Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 156, Jahrgang 1860, Nr. , S. 391
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Lenoir's Gasmaschine. Wir haben in diesem Bande des polytechn. Journals S. 83 Moigno's Bericht über den von Lenoir in Paris construirten Motor von einer Pferdekraft mitgetheilt welcher mit einem Gemisch von Leuchtgas und atmosphärischer Luft (statt reinem Sauerstoff und Wasserstoffgas) gespeist wird; dieses Gemisch wird mittelst des elektrischen Funkens entzündet, wo dann die durch Verbrennung des Wasserstoffs und Kohlenstoffs erzeugte Wärme eine Ausdehnung des Wasserdampfes und der Kohlensäure welche sich gebildet haben, so wie des zurückbleibenden Stickstoffs bewirkt, daher der Motor einen hohen Druck ausübt. Seitdem hat Lenoir einen solchen Motor von vier Pferdekräften bei dem Holzwaarenfabrikanten Levêque in Paris (Rue Rousselet No. 25) aufgestellt und seit vier Wochen ununterbrochen im Gang erhalten. Hr. Dr. Wilhelm Schwarz in Paris, welcher diese Maschine zu wiederholtenmalen und zuletzt am 25. Mai besichtigte, theilt darüber im württembergischen Gewerbeblatt Nr. 24 Folgendes mit: „Die Construction der aufgestellten Lenoir'schen Maschine von vier Pferdekräften ist eine äußerst einfache und compendiöse. Sie besteht aus einem horizontal liegenden Cylinder, welcher wie bei der Watt'schen Dampfmaschine oben und unten luftdicht verschlossen und mit einem gewöhnlichen Kolben versehen ist, dessen Stange unmittelbar auf die Schwungradwelle wirkt Das von der Straßenleitung entnommene und einen gewöhnlichen Gasmesser passirende Leuchtgas wird mittelst eines mit einem Hahnen versehenen Bleirohres in einen an der rechten Außenseite des Kolbencylinders liegenden Schieberkasten geleitet, daselbst mit der von Außen zuströmenden atmosphärischen Luft (5 Proc. Gas mit 95 Proc. atmosphärischer Luft) vermengt, und durch den hin und her gehenden Gleitschieber bald in den oberen, bald in den unteren Theil des Cylinders geleitet, und daselbst mittelst des elektrischen Funkens eines durch zwei Bunsen'sche Elemente gespeisten Ruhmkorff'schen Inductionsapparates entzündet. Die nach der Verbrennung gebildeten Gase werden mittelst eines zweiten an der linken Außenseite des Kolbencylinders liegenden Schieberkastens und einer kleinen Metallröhre von 3 Centimeter Durchmesser ins Freie geleitet. Sie entweichen mit Spannung und Geräusch ganz so wie der Dampf der Dampfmaschinen ohne Condensation Da der Cylinder durch die Verbrennung des Gases, und die Reibung des Kolbens sich bedeutend erhitzt und hiedurch der ruhige Fortgang der Maschine behoben würde, so hat Lenoir den Cylinder mit einer doppelten Wandung umgeben, zwischen welcher continuirlich ein Strom kalten Wassers läuft, das die Wärme bindet, und nach seinem Ablaufe somit weiterem Zwecke dienen kann. Dem Kolben wird selbstverständlich durch eine Schmierbüchse stetig Fett zugeführt. Wie hieraus hervorgeht, ist die Construction der Lenoir'schen Maschine eine höchst einfache; sie nimmt einen sehr geringen Raum ein, und functionirt äußerst ruhig, geräuschlos und regelmäßig, ohne die geringsten Stöße oder Erschütterungen. Ihr Gang wird durch eine einfache Drehung des Hahnes der Gaszuführungsröhre regulirt und kann durch die Schließung desselben augenblicklich zum Stillstande gebracht werden. Ihre Bedienung erfordert eine viel geringere Sorge und Aufmerksamkeit als die einer gewöhnlichen Dampfmaschine, abgesehen davon, daß bei dem neuen Systeme der Heizer gänzlich entbehrlich wird. Was den Kostenpunkt anbelangt, so stellt sich dieser heute schon entschieden zum Vortheile der Gasmaschine. Bei der Anschaffung entfallen zunächst die bei stehenden Dampfmaschinen nicht geringe sich beziffernden Kosten der Kessel und Feuerungsanlagen Die Ankaufspreise der Maschine selbst aber werden sich eben ihrer Einfachheit wegen weit billiger stellen, als jene der bisherigen Dampfmaschinen. Der Betrieb der in der Rue Rousselet aufgestellten Maschine von vier Pferdekräften erfordert einen halben Kubikmeter Leuchtgas per Pferdekraft und Stunde. Da nun die Pariser Gascompagnien das Leuchtgas zu dem Preise von 30 Centimes per Kubikmeter liefern, so kostet die Unterhaltung der Lenoir'schen Maschine von vier Pferdekräften täglich bei einer ununterbrochenen Arbeitszeit von zehn Stunden 6 Francs. Eine gewöhnliche Dampfhochdruck-Maschine bester Construction verbraucht 4 bis 5 Kilogramme Steinkohlen per Pferdekraft und Stunde; somit 4 1/2 Kil. im Durchschnittspreise zu 40 Frcs. die 1000 Kil. Kohle   7 Fr. 20 Cent. Ersparnis eines Heizers per Tag   3  „   20   „ Abnützung der Dampfkessel, der Erneuerungs. Anlage, des   Dampfschlotes, Interessen der Anlage (300 Frcs. per   Pferdekraft, somit 15 Proc. auf 1200 Frcs. durch 300 Tage)   –  „   60   „ ––––––––––––– Summe der Betriebskosten per Tag 11 