Titel: Darstellung des orangefarbenen Urangelbs; nach E. Wysocky, Hüttencontroleur in Joachimsthal.
Fundstelle: Band 155, Jahrgang 1860, Nr. XCI., S. 306
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XCI. Darstellung des orangefarbenen Urangelbs; nach E. Wysocky, Hüttencontroleur in Joachimsthal. Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1859 Nr. 48. Wysocky, Darstellung des orangefarbenen Urangelbs. Das fein gemahlene Uranerz (Uranoxyduloxyd) wird zum Behufe der möglichst vollständigen Verflüchtigung von Arsenik, Molybdän und Schwefel und der Ueberführung des Uranoxyduls in Uranoxyd (Uransäure) in einem Flammofen geröstet und hierauf mit calcinirter Soda und etwas Natronsalpeter geglüht, um Natronsalze von Uran-, Vanadin-, Molybdän-, Wolfram- und Arseniksäure zu bekommen. Die Salze der letzteren vier Metallsäuren nebst der allenfalls vorhandenen überschüssigen Soda werden mit heißem Wasser in einem Filtrirbottich ausgelaugt, der Rückstand aber, welcher das sämmtliche Uran nebst Erden und anderen Metallen enthält (je nach der Beschaffenheit und Reinheit des Erzes mehr oder weniger Eisen, Nickel, Kobalt, Silber, Kupfer und Wismuth), wird, nach geschehener Verdünnung mittelst Wasser oder schwacher Uranlauge von früherer Manipulation, mit möglichst arsenikfreier Schwefelsäure, und, um das vielleicht noch vorhandene Uranoxydul in Oxyd zu verwandeln, mit etwas Salpetersäure behandelt. In die von dem unlöslichen, vorzüglich Kieselsäure, Eisenoxyd, etwas Gyps und nur Spuren von Uran enthaltenden Rückstande abfiltrirte und geklärte Lösung, welche aus schwefelsauren Salzen von Uran und anderen Metallen besteht, kommt ein Ueberschuß von Soda, wodurch das Uran als kohlensaures Uranoxydnatron aufgelöst wird, während die übrigen Stoffe zu Boden fallen. Enthält die Soda kein zweifach-kohlensaures Natron, wird sie nicht concentrirt und auch nicht ein übermäßiger Ueberschuß von ihr angewendet, so bekommt man eine reine kohlensaure Uranoxydnatronlösung; im entgegengesetzten Falle löst sich auch etwas von dem Eisen auf, welches jedoch, da die Uranlauge in einem kupfernen Kessel erwärmt wird, vollkommen herausfällt. Aus der von dem Eisenoxyd durch Abklären befreiten kohlensauren Uranoxydnatronlösung wird das orangefarbige Urangelb (Uranoxydnatron) durch Aetznatron in einem Bottich gefällt, in Spitzbeuteln von der Mutterlauge befreit, unter eine Presse gegeben, in einer Trockenkammer getrocknet, von dem anhängenden Glaubersalz und der Soda ausgewaschen, wieder getrocknet, zerrieben und in papierne Packete eingeschlagen. Die ersten in den Handel gekommenen Centner des orangefarbigen Urangelbs waren von dem kohlensauren und schwefelsauren Natron weniger ausgewaschen, doch enthielt das Urangelb mehr Procente an Uranoxyd als das englische Fabricat, welches anfänglich zum Vorbild genommen wurde. Durch die fast vollständige Entfernung der erwähnten fremden Salze mittelst heißen Wassers ist es dem Verfasser gelungen endlich ein Urangelb zu erzeugen, welches an Farbe dem englischen vollkommen gleich kommt, dasselbe an Uranoxydgehalt weit übertrifft und den Anforderungen genügen dürfte, da es hochprocentig ist. Ein Centner von dieser Farbe kostet im Handel 1100 fl. bei Abnahme einzelner Pfunde, sonst aber wird ein bedeutender Rabatt gegeben. Würde man orangefarbiges Uranoxydkali erzeugen wollen, so wäre das Uranerz mit Potasche (kohlensaurem Kali) und Kalisalpeter zu rösten, nach erfolgter Auslaugung der fremden Kalisalze und Auflösung des uranhaltigen Rückstandes mittelst Schwefelsäure und allenfalls mit etwas Salpetersäure eine kohlensaure Uranoxydkalilösung mit Hülfe von Potasche darzustellen und das Gelb durch Aetzkali heraus zu fällen.