Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 151, Jahrgang 1859, Nr. , S. 396
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Miscellen. Miscellen. Bestimmung des Atmosphärendruckes nach dem neuen preußischen Landesgewichte.Man vergl. S. 315 im vorhergehenden Heft. In diesem Betreff ist an die kgl. preuß. Regierungen nachstehende Verfügung ergangen: Bei der Berechnung der Dampfspannungen in Dampfkesseln etc. ist der Druck der atmosphärischen Luft auf den preußischen Quadratzoll bisher zu 15 preußischen Pfunden angenommen worden, indem der der praktischen Bedeutung entbehrende Mehrbetrag des durchschnittlichen Atmosphärendruckes am Ufer des Meeres um 0,107..... preuß. Pfund, in Rücksicht auf die in jener abgerundeten Zahl dargebotene Bequemlichkeit für die Berechnung, füglich außer Betracht gelassen werden konnte. Dieser durchschnittliche Atmosphärendruck auf den Quadratzoll beträgt in der Uebertragung auf Pfunde des durch das Gesetz vom 17. Mai 1856 eingeführten allgemeinen Landesgewichts 14,132..... Pfund. Der auch hier die volle Pfundzahl übersteigende Bruchtheil des Pfundes erscheint ebenfalls von so geringem Belange, daß im Allgemeinen die runde Summe von 14 Pfunden des allgemeinen Landesgewichts als die richtige Bezeichnung des atmosphärischen Drucks auf den preußischen Quadratzoll angesehen werden kann. Ich veranlasse demnach die Königliche Regierung, durch eine Bekanntmachung in Ihrem Amtsblatte das Publikum davon in Kenntniß zu setzen, daß bei den Ventilbelastungen und den Angaben der Dampfspannungen an Manometern und Federwaagen der Druck einer Atmosphäre auf den Quadratzoll als gleich 14 Pfund des allgemeinen Landesgewichts angenommen werden könne. In Bezug auf die Veränderung, welche die Bezeichnung der Pferdekraft nach preußischen Pfunden in Folge der Einführung des allgemeinen Landesgewichts zu erfahren hat, bemerke ich, daß an Stelle der in Preußen gebräuchlichen Rechnungsgrundlage – der Hub eines Gewichts von 510 preuß. Pfunden 1 Fuß hoch in der Secunde – ein Gewicht von 477,06.... Pfund des allgemeinen Landesgewichts zu setzen seyn würde. Da es hiebei jedoch lediglich auf einen conventionellen Durchschnittswerth ankommt, empfiehlt es sich, in Rücksicht auf Vereinfachung der Berechnungen, das auf 480 Pfund abgerundete Gewicht zu Grunde zu legen, um so mehr, als dieses mit den in anderen Staaten angenommenen Sätzen nahezu übereinkommt. Als Norm zur Bezeichnung der Pferdekraft ist daher eine Kraft anzusehen, welche 480 Pfund in der Secunde oder 28,800 Pfund in der Minute auf 1 preußischen Fuß hebt. Berlin, den 14. Februar 1859. Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, (gez.) von der Heydt. (Staats-Anzeiger, 1859, Nr. 44.) Einfaches Verfahren das specifische Gewicht fester Körper zu bestimmen; von G. Osann. Man gieße in eine Kubikcentimeterröhre Wasser bis zu einer Höhe, daß der feste Körper, dessen Eigengewicht man bestimmen will, eingelassen unter die Oberfläche des Wassers zu liegen kommt. Man bestimme das absolute Gewicht desselben und bemerke sich die Höhe des Wasserspiegels in der Kubikcentimeterröhre. Hierauf bringe man den Körper in das Wasser. Das Volumen des Wassers wird jetzt um so viel steigen, als das des eingesenkten Körpers beträgt. Man findet dasselbe, indem