Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 154, Jahrgang 1859, Nr. , S. 232
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Miscellen. Miscellen. Wärme-Apparat für das Speisewasser der Hochdruck-Dampfmaschinen, von Julius Wolff u. Comp. in Heilbronn. Dieser der genannten Fabrik patentirte Wärme-Apparat bildet seiner äußeren Form nach einen, je nach der Größe des Kessels 15–25'' im Durchmesser haltenden Cylinder, welcher an passender Stelle in die den benützten Dampf abführende Rohrleitung eingeschaltet und durch die Kesselpumpe mit kaltem Wasser gespeist wird. Das Wasser umspült ein im Innern des Cylinders zweckentsprechend angeordnetes System von Dampfröhren, wobei es eine bedeutende Wärmemenge in sich aufnimmt und zugleich eine theilweise Condensation des Dampfes bewirkt. Gegenüber der bisher üblichen Construction der Vorwärmer bietet diese Anordnung mehrere beachtenswerthe Vortheile. Die Bewegung des Wassers im Apparate selbst geht verhältnißmäßig sehr langsam vor sich, in Folge dessen die Absetzung von Kesselstein und Schlamm an leicht zugänglichen Stellen bewirkt und zugleich eine hohe Temperatur des Speisewassers erzielt wird. Während bei den bisher üblichen Vorrichtungen die Temperatur des Wassers nur selten über 50° R. gebracht werden konnte, steigert sich dieselbe hier bis auf 80° R., wodurch eine Brennmaterial-Ersparniß bis zu 25 Proc. herbeigeführt, die Funktion des Heizers außerordentlich erleichtert und eine große Gleichförmigkeit des Dampfdruckes erzielt wird. Ein weiterer Vortheil entsteht dadurch, daß die Pumpe nur kaltes Wasser liefert, wodurch alle Nachtheile der sonst üblichen heißgehenden Pumpen, als: Unterbrechung der Thätigkeit, Verunreinigung der Ventile durch das Cylinderschmiermittel u.s.w. in Wegfall kommen. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1859, Nr. 44.) Drahtseile aus Puddelstahl. Solche sind in Liverpool auf ihre Haltbarkeit geprüft und mit Seilen aus gewöhnlichem Eisendrahte verglichen worden. Der Puddelstahl war nach W. Clay's Patent (polytechn. Journal Bd. CXLVIII S. 40) auf dem Mersey Stahl- und Eisenwerke dargestellt worden. Derselbe war zu Draht gezogen und zu einem Seile von 3 Zoll im Umfange (circa 1 Zoll Durchmesser) verarbeitet; zur Gegenprobe wurde ein ganz gleiches Drahtseil von dem besten verzinkten Eisendrahte gewählt. Bei dieser Stärke verlangt die englische Admiralität eine Haltbarkeit von 1 1/4 Tonnen; das Puddelstahl-Drahtseil brach aber erst bei einer Belastung von 16 1/4 Tonnen, wodurch die Vorzüglichkeit des Stahles zu diesen Zwecken erwiesen wurde. (Mining Journal, 1859 S. 688; Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- u. Hüttenwesen, Nr. 43.) Neue Methode beim Gießen der Metalle; von W. Holmes und W. Hollingshead. Diese neue Methode gründet sich auf die Anwendung von überhitztem Wasserdampf oder heißer Luft zum Anwärmen der metallenen Gießformen. Diese sind nämlich von einem äußern Mantel umgeben, und man leitet den Dampf oder die Luft in den Zwischenraum zwischen dem Mantel und der Form selbst. Man gibt dabei dem Dampf den Vorzug, den man überhitzt, indem man ihn ein System glühender Röhren durchstreichen läßt. Man läßt ihn einige Zeit vor dem Gießen in die Form eintreten, wodurch diese die Temperatur annimmt, welche der Dampf selbst hat, und fährt mit dem Hindurchleiten fort, bis der Guß fertig ist. Es wird ein doppelter Zweck erreicht. Einerseits wird die Form so heiß, daß beim Gießen keine zu plötzliche Abkühlung des Gußstücks eintreten kann; andererseits verhütet der Dampf eine zu große Erhitzung der Form durch das flüssige Metall, indem er den Ueberschuß an Wärme mit fortnimmt; das Metall kann sich also nicht an die Form festhängen und diese zerstören. Im andern Falle bedient man sich der heißen Luft oder des überhitzten Dampfes, um die Formen und Kerne aus Sand zu trocknen. Man bringt dieselben entweder in einen Raum, der von dem Dampf durchstrichen