Fr. 30 Cent. Es ergibt sich diesem nach selbst bei den gewöhnlichen hohen Preisen des Leuchtgases, wie sie gegenwärtig von den Consumenten in Paris bezahlt werden, eine tägliche Ersparniß von 5 1/2 Frcs. zu Gunsten der neuen Maschine. Da die außerordentliche Wichtigkeit der neuen Erfindung aber derselben die baldigste und ausgedehnteste Anwendung sichert, so ist nicht zu bezweifeln, daß man Bedacht nehmen wird, sich billiges Gas für den neuen Motor zu verschaffen, und zwar um so mehr, als derselbe eben so gut mit gekohltem als mit reinem Wasserstoffgas gespeist werden kann. – Die HHrn. Isoard und Comp. beschäftigen sich bereits mit Einrichtungen, um mittelst überhitztem Wasserdampf, welcher in Verbindung mit Steinkohlentheer durch rothglühende Eisenröhre geleitet wird, ein sehr kohlenstoffreiches Leuchtgas herzustellen, das auf nicht mehr als 1 1/2 Centimes per Kubikmeter zu stehen kommen soll. Die Lenoir'sche Maschine wird somit per Pferdekraft und Stunde nicht einmal einen Centime consumiren! Die Frage, ob sich die Erfindung Lenoir's mit gleichem Vortheile auch auf kräftigere Motoren von mehr als vier Pferdekräften anwenden lassen wird, muß erst durch die Erfahrung gelöst werden. Die Gelegenheit hiezu wird sich in kurzer Zeit darbieten, denn Hr. Plon, Besitzer einer der größten Pariser Buchdruckereien, hat bereits für sein Etablissement eine Gasmaschine von fünfzehn Pferdekräften bestellt. Lenoir gedenkt übrigens seine Erfindung auch auf Locomotivmaschinen auszudehnen und zu diesem Ende Cylinder mit comprimirtem Gas anzuwenden; er baut so eben ein kleines Fuhrwerk mit einer Maschine von einer Pferdekraft, welches demnächst zum Ergötzen der schaulustigen Pariser über die Boulevards laufen soll.“ Ueber Ventilation von Brunnen u.s.w.; von J. Löwenthal. Vor einigen Monaten wurde in meiner Nähe ein alter Brunnen tiefer gegraben. Ich wurde benachrichtigt, daß sich in demselben Stickluft (Ausdruck der Arbeiter) befinde. Ich ging hin und fand wirklich, daß in einer gewissen Tiefe ein Licht erlösche. Ich wollte daher Anstalten treffen, durch die bekannten Mittel die irrespirablen Gase zu entfernen, wurde aber bald daran verhindert, indem mir Hr. M. J. Hünerbein. Kupferschmied und Pumpenmacher von hier (Elberfeld), erklärte, er wende bei solchen Fällen bereits eine Reihe von Jahren ein viel einfacheres Verfahren an, wie das welches ich ausführen wollte, indem er ganz einfach ein Gefäß mit concentrirter Salzsäure und Zink (Granalien) hinunterlasse, dieses vertreibe in kurzer Zeit alle böse Luft Es sey aber erforderlich, daß die Säure mit dem Zink koche (also eine stürmische Gasentwickelung). Dieses Mittel sey ihm noch nie fehlgeschlagen, und habe sich niemals eine Explosion beim unmittelbaren Einsenken von Licht gezeigt. Um den Salzsäuredampf zu beseitigen, läßt er einen offenen Regenschirm nieder und zieht ihn sofort wieder heraus. Auf mein ferneres Befragen, wenn es sich um ein Menschenleben handle, wie schnell er dann glaube nach seiner Methode fertig zu werden, versicherte Hr. Hünerbein, daß er nach fünf Minuten bei der Person sehn wolle, ohne für sich selbst das Geringste zu befürchten Ich glaube Vorstehendes der Oeffentlichkeit übergeben zu müssen, da einerseits Zink und Salzsäure überall leicht vorräthig zu halten sind, andererseits allerdings das sehr leichte, mit großer Heftigkeit entwickelte Wasserstoffgas einen lebhaften und schnellen Luftzug hervorbringt. In offenen Kellern und Brunnen ist nicht leicht ein Zurückbleiben von Knallgas zu befürchten, da dasselbe, wie bekannt, mit großer Schnelligkeit in Gefäßen entweicht. Nachschrift. Auf meine Aufrage an Hrn. Hünerbein, wie er auf diese Methode gekommen, erwiederte mir derselbe, daß er bei seinem Geschäft sehr häufig Pechdünste in seiner Werkstelle habe. Aber auch sehr häufig bedürft er Salzsäure, in welcher Zink vorher gelöst sey. Diese letztere Zinklösung macht er sich selbst, und bei dieser Darstellung habe er beobachtet, daß alle Dünste ohne Ausnahme sofort aus seiner Werkstelle verschwunden sind und eine gesunde, reine Luft an deren Stelle getreten. (Journal für praktische Chemie, 1860, Bd. LXXIX S. 481.) Ueber Wiederherstellung lädirter Spiegelfolien. Eine Ausbesserung der Spiegelfolie gilt selbst in Spiegelfabriken als ein sehr schwieriges Unternehmen. In der „Polytechnischen Gesellschaft“ zu Leipzig wurde dagegen unlängst folgendes Verfahren mitgetheilt, welches nach vorgenommenen Versuchen sich als ausgezeichnet einfach und praktisch bewährt haben soll. Bei einem Spiegel, dessen Folie der Zahn der Zeit an einer Stelle zerstört, reinigt man die betreffende Stelle mittelst sanftem Reiben mit feiner Baumwolle so sorgfältig als nur möglich, bis man sicher ist, daß jede Spur von Staub oder Fett entfernt ist. (Bei nachlässiger Reinigung bleibt ein Rand an der ausgebesserten