Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 154, Jahrgang 1859, Nr. , S. 394
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Miscellen. Miscellen. Gekröpfte Treibachsen für Locomotiven. Die Darstellung solcher Achsen aus einem Stücke hat selbst für den geschicktesten und gewissenhaftesten Constructeur und Schmied solche Unsicherheiten, und es leiden diese Achsen so häufig an verborgenen Fehlern, daß eine absolute Sicherheit für die Eisenbahncompagnien kaum zu erreichen ist. – Das neue System von Hrn. Schivre, dem Ingenieur der franz. Ostbahn, besteht darin, diese Achsen aus einzelnen geraden, ohne Biegung und Spannung der Eisenfasern hergestellten Theilen zusammen zu setzen, und dabei eine gute Verbindung und gute Arbeit zu erreichen. Die gekröpfte Achse zerfällt dadurch in 2 gerade Achsen und mehrere Krummzapfen, alles Theile von geringerem Umfange, die leicht und mit Sicherheit durch Schmieden herzustellen sind; überdieß können die geraden Achsen, statt aus Eisen aus Stahl dargestellt werden. Nutzt sich einer der Theile ab, so kann er ohne Schwierigkeit durch einen neuen ersetzt werden. Das Hauptbedenken lag in der Sicherheit der Verbindung. Erst nach dreijährigen Versuchen mit einer derartigen Achse, und nachdem eine Reihe solcher Achsen, die nach und nach in Gebrauch gekommen, eine große Meilenzahl durchlaufen, hat sich die Aufmerksamkeit der Ingenieure auf diese neue Construction gerichtet. (Moniteur des Int. mater., 1859 p. 341; Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, Nr. 47.) Einfaches Mittel zur Herstellung eines fast luftdichten Fensterverschlusses. Man mache von gutem Oelkitt (sogenannter Stockfarbe) lange Rollen von der Dicke eines starken Bleistiftes bis eines kleinen Fingers, je nach. Beschaffenheit der Fensterrahmen, lege diese in den Spund längs aller vier Seiten des aufgehenden Flügels und schließe dann denselben mit sanftem Drucke. Es wird dabei der Oelkitt dergestalt zwischen beide Rahmen gepreßt, daß dem Luftzuge jeder Durchgang versperrt ist. Damit aber das Fenster auch in der Folge geöffnet werden könne, ohne den gewonnenen dichten Schluß wieder zu verlieren, bestreiche man vor Anbringung der Rolle von Oelkitt denjenigen Spund in welchem dieselbe haften bleiben soll, mit Leinölfirniß und pudere die Seite der Rolle, welche beim Schließen des Flügels zwar an den anderen Rahmen sich fest anlegen, aber an demselben nicht ankleben soll, mit trockner Schlämmkreide. Zum Ueberfluß kann man mit dieser auch noch die Theile des andern Rahmens bestäuben, welche beim Schließen des Fensters von dem Kitte berührt werden. Läßt man das Fenster einige Tage geschlossen, so wird die Kittausfüllung an dem mit Firniß bestrichenen Rahmen festsitzen, von dem anderen dagegen beim Oeffnen sich leicht ablösen und für die Folge den Zweck so vollständig und zugleich dauerhaft erfüllen, wie es nur die sorgfältigste Tischlerarbeit vermöchte. (Breslauer Gewerbeblatt, Bd. I S. 92.) Ueber die Erkennung einer ächten Vergoldung und Versilberung. In der Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monat August d. J., machte Hr. Dr. Weber einige Mittheilungen in diesem Betreff, und hob hervor, daß von den üblichen Methoden der Nachweisung des Goldes die Anwendung einer verdünnten Lösung von Kupferchlorid zu empfehlen sey, während das Silber durch ein Gemisch von rothem chromsauren Kali und Salpetersäure, zu