wird, oder umgibt sie, wie vorher, mit einem Mantel, in den man den Dampf hineinleitet. Hat man hohle Kerne, wie beim Gießen von Röhren, so leitet man den Dampf durch die Höhlung, bis sie vollkommen trocken sind. Der Dampf, welcher die Form durchstrichen hat, kann noch recht wohl zum Trocknen der Kerne verwandt werden, da er durch das flüssige Metall noch einen bedeutenden Wärmeüberschuß empfängt. Ein System von Röhren und gut vertheilten Hähnen erleichtert den Dienst der Gießformen und beschleunigt die Arbeit. (Journal des mines, 1859, Nr. 21; berg- und hüttenmännische Zeitung Nr. 44.) Das Zinn ein klingendes Metall. Hr. Levol hat die Beobachtung gemacht, daß ein Block sehr reinen Zinnes, welcher 40 Kilogr. wog und sehr dick war, auf hölzerne Tragstangen gelegt, unter dem Schlag eines Hammers von hartem Holze scharfe Töne gab. Man hat daher, sagt Hr. Levol, mit Unrecht angenommen, daß das Zinn, als eines der weichsten und am wenigsten elastischen Metalle, keinen Klang habe. Ich hatte vor einiger Zeit Gelegenheit mich von der Richtigkeit dieser Behauptung zu überzeugen; ich kaufte nämlich in einem Laden in Paris eine Klingel (ein Kinder-Spielzeug), welche in einem Stück gegossen war und aus Zinn bestand, allerdings mit ein wenig Blei legirt. Barreswil. (Répertoire de Chimie appliquée, Sept. 1859, S. 405.) Dreifach verwendbare Münze. Für Canada werden jetzt in der königl. Münze in London Geldstücke aus Bronze geschlagen, welche nicht allein die Stelle als Werthzeichen oder Geld vertreten, sondern auch Einheiten von Maaß und Gewicht sind. Es wiegen nämlich 100 solcher Stücke genau 1 Pfd. und halten im Durchmesser genau 1 Zoll, woraus folgt, daß sie eben so gut beim Wiegen von Gegenständen, oder, wenn es gerade an einem Maaßstabe fehlt, zum Messen dienen können. Da man auch mit ihnen zahlt, so sind sie dreifach zu verwerten. (Deutscher Telegraph, 1859, Nr. 40.) Verfahren die käufliche Salzsäure zu reinigen. Die käufliche Salzsäure enthält manchmal schweflige Säure, und die mittelst Braunstein gereinigte Salzsäure enthält Spuren von Chlor. Hr. Flores Domonte hat gefunden, daß man die Salzsäure von beiden Unreinigkeiten befreien kann, indem man einen Strom Kohlensäure hindurchleitet, welche sowohl die schweflige Säure als das Chlor austreibt, ohne den Gehalt der Säure zu schwächen, (Repertoire de Chimie appliquée, September 1859, S. 406.) Darstellung des Quercitrins und Quercetins, nach Dr. Friedrich Rochleder. Rochleder, welcher gefunden hat, daß, außer in Quercitron, in den Blättern der Raute, in den Kappern und den sogenannten chinesischen Gelbbeeren, auch in den Blättern und namentlich in den Blüthen der Roßkastanie Quercitrin enthalten ist, empfiehlt zur Darstellung desselben und des Quercetins aus der Quercitronrinde, welche immer noch das geeignetste Material bildet, folgendes Verfahren: Die Rinde wird in einem Kessel mit so viel Wasser übergossen, daß es das Material einige Linien hoch bedeckt. Das Wasser wird zum Sieden erhitzt und die kochende Lösung durch Leinwand colirt, der Rückstand ausgepreßt. Das Decoct wird zum Erkalten hingestellt. Die einmal ausgekochte Rinde wird mit der gleichen Menge Wasser noch einmal ausgekocht. Das erste Decoct setzt eine nicht unbedeutende Menge von unreinem Quercitrin ab. Das zweite Decoct dagegen setzt wenig oder nichts mehr ab. Man sammelt das Quercitrin auf einem Filter von feiner Leinwand und läßt abtropfen. Das Filtrat wird mit Salzsäure versetzt, wodurch ein rehfarbiger Niederschlag in voluminösen Flocken entsteht, die sich bald unter Verminderung ihres Volumens zu Boden setzen. Man entfernt durch Filtriren den Niederschlag, erhitzt dieß Quercitrin haltende Filtrat unter stetem Umrühren im Wasserbade, so lange sich die Menge des sich abscheidenden Quercetins noch vermehrt, und filtrirt heiß durch Papier. Auf dem Filter bleibt Quercetin. Was sich später noch aus dem Filtrat absetzt, ist sehr wenig und sehr