Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 155, Jahrgang 1860, Nr. , S. 460
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Miscellen. Miscellen. Neue Turbinen. Der k. k. Sectionsrath Hr. P. Rittinger hielt am 17. December v. J. im österreichischen Ingenieurverein einen Vortrag über Turbinen eigener Construction und die mit denselben neuerlich auf dem fürstlich Salm'schen Eisenwerke zu Blansko abgeführten Versuche. Er ging von der Jonval'schen Turbine aus, welche gegenwärtig am allgemeinsten verbreitet, und gegenüber anderen Turbinen durch mehrfache Vorzüge ausgezeichnet ist, und bemerkte nach Erörterung ihrer wesentlichsten Constructionsverhältnisse, daß die meisten derselben bisher nur auf empirischem Wege und nur sehr wenige durch Berechnung festgestellt werden, und daß er hierdurch veranlaßt worden sey, die Größenverhältnisse der Turbinen einer sorgfältigen Untersuchung zu unterziehen. Er charakterisirte die sogenannten Jonval'schen Turbinen als Röhren-Turbinen im Allgemeinen, und unterschied drei Arten derselben: Actions-Turbinen, bei welchen vorzugsweise die Geschwindigkeit, Reactions-Turbinen, bei welchen hauptsächlich die Pressung des Wassers in Arbeit umgesetzt wird, und gemischte Turbinen, wozu die gewöhnliche Construction gehört, worin beide ersteren Systeme vereiniget sind. Die theoretischen Untersuchungen zeigten, daß es eine große Zahl von nach der Theorie ganz richtigen Turbinen gebe, unter welchen jedoch die praktisch brauchbaren erst gewählt und durch Versuche erprobt werden müßten. Es wurden demnach drei Turbinen, darunter eine reine Actions- und zwei gemischte Turbinen, und zwar nicht als bloße Modelle, sondern für ein Gefälle von 6 Fuß und 5 bis 6 Kubikfuß Wassermenge in der Secunde construirt, und mit denselben eine systematische Reihe von Versuchen ausgeführt. Diese Versuche zeichnen sich vor anderen dieser Art durch ihre besondere Verläßlichkeit aus, indem dabei die Wassermenge direct in einem großen Wasserkasten gemessen wurde, was in den seltensten Fällen zu geschehen pflegt. Auch wurde dabei von Hrn. Rittinger ein eigener Brems-Dynamometer mit elastischen Armen angewendet, welcher in ähnlichen Fällen sehr ersprießliche Dienste leistet. Von den Ergebnissen der Versuche möge hier nur hervorgehoben werden, daß der Nutzeffekt der reinen Actions-Turbine 70 Proc. und bei den beiden anderen 72 Proc. und 62 Proc. betrug; daß Hr. R. die erstbezeichnete Turbine ungeachtet ihres gegen die zweite etwas geringeren Nutzeffekts dennoch vorzugsweise empfahl, weil sie unter allen Turbinen die geringste Anzahl von Umgangen für einen bestimmten Nutzeffect benöthiget, und wegen der Stellung ihrer Schaufeln auch nicht so leicht durch Verlegen der Zellen im Gange beirrt wird. Es ist diese Turbine das erste bisher construirte Exemplar einer reinen Actions-Turbine. Die fürstliche Eisenwerks-Direction zu Blansko ist in der Lage, die von dem Hrn. P. Rittinger berechneten Turbinen auszuführen. Eine ausführliche Broschüre über diesen Gegenstand wird demnächst erscheinen. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, December 1859, S. 224.) Ueber Wolframstahl, insbesondere über dessen Anwendung für Münzstempel; von Münzcandidat Rößler in Darmstadt. Ein in verschiedenen technischen Zeitschriften mitgetheilter Aufsatz, der die bedeutende Festigkeit und Härte jener neuen Stahlsorte rühmt, veranlaßte mich, dieselbe hinsichtlich ihrer Tauglichkeit für Münzstempel, einer Probe zu unterwerfen. Es wurde zu diesem Zwecke eine circa 46 Millimeter dicke Rundstahlstange direct von dem ursprünglichen Darsteller, Hrn. Franz Mayr in Leoben, zum Preise von 24 kr. per Pfund bezogen und von derselben eine Anzahl circa 55 Millimeter hoher Stücke zu Stempelstöcken für Vereinsthaler, im rothwarmen Zustande abgehauen. Schon hier zeigte sich eine auffallende