etwa gleichen Theilen, sich am leichtesten und sichersten nachweisen lasse.Man vergleiche über dieses Verfahren von Runge polytechnisches Journal Bd. CL S. 431. Die Erkennung des Goldes durch das gedachte Mittel beruht darauf, daß eine Lösung von Chlorkupfer auf den gewöhnlich gefärbten Legirungen einen schwarzen Fleck hervorbringt, der auf Gold nicht entsteht; durch die Mischung von Salpetersäure mit chromsaurem Kali entsteht auf Silber ein rother Beschlag; auf den verschiedenen silberähnlichen Metallen und Legirungen entsteht entweder ein charakteristisch gefärbter Niederschlag oder es erfolgt keine Veränderung. Der Vortragende brachte durch Experimente die verschiedenen Reactionen zur Anschauung. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1859 S. 142.) W. Gossage's Verhüttung von Kupferkiesen auf nassem Wege. Arme Kupferkiese, die neben kleinen Mengen Schwefelkupfer reichliche Mengen von Schwefelkies enthalten, werden jetzt in England vielfältig von Schwefelsäurefabriken zur Erzeugung van schwefliger Säure benutzt, indem man sie in einer Art trichterförmigem Schachtofen röstet und die erzeugte schweflige Säure in die Schwefelsäurekammern leitet. Die Röstrückstände, die neben großen Mengen von Eisenoxyd, kleine Mengen von Schwefelkupfer, Kupfervitriol, Kupferoxyd und Silber enthalten, werden durch Schmelzen mit kieselsäurehaltigen Substanzen auf Kupferstein verarbeitet, indem dabei das Eisen als werthloses Silicat in die Schlacke geführt wird. Hr. W. Gossage zu Widnes, Lancaster, schlägt vor, dieselben mit einem Eisenoxydsalze und einer billigen Säure. z.B. Eisenchlorid und Salzsäure, nöthigenfalls bei Gehalt von Silber unter Zusatz von Kochsalz, zu extrahiren. Hierdurch wird einmal der Kupfervitriol und das Kupferoxyd aufgelöst, ferner das Schwefelkupfer in Kupferchlorid, das Schwefelsilber in Chlorsilber verwandelt, und letzteres durch das Kochsalz gelöst. Das Eisenchlorid wird hierdurch zu Eisenchlorür reducirt. Aus der erhaltenen Lösung wird das Silber, falls es vorhanden, durch Kupfer, das Kupfer durch Eisen, oder nach Hrn. Gossage besser durch künstlich bereitetes, feinvertheiltes Schwefeleisen niedergeschlagen, gesammelt, ausgewaschen und für sich verarbeitet. Den eisenoxydreichen Rückstand will Hr. Gossage auf Eisen verschmelzen (?); die Eisenchlorürlauge soll durch Ausfetzen an die Luft, mit Zuhülfenahme salpetrigsaurer Gase, wieder in Eisenchlorid verwandelt und von Neuem benutzt werden. (Mining Journal, 1859 p. 739; Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, Nr. 47.) Ueber ein neues Reagens auf Cellulose; von J. B. Batka. Bei der Uebersetzung und Umarbeitung meiner Monographie der Chinarinden für die Universität in Athen hatte ich natürlich auch auf die neuen Reactionen Rücksicht genommen, welche seit jener langen Zeit inzwischen veröffentlicht worden sind, worunter die von Grahe (polytechn. Journal Bd. CL S. 120). ihrer Einfachheit wegen (durch Verkohlung eines Stückchens der Rinde, horizontal in einem Reagircylinderglase), meine besondere Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich habe diese Versuche wiederholt und sie theilweise bestätigt gefunden, indem ich sie noch weiter, auf Aesculin, Alizarin, Cumarin, Salicyl, auf Tannin- und Chinovasäure verfolgte, welche Substanzen, so wie die Säuren, die rothe Färbung für sich nicht geben, theilweise aber auch das Gegentheil bemerkt; besonders