Titel: Ueber die Methoden, Gewebe wasserdicht zu machen; von Pietro Stefanelli.
Fundstelle: Band 158, Jahrgang 1860, Nr. XVI., S. 64
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XVI. Ueber die Methoden, Gewebe wasserdicht zu machen; von Pietro Stefanelli. Aus der Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1860 S. 467. Stefanelli, über die Methoden, Gewebe wasserdicht zu machen. Auf zwei verschiedene Arten kann man den Geweben die Eigenschaft mittheilen, das Wasser (wenigstens unter den gewöhnlichen Temperatur- und Druckverhältnissen) nicht durchdringen zu lassen: 1) indem man dieselben mit einer Art von Lack überzieht, der, während er die Fasern umgibt, zugleich die Zwischenräume ausfüllt, welche zwischen den einzelnen Fäden bleiben; 2) indem man ihnen irgend eine organische oder unorganische Substanz einverleibt, welche das Gewebe dem Wasser unzugänglich macht, ohne jedoch die Zwischenräume, welche es darbietet, merklich zu verringern. Die nach dem ersteren System angefertigten Gewebe haben neben anderen Nachtheilen hauptsächlich denjenigen, daß sie fast immer der Gesundheit schaden. In der That, da sie nicht allein für die wässerigen Flüssigkeiten, sondern auch für die Gase und Dünste undurchdringlich sind, so bieten sie der Verflüchtigung der Hautausdünstung ein entschiedenes Hinderniß dar, und bringen dieselbe unter unnatürliche Einflüsse, hauptsächlich, wenn sie sich den Gliedern eng anschließen, oder bei thätiger und anhaltender Bewegung angezogen werden. Dieser Uebelstand fällt weg bei den nach der zweiten Methode wasserdicht gemachten Stoffen, welche gleich den Federn und Fellen mancher Thiere, oder wie einige fein durchlöcherte und mit einem dünnen Schleier von irgend einer fetten Materie oder von Ruß überzogene Metallgefäße, den Gasen und Dünsten zugänglich bleiben, während sie für Wasser undurchdringlich sind Deßhalb ward dieses System bald dem ersteren vorgezogen, und wurde von tüchtigen Industriellen und Chemikern wesentlich verbessert. Verschieden sind die Stoffe, und daher auch die Verfahrungsweisen, welche angewandt werden können, um dieselben wasserdicht zu machen. Wir werden uns darauf beschränken, diejenigen anzuführen, welche die meiste Berücksichtigung verdienen. Eine Methode, das Fließpapier wasserdicht zu machen, war längst bekannt. Die Flüssigkeit, durch welche man dieß Resultat erzielte, war zusammengesetzt aus 50 Grm. Gallerte, 1,5 Liter Wasser, 30 Grm. Seife, 40 Grm. Alaun. Man filtrirte die klare Flüssigkeit noch heiß, und fügte 1,5 Liter Wasser hinzu. Wenn man das Löschpapier in diese Flüssigkeit eintaucht, wird es vorzüglich zum Schreiben, für Wasserfarben u.s.w. geeignet. – Die mit dieser Composition getränkten Stoffe werden gleichfalls wasserdicht. Hellewel und Salford machten den Vorschlag, die leinenen, wollenen und seidenen Gewebe dadurch wasserdicht zu machen, daß man sie mehrmals in alkalische Flüssigkeit eintaucht, die man erhält, indem man Kreide kalt auf Alaunlösung wirken läßt, sie dann in heißes Seifenwasser bringt, und endlich mit kaltem Wasser wäscht. Avieny-Flory, Bayol und Laurence wandten ein Verfahren an, welches nur wenig von dem Hellewel's und Salford's abweicht. Nach ihrem Verfahren fügt man einer nicht sehr concentrirten Alaunauflösung pulverisirten kohlensauren Kalk und ein wenig vorher in Alkohol aufgelösten Sandarac und