Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 152, Jahrgang 1859, Nr. , S. 392 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Gußstahlbleche zur Herstellung von Dampfkesseln.
In der Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften am 14. April l. J. besprach Hr. Regierungsrath Ritter v. Burg das in
neuester Zeit in England von Howell erfundene, sogenannte
„homogene Patenteisen“ (homogeneous
metal) und dessen – in Folge der von der englischen Admiralität in
Woolwich damit vorgenommenen Versuche – vortheilhafte Anwendung in der Marine
zum Baue der Dampfschiffe und besonders zur Erzeugung von Dampfkesseln. Hr v. Burg hält dieses Material für
nichts anderes als eine Art von Gußstahl, wie solcher in Deutschland schon längst
erzeugt wird.Was auch von Hrn. J.
Malmedie nachgewiesen worden ist; man sehe polytechn Journal
Bd. CLI S. 199. A. d. Red. Wegen der doppelt so großen absoluten Festigkeit desselben können die daraus
hergestellten Kesselbleche im Vergleich mit den Eisenblechen mit der halben Dicke
verwendet werden. In Anbetracht dieser großen Vortheile, welche übrigens auch dem
Locomotivbaue zu
Gute kommen, sey nun auch in Oesterreich das Augenmerk auf diesen Gegenstand
gerichtet, und nicht nur die erste k. k.
Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft habe die Sache mit Aufmerksamkeit
zu Gunsten ihrer seichtgehenden Flußschiffe verfolgt und Versuche eingeleitet,
sondern auch von mehreren inländischen Maschinenfabrikanten sey bei dem k. k.
Handelsministerium die Erlaubniß nachgesucht worden, Dampfkessel aus Gußstahlblechen
erzeugen zu dürfen. Gleichzeitig hätten sie um die Weisung gebeten, wie stark diese
Stahlbleche im Vergleiche zu den gesetzlich vorgeschriebenen Eisenblechen seyn
müßten. Da die Beantwortung dieser Frage ohne die gehörigen Versuche nicht möglich
ist, so seyen solche Versuche angeordnet und unter der Leitung des Hrn. Regierungsraths v. Burg auch
durchgeführt worden. Diese Versuche beziehen sich auf jene Gußstahlbleche, welche
der betriebsame Gewerke in Leoben, Hr. Franz Mayr. schon seit einiger Zeit erzeugt und zur Verwendung für
Dampfkessel am geeignetsten hält; es seyen dieß die Bleche vom Härtegrad Nr. 6,
welche sich durch ihre Dehn- und Biegsamkeit im kalten Zustande zu diesem
Zweck vollkommen eignen. Aus den mit solchen 2, 3 und 4 Linien dicken Stahlblechen
vorgenommenen Versuchen, deren Zahl auf 24 ausgedehnt wurde, resultire für deren
absolute Festigkeit, auf den Wiener Quadratzoll bezogen, die Mittelzahl von 85,748
Wiener Pfd. (Max. 91,000, Min. 80,000 Pfd.). während die im Zusammenhange und zur
Vergleichung mit vorgenommenen Festigkeitsproben von Seßler- und Neuberger'schen
Kesselblechen von (Steyer'schen) 4 und 6 Linien dickem gewalztem Eisen nur eine
absolute Festigkeit im Mittel von 42,663 Pfd. (Max. 47,000, Min. 37,780 Pfd.)
gegeben hätten, so daß sich im Durchschnitte die absolute Festigkeit des
Eisen- zu jener des in Rede stehenden Stahlbleches wie 100 : 201 oder nahe
genug wie 1 zu 2 verhalte. Mit den Ergebnissen der sehr zahlreichen Versuche, welche
im Auslande mit englischen, französischen und rheinischen Eisenblechen vorgenommen
wurden, verglichen, verhalte sich die Festigkeit dieser fremden Bleche, davon wieder
die Mittelzahl genommen, zu jener des hier in Rede stehenden Stahlbleches wie 100:
208, also wieder, oder eigentlich um so mehr, wie 1 zu 2.
Hr. Regierungsrath v. Burg
berichtete noch über eine zweite Reihe von Versuchen, welche er mit Mayr'schen Gußstahlblechen von nächst höherem Härtegrad
(mit Nr. 5 bezeichnet) durchgeführt hat; er hält jedoch diese Bleche, ungeachtet
ihrer um 23 Proc. größeren absoluten Festigkeit (Mittelzahl 104,840 Pfd.). in
Uebereinstimmung mit der eigenen Ansicht des Hrn. Mayr, wegen ihrer zu großen Sprödigkeit, die
sich schon beim Kaltbiegen und Lochen zu erkennen gibt, für Dampfkessel weniger
geeignet und empfehlenswerth. Da sich hingegen die zuerst genannten Stahlbleche vom
Härtegrad Nr. 6 auch durch ihre Weichheit und Geschmeidigkeit auszeichnen, so glaubt
Hr v. Burg seine Ueberzeugung
dahin aussprechen zu müssen, daß man nicht nur diese eben genannten Stahlbleche Nr.