man das frühere von dem jetzigen abzieht. Hat man das absolute Gewicht des Körpers in Grammengewicht bestimmt, so findet man jetzt das specifische Gewicht, indem man mit der Anzahl der Kubikcentimeter in das absolute Gewicht dividirt. Als Beispiel diene folgender Versuch: Die Kubikcentimeterröhre war bis zu 30 Kub. Cent, mit Wasser angefüllt. Das Gewicht von zwei Stücken Stangenschwefel betrug 17,60 Grm.; in die Röhre gebracht, stieg das Wasser um 9,0 Kub. Cent, höher; dieß dividirt in 17,60 gibt 1,95, übereinstimmend mit dem bekannten spec. Gewicht des Schwefels. Es versteht sich von selbst, daß dieses Verfahren nicht angewendet werden kann in den Fällen, wo es sich um seine Bestimmungen handelt. (Poggendorff's Annalen, 1859, Bd. CVI S. 334.) Dr. Fr. Mohr hat schon im J. 1853 nachgewiesen, daß die sicherste Bestimmung des specifischen Gewichts eines Körpers darin besteht, daß man das Volum des Wassers mißt, welches er verdrängt. Dr. H. Schwarz construirte im vorigen Jahr einen Apparat (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CXLIX S. 448), um nach diesem Princip das spec. Gewicht fester Körper (Kartoffeln, Mineralien etc.) für technische Zwecke zu bestimmen. Die Redaction. Ueber die Erzeugung eines luftverdünnten Raumes durch ausströmenden Dampf. Hr. Prof. Dr. Zeuner in Zürich hat zur Ermittelung des Einflusses, welchen Dampfstrahlen auf den Zug ausüben, Versuche über die durch Dampfstrahlen zu erreichende Luftverdünnung mit folgendem einfachen Apparate angestellt. Das Dampfrohr mündet in der Achse eines cylindrischen Blechgefäßes, und senkrecht darüber befindet sich eine zur Aufnahme verschieden langer und weiter Rohre bestimmte Oeffnung. Die Mündung des Dampfrohres kann mit verschiedenen Mundstücken versehen werden. Die Versuche, welche später mit einem vollkommeneren Apparate wiederholt werden sollen, zeigten. daß die durch ein Vacuummeter am Gefäße gemessene Luftverdünnung um so größer ist, 1) je enger das Aufsatzrohr im Verhältniß zur Dampfrohrmündung ist, 2) je größer die Spannung des Dampfes, also auch seine Austrittsgeschwindigkeit ist, 3) je länger das Aufsatzrohr ist. Ad. 1 werden folgende Versuche angeführt. Bei 1,4 Ctm. weiter Ausflußmündung, 0,93 Meter Abstand vom oberen Ende des Rohres bis an die Mündung, und einer Dampfspannung von 1080 Millim. Quecksilbersäule entstand für eine Aufsatzrohrweite von 12 6 4 2 Centim. ein Ueberdruck der Atmosphäre von 11,8 49,3 104,5 141,3 Millimeter Quecksilber. Ad. 2. Bei demselben Mündungsdurchmesser und derselben Aufsatzrohrlänge fand man für 12 Centim. Weite dieses Rohres und Dampfspannungen von 860 970 1130 Millim. den Ueberdruck der Atmosphäre 4,1 7,7 11,8 Millim. Ad. 3. Bei demselben Mündungsdurchmesser und 12 Centim. Aufsatzrohrweite wurde bei 1120 Millim. Dampfspannung beobachtet, daß für eine Rohrlänge von 20 29 50 59 84 93 Centim. der Ueberdruck 3,6 8,4 11,6 11,6 11,8 11,8 Millim. betrug, woraus zugleich hervorgeht, daß die Länge des Aufsatzrohres nur bis zu einer gewissen Gränze von Einfluß war. (Notizblatt des Civilingenieur von 1859, Nr. 3.) Ueber die Appolt'schen Kohksöfen. Bei der dem Commercienrath Kulmiz gehörigen, am Wrangelschacht der Glückhülf-Grube zu Hermsdorf errichteten Kohksanstalt ist im Jahre 1858 ein neuer Ofen nach dem