Titel: Untersuchung von Asphaltsteinen aus Tirol, hinsichtlich ihres specifischen Gewichtes, Aschengehaltes, der Theerausbeute, des Photogen-, Asphalt- und Ammoniakgehaltes; von Georg Thenius, Chemiker aus Dresden.
Autor: Georg Thenius [GND]
Fundstelle: Band 158, Jahrgang 1860, Nr. CII., S. 379
Download: XML
CII. Untersuchung von Asphaltsteinen aus Tirol, hinsichtlich ihres specifischen Gewichtes, Aschengehaltes, der Theerausbeute, des Photogen-, Asphalt- und Ammoniakgehaltes; von Georg Thenius, Chemiker aus Dresden.Zur Zeit in Göttingen. Mit Abbildungen auf Tab. V. Thenius' Untersuchung von Asphaltsteinen aus Tirol. Im Jahre 1858 erhielt der Verfasser von der ersten tirolischen Asphalt-Gewerkschaft in Innsbruck den Auftrag, das Rohmaterial ihrer Asphaltgruben einer chemisch-technischen Untersuchung zu unterwerfen und eine möglichst gute Verwerthung dafür auszumitteln. Bis zu dieser Zeit wurde der in den Asphaltgruben gewonnene Stein nur zur Theer- und Asphaltfabrication verwendet, und man hatte noch nicht daran gedacht, zugleich die darin enthaltenen leichten Oele zu gewinnen, sowie den Destillationsrückstand noch weiter zu verwerthen. Der Verf. ließ es sich daher besonders angelegen seyn, bei seinen Untersuchungen des Rohmaterials, welche er zum großen Theil in dem Laboratorium der polytechnischen Schule in Dresden mit Erlaubniß des Hrn. Professors Stein ausführte, auf die zweckmäßigste Verwerthung Rücksicht zu nehmen. Der Verf. erlaubt sich die Resultate seiner Untersuchungen hiermit zu veröffentlichen und zugleich einige Erläuterungen hinsichtlich der Lage der Asphaltgruben, der Gewinnung und Verarbeitung des Asphaltsteines beizufügen. Die Asphaltgruben der ersten tirolischen Asphalt-Gewerkschaft liegen in dem nordwestlichen Alpenzug von Tirol, in der Gegend von Seefeld, in einer Höhe von 5 bis 6000 Fuß über der Meeresfläche, im Jurakalk. Ein Theil dieses theils gelblichen, theils bläulichen Jurakalkes streicht auf der rechten Seite der Straße von Innsbruck nach Ziel und Seefeld aus, und ist an vielen Stellen mit Bitumen durchdrungen. Der Inn bildet die natürliche Grenze zwischen Alpenkalk und plutonischem Gebirge, indem auf dem jenseitigen Ufer bloß Plutonische Gesteine vorkommen. Man kann den Bitumengehalt dieses Alpenkalkes sehr leicht durch den Geruch beim Klopfen der Steine mit einem Hammer erkennen. In der Regel zeigt dieses Gestein eine sehr schiefrige Beschaffenheit und geht bisweilen in den wirklichen bituminösen Schiefer über, der öfters Abdrücke von vorweltlichen Fischen und anderen Thieren enthält. Es finden sich in diesem Alpenkalk, mehr nach der bayerischen Grenze zu (Carvendelgebirge und in der Richtung nach Hall), auch noch andere Mineralien, als Kalkspath, Blei-, Zink- und Eisenerze. Der eigentliche Asphaltstein ist in dieser Gegend bis jetzt in größeren Massen nur in einer Höhe von 5 bis 6000 Fuß über der Meeresfläche in wellenförmigen, von 6 Zoll bis 3 und 4 Fuß mächtigen Ablagerungen mitten im Dolomit aufgefunden worden. Zwischen Asphaltstein und Dolomit befindet sich jedoch noch ein bituminöser Stein, der den ersteren umhüllt und von den Bergleuten Gallenstein genannt wird; derselbe enthält viel weniger Bitumen als der Asphaltstein. Sehr häufige Begleiter von beiden Steinen sind Eisen- und Kupferkiese. Es finden sich