was die Erklärung Grahe's selbst betrifft, welche ausschließlich „der Gegenwart der organischen Säuren in den Chinarinden die Wirkung der schönen carminrothen Färbung“ zuschreibt, während ich, nachdem mir alle die angeführten Versuche mit Essigsäure nicht gelungen waren diesen Schluß in Zweifel zog und denselben einer Prüfung unterwarf. – Ich ließ nämlich den Dampf von China-, Chinova- und anderen organischen Säuren über Chinidin streichen, ohne die geringste carminrothe Reaction zu erhalten. – Hierauf machte ich einen anderen Versuch, indem ich ausgezogene Rückstände, von falschen Chinarinden, die keine Färbung gaben, mit Chinidin und Cinchonin vermischt der neuen Probe unterzog, und ganz schöne Färbung erhielt, und zwar nicht bessere durch Anwendung derselben Rinden in unausgezogenem (rohem) Zustande. – Diese Versuche wurden mit Rinde von Cascarilla magnifolia, C. mariscarpa Weddel, ferner von Exortumma floribunda und Caribaea ausgeführt, was mich auf den Gedanken brachte, es ebenso mit Rinden aus anderen Familien, von Pinus, Quercus, Fagus zu versuchen, die mir ebenfalls gelangen, und mich somit ermuthigten, es ferner mit säurefreien Sägespänen (aus Kiefernholz) zu versuchen, welche ein überaus überraschendes Resultat gebend mich nun zur vollkommenen Ueberzeugung brachten, daß es weder die Organisation der Chinarinden, noch weniger aber die darin enthaltenen organischen China-, Chinovasäure etc. sind, sondern die Cellulose es ist, welche die so schöne carminrothe Färbung mit den Chinabasen gibt. Den Beweis herzustellen gelang mir auf die vollständigste Weise, indem ich die reinste Cellulose, schwedisches Filtrirpapier, mit Chinidin, Cinchonin, Cinchonidin, und Chinin verbrannte, und die schönsten Reactionen damit erhielt. – Ebenso überraschende Resultate gaben die Kohlenhydrate: Amylum, Dextrin, Gummi und Zucker, und so haben wir durch diese Entdeckung nicht nur ein neues Reagens auf trockenem bequemen Wege auf Cellulose, sondern auch auf ihre Derivate, außerdem aber auch eine neue Anschauung gewonnen, nämlich über die Constitution der Chinabasen in den Pflanzen selbst, die nach unserer Ueberzeugung nun nicht mehr als Salze, sondern als freie Amidverbindungen (zur Classe meiner Retinamide gehörig) in den Rinden präexistirend zu betrachten wären. (Vortrag bei der Naturforscher-Versammlung in Aachen 1845, und abgedruckt in den Verhandlungen der Leopold-Carolinischen Akademie 1850). Auch mit Jaen-China, mit welcher Grahe angibt keine Reaction erhalten zu haben, habe ich jedesmal eine Reaction (wenn auch weniger reichlich als mit Loxa-China) erhalten. Diese Versuche sind mit fein in Fäden geschnittenem schwedischen Filtrirpapier gemacht, das mit den Substanzen gut vermengt der Verkohlung unterworfen worden. Alle Versuche mit Salzen der Chinabasen, selbst mit denen, welche organische Säuren enthalten, geben ohne Cellulose gar keine Reactionen und jedenfalls viel geringere mit Cellulose als die reinen Alkaloide, die schwefelsauren für sich allein aber nur grünliche Theerstreifen. Die Chinidin, Cinchonin gaben bei meinen Versuchen die schönsten Färbungen, weniger Chinin (vielleicht weniger chemisch rein?). Bei der Verbrennung der Kohlenhydrate macht sich ein Geruch nach Cumarin merklich, der vielleicht von einer Benzoyl-Verbindung herrühren dürfte. (Chemisches Centralblatt, 1859, Nr. 55.) Vorkommen der Rutinsäure in den