System der Gebrüder Appolt erbaut worden, wie solche bereits seit fast zwei Jahren in Sulzbach bei Saarbrücken und zu Marquise im nördlichen Frankreich mit Vortheil in Anwendung stehen. Der Ofen ist zu Anfang d. J. in Betrieb gesetzt und der Erfolg entspricht den gehegten Erwartungen. Die Vortheile eines solchen Ofens bestehen in Folgendem: a) Derselbe gibt ohne Nachtheil für die Güte das größte Ausbringen. Während die ältesten schlesichen Oefen bei schlesischer Kohle nur ein Ausbringen von höchstens 55 Proc. ermöglichten und in den schon verbesserten François'schen Oefen (mit erwärmter Sohle und Seitenwänden) beiläufig 62 Proc. erzielt wurden, gibt der Appolt'sche Ofen ein Ausbringen von 70 bis 75 Procent. b) Er besitzt eine nach seinem Fassungsraum große produktive Kraft, da in 24 Stunden 96 bis 100 Tonnen Kohlen verkohkt werden können. (Jede Kammer wird nämlich mit 8 Tonnen besetzt und nach 24 Stunden entleert.) c) Er wird mit der größten Leichtigkeit gefüllt und entleert, gestattet daher eine erhebliche Ersparung an Arbeitslöhnen. (Zur Bedienung des Ofens bei einer täglichen Production von 100 Tonnen sind etwa 6 Mann erforderlich.) Die erzeugten Kohks sind sehr dicht und schwer und werden sich daher besonders bei dem Hohofenbetriebe vortheilhaft verwenden lassen. (Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1859, Nr. 6.) Unterschied zwischen reducirtem Eisen und Eisenpulver zum medicinischen Gebrauch. Hr. Prof. Magnus von Berlin hat bei der vorjährigen Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Carlsruhe auf ein merkwürdiges Verhalten des gewöhnlichen Eisenpulvers oder der feinen Eisenfeile, wenn diese von einem Magnet angezogen worden ist, aufmerksam gemacht. während nämlich das durch Wasserstoff aus Eisenoxyd reducirte und höchst fein zertheilte metallische Eisen sehr leicht verbrennlich ist und bei der Berührung mit einer Flamme schnell zu Eisenoxyd verglimmt, läßt sich das durch Feilen oder auf andere Weise bereitete Eisenpulver unter den gewöhnlichen Verhältnissen nicht entzünden. Ein solches Eisenpulver wird bekanntlich in Tyrol im Großen auf mechanische Weise dargestellt und seit mehreren Jahren zu medicinischen und pharmaceutischen Zwecken in den Handel gebracht. Da dasselbe äußerst zart ist, so ist es hie und da sogar schon für durch Wasserstoff reducirtes Eisen verkauft worden – ein Betrug, den man eben dadurch sehr leicht erkennen kann, daß das Tyroler Eisenpulver bei Annäherung einer Flamme nicht verglimmt. Indessen kann dasselbe, wie Magnus durch einen sehr schönen und einfachen Versuch gezeigt hat, ebenfalls in hohem Grade feuerfänglich gemacht werden, wenn man es in den magnetisirten Zustand versetzt. In der That, nähert man dieser zarten Eisenfeile einen Magnet, so hängt sich dieselbe an dessen Polen in Bartform an und fällt beim Schütteln theilweise wieder herunter. Nähert man nun dieser angezogenen Eisenmasse ein brennendes Hölzchen, so fängt sie sogleich Feuer, welches sich rasch fortpflanzt, und wenn man hierauf an den Magnet klopft oder ihn schüttelt, so fällt eine Menge von Funken herunter, die von den brennenden Eisentheilchen herrühren. (Buchner's neues Repertorium für Pharmacie, Bd. VII S. 472.) Fraser's Verfahren Kalisalpeter mittelst Chlorkalium zu fabriciren. John