auch bisweilen in den unteren Schichten dieses Gallensteines kleine Adern von Anthracit, welche in der Tiefe an Größe zunehmen. In einzelnen von den höheren Gebirgskuppen herabgerollten Steinblöcken findet sich mitunter natürlicher Asphalt in Körnern. Das Vorkommen des Asphaltsteines wurde bisher nur an wenig Orten bemerkt und Muspratt sagt darüber in seinem Werke über Chemie bei „Asphalt“ S. 528, gelegentlich der Beschreibung des Asphaltsteines auf der Insel Brazza: „Der Asphaltstein ist kein Kalkstein, sondern ein Dolomit nach der Formel 3 (CaO, CO²) + 2 (MgO, CO²). Das Vorkommen im Dolomit ist bis jetzt noch an keinem anderen Orte beobachtet worden.“ Der Asphaltstein, in Tirol auch Stinkstein genannt, wird durch regelmäßigen Bergbau in meist horizontallaufenden Stollen, durch Bohrung und Sprengung gewonnen; der Tagbau dagegen wird nur an einzelnen Stellen betrieben, um nicht die in der Nähe sich befindenden Alpwiesen zu sehr mit Halde zu überstürzen. Die Bergarbeit kann nur in den Sommermonaten, Juli, August und September erfolgen, früher hindern die herabrollenden Lawinen, später die eintretende Kälte und Schnee. Die gesprengten Steine werden sortirt, in Haufen geschichtet und durch besondere Zieher auf Handschlitten in das Thal gebracht. Hier wird das Rohmaterial gewogen und wieder in Haufen gesetzt. Sobald der erste Schnee fällt, führt man die Steine auf Schlitten nach der Fabrik, wo sie nochmals gewogen werden. Das Rohmaterial kostet bis an die Fabrik gestellt, durchschnittlich schlechte und gute Steine gerechnet, 36 Kreuzer Reichswährung pro Centner. Die Grubenarbeiter erhalten 54 Kreuzer R.-W. per Tag oder arbeiten in Accord. Pulver und alle nöthigen Werkzeuge werden denselben unentgeldlich geliefert. Die Asphaltsteine werden Behufs der weiteren Verarbeitung in etwas kleinere Stücke zerschlagen oder kommen auf Quetschwalzen, wo sie bis zur Größe einer Nuß zerdrückt werden. Die guten und schlechten Steine werden alsdann in bestimmten Verhältnissen gemischt und zur Destillation benutzt. Die Destillation der Asphaltsteine Behufs der Gewinnung von Asphalttheer wurde früher in stehenden Retorten ausgeführt. Fig. 1 ist die Ansicht dieser Retorten, Fig. 3 der Verticaldurchschnitt, Fig. 4 die obere Ansicht ohne Deckel, Fig. 5 dieselbe mit Deckel, und Fig. 6 der Deckel allein; Fig. 7 ist der gußeiserne Rost, worauf die Retorten stehen. Die Länge der Retorten beträgt 6 Fuß österr. Maaß, ihre Weite ist oben 2 Fuß und unten 1 1/2 Fuß österr. M.; die Stärke des Eisens ein Zoll. Zum Verschluß der Retorten dient ein Deckel mit Schraube und am Boden befindet sich ein Abflußrohr für den Theer und die flüchtigen Producte. In einem Ofen sind sechs solcher Retorten eingemauert, wie aus Fig. 8 ersichtlich; Fig. 9 ist die vordere Ansicht des Ofens mit der Heizung und Fig. 10 die hintere Ansicht. Alle sechs Retorten werden durch ein Feuer geheitzt. Sobald die Retorten bis zur Rothgluth erhitzt sind, setzt man die zerschlagenen Steine in Körben von geschmiedeten Eisenstäben (Fig. 2) herein und schraubt den mit Lehm bestrichenen Deckel auf. Das Abgangsrohr c verstopft sich jedoch sehr leicht und muß oft gereinigt werden; ebenso setzen die leicht schmelzenden Schlacken die Oeffnungen der Körbe von Eisenstäben zu und die Steine in der Mitte werden alsdann