Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. , S. 441 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Berechnung der Wandstärke von Dampfkesseln; nach Bresse.
Die Berechnung der Wandstärke eines Dampfkessels geschieht vorschriftsmäßig in
Frankreich nach der Formel
e = 0,0018 nD + 0,003,
wobei n die Anzahl der Atmosphären
des effektiven Drucks bedeutet, welcher von innen nach außen stattfindet, und D den Durchmesser des Kessels angibt. Die Dicke ist dann
auch in Metern bestimmt. Findet der Druck umgekehrt von außen nach innen statt, so
ist vorgeschrieben, diese Dicke um die Hälfte zu vergrößern. Der Verfasser macht nun
die Bemerkung, daß die Ableitung der obigen Formel als Kesselprofil einen Kreis
voraussetzt, und gibt eine genauere für den Fall, daß das Profil eine elliptische
Form hat. Setzt man nämlich die Excentricität der Ellipse, welche das Profil nach
der definitiven Durchbiegung bildet, = k, so soll ganz
unter denselben Umständen die folgende Formel jene ersetzen, nämlich
Textabbildung Bd. 154, S. 441
wobei angenommen ist, daß die Spannung des Eisenblechs 2,85
Kilogr. für den Quadratmillimeter ist. Diese Formel gibt selbst für kleine Werthe
von k in Betracht kommende Differenzen gegen die erste.
(Fortschr. der Physik.)
Versuche über Magnetisirung der Locomotivräder zur Vermehrung
der Adhäsion.
Vor der American scientific Association wurde neuerdings
ein sehr interessanter Aufsatz von H. Blake über die
Vermehrung der Zugkraft der Locomotiven gelesen, welcher nähere Angaben über die von
Serrel angestellten Versuche über Magnetisirung der
Locomotivräder zur Vermehrung der Adhäsion enthält. Man erhielt eine Vermehrung der
Zugkraft bis zu 75 Proc. auf folgendem einfachen Wege: Der untere Theil des
Radkranzes ist mit einer Kupferdrahtspirale umgeben, innerhalb welcher das Rad
rotirt, und man beobachtete, abweichend von der angenommenen Theorie, daß der Punkt
des größten magnetischen Effectes mit dem Berührungspunkte von Rad und Schiene
zusammenfiel, wenn man die Spirale nach einem Kreissegmente krümmte, dessen Radius
dem Durchmesser des Rades gleich war. Das eine Rad erhielt Südpolarität und das
entsprechende entgegengesetzte Rad Nordpolarität. Die magnetisirten Räder hatten 4
1/2 Fuß Durchmesser und wogen jedes 1100 Pfd. Auf sehr schlüpfrigen Schienen wurden
dieselben in unmagnetisirtem Zustande bei 19 Pfd. Dampfdruck gelüftet (slipped), in magnetisirtem Zustande aber erst bei 35
Pfd. Bei sehr reinlichen Schienen und unter besonders günstigen Verhältnissen waren
hierzu 50 Pfd. im gewöhnlichen und 88 Pfd. im magnetisirten Zustande erforderlich.
Die Spirale war von Kupferdraht Nr. 8 in einem Stück aus 2700 Fuß Draht mit 288
Umdrehungen gefertigt und mit Kattun und Marineleim isolirt, sowie mit Kautschuk
überzogen. Serrel hat keinen Unterschied in der Adhäsion
beobachtet, wenn die Räder in Ruhe waren, oder sich drehten bis zu 300 Umgängen pro Minute. Die Batterie war eine verbesserte Grove'sche Batterie, mit ununterbrochenem Strome, aus 16
Bechern mit ungefähr 300 Quadratzoll Zinkfläche, welche paarweise verbunden waren.
(Mining Journal, 1859, Nr. 254; Notizblatt des
Civilingenieur, 1860, Nr. 1.)
Mittel, das Erhärten des Gypses zu verzögern, nach G. M. Casentini.