6 für Dampfkessel mit aller Beruhigung verwenden, sondern zugleich auch um die Hälfte dünner machen könne, als dieß
vorschriftsmäßig bisher für Kessel aus Eisenblech nothwendig ist; dadurch werden die
Kessel von gleicher Leistungsfähigkeit nicht nur um die Hälfte leichter, sondern es
wird auch zugleich, der dünneren Wände wegen, durch welche sich die Wärme leichter
fortpflanzt, an Brennstoff erspart, ohne die Kessel so viel wie jetzt abzunutzen.
Noch augenfälliger sind die Vortheile bei Locomotiv- oder überhaupt
Tubularkesseln, wenn auch die Siederöhren aus diesem Material erzeugt werden.
(Eisenbahnzeitung, 1859, Nr. 19.)
Ueber Fabrication der gußeisernen Nägel.
Die Mittheilung des Hrn. Malberg im Architekten-Vereine zu Berlin (polytechn. Journal
Bd. CLI S. 461), daß zu Sheffield
gußeiserne Nägel in großer Menge angefertigt werden, die man aus einem sehr
flüssigen Eisen in Sand gießt und dann in feuerfesten Gefäßen in einer Mischung von
Rotheisenstein und Sägespänen, in runden Oefen mit mehreren Feuerungen 48–72
Stunden lang glüht, endlich in den Gefäßen der Abkühlung überläßt und hierdurch in
sogenanntes hämmerbares (getempertes) Gußeißen verwandelt, erinnert uns daran, daß
wir schon vor Jahren auf der herzogt Bernburgischen Hütte am Mägdesprunge den Guß
eiserner Schuhzwecken gesehen haben. Merkwürdig ist die Art der Einformung derselben.
Das Modell wird in folgender Weise hergestellt. Zwischen den beiden Hälften eines
Formkastens formt man je 2 Reihen von Zwecken so ein, daß die Köpfe entgegengesetzt
und nach außen hin liegen, während die Spitzen in einander greifen, und eine jede
ungefähr zur Hälfte in den oberen und zur anderen Hälfte in den unteren Kasten
eingedrückt erscheint, mit ihrem Kopfe aber mit dem Einguß in Verbindung steht. Ist
dieß geschehen, so läßt man die beiden Theile des Formkastens um circa 1/2–5/8 Zoll von einander abstehen und
gießt Metall (Zink oder Messing) dazwischen. Dieß gibt das Modell – eine
Platte, aus welcher oben und unten die Hälften der Zwecken vorspringen, und nach
welchem alsdann das Formen der Zwecken geschieht. Wenn man das Modell herausnimmt,
und nun beide Theile des Formkastens auf einander bringt, so müssen die
entsprechenden Hälften einer jeden Zwecke auf einander zu liegen kommen, und der
Abguß im Eisen erfolgt daher mit großer Genauigkeit. Beim Herausnehmen hängen die
Zwecken einer jeden Reihe durch den Einguß einem Kamme ähnlich zusammen, sind aber
leicht mit der Hand auseinander zu brechen. Ein Tempern derselben findet dort nicht
statt. (Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen,
1859, Nr. 22.)
Behandlung von goldhaltigem Quarz nach Squire.
Dieses Verfahren, das in England vielfältiges Aufsehen macht, besteht nach den
Andeutungen, die darüber gegeben werden, im Wesentlichen in einer starken Erhitzung
des Gesteins, wodurch nicht allein das Pochen desselben, sondern auch die
Absonderung des Metalls durch Schlämmen wesentlich dadurch erleichtert wird, daß die
metallischen Theilchen sich in Kügelchen zusammenziehen, die sich wegen ihres
größeren Gewichtes leichter absetzen. Versuche, die in einer ziemlichen Ausdehnung
angestellt wurden, haben ganz zufriedenstellende Resultate geliefert. (Mining Journal vom 5. Februar 1859, durch die
schlesische Wochenschrift für Berg- und Hüttenwesen, Nr. 21.)
Braunkohle, im Heizeffect mit Holz verglichen.