Blättern des Buchweizens, nach Edward Schunck. Kocht man die Blätter des Buchweizens (Polygonum Fagopyrum) mit Wasser aus, seiht die Abkochung durch Zeug, und fällt mit einer geringen Menge Bleizuckerlösung Chlorophyll und einige andere Stoffe vorsichtig aus, bis die Flüssigkeit gerade klar und durchsichtig ist, kocht auf und filtrirt, so erhält man eine goldgelbe Flüssigkeit. Auf Zusatz von Essigsaure wird dieselbe blaßgelb, wenn nicht zu viel Bleizuckerlösung zugesetzt war (Bleiessig fällt den gelben Farbstoff auch), und beim Stehen scheiden sich gelbe Krystalle aus. Diese, gehörig gereinigt, hatten die Eigenschaften des Rutins (Weiß), der Rutinsäure (Rochleder und Hlasiwetz). Die Analysen der Säure und ihrer Bleiverbindung gaben: Rutinsäure. Bleiverbindung. C 49,67 49,96 30 = 180 50,00    C 32,29 30 = 180 31,83 H   5,89   5,92 20 =   20   5,55 H   3,59 18 =   18   3,18 O 44,44 44,12 20 = 160 44,45 PbO 38,81   2 = 223,4 39,51 Diese Analysen führen zu den Formeln der Rutinsäure = C₃₀H₂₀O₂₀, und der Bleiverbindung = C₃₀H₁₈O₁₈ + 2PbO. Indig fand sich in dieser Pflanze nicht. (Chemical Gazette, 1859 p. 303; durch das chemische Centralblatt Nr. 57.) Das Fuchsin, ein neuer rother Farbstoff. Der Moniteur scientifique vom 1. November 1859 enthält folgende Notiz: Die HHrn. Gebrüder Renard und Franc, Fabrikanten chemischer Producte in Lyon, haben durch Einwirkung gewisser wasserfreier Chlormetalle auf die mit den stickstoffhaltigen Kohlenwasserstoffen (von der Destillation der Steinkohlen) dargestellten organischen Basen, einen neuen Farbstoff erhalten, welchen sie Fuchsin nennen. Sie ließen sich die industrielle Anwendung dieses Farbstoffs patentiren und fabriciren denselben gegenwärtig in bedeutenden Quantitäten. Man wendet diese schöne Farbe jetzt hauptsächlich in der Seiden-, Wollen- und Baumwollenfärberei an, sie wird aber auch schon für den Kattundruck benutzt. Dieser neue Farbstoff ist sehr ächt, hat eine sehr intensive und außerordentlich lebhafte Farbe, und ersetzt vortheilhaft die Cochenille und den Safflor; er hat das Murexid verdrängt, durch welches man die Cochenille zu ersetzen hoffte. Mit dieser Farbe gefärbte Stoffe sind bereits in den Handel gekommen, und erregten eben so großes Erstaunen als Bewunderung. Wiederherstellung beschädigter Briefe. Alfred Smee, bei der Bank von England, gibt hierüber im Journal of the Soc. of Arts folgende Belehrung: Viele Briefe sind von der indischen Post, als neulich der Northam verunglückte, in Folge der Einwirkung des Seewassers sehr beschädigt, ja theilweise völlig unlesbar abgeliefert worden. Ich habe mit Erfolg die Schrift von einem dieser Briefe durch ein Verfahren hergestellt, das meiner Meinung nach uralt und doch, wie ich überzeugt bin, unsern Kaufleuten und Bankiers völlig unbekannt ist. Aufgefordert, dieses Verfahren zur Belehrung für sie zu veröffentlichen, habe ich nur zu bemerken, daß die Wiederherstellung einer also verwischten Schrift äußerst einfach ist. Man überstreicht den Brief einmal leicht mit aufgelöster Salzsäure, von der Stärke, wie sie überall in einer Materialienhandlung oder Apotheke zu haben ist. Sobald das Papier völlig befeuchtet ist, überfährt man es noch einmal mit einer gesättigten Auflösung von Blutlaugensalz, worauf unmittelbar die Schrift in Berlinerblau zum Vorschein kommt. Bei der letzteren Operation darf man die Flüssigkeit nicht sparen und muß nur