Härte, die dem eindringenden Meißel eine ungleich größere Schwierigkeit entgegensetzte, wie alle übrigen Stahlsorten. Um die Structur zu beobachten, hieb man die einzelnen Stücke mit dem Meißel nicht völlig durch, sondern ließ einen Kern in der Mitte stehen, der, kalt abgehauen, eine äußerst feinkörnige Bruchfläche zeigte. Nachdem hierauf vier dieser Stempelstöcke, unter vollständig gleicher Behandlung, wie die eben in der großh. Münze in Verwendung befindlichen Gußstahlstempel, ausgeglüht waren, wurden sie aufgelöthet und zum Zweck des Einsenkens mittelst der Originalpatrize angedreht. Unter dem Drehstahl verhielt sich der Wolframstahl sehr zart, und lang gezogene elastische Späne deuteten auf große Homogeneität. So vorbereitet begann man nun mit dem Senken, d.h. mit dem Eindrücken der Originalpatrize in die oben convex angedrehte Fläche der Stempelstöcke. Dasselbe geschieht bekanntlich unter dem sogenannten Anwurf (Schraubenpresse), und hier zeigte sich nun der neue Stahl in Betreff der Härte so vollständig verschieden gegen alle anderen Stahlsorten, daß ein 18maliges Senken, zwischen welchem jedesmal wieder ein Ausglühen erfolgte, erst vollendete, was ein 5- bis 6maliges Senken der Stempel aus der Fabrik von Krupp in Essen schon zu Wege brachte. Eine solche langwierige Behandlung könnte man sich schon gefallen lassen, wenn auch die Haltbarkeit der Stempel im Verhältniß zu seiner auffallenden Härte stünde; aber hierin sah ich mich nun leider getäuscht und kann in diesem Punkte nicht mit dem in jenen technischen Zeitschriften ausgesprochenen Urtheile übereinstimmen. Schon bei dem Härten, was wie gewöhnlich, und mit äußerster Sorgfalt geschah, zersprangen 2 Stück, wurden also schon von vornherein zum Gebrauch untauglich; die beiden übrigen zeigten kleine Haarrisse und ließen nur auf kurze Dauer schließen. Der Erfolg bestätigte dieß denn auch, indem jene Risse aufgingen und schon nach den ersten 100 Stücken geprägter Platten zu kräftigen Sprüngen wurden. Als Beispiel, was andere Stempel zu leisten vermögen, mag folgende Notiz dienen: In der großh. Münze wurden im Jahr 1859 circa 1,051,000 fl. in Vereinsthalern geprägt und hierzu 35 Stück Krupp'scher Stempel verbraucht, von denen während des Härtens auch nicht einer zersprang; es kamen somit auf einen Stempel im Durchschnitt 30,000 fl. in Vereinsthalern – ein Ergebniß, mit dem man schon zufrieden seyn kann. Andere Versuche, den Wolframstahl zu Werkzeugen, als Meißel, Drehstahle u.s.w. zu verwenden, gaben ganz ähnliche Ergebnisse, indem er sich äußerlich im Schmieden und Bearbeiten wohl ganz gut verhielt, im Härten aber ebenfalls die fatalen Sprünge zeigte; hierbei muß jedoch bemerkt werden, daß letztere Versuche wohl mit der gleichen Stahlsorte, jedoch aus einer anderen Fabrik bezogen, angestellt wurden. Um nun zu einem Resumé zu gelangen, so glaube ich, daß der Wolframstahl zu allen Zwecken, wo er ungehärtet verwendet wird, ganz Vorzügliches leistet, daß er jedoch in dem Falle, wo er das Härten zu passiren hat, noch nicht das bietet, was man von einer guten Stahlsorte verlangen kann. Ohne Zweifel wird jedoch dieser Mißstand in der Folge noch gehoben und er wird dann seiner ganz enormen Härte und Festigkeit wegen sich den vorzüglichsten Stahlsorten würdig anreihen, wenn nicht diese noch übertreffen (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1860 S. 25.) Nickeloxydulkrystalle im Rosettenkupfer. Dem k. k. Generalprobiramte ist ein Stück Rosettenkupfer aus Tergove in der kroatischen Militärgränze zugekommen, in dessen Höhlungen äußerst kleine, metallisch glänzende Krystalle von braunschwarzer Farbe beobachtet wurden, welche sich durch Auflösen des Kupfers in Salpetersäure isoliren ließen, und deren Gewicht 11 Proc. des untersuchten Kupfers betrug. Unter dem Mikroskope zeigten diese Krystalle die Form regulärer Oktaeder; die chemische Untersuchung ergab, daß dieselben aus reinem Nickeloxydul bestehen. Ohne Zweifel ist dieser interessante Körper identisch mit den von F. A. Genth bereits im Jahre 1845 beschriebenen Nickeloxydulkrystallen, welche er in Garkupferscheiben aus Richelsdorf vorfand. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1860, Nr. 12.) Erzeugung von Leuchtgas mittelst Steinkohlentheer und überhitztem Wasserdampf. Ohne im geringsten das Verfahren selbst zu beschreiben, theilt Hr. Moigno in seinem Cosmos vom 9. März 1860 über diese Erfindung Folgendes mit: „Die HHrn. Isoard in Paris erzeugen mittelst Steinkohlentheer und überhitztem Wasserdampf zu außerordentlich niedrigem Preise und mit beliebiger Schnelligkeit Massen von sehr gutem Leuchtgas. Man zweifelte, daß das durch den überhitzten Wasserdampf erzeugte Gas viel ölbildendes Gas enthält, oder vermuthete wenigstens daß dasselbe nur vorübergehend gekohlt sey, so daß nach dem passiren sehr langer Leitungen seine Leuchtkraft bedeutend vermindert seyn würde; überdieß befürchtete man, daß das neue Gas zu viel Kohlenoxyd enthalten wird. Wir veranlaßten daher Hrn. Emil Monier genaue Analysen des Isoard'schen Gases anzustellen; als Mittel mehrerer Analysen fand derselbe folgende Zahlen: freier Sauerstoff 1,8 Kohlensäure 5,8 Kohlenoxyd 3,0 ölbildendes Gas 17,8 leichter Kohlenwasserstoff 71,9 ––––– 100,3 Im Vergleich mit dem gewöhnlichen Leuchtgas enthält also dieses Gas fast um die Hälfte weniger Kohlenoxyd und die doppelte Menge ölbildendes Gas, daher sein eigentlicher Werth fast zweimal so groß ist. Ueberdieß beweisen diese Zahlen, daß dasselbe ein Gemisch von großer Beständigkeit ist, welches auf seinem Wege durch lange Leitungen sich nicht theilweise condensiren kann; in Flaschen aufbewahrtes Isoard'sches erwies sich auch wirklich nach fünf Monaten ganz unverändert und hatte gar nichts abgesetzt. Uebrigens dürfte in kurzer Zeit ein Generator in Betrieb gesetzt seyn, welcher im Stande ist in vier Stunden das zur Beleuchtung einer Stadt von 30,000 Seelen oder zur Speisung von 3000 Brennern erforderliche Gas zu liefern.“ Ueber die Anwendung der Schießwolle zum Filtriren starker Säuren, leicht zersetzlicher Flüssigkeiten u. dgl.; von Prof. Böttger. Angeregt durch eine Bemerkung der Redaction des in Berlin erscheinenden polytechnischen Intelligenz-Blattes in Nr. 4. auf Seite 30, finde ich mich veranlaßt, meine Erfahrungen, bezüglich der Anwendung der schon seit einer Reihe von Jahren von mir benutzten Schießwolle zum Filtriren starker Säuren und ähnlicher ätzend und scharf wirkender, deßgleichen leicht sich zersetzender Stoffe, hiemit der Oeffentlichkeit zu übergeben. Da die Schießwolle bekanntlich ein Product der Aufeinanderwirkung von starken Säuren ist, und, gut bereitet, meinen Erfahrungen zufolge, außer vom Essigäther, fast von keinem einzigen wenn auch noch so kräftig wirkenden Agens, bei mittlerer Temperatur, im mindesten angegriffen wird, so kann dieselbe den Chemikern, den Apothekern, so wie überhaupt den Verfertigern chemischer Producte in allen den Fällen, wo es sich um Abscheidung von Niederschlägen aus sauren Mutterlaugen, um Filtration von concentrirten Säuren, von durch organische Stoffe leicht zersetzbaren Flüssigkeiten u.s.w. handelt, nicht genug und zwar als ein ganz ausgezeichnetes Filtrir-Material empfohlen werden Außer der von oben gedachter Redaction empfohlenen Anwendung zur Trennung des Chlorsilbers von starker, durch Silbernitrat chlorfrei gemachter Salpetersäure, habe ich die Schießwolle als Filtrir-Material (indem man dieselbe nur in Form eines Pfropfes locker in den Trichterhals einzuschieben braucht), besonders in folgenden Fällen mehrfach mit großem Nutzen in Anwendung gebracht: Beim Abfiltriren der mit etwas Wasser versetzten rauchenden Schwefelsäure