedienen sich die Holzhauer theilweis noch ihrer allen unbequemen und zeitraubenden Sägen. Es steht aber zu hoffen, da sie, wie anderwärts, sobald sie nur einmal sich im Besitz einer einzigen halbmondförmigen Säge befinden, der alten Art werden untreu werden. In neuerer Zeit liefert das k. Eisenwerk Friedrichsthal bei Freudenstadt neben den gewöhnlichen halbmondförmigen Waldsägen aus gemeinem Stahl auch solche aus Gußstahl. Erstere kosten einzeln 4 fl., bei Abnahme von mindestens 10 Stück 3 fl. 36 kr., die letztern 4 fl. 24 kr., beim Bezug von wenigstens 10 Stück 4 fl. Ich ließ deren zwei von jeder Sorte kommen, um mir über ihre vergleichungsweise Leistung Aufschluß zu verschaffen. Zugleich aber wollte ich auch über den Werth der sogenannten Raumzähne Versuche anstellen. Meine ersten Proben fielen sehr unbefriedigend aus, weil die dabei verwendeten Arbeiter in der Behandlung der Waldsägen nicht geübt waren. Ich rathe daher zu Versuchen dieser Art in Gegenden, wo kein eigentlicher Holzhauerstand besteht, wie im hiesigen Revier, intelligente Zimmerleute zu gebrauchen, die mit Anwendung großer Sägen vertraut sind. Die Schwierigkeiten, auf welche man außerdem stößt, sind zahlreich. Einmal sind nur durch Zufall zwei im Zeug ganz gleiche Sägen zu erhalten, wodurch man öfters in Versuchung geräth, auf Rechnung der Zahnstellung zu schreiben, was Verdienst besserer Qualität ist. Stehen einige Zähne über die geschwungene Bahn hervor, welche die Spitzen der übrigen bilden, so hoppelt die Säge. Ist die Schränkung um etwas weiter, als bei einer andern, so arbeitet die Säge schwerer. Sie läuft aber unregelmäßig und daher schlecht, wenn die Schränkung an verschiedenen Stellen des Blatts verschieden stark ist. Doch schwächt sich die Schränkung durch den Gebrauch und wird regelmäßiger, wodurch kleinere Unterschiede beseitigt werden können. Die Versuche am Weichholz, für welche die Zähne weiter gesetzt seyn müssen, sind vor den Hartholzversuchen vorzunehmen. Bei nicht sehr hartem Zeug einer Säge, die für Weichholz gerichtet ist, nimmt der Schrank so bald ab, daß die Säge nach einigen Stunden des Gebrauchs für Hartholz taugt. Die Raumzähne, deren beiläufig einer auf 7 gewöhnliche angenommen werden, müssen schon bei der ersten Zurichtung der Säge von der Mitte aus bestimmt werden. An einer bereits gerichteten Säge können sie nachträglich nur mittelst gänzlicher Umarbeitung der Zähne angebracht werden. Denn, will man sie dadurch herstellen, daß man von den abwechselnd nach rechts und links geschränkten Zähnen je den 7ten aufrichtet und abkürzt, so folgen sich vor und hinter dem Raumzahn 2 nach derselben Seite gekehrte Zähne, die in Verbindung mit dem kaum von ihrer Richtung abweichenden Raumzahn eine Gruppe größtentheils wirkungsloser Zähne bilden. Nach Berücksichtigung aller vorerwähnten Umstände hatte ich eine Gußstahlsäge A ohne Raumzähne, eine Gußstahlsäge B mit Raumzähnen, eine gewöhnliche Stahlsäge a ohne Raumzähne und eine solche b mit Raumzähnen. Der Durchschnitt aus der letzten Reihe maaßgebender Versuche bei den Gußstahlsägen ergab mit A ohne Raumzähne bei Föhrenholz 40, bei Eiche 30,5, bei Buche 46 Doppelzüge, mit B mit Raumzähnen bei Föhrenholz 37, bei Eiche 27,5, bei Buche 39 Doppelzüge, somit Mehrleistung der Raumzahns. bei Föhrenholz 7%, bei Eiche 10%, bei Buche 15% Doppelzüge, im Mittel 11%. Nun hatte sich aber bei der Herrichtung