Sorge tragen, daß man beim Gebrauch des Pinsels oder Bürstchens die Oberfläche des Papiers nicht mit abreibt. Zu diesem Resultat gelangt man in Folge einfacher chemischer Gesetze, indem das Eisen, welches sich in der Tinte befand, in der Faser des Papiers zurückblieb, und durch die Einwirkung von Blutlaugensalz bildet sich Berlinerblau, wobei der Gebrauch der Salzsäure einzig dazu dient, das Eisen für die Einwirkung des Blutlaugensalzes empfänglicher zu machen. Man wäscht hierauf den Brief in reinem Wasser ab und trocknet ihn zuerst zwischen Fließpapier, hernach über dem Feuer; dann ist er auf das Comptoir tauglich. Sollte der Brief von dauernderem Werthe seyn, so empfehle ich denselben sorgfältig mit einer Auflösung von Hausenblase, ehe er eingeheftet wird, zu bestreichen, ist aber das Papier sehr verdorben, so erfordert diese Operation große Vorsicht und sollte nicht eher vollzogen werden, als bis eine amtliche Abschrift oder Photographie davon genommen ist. Wo das ganze Geschäft von Personen, die einige Kenntnisse von Chemie besitzen, verrichtet wird, läßt sich ein wenig Auflösung von rothem Blutlaugensalz der ersten beifügen, da in einzelnen Fällen die Farbe dadurch kräftiger wird. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1859, Nr. 46.) Ueber die Wachsmilch und ihre Anwendung zum Poliren der Möbel und Fußböden und zur Bereitung von Wachspapier, von Prof. Dr. F. F. Runge. Man erhitzt 12 Loth Potasche mit 120 Loth Wasser bis zum Sieden und setzt unter Umrühren nach und nach 24 Loth gelbes Wachs hinzu. Es wird ein Aufbrausen von sich entwickelnder Kohlensäure entstehen. Ist dieß geschehen, so setzt man noch 120 Loth Wasser hinzu, und erhitzt so lange, bis Alles eine gleichartige Milch geworden ist. Diese wird dann in Flaschen, die man nicht ganz füllt, um sie vor dem Gebrauche gehörig schütteln zu können, aufbewahrt. Sie hat ganz vortreffliche Eigenschaften. Die vornehmste ist diese, daß sie nach dem Eintrocknen in kaltem Wasser unauflöslich ist. Gießt man nämlich etwas davon in eine Untertasse und läßt bei mäßiger Wärme das Wasser abdunsten, so bleibt ein weißgelber Rückstand, der durch Uebergießen mit kaltem Wasser in zwei Theile zerlegt wird, einen festen und einen flüssigen. Der feste ist zusammenhängend und besteht aus Wachs, in Verbindung mit einem kleinen Antheile Potasche; der flüssige ist wasserklar, enthält kein Wachs, sondern Potasche Erhitzt man beide zusammen, so wird die ursprüngliche Verbindung (die Wachsmilch) wieder hergestellt, weil nun die Potasche wieder auflösend wirkt; hat man aber das Flüssige durch reines Wasser ersetzt, so ist dieß nicht der Fall. Diesemnach haben wir also in der Wachsmilch ein Mittel, verschiedene Körper und Stoffe theils mit Wachs zu überziehen, theils damit zu durchdringen. Ein Anstrich auf Holz verträgt, nachdem er trocken geworden, ein Abwaschen mit kaltem Wasser, und nimmt durch Bürsten oder Reiben einen schönen Glanz an. Sie eignet sich also sehr gut, um damit Möbel zu Poliren und Fußböden einzulassen. Auch zum Ueberziehen von Gypsgestalten und baulichen Verzierungen aus Gyps eignet sie sich ganz vorzüglich. Die damit bestrichene Oberfläche nimmt einen matten Glanz an und Wasser, selbst beim stärksten Regen, haftet nicht darauf. Da der Gyps wässerige Flüssigkeiten sehr rasch einsaugt, so muß man beim Auftragen dieser Milch einen Gehülfen zur Hand haben, der mit bloßem