Titel: Hills' verbesserter Gasreiniger.
Fundstelle: Band 158, Jahrgang 1860, Nr. LXVII., S. 265
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LXVII. Hills' verbesserter Gasreiniger. Aus dem Mechanics' Magazine, August 1860, S. 83. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Hills' verbesserter Gasreiniger. Von F. C. Hills in Deptford, der schon durch mehrere Erfindungen in Bezug auf Gasreinigung bekannt ist, sind neuerdings weitere Verbesserungen angegeben worden. Die erste derselben bezieht sich auf die Reinigung mit Eisenoxyd, wofür er am 24. Januar 1852 ein Patent erhielt. Sie bestand darin, daß dem zu reinigenden Gas einige Procente atmosphärische Luft zugesetzt wurden, welche dazu dienen sollten, das angewandte Oxyd wieder herzustellen; es zeigte sich aber, daß der auf dem Oxyd abgesetzte Schwefel den Durchgang des Gases erschwerte. Der Zweck der gegenwärtigen Verbesserung ist nun, dieses Versetzen des Oxydes zu verhindern, und die Anwendung desselben Oxydes so lange wie thunlich zu gestatten, Dieß wird dadurch erreicht, daß das Gas das im Reiniger befindliche Oxyd nicht wie bisher von Unten nach Oben, sondern von Oben nach Unten durchströmt, während zugleich die Theerbestandtheile zurückgehalten werden. Hierdurch wird der größere Theil des Schwefels von den oberen Schichten des reinigenden Materials absorbirt und es lassen sich diese, wenn sie dadurch verdichtet worden, leichter wieder zertheilen, als im unteren Theile des Apparates. Als Behälter dienen runde Gefäße, ähnlich denen für trockenes Kalkhydrat. Fig. 5 stellt einen senkrechten Durchschnitt eines nach dieser Erfindung construirten Reinigers dar. A, A ist das cylindrische Gefäß, welches mit dem hydraulischen Verschluß B und dem Deckel C versehen ist. R ist ein Sieb, welches das Reinigungsmaterial reinigt. D ist das Hauptgaszuleitungsrohr mit dem Luftrohre d. Das Gas tritt durch E in den Reiniger und durch F aus. Der Rührer G dreht sich in den Lagern g¹, und ist mit den Armen H¹, H², H³ versehen. Diese Arme sind der Größe des Reinigers entsprechend einige Zoll breit und fast über einander in Zwischenräumen von 6 bis 8 Zoll spiralförmig an der Welle befestigt. Zu ihrer Befestigung dienen die Theile h¹, h², h³ und I. Das Lager g' wird durch die Stäbe P, P festgehalten. Die Ringe K, K dienen zum Auseinanderhalten der Rührerarme. Der Apparat wird durch das Zahnrad L mit den Getrieben M, N und der Kurbel o gedreht. Das Ganze ruht auf den Pfeilern Q, Q. Das Gefäß A wird zum größten Theile oder gänzlich mit dem anzuwendenden Oxyde gefüllt und mit dem Deckel C verschlossen. Das Gas wird mit 1–5 Proc. atmosphärischer Luft gemischt. Dieß bewirkt man dadurch, daß man diese behufs genauer Messung durch einen Gasmesser gehen läßt, welcher vor dem Rohre d eingeschaltet wird. In D findet eine vollkommene Mischung statt. Das Gemisch geht dann durch E nach A und tritt bei F aus. Während des Durchgangs des Gases wird G langsam gedreht und dadurch der beabsichtigte Zweck erreicht, so daß kein Zusammenklumpen des Reinigungsmaterials stattfinden kann. Wo keine runden Reinigungsgefäße angewandt werden können, ersetzt man die Welle mit den Armen durch Rechen oder Krücken, welche über die Oberfläche des Reinigungsmaterials bewegt werden. In den Fällen wo das mit Luft vermischte Gas nicht wohl in absteigender Richtung durch den