nicht vollkommen abdestillirt. Man erhält bei dieser Destillation, welche man besser eine Aussaigerung nennen kann, einen sehr dicken zähen Theer, während die flüchtigen Oele gar nicht condensirt werden, sondern in die Luft gehen. Sobald unten kein Theer mehr abfließt, wird der Korb mit den abdestillirten Steinen herausgenommen und dafür ein frisch gefüllter eingesetzt. Eine solche Destillation dauert in der Regel sechs Stunden. Der erhaltene Theer wird in besonderen Destillationsblasen so lange der Destillation unterworfen, bis das Wasser und die leichten Oele übergegangen sind und der Rückstand in der Destillationsblase die richtige Consistenz des Asphalttheeres angenommen hat. Man gießt denselben, wenn er etwas erkaltet ist, in mit Thon ausgestrichene Holzkisten oder verwendet ihn sogleich zu Asphaltmastix. Die abdestillirten Oele werden unter dem Namen „Naphtha“ in Handel gebracht. Der Asphaltmastix wird durch Zusammenschmelzen (unter immerwährendem Umrühren) von Asphalttheer und gepulvertem, erhitztem, bituminösem Kalkstein in einem eisernen Kessel bereitet. Zum Umrühren dienen besondere eiserne Spatel, welche, wie Fig. 11 zeigt, mit Löchern versehen sind, damit die Masse besser vermischt werden kann. Nachdem die Masse zwei Stunden lang gut umgerührt worden ist, wird sie herausgeschöpft und in Blöcke gegossen. Der Asphaltmastix wird in diesen Blöcken in Handel gebracht und zur Asphaltirung verwendet. Dieser Fabricationszweig war bisher von der ersten tirolischen Asphalt-Gewerkschaft betrieben worden und es ließen sich zur Fabrication von leichten Oelen die stehenden Retorten nicht gebrauchen, weßhalb ich liegende Retorten von besonderer Construction anwandte, wobei ich einen sehr schönen dünnflüssigen Theer erhielt. Dieser Theer enthielt größere Mengen von leichten Oelen, aber weniger Asphalt, als der aus den stehenden Retorten gewonnene. Die specifischen Gewichte dieser beiden Theere unterscheiden sich auch wesentlich: Theer von stehenden Retorten spec. Gewicht 1,080 liegenden 0,954. Das Product, welches aus den Gallensteinen in stehenden Retorten erhalten wird, hat ebenfalls ein höheres specifisches Gewicht, als das von den liegenden Retorten herstammende: Theer von stehenden Retorten spec. Gewicht 0,977 liegenden 0,946. Der in stehenden Retorten aus Asphaltsteinen erzeugte Theer gab bei der trockenen Destillation folgende Producte: 100 Theile Theer gaben:   I. Leichtes Oel     6,2 Proc. spec. Gewicht von 0,368 bis 0,925  II. Schweres Oel   21,0   „ 0,925   „  0,960 III. Schmieröl   33,3   „ 0,960   „  0,980 Asphalt   32,1   „ Gase u. Verlust     7,4   „ ––––––––– 100,0. Die Oele I, II, III wurden mit Schwefelsäure und Aetznatronlauge wiederholt behandelt und alsdann der Destillation unterworfen. 100 Theile dieser Oele gaben:     Leichtes Oel   10,5 Proc. spec. Gewicht von 0,850 bis 0,890     Schweres Oel   22,3    „ 0,890   „  0,930     Schmieröl   45,2    „ 0,930   „  0,950 Verlust bei der Reinigung    u. Destillat.   22,0    „ ––––––––– 100,0. Der in liegenden Retorten aus Asphaltsteinen erzeugte Theer gab folgendes Resultat bei der trockenen Destillation. 