unrein, so daß es am besten weggeworfen wird. Das unreine Quercitrin, sowie das unreine Quercetin, werden nun gereinigt durch Zerreiben mit wenig Weingeist von 35° B. und Erhitzen des Breies im Wasserbade. Die erhitzte Masse wird auf Leinwandfilter gebracht und nach dem Abtropfen der Flüssigkeit ausgepreßt. Eine kleine Menge von Quercetin oder Quercitrin und viel von Unreinigkeiten geht in den Weingeist über. Die ausgekochte Masse wird im siedenden Weingeist gelöst, die Lösung heiß filtrirt und derselben so lange siedendes Wasser zugesetzt, bis eine deutliche Trübung sich zeigt. Nach dem Abkühlen um einige Grade hat sich die Hauptmasse des Farbestoffs abgeschieden. Man sammelt denselben auf Leinwandfiltern und preßt ihn aus. Durch nochmalige Wiederholung des Verfahrens ist er beinahe vollkommen rein. Den Weingeist, welcher verbraucht wurde, erhält man durch Abdestilliren der Mutterlaugen im Wasserbade größtentheils wieder. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXVII S. 37.) Darstellung einer neuen rothgefärbten Substanz mittelst Anilin. Unlängst habe ich mitgetheilt, daß nach der Beobachtung von Berthelot mittelst Karbolsäure, indem man dieselbe mit ein wenig Ammoniak vermischt und dann Chlorkalk zusetzt, eine violette Farbe erzeugt werden kann (polytechn. Journal Bd. CLIII S. 159). Eine nicht weniger interessante Reaction hat seitdem Hr. Horaz Köchlin beobachtet. Dieser junge Colorist (Sohn des Hrn. Camille Köchlin) schreibt mir, daß er durch Behandlung eines Gemisches von Anilin und roher Holzsäure mit einer Säure (z.B. Salzsäure) eine sehr schön rothe Substanz erhielt, welche ähnliche Eigenschaften besitzt wie das Product, welches Hr. Frank unter dem Namen Fuchsin in den Handel liefert. Der Holztheer gibt dasselbe Resultat wie die rohe Holzsäure; die Essigsäure ist folglich bei der Reaction nicht betheiligt. Hr. Köchlin setzt seine Untersuchungen fort. Barreswil. (Répertoire de Chimie appliquée, Septbr. 1859, S. 404.) Ueber die künstliche Weinsteinsäure. In der Sitzung vom 5. September theilte Hr. Pelouze der Akademie der Wissenschaften in Paris Hrn. v. Liebig's kürzlich gemachte Entdeckung der künstlichen Erzeugung der Weinsteinsäure aus Gummi und Zucker mit, und der berühmte Senior der Physiker, Biot. knüpfte hieran die Bemerkung: wie wichtig eine genauere Erforschung der optischen Eigenschaften der künstlich dargestellten Weinsteinsäure sey, um durch sie die Identität oder die nicht minder bemerkenswerte Nichtidentität mit der in der Natur, z.B. in dem Saft der Weintrauben, vorkommenden Weinsteinsäure festzusetzen, und er schlug zu diesem Zweck eine Reihe damit vorzunehmender Versuche vor; diese Versuche sind nun von Dr. Bohn in München ausgeführt worden, und es hat sich herausgestellt daß eine Lösung der künstlichen Säure, welche Hr. v. Liebig dargestellt hatte, die Polarisationsebene der durchfallenden Lichtstrahlen nach rechts ablenkt, und daß diese Drehung durch Zusatz einer Spur Borsäure ganz wie bei der natürlichen Weinsteinsäure vermehrt wird. Die Identität der natürlichen Weinsteinsäure mit der künstlich dargestellten, und zugleich eine der interessantesten Beziehungen der in dem organischen Proceß in der Pflanze erzeugten Producte ist damit festgestellt. Die unreifen Weintrauben enthalten z.B. Weinsteinsäure die nach und nach verschwindet, an ihrer Stelle enthalten die reifen Trauben Zucker (ein Kohlehydrat), und da man durch den Oxydationsproceß aus Kohlehydraten Weinsteinsäure erzeugen kann, so scheint kaum ein Zweifel zu bestehen, daß in dem entgegengesetzten organischen Proceß im Pflanzenleib aus der Weinsteinsäure der Zucker entsteht. Den Elementen nach kann man die Weinsteinsäure betrachten als Oxalsäure, welche halb in ein Kohlehydrat übergegangen ist. Es ist wohl nicht zu bezweifeln, daß ganz bestimmte und ähnliche Beziehungen, zwischen der Citronsäure (in dem Citronensaft, den Johannisbeeren, dem Saft der Kartoffelknollen