Titel: | Verbesserungen an den Strickstühlen, von Hrn. Buxtorf, Mechaniker in Troyes. |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XXIII., S. 100 |
Download: | XML |
XXIII.
Verbesserungen an den Strickstühlen, von Hrn.
Buxtorf,
Mechaniker in Troyes.
Aus Armengaud's Génie industriel, Februar 1859,
S. 57.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Buxtorf's Verbesserungen an den Strickstühlen.
Bekanntlich sind außer den Circular-Strickstühlen mit horizontalen, in die
Richtung der Radien gelegten Nadeln auch noch vielfach solche gebräuchlich, bei welchen die
Nadeln parallel zu einander angeordnet sind und vertical stehen, so daß ihr Schnabel
nach Oben gerichtet ist.
Bei letzterem Systeme ist man genöthigt das Gestricke oder das Fabricat aufwärts
gehen zu lassen, und dazu eine Aufwindevorrichtung (rouloir) anzuwenden.
Die von Hrn. Buxtorf erfundenen Strickstühle, mit welchen
wir uns hier beschäftigen, haben verticale, parallele Nadeln mit nach Unten
gewendetem Kopfe, d.h. den Schnabel nach unten, so daß das Gestricke abwärts geht
oder an dem Strickstuhl hängt, wie bei den Maschinen mit radialen Nadeln, statt
aufgewunden werden zu müssen, wie dieß bei den schon bekannten Maschinen mit
parallelen Nadeln (bec entrant) der Fall ist.
Diese Anordnung gestattet, das Rouloir wegzulassen, und dafür den Aufnehmkessel der
gewöhnlichen Strickmaschinen anzuwenden.
Buxtorf's Strickstühle sind je nach ihrem Durchmesser in
größere oder kleinere Gruppen zusammengestellt, und zwar unter einem geradlinigen
Rahmenwerke, welches durch zwei gußeiserne Füße getragen wird oder besser an starke
durch das Gebäude gehende Querbalken angehängt ist.
Eine Achse, welche über den Strickmaschinen angebracht ist, und durch eine
Riemenscheibe bewegt wird, setzt jede Maschine einer Gruppe durch ein Getriebe in
Thätigkeit, oder auch alle Maschinengruppen, die in einer Linie liegen.
Neben der Aus- und Einrückung für jede Gruppe oder Bank ist noch jede einzelne
Maschine mit einer Ausrückvorrichtung versehen, um sie augenblicklich stille stellen
zu können, ohne die Arbeit der übrigen zu unterbrechen.
Die Nadeln sind, je zwei oder drei, auf Bleiunterlagen gelegt, deren Querschnitt ein
Segment einer Kreiszone ist, welches sich nach der Zahl der Nadeln und dem
Durchmesser des Strickstuhles richtet.
Man theilt wie gewöhnlich die Peripherie in genau gleiche Theile ein, um die Stellung
der Nadeln auf einem Kreise oder Ringe zu bestimmen, der aus einem Stücke auf den
Umfang der Maschine aufgepaßt ist und durch Pressionsplatten gehalten wird.
Der Maschenbilder, welchen der Erfinder anwendet, ist der bekannte kleine
Maschenbilder mit festen Zähnen (petite mailleuse à
dents fixes), da sich derselbe bis jetzt als der beste für Strickstühle,
die durch einen Motor bewegt werden, erwiesen hat, indem Unrichtigkeiten fast
unmöglich sind und er äußerst einfach ist. Die Engländer haben denselben
vervollkommnet, indem sie den Zahn so erweiterten, daß er anfänglich in den Fuß der
geschlossenen Nadel eingreift, und sie so leitet, daß der Schnabel nicht in Unordnung kommen kann.
Man kann jedoch bei diesen neuen Strickstühlen auch den Maschenbilder von Jacquin oder irgend ein anderes System anwenden. Ebenso
passen für dieselben alle gewöhnlichen Hülfsapparate, die den Zweck haben, die Art
der Strickerei zu verändern, also die Dessinräder, Brochirvorrichtungen,
Durchbrechmaschinen (machines à jour) u.s.w.
Dieser Strickstuhl kann, statt sich um eine Achse zu drehen, auf innerhalb desselben
angebrachten Rollen laufen, die von einem Pfosten oder einer Säule getragen werden.
In diesem Falle muß jedoch die Verzahnung auf dem Umfange der Trommel angebracht
seyn.
Der Parallelismus der Nadeln bietet gegen die gewöhnliche radiale Stellung
unbestreitbare Vorzüge dar, indem die verschiedenen thätigen Organe viel leichter
anzubringen sind.