Wasser vormalt, so daß sie stets nur auf eine bereits naßgemachte Stelle kommt, sonst häuft sich zu viel Wachs stellenweise an. Die Wachsmilch eignet sich ferner zur Darstellung von Wachspapier zum Einschlagen der Schnupftabake etc. Diese Wachsmilch wäre zu dem genannten Zwecke ganz gut anzuwenden. Man braucht nur Papier damit an beiden Enden zu bestreichen und dann zu glätten. Zuvor müßte jedoch der Ueberschuß an Potasche durch Einlegung des bestrichenen Papiers in kaltes Wasser entfernt werden. Jedoch lassen sich hier noch einige Verbesserungen anbringen. Zunächst durch Zusatz von Harz. Schmilzt man Wachs und Harz zusammen, so erhält man eine Masse, die zäher und biegsamer ist als beide für sich. Diese läßt sich zwar nicht eben so leicht wie Wachs mit Potaschenauflösung zu einer gleichförmigen Milch vereinigen, allein man braucht nur beide Verbindungen, jede für sich, darzustellen, worauf sie sich dann sehr gut mit einander vermischen lassen. Wenn man demnach die Wachsmilch nach der oben gegebenen Vorschrift bereitet hat, so macht man ganz auf dieselbe Weise und in denselben Mengenverhältnissen die Harzauflösung, also auf 12 Loth Potasche 24 Loth Harz und zweimal 120 Loth Wasser. Da das Harz in der heißen Flüssigkeit schwieriger zergeht als das Wachs, so muß man hier ein wenig länger erhitzen und endlich so lange kochen, bis eine gleichförmige klare Auflösung entstanden ist. Da diese beiden Flüssigkeiten, die Wachsmilch und die Harzauflösung, sich, nachdem sie erkaltet sind, in allen Verhältnissen mit einander vermischen lassen, so hat man es in seiner Gewalt, die verschiedenartigsten Wachspapiere zu bereiten, vom reinen Wachspapiere anfangend und mit reinem Harzpapiere endend; dazwischen fallen dann die verschiedenen Mischungsverhältnisse beider. Wer dieß mit Genauigkeit durchversucht, wird bald sinden, welches Mischungsverhältniß das beste Tabakeinschlagepapier gibt. Auch wird derselbe bald erforschen, was zweckmäßiger ist, Löschpapier mit der warmen Flüssigkeit zu tränken oder Schreibpapier damit auf beiden Seiten zu bestreichen. Das letztere Verfahren kostet mehr Arbeit, auch erreicht man keine rechte Gleichförmigkeit. Zudem hat es dem Verf. geschienen, daß das getränkte Löschpapier sich, nachdem es gehörig getrocknet worden, besser glätten läßt. Auch könnte es seyn, daß ein einmaliges Tränken oder Bestreichen nicht hinreichend wasserdicht macht, also zu wiederholen wäre. Doch können hier nur Versuche im Großen entscheiden, und da der Verf. hoffen darf, daß Jemand solches Wachsharzpapier in verschiedenster Dicke und Größe fabrikmäßig anfertigen und in den Handel bringen wird, so wird er (hoffentlich ein Papiermüller) schon die geeigneten Maschinen in Anwendung zu bringen wissen, selbst für dickes Packpapier. Letzteres wäre um so wünschenswerther, um endlich einmal die stinkende Wachsleinwand und das nicht wohlriechende Theerpapier los zu werden, die zum Verpacken der Postsachen dienen. Der Verf. hat oben gesagt, daß die Wachsmilch nach dem Eintrocknen auf einer Untertasse nicht mehr als Ganzes in kaltem Wasser auflöslich ist. Es erfolgt eine für unseren Zweck erfreuliche Zerlegung in Potaschenauflösung einerseits und Wachs andererseits. Bei der Harzauflösung verhält es sich anders. Sie ist auch nach dem völligen Eintrocknen noch auflöslich in kaltem Wasser. Damit überzogene oder durchdrungene Stoffe können demnach nicht