etc.), der Aepfelsäure (in den Aepfeln und den meisten Früchten, in dem Saft der Vogelbeeren, der Ananas etc.) und den in den Pflanzentheilen, deren nie fehlende Bestandtheile diese Säuren sind, vorkommenden stickstofffreien Producten, dem Stärkmehl, Pektin etc. bestehen. Es hat sich nun durch Versuche in dem chemischen Laboratorium der k. Akademie der Wissenschaften in München neuerlichst ergeben, daß die Aepfelsäure durch einen einfachen Oxydationsproceß (beim Erwärmen mit Braunstein) Aldehyd, und die Citronsäure unter denselben Umständen Aceton, zwei höchst unerwartete Resultate, liefern; die Aepfelsäure läßt sich aber ihren Elementen nach als Oxalsäure gepaart mit Aldehyd, und die Pyrocitronsäure oder Citraconsäure als eine mit Aceton gepaarte Oxalsäure betrachten. Diese Thatsachen, weiter verfolgt, dürften vielleicht geeignet seyn den Weg zur Erkenntniß vieler physiologischen Vorgänge zu bahnen, die uns bis jetzt vollkommen dunkel und unverständlich geblieben sind. (Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 10. November 1859.) Verfahren, das Chlor und den Schwefel in dem Kautschuk nachzuweisen, welcher mittelst Schwefelchlorür vulcanisirt worden ist; von H. Gaultier de Claubry. Meinen früheren Mittheilungen in diesem Betreff (polytechn. Journal Bd. CLIII S. 317) habe ich Folgendes nachzutragen: Ich habe oft beobachtet, daß wenn man das durch Verbrennung des Kautschuks mittelst reinen Salpeters erhaltene Product mit Salpetersäure behandelt, sich ein starker Geruch nach Blausäure einstellt. Wenn man die bei der trockenen Destillation des Kautschuks sich entwickelnden Gase und Dämpfe mit oder ohne Luft durch eine zum stärksten Rothglühen erhitzte Röhre und aus dieser in Wasser geleitet hat, so entwickelt der Niederschlag, welchen salpetersaures Silber in diesem Wasser hervorbrachte, beim Kochen mit Salpetersäure ebenfalls den Blausäuregeruch. Wie ich früher zeigte, enthält dieser Niederschlag Chlorsilber, Schwefelsilber und metallisches Silber, zu denen also noch Cyansilber kommt, welches sich beim Kochen desselben mit Salpetersäure zersetzt. Man kann das Cyansilber im Niederschlag leicht nachweisen, indem man ihn in der Kälte mit Salpetersäure behandelt, wobei das Cyansilber und das Chlorsilber (wenn solches vorhanden ist) zurückbleiben, der ausgewaschene und getrocknete Rückstand, mit Salpetersäure gekocht, entwickelt Blausäure, und löst sich gänzlich auf, wenn er kein Chlorsilber enthält. Fünfzig Gramme Kautschuk von Paris oder den verschiedenen Bezugsquellen geben keine Spur von Chlorsilber. Fünf Gramme vulcanisirter Kautschuk, bei dessen Behandlung per Kilogr. Schwefelkohlenstoff nur 5 Gramme Schwefelchlorür angewandt wurden, liefern hingegen schon sehr merkliche Quantitäten von Chlorsilber. Mittelst des von mir angegebenen Verfahrens kann man also, wenn man das Vorkommen des Cyansilbers im Silberniederschlag berücksichtigt, sich mit Sicherheit über das beim Vulcanisiren des Kautschuks befolgte Verfahren aussprechen. (Comptes rendus, September 1859, Nr. 10.) Verfahren bei der Anfertigung von Gegenständen aus gehärteter Kautschuk- oder Gutta-perchamasse; von C. Cowper. Nach dem gewöhnlichen Verfahren, harte Kautschuk- oder Gutta-perchawaaren anzufertigen, bringt man die welche, aus Kautschuk oder Gutta-percha mit Schwefel und anderen Stoffen bestehende Masse zwischen Blätter von Zinnfolie und preßt sie in Formen von Messing oder einem andern Material, bevor man sie der Wirkung der Hitze aussetzt. Bei Gegenständen, die nicht mehr als 3/16 Zoll dick sind, ist dieses Verfahren ausreichend; dickere Gegenstände, die convex, concav oder überhaupt von krummer Oberfläche sind, können aber nach demselben nicht leicht fehlerfrei hergestellt werden, sondern verziehen sich und werden mehr oder weniger mißgestaltet, so daß man oft viel Arbeit anwenden muß, um sie verkäuflich zu machen. Um diesen Uebelständen abzuhelfen, hat man die Zinnfolie