von dem darin nach und nach sich abscheidenden Selenschlamm; bei der Trennung der krystallisirten Chromsäure von der schwefelsauren Mutterlange; beim Filtriren einer concentrirten Lösung, von übermangansaurem Kali, respective Trennung derselben von dem darin suspendirten Mangansuperoxyd. Ja selbst zum Filtriren von concentrirten Aetzlaugen, von einer concentrirten Lösung von Chlorzink und von Königswasser habe ich, einer großen Menge anderer Flüssigkeiten gar nicht zu gedenken, die Schießwolle als vollkommen geeignet gefunden. Die bisher zu ähnlichen Zwecken in Anwendung gebrachten Granaten, ferner den Asbest, das Glaspulver u. dgl. sind der gelockerten faserigen Schießwolle in jeder Hinsicht bei weitem nachzusetzen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1860, Nr. 7.) Verfahren, Glas durch Aetzen mit Flußsäure zu verzieren; von Gugnon in Metz. Als Aetzgrund wendet Gugnon Asphalt mit einem Sechstel Mastix vermischt an; diese Mischung wird zu einem feinen Pulver zerrieben. Die Zeichnung kann auf Blech von Kupfer, Blei, Zink etc. oder auf Papier, Pergament, einem Gewebe etc. gemacht werden. Nachdem die Zeichnung angefertigt ist, schneidet man die Fläche, auf welcher sie sich befindet, durch geeignete Mittel in der Art aus, daß das Muster oder im Allgemeinen alle Theile, welche auf dem Glase geätzt werden sollen, stehen bleiben, alles Uebrige aber entfernt wird. Man legt die Glasplatte, auf welcher die Zeichnung hervorgebracht werden soll, horizontal, gibt ihr einen schwachen Ueberzug von Terpenthinöl, legt die ausgeschnittene Zeichnung oder Schablone darauf und führt sodann ein feines Sieb welches den vorerwähnten pulverförmigen Aetzgrund enthält, darüber hin. Nachdem eine hinreichende Menge des harzigen Pulvers sich abgesetzt hat, nimmt man die Schablone vorsichtig weg, worauf die Glasplatte an den Stellen, die nicht geätzt werden sollen, mit dem harzigen Pulver bedeckt, an den Stellen dagegen, welche man ätzen will, unbedeckt ist. Man setzt die Platte nun einer gelinden Wärme aus, wobei an den ersteren Stellen das harzige Pulver sich mit dem Terpenthinöl verbindet und auf der Platte fest schmilzt. Man umgibt die Platte dann mit einem Wachsrand unduud gießt Flußsäure, die mit 1/3 Wasser verdünnt ist, darauf. Man läßt diese Flüssigkeit etwa 40 Minuten lang auf das Glas wirken, worauf man die Platte mit Wasser abspült und sodann den Wachsrand und den Aetzgrund in gewöhnlicher Manier beseitigt. Für die Anwendung im Großen empfiehlt Gugnon statt des Siebes einen größeren, unten halbcylindrischen Kasten, in dessen unterem Theile sich eine Flügelwelle befindet. Indem man diese Flügelwelle durch eine Kurbel dreht, wird das in den Kasten gebrachte harzige Pulver durch den Luftstrom in die Höhe gerissen und vertheilt sich als Staub in dem oberen Raum des Kastens. In diesen Raum schiebt man dann durch eine Spalte die in vorbeschriebener Art vorgerichtete Platte, läßt sie so lange in demselben, bis eine hinreichende Menge harzigen Pulvers sich darauf abgesetzt hat, zieht sie wieder heraus und verfährt weiter wie vorhin erwähnt wurde. Bei dieser Manier erzielt man eine gleichmäßigere Vertheilung des Pulvers und eine größere Schärfe der Contouren. Nach dem vorbeschriebenen Verfahren kann man nicht bloß ausgeschnittene Zeichnungen, sondern auch durchbrochene Stoffe, Stickereien, Spitzen, Tüll etc. auf Glas abbilden. Die Arbeit geht rasch von statten, so daß, wie auch das Muster beschaffen seyn mag, zwei Leute an einem Tage circa 20 Quadratmeter Glas mit der geätzten Zeichnung versehen können. (Brevets d'invention, t. XXIX; polytechnisches Centralblatt, 1860 S. 71.) Gefärbte Flammen. Nach A. H. Church (Chemical News, 31. December 1859) wird Filtrirpapier 10 Minuten lang in eine Mischung von 4 Vol. Vitriolöl und 5 Vol. starker rauchender Salpetersäure