100 Theile Theer gaben:   I. Leichtes Oel   21,80 Proc. spec. Gewicht von 0,820 bis 0,850  II. Schweres Oel   21,80    „ 0,850   „  0,900 III. Schmieröl   37,50    „ 0,900   „  0,930 Asphalt   12,20    „ Gase u. Verlust     6,70    „ ––––––––– 100,00. Nach wiederholter Behandlung der rohen Oele I, II und III mit Schwefelsäure und Aetznatronlauge und nachheriger trockener Destillation, erhielt ich von 100 Theilen rohem Oel folgende Producte:   I. Leichtes Oel   16,0 Proc. spec. Gewicht von 0,790 bis 0,820  II. Schweres Oel   18,0    „ 0,820   „  0,860 III. Schmieröl   44,0    „ 0,860   „  0,900 Verlust bei der Reinigung    u. Destillation   22,0    „ ––––––––– 100,0. Theer mit überhitztem Wasserdampf in liegenden Retorten aus Asphaltsteinen erzeugt, gab bei der trockenen Destillation von 100 Theilen folgende Producte:   I. Leichtes Oel   12,5 Proc. spec. Gewicht von 0,820 bis 0,850  II. Schweres Oel   25,2    „ 0,850   „  0,900 III. Schmieröl   36,4    „ 0,900   „  0,930 Asphalt   18,1    „ Gase u. Verlust     7,8    „ –––––––– 100,0. Das specifische Gewicht dieses Theers war 0,960. Die Naphtha. Dieses Product erhielt man bei der älteren Methode mit stehenden Retorten, wenn der erhaltene Theer in einer Destillationsblase so lange abgedampft und die Destillationsproducte condensirt wurden, bis er die richtige Consistenz des Asphalttheeres angenommen hatte. Die Naphtha besaß eine braune Farbe, hatte ein specifisches Gewicht von 0,958, war ziemlich schwerflüssig und von sehr unangenehmem Geruch. Bei der trockenen Destillation erhielt man aus 100 Theilen:   I. Leichtes Oel   31,0 Proc. spec. Gewicht von 0,900 bis 0,940  II. Schweres Oel   37,0    „ 0,940   „  0,970 III. Schmieröl   24,0    „ 0,970   „  0,990 Rückstand u. Verlust     8,0    „ ––––––––– 100,0. Nach vorgenommener Reinigung wie bei den vorhergehenden Oelen, erhielt man bei nochmaliger Destillation von 100 Theilen folgende Producte:     Leichtes Oel   30,5 Proc. spec. Gewicht von 0,880 bis 0,890     Schweres Oel   35,4    „ 0,890   „  0,920     Schmieröl   15,2    „ 0,920   „  0,940 Verlust bei der Reinigung    u. Destillat.   18,9    „ –––––––– 100,0. Aus diesen Resultaten ersieht man, daß die liegende Retorte für dieses Material zur Erzeugung von leichten Oelen die zweckmäßigste ist; während sich die stehenden Retorten bloß zur Asphaltfabrication verwenden lassen. Die Versuche mit überhitztem Wasserdampf zeigten, daß sich wohl die Ausbeute an Theer erhöhte, aber die daraus bei der Destillation abgeschiedenen Oele kein so leichtes specifisches Gewicht besaßen, wie die ohne überhitzten Wasserdampf erzeugten; außerdem glaubte ich bei Anwendung von überhitztem Wasserdampf Paraffin mit zu erhalten, was aber nur in sehr geringer Menge im Theer auftrat und nicht die Mühe lohnte, es zu gewinnen. Die zuerst bei der Destillation übergehenden, gereinigten, leichten Oele, aus Theer von liegenden Retorten erzeugt, besaßen ein specifisches Gewicht von 0,790 an bis 0,820 (durchschnittlich 0,810) und das eigenthümliche Farbenbrechungsvermögen des Steinöls in sehr hohem Grade, während der Geruch mit demselben keine Aehnlichkeit hatte, sondern mehr dem des Benzins gleichkam. Sie waren vollkommen wasserhell und dunkelten am Licht nicht im geringsten nach, während die aus stehenden Retorten erzeugten Oele sich sehr bald färbten. Die Oele von 0,790 specifischem Gewicht lösen sich in absolutem Alkohol, in fetten und ätherischen Oelen, sowie in Aether in allen Verhältnissen