der Zähne gezeigt, daß das Blatt mit Raumzähnen aus etwas besserem, härterm Zeug besteht, als das ohne Raumzähne. Es steht also dahin, wie viel an den 11% Mehrleistung der Wirksamkeit der Raumzähne verbleibt. Bei den gewöhnlichen Stahlsägen ergaben sich a ohne Raumzähne bei Föhrenholz 34,5, bei Eiche 29,7, bei Buche 43 Doppelzüge, b mit Raumzähnen bei Föhrenholz 35 bei Eiche 29, bei Buche 45 Doppelzüge, im Mittel 107,2 und 109 also Minderleistung der Raumzahnsäge durchschnittlich 1 1/2%. Das Feilen der Zahne zeigte hier, daß die Säge ohne Raumzähne von besserem Zeug war, als diejenige mit Raumzähnen. Die Wirkung der beiden Gußstahlsägen zu derjenigen der gewöhnlichen Stahlsägen verhält sich wie 110 : 108,1. Wir dürfen aus den letzten beiden Zahlen, deren Unterschied in den Bereich der unvermeidlichen Beobachtungsfehler fällt, folgern, daß die neuen Gußstahlsägen den gewöhnlichen Sägen in der Wirkung nicht überlegen sind. Man sollte freilich denken, ihr härterer Zeug sollte einen feineren Schnitt und somit stärkeres Eingreifen ins Holz zur Folge haben. Allein dieß wird bloß bei entsprechender Zähigkeit des Zeuges der Fall seyn, während der Augenschein beim Feilen unserer Gußstahlsägen auf mehr Sprödigkeit der Zahnspitzen hinweist, als bei den beiden anderen, gewöhnlichen Sägen. Dessen ungeachtet dürften die Gußstahlsägen entschieden den Vorzug verdienen, weil sie vermöge ihres beim Feilen sehr merklichen härtern Stoffes die Schränkung und den Schnitt nothwendig viel länger halten und daher den Mehrpreis von 24 kr. das Stück durch vermehrte Dauerhaftigkeit weitaus bezahlen müssen. Was die Wirksamkeit der Raumzähne gegenüber den entsprechenden Sägblättern ohne Raumzähne anbelangt, müssen wir, wie schon bemerkt, bei der Gußstahlsäge B mit Raumzähnen immerhin einen großen Theil der Mehrleistung von 11% auf Rechnung des bessern Zeugs der Säge schreiben. Bei der gewöhnlichen Stahlsäge b mit Raumzähnen ergibt sich dagegen eine Minderwirkung von 1 1/2 %. Wir können sie jedoch kaum den Raumzähnen zur Last legen, da hier die Raumzahnsäge als von geringerem Zeug erkannt worden war. Jedenfalls hat also die Wirkung der Raumzähne den Einfluß des etwas schlechtern Sägblattmaterials nicht überwogen und bewegt sich, wenn sie überhaupt bei Waldsägen von 15,3 Millimeter (= 5 1/3 Linie württemb.) Entfernung der Zahnspitzen vor deren Schränkung in Betracht kommt, innerhalb des Rahmens von höchstens 10 Procenten. Oberförster Nördlinger in Hohenheim. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1859, Nr. 3.) Verbesserung in der Stabeisenfabrication, von Armitage und Lea. W. Armitage und H. Lea, beide auf dem Farnly Eisenwerke bei Leeds in Yorkshire, ließen sich die im vorhergehenden Heft S. 156 besprochene Verbesserung in der Stabeisenfabrication am 7. April 1858 für England patentiren. Die Specification ihres Patents, welche jedoch ganz allgemein gehalten ist, lautet nach dem Repertory of Patent-Inventions, Januar 1859, S. 32: „Unsere Erfindung besteht darin, daß wir mit dem Roheisen entweder im Feineisenfeuer oder im Puddelofen Stahl zusammenschmelzen, wodurch wir ein Stabeisen erzielen, welches eine viel größere Geschmeidigkeit als das nach den gewöhnlichen Methoden dargestellte besitzt, und daher viel brauchbarer in allen denjenigen Fällen ist, wo das Stabeisen eine große absolute und rückwirkende Elasticität und Festigkeit besitzen