Hr. Strippelmann
(Bergwerksfreund, Nr. 51) gibt an, „daß im Heizeffecte 120 Kubikfuß
Braunkohle (vom Meißner) dem gewöhnlichen Maaße nach
im Durchschnitt 100 Kubikfußen fester Holzmasse
(Buchenholz) gleichkommen.“ – Auf der Saline zu Schönebeck
rechnet man nach vieljähriger Erfahrung,Zeitschrift für das Berg- und Salinenwesen im preußischen Staate, Bd.
I S. 188. daß 1 Klafter kiefern Scheitholz so viel leistet, als 13 1/2 Tonnen
Braunkohlen (von Biere), dieß sind 96 Kubikfuß. Rechnen wir nun, daß bei einer
preußischen Klafter (108 Kbkfß.) 70 Kbkf. in fester Holzmasse bestehen, so haben wir
das Verhältniß von 96 zu 70 oder 135,7 zu 100; es verhält sich also die Kohle vom
Meißner zu der Bierer im Heizeffecte wie 135,7 zu 120 oder wie 100 zu 88,4, wobei
wir aber allerdings den Heizeffects-Unterschied zwischen Kiefer- und
Buchenholz außer Acht lassen. (Wochenschrift des schlesichen Vereins für
Berg- und Hüttenwesen, 1859, Nr. 22.)
Gasbeleuchtung auf Eisenbahnwagen und Dampfschiffen in
Amerika.
In New-York hat sich, wie Hr. Ingenieur B. Hager in Dresden uns mittheilt, eine
Aktiengesellschaft gebildet, um Eisenbahnzüge und Dampfschiffe mit Gas zu
erleuchten, und ihre Einrichtungen auf den Zügen der New-Jersey Eisenbahn sind von solchem Erfolg
gewesen, daß sie jetzt auf verschiedenen anderen Bahnen dieselben anbringen. Das
Gutachten des Direktors der New-Jersey Eisenbahn darüber lautet äußerst
günstig und folgt hier im Auszug: „Das Licht ist angenehm, egal und hell,
so daß alle Theile des Wagens vollständig erleuchtet sind, und ist bei Weitem
dem düsteren Licht der Oellampen vorzuziehen. Die Behandlung desselben ist
einfach, leicht und frei von den Uebelständen anderer Beleuchtungsmethoden; in
Hinsicht der Kosten werden mehr als zwei Dritttheile gegen Oelbeleuchtung
erspart.“
Die Art und Weise, wie das Gas angewendet und transportirt wird, ist folgende: Jeder
Wagen ist mit einem starken schmiedeeisernen Cylinder von 4 1/2 Kubikfuß
körperlichem Inhalt versehen, der auf 500 Pfund Druck auf den Quadratzoll probirt
ist. Zur größeren Sicherheit sind die Deckel concav geformt. Das Gas wird mit einem
Druck von 20 Atmosphären (300 Pfund auf den Quadratzoll) in diese Cylinder gepreßt,
so daß ungefähr 90 Kubikfuß Gas in jeden derselben gepumpt werden. Der Cylinder
liegt unter dem Fußboden, und außer dem Einströmungsrohr ist ein Ausströmungsrohr an
demselben angebracht, welches zu den verschiedenen Brennern führt. Das
Einströmungsrohr ist mit einem Ventil verschlossen, was sich nach Innen öffnet,
sobald Gas eingelassen wird, während es nach der Füllung den Gasdruck schließt. Ein
eigenthümlicher Apparat, welcher am Ausströmungsrohr befestigt ist, regulirt den
Gaszufluß zu den einzelnen Brennern unter jedem beliebigen Druck, so daß das Gas
immer ruhig brennt und bloß das nöthige Gasquantum verbraucht wird.
Die Einrichtung, um die Cylinder mit Gas zu füllen, ist einfach, und das Füllen
selbst nimmt nur wenig Zeit in Anspruch. Nahe dem Maschinenhaus in
Jersey-City sind eine Anzahl verticale Cylinder aufgestellt, in die je durch
eine Dampfpumpe das Gas unter einem Drucke von 450 Pfund auf den Quadratzoll
gebracht wird; diese Cylinder sind durch enge Röhrchen unter einander verbunden und
bilden auf diese Weise ein starkes und nach Belieben umfangreiches Reservoir. Von
diesem Reservoir führt eine Röhre zu der 1300 engt. Fuß entfernten Hudsonriver
Personenhalle, wo alle Züge abgehen und ankommen. Diese Röhre läuft horizontal unter
der Einsteige-Platform und hat in angemessenen Entfernungen Oeffnungen mit
Hähnen, an welche dann, wenn die Wagencylinder gefüllt werden sollen, ein Arbeiter
die verschiedenen Einströmungsrohre kuppelt und den betreffenden Hahn öffnet. Das
Gas strömt augenblicklich ein und füllt unter dem Drucke des im Reservoir
befindlichen Gases die Wagencylinder. Das Füllen der Cylinder eines ganzen Zuges
dauert auf diese Weise nur wenige Minuten und wird durch einen einzigen Mann
besorgt. Die Locomotivlaternen werden auf dieselbe Weise mit Gas versehen.