Reiniger bewegt werden kann, ist auch die aufsteigende anwendbar, doch muß alsdann das Sieb unter dem Oxyd drei bis vier Zoll hoch mit Lohe, groben Sägespänen oder dgl. bedeckt seyn. Ein Gehalt von etwa 4 bis 5 Proc. Luft wird im Allgemeinen das Reinigungsmaterial ebenso rasch wieder herstellen, als es durch Aufnahme von Schwefelwasserstoff verändert wurde; somit bleibt das Oxyd lange Zeit tauglich, und es wird die Arbeit des Erneuerns, so wie der zum öftern Aussetzen des Oxydes an die Luft erforderliche Raum fast gänzlich erspart. Irgend welche Verminderung des Leuchtvermögens des Gases durch die Luftbeimischung kann durch hinreichenden Zusatz von Cannel- oder Boghead-Kohle zur Retortenbeschickung wieder ausgeglichen werden. Die zweite Verbesserung bezieht sich auf eine Methode zur Wiederbelebung des Eisenoxydes, welches im Reiniger ausgenützt worden ist. Hierzu benutzt Hills ein sogenanntes „oxydirendes Gefäß,“ wovon Fig. 6 einen senkrechten Durchschnitt gibt. A ist eine lange Röhre oder ein Cylinder von entsprechender Größe, z.B. 20–30' lang und 3' im Durchmesser. Diese Röhre dreht sich um die Achsen B¹, B² in den Querstangen C, C mittelst der Schrauben b, b befestigt sind. Die Achse B¹, B² ist auf den Lagern D¹, D² beweglich. E ist eine Riemenscheibe, F ein am Gestelle G, G mittelst der Manische H befestigter Trichter, I ein Dampfrohr. Das Gestell G, G ruht an der einen Seite mittelst der Zapfen g, g auf dem Block J, an der andern Seite auf der Schraube K, wodurch es beliebig gestellt werden kann. Die Frictionsrollen L, L geben der Röhre A noch weitere Stütze. Um den Apparat in Thätigkeit zu setzen, wird derselbe durch F zu zwei Drittel mit dem zu oxydirenden Materiale beschickt. Alsdann wird ein Luftstrom hindurch getrieben, um das gebildete Schwefeleisen zu oxydiren; in der entweichenden Luft kann durch einen Condensator das Ammoniak verdichtet werden, worauf das Uebrige in eine Feuerung geleitet werden kann. Zugleich läßt man Wasserdampf durch I einströmen, um die Temperatur zweckmäßig zu erhöhen. Während der Operation läßt man die Röhre sich langsam um ihre Achse drehen, so daß alles Oxyd der Luft ausgesetzt wird. Bei geeigneter Neigung der Röhre kann dasselbe continuirlich ein- und ausfallen. Das Eisenoxyd zum Reinigen des Gases wird folgendermaßen dargestellt: gußeiserne Bohr- und Drehspäne werden auf irgend eine Weise so fein wie möglich gepulvert, das gröbere Pulver durch Sieben entfernt und das erhaltene feinere mit heißer verdünnter Schwefel-, Salz-, Salpeter- oder Essigsäure gleichmäßig benetzt, wozu nur so viel Säure erforderlich ist; um das Wasser schwach anzusäuern, also z.B. 1–5 Proc. Statt der Säure kann man auch eine Lösung von Schwefelcalcium oder Schwefelnatrium, oder auch ein Gemisch von Wasser, Schwefel und Salmiak anwenden und zwar so viel, als das Eisen aufnimmt. Das Ganze wird dann in kleine Haufen oder Lagen gebracht, so daß die Oxydation ohne allzustarke Erwärmung vor sich gehen kann. Bisweilen muß die Masse umgearbeitet und abgekühlt werden, worauf das Befeuchten, Erhitzenlassen u.s.w. so oft wiederholt wird, bis hinreichende Oxydation eingetreten ist. Das fertige Oxyd kann alsdann durch Waschen entfernt und in Gebrauch genommen, das zurückbleibende Eisen aber derselben Operation weiter unterworfen werden.

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