Titel: | Behandlung des Weizenmehls behufs der Darstellung von Schlichte oder Appreturmasse zum Stärken der Garne und gewebten Stoffe, sowie zum Leimen des Papiers; von Fr. Crace Calvert, Prof. der Chemie in Manchester, und C. Lowe, analytischer Chemiker daselbst. |
Fundstelle: | Band 153, Jahrgang 1859, Nr. XCIX., S. 375 |
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XCIX.
Behandlung des Weizenmehls behufs der Darstellung
von Schlichte oder Appreturmasse zum Stärken der Garne und gewebten Stoffe, sowie zum
Leimen des Papiers; von Fr. Crace
Calvert, Prof. der Chemie in Manchester, und C. Lowe, analytischer Chemiker daselbst.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, August
1859, S. 121.
Calvert's Behandlung des Weizenmehls zur Darstellung von
Schlichte.
Unsere Erfindung (patentirt in England am 25.
November 1858) besteht darin, daß wir ätzende Alkalien anwenden, um den
Kleber aufzulösen, welchen das zu den angegebenen Zwecken dienende Weizenmehl
enthält. Nach dem gewöhnlichen Verfahren wird dieser Kleber dadurch theilweise
zerstört oder auflöslich gemacht, daß man das Weizenmehl der Gährung unterzieht,
bevor man es durch Kochen in Kleister verwandelt; während dieses Gährungsprocesses
wird aber auch ein sehr beträchtlicher Theil (manchmal die Hälfte) des im Mehle
enthaltenen Stärkmehls zerstört; bei Anwendung unseres Verfahrens verwerthet man
daher den ganzen Stärkmehlgehalt sammt dem Kleber des Mehls als Kleister.
Wir bereiten unsern Patentkleister nach zwei Methoden, je nach dem Zweck wozu er
verwendet werden soll.
Kleister Nr. 1. – Wenn der Kleister zum Stärken
von Zettel, Garn, gewebten Stoffen, Papier oder anderen Waaren bestimmt ist, welche
bloß von ihm (ohne andern Zusatz) den erforderlichen Betrag aufnehmen sollen, um sie
steif zu machen, so bereiten wir ihn folgendermaßen:
Wir kochen in einem geeigneten Gefäß ein Gemisch von 8 1/2 Gallons (30 1/2 Liter)
Wasser, 12 1/2 Pfd. (5 Kil. 670 Grm.) Weizenmehl und 70
Alkalimeter-Abtheilungen (35 Kubikcent.) Aetznatronlauge von 39°
Baumé (1340 spec. Gewicht). Die Operation beginnt damit, daß man die
Materialien im kalten Zustande einander vollständig einverleibt, und dann die
Mischung nach und nach auf den Siedepunkt erhitzt, am besten mittelst eines
hineingeleiteten Dampfstroms. Das Ganze wird unter beständigem Umrühren eine halbe
Stunde lang im Kochen erhalten, und dann durch ein Kupferdrahtsieb von beiläufig 200
Maschen auf den Zoll passirt. Obige Verhältnisse liefern 12 bis 14 Gallons (57 bis
63 1/2 Liter) fertigen Kleister. Wenn dieser Kleister einige Zeit aufbewahrt werden
muß, so rühren wir in das Ganze noch beiläufig 1500 Grain-Maaße (97
Kubikcentimeter) flüssigen Terpenthin, um das Sauerwerden desselben zu verhüten.
Kleister Nr. 2. – Zur Bereitung dieses Kleisters,
welcher für Zettel, Garn, Gewebe, Papier etc. bestimmt ist, welche nicht bloß
gesteift, sondern auch durch Zusatz mineralischer oder salziger Substanzen erschwert
werden sollen, wenden wir folgende Verhältnisse an:
80 Gallons (363 Liter) Wasser, 240 Pfund (109 Kilogr.) Weizenmehl, 1 Pint (567
Kubikcentimeter) Aetznatronlauge von 39° Baumé, und 200 Pfd. (90
Kilogr. 720 Grm.) Glaubersalz. Zuerst mischen wir das Mehl und Wasser gut zusammen,
und dann geben wir das Alkali zu, welches man drei Stunden lang unter beständigem
Umrühren auf das Mehl wirken läßt. Hernach wird das Glaubersalz in der Mischung
aufgelöst; das Ganze braucht dann nur noch auf die erforderliche Stärke verdünnt und
gekocht zu werden, je nach dem Zwecke zu welchem es angewendet werden soll.
Das Aetznatron kann bei der Bereitung unseres Kleisters durch Kali oder Ammoniak
ersetzt werden, welche aber beide kostspieliger sind.
Durch den Kleister Nr. 1 erzielen wir eine sehr beträchtliche Ersparniß an
Weizenmehl; durch den Kleister Nr. 1 sind wir überdieß im Stande eine größere
Gewichtszunahme der damit gesteiften Zettel, Garne, gewebten Stoffe etc. zu
erzielen.