Nach angestellten Versuchen erhält sich das Gas eine lange Zeit brauchbar in den
Cylindern und es wird auf diese Weise von den Gascompagnien größerer Städte
jedenfalls ein bedeutender Absatz von Gas nach solchen kleinen Orten erzielt werden,
welche keine Gasanstalt haben. Ein Cylinder von obigen Dimensionen versorgt eine
kleine Familie auf dem Lande für eine ganze Woche mit Gaslicht, und das Gas läßt
sich so, auf einen kleinen Raum beschränkt, sehr leicht transportiren. (Notizblatt
des „Civilingenieur,“ 1859, Nr. 4.)
Wasserfreies schwefelsaures Eisenoxyd, entstanden bei der
Bereitung englischer Schwefelsäure in der Fabrik zu Oker; von Fr. Ulrich.
Im Sommer 1858 sah man plötzlich in der aus dem Platinkessel der
Schwefelsäure-Fabrik zu OkerUeber die Schwefelsäurefabrik zu Oker siehe: Kerl,
die Rammelsberger Hüttenprocesse. Clausthal 1854, S. 150. – Kerl, der Communion-Unterharz. Freiberg
1853. S. 65. abfließenden concentrirten Schwefelsaure von 66° B. kleine glänzende
Flittern schwimmen, die sich beim ruhigen Stehen der Flüssigkeit schnell zu Boden setzten. Durch den Hrn.
Hüttenmeister von Eschwege auf diese Erscheinung
aufmerksam gemacht, versuchte ich es durch Decantiren und schnelles Abwaschen mit
kaltem Wasser diese Flittern abzusondern und erhielt so ein hellröthliches sandiges
Pulver. Bei aufmerksamerer Untersuchung fand es sich, daß jedes Körnchen, von denen
die größten höchstens 1 Millimeter Durchmesser hatten, ein ringsum ausgebildeter
Krystall sey. Leider war es mir nicht möglich, die zur Feststellung des
Krystallsystems nöthigen Messungen auszuführen, und das war um so unangenehmer, als
die Vertheilung der Flächen keinen sichern Schluß in dieser Beziehung gestattete und
ein Schwanken zwischen der Annahme eines 1 + 1achsigen und 2 + 1gliedrigen Systems
möglich machte. Abgesehen davon, daß durch geringe, ohne Messung nicht wahrnehmbare,
Winkelunterschiede für unsere Krystalle die Annahme eines 2 + 1gliedrigen
Achsenkreuzes nöthig werden kann, läßt sich die Gestalt derselben als ein
rhombisches Octaeder auffassen, an welchem zwei verschiedene Ecken durch
Würfelflächen abgestumpft sind. Zwei parallele Würfelflächen waren meistens so
ausgedehnt, daß die Krystalle dick tafelförmig wurden. Die Farbe der Krystalle war
ein blasses Pfirsichblüthroth.
Im Wasser war der Körper fast unlöslich, und nur nach längerer Digestion konnte man
schwache Reactionen auf Eisenoxyd und Schwefelsäure hervorbringen; auch in Salzsäure
war die Löslichkeit nicht viel größer als im Wasser, dagegen wurden die Krystalle
augenblicklich unter Abscheidung von Eisenoxydhydrat zersetzt, wenn man sie mit
Ammoniak behandelte. Eine flüchtig ausgeführte Analyse ergab neben einer Spur von
Kalkerde
58,8
Schwefelsäure,
40,6
Eisenoxyd
––––
99,4
und hieraus folgt ziemlich genau die Formel Fe ³.
