Titel: Neuer Holländer zum Mahlen des Papierzeuges.
Fundstelle: Band 153, Jahrgang 1859, Nr. LXXXIX., S. 343
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LXXXIX. Neuer Holländer zum Mahlen des Papierzeuges. Nach einem für das Königreich Hannover dem Papierfabrikanten Thode zu Hainsberg bei Dresden ertheilten Patente bearbeitet. – Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1859 S. 171. Mit Abbildungen auf Tab. V. Neuer Holländer zum Mahlen des Papierzeuges. Beim Mahlen der Lumpen in den bisher allgemein angewandten Holländern (eine um eine horizontale Achse drehbare, mit Messern besetzte Walze und einem sogenannten Grundwerke mit Gegenmessern versehen) werden sowohl die feinen wie groben, die schwachen wie starken Fasern einem gleichen Grade von Zermahlen unterworfen und dadurch die groben und starken Fasern zu wenig, die feinen und schwachen aber zu viel gemahlen. Da nun offenbar die Qualität des Papiers durch unzureichende Zermahlung des Stoffes sehr leidet, wird gewöhnlich so lange mit dem Mahlen fortgefahren, bis die gröbste und stärkste Faser gänzlich zerkleinert ist, wodurch aber sehr viel von der feineren Faser zu Pulver vermahlen wird, wovon beim weitern Verlauf der Fabrication ein großer Theil verloren geht. Ein anderes Uebel beim Arbeiten mit den Holländern liegt darin, daß die Umdrehgeschwindigkeit der Walze nicht über einen gewissen Punkt hinausgehen darf, zufolge der Thatsache, daß, wenn die bemerkte Geschwindigkeit pr. Minute mehr als circa 1200 Fuß beträgt, die Walze sowohl Wasser als Stoff in solcher Weise zurückstößt, daß namentlich der Eingang des letzteren zwischen die Mahlmesser dadurch verzögert, und wenn die Geschwindigkeit noch größer wird, das Zermahlen der Faser durch gänzlichen Stillstand der kreislaufenden Stoffe aufhört. Ein noch anderes Uebel der bis jetzt angewandten Holländer liegt darin, daß verschiedene Sorten von Stoff, oder verschiedene Stufen in seiner Fabrication eine verschiedene Stellung der arbeitenden Messer im Holländer gegen einander erfordern. Fast jeder Stoff ist aber in seiner Qualität so verschiedenartig von dem andern, daß, um eine richtige Zermahlung der Fasern zu bewerkstelligen und eine Verstopfung der Maschine zu vermeiden, eine öftere Veränderung in den Entfernungen zwischen den zermahlenden Oberflächen erforderlich ist. Eine so oft wiederholte Stellung unter Beobachtung der wünschenswerthen Genauigkeit ist augenscheinlich sehr schwierig. Ferner ist es oft wichtig, das Quantum faseriger Masse, das dem zermahlten Theile zugeführt wird, zu verändern, während die Bewegung des Holländers eine gleichmäßige bleibt. Alle diese bemerkten Mängel zu entfernen, hat man bei der Construction des hier zu beschreibenden neuen Holländers oder Mahlapparats, wovon Fig. 13 Abbildungen sind, vor Augen gehabt. In der Durchschnittszeichnung Fig. 1 ist A das feste Gestell der Maschine und B eine eiserne (stählerne?) Scheibe, welche am Ende der Welle C festgekeilt ist, die in zwei Lagern D, D ruht. Die treibende Kraft der Welle C wird mittelst der Riemenscheibe Z übergetragen. Ein hohler Cylinder E umgibt die Scheibe B und liegt mit einem Fuße an jeder Seite auf dem Gestelle, während eine sogenannte Speisescheibe F durch einen Ring von Gutta-percha rund um seine Peripherie wasserdicht an den Cylinder E gehalten wird. Die Zähne (Hauschläge) der Speisescheibe müssen in der Mitte so weggenommen seyn, wie F¹, Fig. 3, zeigt, um die Speisung zu erleichtern. Außerdem ist G ein Speiserohr, das ebenfalls durch einen Gutta-percha-Ring gedichtet ist, H eine zweite F ähnliche Scheibe, mit Abführrohr R, versehen und an E mittelst Schrauben befestigt, sowie endlich J eine Stopfbüchse ist, um die Durchgangsstelle der Welle C wasserdicht zu machen. Die Zähne an der zweiten oder Abführungsscheibe H müssen ebenfalls bei H¹, wie