durch Zinnblech ersetzt, wodurch in der That das Werfen und Verziehen der Masse verringert wird, wobei aber die Gegenstände immer noch mit rissiger, rauher, unscheinbarer Oberfläche erhalten werden. Um diese Gegenstände verkäuflich zu machen, muß man sie durch Feilen, Raspeln, Glätten etc. noch weiter zurichten, was viel Arbeit verursacht. Die Anwendung der harten Kautschuk- und Gutta-perchamasse ist deßhalb bisher hauptsächlich auf dünnere Gegenstände, auf hohle Waaren, und auf Artikel, die entweder kein schönes Ansehen zu haben brauchen oder bei denen es auf den Preis nicht ankommt, beschränkt gewesen. Diese Masse eignet sich aber vorzüglich für mancherlei Gegenstände; z.B. für Hefte zu Messern und Gabeln, Stockknöpfe, Peitschenstöcke, Regenschirmstöcke, Fenster- und Thürgriffe etc., und kann nach Cowper mit Vermeidung der vorerwähnten Uebelstände in folgender Art verarbeitet werden. Die Kautschuk- oder Gutta-perchamasse wird zunächst in gewöhnlicher Manier zubereitet, so daß sie nachher gehärtet werden kann, und dann in die Form gebracht, die entweder aus Eisen oder Messing gegossen oder in Zinn gepreßt ist. Sie wird dann 1/2 bis 3 Stunden lang der Einwirkung von Dampf, heißer Luft oder einer anderen Wärmequelle ausgesetzt) die Dauer dieser Erhitzung hängt von dem Gehalt an Schwefel und anderen Umständen ab. Wenn die Masse auf 1 Pfund Kautschuk 1/2 Pfund Schwefel enthält und die Hitze 290 bis 300° F. (143 bis 149° C.) beträgt, muß die Erhitzung (bei welcher die Masse in der Form bleibt) etwa eine Stunde dauern. Wenn die Masse weniger Schwefel enthält oder ein geringerer Wärmegrad angewendet wird, so muß die Erhitzung verhältnißmäßig länger fortgesetzt, im entgegengesetzten Fall dagegen abgekürzt werden. Nach genügender Erhitzung wird die Form von dem Gegenstande, welcher sich nun in einem theilweise gehärteten Zustande befindet, abgenommen. Man bessert denselben dann aus, indem man alle Blasen und Höhlungen an der Oberfläche mit einer Lösung von Kautschuk oder Gutta-percha befeuchtet, dann mit etwas von der ursprünglichen Masse ausfüllt und die Oberfläche glättet, und bringt ihn darauf wieder in die Form. Die Fugen der Form müssen dicht schließend gemacht werden, indem man Streifen von Kautschuk zwischen sie legt und sie dann fest zusammenschraubt. Der Gegenstand nebst der Form, worin er auf diese Art eingeschlossen ist, wird nun wieder 1/2 bis 3 Stunden lang der Hitze ausgesetzt, wodurch er weiter, aber immer nur erst theilweise gehärtet wird. Nachdem er erkaltet ist, wird er wieder aus der Form herausgenommen, und, sofern er noch nicht frei von Fehlern seyn sollte, abermals nachgebessert, worauf das Einschließen in die Form und das Erhitzen wiederholt wird. Wenn der Gegenstand keine Fehler mehr zeigt oder durch nochmalige Behandlung fehlerfrei geworden ist, bringt man ihn ohne die Form in einen Kasten oder sonstigen Behälter, in welchem die vollständige Härtung bewirkt wird. Der Kasten, welcher die zu härtenden Waaren enthält, wird hermetisch verschlossen und dann der Hitze ausgesetzt, bis die Waaren vollständig gehärtet sind, was 6 bis 8 Stunden dauern kann. Nach dieser Erhitzung und der dadurch bewirkten Härtung sind die Gegenstände fertig; sie besitzen nun sogleich eine schöne glatte Oberfläche und bieten überhaupt keine Fehler dar, sind jedoch etwas kleiner geworden als sie ursprünglich waren. In den meisten Fällen ist nur eine einmalige vorläufige Erhitzung mit darauf folgendem Ausbessern nöthig; es hängt dieß jedoch von der Gestalt und Dicke des Gegenstandes ab, und bei einiger Uebung gelangt man bald dahin, zu beurtheilen, ob das vorläufige Erhitzen und Ausbessern wiederholt werden muß. Gegenstände von geringer Dicke, wie z.B. Kämme, werden ebenfalls in der beschriebenen Art theilweise gehärtet und nachgebessert, dann aber wieder in die Form gebracht und in derselben dem Vulcanisirungs- oder Härtungsproceß unterworfen. Bei dickeren Gegenständen