Titel: Ueber die Einwirkung des Leuchtgases auf verschiedene Salzsolutionen, insbesondere auf eine ammoniakalische Kupferchlorürlösung; von Prof. Rud. Böttger.
Fundstelle: Band 152, Jahrgang 1859, Nr. IX., S. 22
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IX. Ueber die Einwirkung des Leuchtgases auf verschiedene Salzsolutionen, insbesondere auf eine ammoniakalische Kupferchlorürlösung; von Prof. Rud. Böttger. Aus dem Jahresbericht des physikal. Vereins zu Frankfurt a. M. für 1857–1858. Böttger, über die Einwirkung des Leuchtgases auf verschiedene Salzsolutionen. Bei meinen fortgesetzten, bereits im Jahre 1852 begonnenen Versuchen über das Verhalten des gewöhnlichen (aus Steinkohlen oder aus Harz oder aus einem Gemeng von Bogheadkohle und harzigem Holz bereiteten) Leuchtgases zu verschiedenen Salzsolutionen und Flüssigkeiten, sah ich mich, behufs der Entfernung verschiedener die Leuchtkraft jenes Gases schwächender Beimischungen veranlaßt, unter anderem auch das von Leblanc so außerordentlich gerühmte Absorbens für Kohlenoxydgas, nämlich eine ammoniakalische Kupferchlorürlösung, in Anwendung zu bringen. Leblanc gibt an,Erdmann's Journal für praktische Chemie, Bd. L S. 239. und Prof. Vogel jun. bestätigt,Polytechn. JournalBd. CXXXVI S. 237. daß wenn man einen Strom Kohlenoxydgas durch eine Auflösung von Kupferchlorür in Chlorwasserstoffsäure, oder durch eine Auflösung von Kupferchlorür in Aetzammoniakflüssigkeit gehen lasse, das Gas mit einer solchen Geschwindigkeit absorbirt werbe, wie Kohlensäure durch caustisches Kali, und daß dadurch ein neues analytisches Mittel gefunden sey, das Kohlenoxydgas mit Leichtigkeit aus Gasgemengen abzuscheiden. Dieser Angabe vermag ich nicht unbedingt beizupflichten, denn wiewohl einer ammoniakalischen Kupferchlorürlösung, meinen Erfahrungen zufolge, das Vermögen Kohlenoxydgas zu absorbiren nicht abgesprochen werden kann, so geschieht diese Absorbtion doch mit einer solchen Langsamkeit und Trägheit, daß beim ruhigen Stehen des Gases über genannter Flüssigkeit Stunden vergehen, ehe eine auffallende Einwirkung sich bemerklich macht. Ja, leitet man einen ganz langsamen Strom, durch Kalilösung seiner Kohlensäure völlig beraubten Kohlenoxydgases (erhalten durch Erhitzen von krystallisirter Oralsäure in concentrirter Schwefelsäure) durch drei hintereinander aufgestellte, mit besagter ammoniakalischer Kupferchlorürlösung gefüllte Liebig'sche Kugelröhren, so steht man, bei noch so lange andauerndem Gasstrome, in der Kupfersalzlösung weder eine Trübung, noch einen Niederschlag entstehen, und das der letzten Kugelröhre entströmende Gas, bei Annäherung einer Flamme, mit der ihm eigenthümlichen schön blau gefärbten Flamme gerade so ruhig und anhaltend fortbrennen, als ob dasselbe gar kein Absorbtionsmittel passirt habe. Da nun überdieß, wie wir sogleich sehen werden, eine ammoniakalische Kupferchlorürlösung in einem noch weit höheren Grade von einem im Leuchtgase enthaltenen Kohlenwasserstoffe afficirt, respective zersetzt wird, so dürfte genannter Salzsolution, als vorzugsweisem Absorbtionsmittel für Kohlenoxydgas, keineswegs die Bedeutung beizulegen seyn, die ihr die Obengenannten vindiciren. Es erscheint in der That auffallend, daß Hr. Leblanc, der sich in Gemeinschaft mit Prof. Stas und Doyère des ammoniakalischen Kupferchlorürs als Absorbens für Kohlenoxydgas in einem Beleuchtungsgase bediente, Erscheinungen und Reactionen übersehen oder unbeachtet lassen konnte, die hiebei schon nach Verlauf von wenigen Minuten unfehlbar in einem besonders auffallenden Grade hervorzutreten Pflegen. Ueberhaupt finde ich dieser merkwürdigen Erscheinungen, welche sich bei der Einwirkung von Leuchtgas auf eine ammoniakalische Kupferchlorürlösung kund geben, und wovon hier sogleich ausführlicher die Rede seyn wird, in der chemischen Literatur mit keiner Sylbe Erwähnung