durch bloßes Wasser von der überflüssigen Potasche befreit werden Dasselbe gilt von einer mit Wachsmilch vermischten Harzauflösung. Kaltes Wasser nimmt die Harzverbindung daraus hinweg. Mit unserem Tabak- und Packpapier wäre es also nichts, wenn uns nicht andere chemische Hülfemittel zu Gebote ständen. Es sind dieß verschiedene Erd- und Metallsalze, zunächst Alaun. Taucht man das mit der Wachsharzauflösung getränkte und getrocknete Papier in eine schwache Alaunauflösung (auf 100 Wasser etwa 4 Alaun), so bleiben Wachs und Harz auf dem Papiere, und zwar in Verbindung mit der Thonerde des Alauns, indeß das Kali der Potasche mit der Schwefelsäure des Alauns sich zu schwefelsaurem Kali vereinigt und in die Flüssigkeit übergeht. Bittersalz, Eisen- und Kupfervitriol haben eine ähnliche Wirkung, und bei letzteren beiden Salzen nimmt dann das Papier eine entsprechende gelbliche oder bläuliche Farbe an. Der Verf. sieht nicht weiter darauf, wozu das nützen kann, doch findet es vielleicht später ein Anderer, der aber beachten möge, daß Kupfervitriol giftig ist, und folglich auch das damit behandelte Papier, wenn gleich in geringerem Grade. (Die neuesten Erfindungen, 1859, Nr. 21.) Ueber Schieferölgas. Die ungünstigen Resultate, welche mit einigen der vorhandenen Apparate für Schieferölgas erzielt, und deren Ursachen meist in der Qualität des dazu gebrauchten Oels gesucht wurden, veranlaßten die Schieferölfabrik bei Reutlingen, selbst Versuche in der Sache zu machen. In der Papierfabrik der HHrn. Schwarz u. Söhne in Salach bei Göppingen, in welcher zuerst ein Schieferölgasapparat (aus je zwei über einander liegenden Retorten mit Zwischenräumen bestehend, in deren untere das Gasöl in geringen Portionen geleitet wird, während man die Retorten in dunkler Rothglühhitze erhält) aufgestellt wurde, war seither zur Herstellung von 950 Kubikfuß Gas erforderlich an Material und Arbeit: 120 Pfd. Schieferöl à 11 fl. 30 kr. per 107 Pfd.   13 fl. Holz 3/16 Klafter à 16 fl. per Klafter 3 fl. Arbeit 1 fl. –––– 17 fl. Der Grund der geringen Ausbeute an Gas ist der, daß die ohnehin kleinen Retorten, welche noch durch Zwischenräume in mehrere Fächer eingetheilt sind, nach Herstellung von 200 Kubikfuß Gas durch Rußabsatz sich so verstopften, daß die Arbeit unterbrochen werden mußte, um den Apparat wieder zu reinigen. Durch das Oeffnen des Deckels ging alles in der Retorte befindliche Oel. sodann noch viel durch den verhinderten Abfluß in die Retorte verloren, die Arbeit war durch die in Masse aus der Retorte dringenden Dämpfe, welche sich entzünden, und durch das mühsame Reinigen der Canäle eine höchst widerwärtige, und der Brennmaterialaufwand wurde durch die Unterbrechungen gesteigert. Diesen Uebelständen ist nun durch Vereinfachung der Retorte gründlich begegnet. Diese besteht jetzt aus einer 7 Fuß langen, 1 Fuß weiten Röhre, welche behufs der Reinigung an beiden Enden geöffnet werden kann, und mit beiden Enden etwa 7 Zoll aus dem Ofen vorsteht; an dem einen Ende fließt das Oel zu, an dem andern Ende ist die Abzugsröhre für das Gas angebracht; der mittlere Theil wird auf 5 Fuß Länge auf dunkler Rothglühhitze erhalten. Die Retorte bleibt ganz leer, indem keinerlei Wirkung von Ziegelstücken oder dergleichen wahrzunehmen war. Dieser Apparat gestattet ein ungestörtes Arbeiten, wodurch aller Verlust vermieden und der Aufwand an Arbeit und Brennmaterial entsprechend