Nachdem dieß festgestellt war, suchte ich mich über diesen Körper aus Büchern zu
belehren, fand ihn aber von obigen Eigenschaften und dem angeführten Fundorte
nirgends erwähnt, und dieß ist der Grund, weßhalb ich meine mangelhaften
Beobachtungen mittheile. Als ich später die Untersuchung wieder aufnehmen wollte,
war das für dieselbe reservirte Material ganz verändert, indem es ein zartes gelbes
Pulver, dem Rammelsberger Mysi nicht unähnlich, darstellte. Augenscheinlich war
diese Veränderung durch eine Wasseraufnahme herbeigeführt, und da ich meinen
Krystallvorrath nicht hinlänglich vor diesem Einflusse geschützt hatte, so ist es
mir jetzt nicht möglich, genauere Mittheilungen zu machen. Das Vorkommen der
Krystalle dauerte nämlich nur einige Tage. Man suchte beim ersten Auftreten
derselben nach dem Grunde ihrer Entstehung, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß
als solcher einige Ziegelstücke angesehen werden müssen, die vom Dache in ein
offenes Säurereservoir gefallen waren, aus dem die Säure erst in die
Concentrationspfannen und dann in den Platinkessel gelangte, denn nach Entfernung
derselben hörte die Bildung der Krystalle alsbald auf. Als den Ort, an welchem
zuerst die Krystalle gebildet wurden, glaube ich die Heberröhre ansehen zu dürfen,
durch welche die concentrirte Schwefelsäure aus dem Platinkessel gehoben wird, denn
diese Röhre ist, der Condensationsröhre eines Liebig'schen Kühlapparates entsprechend, von kaltem Wasser umgeben, und ich
vermuthe, daß diese Abkühlung den ersten Impuls zur Krystallbildung gegeben hat Die
größte Menge der Krystalle fand sich am Boden eines in Wasser stehenden verticalen
Bleirohrs, in dem die aus der Heberröhre fließende Schwefelsäure noch weiter
abgekühlt wird, (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1859, Nr. 24.)
Doppelt-weinsaures Natron als Reagens auf Kali, statt
der Weinsäure.
Plunkett macht darauf aufmerksam, daß freie Säuren den
Weinstein lösen, welchen man in Kalisalzen auf Zusatz von Weinsäure erhält und daß
daher, unter Umständen, diese Reaction ganz fehlschlagen kann. Er räth deßhalb,
statt der freien Weinsäure, das doppelt-weinsaure Natron anzuwenden. Dieses
gibt z.B. in einer Lösung von 0,125 bis 0,25 Proc. schwefelsauren Kali's deutliche
Reaction, während Weinsäure darin das Kali nicht mehr anzeigt. Läßt man ein Kalisalz mit Weinsäure
im Ueberschuß 24 Stunden lang stehen, so gibt doppelt-weinsaures Natron im
Filtrate noch einen Niederschlag. (Aus dem Journal de Pharmacie et de Chimie, durch die
schweizerische Zeitschrift für Pharmacie, 1859 S. 58.)
Einfaches Mittel um Citronensäure von Weinsteinsäure zu
unterscheiden, nach Barbet.
Auf einer Glasplatte streut man die fraglichen Krystalle auf eine dünne Schicht einer
schwachen Aetzkalilösung. Nach wenigen Secunden der Berührung werden die
Weinsteinsäurekrystalle weiß, hierauf undurchsichtig und verwandeln sich zuletzt in
mikroskopische Weinsteinkrystalle. Die Krystalle der Citronensäure bleiben
durchscheinend und lösen sich theilweise in der alkalischen Flüssigkeit. Der
Unterschied ist so bezeichnend, daß man selbst die Menge der einen oder anderen
Säure annähernd anzugeben vermag. – Diese Methode läßt sich auch auf
Pulvergemenge dieser beiden Säuren anwenden; man hat in diesem Falle den Versuch auf
den Objectträger eines Mikroskopes auszuführen. (Archiv der Pharmacie, Bd. CXLVIII
S. 216.)
Darstellung von Farbstoffen aus den Blüthen und Blättern der
Ulme.
A. Kellermann in Courbevoie, Seine-Departement,
ließ sich am 28. Juli 1858 für England die Darstellung von Farbstoffen aus den
Blüthen und Blättern der Ulme patentiren. Die Blüthen derselben geben einen rothen
und einen grünen, die Blätter einen gelben Farbstoff. Ueber die Darstellung dieser
Farbstoffe gibt er nichts Näheres an. Die Blüthen der Ulme werden gesammelt, sobald
die Knospen roth werden und bevor sie sich vollständig öffnen; die Blätter können
während des ganzen Sommers gesammelt werden. Aus den Blüthen kann man den Farbstoff
entweder sofort darstellen oder man kann dieselben auch im Schatten trocknen und
erst später verwenden. (Repertory of
Patent-Inventions, April 1859, S. 312.)
Verfahren zum Schwarzfärben von Orleans und anderen gemischten
Zeugen.