Stelle sichtbar). Dann umschneidet man mit einem Messer am Rande eines anderen Spiegelstückes einen Theil der Folie so, daß das vom Verbande mit dem übrigen Spiegelbelege abgetrennte Stück etwas größer ist als die Lücke, welche man ausbessern will. Auf jenes umschnittene Stück Folie bringt man nun einen kleinen Tropfen Quecksilber (für die Fläche vom Umfange eines Fingernagels etwa einen Tropfen von der Größe eines Stecknadelknopfes); das Quecksilber breitet sich augenblicklich aus, löst das Amalgam bis an die Gränze des Messerschnittes, und macht es verschiebbar, so daß man es auf die auszubessernde Stelle hinüber schieben kann. Dieß letztere ist der schwierigste Theil der Arbeit. Dann drückt man mit Baumwolle das Amalgam an genannter Stelle fest, läßt es wieder erhärten und hat dann den Spiegel „wie neu“ wieder hergestellt. (Reclam's Kosmos, 1860 S. 32.) Ueber die Reinigung der Platintiegel und das Verhalten derselben in der Gasflamme; von Prof. O. L. Erdmann in Leipzig. Berzelius theilt in seinem Lehrbuche, 4. Auflage 1841, einiges über Behandlung und Reinigung der Platintiegel mit, was bei den meisten Chemikern, sehr mit Unrecht, keine Beachtung gefunden hat. Insbesondere gilt dieß von folgender Stelle S. 516: „Manche Substanzen lassen auf der Oberfläche von Platin Flecken zurück, die schwierig abzuwaschen sind. Von diesen reinigt man die Tiegel sehr leicht durch Scheuern mit Seesand (Ballastsand), dessen Körner alle rund sind, und den man zur Entfernung aller größeren Körner zuvor durch ein Haarsieb gesiebt hat. Das Scheuern verrichtet man mit ein wenig Wasser und mit dem Zeigefinger auf die Weise, daß die Körner beständig in rollende Bewegung kommen Hierdurch wird das Metall blank und polirt und dabei nur sehr unbedeutend abgenutzt. – Es ist von großer Wichtigkeit, die Oberfläche der Tiegel stets polirt zu erhalten, weil sie alsdann nur wenig von solchen Substanzen angegriffen werden, die sie sonst schnell genug angreifen würden; und wenn ein Tiegel einmal angegriffen ist, läßt sich nach Ausziehung der fremden Substanzen mit Säuren, fast nichts mehr darin glühen, ohne ihn noch weiter anzugreifen, wenn nicht zuvor die innere poröse Oberfläche vorsichtig gehämmert und dann polirt worden ist. – Bekommt Platin Flecken, die nicht ohne zu große Abnutzung mit Sand wegzubringen sind, so schmilzt man darin entweder saures schwefelsaures Kali bei Glühhitze und mit aufliegendem Deckel, oder besser etwas Borax zu Glas, wodurch die Oberfläche stets wieder rein und metallisch wird, und worauf man sie durch Scheuern mit Sand wieder polirt. Die Abnutzung bei diesem Scheuern ist so gering, daß die auf diese Weise gereinigten Tiegel noch nach 20jährigem Gebrauche in vollkommen gutem Zustand sind.“ In meinem Laboratorium ist der Seesand zum Reinigen der Platintiegel in der Weise im Gebrauch, daß nach jedesmaligem Gebrauche das Abputzen mit Seesand erfolgt. Zu diesem Zwecke sind Schalen mit nassem Sande beständig zur Hand, deren sich die Practicanten zu bedienen haben, ehe sie das Gefäß zurückgeben. Das Abpoliren ist in wenigen Minuten geschehen, während, wenn der Tiegel öfter benutzt worden ist, ohne ihn zu poliren, es schwer hält, die Politur wieder herzustellen. Die Tiegel im hiesigen Laboratorium haben in Folge dieser Behandlung beständig die Farbe und Politur neuer Tiegel, während ich in vielen Laboratorien, in welchen der Seesand nicht eingeführt ist, dieselben grau, matt und rissig gefunden habe. Ich habe es für nützlich gehalten an Berzelius' von der Erfahrung so wohl bewährte Behandlungsweise der Platingefäße besonders jetzt zu erinnern, wo die immer allgemeiner werdende Benutzung des Gases in den Laboratorien es doppelt nöthig macht die Platingefäße sorgfältig zu behandeln, wenn nicht die starke Hitze der Gasflammen dieselben sehr bald zerstören soll. Ueberall wo Gasheizung in den Laboratorien eingeführt ist, hört man die Klage, daß die Gasflammen das Platin verderben; die Platintiegel überziehen sich beim Glühen in der Gasflamme, bei Anwendung einer Bunsen'schen Lampe, mit einem grauen Häutchen, besonders wenn sie von dem inneren Flammenkegel getroffen werden. Dieß geschieht um so leichter, je stärker der Druck ist, unter welchem das Gas ausströmt. Im hiesigen Laboratorium strömt das Gas unter 4–5 Zoll Druck aus; hierbei ist die Wirkung der Gasflammen eine überaus kräftige, und ich empfehle den gleichen Druck überall in den Laboratorien anzuwenden, was leicht durch Anbringung eines kleinen Gasometers möglich ist, durch welches das Laboratorium sich unabhängig machen kann von dem geringeren Drucke im städtischen Röhrensystem und den darin herrschenden Schwankungen. Bringt man in eine so kräftige Gasflamme einen Platintiegel, so sieht man, daß der innere Flammenkegel sofort einen matten Ring auf dem blanken Metalle erzeugt, welcher