Titel: | Ueber eine neue Maschine zur Anfertigung von Schuhleisten; von O. Beylich in Kaiserslautern. |
Autor: | O. Beylich |
Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. LII., S. 254 |
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LII.
Ueber eine neue Maschine zur Anfertigung von
Schuhleisten; von O.
Beylich in Kaiserslautern.
Beylich, eine neue Maschine zur Anfertigung von
Schuhleisten.
Die nach meiner Construction bereits in mehreren Exemplaren ausgeführte
LeistenmaschineDas erste Exemplar wurde in der mechanischen Werkstätte der k. bayerischen
Kreis-Landwirthschafts- und Gewerbeschule dahier
angefertigt stimmt im Princip insofern mit den für den gleichen Zweck erbauten
verschiedenartigen Maschinen amerikanischen und französischen Ursprungs überein, als
einerseits der Musterleisten und das zu bearbeitende Holz, und andererseits die
Führungsrolle und das rotative Schneidzeug gemeinsame Bewegungen machen. Die
Construction meiner Maschine unterscheidet sich jedoch im Speciellen von allen
bisher in Anwendung gebrachten.
Die Mitnehmerachsen des Muster- und zu bearbeitenden Leistens liegen in festen
Lagern übereinander, die letztere zu oberst. Beide machen nur die Drehbewegung,
entweder in gleichem oder verschiedenem Sinne, je nachdem die Copie dem Muster
gleich oder symmetrisch seyn soll. Führungsrolle und Messerscheibe machen gemeinsam
den Horizontalschub und die durch die unregelmäßige Form des Querschnittes und die
verschiedenen Querschnittsformen eines Leistens bedingten Verticalbewegungen;
außerdem rotirt die Führungsrolle, wie gewöhnlich, durch Friction am Musterleisten
und das Schneidzeug mit großer Geschwindigkeit durch Riementrieb. Das Lagergestell
für diese Organe bildet einen durchschnittlichen horizontal liegenden Arm, welcher
drehbar und zugleich auf einem Prisma verschiebbar ist. Die Schubbewegung wird, wie
sonst auch, vermittelst Schraube bewirkt. Die wechselnden Angriffspunkte der
Führungsrolle auf dem Musterleisten und des Schneidzeuges auf dem Holze liegen in
Bögen, aus der Drehungsachse des die Lager tragenden Armes beschrieben. Das eigene
Gewicht dieses Armes drückt die Führungsrolle stets dicht gegen den Musterleisten; dieser
Druck kann indeß durch Gegengewichte nach Erforderniß vermindert werden.
Die ganze Maschine mit Einschluß eines die Bewegungen vermittelnden Vorgeleges ist
auf einer eisernen Platte montirt, welche ich mit Vortheil statt auf einem Gestelle
auf einem Quader befestige. Bei dieser Anordnung ist der Gang trotz der 1800 bis
2000 Umdrehungen der Messerscheibe per Minute, ein
außerordentlich ruhiger und sicherer. Die zweckmäßige Form der Messer und der,
zuweilen starken Stößen ausgesetzten Lagerträger, sowie die eigenthümliche Art der
Führung des beweglichen Armes bewirken einen sehr sauberen Schnitt.
Die Leistung der Maschine läßt in qualitativer Beziehung nichts zu wünschen übrig,
und dürfte auch in quantitativer Beziehung befriedigen. Bei der sich am besten
bewährten Schubgeschwindigkeit von 3 3/4 Millimeter auf einen Umgang erfordert die
Bearbeitung eines großen Mannsleistens 2 1/4 Minuten. Dieselbe läßt sich jedoch auch
in 1 1/2 Minuten bewerkstelligen, wenn etwas stärkerer Schub angewendet und auf
möglichste Beschränkung der nachträglichen Handarbeit, des Putzens mit der Feile,
verzichtet wird. Das Ein- und Ausspannen des Holzes erfordert wenig Zeit und
Uebung, wie überhaupt die Bedienung der Maschine sehr einfach ist. Die Messer halten
ohne Nachschärfung einen halben Arbeitstag aus, und diese Manipulation selbst ist
wenig zeitraubend. Nach demselben Muster lassen sich nicht allein entgegengesetzt
geformte, sondern auch stärkere und schwächere und selbst einseitig verjüngte
Leisten anfertigen. Zum Betriebe der Maschine ist eine halbe Pferdekraft
erforderlich. Daß die Maschine, nach entsprechenden Verhältnissen ausgeführt, auch
für andere Gegenstände, z.B. für Weberschiffchen, Gewehrschäfte, Hefte und Griffe,
Radspeichen, geschweifte Stuhltheile u.s.w. Anwendung finden kann, ist
selbstverständlich.
Kaiserslautern, im November 1859.