tritt die Zusammenziehung der Masse hauptsächlich bei der letzten Erhitzung ein, weßhalb solche dabei nicht mehr in der Form seyn dürfen. Das vorstehend beschriebene Verfahren eignet sich besonders für Gegenstände mit glatter oder nur mit gröberen Verzierungen versehener Oberfläche. Wenn dagegen Artikel angefertigt werden sollen, deren Oberfläche feinere Verzierungen darbietet, verfährt man etwas anders, indem man 2 Formen anwendet, eine, durch welche dem Gegenstand seine Gestalt gegeben wird, und eine andere, durch welche die Verzierungen hervorgebracht werden. Die erstere Form benutzt man in der vorbeschriebenen Art, d.h. man erhitzt den Gegenstand darin und bessert ihn dann aus, so daß er die Hälfte bis Dreiviertel der Härte, welche ihm schließlich gegeben werden soll, erhält. Er darf dabei nur so hart werden, daß er bei mäßiger Pressung an seiner Oberfläche noch Eindrücke annimmt. Man nimmt ihn dann aus der ersteren Form heraus und bringt ihn in die zweite Form, auf deren innere Oberfläche die Verzierungen eingravirt oder sonst hervorgebracht sind. Die Theile dieser Form werden darauf durch Schrauben oder andere Mittel fest zusammengepreßt, so daß die Verzierungen auf der Oberfläche des Gegenstandes eingedrückt werden. Die Fugen der Formtheile müssen dabei dicht zusammenschließen, was durch zwischengelegte Kautschukstreifen erreicht wird. Die Form mit dem darin befindlichen Gegenstand wird zuletzt der Hitze ausgesetzt, so daß der Gegenstand vollständig gehärtet wird und dabei zugleich die Verzierungen scharf und dauerhaft annimmt. (Patentirt in England am 14. October 1858 – Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Juli 1859, durchdarch das polytechnische Centralblatt, 1859 S. 1233.) Schutzmittel gegen den Hausschwamm; von Jung, Chemiker und Inhaber der Farger-Hütte zu Farge. Ueber die Entstehung des Hausschwamms sind die Meinungen sehr verschieden, und es gehört eine lebhafte Phantasie dazu, um eine Ursache aufzufinden, welche nicht schon in den Arsenalen der Bauschriften vertreten wäre. Weil bisher aber alle Erklärungen problematisch blieben, so will ich mich darauf beschranken, dasjenige mitzutheilen, was ich in dieser Sache praktisch erfahren und beobachtet habe. Mögen hiernach Andere weiter forschen. Ich habe in drei verschiedenen Gegenden, jedesmal etwa 90 bis 100 Meilen von einander entfernt. Bauten ausgeführt und gefunden, daß alle bis dahin angepriesenen Mittel nutzlos blieben; namentlich habe ich wahrgenommen, daß die Anwendungen von Kochsalz, so wie Salzsäure, total erfolglos bleiben, ja daß sogar auf die Dauer der Schwamm da, wo diese angewandt worden waren, weit heftiger auftrat. In der Provinz Pommern, besonders im Hofdistrict, gibt es Orte, wo kaum ein einziges Haus ohne Schwamm ist, und man findet, daß Gebäude, welche kaum 3 Jahre standen, im Holzwerk total durch Schwamm zerstört sind, wie dieß z.B. in Groß-Stebenitz in einem im Jahr 1852 erbauten Hôtel schon im Jahr 1855 der Fall war. Ich habe nun zwei Methoden angewandt, welche sich insofern bewährt haben, als daneben und zu derselben Zeit, so wie mit demselben Material gebaute Gebäude bereits durch Schwamm zerfressen sind, während die nach meiner Angabe gebauten noch wohlbehalten, dabei aber auch trocken und gesund blieben. Nach der ersten Methode habe ich das Fundament, nachdem dasselbe ziemlich trocken war, mit einer Mischung aus Harz. Theer und Sand (im Verhältniß 4 : 1 : 8 zusammengeschmolzen) übergossen. Hierauf habe ich die inneren Räume, welche später gedielt werden sollten, mit Steinkohlenasche, Sand und zu Staub gelöschtem Kalk (Verhältniß 4 : 5 : 3), welches mit Wasser zu einem dicken Brei angerührt wurde, ausgefüllt und, nachdem die Füllung gut planirt worden, die Oberfläche mit möglichst trockenenteockenen Mauersteinen überlegt, wodurch nicht allein eine gerade Oberfläche gewonnen, sondern ein sehr schnelles Trocknen erzielt wurde, da die Mauersteine die