Der Modelleur Casentini empfiehlt eine gesättigte Lösung
von Borax in Wasser, um das Erhärten des Gypses nach Belieben zu verzögern. Man
verdünnt die gesättigte Boraxlösung noch mit Wasser, dessen Quantität davon abhängt,
ob man das Erhärten des Gypses, mit welchem man die Lösung vermischt, mehr oder
weniger verzögern will. Wenn man 1 Volum Boraxlösung mit 12 Volumen Wasser
vermischt, so wird das Erhärten um ungefähr 15 Minuten verzögert. Nimmt man auf 1
Volum Boraxlösung 8 Volume Wasser, so wird das Erhärten um 50 Minuten, nimmt man 4
Volume Wasser, so wird es um 3 bis 5 Stunden, nimmt man 2 Volume Wasser, so wird es
um 7 bis 10 Stunden, nimmt man gleiche Volume Boraxlösung und Wasser, so wird es um
10 bis 12 Stunden verzögert. Diese Zeiten sind übrigens je nach der Beschaffenheit
der angewendeten Materialien etwas verschieden. (Technologiste, Juni 1859; durch das polytechnische Centralblatt, 1859 S.
1452)
Verfahren zur Anfertigung von Schleifsteinen, von Friedrich
Ransome in Ipswich.
Man nimmt Glaspulver oder Smirgel und bildet daraus durch Sieben verschiedene
Feinheitsnummern. Man vermischt sodann jede Sorte Glas- oder Smirgelpulver
oder auch ein Gemenge von beiden mit kieselsaurem Kali oder Natron, so daß eine
plastische Masse entsteht, und formt aus derselben Steine von passender Gestalt. Man
kann auch etwas Thon zusetzen, um die Masse mit geringerem Aufwande von kieselsaurem
Alkali plastisch zu machen. Die geformten Steine werden getrocknet und sodann
gebrannt. Dabei verliert das kieselsaure Alkali seine Löslichkeit, so daß das Ganze
sich zu einer festen Masse zusammen kittet. Das Brennen darf aber nicht bei so
starker Hitze geschehen, daß die einzelnen Bestandtheile zusammen schmelzen und das
Ganze glasig wird. Der Masse der Steine kann zugleich mit dem Smirgel oder
Glaspulver auch Sand zugesetzt werden. Die anzuwendenden Mengenverhältnisse sind je
nach den Umständen sehr verschieden. Das Brennen kann bei geringerer Hitze
geschehen, wenn man die Steine vorher in Chlorcalciumlösung taucht und dadurch das
kieselsaure Alkali zersetzt. (Repertory of Patent
Inventions, September 1859, S. 204; durch das polytechnische Centralblatt,
1859 S. 1450.)
Anfertigung von wasserdichtem Papier, namentlich zu
Patronenhülsen; nach C. Peterson.
Man vermischt den Papierzeug per Gallon mit 2 Unzen
Seife, die man vorher in Wasser aufgelöst hat. Nachdem die Vermischung erfolgt ist,
fügt man der Masse nach und nach unter Umrühren so viel Alaunlösung hinzu, daß die
Seife dadurch vollständig zersetzt wird. Der Alaun bildet mit der Seife einen aus
den fetten Säuren in Verbindung mit Thonerde bestehenden Niederschlag, wodurch die
Masse gewissermaßen gerinnt. Dieser Niederschlag ersetzt den Leim und macht außerdem
das Papier, welches nachher in gewöhnlicher Manier aus der Masse hergestellt wird,
wasserdicht. Solches Papier eignet sich namentlich zu Patronenhülsen, welche auch
direct aus der Masse angefertigt werden können. (Repertory of
Patent-Inventions, August 1859, S. 120; durch das polytechnische
Centralblatt, 1859 S. 139.)
Verfahren zur Anfertigung plattirter Kerzen, von A. V.
Newton.
Der Genannte ließ sich am 25. October 1858 ein Verfahren als Mittheilung in England
patentiren, Talgkerzen mit einer härteren, glatten, nicht rissig werdenden oder sich
abschuppenden und das Ablaufen verhindernden Schicht zu überziehen. Nach diesem
Verfahren werden folgende drei Mischungen, die stufenweise einen höheren
Schmelzpunkt haben, in der Art angewendet, daß die Kerzen zuerst mit der Mischung
Nr. 1, dann mit der
Mischung Nr. 2 und zuletzt mit der Mischung Nr. 3 überzogen werden. Die Mischung Nr.
1 besteht aus
Stearinsäure
50
Thln.
gutem Talg
44
„
Kampher
3
„
weißem Harz
2
„
Dammarharz
1
„
Die Mischung Nr. 2 wird bereitet aus
Stearinsäure
70
Thln.
Talg
24
„
Kampher
3
„
weißem Wachs
2
„
Dammarharz
1
„
Die Mischung Nr. 3 stellt man dar aus
Stearinsäure
90
Thln.