Die vertical abwärts gehende Bewegung des Fabricates gestattet:
1) diese Maschinen wie diejenigen mit radialen Nadeln aufzuhängen und so die
Hindernisse eines Fußes oder Gestelles zu vermeiden;
2) die treibende Welle über den Stühlen anzubringen, wo dann die Kurbeln und Riemen
nicht mehr hinderlich sind, weil sie sich immer in dem oberen Raume des
Arbeitslocales befinden. Der Raum um die Maschine herum bleibt vollkommen frei.
Die Aufwickelvorrichtungen aller Art, welche bisher an den Strickmaschinen mit
parallelen Nadeln angewandt wurden, haben den dreifachen Uebelstand, hinderlich zu
seyn, verhältnißmäßig große Kosten zu verursachen, und sich schwierig reguliren zu
lassen. Sie werden nämlich gewöhnlich durch ein Sperrrad bewegt, welches bei jeder
Umdrehung der Maschine um einen oder mehrere Zähne verschoben wird, und müssen genau
eben so viel Fabricat aufrollen, als bei dieser Umdrehung der Maschine fertig wurde;
da diese Länge aber von der Stärke der angewandten Garne und auch noch von den
verschiedenen Strickarten oder Maschen abhängt, welche die Maschine hervorbringen
kann, so muß man die Wickelvorrichtung nothwendig für jede neue Garnnummer, die
angewandt wird, oder für jede andere Art des Gestrickes reguliren können; dieses
Reguliren ist jedoch mehr die Sache eines Mechanikers als eines Strumpfwirkers.
Das gewöhnliche Einlegen des Fabricates in einen Kessel oder eine offene Trommel
beseitigt alle diese Uebelstände. Diese Anordnung macht den Mechanismus nicht
complicirter, kostet ungefähr 80 Procent weniger als die allereinfachste
Aufwickelvorrichtung, und spannt das Gestricke gleichförmig am Umfange durch sein
eigenes Gewicht; diese Spannung ist eine constante, welche Art von Gestricke man
auch fabriciren mag.
Die oben erwähnte Abänderung in der Form der Bleiunterlagen gestattet an den
Strickstühlen mit verticalen Nadeln alle Arten von Maschenbildern und sonstigen
Apparaten anzuwenden, welche für radiale Nadeln passen.
Fig. 9 stellt
eine Gruppe, oder vielmehr einen Theil einer solchen, der zwei Stühle des neuen Systemes umfaßt, vor. Die eine der Maschinen ist im
Durchschnitt, die andere in verticaler Ansicht gezeichnet. Fig. 10 ist ein Grundriß
derselben.
Die Strickstühle hängen an einer Bank oder einem gußeisernen Rahmenwerke A, welches an Querbalken P
befestigt ist, die durch das Gebäude laufen. Ueber dieser Bank liegt der Länge nach
eine Achse B, welche ihre Bewegung allen Maschinen
mittheilt, die zu einer Gruppe gehören. Für jede Maschine sind zwei Winkelräder C vorhanden, von denen eines mit einer Ausrückung c und einem Ausrückhebel c'
versehen ist, damit man jede einzelne Maschine, unabhängig von den anderen, stille
stellen kann. Die Achse B erhält ihre Bewegung durch die
Riemenscheibe D, neben welcher sich ein Leerlauf D' befindet. Die Bleisegmente K sind durch die Platten E an die Scheibe M befestigt, und die Nadeln haben, wie man aus der
Zeichnung ersieht, den Schnabel nach Unten gerichtet.
Um diese Maschinen den Maschenbilder von Jacquin oder ein
anderes System mit beweglichen Zähnen und mit Leitung anzupassen, wendet Hr. Buxtorf eine neue Form der Bleiunterlagen mit sogenannter
Eisenbahn an; diese Eisenbahn besteht darin, daß ein Theil der Nadel frei gelassen
wird, um eine Verzahnung oder Zahnstange für das Leitrad des Maschenbilders zu
bilden.
Bey F sieht man das innere Tragsystem, bei G die Streben, und bei H das
äußere Tragsystem, an welchem der Fadenvertheiler, der Maschenbilder, das Preßrad
etc. befestigt sind. Die Buchstaben I, I¹,
I² bezeichnen die gewöhnliche Aufnehmvorrichtung, ihre Achse und
ihren Kessel.
Diese Anordnungen lassen keinen Zweifel übrig, daß der neue Strickstuhl gute
Resultate gibt.
Die Leser welche die Construction der Circular-Strickmaschine genau kennen
lernen wollen, was erforderlich ist, um die von Hrn. Buxtorf bei denselben angebrachten Verbesserungen vollkommen würdigen zu
können, verweisen wir auf die Abhandlung in der Publication
industrielle t. VII p. 393, worin die
Verbesserungen welche nach und nach an diesen Maschinen, insbesondere durch die
Mechaniker in Troyes, angebracht wurden, beschrieben sind.Auszugsweise im polytechn. Journal Bd.
CXXVI S. 321.