auf; diejenigen aber, welche ein höheres specifisches Gewicht als 0,800 besitzen, sind nicht mehr in Alkohol löslich. Der Siedepunkt der leichtesten Oele beginnt bei 85° C. und steigt nach und nach bis auf 180° C., wo Oele von einem specifischen Gewicht von 0,840 übergehen. Auf einer guten Photogenlampe brennen die leichten Oele bis von 0,820 specifischem Gewicht, mit einer sehr schönen weißen Flamme und ohne allen Geruch, die schwereren Oele dagegen brennen nur auf Solaröllampen. Die gut gereinigten leichten Oele werden weder von Schwefelsäure und Salzsäure, noch von Aetzkalilauge auch selbst beim Erwärmen nicht zerstört, sondern man behält eine vollkommen wasserhelle Flüssigkeit. Oele von 0,850 specifischem Gewicht erhält man selbst bei mehrfachen Destillationen nicht vollkommen wasserhell, sie behalten immer eine weingelbe Farbe und einen weniger starken Geruch, als die leichten Oele. Die Oele von 0,900 spec. Gew. werden entweder als Schmieröle oder als Zusatz zu Wagenfetten benutzt. Die Menge des aus dem Theer von liegenden Retorten erhaltenen Asphaltes ist nicht so groß, als bei den stehenden Retorten; jedoch wird der Gewinn durch die größere Ausbeute an leichten Oelen viel bedeutender, als durch die größere Ausbeute an Asphalt. Der Centner Asphalttheer kostet in Oesterreich fl. 12 Reichs-Währung, während die leichten Oele mit fl. 35 bis 40 R.-W. bezahlt werden. Der Asphalttheer hat ein specifisches Gewicht von 1,180 und ist bei gewöhnlicher Temperatur so hart wie Pech, läßt sich jedoch in den Händen erwärmt kneten und in sehr lange Fäden ausziehen, welche weder zerreißen noch abbrechen; diese Eigenschaft unterscheidet ihn wesentlich von dem Steinkohlentheer-Asphalt, dessen Sprödigkeit sehr bedeutend ist. Unterwirft man den Asphalttheer einer weiteren Destillation in verschlossenen Gefäßen, so erhält man als Destillationsproduct ein braunes, zähes, sehr übelriechendes Oel und als Rückstand schwarze, glänzende Kohks. In Terpenthinöl ist der Asphaltheer nur theilweise löslich; Aether und absoluter Alkohol lösen nur Spuren auf. Zu erwähnen ist noch, daß der Asphalttheer von stehenden Retorten sich zu Lacken nicht verwenden läßt, wohl aber der aus liegenden Retorten erhaltene. Eine Hauptverwendung erleidet derselbe als Material zur Darstellung des Asphaltmastix, dessen Versendung sich jedoch der Transportkosten wegen, nur auf die nächste Umgebung beschränkt; für weitere Transporte wird jedoch der Asphalttheer als solcher verkauft und an Ort und Stelle die Verarbeitung desselben zu Mastix vorgenommen. Ammoniak tritt bei der trockenen Destillation der Asphaltsteine in sehr geringer Menge auf; mit überhitzten Wasserdämpfen vermehrt sich die Ausbeute wohl etwas, ist jedoch nicht so groß, daß es sich der Mühe lohnte, das Ammoniak zu gewinnen. Unter den gasförmigen Producten finden sich Schwefelwasserstoff, Cyan- und Arsenverbindungen, welche sich durch ihren unerträglichen Geruch sehr bemerkbar machen. Man muß daher die Gase sogleich in einen gut ziehenden Schornstein leiten, damit sie nicht zu schädlich auf die Gesundheit der Arbeiter einwirken. Die Destillationsrückstände der reichhaltigen Asphaltsteine schmelzen sehr leicht in der Retorte zu einer Schlacke zusammen und es ist daher nothwendig, daß man etwas ärmere Steine, deren Rückstände nicht so