Fig. 2 zeigt, um die Mitte herum entfernt seyn, damit der Ausfluß des gemahlenen Zeuges erleichtert wird. Mit der Speisescheibe F ist ein Hohlcylinder S fest verbunden, der zum Enger- oder Weiterstellen der Mahlscheiben dient. Hierzu ist S am Ende außerhalb mit einem Schraubengewinde versehen, um welches eine Mutter K, K paßt, die durch eine fernere endlose Schraube L in Umdrehung gesetzt werden kann. Die Achse von L läuft in Lagern, welche auf dem Halsringe M befestigt sind, welcher letztere aus zwei Hälften besteht und auf dem Gestelle A, A mit einem Fuße an jeder Seite unbeweglich aufliegt. Durch Umdrehung eines Handrades N wird die endlose Schraube L und weiter das Rad K in Bewegung gesetzt. Da aber die Mutter K durch den Halsring M auf ihrem Platze gehalten wird, so wirkt ihr Gewinde auf das Gewinde des Cylinders S und veranlaßt dessen fortschreitende, rückwärts oder vorwärts gehende Bewegung, je nachdem das Handrad N rechts oder links umgedreht wird. Ueberdieß ist noch zu beachten, daß die Speisescheibe F wie der Cylinder S durch drei Leitstangen O (in Fig. 1 nur eine sichtbar) geführt und am Drehen gehindert werden. Zur Regulirung des erforderlichen Druckes auf den mahlenden Scheibenflächen dient ferner noch auf der Abflußseite der Maschine eine Schraubenanordnung P, die ohne weitere Erklärung aus der Abbildung von selbst deutlich wird. Beim Arbeiten mit diesem neuen Scheibenholländer macht die Welle C gewöhnlich 200 Umgänge pr. Minute. Das zu mahlende faserige Material wird dabei mit soviel Wasser vollständig untermischt, als es das auf der endlosen Papiermaschine zu verarbeitende Ganzzeug nöthig macht. In diesem Zustande kann der Stoff in die Maschine gelassen und zugleich die mahlenden Oberflächen, mit Anwendung der vorhandenen Mechanismen, gehörig adjustirt werden, so daß das Ganzzeug mit Bequemlichkeit und von der richtigen Faserlänge aus dem Rohre R fließt. In dem Speiserohre G muß ein von der Qualität des gewünschten Ganzzeuges abhängender Stoff-Höhestand von 2 1/2 bis 4 Fuß über dem Abflußrohre R gehalten werden. Der hydraulische Druck in dem Rohre G wird den Stoff zwischen die Mahlscheiben treiben und mit der Fliehkraft (Centrifugalkraft) der Scheibe B zusammenwirken und den Stoff von der Speiseöffnung neben dem Centrum, wo die Bewegung von B langsam ist und ein schwächeres Mahlen stattfindet, nach dem Umfange jagen, wo die Geschwindigkeit größer und die Wirkung des Zermahlens energischer ist. Wenn aber der Strom des Wassers und Stoffes über die Peripherie der Scheibe hinausgeht und in den Raum auf der entgegengesetzten Seite eintritt, so wird der Ausfluß durch R vermöge der Fliehkraftwirkung der Scheibe B aufgehalten. Diese aufhaltende Kraft agirt mit dem größten Effecte auf die längsten Fasern, da ihr specifisches Gewicht größer ist, als das eines gleichen Maaßes irgend eines andern Theiles der fließenden Masse. Außerdem trägt der Strom die Fasern durch den Mahlapparat mit einer Geschwindigkeit, die im umgelehrten Verhältnisse zu ihrer (der Fasern) Größe steht, da die kleineren (kürzeren) Fasern relativ einen weit größeren Flächenraum besitzen, worauf der Strom wirken kann, als die längeren Fasern. Auf diese Weise werden die kleineren Fasern einer ferneren Zertheilung zu unterliegen haben. Diese Trennung der feineren und gröberen Fasern während des Mahlprocesses wird durch die vergrößerte Beweglichkeit erleichtert, welche sie durch das Zerkleinern erlangen. Die Feinheit des Mahlens hängt offenbar von dem hydraulischen Drucke in der Speisung, der Dichtstellung der Mahlscheiben und von der Geschwindigkeit ab, womit die Scheibe B umläuft, während das Verhältniß des Zuflusses von dem Grade des hydraulischen Druckes bedingt wird.

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Tafel Tab.
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