muß, z.B. für Kesselblech, Radreifen, Kolbenstangen, Spannstangen etc. Der erforderliche Stahlzusatz muß von dem Ofenaufseher zur Zeit des Schmelzens bestimmt werden; jeder besondere Zweck, zu welchem das Stabeisen bestimmt ist, erfordert ein verschiedenes Verhältniß von Stahl, je nach dessen Qualität, und in den Händen eines geübten Praktikers kann das Eisen auf jeden Grad von Hämmerbarkeit, selbst zur Geschmeidigkeit des Kupfers gebracht werden. Als Patentrecht beansprechen wir die Verbindung von Roheisen und Stahl mittelst Zusammenschmelzens derselben in solchen Verhältnissen wie sie für den Zweck geeignet sind, zu welchem das erzeugte Stabeisen bestimmt ist.“ Ueber Krafft's Apparat zum Verbrennen der Sägespäne; von A. Baschka. Ich habe einen Verbrennungsapparat nach Krafft's Construction (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CXLVIII S. 137) in der beiläufig 2000 Kubikfuß fassenden Lackirwerkstätte unserer Wagenfabrik (Firma: Schustala und Comp.) in Nesselsdorf gebaut und leitete die Wärme zur einstweiligen möglichsten Ausnützung direct in einen großen gußeisernen Ofen. Das zu verwendende Brennmaterial besteht aus Hobel- und Sägespänen, kleinen Holzabfällen etc. (wie solche in den Wagner- und Tischlerwerkstätten überall vorkommen), die wegen Mangel an Raum unter freiem Himmel abgelagert, allen Witterungsverhältnissen des vergangenen Herbstes und Winters ausgesetzt, daher auch mit etwas Erdstaub vermengt und theilweise sehr durchnäßt sind. Nichtsdestoweniger geht die Verbrennung – ist der Apparat einmal erhitzt – selbst bei dem nassen Material ungemein rasch, vollkommen und rauchlos vor sich. Nach angestellten Versuchen sind von dem genannten Material durch 12 Stunden in continuirlicher Verbrennung 285 Pfd. verbraucht worden, und es wurde hierdurch vollkommen gut geheizt. Wenn man 1 Kubikfuß halbtrockene Holzmasse (Rothbuchenholz) = 50 Pfd. annimmt, so entspricht das obige verbrannte Quantum 5,7 Kubikfuß, und es wurde demnach während dieser 12 Stunden beiläufig 1/9 österr. Klafter 30'' Scheitholzes (zu 54 Kubikfuß Holzmasse gerechnet) verbraucht – ein ohne Zweifel gewiß ganz ausgezeichnetes Resultat im Hinblick auf das fast werthlose Material und die jedenfalls noch nicht vollkommene Ausnutzung der erzeugten mehr als nöthig durch den Schornstein abgegangenen Wärme. Ein eben so günstiges Resultat erzielte ich bei einem zweiten Verbrennungsapparat, wodurch eine andere Localität beheizt wird. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, 1858, Heft 4, S. 84.) Conserviren der Gerberhaare. Um Gerberhaare vortheilhaft verwerthen zu können, ist es von Wichtigkeit, dieselben bis zur Ablieferungszeit aufzubewahren, d.h. vor Fäulniß und Verlust zu schützen. Zu dem Zwecke haben vergleichende Versuche der Aufbewahrung 1) in einer steinernen Grube im Freien, 2) in einer steinernen Grube unter Dach, 3) auf einem freien Platze ohne Bedachung und 4) auf einem freien Platze unter einem Schoppen stattgefunden. Die Nachmessung der Haare nach Verlauf von 6 Monaten ergab den geringsten Verlust bei Nr. 1, den größten bei Nr. 4. Ein Chemiker rieth, um den Verlust noch unbedeutender zu machen, die Haare von Zeit zu Zeit mit Salzwasser, wozu auch ausgebrauchte Salzlake verwendet werden kann, zu begießen, welches Verfahren dem Verfaulen der Haare entschieden hindernd in den Weg tritt. (Breslauer Gewerbeblatt Nr. 122)