gethan. Leitet man nämlich gewöhnliches Leuchtgas, ehe man es in die gegenwärtig fast allgemein in den Laboratorien eingeführten Bunsen'schen Gaslämpchen einströmen läßt, durch eine, zu 2/3 mit ammoniakalischer KupferchlorürlösungEin wenig beigemengtes Kupferchlorid-Ammoniak wirkt nicht störend ein. gefüllte, circa 12 bis 16 Kubikzoll Rauminhalt fassende Zwischenflasche, der Art, daß dasselbe in diese durch eine in dem durchbohrten Korke befestigte, einige Linien unterhalb des Niveau's der Flüssigkeit ausmündende Glasröhre eintritt und durch eine zweite knieförmig gebogene, dicht unter dem Kork der Flasche sich endigende, durch eine Kautschukröhre mit dem Gaslämpchen communicirende Glasröhre austritt, so sieht man schon nach Verlauf von wenigen Minuten die oberen Innenwände dieser Zwischenflasche sich mit einem fast zinnoberrothen Anfluge überziehen; nach und nach erfüllt sich auch die blaue Flüssigkeit mit einer Menge zinnoberroth gefärbter Flocken, die nach Verlauf von wenigen Stunden sich so bedeutend anhäufen, daß sie nicht selten das ganze untere Viertel der Flasche einnehmen. Durch Mitanwendung einer solchen Wasch- oder Zwischenflasche, die man mit den verschiedensten Salzsolutionen füllen kann, hat man sonach eine einfache Vorrichtung, mit welcher sich ohne besonderen Gasaufwand die mannichfaltigsten Absorbtionsversuche mit brennbaren Gasen aller Art anstellen lassen, indem hierbei das Gaslämpchen gleichzeitig nebenbei zum Erhitzen und Abdampfen von Flüssigkeiten u.s.w. wie gewöhnlich benutzt werden kann. Da weder bei anhaltendem Hindurchleiten von Kohlenoxydgas, wie eben erwähnt, noch auch beim Hindurchleiten von reinem Wasserstoffgas, deßgleichen von kohlensaurem Gas durch die ammoniakalische Kupferchlorürlösung eine sichtbare Veränderung in dieser letzteren eintritt, so lag die Vermuthung nahe, es möchte, da, wie wir nachher sehen werden, allem Anscheine nach jener rothe stockige Körper eine Kupfer-Kohlenwasserstoff-Verbindung ist, vielleicht das in dem gewöhnlichen Leuchtgase in nicht unbedeutender Menge enthaltene Grubengas (C₂H₄) oder das Elaylgas (C₄H₄) die Veranlassung zur Entstehung jenes flockigen zinnoberrothen Körpers geben. Directe, mit den genannten Gasen angestellte Versuche ergaben aber ein ganz unzweideutiges negatives Resultat. Auch durch Schütteln von Benzol (C₁₂H₆) und von krystallisirtem Naphthalin (C₂₀H₈) mit der ammoniakalischen Kupfersolution vermochte ich nicht, den rothen Körper zum Vorschein zu bringen. Es blieb daher nur noch übrig, die ammoniakalische Kupferchlorürlösung auch mit den übrigen im Leuchtgase nicht selten in wechselnden Mengen vorkommenden höheren Kohlenwasserstoffen in Wechselwirkung treten zu lassen, namentlich mit Propylen (C₆H₆), Butylen (C₈H₈) und Amylen (C₁₀H₁₀). Das bei der trocknen Destillation von gleichen Gewichtstheilen wasserfreiem essigsaurem Natron und Natronkalk auftretende Gasgemeng, worin bekanntlich alle die letztgenannten Kohlenhydrate enthalten sind, fand ich indeß gleichfalls ohne alle Einwirkung auf Kupferchlorür-Ammoniak. Was für ein Kohlenwasserstoff nun aber mit dem Kupfer verbunden jenen merkwürdigen Körper repräsentirt, das wird erst dann mit Bestimmtheit ausgesprochen werden können, wenn, was mir bis jetzt noch nicht hat gelingen wollen, Verfahrungsweisen zu seiner Entstehung werden ausfindig gemacht worden seyn, die ihn von der zu einer quantitativen Analyse erforderlichen Reinheit zu erhalten geeignet seyn werden. Versucht man nämlich ihn (was ich noch am zweckmäßigsten gefunden) auf einem Filter mit etwas Aetzammoniakflüssigkeit und hierauf mit Alkohol auszusüßen, so erkennt man schon an der sehr bald eintretenden Veränderung seiner Farbe, die namentlich bei seinem Trocknen von Zinnoberroth in Bräunlichviolett übergeht, seine große Unbeständigkeit. So viel geht aber schon jetzt aus den von mir angestellten