besonders während des Glühens sichtbar ist. Dieser verbreitet sich immer mehr und nach längerem Glühen findet man den ganzen Boden grau und matt. Ich habe lange nach der Ursache dieser Erscheinung gesucht. Die Ursache ist weder Schwefel, wie einige glauben, noch ein von Aschenbestandtheilen gebildeter Ueberzug, sondern einfach eine oberflächliche Auflockerung des Gefüges des Platins in Folge der starken Hitze, daher sie zunächst an der heißesten Stelle der Flamme eintritt. Ich habe darüber bei Gelegenheit eines Besuchs des Hrn. Prof. Pettenkofer aus München, welcher die wahre Ursache richtig vermuthete, einige Versuche angestellt, welche keinen Zweifel daran übrig lassen, daß die Erscheinung durch eine Molecularveränderung der Oberfläche begründet ist. Glüht man einen gewogenen blanken Tiegel längere Zeit über der Lampe, indem man von Zeit zu Zeit seine Lage gegen die Flamme ändert, um einem möglichst großen Theile der Oberfläche den grauen Ueberzug zu geben, und bestimmt dann das Gewicht aufs Neue, so findet man dasselbe nicht vermehrt. Weder durch Schmelzen mit saurem schwefelsaurem Kali, noch durch Schmelzen mit kohlensaurem Natron läßt sich der graue Ueberzug beseitigen. Er verschwindet aber, wenn man den Tiegel mit Seesand polirt und hierbei vermindert sich das Gewicht des Tiegels nur höchst unbedeutend; bei einem 25 Grm. wiegenden Tiegel betrug die Abnutzung kaum 1/2 Milligr. Betrachtet man die grauen Flecken des Tiegels unter dem Mikroskope, so zeigt sich deutlich, daß das Metall eine rauhe, fast warzige Oberfläche erhalten hat, die in dem Maaße sich verliert, als man mit Seesand polirt. Platindrähte, die man anhaltend in der Gasflamme glüht, z.B. die Triangel, auf welche man die Tiegel zu setzen pflegt, werden bekanntlich grau und spröde. Unter dem Mikroskope zeigen sie eine Menge feiner der Länge nach laufender Risse, sie lockern sich auf, bis sie, wenn die anfangs oberflächliche Veränderung tiefer eingedrungen ist, zerbrechen. Reibt man solchen Draht anhaltend und stark mit Seesand, so verschwinden die Risse, der Draht wird blank und glatt, indem die Sandkörner hier wie bei den Tiegeln als rotirende Polirstähle wirken, die dem Metalle seinen Zusammenhang wieder geben und dabei nur wenig Substanz abreiben. Am schönsten sieht man die auflockernde Wirkung der Glühhitze auf Metalle beim Glühen von Silber in der Gasflamme. Ein starkes polirtes Silberblech wird sofort in der Gasflamme matt weiß. Unter dem Mikroskope erscheint das Metall warzig aufgetrieben) da wo der Umfang der innern Flamme gewirkt hat, ist die warzige Beschaffenheit schon dem bloßen Auge sichtbar. Ein Strich mit dem Polirsteine drückt die aufgeriebenen Theilchen nieder und stellt die Politur wieder her Die eigenthümliche Beschaffenheit der Oberfläche, welche das Silber beim Glühen annimmt, ist den Technikern wohl bekannt, sie kann durch kein Netzen mit Säuren ersetzt werden. Was nun aber beim Silber ein mattes Weiß ist, das erscheint beim Platin als Grau. Wird jeder Beginn dieser Auflockerung immer wieder durch die Anwendung des Seesandes aufgehoben, so halten die Tiegel sich unverändert, während sie außerdem allmählich spröde werden müssen. Tiegel aus Iridiumplatin verhalten sich ganz wie Platin beim Glühen; es ist aber die völlige Wiederherstellung der Politur durch Seesand etwas schwieriger als bei reinem Platin, was sich aus der größeren Härte der Legirung leicht erklärt. Der Seesand welchen ich benutze, ist aus Schweden bezogen. Er ist von röthlichgrauer Farbe und besteht aus Körnern von verschieden, weiß, gelb und roth gefärbtem Quarz, Titaneisen, vielleicht Spinell u.s.w. Auch eine weiße Sorte habe ich gut gefunden Unter dem Mikroskope zeigt sich, daß kein Korn scharfe Ecken oder Kanten besitzt) alle Körner erscheinen stumpfeckig. Dergleichen Seesand ist bei dem Mechaniker Hugershoff in Leipzig zu erhalten. (Journal für praktische Chemie, 1860, Bd. LXXIX S. 117.) Zur Gasbeleuchtung-Angelegenheit der Stadt Leipzig. Erklärung. Unterm 12. December v. J. schrieb Hr. N. H. Schilling, Director der Münchner Gasbeleuchtung-Gesellschaft, Folgendes an mich: „Ew. – haben, wie ich erfahren, kürzlich ein sehr eingehendes Gutachten über die Gasbeleuchtung-Angelegenheit in Leipzig abgegeben. Ich würde es mir zur großen Ehre rechnen, ein so wichtiges Aktenstück in meinem „Journal für Gasbeleuchtung“ abdrucken zu dürfen, und erlaube mir hierdurch die hoffentlich nicht unbescheidene Bitte an Ew. – zu stellen, mir – falls nicht mir unbekannte Bedenken entgegen stehen sollten – dasselbe für diesen Zweck mittheilen zu wollen“ u.s.w. Ich antwortete hierauf Hrn. Sch. in dem Sinne. daß das von mir abgegebene Gutachten Eigenthum des Stadtrathes zu Leipzig sey, welcher mich mit Abgabe desselben beauftragt, und daß ich ohne dessen Genehmigung dasselbe nicht veröffentlichen