eingetaucht, mit warmem destillirtem Wasser gewaschen und bei gelinder Wärme getrocknet. Das so erhaltene explosive Papier wird mit der warmen Lösung eines Flammen färbenden Chlorids getränkt und getrocknet. Aus solchem Material gedrehte Kügelchen geben, an einem Punkte angezündet, herrliche Feuererscheinungen, und eignen sich daher gut dazu, um in Vorlesungen die Farben der Kalium-, Lithium-, Strontium- und anderer Flammen zu zeigen. (Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1860, Heft 4.) Die grüne Farbe von Kleiderstoffen und Blattblumen; von Dr. Ziurek. Von mehrfacher Seite, unter Anderen von Hrn. Professor Mitscherlich ist mir der Wunsch ausgedrückt worden, die Behörden und das Publicum auf die Schädlichkeit der grünen Tarlatankleider und der künstlichen grünen Blattblumen aufmerksam zu machen. Ich habe dieß gethan. Das hiesige Polizeipräsidium hatte diese Angelegenheit bereits in Erwägung genommen, eine die Fabrication und den Verkauf der genannten Stoffe inhibirende Verordnung aber aus dem Grunde nicht erlassen, weil eine solche, so lange nicht auch außerhalb Berlins die Fabrication und der Debit arsenikhaltiger Kleiderstoffe und Blumen verboten ist, ziemlich wirkungslos bleiben würde. Es hat sich die genannte Behörde vielmehr auf den Erlaß einer, das Publicum vor dem Gebrauche warnenden Bekanntmachung beschränkt und hat geglaubt, daß dieselbe von nicht geringerer Wirkung seyn dürfte als eine den Verkauf und die Fabrication unter Strafe stellende Verordnung. Ob ein Grund zu einer derartigen Warnung überhaupt vorliegt, möge aus folgenden Thatsachen erhellen: 36 Quadratzoll des grünen gefärbten Tarlatans wiegen 0,682 Gramme, von der Farbe und Appretur befreit wiegen sie 0,305 Grm.; die auf 36 Quadratzoll befindliche Farbe beträgt also 0,377 Gramme oder 55,28 Proc. des Gewichtes der 36 Quadratzoll des grünen Tarlatans. 1 Quadratzoll Tarlatan wiegt 0,0189 Gramme, darin sind 0,01045 Gramme Farbe und in dieser 0,0021 Arsenik (arsenige Säure). Zu einem Kleide – bei sehr mäßigen Ansprüchen an die Weite desselben – sind erforderlich 20 Ellen des 2 1/2 Elle breit liegenden Stoffes = 28880 Quadratzoll. Ein solches Kleid wiegt 544,32 Gramme, und sind darin 300,9 Gramme Farbe, in dieser 60,5 Gramme Arsenik. Daraus geht hervor, daß ein solches Kleid, wenn auch nicht so reich an Arsenik, wie dieß in einem Zeitungsberichte gesagt ist, doch ein bedeutendes Quantum davon enthält. Um zu erfahren, wie fest auf derartigen Kleidern die Farbe, welche nach ihrer Natur auf dieselben nur durch Bindemittel befestigt werden kann, haftet, oder vielmehr, wie viel von der Farbe bei den mannichfachen Fahrnissen und Anstrengungen, die ein solches Kleid mit der Trägerin auf einem Balle zu bestehen hat, verloren geht, habe ich folgenden Versuch gemacht. Eine nach dem Reigen unserer jetzigen Tänze hüpfende Dame macht bei 3/4 oder 2/4 Tact in der Minute durchschnittlich 126 Sprünge. Angenommen, daß sie an einem ganzen Ballabend nur 1/2 Stunde sich in wirklicher Action befände, womit die meisten Damen gewiß nicht zufrieden wären, so ergäbe dieß 3680 Sprünge, resp. Erschütterungen, die sie und das Kleid zu bestehen hätte. Dem entsprechend habe ich ein Stück Tarlatan gewogen, – es wog 2,622 Gramme und es dann eine Stunde lang, in der Minute 60 Hin- und Herbewegungen, also 3500 Schwingungen machen lassen. Nach dieser Zeit wog es 2,525 Grm., es hatte demnach verloren 0,097 Grm. Dieselbe Behandlung, auf ein Kleid am Ballabend angewendet, würde dieses 20,136 Grm. Farbe, worin 4,04 Grm. arsenige Säure sich befinden, verlieren. Wenn daher in keinem Falle das Tragen derartiger grüner Stoffe zu rechtfertigen ist, so ist man in der Furcht vor der Schädlichkeit der grünen Farbe auch wieder zu weit gegangen. Es ist dieß eine, die gesammte Damenwelt bewegende Frage. Seitens dieser