qualitativ analytischen Versuchen hervor, daß wir es hier mit einem Körper von ganz ungewöhnlicher Zusammensetzung zu thun haben, in welchem der Kohlenwasserstoff als zusammengesetztes Radical, ähnlich dem Cyan, mit dem Kupfer in Function tritt. Auch mit dem Golde und mit dem Silber ist es mir gelungen, analoge Verbindungen, deren ich nachher in der Kürze Erwähnung thun werde, hervorzubringen. Leitet man anhaltend einen Strom Leuchtgas durch eine Auflösung von Kupferchlorür in Chlorwasserstoffsäure, so nimmt man in letzterer keine Veränderung wahr, dagegen sieht man den rothen Körper bei gleicher Behandlung in kurzer Zeit sich bilden in einer ammoniakalischen Lösung des canariengelben unterschwefligsauren Kupferoxydulnatrons (erhalten durch Fällung einer Kupfervitriollösung mittelst unterschwefligsauren Natrons), so wie in einer ammoniakalischen Lösung des orangefarbenen schwefligsauren Kupferoxyduloxyds (erhalten durch Erhitzen einer Kupfervitriollösung mit schwefligsaurem Natron). In Bezug auf die Eigenschaften dieses interessanten Körpers erlaube ich mir Folgendes von denselben hier anzuführen: Im feuchten Zustande erscheint der Körper stockig, nicht krystallinisch, fast zinnoberroth; im trocknen Zustande sieht er braun aus mit einem Stich ins Violette. Staubtrocken zwischen Fließpapier gelegt und auf einem eisernen Amboß mit einem eisernen Hammer mäßig stark geschlagen, zersetzt er sich unter Funkensprühen und zischendem Geräusch, mit Hinterlassung einer großen Menge eines sammetschwarzen, ungemein voluminösen Pulvers (bestehend aus fein zertheilter Kohle und metallischem Kupfer). In einem unten verschlossenen dünnwandigen Reagensglase erhitzt, zersetzt er sich, je nachdem er plötzlich oder langsam ansteigend erhitzt wird, zwischen 95–120° R. unter ziemlich starker Verpuffung, mit gleichzeitiger Hinterlassung eines, wenigstens das Dreifache seines ursprünglichen Volumens betragenden, sammetschwarzen Pulvers (eines Gemisches von Kohle und Kupfer). Im feuchten Zustande wird er bei mittlerer Temperatur von sehr verdünnter Salzsäure, beim Schütteln, ohne Zersetzung, d.h. ohne Gasentwickelung, zu einer grünlich gelb gefärbten Flüssigkeit gelöst, die ohne sich zu verändern mit einer willkürlich großen Menge Wassers versetzt werden kann und aus welcher, bei unvollständiger Neutralisation mit caustischem Kali, der Körper mit seiner ursprünglichen rothen Farbe und mit allen seinen ursprünglichen Eigenschaften gefällt wird. Behandelt man ihn dagegen im feuchten Zustande bei mittlerer Temperatur mit Salzsäure von 1,1 spec. Gew., so löst er sich unter kaum merklicher und sehr bald nachlassender Gasentwickelung theilweise darin auf, aber bei Anwendung von Hitze erfolgt eine vollständige Auflösung desselben unter sehr tumultarischer Gasentwickelung; das dabei auftretende Gas ist entzündlich und brennt bei Annäherung einer Kerze, unter gleichzeitiger Rußabsonderung, mit einer intensiv gelblichweiß gefärbten Flamme. Die bei diesem Vorgange resultirende, ihres Gasgehaltes beraubte Flüssigkeit besteht lediglich aus salzsäurehaltigem Kupferchlorür, aus welchem Aetzkali gelbes Kupferoxydulhydrat fällt. Von Essigsäure, verdünnter Schwefelsäure, Kali-, Natron- und Ammoniaklösung wird der rothe Körper selbst in der Wärme nicht angegriffen, dagegen von einer concentrirten Lösung von Cyankalium schon bei mittlerer Temperatur, unter Kohlenwasserstoffgasentwickelung zu einer ungefärbten Flüssigkeit aufgelöst, aus welcher beim Abdampfen leicht lösliches Kaliumkupfercyanür in Krystallen gewonnen werden kann. Wirft man etwas von dem staubtrockenen Körper in eine mit Chlorgas gefüllte Flasche, so erfolgt augenblicklich, unter Lichtentwickelung, eine schwache Detonation, es bildet sich Chlorkupfer, Salzsäure, und fein zertheilte Kohle scheidet sich ab. Wickelt man ein wenig von dem staubtrockenen Pulver