Titel: Verfahren zur Zugutemachung der Schwefel-, Phosphor- und Antimonmetalle, insbesondere der Bleierze; von de Bronac und Deherrypon in Brüssel.
Fundstelle: Band 157, Jahrgang 1860, Nr. LXXXVI., S. 342
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LXXXVI. Verfahren zur Zugutemachung der Schwefel-, Phosphor- und Antimonmetalle, insbesondere der Bleierze; von de Bronac und Deherrypon in Brüssel. Patentirt in Belgien am 29. Januar 1859. – Aus Armengaud'sGénie industriel, März 1860, S. 159. de Brognac's Verfahren zur Zugutemachung der Schwefel-, Phosphor- und Antimonmetalle. Das Verfahren der Patentträger zur Zugutemachung der erwähnten Verbindungen beruht im Principe auf der kräftigen Einwirkung des sogenannten Eisenschwammes auf dieselben. Der Eisenschwamm ist bekanntlich sehr fein zertheiltes metallisches Eisen, welches durch Reduction der reichen Eisenerze bei niedriger Temperatur erhalten wird.Das verbesserte Chenot'sche Verfahren zur Darstellung des Eisenschwammes, welches in Belgien im Großen angewendet wird, ist im polytechn. Journal Bd. CLIII S. 26 beschrieben. In diesem Zustande ist das Eisen viel geneigter neue Verbindungen einzugehen, als das gewöhnliche compacte Eisen, und diese Eigenschaft benutzen die Patentträger bei der Zugutemachung der Schwefelmetalle. So kann man z.B. aus dem Bleiglanze das Blei mit Hülfe des Eisenschwammes bei einer Temperatur erhalten, welche der zur Bildung des Schwefeleisens erforderlichen gleich, folglich niedriger als der Schmelzpunkt des Ganggesteins ist. Die große Neigung des Eisenschwammes, neue Verbindungen einzugehen, und namentlich seine Verwandtschaft zum Schwefel, bilden die Basis des neuen Verfahrens; durch dasselbe wird erreicht: 1) der Wegfall der vorherigen Röstungen; 2) eine bei niedriger Temperatur stattfindende rasche Reduction verschiedener Metalle aus ihren Schwefelverbindungen; 3) ein höheres Ausbringen als bei den gewöhnlichen Processen; 4) eine wesentliche Kostenersparniß bei der Zugutemachung der Erze. Das Verfahren bei der Anwendung des Eisenschwammes zur Verarbeitung der Schwefelmetalle ist folgendes: Das rohe Erz wird zuvörderst pulverisirt und dann mit einer gewissen Quantität ebenfalls pulverisirtem Eisenschwamme gemengt. Der Schwefelgehalt des Erzes muß mit dem Eisengehalt des Schwammes in solchem Verhältniß stehen, daß sich Schwefeleisen bilden kann. Um zu verhindern, daß der Eisenschwamm vor seiner Einwirkung auf das Schwefelmetall sich oxydirt und um die Annäherung der gemengten Körper zu begünstigen, preßt man das Gemenge in Ziegelform, und schützt diese Ziegel durch eine Kohlenschicht, wenn sie im Flammofen verarbeitet worden. Auf diese Weise werden im Allgemeinen nicht nur die Schwefel-, sondern auch die Arsen-, Antimonmetalle etc. behandelt. Wir wollen nun noch das Verfahren für die wichtigsten Erze speciell beschreiben. Blei. – Bei der Zugutemachung des Bleiglanzes wird die Menge des zuzusetzenden Eisenschwammes so berechnet, daß aller Schwefel durch denselben in Schwefeleisen verwandelt werden kann. Das zu Ziegeln gepreßte Gemenge wird entweder in einem Schachtofen oder in einem Flammofen weiter behandelt. Da die Gesteinsbeimengungen der Erze nicht verschlackt werden sollen, so ist es unnöthig, die Temperatur höher als bis zu dem zur Bildung des Schwefeleisens erforderlichen Grade zu steigern. Das reducirte Blei geräth in Fluß und verläßt das Gerippe von Bergarten und Schwefeleisen, um in einem besondern Behälter sich anzusammeln. Die Theilchen von metallischem Blei, welche in den Blasen des Gerippes hängen bleiben, werden leicht durch Aussaigerung desselben im Flammofen oder durch Pochen und Waschen desselben gewonnen. Da man das rohe Erz direct durch das Eisen entschwefelt, so können weder Bleioxyde noch schwefelsaures Blei sich bilden und folglich keine Bleidämpfe entstehen, daher man nicht durch solche Verlust erleidet. Antimon. – Was so eben in Betreff des Bleies gesagt wurde, gilt auch für das Antimon, nur mit dem Unterschiede, daß bei der Verarbeitung des Schwefelantimons darauf geachtet werden muß, daß nur eine unzureichende Menge Eisenschwamm zur Anwendung gebracht wird, um die Bildung von eisenhaltigem Antimon unmöglich zu machen. Durch die erste Operation wird der größte Theil des Antimons im reinen metallischen Zustande erhalten, nebst einer geringen Quantität von Schwefelantimon, welches mit Schwefeleisen gemengt ist. Dieses Schwefelantimon wird bei dem folgenden Processe zugesetzt, welcher mit derselben Beschickung als der erste ausgeführt wird. Der Unterschied im specifischen Gewichte zwischen dem Metalle und dem erwähnten Sulfurid veranlaßt natürlich die Trennung beider von einander. Zink. – So wie der Bleiglanz wird auch die Zinkblende pulverisirt, mit einer hinreichenden Menge von Eisenschwamm gemengt und das Gemenge comprimirt. Es wird dann wie Galmei behandelt; hierdurch tritt der Schwefel der Blende an das Eisen, das Zink wird frei und durch Destillation getrennt. Kupfer. – Alle Verbindungen von Kupfer und Schwefel, wie sie auch heißen mögen (Kupferkies, Schwarzkupfererz etc.), werden ohne vorherige Röstung zäh gepocht. Da alle in diesen Erzen enthaltenen Metalle durch den Eisenschwamm entschwefelt werden sollen, so setzt man diesen in größerem Verhältniß zu, als er zum Entschwefelungsprocesse ausreichend seyn würde; dieses überschüssige Eisen hat den Zweck, die reducirten Metalle mitzureißen. Durch die Schmelzung, welche in einem Schachtofen oder in einem Flammofen ausgeführt werden kann, erhält man einen metallischen Rückstand, welcher einerseits aus eisenhaltigem Kupfer, und andererseits aus den übrigen vorhanden gewesenen Metallen besteht. Wird dieses Product dann zerkleinert, so kann es um so leichter geröstet werden, da die Röstung nun keinen andern Zweck hat, als das Eisen und das Kupfer zu oxydiren und die anderen Metalle (Antimon, Arsenik etc.) zu verstüchtigen. Nach dieser Röstung wird das Gemenge in einem Schacht- oder Flammofen geschmolzen und kommt dann auf einen Herd aus vorwaltend kieselhaltigem Material, wodurch man Eisensilicat und metallisches Kupfer erhält.