könne; daß aber auch, diese Genehmigung vorausgesetzt, das Gutachten seiner ganzen Form nach nicht zur Publication geeignet sey, ich aber beabsichtige, später eine Bearbeitung seines Inhaltes für die Oeffentlichkeit vorzunehmen. Ich erinnere mich nicht genau der Worte, genug, daß meine Antwort ablehnend war. Zu meinem Erstaunen finde ich aber im Maihefte des Schilling'schen Journals für Gasbeleuchtung mein Gutachten mit einigen Weglassungen im Texte und ohne die dem Originale beigefügten Belege abgedruckt. Von dem Stadtrathe zu Leipzig ist mir die Mittheilung gemacht worden, daß derselbe Niemanden die Veröffentlichung meines Gutachtens verstattet habe. Hr. Schilling hat also den Abdruck ohne Wissen, beziehentlich wider den ausdrücklich erklärten Willen, der zur Veröffentlichung allein Berechtigten bewirkt. Einer Redaction, welche in solcher Weise verfährt, stand es sehr wohl an dem von ihr in eigenthümlicher Weise erworbenen Gutachten im Drucke einen Artikel vorangehen zu lassen, in welchem das Verfahren des Verfassers des Gutachtens als „widersinnig“ bezeichnet wird, in welchem ihm Grundirrthümer in höherer Potenz u.s.w. vorgeworfen werden. Auf diese Kritik selbst, welcher durchaus Mißverständniß, wo nicht Schlimmeres, zu Grunde liegt einzugehen, fehlt es mir an Neigung wie an Zeit. Dr. O. L. Erdmann,                  Prof. d. techn. Chemie a. d. Universität zu Leipzig. Verfahren zum Bleichen der Baumwollengarne auf kaltem Wege, statt der gebräuchlichen Auskoch- oder Bäuchmethode; von J. H. Grob in Kappel, Canton St. Gallen. Vor zwei Jahren ist es mir gelungen, ein ganz sicheres Verfahren zu entdecken, wonach alle Baumwollengarne entweder ohne Abkochung gut und egal gefärbt oder „auf kaltem Wege,“ d.h. ohne den mindesten Verbrauch von Brennmaterial sehr schön weiß gebleicht werden können. Seither wende ich dieses Verfahren in meiner Garnbleicherei fortwährend und mit dem besten Erfolge an: dasselbe übertrifft wegen seiner Einfachheit und Vortheilhaftigkeit entschieden jede andere Garnbleichmethode. Die Anwendung besagter Methode, die überall und von gewöhnlichen Arbeitern mit Leichtigkeit prakticirt werden kann, erfordert keine außerordentlichen Einrichtungen; nur eine oder zwei Kufen. Nach fraglichem Verfahren kann ein Mann acht Centner rohes Garn während dem Zeitraume eines ganzen Tages mit 11 oder höchstens 12 Arbeitsstunden fertig bleichen, jedoch ohne das Abringen. Trocknen und Zusammenlegen. Zu kleineren Partien bedarf es verhältnißmäßig weniger Zeit Eine solche von 2 Centnern erfordert nur 4 Arbeitsstunden und könnte nöthigenfalls insofern sie des Morgens früh in Arbeit genommen wird, am gleichen Tage fix und fertig gebleicht, und auch getrocknet werden. Das nöthige Bleichmaterial, um einen Cntr. Garn nach meiner Methode zu bleichen, kostet durchschnittlich Frc. 1. 42 Cent = 40 kr. R.-W. Wohl in den meisten Bleichereien wird auf einen Cntr. Garn für diesen Betrag an Material (Chlorkalk, Soda. Säure etc.) verbraucht werden. Es ist deßhalb eine – von verschiedenen Bleichern in und außer der Schweiz – anerkannte Thatsache, daß bei Anwendung meiner Kaltbleichmethode nicht nur das zum Bäuchen nöthige Brennmaterial, sondern auch noch ein Theil Arbeit erspart werden kann. Einen ebenso bedeutenden Nutzen gewahrt mein Verfahren in der Garnfärberei. Während der zwei letztverflossenen Jahre sind in schweizerischen und ausländischen Färbereien eine Menge Partien Baumwollengarne, die nicht abgekocht, Wohl aber nach meiner Methode präparirt waren, – türkischroth, kaliblau, küpenblau, lila, chromgrün, falschroth u.s.w. gefärbt worden. Immer und überall waren diese Farben egal und im Vergleiche zu den ausgekochten Garnen etwas dunkler und lebhafter als diese. Das die Ablochung ersetzende Präpariren der Garne kostet per ein Centner höchstem Frc. 1/2 = 14 kr. R.-W. Zu bemerken ist hiebei, daß fragliches Verfahren allen Türkischroth-Garnfärbern ohne Ausnahme, sowie Couleur- und Blaufärbern, welche nur einen bis höchstens zwei Cntr. Garn zumal in einem Kessel auskochen können, viel mehr Vortheil darbietet, als denjenigen Couleur- und Blaufärbern, welche größere Partien mit Dampf abkochen. Um meine neue Methode, welche ich den Betheiligten zum Kaufe anbiete, allseitig und gründlich prüfen zu lassen, theilte ich sie unter Zusicherung der Geheime Haltung dem Director des eidgenössischen Polytechnicums und mehreren Türkischrothfärbern. Coleurfärbern und Bleichern mit deren Zeugnisse das vorstehend Gesagte bestätigen. Gutachten. Der Unterzeichnete wurde von Hrn. Grob zur Bleiche in Kappel, Canton St. Gallen, um eine Untersuchung und Beurtheilung des von ihm erfundenen und angewandten Vorbereitungsverfahrens zum Bleichen oder Färben von Baumwollengarn angegangen. Der Zweck der von demselben gebrauchten Manipulation ist: das wohl fast allerwärts