Fräser, Chemiker in Glasgow, ließ sich am 27. April 1858 ein Verfahren zu diesem Zweck patentiren. Er sagt: „Ich nehme 20 Centner Chlorkalium von wenigstens 90 Proc. Gehalt, und von gewöhnlicher käuflicher Salpetersäure 22 1/2 Centner. Das Chlorkalium löse ich in der hiezu erforderlichen Menge Wasser auf und lasse es absetzen. Diese Lösung wird in eine Retorte von Steinzeug gebracht, und die Salpetersäure zugesetzt, dann erhitzt man sie. Das übergehende salzsaure Gas wird in gewöhnlicher Weise verdichtet. Den Rückstand gibt man in Krystallisirgefäße; die erhaltenen Krystalle sind nahezu reines salpetersaures Kali.“ (Repertory of Patent-Inventions, Januar 1859, S. 68.) Die vortheilhafteste Darstellungsweise des Kalisalpeters mittelst Chlorkalium ist offenbar die Umsetzung des letztern Salzes mit Chili-Salpeter nach dem Verfahren des Hrn. Anthon, beschrieben im polytechn. Journal Bd. CXLIX S. 39. Die Redaction. Verfahren zur Darstellung farbiger Lichtbilder; von E. Walker in Washington. Walker's Verfahren gründet sich auf die Eigenschaft des zweifach-chromsauren Kalis, durch das Belichten unauflöslich zu werden. Man beginnt damit, daß man das zweifach-chromsaure Kali mit arabischem Gummi mischt, und verbreitetes dann mit einem Pinsel auf dem Papier, so daß eine recht gleiche Schicht gebildet wird; nachdem man das Papier im Dunkeln trocknen ließ, trägt man auf dasselbe eine Schicht der gewünschten Farbe auf und läßt es neuerdings trocknen. Das Papier wird alsdann unter einem negativen Lichtbild in gewöhnlicher Weise angebracht und dem Licht ausgesetzt. Nach Verlauf einer hinreichenden Zeit wascht man es sorgfältig; der auflösliche Theil löst sich dadurch, wogegen der unauflöslich gewordene Theil die angewendete Farbe zurückhält und fixirt. Man sieht leicht ein, daß man bei diesem Verfahren statt bloß einer Farbe auf demselben Papierblatt mehrere Farben anbringen oder das Papier in den natürlichen Nuancen des Gegenstandes färben kann. Mit einer in beschriebener Weise angewendeten Lösung von zweifach-chromsaurem Kali kann man auch in der camera obscura das Lichtbild auf Stein haftend erzeugen, von welchem sich dann in der lithographischen Presse Abzüge machen lassen; man kann sogar ein solches auf Metall hervorbringen (mit Hülfe einer positiven Photographie auf Glas), von welchem sich mit gewöhnlicher Schwärze eben so rasch Abdrücke machen lassen wie von einem Holzschnitt. Nach den in dieser Hinsicht angestellten Versuchen ist der günstige Erfolg kaum mehr zu bezweifeln. Major Bowman. (Bulletin de la Société d'Encouragment, Januar 1859, S. 53.) Ueber die Wiederherstellung zerknickter Schmuckfedern; von Prof. Böttger. In der am 20. September vorigen Jahres auf der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in (Karlsruhe abgehaltenen vereinigten Sitzung der Section für Chemie und Physik, wurde das Verhalten der Hornsubstanz zu Wasser und Wasserdampf in folgender Weise von mir zur Sprache gebracht: Die Horndreher bedienen sich bekanntlich zur Biegung und Andersgestaltung von Pfeifenspitzen und sonstigen aus Horn gefertigten Gegenständen eines sehr einfachen Verfahrens, welches darin besteht, daß sie diese Gegenstände, um deren Biegsamkeit zu erhöhen, entweder direct über einer Kerzenflamme vorsichtig hin- und