hält man alle grünen Kleiderstoffe für giftig und entsagt, wiewohl ungern, denselben. Ich kann die besorgte Damenwelt einigermaßeneinigermaßeu beruhigen. Ich habe eine größere Anzahl grüner, wollener und leinener Stoffe untersucht und dieselben ohne jede Spur von Arsenik gefunden. Besonders zeichnen sich durch Dauerhaftigkeit die von dem Mülhauser Hause Dollfuß durch Hoflieferanten Gerson bezogenen Stoffe aus. In Rücksicht auf die eben erörterten Verhältnisse glaube ich, daß ein leichtes und sicheres, für Jeden unfehlbares Feststellen des Arsenikgehalts in Tapeten und Kleiderstoffen willkommen seyn darf und kann ich dieß, schon früher von der technischen Deputation für Gewerbe empfohlene Verfahren als ein solches anführen: Man schneidet von grünen Tapeten etc. einen daumenbreiten fingerlangen Streifen ab zertheilt diesen in kleine Stückchen und thut dieselben in ein Glas. Ist eine Farbe zu prüfen, so nimmt man davon ein erbsengroßes Stück. Auf die zerschnittene Tapete oder die Farbe schüttet man 1–2 Theelöffel voll Salmiakgeist, welcher sich alsbald schön blau färbt. Nach etwa 3–5 Minuten, je nachdem die Farbe hell- oder dunkelgrün, setzt man einen halben Theelöffel voll Salzsäure hinzu, wodurch die blaue Flüssigkeit hellgrün wird und ein dicker weißer Rauch sich entwickelt. Ein wenig Salzsäure zu viel schadet nicht, wohl aber zu wenig; die Flüssigkeit darf nach dem Zusatz der Salzsäure nicht mehr blau oder bläulich aussehen. Hierauf bringt man eine völlig blanke Kupfermünze in die Flüssigkeit. Fünf Minuten nachher nimmt man sie heraus, und ist sie dann völlig roth geblieben und etwas matt geworden, hat sich kein farbiger Ueberzug auf ihr gebildet, so ist in der Farbe kein Arsenik enthalten. Im entgegengesetzten Falle ist die Münze mit einem bräunlich schwarzen Ueberzuge bedeckt, welcher an der Oberfläche einen stahlartigen Schimmer zeigt und den Arsenikgehalt andeutet. (Vorgetragen in der polytechnischen Gesellschaft zu Berlin den 1. März. – Aus dem polytechnischen Intelligenzblatt, 1860, Nr. 10.) Verfahren zum Conserviren des Fleisches; von Verdeil. Das Fleisch wird von den Knochen und so viel als möglich von Fett befreit und dann in Scheiben von 1 bis 5 Centimeter Dicke zerschnitten, indem man die Schnitte immer möglichst quer gegen die Richtung der Fasern macht. Das zerschnittene Fleisch wird auf Horden von Weidengeflecht gelegt, die man sodann in eine Kammer bringt. Nachdem die Kammer mit dem Fleische beschickt und sodann verschlossen ist, leitet man durch mehrere Oeffnungen Wasserdampf, welcher die Expansivkraft von 3 bis 4 Atmosphären hat, also 135 bis 145° C. heiß ist, hinein. Die Kammer, welche von Blei oder von Eisen seyn kann, darf dabei nicht ganz dicht verschlossen seyn, sondern muß dem Dampfe einen, jedoch nur geringen, Ausgang gestatten, damit der Druck im Innern nicht zu groß werde. Nach Verlauf von 6 bis 10 oder 15 Minuten, je nach der Art des Fleisches und der Dicke der Schnitte, ist dieses Abbrühen mittelst Dampf beendet; man hört dann mit dem Zuleiten von Dampf auf. Das Fleisch besitzt nun ziemlich den Zustand des gekochten Fleisches, hat aber alle seine Bestandtheile behalten (das Eiweiß ist in den geronnenen Zustand übergegangen) und erinnert durch seinen Geschmack an gebratenes Fleisch. Es besitzt ein runzliches Ansehen, eine graue Farbe und läßt sich leicht zertheilen. Das so behandelte Fleisch wird nach dem Herausnehmen aus der Kammer getrocknet, zu welchem Zweck man es mittelst Haken aufhängt oder auf Horden legt und in eine andere erwärmte Kammer bringt, in welcher die Temperatur jedoch 40 bis 50° C. nicht überschreiten darf. Das Austrocknen erfolgt in 8 bis 12 Stunden. Das so zubereitete Fleisch kann man beliebig lange aufbewahren, wenn man es vor Feuchtigkeit und Insecten schützt, was dadurch erreicht wird, daß man es in