noch gebräuchliche mehrstündige Auskochen der Garne zu ersparen. Die mündlichen Mittheilungen, die mir von Hrn. Grob über seine Behandlungsweise der Garne im Voraus gemacht worden waren, entsprachen ganz meiner, bei verschiedenen Anlassen dargelegten Ansicht, daß die Benetzbarkeit der Baumwollfaser die einzige Vorbedingung für die Wirksamkeit von Bleich – oder Färbematerialien sey, und daß diese Eigenschaft auch durch eine Reihe anderer Mittel als das übliche Auskochen der Faser ertheilt werden könne Ich unterzog mich deßhalb dem Ansuchen des Hrn. Grob, in der Hoffnung, die principielle Auffassung einer wichtigen technischen Aufgabe durch einläßliche Würdigung und Verbreitung seines Verfahrens gefördert zu sehen. Nach genauer Beobachtung des Processes, der von Anfang bis zu Ende in der Bleichanstalt des Hrn. Grob unter meinen Augen aufgeführt wurde, nehme ich keinen Anstand, ein günstiges Urtheil mit den hier folgenden Motiven darüber auszusprechen. 1) Der Bleichproceß wird ganz auf kaltem Wege ausgeführt. 2) Das Verfahren, welches ich auf Garnpartien von 2–3 Cntrn. ausführen sah, bietet nach meiner Wahrnehmung für ähnliche Quantitäten durchaus keine Schwierigkeiten; und läßt sich, nach meinem Dafürhalten, auch mit größeren Partien ohne solche ausführen. 3) Die Dauer der Behandlung der Garne, der Aufwand an Arbeitskräften oder Materialien sind unter allen Umständen nicht groß. 4) Für den Bleichproceß läßt sich das Verfahren mehr abkürzen als für die Färberei. 5) Die Qualität der Garne leidet nicht im geringsten durch dasselbe. 6) Das Verhältniß der Kosten des neuen Verfahrens gegenüber der älteren Methode des Auskochens hängt von mancherlei äußeren Umständen ab. Denn a) die für den Bäuchproceß übliche Zeit wird in den verschiedenen Bleichereien und Färbereien sehr verschieden getroffen; b) mit dem Preis des Brennmaterials ist es der gleiche Fall; die Bleicher und Färber arbeiten in dieser Beziehung unter sehr verschiedenen Bedingungen; c) in größeren Etablissements kann der abgehende Dampf eines ohnedieß immerwährend geheizten Dampfkessels benutzt werden u.s.w. Immerhin aber ist hervorzuheben, und muß bei Erwägung der Vortheile auf kaltem Wege festgehalten werden: a) daß die Anlage, die Beaufsichtigung und Unterhaltung eines Kessels und Herdes, wenn diese nicht zu anderen Zwecken dienen, beseitigt ist; b) daß für den Bleichproceß die Kosten des Brennmaterials, mögen diese nun mehr oder weniger betragen, erspart werden; c) daß die Arbeit, welche nach der vorgeschlagenen Methode aus die zum Färben bestimmten Garne verwendet werden muß, nur unbedeutend größer ist, als die bei der Bäuchmethode nöthigen Arbeiten des Einlegens, Ausnehmens, Abringens der Garne u.s.w. daß man ferner annehmen kann, die Gesammtkosten dieses das Abkochen ersetzenden Verfahrens übersteigen nicht Fr. 1/2 für einen Cntr. Garn. 7) Ueber den Erfolg, d.h. die Tauglichkeit der Garne zum sofort vorzunehmenden Bleich- oder Färbeproceß habe ich die nachfolgenden Erfahrungen anzuführen. a) Das Weiß ist tadellos und wird zu Stande gebracht ohne irgend einen Mehrverbrauch an Bleichmaterialien verglichen mit dem gebräuchlichen Verfahren.b)Küpenblau, in meiner Gegenwart auf einen Strähn in einer Färberei aufgeführt, zeigte sich nach dem Trocknen völlig gleichmäßig in Farbentiefe.c)Quercitrongelb, Holzblau s. g. Kaliblau (Berlinerblau) wurden im technischen Laboratorium des eidgenössischen Polytechnicums gleichzeitig auf ausgekochte und kalt vorbereitete Garnsträhne von gleicher Nummer und gleicher Baumwollsorte gefärbt. Es zeigten diese Farben auf beiden Partien durchaus keine ungleichen Stellen; diejenigen auf kalt präparirten Garnen waren eher im Vergleich mit den gebäuchten Garnen um einen Ton tiefer ersteres Garn gab letzterm wenig an Geschmeidigkeit des Angriffes nach. Die Haltbarkeit beider Färbungen wurde durch verschiedene Mittel untersucht, und nicht der geringste Unterschied in dieser Beziehung gefunden. Faßt man das Charakteristische der mehrgenannten Methode zusammen, so darf für sie zunächst das angeführt werden, daß sie dazu beiträgt, ein allgemein verbreitetes ängstliches Vorurtheil hinsichtlich der vermeintlichen absoluten Nothwendigkeit des Garnbäuchens zu verdrängen Am entschiedensten werden sich die mit ihrer Einführung verbundenen Vortheile für die Baumwollgarnbleicher herausstellen Unzweifelhaften Nutzen kann aber bei nur einiger Aufmerksamkeit auch der sog. Couleurgarnfärber und zwar am meisten ein Geschäft aus ihr ziehen, welches nicht mehr als zwei Cntr. Garn zumal abkocht. Ueber ihre Anwendbarkeit für Türkischrothfärberei habe ich zur Stunde nicht eigene Kenntniß, Hr. Grob hat sich jedoch authentische Zeugnisse von Rothfärbern auf das Resultat von ausgeführten Farben hin ausstellen lassen. Zürich, den 12. Januar 1860. Prof. Dr. Bolley. Notiz