Titel: | Die Torfbereitung im Hannöverischen, namentlich auf dem Hüttenwerk zu Neustadt am Rübenberge; vom Bergmeister W. Leo. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. CXX., S. 436 |
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CXX.
Die Torfbereitung im Hannöverischen, namentlich
auf dem Hüttenwerk zu Neustadt am Rübenberge; vom Bergmeister W. Leo.
Aus Hartmann's allgemeiner berg- und hüttenmännischen
Zeitung, 1860, Nr. 47.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Leo, über die Torfbereitung im Hannöverischen.
Bekanntlich finden sich im Hannoverischen bedeutende Torfwirthschaften, und hat man
daselbst mehrere noch wenig bekannte neue Rufbereitungsarten eingeführt, welche wir
näher betrachten wollen.
1) Preßtorf zu Neustadt.
Zum Pressen kann man nur die besten Torfsorten benutzen. Nach dem Graben oder Stechen
des Torfes wird derselbe getrocknet und auf einer Maschine, ähnlich einer
Kaffeemühle, klar gemahlen. Ist der Torf nicht lufttrocken zu bringen, so tritt noch
eine künstliche Trocknung, die sehr kostspielig ist und langsam vor sich geht, ein.
Die gemahlene Torfmasse wird in große liegende Cylinder von Schwarzblech von 15 Fuß
Länge gebracht, welche Innen mit einem Schneckengange versehen und drehbar sind, in
welchen dieselbe bis auf 30° R. erhitzt und dann gepreßt wird. Außer diesen
Cylindern sind noch Trockenöfen vorhanden, von 6 Fuß Länge und 12 Fuß Breite, in
welchen der gemahlene trockene Torf ebenfalls bis auf 30° R. erhitzt und dann
in die Presse gebracht wird, welche mit zwei Kellen in 24 Stunden 120 Centner
Torfsoden von 6 Zoll Länge, 4 Zoll Breite und 2 bis 3 Zoll Höhe preßt, die an den
Seitenflächen ein gagatartiges, geflossenes Ansehen erhalten und so fest und compact
sind, daß sie mit der Säge geschnitten werden können. Durch das Erhitzen verliert
jedoch der so behandelte Preßtorf bedeutend an seiner Brennkraft, und die
Selbstkosten stellen sich so hoch, daß der Preßtorf mit anderem Brennmaterial nicht
concurriren kann, und ist deßhalb das Pressen auf dem Neustädter Hüttenwerk wieder
eingestellt worden.
2) Walztorf zu Neustadt.
Hierzu eignet sich besonders der lose Fasertorf, welcher in Soden gestochen und nur
wenig lufttrocken gemacht wird; erdiger Torf zerbröckelt während des Walzens. Wenn
auch durch das Walzen die Heizkraft des Torfes nicht vermehrt wird, so wird er doch
bis auf 1/3 seines Volumens zusammengepreßt; die Soden werden zwar dabei etwas in
die Länge und Breite
gestreckt, er brennt aber im Feuer langsamer, bildet eine zusammenhaltende Kohle,
und läßt sich, ohne zu stäuben oder zu krümeln, weit transportiren, da sein
natürlicher Zusammenhang nicht zerstört, sondern nur fest in sich comprimirt wird.
Zuerst versuchte man das Walzen auf einer Blechwalze, welche mit Abschabern versehen
war, welche die an der Walze sich anhängende Torfmasse entfernte, stürzte die
Torfsoden auf dem Walzentische auf und ließ sie mittelst hölzerner Krücken in die
Walze durch Kinder schieben. Da diese Versuche über Erwarten günstig ausfielen und
in 5 Minuten an 1000 Stücke durchgewalzt werden konnten, so construirte der
Maschinenfabricant Grüson zu Buckau bei Magdeburg eine
Torfwalze mit neben einander liegenden Walzen, wie die Zeichnung Fig. 24 im Grundriß, Fig. 25 im
Aufriß verdeutlicht; die Torfsoden werden in einen Trichter gestürzt, fallen auf die
Walzen und werden aus dem darunter befindlichen Raume fertig hervorgelesen. Diese
Einrichtung veranlaßte dadurch, daß oft mehrere Stücke neben einander durch die
Walze gingen, häufige Brüche, und versuchte man nun, den Trichter auf ein
Drathgewebe ohne Ende ausschütten zu lassen; da jedoch auch diese Einrichtung durch
Schiefgehen der Soden dem Zwecke nicht entsprach, so ließ man den Trichter wieder
auf einem Tisch mit geneigter Tischplatte ausschütten und die Soden durch Kinder
mittelst Krücken in die Walze schieben. Die Grüson'sche
Torfwalze soll in 24 Stunden 400000 Torfsoden walzen und ohne Motor 800 Thlr.
kosten.
3) Formtorf.
Die beste erdige Torfforte, welche sich nicht zum Walzen eignet, wird in einer Mühle
mit stehender Welle durch Wasser naß gemahlen; als Motor wird ein Pferd benutzt. Die
naß gemahlene Masse wird in Formen eingetreten, deren jede 10 Soden enthält. Zum
bequemen Abheben sind die Formen mit 2 Fuß langen Handhaben versehen, wie sie Fig. 26 im
Grundriß und Fig.
27 in Seitenansicht darstellt. Je besser und feiner die Torfmasse gemahlen
und je fester sie eingetreten wird, desto schöner und fester werden die Soden,
welche, nachdem sie lufttrocken gemacht, ebenfalls, ohne Schaden zu nehmen, sich
weit transportiren lassen. 1000 Stück Formsoden wiegen lufttrocken 650 Pfund und
kommen auf 25 Slbgr. zu stehen.
Mit größerem Vortheil würde man zu diesem Formtorf die Schlickeysen'sche Ziegel- und Torfpresse benutzen können, welche
den Torf ebenfalls mittelst einer stehenden Welle zerkleint, die fertige Torfmasse
aber sogleich in mehreren Strängen aus der Torfmühle herauspreßt, die dann mit
großer Leichtigkeit in Soden geschnitten und, da diese sofort auf den untergeschobenen Karren zu
liegen kommen, leichter abgefahren werden können. Da die Schlickeysen'sche Torfpresse, je nach ihrer Größe, 5 bis 10 Mal mehr
leistet, als durch Formen mittelst Treten geleistet werden kann, so würden die 1000
Stück Soden auch in diesem Verhältniß billiger zu stehen kommen.
Die natürliche Beschaffenheit des Torfes muß bestimmen, welche von diesen drei
Aufbereitungsarten bei Ausbeutung eines Torfstiches in Anwendung gebracht werden
soll – für Fasertorf bleibt das Walzen entschieden am vortheilhaftesten, für
erdigen Torf dagegen die Schlickeysen'sche Torfpresse.
Bei beiden Verfahrungsarten ist noch ein Trocknen nöthig, weniger bei dem Walztorf,
vor Verbrennung bei beiden aber ein Darren. Der Walztorf verliert außerordentlich an
seiner hygroskopischen Beschaffenheit, und ist es bei demselben weniger
erforderlich, ihn sofort nach dem Darren zu verwenden, vielmehr kann man ihn gedarrt
längere Zeit aufbewahren, ohne daß er wieder Feuchtigkeit aus der Luft anzieht
– ein Umstand, welcher ihm noch besonders zur Empfehlung gereicht; auch
dürfte eine Torfwalze viel billiger darzustellen seyn, als dieß von Hrn. Grüson geschehen, da deren Bau so
äußerst einfach ist.