Büchsen von Weißblech oder in gut zu verschließende Fässer legt. Man bestreut den Boden der Büchsen oder der Fässer mit einer Schicht von Kochsalz, welches, wenn das Fleisch noch etwas Feuchtigkeit zurückhalten sollte, dieselbe mit der Zeit anzieht. Um das Fleisch zu benutzen, bringt man es 1 oder 2 Stunden lang in warmes Wasser, wobei es sich erweicht und seinen ursprünglichen Zustand wieder annimmt. Beim Kochen mit Wasser liefert es eine ausgezeichnete Fleischbrühe und geht selbst in einen solchen Zustand über, daß man es von frischem Fleische nicht unterscheiden kann. (Aus Armengaud's Génie industriel, durch das polytechnische Centralblatt. 1860 S. 143.) Anwendung der Centrifugaltrockenmaschinen zum Trocknen des Leders. Die in neuerer Zeit in Gebrauch gekommenen Centrifugaltrockenmaschinen haben mit vollem Rechte die Aufmerksamkeit der Gewerbtreibenden auf sich gezogen, da sie Vorzügliches leisten große Dauerhaftigkeit besitzen, nur wenig Raum zu ihrer Aufstellung beanspruchen, leicht zu handhaben sind, unabhängig von Jahreszeit und Witterung ihren Zweck erfüllen, verhältnißmäßig nur geringe Anschaffungs- und Unterhaltungskosten erfordern und endlich durch Einfachheit in der Construction nicht minder als durch leichte Zugänglichkeit zu allen Maschinentheilen sich vortheilhaft empfehlen. Die allgemeine Verbreitung solcher Maschinen in den Kattunfabriken, Färbereien, Waschanstalten und noch zahlreichen anderen gewerblichen Etablissements mehr ist ein vollgültiges Zeugniß obiger Behauptung. Nur zum Trocknen des Leders haben diese Art von Maschinen wenig oder gar keine Beachtung gefunden, indem von der großen Zahl derselben, welche seit Jahren aus der Feska'schen Maschinenbauanstalt in Berlin (die sich vorzugsweise mit ihrer Herstellung beschäftigt) hervorgegangen sind, nur eine einzige für, eine Lederfabrik bestimmt gewesen, nämlich für die freiherrlichfreiherrrlich v. Eichthal'sche in München, Firma J. Mayer. Die dort in Betrieb stehende Maschine wird wegen des daselbst überdieß verfügbaren und nahestehenden Dampfkessels durch Dampf in Bewegung gesetzt und macht 900 Umdrehungen in der Minute, sie bedarf indeß nur 3/4 Pferdekraft; die innere Trommel hat 35 Zoll Durchmesser und 15 Zoll Tiefe rheinl. Maaßes; auf 1 Quadratzoll Seitenwand treffen 5 Oeffnungen. Die äußere Trommel zur Aufnahme des Wassers hat einen Durchmesser von 3 Fuß 2 Zoll gleichen Maßes; die Gesammthöhe der ganzen Maschine beträgt 6 1/2 Fuß und ihre größte Breite 4 1/2 Fuß; fundirt ist die Maschine durch einen Tuffstein von 7 Fuß Länge, 4 Fuß Breite und 2 Fuß Dicke, nimmt sonach nur 28 Quadratfuß Bodenfläche zu ihrer Aufstellung in Anspruch und läßt sich in jeder Ecke eines Gebäudes placiren. Der Preis der Maschine betrug loco Berlin 400 Thaler, wovon gegen 60 bis 70 Thaler auf den Metallwerth der aus starkem Kupferblech gefertigten Trommeln sich vertheilen möchten. Als Referent die Maschine in genannter Fabrik in Thätigkeit sah, diente sie zum Trocknen der Kuh- und Kälberhaare, damit man diesen Abfall von gehöriger Beschaffenheit für Teppichfabrication in den Handel bringen konnte. Mit nahezu einer Pferdekraft trocknete die Maschine binnen 15 Minuten 62 Pfund Haare in so weit, daß davon 21 Pfund trocken erhalten wurden; das aus ihnen abgeschiedene Wasser betrug 39 Pfund, so daß die fehlenden 2 Pfund im Innern der Trommel verdunstet seyn müssen, wenn es nicht vielleicht theilweise verschüttet worden. Erfahrungen über das Trocknen des Leders mittelst dieser Maschinen liegen zwar nicht vor, es läßt sich aber um so weniger bezweifeln, daß sie auch hierzu tauglich seyn werden, als es doch bei ihm auch nur die Luft ist, und zwar von nicht erhöhter Temperatur, welche wirksam ist. Bekanntlich geschieht das Trocknen des Leders in den Gerbereien noch an freier Luft, und nur beim Oberleder, welches, wegen