geringer wird. Man erhielt mit ihm in der genannten Fabrik folgende Resultate: Zu 950 Kubikfuß Gas sind erforderlich an Material und Arbeit 70 Pfund Schieferöl à 11 fl. 30 kr. per 107 Pfd.   7 fl. 30 kr. Holz 3/32 Klafter à 16 fl. per Klafter 1 fl. 30 kr. Arbeit 1/2 Tag à 1 fl. – fl. 30 kr. –––––––– 9 fl. 30 kr. Die Herstellung von 1000 Kubikfuß Gas erfordert nach dem Anheizen 4 Stunden. Der ganze Apparat unterscheidet sich von den gewöhnlichen Oelgasapparaten in nichts, ebenso besitzt das Schieferölgas alle Vorzüge des Oelgases, indem es zwei bis dreimal stärker leuchtet, als gewöhnliches Steinkohlengas; der Preis stellt sich jedoch 1 1/2mal billiger, als der des Oelgases. (Journal für Gasbeleuchtung, Juli 859, S. 225.) Unterschied zwischen Ochsen- und Kuhfleisch. Nach den letzten über diesen Gegenstand in Frankreich gepflogenen Verhandlungen und Untersuchungen stellt sich im eigentlichen Wesen und in den Bestandtheilen des Fleisches gar kein Unterschied heraus. Dieser zeigt sich nur als Erfolg der Behandlungsart der Thiere. Während man die Ochsen zum Zweck des späteren Schlachtens möglichst gut füttert und bei der Arbeit schont, damit sie mastfähig bleiben, sie auch nicht zu alt werden läßt, müssen die Kühe alle schwereren Arbeiten verrichten, sie müssen dabei jedes Jahr ein Kalb liefern und das ihnen von der Natur auferlegte Ernährungsgeschäft wird von dem Menschen so ausgebeutet, daß sie so lange als nur möglich Milch geben müssen. Die Muskeln werden hart durch die für sie jedenfalls schwerere Arbeit, die Gefäße vertrocknen durch das beständige Entziehen der Milch, und was das Aergste ist, selten wird eine Kuh in ihrer besten Lebensthätigkeit gemästet und geschlachtet, sondern sie müssen erst ein hohes Alter erreichen, in welchem man sie endlich mästet, um die verzogenen, verschrumpften Muskeln wieder auszudehnen und mit Fett durchwachsen zu lassen, was aber gar oft nicht mehr gelingt. Die Verschiedenheit zwischen einem in seiner besten Lebenszeit gemästeten, früher geschonten Ochsen und einer erst spät angefütterten alten Kuh ist es, welche den Unterschied bedingt, und deßhalb werden junge ausgemästete Kühe von den Fleischern als Ochsen ausgegeben, nämlich im Preise darnach behandelt, während sich der Consument an diesem octroyirten Ochsenfleisch so gut wie an dem ächten erfreut. Das Fleisch eines 10 bis 12jährigen, während seines Lebens zur Arbeit verwandten alten Ochsens mag dem einer alten abgezogenen Kuh wenig vorstehen. Der einzige Unterschied mag darin bestehen, daß durch die bei den Ochsen vorhergehende Castration die Fleisch- und Fettbildung befördert und beschleunigt wird, welche Operation bei den Kühen seither nicht gebräuchlich war. Wenn solche sich aber nach und nach einführen sollte, so würde sich die Fleischproduction wesentlich, sowohl in der Menge, als in der Qualität verbessern. Es würde alsdann mit Vortheil eingeführt werden können, daß man die Kühe etwa nach dem sechsten Kalbe castriren würde. Sie würden im Milchertrag nicht nachlassen und vielleicht nach einem Jahre statt Milch Fleisch und Fett erzeugen. Wenn auch schon älter als die Ochsen, wäre alsdann das Fleisch, wie Versuche gezeigt haben, dem Ochsenfleisch fast gleich, die Thiere aber würden mehr gelten und die auf die Castration verwandten Kosten reichlich ersetzen. (Württember. Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1859, Nr. 45.