leicht schmelzen, darunter mischt, um dieß zu verhüten. Die noch glühenden Rückstände zieht man nach beendeter Destillation aus der Retorte heraus und trägt sie in großen Gefäßen aus Eisenblech in eigene gemauerte Behälter, die mit Zuglöchern versehen, der Luft den Zutritt zur vollständigen Verbrennung des Kohlenstoffes gestatten. Sobald die Schlacken vollständig ausgebrannt sind, werden sie durch besondere Oeffnungen herausgezogen, gestampft, gemahlen und gesiebt. Dieses Mehl wird hierauf in besonderen Oefen noch einige Zeit bei Rothglühhitze geröstet, worauf man es in Gefäße von Eisenblech bringt und darin erkalten läßt. Aus den Analysen der Aschen (Tabelle II) ersieht man, daß ihre Zusammensetzung ziemlich dem Portlandcement gleichkommt, weßhalb der Verfasser auf die Idee kam, aus den Rückständen Cement zu fabriciren. Das bei meinen Arbeiten befolgte Verfahren war im Allgemeinen das nämliche, wie ich es schon in einer früheren Arbeit (polytechnisches Centralblatt 1858, Lieferung 6) beschrieben habe, nur mit dem Unterschiede, daß ich bei der Reinigung der Oele und Destillation derselben Glasretorten verwendete, während ich früher mit kleinen kupfernen Destillationsapparaten arbeitete. Bei der Bestimmung der specifischen Gewichte der Theere beobachtete ich das frühere Verfahren, hob jedoch den noch flüssigen Theer von der wässerigen Flüssigkeit mit einer Saugpipette ab und brachte ihn sogleich in das Tausendgranglas, ließ noch längere Zeit stehen, um die Luft vollständig zu entfernen und wog erst nach nochmaliger Auffüllung, bei einer Temperatur von 20 bis 22° C. durchschnittlich. Von den früher bei der Reinigung der Oele und Verdampfung des Ammoniakwassers von verschiedenen Kohlen beobachteten Farbstoffen konnte ich bei diesem Material nichts bemerken; es schieden sich dabei nur harzartige Stoffe aus. Ebenso wenig bemerkte ich größere Mengen von Kreosot, dagegen traten Schwefelverbindungen in dem rohen Oel auf, welche ich zum Theil durch Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure und Destillation über Kalkmilch entfernen mußte. Aus den Aschenanalysen Tabelle I ersieht man, daß sämmtliche Sorten Asphaltsteine, Gallensteine und der bituminöse Schiefer durchschnittlich 73,59 Proc. Aschenbestandtheile geben, und ich bei der trockenen Destillation derselben Materialien Tabelle III, durchschnittlich 77,38 Proc. Rückstände erhalten habe. Es ergibt sich also eine Durchschnittsdifferenz von 3,79 Proc., welche in dem Kohlenstoffgehalt der Rückstände liegt. Der Verlust bei den Aschenanalysen beträgt durchschnittlich 26,41 Proc.; rechnet man nun die bei der trockenen Destillation erhaltenen Producte zusammen, so ergibt sich folgende Zusammenstellung: 16,53 Procent Theer,   1,50    „ Ammoniakwasser,   4,53    „ Gase. ––––––––– 22,56   3,79 Procent der Kohlenstoffgehalt der Rückstände. ––––– 26,35. Verlust bei der Aschenbestimmung 26,41 Proc. Producte bei der Destillation und Kohlenstoffgehalt der     Rückstände 26,35   „ ––––––––– Differenz   0,06. Die Resultate, welche der Verfasser bei den Versuchen mit kleineren Quantitäten durch trockene Destillation erhalten hat, stimmten ziemlich gut mit den Ausbeuten im größeren Maaßstabe. Bei dem Betrieb mit liegenden Retorten, welche 2 1/2 Centner Material faßten, erhielt man durchschnittlich 16 Proc. Theer und 75 Proc. Rückstände. Die Destillationszeit dauerte 8 Stunden, so daß bei Tag- und Nachtbetrieb in 24 Stunden dreimal beschickt werden konnte. Eine große Erleichterung bei der Destillation war der geringe Wassergehalt des Rohmaterials, wodurch die Destillationszeit wesentlich verkürzt wurde. Die Herstellung von Cement aus den Rückständen deckte die Kosten des Rohmaterials vollkommen, da man durchschnittlich 60 Proc. Cement erhielt und der Centner mit fl. 1. 