Talg
5
„
Kampher
3
„
weißem Wachs
2
„
Die Anfertigung dieser Mischungen geschieht durch Zusammenschmelzen der betreffenden
Stoffe und das Ueberziehen der Kerzen mit denselben durch Eintauchen. Die Mischung
Nr. 1 ist in ihrem Schmelzpunkt am wenigsten von dem Talg verschieden und verbindet
sich deßhalb vollkommen mit demselben, wenn die Kerzen in sie eingetaucht werden,
ohne daß dabei, wenn das Eintauchen rasch geschieht, ein Schmelzen des Talges
erfolgt. Nachdem die Kerzen durch das Eintauchen mit einer Schicht der Mischung Nr.
1 überzogen sind, taucht man sie in die Mischung Nr. 2, welche einen höheren
Schmelzpunkt hat, der aber doch nicht so hoch ist, daß von den Kerzen beim
Eintauchen etwas abschmilzt. Zuletzt werden die Kerzen in die Mischung Nr. 3
getaucht, welche den höchsten Schmelzpunkt hat und also den Kerzen äußerlich eine
schöne, nicht schmierige Oberfläche gibt. Wenn man die Mischung Nr. 3 sofort auf dem
Talg anbrächte, so könnte sie sich abschuppen, was nicht der Fall ist, wenn sie
durch Vermittelung der beiden anderen Mischungen mit dem Talg verbunden wird. Der
Talg wird den Mischungen zugesetzt, um der Stearinsäure ihre Sprödigkeit und ihre
kristallinische Beschaffenheit zu benehmen. Beim Eintauchen der Kerzen erhält man
die Mischung nur gerade so warm, daß sie vollkommen flüssig bleibt. (Repertory of Patent-Inventions, August 1859, S.
101; durch das polytechnische Centralblatt, 1859 S. 1390.)
Verfahren, das durch Destillation von harzigem Holz gewonnene
Terpenthinöl zu entfärben und von seinem unangenehmen Geruche zu befreien; von Mathieu in Marseille.
Das durch Destillation von harzigem Holz in verschlossenen Gefäßen dargestellte
Terpenthinöl besitzt einen stark empyreumatischen Geruch, weßhalb man es bisher in
der Industrie wenig benutzt hat. Es ist dunkelbraun gefärbt und enthält 30 bis 40
Proc. Theer. Um es davon zu befreien, vermischt man es mit 2 Proc. Schwefelsäure von
66° und schüttelt es 1 Stunde lang lebhaft damit um. Die Schwefelsäure
verkohlt den Theer und macht die Flüssigkeit dunkelroth. Man läßt sie 1 Stunde lang
sich absetzen und zieht dann den klaren Theil von dem Bodensatz, welcher die
Schwefelsäure enthält, ab. Der abgezogene Theil wird mit etwas Kreide vermischt,
damit etwaige Antheile von Schwefelsäure, welche in ihn übergegangen seyn könnten,
neutralisirt werden, und sodann aus einer kupfernen oder eisernen Blase destillirt.
Das so behandelte Oel ist farblos wie Wasser, sehr flüssig und besitzt nur einen
schwach aromatischen Geruch, von welchem man es durch nochmaliges Destilliren über
fettem Oel befreien kann. (Brevets d'invention, t. XXIX,
durch das polytechnische Centralblatt, 1859 S. 1448.)
Verbrennung des Theers in den Gasanstalten der deutschen
Continental-Gasgesellschaft zu Dessau.
Die Geschäftsstockungen der letzten Zeit haben für die Gasanstalten die unangenehme
Nachwirkung gehabt, daß die Theervorräthe sich täglich vergrößern und selbst zu den
billigsten Preisen kein Absatz mehr zu erzielen ist.