herbewegen oder in einem Oelbade bis auf einen gewissen Temperaturgrad erhitzen, hierauf durch Druck oder Biegung dem Gegenstande die gewünschte Form geben und ihn dann möglichst schnell erkalten lassen. Diese höchst einfache und überaus rasch zum Ziele führende Manipulation bewog mich zu versuchen, ob, unter Nutzanwendung einer anderen geeigneten Wärmequelle, es vielleicht gelingen werde werthvolle, aber durch Verbiegung und Zerknickung unbrauchbar gewordene Schmuckfedern in einen wiederum brauchbaren Zustand zu versetzen. Dieß ist mir nun in der That auf das Allervollständigste auf die Weise gelungen, daß man die zu reparirenden Schmuckfedern auf wenige Augenblicke den heißen Wasserdämpfen aussetzt oder sie eine Minute lang in siedendes Wasser direct eintaucht, sodann schnell wieder daraus entfernt, und bis zum gänzlichen Erkalten unter Wasser von mittlerer Temperatur einige Zeit liegen läßt. Um sich von der außerordentlichen Wirksamkeit dieses höchst einfachen Verfahrens zu überzeugen, braucht man nur eine gewöhnliche Schreibfeder (einen Gänsekiel) der Länge nach an mehreren Stellen recht wacker zu zerknicken, und sie hierauf wie erwähnt zu behandeln, dann wird man finden, daß sie aus dem Wasserbade in einem Zustande hervortritt, der nicht im entferntesten ahnen läßt, daß sie jemals zerknickt gewesen war. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1859, Nr. 5.) Mittel, um rauh und hart gewordenen Sammet wieder weich und geschmeidig zu machen. Man ist oft in Verlegenheit, was mit Sammet zu thun ist, der vom Regen benetzt wurde. Das beste Mittel, ihn wieder weich und geschmeidig zu machen, ist folgendes: Man befeuchte den durch Regen oder Koth hart und rauh gewordenen Sammet auf der ganzen Rückseite und führe dieselbe über ein heißes Eisen. Die Hitze verwandelt das Wasser in Dampf, der durch die Oberfläche des Sammets zieht und hiebei die verwirrten und zusammengeklebten Fasern trennt. Wohl zu beachten ist, daß der Sammet nicht gebügelt werden darf, vielmehr das Eisen durch irgend eine Vorrichtung festgehalten und der benetzte Sammet mit seiner Rückseite über dasselbe geführt werden muß. (Scientific American, durch das württembergische Gewerbeblatt, 1859, Nr. 10.) James Sholl's Papier mit Kreidezusatz. Der Genannte gibt ein Verfahren an, Papier zu erzeugen, auf welchem eine mit blasser Tinte geschriebene Schrift rasch dunkel und leserlich wird und welches gestattet, eine gute Copie der Schrift zu nehmen, selbst wenn sie schon einige Tage alt ist. Das nach demselben hergestellte Papier ist auch zur Aufnahme der Copien besser geeignet, als das gewöhnliche Papier. Man nimmt zu dem Ende gewöhnliches Schreibpapier und taucht dasselbe in eine rahmartige Mischung von fein zertheilter reiner Kreide und Wasser. Nachdem das Papier 2 bis 3 Minuten lang in dieser Mischung eingetaucht gewesen ist, nimmt man es wieder heraus und wäscht es in reinem Wasser, um die überschüssige Kreide wieder zu entfernen, worauf es getrocknet und weiter wie gewöhnliches Schreibpapier zugerichtet wird. Statt in dieser Weise zu verfahren, kann man die geschlämmte Kreide auch dem Papierzeug bei der Bereitung des Papiers zusetzen Man nimmt dann auf 400 Pfund Papierzeug etwa 5 Pfund Kreide. Oder man bringt die Kreide beim Leimen des