12 kr. R.-W. in Oesterreich verkauft wird. Tabelle I. Specifische Gewichts- und Aschenbestimmungen von verschiedenen Asphaltsteinen, Gallensteinen und bituminösen Schiefern. Das Rohmaterial wurde gepulvert und das Pulver bei 100° C. getrocknet; hierauf von jedem 5 Gramme zur Aschenbestimmung abgewogen. Textabbildung Bd. 158, S. 388 Nummer; Name der Grube; Spec. Gewicht; Asche von 5 Gram; Verlust beim Glühen; Auf 100 Theile berechnet; Asche; Verlust; St. Jacob Gamsgarten; a) fetter Stein; Ein sehr harter, durch und durch aus einer gleichartigen Masse bestehender bituminöser Stein, von muschligem Bruch. Enthält hie und da etwas Schwefelkies eingesprengt. Ein abgeschlagener und angezündeter Splitter brennt von selbst fort. Strich braungelb. b) magerer Stein; Dieser Stein ist nicht so hart als der vorhergehende. Auf dem Bruch nicht muschlig. Strich graugelb. Ein angezündeter Splitter brennt nicht so lange und entwickelt mehr schweflige Säure als der vorige; Barbara Grube; Ein nicht zu harter, mehr mit kleinen Gangadern von Dolomit durchzogener Stein, der viel Eisenkies eingesprengt enthält. Strich graugelb; Grube Fleischbank; Bruch splittrig und Strich gelbgrau; St. Josephi Ursprung; Ein äußerlich grauer, auf dem Bruch gelbbrauner Stein. Strich gelb; Gallensteine von Gamsgarten. a) fetter Stein. Diese äußerlich schwarzgrünen, inwendig gelbgrauen Steine umgeben den eigentlichen Asphaltstein und enthalten das wenigste Bitumen. Sie sind sehr leicht zu zerschlagen Fortsetzung der Tabelle I. Textabbildung Bd. 158, S. 389 Nummer; Name der Grube; Spec. Gewicht; Asche von 5 Gram; Verlust beim Glühen; Auf 100 Theile berechnet; Asche; Verlust; b) magerer Stein; Zerbricht noch leichter als der vorhergehende, ist auf dem Bruch grau und gibt einen weißen Strich; Bituminöser Schiefer von Gamsgarten; Dieser Schiefer streicht zu Tage, hat eine gelbrothe Farbe und brennt außerordentlich schnell und mit stark rußender Flamme; Im Durchschnitt geben 100 Theile von allen acht Sorten Tabelle II. Quantitative Analysen der Asche. A. In Salzsäure lösliche Bestandtheile. In 100 Theilen Asche sind enthalten: Bestandtheile. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Durchs.aller achtSteine Kohlensaurer Kalk 41,10 42,50 33,10 18,00 25,50 28,90 26,20 29,10 30,55         „          Magnesia 11,90 24,60   7,70   7,70   8,62 31,80 28,52 18,43 17,40         „        Eisenoxydul   6,49   2,52   6,49   6,49   5,31   4,80   5,20   6,70   5,50 Thonerde   3,20   2,10   3,50   4,20   3,74   5,30   5,52   4,31   3,98 Schwefelsäure   1,13   1,38   0,68   2,54   1,32   2,45   2,10   1,52   1,64 Kali   0,54   0,43   0,50   0,42   0,37   0,50   0,46   0,55   0,47 Natron   0,96   0,47   0,60   0,58   0,59   0,80   0,79   0,69   0,68 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Summe der in Salzsäure  löslichen Bestandtheile 65,32 74,00 52,57 39,93 45,45 74,55 68,79 61,30 60,22 Fortsetzung der Tabelle II. B. In Salzsäure unlösliche Bestandtheile. In 100 Theilen Asche sind enthalten: Bestandtheile. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Durchs.aller achtSteine. Kieselerde   23,44   17,88   30,50   38,25   34,52   16,20   21,65   25,36 25,97 Thonerde     5,18     3,57     0,25     7,50     6,75     3,10     4,20     5,42   5,24 Eisenoxyd     2,13     1,05     3,50     4,20     3,95     1,56     1,95     2,55   2,61 Kalk     1,20     0,67     2,65     4,05     3,52     2,15     1,10     1,79   2,14 Magnesia     1,08     1,15     2,45     3,60     3,45     1,20     0,95     1,65   1,94 Kali     0,65     0,23     1,00     1,20     1,16     0,45     0,51     0,73   0,74 Natron     0,40     0,25     0,65     0,70     0,65     0,34     0,35     0,50   0,48 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Summe der in Salzsäure  unlösl. Bestandtheile   34,08   24,80   47,00   59,50   54,00   25,00   30,71   38,00 39,12 Summe der in Salzsäure  löslichen Bestandtheile   65,32   74,00   52,57   39,93   45,45   74,55   68,79   61,30 60,22 Verlust     0,60     1,20     0,43     0,57     0,55     0,45     0,50     0,70   0,66 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00   100,00 Nach diesen Analysen würden in 100 Theilen Asche folgende Bestandtheile enthalten seyn: Kohlensaurer Kalk   30,55 Proc.           Analyse von Parker's Cement,         „ Magnesia   17,40   „ ausgeführt von Berthier,         „ Eisenoxydul     5,50   „ zur Vergleichung Muspratt's Chemie Thonerde     9,22   „ entnommen. Eisenoxyd     2,61   „ Kieselsäure                           44,5 Proc. Kalk     2,14   „ Thonerde   15,0   „ Magnesia     1,94   „ Kalk     8,0   „ Schwefelsäure     1,64   „ Magnesia     4,7   „ Kali     1,21   „ Eisenoxyd   12,0   „ Natron     1,16   „ Kali     1,4   „ Kieselsäure   25,97   „ Natron     4,1   „ –––––––– Wasser     4,1   „   99,34 Verlust     0,3   „ Verlust     0,66 ––––––– –––––––– 100,0. 100,00. In 100 Theilen Asphaltstein würden annähernd folgende Producte enthalten seyn: Erdharz 26,41 Proc.                   Muspratt's Chemie S. 528 ist bei kohlensaurer Kalk 22,45   „ Asphalt die Analyse eines Asphaltsteines Magnesia 12,78   „ nach Kersten angegeben, welche ich hier Eisenoxydul   4,04   „ zur Vergleichung mit anführe. Thonerde   6,67   „ 100 Theile Asphaltstein enthalten: Eisenoxyd   1,91   „ Erdharz   7,12 Proc. Magnesia   1,42   „ kohlensaurer Kalk 58,10   „ Kalk   1,57   „ Magnesia 32,58   „ Schwefelsäure   1,20   „ Eisenoxydul   1,10   „ Kali   0,88   „ Chlornatrium u. Chlorkalium   0,97   „ Natron   0,85   „ ––––––– Kieselsäure 19,03   „ 99,87 ––––––––– 99,21. Tabelle III. Ergebnisse der Untersuchung verschiedener Asphaltsteine, Gallensteine und bituminöser Schiefer, auf ihre Ausbeute an Theer, Ammoniakwasser, Gasen, Kohks und schwefelsaurem Ammoniak, durch trockene Destillation A, und mit überhitztem Wasserdampf B, sowie specifisches Gewicht der Theere. 100 Theile Rohmaterial gaben folgende Producte. Textabbildung Bd. 158, S. 391 Theer; Ammoniakwasser; Rückstände; Schwefelsaures Ammoniak von 100 Thln. Stein.; Im Durchschnitt erhält man v. 100 Thln. Stein

Tafeln

Tafel Tab.
                                    V
Tab. V