Titel: Ueber verschiedene Anwendungen des unterchlorigsauren Zinkoxyds; von Dr. Varrentrapp.
Fundstelle: Band 158, Jahrgang 1860, Nr. CI., S. 378
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CI. Ueber verschiedene Anwendungen des unterchlorigsauren Zinkoxyds; von Dr. Varrentrapp. Aus den Mittheilungen für den Gewerbeverein des Herzogthums Braunschweig, 1860 S. 24. Varrentrapp, über verschiedene Anwendungen des unterchlorigsauren Zinkoxyds. Balard hat gezeigt, daß wenn unterchlorigsaurer Kalk mit Zinkvitriol vermischt wird, Gyps und Zinkoxyd niederfallen und eine Lösung von unterchloriger Säure entsteht. Sacc Polytechn. Journal Bd. CLII S. 61. hat hierauf folgendes Verfahren begründet, um mit Krapp gefärbte Zeuge stellenweise zu bleichen. Er bedruckt dieselben nach dem Rothfärben mit einer Mischung von 4 Thln. Zinkvitriol, 5 Thln. Gummi und 10 Thln. Wasser, läßt trocknen und passirt durch eine kalte Chlorkalkküpe von 2° Baumé; die bedruckten Stellen werden sofort gebleicht, das übrige Roth nimmt noch an Farbenschönheit zu. Die leichte Zersetzbarkeit des unterchlorigsauren Zinkoxydes und das davon abhängende leichte Freiwerden von unterchloriger Säure bewirkt diese energische Bleichkraft. Es lassen sich aus dieser Erfahrung viele Vortheile ziehen. Die Spiritusbrenner bedienen sich vielfach des Chlorkalkes beim Entfuseln. Mehrere haben einen Zusatz von Chlorzinklösung zu Chlorkalk versucht, und gefunden daß sie bedeutend an Chlorkalk sparen und gleiche Wirkung erhalten können. Die Bleicherei, sowohl von gewebten Stoffen, wie von Papier, wird bei Anwendung von Chlorzink statt von mineralischer Säure, um die Wirkung des Chlorkalkes zu beschleunigen und zu verstärken, nicht Gefahr laufen, die Pflanzenfaser zu zerstören. Eine Chlorzinklösung mit 20 Proc. Zinkgehalt, wie sie sich bildet, wenn in roher Salzsäure von 22° B. so viel Zink als möglich in der Wärme gelöst wird, zersetzt ungefähr eben so viel Chlorkalk wie ihr halbes Gewicht concentrirte Schwefelsäure. Bei der Papierbleiche kann man den entstehenden Niederschlag von Gyps und Zinkoxyd der Faser beigemengt lassen, nach vollendeter Bleiche mit Antichlor den Ueberschuß des Chlors zerstören und hat nur auf eisenfreie Materialien zu sehen. Chlorzink ist heutzutage im Handel stets fast ganz eisenfrei zu erhalten, der Zinkvitriol nur selten und dann zu unverhältnißmäßigem Preise. Deßhalb wendet man gern Chlorzink statt Zinkvitriol an. Letzterer enthält sehr viel Krystallwasser und daher nicht mehr Zink als ein gleiches Gewicht der Chlorzinklösung, wie sie gewöhnlich in den Handel gebracht wird, hat daher auch für den vorliegenden Zweck gleichen Werth. Die Papierfabrikanten können diese Lösung auch wie es scheint statt Alaun zur Bildung einer Zinkharzseife als Leim mit Vortheil verwenden. Die Chlorzinklösung mit Zinkoxyd gemengt, eignet sich bekanntlich nicht nur zur Anstrichfarbe, sondern auch zum Kitt, sowohl für Metalle wie für Porzellan, Glas und zur Ausfüllung von Zähnen. Als Kitt ist diese Mischung mit sehr befriedigendem Resultat bei großen Gasometern in Leuchtgasfabriken angewandt worden.