Mit Rücksicht hierauf und von der Ueberzeugung geleitet, daß
erst eine vollständige Reducirung aller Theerlager eingetreten seyn muß, ehe an
eine Hebung des Preises wieder gedacht werden kann, ist die deutsche
Continental-Gasgesellschaft auf den Anstalten, wo sich große Vorräthe gehäuft
hatten, zur Verbrennung des Theers behufs Unterfeuerung der Retorten übergegangen,
und zwar mit außerordentlichem Erfolge. Alle Schwierigkeiten, die sich früher der
Anwendung zu diesem Zweck entgegenstellten, z.B. häufiges Verstopfen der
Zuleitungen, unvollständige Verbrennung, belästigender Rauch u.s.w., sind
vollständig beseitigt. Mit 1 bis 1 1/8 Cntr. Theer werden 1 preuß. Tonne (= 1 1/2
Cntr.) Kohks ersetzt. Wenn also die Tonne Kohks mit 25 Sgr. abzusetzen ist,
verwerthet sich der Theer zur Unterfeuerung mit netto 22
bis 25 Sgr. pro Cntr., ein Preis, der im Handel fast
nirgends mehr erzielt werden kann, da in den letzten Zeiten sogar zu 10 bis 12 1/2
Sgr. pro Centner große Quantitäten, ohne Käufer zu
finden, ausgeboten werden.
Die Vorrichtung zum Verbrennen des Theers ist höchst einfach und läßt sich an jedem
Ofen anbringen.
Oben auf den Ofen placirt man ein kleines blechernes oder gußeisernes Theerreservoir,
das von Zeit zu Zeit nachgefüllt wird. In dem Reservoir befinden sich ein oder zwei
falsche Böden mit Löchern von etwa 1/8 Zoll Durchmesser, um Unreinigkeiten
zurückzuhalten. Vom Boden des Reservoirs geht senkrecht ein Rohr, welches am untern
Ende in einen seitwärts angebrachten kleinen Hahn ausläuft. Dieser Hahn regulirt die
Theermenge, welche zur Verbrennung gelangen soll. Ein Eisendraht, den man
durchsteckt, dient dazu, von Zeit zu Zeit die Oeffnung zu reinigen und das Ansetzen
dicken Theers zu verhindern.
Aus diesem Hahn fließt der Theer in eine schiefliegende offene Rinne. In diese Rinne
wird gleichzeitig ein feiner Strahl Wasser, etwa wie eine Stricknadel dick, durch
einen Spitzhahn zugeführt; der Theer wird dadurch verdünnt und Verstopfungen des
unteren Zuleitungsrohres verhindert, in welches der mit Wasser verdünnte Theer
nunmehr durch einen Trichter gelangt. Dieses Zuleitungsrohr ist von Schmiedeeisen
und hat etwa 1 1/3 Fuß Länge und 5/4 Zoll innere Weite. Es ist vorn und hinten
offen, damit man leicht mit einem Stock durchfahren und dasselbe reinigen kann. Es
ist oberhalb der Feuerthüre. in schräger Richtung nach dem Feuer zu etwa 25°
einfallend, angebracht und steht außerhalb des Gemäuers so weit vor, daß man an
seiner oberen Fläche den schon erwähnten Trichter für die Ausnahme des Theers
anbringen könne. Im Feuerraum mündet dieses Rohr über einer Charmottesteinplatte,
welche gleich vorn in gleicher Höhe mit der Oberkante der Feuerthüre angebracht ist.
Diese Platte befindet sich stets durch die auf dem Roste verbrennenden Kohks in
Weißglühhitze und zersetzt sofort den darauf tröpfelnden Theer, welcher nun in
Dampfform über dem Feuer hinzieht und dabei vollständig verbrennt, 1/2 bis 1 Tonne
Kohks genügen pro 24 Stunden als Zusatz zur
Theerverbrennung; ist der Ofen in voller Gluth, so kann man zeitweise auch mit Theer
allein heizen. Mit 1/2 bis 1 Tonne Kohks und 4 bis 4 1/2 Cntr. Theer kann man sehr
gut 16 bis 18000 Kubikfuß Gas pro 24 Stunden erzeugen.
Der Arbeiter hat nichts weiter zu thun, als den Theerzufluß dem gewünschten
Hitzegrade entsprechend zu reguliren und Achtung zu geben, damit in den Hähnen und
Zuleitungsröhren keine Verstopfungen eintreten.
Es wird die große ökonomische Wichtigkeit dieser Verbrennungsmethode allen
Gasfabrikanten, die ihren Theer nicht abzusetzen vermögen, einleuchtend seyn, und
bemerken wir schließlich, daß auf den von der deutschen
Continental-Gasgesellschaft betriebenen Gasanstalten zu Gotha und Erfurt die
Verbrennung des Theers stets in Anwendung ist und die Besichtigung der Einrichtungen
jedem, der sich dafür interessirt, ohne Weiteres gestattet wird. (Journal für
Gasbeleuchtung, 1859, Nr. 9.)