rothes Operment bei, mischt das Ganze, läßt es absetzen und klärt es ab. In die klare Flüssigkeit taucht man die Stoffe, welcher Art sie auch seyn mögen, mehrmals ein, drückt sie aus und läßt sie trocknen. Braff bemerkt, daß man noch bessere Resultate erzielt, wenn man sich einer Flüssigkeit bedient, welche noch reicher an undurchdringlich machenden Stoffen, jedoch zugleich unfähig ist die Gewebe der Luft und somit den flüchtigen Producten der Transspiration unzugänglich zu machen; dieselbe wird bereitet, indem man die Alaunauflösung mit einer Auflösung von essigsaurem Bleioxyd zersetzt, und, nachdem man sie filtrirt hat, Gallerte, arabisches Gummi, Seife und Terpenthinöl hinzufügt. Malaguti rieth, die Gewebe zuerst in eine Auflösung von essigsaurem Bleioxyd, dann in stark verdünnte Schwefelsäure einzutauchen; auf diese Weise bildet sich schwefelsaures Bleioxyd, welches sich in einer dünnen Schicht um die Fasern des Gewebes lagert. Wenn auch die bleihaltigen Mischungen einen nachtheiligen Einfluß auf den thierischen Organismus ausüben, falls sie auf eine oder die andere Weise eingesaugt werden, so ist es doch sehr wahrscheinlich, daß die nach Malaguti's Vorschrift behandelten Stoffe denjenigen, welche dieselben als Mäntel oder ähnliche Kleidungsstücke tragen, nicht im geringsten schädlich werden, weil erstens das Bleioxyd sich in unauflöslichem Zustande darin befindet, und weil es ferner nicht in erheblicher Menge aufgehäuft ist. Nur ist zu bemerken, daß es nicht rathsam wäre, diese Kleider oder Gewebe längere Zeit in unmittelbare Berührung mit der Haut zu bringen, aus welcher beständig Producte, die saure Eigenschaften besitzen, ausströmen. Ein anderer Uebelstand dieses Verfahrens besteht in der weißen Farbe des schwefelsauren Bleioxyds, weil die damit bedeckten Fibern ein staubartiges Ansehen gewinnen, welches bei dunklen Stoffen sehr bemerklich ist, während die weißen und hellen Stoffe mit der Zeit grau werden durch die Bildung von Schwefelblei. Henkel macht die Gewebe jeder Art durch ein Verfahren wasserdicht, welches weniger neu ist, als vielmehr eine lobenswerthe Modification der schon bekannten, von welchen es sich besonders durch Einfachheit unterscheidet; und die dazu verwandten Substanzen sind der Art, daß auch der Aengstlichste keinen Nachtheil für die Gesundheit zu fürchten hätte. Die wasserdichten Tücher und Gewebe Henkel's sind von schönem Ansehen, und bewahren (wenn man es wünscht) fast ganz die Leichtigkeit, welche sie vor der Behandlung hatten. Sie haben weder einen schlechten Geruch, noch Steifigkeit, noch Klebrigkeit, wodurch sie schnell schmutzig würden, indem sich Staub daran festsetzt. Bei gewöhnlichem Luftdruck und gewöhnlicher Temperatur dringt das Wasser nicht hindurch, sondern läuft darauf hin, wie auf etwas Angestrichenem. Die für das Wasser auf diese Weise undurchdringlich gemachten Stoffe lassen dagegen den Gasen und den Ausdünstungen, die beständig aus der Haut ausströmen, freien Durchgang; wir erwähnen diese Toscanische Industrie, damit das Publicum erkenne, wie man auch bei einer einfachen auf schon bekannten Substanzen beruhenden Operation auf unendlich wichtige Resultate für die menschliche Gesundheit kommen kann; und um Hrn. Henkel eine Veranlassung zu geben sein Verfahren jetzt zu veröffentlichen, da auch in Toscana das Gesetz das geistige Eigenthum beschützt.