der späteren Anwendung von Fetten, damit diese vollständiger eindringen können, sehr trocken seyn muß, bedient man sich geheizter Räume. Beim Sohlleder, welches wegen der größeren Menge des darin befindlichen Wassers schwer trocknet, geschieht dieß vorzugsweise im Frühjahr und Herbst hauptsächlich auf Speichern, nurnnr in Malmedy gibt man dem Trocknen an der Sonne den Vorzug, so daß die Häute dort förmlich gesonnt werden. Nachts kommen sie auf den Speicher. – Uebergroße Sonnenhitze ist eben so sehr als Frost zu vermeiden, indem beide einen nachtheiligen Einfluß auf die gutem Leder zukommenden Eigenschaften, ingleichen auf das Gewicht des fertigen Fabricats haben würden, welches möglichst hoch zu erhalten das pecuniäre Interesse der Fabrikanten erheischt. Dieß würde übrigens auch bei Anwendung der Centrifugaltrockenmaschinen der Fall seyn, indem man es bei ihnen in der Gewalt hat, mit dem Trocknen aufzuhören, wenn es nothwendig ist. (Zeitung für Lederfabrication und Lederhandel.) Verfahren, die guten Seidenraupeneier von den schlechten zu unterscheiden. Hr. Kaufmann hat dem beständigen Secretär der französischen Akademie der Wissenschaften ein Verfahren mitgetheilt, wodurch man im Stande ist die guten Eier des Maulbeer-Spinners von den schlechten zu unterscheiden. Wenn man nämlich die Eier in Wasser kocht, so nehmen die guten eine eigenthümliche Farbe an, welche die schlechten nicht zeigen. Diese Farbe ist dunkellilas; die anderen Farben, welche man nach dem Kochen eines Quantums gemengter Eier beobachtet, gehören schlechten Eiern an. (Comptes rendus, Februar 1860, Nr. 6) Gerbversuche. – Erwiederung an Hrn. Dr. Fr. Knapp. Im ersten Januarheft des polytechn. Journals d. J. werde ich wegen des Artikels im württembergischen Gewerbeblatt, 1859 Nr. 50, in einer Weise angegriffen, daß es für mich Ehrensache ist, darauf zu antworten und namentlich zu erklären, wie jener Artikel in die Oeffentlichleit gelangt ist. Vorigen Sommer wurden die württembergischen Gewerbevereine von der kgl. Centralstelle für Gewerbe und Handel (welche zugleich das Gewerbeblatt herausgibt) aufgefordert, über ihre Thätigkeit im abgelaufenen Jahre Berichte zu erstatten. Als Vorstand des Tübinger Gewerbevereins nahm ich in meinem Bericht unter Anderm die Beschreibung des fraglichen Gerbversuchs auf und zwar mit dem Zusatze: „Nach dem Mißlingen des ersten Versuchs habe ich eingesehen, daß es besser wäre, wenn die kgl. Centralstelle durch einen Chemiker vom Fach die Sache weiter untersuchen lassen würde; auch sey ich durch mein Amt verhindert, den Versuchen die nöthige Zeit zu widmen.“ Dieser Zusatz, welcher der Redaction des Gewerbeblattes ein deutlicher Wink hätte seyn können, daß mein Versuch keinen Anspruch darauf macht, gegen die wissenschaftliche Arbeit des Hrn. Dr. Knapp zu Felde zu ziehen, wurde von ihr geradezu ignorirt und ich selbst war unangenehm überrascht, als ich las, wie aus einem Theile meines Berichts ein Artikel gemacht und ins Gewerbeblatt aufgenommen war, in einer Fassung, die den Schein erregt, als sey er von mir eigens zur Veröffentlichung übergeben worden, während es mir selbst nie eingefallen wäre, gegen einen anerkannten Chemiker polemisch aufzutreten, am wenigsten aber mit einem solchen vereinzelten Versuche. Diese Entstehungsweise des Artikels konnte Hr. Dr. Knapp freilich nicht ahnen; ich beruhige mich daher bei dem Gedanken, daß, wenn er sie gewußt hätte, er sich einer gemäßigtern Sprache gegen mich bedient hätte. Prof. Kommerell. Durch einen Mißgriff der Redaction des Gewerbeblattes aus Württemberg sind die Versuche des Hrn. Prof. Kommerell und ihre Tendenz in ein völlig schiefes Licht gestellt und ich zu einer Auffassung gezwungen worden, die mich nöthigte gegen ihn öffentlich aufzutreten, was ich nach obiger Aufklärung aufrichtig bedaure. Dr. Knapp.