Papiers auf demselben an, indem man sie mit der Leimauflösung vermischt. Wenn man eine auf Papier, welches nach diesem Verfahren hergestellt ist, gemachte Schrift copiren will, so muß dieselbe mit Copirtinte ausgeführt seyn, man kann aber Copirtinte dazu anwenden, welche weit dünner ist als die gewöhnliche, namentlich wenn man auch als Copirpapier ein nach dem hier beschriebenen Verfahren angefertigtes Papier benutzt. Das Copiren erfolgt übrigens mit Anwendung einer Copirpresse in gewöhnlicher Manier. (Aus dem Repertory of Patent-Inventions, durch das polytechnische Centralblatt, 1858 S. 1594.) Reinigen des Abfalles bei Wollspinnereien- und Webereien; von Hrn. G. F. Wiedenmann in Heidenheim. Eine Methode zu wohlfeiler Reinigung des sogenannten Maschinenausputzes und der Trümmer, bei welcher die Wolle ganz rein und zugleich nicht verfilzt wird, verdient gewiß Veröffentlichung, da jährlich nicht nur viel Abfall ins Ausland, besonders nach Belgien, verführt wird, der mit Vortheil im Lande verarbeitet werden könnte, sondern sogar noch viele Centner davon auf den Dünger geworfen werden, bloß deßhalb, weil man den Ausputz und die Trümmer nicht zu reinigen versteht. Nachstehendes, durch wiederholte Versuche erprobte Verfahren ist das Resultat mehrjähriger Bemühungen; es hat sich bewährt, selbst wenn der Abfall alt und zäh ist. Der Maschinenausputz wird 1–6 Tage in kaltem faulem Urin eingeweicht, sodann in einen Korb gefaßt und darin belassen, bis der Urin ganz abgeträufelt ist; hierauf bringt man denselben in eine Kufe, die mit der besseren Waltbrühe, in welcher man die Tücher abgeläutert hat, gefüllt ist. In dieser Brühe wird vor dem Einbringen des Abfalls Soda aufgelöst, und zwar 2 Pfd. auf je 20 Pfd Abfall. Nachdem dieser in der kalten Brühe 4–6 Tage gelegen ist, wascht man ihn im kalten Wasser aus. läßt ihn trocknen und hat dann reine Wolle. Sollte aber je die Reinigung aufs erstemal nicht ganz gelungen seyn, so wird das Einweichen in Walkbrühe mit Soda wiederholt. Wo die Walkbrühe nicht bei Handen ist, kann dieselbe durch kalten Urin und Soda ersetzt werden: doch ist Walkbrühe weit besser, weil man damit eine weichere Wolle erhält. Dasselbe Resultat erzielt man, wenn man den Abfall, auf Grasboden ausgebreitet, den Winter über der Witterung aussetzt; die feuchten Niederschläge, Schnee und Regen etc. ziehen den Schweiß und das Fett aus der Wolle. Auf ganz gleiche Art werden auch die Webtrümmer oder sogenannten Lödlen gereinigt, doch muß man diese vorher in 1 Zoll lange Stücke zerschneiden. Die gereinigten Trümmer geben bei Verarbeitung auf der Rückseite der Buckskin's einen weit besseren Stoff, als die sogenannte Kunstlumpen- oder ewige Wolle, die immer den großen Nachtheil hat, daß sie kein Leben, keine Elasticität mehr besitzt, indem durch das Decatiren der Stoffe die Elasticität verloren geht. Die Brühe, worin man die Abfalle gereinigt hat. ist ganz dick und voll Fett; setzt man derselben Kalk zu, so bildet sich daraus eine Kalkseife, sogenannter Suinter, den man entweder selbst zur Gasfabrication verwendet oder an Gasfabriken verkauftMan vergl. polytechn. Journal Bd. CXLII S. 316. Auch als Dungmittel läßt sich die Brühe aufs Trefflichste benutzen. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1859, Nr. 11.)