in Betreff der Reinigung der bedruckten Zeuge vor dem Ausfärben; von J. Löwenthal. Es ist allgemein bekannt, daß diejenigen Stoffe, welche mit essigsaurer Thonerde oder Eisenbeize gedruckt sind, vor dem Ausfärben mit Krapp einer sorgfältigen Reinigung bedürfen. Diese Reinigung hat 1) angeblich zum Zweck, die Beizen auf dem Stoff zu befestigen, 2) das Verdickungsmittel (Stärke, Gummi u.s.w.) vollständig zu entfernen. Vieles ist schon hierüber geschrieben worden. Es ist mir aber nicht bekannt, daß jemals der Diastase Erwähnung geschehen sey. Und doch ist deren lösende Wirkung auf Stärke allgemein bekannt. Ich habe daher Versuche mit derselben, d.h. mit Malz, angestellt. Ich habe gefunden, daß das Malz in Verbindung mit vorher abgekochter Kleie oder Kuhkoth sehr vorzüglich ist, um solche Stoffe, die mit Thonerdebeize, mit Stärke verdickt, gedruckt sind, sehr schnell zu reinigen. Etwas langsamer geht es mit Eisenbeize, aber immer noch ungleich schneller wie ohne Anwendung von Malz. – Eine Temperatur von 35 bis 40° Reaumur genügt, um das Malz stark einwirkend zu haben. In Verbindung mit Wasserglas war das Malz nicht anwendbar, indem es dann Flecken beim Färben verursachte. Dieses ist aber nur vom Malz gesagt, ganz anders kann es sich vielleicht auch in diesem Falle mit reiner Diastase herausstellen. (Journal für praktische Chemie, 1860, Bd. LXXIX S. 481.) Fabrication von Schleifsteinen aus Kautschukmasse, von Deplanque in Paris. Nach einem von Salvétat an die Société d'Encouragement erstatteten Bericht fabriciren Deplanque Vater und Sohn in Montrouge (route d'Orléans, 114) aus einer Kautschukmasse Schleifsteine zum Schleifen, Poliren und Abziehen von Metallen. Diese Fabrication findet zwar erst in kleinem Maaßstabe statt, die Producte derselben scheinen aber vollkommen brauchbar zu seyn. Salvétat theilt darüber Folgendes mit: Der Kautschuk, welchen man anwendet, ist die unter dem Namen Kautschuk von Java bekannte Sorte. Er wird zunächst möglichst gereinigt, indem man ihn durch ein kreisförmiges Messer in Scheiben zerschneidet, diese mittelst eines Walzwerks weiter zerkleinert und sodann wäscht, bis die Verunreinigungen möglichst beseitigt sind. Der gewaschene Kautschuk wird in einer Kammer, deren Temperatur man während 1/2 Stunde auf 120° C. erhöht, erweicht und darauf in einem Walzwerk, dessen Walzen auf 120 bis 140° C. erwärmt sind, bearbeitet, so daß er sich in eine plastische Masse verwandelt. Diese vermischt man mit Schwefel und dem Schleifpulver, welches je nach dem Zweck aus Quarzsplittern, aus mehr oder weniger feinem Smirgel oder aus Bimssteinpulver besteht. Auf 1 Kilogr. Kautschuk nimmt man 250 bis 500 Grm. Schwefelblumen, und der Mischung dieser beiden Stoffe fügt man z.B. für Drehsteine 15 bis 20 Kilogr. Quarz, für Handschleifsteine 9 bis 15 Kilogr. Bimsstein oder Smirgel hinzu. Man läßt die durch die heißen Walzen plastisch erhaltene Masse das Schleifpulver und den Schwefel allmählich in sich aufnehmen, indem man sie wiederholt zwischen den Walzen, die einander immer mehr genähert werden, durchgehen läßt und das Schleifpulver und den Schwefel nach und nach in kleinen Antheilen hinzu bringt. Wenn die Masse zu einem homogenen Teige geknetet ist, läßt man sie etwas erkalten und gibt ihr sodann die beabsichtigte Gestalt. Bei der Anfertigung von Handschleifsteinen geschieht dieß durch Pressen in einer Form, Drehsteine werden dagegen mittelst einer Art Durchschlag aus einem plattenförmigen Stück der Masse, welches durch Walzen in der nöthigen Dicke hergestellt wurde, ausgeschlagen. Die auf die eine oder andere Art geformten Schleifsteine werden in einer durch Wasserdampf oder durch trockene Wärme erhitzten Kammer gehärtet. Man legt sie dabei auf einander, indem man durch aufgestreutes Talkpulver das Zusammenkleben verhütet, und beschwert sie mit glatten Eisenstücken. Die auf das Härten zu verwendende Zeit ist je nach der Dicke der Stücke verschieden. Bei Stücken von 1 bis 2 Centim. Dicke dauert das Härten 3, bei solchen von 2 bis 6 Centim. Dicke 5 Stunden. Die Hitze in der Kammer beträgt in jedem Falle 150 bis 180° C. Nach dem Erkalten sind die Schleifsteine fertig. Man pflegt sie aber noch theils durch Smirgeln, theils durch Reiben an einer gußeisernen Platte, wodurch die Unregelmäßigkeiten des äußeren Korns und die Fettigkeit, welche beim Härten an die Oberfläche tritt, beseitigt werden, vollends vorzurichten. (Bulletin de la Société d'Encouragement, December 1859, S. 721; württembergisches Gewerbeblatt, 1860, Nr. 21.) Ueber Phosphorzündhölzchen mit silberglänzenden Köpfchen; von J. Ginzky. Unter den ordinären Sorten der Zündhölzchen erfreuen sich die mit silberglänzenden Köpfchen einer besonderen Beliebtheit beim Publicum. Wir geben hier in der Kürze die Vorschrift zur Verfertigung derselben und knüpfen daran einen