in das eine Ende eines langen Streifens Fließpapier locker ein und senkt diesen Streifen dann in eine Atmosphäre von Chlor, so findet gleichfalls fast momentan eine gefahrlose schwache Verpuffung statt, während man in dem nicht selten ganz unverletzt bleibenden Papierstreifen bei dessen Aufwickeln eine Menge überaus voluminöser Kohle antrifft. Auch beim Einsenken des locker in Fließpapier eingewickelten Pulvers in eine Atmosphäre von Bromdampf findet Entzündung, respective Zersetzung desselben, unter gleichzeitiger Ausscheidung von fein zertheilter Kohle statt. Mengt man nahezu gleiche Raumtheile des staubtrockenen explosiven Körpers mit fein gepulvertem Jod, und zwar unter Vermeidung jedweder Friction, so erfolgt in wenig Augenblicken, unter zischendem Geräusch, eine Entzündung des Gemisches, mit Hinterlassung von fein zertheilter Kohle. Mengt man ihn mit einem gleichen Raumtheile chlorigsauren Bleioxyds recht innig, so reicht eine ganz unbedeutende Friction hin, das Gemisch zum Explodiren zu bringen. Hatte der, unter einer Glasglocke über Schwefelsäure getrocknete explosive Körper sich während dieses Trocknens vielleicht ein wenig oxydirt, so zeigt er. nicht mehr die Eigenschaft, mit gepulvertem Jod gemischt, sich von selbst unter Zischen zu zersetzen; um ihn aber hierzu tauglich zu machen, braucht man ihn nur einigemale mit Aetzammoniakflüssigkeit zu digeriren, dann mit Alkohol auszusüßen und in einer Atmosphäre von Wasserstoffgas zu trocknen. Aus den hier angeführten Reactionen ist man nun wohl schon jetzt berechtigt, den in Rede stehenden explosiven Körper für ein Kupferkohlenhydrür zu halten, das sich in gewisser Beziehung dem von Wurtz Man vergleiche Annal. de chim. et de phys. Ser. III. Tom. XI pag. 250; oder Poggendorff's Annalen der Physik Bd. LXIII S. 476. entdeckten, bei der Aufeinanderwirkung von Kupfervitriollösung und unterphosphoriger Säure sich bildenden, und auch dem von Poggendorff Siehe dessen Annalen der Physik, Bd. LXXV S. 350. auf elektrischem Wege, bei der Zerlegung einer schwach gesäuerten und hinreichend verdünnten Kupfervitriollösung mittelst eines mäßig stark wirkenden galvanischen Stromes an der Kathode gewonnenen Kupferhydrür anreihen lassen dürfte. Jedenfalls werde ich mir angelegen seyn lassen, eine geeignetere Bereitungsweise dieses interessanten Körpers als die bisher von mir befolgte und hier beschriebene ausfindig zu machen, damit derselbe in einem reineren und der Zersetzung weniger unterworfenen Zustande einer quantitativen Analyse unterworfen werden könne. Was schließlich die Einwirkung des Leuchtgases auf gewisse Gold- und Silbersolutionen betrifft, so habe ich hierüber zur Zeit nur erst einige wenige Versuche angestellt, die ich jedoch, trotz ihrer Unvollständigkeit, hier noch folgen lassen will. Leitet man anhaltend gewöhnliches Leuchtgas durch eine Auflösung von salpetersaurem Silberoxydammoniak mit vorwaltendem Ammoniak, so bemerkt man schon nach Verlauf von wenigen Minuten die genannte Salzsolution sich schwach röthen und nach und nach einen überaus feinen, schwärzlich grauen, flockigen (nicht krystallinischen) Körper sich darin ausscheiden, dessen Farbe allmählich immer dunkler, zuletzt ganz schwarz wird. Im völlig getrockneten Zustande zeigt dieser Körper folgende Eigenschaften: Von reiner Salpetersäure von 1,3 spec. Gew. wird er bei mittlerer Temperatur nicht merklich angegriffen oder verändert. Er explodirt sowohl durch einen Schlag von Eisen auf Eisen, wie durch Temperaturerhöhung, und zwar mit weit größerer Heftigkeit, als die vorhin erwähnte Kupferverbindung. Zersetzt man ihn in ganz kleinen Quantitäten durch Erhitzen in einem etwas langen Reagensglase, so sieht man nach jedesmaliger Verpuffung ein überaus lockeres, ungemein voluminöses, sammetschwarzes (aus fein zertheilter Kohle und Silber bestehendes) Pulver resultiren, das