W. B. Nortcliffe, Färber in Fell-grove bei
Huddersfield, Grafschaft York, ließ sich am 13. August 1858 für England ein
Verfahren patentiren, um Maaren aus Streichwolle, Kammwolle, Baumwolle, Seide oder
Flachs, sowie aus diesen Faserstoffen gemischte Gewebe schwarz zu färben, welches im
Wesentlichen in der Anwendung von salpetersaurem Kupferoxyd mit Extract von Blauholz
und Extract von Fustikholz oder einem anderen gelben Färbmaterial als erstem Proceß,
und in der Behandlung mit zweifach-chromsaurem Kali als zweitem Proceß
besteht. Man gebraucht dabei zwei Kufen, Nr. 1 und Nr. 2. Die Kufe Nr. 1 enthält
salpetersaures Kupferoxyd mit einer Lösung von Blauholz- und
Fustikholzextract und in gewissen Fällen auch Catechu. Der zu färbende Faserstoff
wird bei 10 bis 66° C. (8 bis 52° R.) etwa eine halbe Stunde lang in
dieser Kufe behandelt, dann herausgenommen, durch Pressen zwischen Walzen oder auf
andere Art von der überschüssigen Flüssigkeit befreit, dann in die Kufe Nr. 2
gebracht, welche eine Losung von chromsaurem Kali und für gewisse Nüancen außerdem
ein wenig Kupfervitriol enthält, und darin ebenso wie in Nr. 1 behandelt.
Um nach diesem Verfahren Orleans oder andere gemischte Zeuge zu färben, wird der
Inhalt der Kufe Nr. 1 zunächst auf 1 1/4° Baumé (1007,5 spec. Gewicht)
gebracht, indem man 16 Pfund trockenes Blauholzextract, 3 Pfd. trockenes
Fustikextract und 2 Pfd.
salpetersaures Kupferoxyd hinein gibt. Für je 100 Pfd. zu färbende Waare fügt man
dann noch hinzu 16 Pfd. Blauholzextract, 3 Pfd. Fustikextract und 2 Pfd.
salpetersaures Kupferoxyd, sowie, wenn man die Waare schwer machen will, die
angemessene Quantität Catechu. Die Waare wird darauf gewöhnlich etwa eine halbe
Stunde lang in dieser Mischung bearbeitet, dann herausgenommen, von der anhängenden
Flüssigkeit befreit und hernach in der Kufe Nr. 2 so behandelt wie vorher angegeben
wurde. Die Kufe Nr. 1 wird für die folgende Operation wieder mit denselben
Quantitäten der Materialien beschickt, indem man die schon gebrauchte Flüssigkeit
darin läßt.
Beim Färben von Gespinnsten wird die Kufe Nr. 1 so angesetzt, wie vorstehend
angegeben ist, worauf für je 100 Pfd. zu färbendes Garn 25 Pfd. Blauholzextract, 5
Pfd. Fustikextract und 2 Pfd. salpetersaures Kupferoxyd hinzugefügt werden.
In der Kufe Nr. 2 verwendet man sowohl bei Geweben als bei Gespinnsten für je 100
Pfd. derselben 4 Pfd. zweifach-chromsaures Kali, und außerdem so viel
Kupfervitriol, als dem Zweck angemessen ist. (Repertory of
Patent-Inventions, April 1859, S. 332.)
Untersuchung einiger Cigarrensorten auf ihre
Verbrennungsproducte und ihren Wassergehalt; von Prof. Dr. A. Vogel
jun.
Die von Hrn. J. B.
Misselbacher, Studirendem aus Siebenbürgen, ausgeführte Arbeit über die
ammoniakalischen Verbrennungsproducte und den Aschegehalt einiger TabaksortenPolytechn. Journal Bd. CXLVIII S.
228. ist in neuester Zeit von Hrn. L.
Stark, Studirendem aus Saarbrück, auf meine Veranlassung weiter
fortgesetzt worden. Neben dem Ammoniakgehalte der Verbrennungsproducte, dessen Menge
nach der bekannten Weise aus dem beim Durchleiten des Tabakrauches durch eine
alkoholische Lösung von Weinsäure sich bildenden sauren weinsauren Ammoniak
(H₄ NO, + HO, ) bestimmt wurde, haben wir in der vorliegenden
Arbeit auch auf die Quantitäten der schwefelhaltigen Verbrennungsproducte in den
verschiedenen Cigarrensorten Rücksicht genommen.
Die Bestimmung des Schwefels im Tabakrauche geschah nach der von mir schon früher
angegebenen MethodePolytechn. Journal Bd. CXLVIII S.
231. als Schwefelblei, indem man den Tabakrauch durch eine mit Essigsäure stark
angesäuerte alkoholische Lösung von Bleizucker hindurchleitete. Der Niederschlag von
Schwefelblei ward nach dem Auswaschen mit Alkohol getrocknet und gewogen.