Vorschlag zur bequemeren und vielleicht auch besseren Erzeugung derselben. Da das Schwefelblei die einzige Schwefelverbindung von metallischem Glanze ist, und der Zündmasse der Zündhölzchen meist Bleisuperoxyd als Sauerstoff hergebender Körper zugesetzt wird, so liegt der Gedanke nahe, durch Entwickeln von Schwefelwasserstoffgas aus Schwefeleisen und Salzsäure in der Trockenkammer oder Einleiten in dieselbe, das Bleioxyd in der feuchten Zündmasse in Schwefelblei zu verwandeln und so die Köpfchen mit einer die Brauchbarkeit durchaus nicht beeinträchtigenden feinen silberglänzenden Schicht zu überziehen. Anstatt das Schwefelwasserstoffgas so zu entwickeln, daß man das gröblich gepulverte Schwefeleisen in eine irdene Schale gibt und mit Salzsäure oder verdünnter Schwefelsäure überschüttet in die Trockenkammer stellt, wäre es unserer Ansicht nach bequemer und paffender, das Schwefelwasserstoffgas außerhalb der Kammer in einem gewöhnlichen Wasserstoffgas – Apparate zu entwickeln und mittelst eines Kautschuk- oder Glasrohres in die Kammer zu leiten. Man erreicht dadurch den Vortheil, daß man nicht durch das überschüssige Gas zu leiden hat. Hat das Gas seine Schuldigkeit gethan, so entfernt, respective entleert man den Gasentwickelungsapparat. Aus der Trockenkammer kann das überschüssige übelriechende Gas mittelst eines luftdicht in die Wand eingefügten Glasrohres in eine gut ziehende Esse abgeführt werden. Sollen die Zündholzköpfchen einen besonders schönen Glanz bekommen, so müssen sie vor dem Einsetzen der Hölzer in die Trockenkammer in eine verdünnte Lösung von Bleizucker (essigsaurem Bleioxyd) getaucht werden. (Stamm's illustr. Zeitschrift, 1860 3. 50.) Hirse-Schälmühlen mit Gutta-percha-Boden. Von der königl preuß. Regierung zu Oppeln und durch Hrn. Regierungsrath Schück daselbst gieng der Redaction des Breslauer Gewerbeblatts folgende interessante Mitheilung zu, deren Einsender indessen nicht genannt seyn will. „Im Besitze einer Hand-Hirsemühle habe ich bei derselben statt des feuchten Lehmbodens einen Gutta-percha-Boden angebracht Dieser hat sich mir als vollkommen praktisch erwiesen, da er die Hirse, namentlich wenn dieselbe gleichkörnig ist, sehr schön abhülft. Es wird dadurch viel Zeit erspart und dadurch hinwiederum eine wohlfeilere Enthülsung der Hirse ermöglicht. Wenn auch von Zeit zu Zeit der Oberstein abgehoben, gewaschen und getrocknet werden muß, so fällt doch die sehr umständliche öftere Erneuerung oder Befeuchtung des Lehmbodens weg, indem der Gutta-percha-Boden unverändert bleibt. Sollte derselbe ja mit der Zeit seine Elasticität verlieren, so ist dieselbe leicht wieder herzustellen, indem man den Boden in warmem Wasser einweicht. Sollte der Gutta-percha-Boden dagegen durch Steinchen oder andere Gegenstände eine Verletzung erleiden, so kann dieselbe durch ein heißes Eisen leicht wieder zugeschmolzen werden, im Fall sich die Wunde nicht, wie dieß gewöhnlich der Fall ist, von selbst zuzieht. Der Gutta-percha-Boden wird in der erforderlichen Durchmessergröße, einen halben Zoll dick, mit der nöthigen Oeffnung im Centrum von der Gutta-percha-Fabrik von Fonrobert und Prukner in Berlin angefertigt, auf eine, aus zwei- oder dreizölligen festen Bohlen gefertigte runde Unterlage mit vielen Stiften gleichmäßig am äußeren Rande festgenagelt, in die hölzerne Unterlage die Spindelbüchse befestigt, so daß sie mit dem Gutta-percha-Boden in gleicher Höhe ist, und die von der Büchse nicht ausgefüllte Centrum Oeffnung des Gutta-percha-Bodens mit Mehlteig oder dergleichen ausgefüllt. Mein Gutta-percha-Boden hat 18 Zoll im Durchmesser, ist 1/2 Zoll dick und kostet 10 Thlr. Für eine gewöhnliche Mühle dürfte er 30–40 Thaler kosten; zwar viel Geld, aber durch Ersparniß an Zeit und Arbeit bald wiedererstattet. Ich lasse 34 36 Stunden fortmahlen, bevor ich den Oberstein wieder abheben, waschen und trocknen lasse.“ (Breslauer Gewerbeblatt, 1860, Nr. 10.) Anwendung des Wasserglases beim Oculiren der Bäume; von Hrn. Rösler. Bisher war meines Wissens zur Oculirung nur das Baumwachs und das Wasserharz in Anwendung gekommen. Ich machte aber kürzlich den Versuch mit Wasserglas, was sehr gut gelang und weit billiger als vorgenannte Artikel zu stehen kommt. Die Manipulation ist äußerst einfach. Man nimmt so viel Wasserglas als man gerade braucht, vermengt es mit fein gestoßener Champagner-Kreide (oder fein gesiebtem Chausseestaub von Kaltsteinen) zu einem leichten Brei und bestreicht hiemit die wunden Theile des oculirten Baumes. Gegen jeden Witterungseinfluß ist hiedurch der Baum geschützt und nur selten kann bei richtiger Behandlung ein Zweig ausbleiben. Noch habe ich anzuführen, daß diese Masse viel bequemer ist als die bisher verwendeten, weil sie nicht erwärmt zu werden braucht. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1860, Nr. 22.)