beim Erhitzen auf einem Platinbleche, bei Zutritt der Luft, unter Hinterlassung metallischen Silbers, verglimmt. Wirft man ein kleines Messerspitzchen voll davon in eine mit Chlor gefüllte Flasche, so erfolgt augenblicklich eine stärke, immerhin aber völlig gefahrlose Detonation, unter Ausscheidung von Chlorsilber und ungemein voluminöser sammetschwarzer Kohle. Beim Vermischen ungefähr gleicher Raumtheile dieses Stoffes mit fein zerriebenem Jod erfolgt, ohne daß man die geringste Reibung anzuwenden braucht, fast augenblicklich eine Detonation, wobei wiederum eine große Menge fein zertheilter Kohle abgeschieden wird. Ein Gemisch von gleichen Raumtheilen dieser explosiven Verbindung und chlorigsaurem Bleioxyd detonirt schon bei der allerleisesten Friction mit furchtbarem Knall. Beim Hindurchleiten von Leuchtgas durch eine ammoniakalische Lösung von frisch gefälltem Chlorsilber erhält man die explodirende schwarze Silberverbindung nicht. Auch der jüngst von Prof. Vogel beim Hindurchleiten von Leuchtgas durch eine Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd entstehende, mehr grauweiß aussehende krystallinische Niederschlag, der sowohl beim Erhitzen, wie, meinen Beobachtungen zufolge, auch beim Eintragen in eine Atmosphäre von Chlor mit großer Heftigkeit explodirt, scheint verschieden zu seyn von dem hier in Rebe stehenden flockigen schwarz aussehenden Körper. Auch bei mehrstündigem Hindurchleiten von, mittelst verdünnter Schwefelsäure gewaschenem (d.h. ammoniakfreiem) Leuchtgas durch eine möglichst säurefreie Goldchloridlösung, sieht man nach und nach einen bräunlichen Niederschlag sich bilden, der wohl ausgesüßt und getrocknet, beim Erhitzen überaus heftig explodirt. Das Glas, in welchem die Zersetzung der Goldsalzsolution durch das Leuchtgas vor sich geht, pflegt sich hierbei im Innern mit einem ganz dünnen, festhaftenden überaus glänzenden Goldhäutchen zu überziehen. – – Nachdem vorstehende Zeilen bereits fertig zum Druck niedergeschrieben waren, habe ich die Freude gehabt, noch eine Kupferverbittdung ausfindig zu machen, welche im hohen Grade geeignet zu seyn scheint, bei ihrer Zersetzung mittelst Leuchtgas, das explosive Kupferkohlenhydrür von einer solchen Reinheit und Beständigkeit zu liefern, wie dieß zu einer Analyse nothwendig ist; ich werde mir daher angelegen seyn lassen, über die chemische Constitution dieses bis jetzt ganz einzig dastehenden räthselhaften Körpers späterhin ausführlicher zu berichten, und führe hier vorläufig nur so viel an, daß man beim Hindurchleiten von Leuchtgas durch eine Kupferoxydulammoniaklösung Erhalten durch längeres Schütteln von fein zerriebener staubförmiger Kupferasche (bekanntlich einem Gemisch von Kupferoxydul, Kupferoxyd und metallischem Kupfer) mit starker Aetzammoniakflüssigkeit, in einer nicht ganz damit gefüllten, aber wohlverschlossenen dickwandigen Glasflasche. den mehrerwähnten Körper gleich bei seinem Entstehen in Gestalt eines dunkelviolettroth gefärbten stockigen Niederschlags hervorgehen sieht, der nur mit Wasser ausgesüßt zu werden braucht, um ihn von hinlänglicher Reinheit zu erhalten. Sein äußeres Ansehen verändert sich selbst während des Trocknens nicht wesentlich, und er scheint die mehrfach erwähnten explosiven Eigenschaften noch in einem etwas stärkeren Grade zu besitzen, als das aus Kupferchlorürammoniak gewonnene Präparat. – Die blaue Flüssigkeit, welche man bei anhaltendem Schütteln von Kupferasche mit starker Aetzammoniakflüssigkeit erhält, besteht fast nur aus Kupferoxydulammoniak, mit einer äußerst geringen Beimischung von Kupferoxydammoniak; beim Hindurchleiten von Leuchtgas entfärbt sie sich schon in wenig Viertelstunden vollständig, und setzt man dann noch ferner das Hindurchleiten von Leuchtgas fort, so gewinnt man in verhältnißmäßig kurzer Zeit sehr beträchtliche Quantitäten jenes interessanten Körpers.