Die Einäscherung ging über der Gaslampe in einer Platinschale bis zum Verschwinden
aller Kohlenreste ohne Schwierigkeit von Statten. Die Wasserbestimmung wurde bei
100° C. im trockenen Luftstrome mittelst des Aspirators vorgenommen.
Folgende Cigarrensorten, sämmtlich aus der Materialhandlung des Hrn. August Ostermaier in München
bezogen, sind untersucht worden:
1) Importirte Havanna-Cigarre von zartem Blatte, letzte Ernte 70 fl. p. m.
2) Importirte Havanna-Cigarre von starkem Blatte 1856, 60 fl. p. m.
3) Havanna-Cigarre, Bremer Fabricat 50 fl. p.
m.
4) Emballena mit Brasil-Einlage 24 fl. p. m.
5) Java-Tabak 18 fl. p, m.
6) Getauchter Kentucky-Tabak 16 fl. p. m.
7) Pfälzer-Cigarre 9 fl. p. m.
Aus den directen Analysen ergaben sich die Resultate, auf 100 Theile berechnet, wie
nachstehend; dabei ist aber das saure weinsaure Ammoniak auf 5 Grm. der zum Versuche
verwendeten Cigarre reducirt, um eine Vergleichung mit früheren Bestimmungen
(polytechn. Journal Bd. CXLVIII S. 229) zu
ermöglichen.
Tabaksorte.
WeinsauresAmmoniak auf5 Grm. Cigarre.
Ammoniakin 100 Th.Cigarre.
Schwefel in100 TheilenCigarre.
Wasser in100 TheilenCigarre.
Asche in100 TheilenCigarre.
Nr. 1. Importirte
Havanna-Cigarre von zartem
Blatte, letzte Ernte
fl. 70 p.
m.
0,2995
0,890
0,0558
9,254
19,883
Nr. 2. Importirte
Havanna-Cigarre von starkem
Blatte.
fl. 60 p.
m.
0,3708
1,154
0,0742
10,737
20,562
Nr. 3. Havanna-Cigarre,
Bremer Fabricat
fl. 50 p.
m.
0,2250
0,700
0,0759
9,706
23,016
Nr. 4. Emballena mit Brasil-Einlage
fl. 24 p.
m.
0,3573
1,112
0,0573
9,573
19,004
Nr. 5. Java-Tabak
fl. 18 p.
m.
0,2227
0,693
0,0783
9,500
18,537
Nr. 6. Gelauchter Kentucky-Tabak
fl. 16 p.
m.
0,2099
0,437
0,0506
9,399
19,266
Nr. 7. Pfälzer-Cigarre
fl. 9 p. m.
0,1848
0,575
0,0564
10,290
24,491
Die vergleichende Uebersicht dieser Tabelle ergibt, daß der Ammoniakgehalt des
Tabakrauches im Allgemeinen zu dem Kaufpreise der Cigarre in gewisser Beziehung zu
stehen scheint. (Buchner's neues Repertorium für Pharmacie, Bd. VIII Heft 4 u.
5.)
Verfahren, Rindfleisch zu räuchern.
Als ein zweckmäßiges Verfahren, Rindfleisch zu räuchern, wird im Jahrgang 1858 der
Annalen der Landwirthschaft folgendes empfohlen. Das zu räuchernde Fleisch wird dem
frisch geschlachteten Vieh noch warm entnommen, sogleich in einem zuvor bereiteten
innigen Gemenge von einem Theile gepulverten Salpeter und 32 Theilen Kochsalz
gehörig herumgewälzt, dann überall mit so viel Roggenkleie (welche die
brenzlichöligen Bestandtheile des Rauches abhalten und eine allzustarke ausdörrende
Einwirkung der Wärme mäßigen soll) bestreut, als irgend hängen bleiben will, und
entweder unmittelbar oder in einfache Lage von Druckpapier gewickelt in den Rauch
gehängt. Das Fleisch soll hiedurch ein dem stark geräucherten Lachs ähnliches
Ansehen bekommen, sehr angenehm schmecken und sich sehr lange conserviren.
Ueber die Qualität des Rindfleisches je nach dem Mastzustande
der Thiere.
Der chemische Ackersmann berichtet im Januarheft 1859 über
die umfassenden Untersuchungen, welche voriges Jahr in England von Lawes und Gilbert angestellt
worden sind, um über die Qualität des Rindfleisches je nach dem Mastzustande der
Thiere wissenschaftliche Aufschlüsse und sichere Anhaltspunkte für die Praxis zu
bekommen. Als Hauptresultat dieser Arbeiten gilt,
1) daß der Wassergehalt des Fleisches mit fortschreitender Mastung bedeutend
abnimmt;
2) daß ein Pfund Rindfleisch von einem gut gemästeten Ochsen beinahe so viel
Nährstoffe enthält, als zwei Pfund vom ungemästeten Ochsen.