Nasse mit großer Begierde anziehen, aus welchem Grunde ich auch in 8 Tagen die Lage Steine erneuern ließ, wobei, nachdem das Dach fertig, auch der Fußboden trocken war Nachdem nun der Platz fertig, Thüren und Fenster eingesetzt waren, wurde mit dem Dielen begonnen, da inzwischen der Fußboden steinhart geworden war. Ich wandte Unterlagen aus Fichtenholz an, welche jedoch zuvor genau abgerichtet und dann mit Chlorzinklösung imprägnirt waren, füllte sodann die Zwischenräume mit zu Staub gelöschtem Kalt und trockenem Sand (3 : 5) aus, worauf die Dielen gelegt wurden. Es hat sich bisher weder im Fußboden, noch an der Mauer Schwamm gezeigt, während das Nachbarhaus am Fußboden fast gänzlich zerfressen ist, trotzdem, daß sich sogar bei mir Keller unter einigen Zimmern befinden. Bei dem zweiten Verfahren habe ich das Fundament ebenso wie beim ersten behandelt, indessen an Stelle der Füllung mit Asche, Kalk und Sand in Breiform, diese Masse trocken mit einander vermengt und die Unterlagen so stark geröstet, daß sie der Rothkohle nahe waren und sich in Wasser nicht mehr ausdehnten, noch schwerer darin wurden, dann die Dielen auf der einen Seite glatt hobeln lassen und zweimal mit Harzöl, worin Steinkohlenpech geschmolzen wurde (5 : 4) überzogen. Das Legen geschah im Monat Juli 1853. Nach Mittheilungen von dort ist das Gebäude bis jetzt gut trocken und ohne Schwamm. Das Darren der Unterlagen wird am besten in einer gewöhnlichen halbrunden Gasretorte vorgenommen; sind dieselben nicht lang genug, so schneidet man das Holz kurz und verbindet es später wieder (man muß aber dann gerade auf den Stoßfugen eine etwas breite Diele wählen und bei großen Zimmern unter die Fugen Querlager, welche ebenfalls präparirt sind, legen). Da sich jetzt fast in jeder größeren Stadt Gasanstalten befinden, so würde man ohne große Kosten Holz gedarrt erhalten können. Das Verfahren dabei ist sehr einfach: man füllt die Retorten, indem man je nach Verhältniß 2 oder 3 Stücke neben einander legt, verschließt sie und feuert so lange, bis der aus dem Gasrohr entweichende Dampf brenzlich riecht; hierauf hemmt man das Feuer, macht die Retorte schnell auf und wendet die Hölzer um. In der Regel dauert es zwei Stunden für jede Fläche, alle 4 Seiten können also in 8 Stunden beschickt seyn. die letzten Seiten fangen schon in 3/4 Stunden an roth zu werden, also in Rothkohle überzugehen. Zur größeren Sicherheit überzieht man die Hölzer, so lange sie noch heiß sind, mit Harzöl und Pech in schon angegebener Art. Auf diese Weise präparirtes Holz hielt sich bis jetzt sogar unter einem Fußboden, welcher durch und durch mit Schwamm überfüllt war, nachdem man es durch eine angebrachte Oeffnung einbrachte und wieder verschloß. Die dritte Methode ist folgende: Das Fundament wird überall wie bei 1 und 2 behandelt, die humushaltige Erde entfernt und der dadurch entstehende leere Raum mit recht trocknem Sande ausgefüllt. Hierauf schlägt man eine 4 Zoll starke Schicht fetten Lehm mittelst eines Schlagbretes fest, übergießt dieselbe mit Blut und läßt sie trocknen; dasselbe wiederholt man noch einmal. Nachdem die zweite Lage vollständig trocken ist, wird die ganze Fläche mit kieselsaurem Natron (Wasserglas) überzogen und während dieses noch nicht trocken ist, mit höchst feinem Ziegelmehl überstreut, dann werden gut lufttrockene Unterlagen, welche ebenfalls nach allen Seiten mit kieselsaurem Natron bestrichen sind, gelegt und der Zwischenraum unausgefüllt gelassen. Die Dielen werden nach der Innenseite ebenfalls mit obiger Masse bestrichen und bestreut, ja es ist zweckmäßig, auch die gespundeten Fugen während des Dielens (Fußbodenlegens) mit jener Masse zu bestreichen, indessen ist es nicht rathsam, auch hierbei Ziegelmehl anzuwenden. Das Fundament wird nach der Innenseite mit Cement geputzt und nachdem es trocken ist, mit Wasserglas überzogen. Statt Nägel wendet man überall beim Bau mit großem Vortheil Drahtstifte