Diese großen Unterschiede im Fleischwerthe haben neulich auf der agriculturchemischen
Station in Schlan in Böhmen eine schöne Bestätigung
gefunden. Dort wurde nämlich das Schulterstück eines fetten und das eines magern
Ochsen vergleichend analysirt. Man fand in je 1000 Pfund dieses Fleisches vom
gemästetenOchsen
ungemästetenOchsen
Wasser
390 Pfd.
597 Pfd.
Muskelfleisch
356 „
306 „
Fett
239 „
81
„
Mineralsalze
15 „
14
„
––––––––––––––––––––
1000 Pfd.
1000 Pfd.
Das Unsinnige einer polizeilichen Fleischtaxe, wie sie in vielen Ländern noch ohne
Rücksicht auf die Fleischqualität besteht, leuchtet hienach ein. Der Consument wird
dabei häufig in die Lage gebracht, für ein Pfund Fleisch den doppelten Werth zahlen
zu müssen, der Viehzüchter aber verliert die Lust zur Erzielung guten Mastfleisches,
weil ihm dafür die obrigkeitliche Taxe keine Entschädigung verspricht. Wo der
Nährwerth eines Pfundes knochenfreien Fleisches je nach seiner Abkunft zwischen 14
und 28 kr. sich bewegt, da kann rechtlich nur ein freier Fleisch verkauf gelten,
wobei dessen Preis sich nach der Güte und Concurrenz richtet. B. (Württembergisches
Wochenblatt für Land- und Forstwirtschaft, 1859, Nr. 21.)
Bei welchen Getreidepreisen rentirt die Guanodüngung nicht
mehr?
Die Beantwortung dieser Frage hat sich der Chemiker Dr.
Grouven in Bickendorf angelegen seyn lassen; die
Ansicht desselben wird von sächsischen Landwirthen, welche bekanntlich sehr viel
Guano anwenden, hinsichtlich der Verwendung beim Getreidebau bestätigt.
Als Durchschnitt ergibt die Zusammenstellung und Berechnung der von ihm angestellten
Versuche, daß 100 Pfund Peru-Guano sich im ersten Jahre verwerthen mit 280
Pfund Körnern und 600 Pfund Stroh.
Die Nachwirkung schätzt man ziemlich einstimmig zu 20 Proc. oder zu 1/5 der
erstjährigen Wirkung. Zu letzterer wären also noch 56 Pfund Körner und 120 Pfd.
Stroh zu addiren. Das hebt die Verwerthung summarisch auf 336 Pfd. Körner und 720
Pfund Stroh. Was sind nun die 720 Pfund Stroh dem Landwirthe werth. wenn er sie
nicht zu Markte führt, sondern auf seinem Gute zu Streu und Fütterung verwendet? Der
Verfasser schätzt sie nicht höher als zu 2 Thaler. Kosten ihn die 100 Pfund Guano,
bis aufs Feldstück gebracht, 5 Thaler, so bleiben noch 3 Thaler übrig, die durch die
336 Pfund Körner gedeckt werden müssen. Sinkt der Kornpreis per Kölner Malter à 220 Pfund (6,5
Simri) auf 58 4/5 Sgr., so wird der Landwirth für jene 336 Pfund Körner genau 3
Thaler bekommen; er wird also bei diesem Fruchtpreise seine Ausgabe für
Guano-Düngung eben zurückerstattet bekommen, ohne jeglichen Gewinnst. Aber
noch früher, bei höherem Fruchtpreise, wird er die Guanodüngung als unrentabel
erachten, wenn er von dem Grundsatze ausgeht, daß ihm wenigstens das Stroh als
reiner Verdienst zufallen müsse. Dann müssen jene 336 Pfund Körner die ganzen Kosten
des Guano's tragen, d.h. sie müssen zu 5 Thlr. zu verkaufen seyn. Das ist aber nur
dann möglich, wenn der Preis des Malters Korn nicht unter 98 Sgr. sinkt. Bei dem
heutigen Kornpreise von 4 Thlrn. 8 Sgr. ist außer dem Stroh noch 1 Thaler an jedem
Centner Guano verdient.
Eine andere Frage ist es, wie der Guano sich auf Futtergewächse (Rüben, Hafer) und
Oelfrüchte verwerthet. Bei den jetzigen Conjuncturen dürfte er dort jedenfalls höher
rentiren. (Vierteljahresschrift für technische Chemie, 1859, Heft 1.)