an, welche mit Kupfer oder Zinn galvanisch überzogen sind, dieselben sind nicht so brüchig, halten besser, oxydiren sich nicht, und sind schließlich um 50 Procent billiger. Nach letzter Methode ist nach meiner Angabe unweit Pillau ein Bau genau ausgeführt. Derselbe steht jetzt 4 Jahre, es läßt sich freilich nur nach dem allgemeinen Verhalten hinsichtlich der Trockne annehmen, daß sich auch diese Methode bewährt. Betrachtet man im Allgemeinen, wie lästig es ist den Schwamm im Hause zu haben, und nimmt Rücksicht auf die erheblichen fortwährenden Kosten, welche er durch Reparaturen veranlaßt, so sind diese Vorsichtsmaßregeln höchst geringfügig. Noch wollte ich bemerken, daß es sich überall bewährt hat, da wo Keller unterm Wohngebäude erforderlich sind, das Gewölbe nach erfolgter Trockne mit künstlichem Asphalt zu übergießen; derselbe wird hergestellt, indem man 3 Theile Steinkohlentheer, 4 Theile Steinkohlenpech und 5 Theile trocknen Sand zusammenschmelzt, in welcher Form er zu diesem Behufe genügt. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1859 S. 90.) Zusammensetzung des Granat-Guanos; von Eugen Meyer aus Varel a. d. Jahde. Die kleinen Krebse (Crangon vulgaire Fabr.), welche zu Milliarden die Nordseeküsten bevölkern und im nordwestlichen Deutschland unter dem Namen Granate oder Garneele als Leckerbissen bekannt sind, werden, wenn sie zum Verkauf nicht geeignet, schon seit langer Zeit von den Nordseefischern als Düngemittel benutzt. Die Erfahrung hat gezeigt, daß durch deren Anwendung selbst auf dem leichtesten Sandboden die schönsten Erträge erzielt werden können. Auf diese Erfahrung gestützt, haben die HHrn. Dencker und Comp. vor einigen Jahren bei Varel a. d. Jahde eine Fabrik errichtet, in der diese Krebse mit dem besten Erfolge zu einem künstlichen Guano verarbeitet werden. Das Verfahren dieser Düngerbereitung beruht einfach darauf, daß man die Thiere auf großen Eisenplatten so lange dörrt, bis man sie unter aufrecht laufenden Mühlsteinen zu einem ziemlich feinen Pulver zermahlen kann. Auf diese Weise wird nicht nur ein gleichmäßiges Gemenge erzielt, sondern man erhält den Dünger auch in der Form, in welcher er für den landwirtschaftlichen Gebrauch am geeignetsten ist. Bei der vom Verf. in Prof. Bunsen's Laboratorium ausgeführten Analyse dieses Düngers wurde zunächst das Verhältniß zwischen den organischen und unorganischen Bestandtheilen desselben ermittelt, wobei sich ergab: 71,8 Proc. organische Substanzen, 28,2    „    Aschenrückstände ––––– 100,0. Der bei 100° C. getrocknete organische Theil bestand in 100 Theilen aus: Stickstoff 11,80 Kohlenstoff 50,49 Wasserstoff 7,17 Sauerstoff 30,54 –––––– 100,00. Die unorganischen Bestandtheile dieses Guanos, auf 100 Theile Aschenrückstände berechnet, sind: löslich in Wasser 13,866 Proc. phosphorsaures Natronkohlensaures Natroneinfach-kieselsaures NatronChlornatriumChlorkaliumeinfach-kieselsaures KaliJod als Jodmetall 0,0300,2500,1808,5900,3404,4700,006 löslich in Säuren 68,520 Proc. drittel-phosphorsaurer Kalkkohlensaurer Kalkeinfach-kieselsaurer Kalkkohlensaure MagnesiaThonerdeEisenoxydhygroskopisches Wasser 13,93040,3306,0302,2802,8501,1601,940 in Wasser und Säuren unlöslicher Rückstand 17,440 –––––– 99,826 Vergleicht man diese Resultate mit den Analysen der verschiedenen natürlichen Guanosorten, so findet man, daß die organischen Bestandtheile derselben gegen die des Granat-Guanos bedeutend zurücktreten; daß der Stickstoffgehalt des letzteren mindestens dem der mittleren Sorten des natürlichen Guanos gleich steht; daß aber die Menge der phosphorsauren Salze weit hinter der des natürlichen Guanos zurückbleibt. Die oben erwähnte Fabrik, welche dieses interessante landwirtschaftliche Product darstellt, pflegt daher demselben Knochenmehl zuzusetzen, um dadurch ein dem jedesmaligen Zwecke entsprechendes Düngemittel zu bereiten. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1859, Bd. CXII S. 80.)