Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. , S. 154 |
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Miscellen.
Miscellen.
Hemmung der Eisenbahnzüge durch Absperren der Dampfabströmung
an den Locomotiven.
Hr. Constructeur J. Zeh hat an
den Locomotiven der Kaiserin-Elisabeth-Bahn in den
Dampfausströmungsröhren nächst den Cylindern einfache Drosselklappen angebracht,
welche vom Führerplateau aus leicht geschlossen und geöffnet werden können. Dieser
Klappen bedienen sich die Locomotivführer mit besonderem Vortheile bei dem
Herablassen schwerer Züge über die auf der Westbahn vorkommenden ununterbrochenen
meilenlangen Gefälle von 1 : 100, indem sie durch Schließen der Klappen bei geringer
Dampfgabe und möglichst hoher Expansion (doch aber Vorwärtsstellung der Steuerung)
ohne Anwendung irgend einer Bremse weder an den Wagen noch am Tender, bis zu 6000
Ctr. schwere Züge mit Sicherheit in einer entsprechenden Geschwindigkeit erhalten,
sogar bis zum Stillstehen bringen können.
Diese Drosselklappen sind, je nachdem es die Maschinenconstruction fordert,
verschiedenartig, aber am besten wirksam nächst dem Cylinder anzubringen, und sollen
nicht vollkommen dicht schließen; würde aber die Undichtheit dieser Klappen unnöthig
groß seyn, so würde natürlich der Effect der Drosselklappe geringer, hingegen der
Dampf- oder Brennstoffverbrauch ein unnöthig großer seyn. Fordert die Zunahme
des Gefälles das man befährt, oder das größere Gewicht des Zuges, eine Vermehrung in
der Hemmung der Geschwindigkeit, so hat man die Klappe geschlossen, den
Steuerungshebel ruhig stehen zu lassen und nichts anderes zu thun, als mehr Dampf
durch die Regulatorstellung zu geben.
Wie eine neu eingeführte Einrichtung selten unangefeindet bleibt, und gerne bei
Gelegenheit solcher Einführungen andere Gebrechen, wenn es möglich ist, solchen
Neuerungen zugeschrieben werden, so hörte man auch bei Beurtheilung dieser Klappen
das Lockern der Kolben etc. etc. nennen; es hat sich aber durch den allgemeinen
Gebrauch dieser Drosselklappen die Gewißheit herausgestellt, daß gut befestigte
Kolben bei Anwendung dieser Klappen nicht gelitten, sondern sich dieselben oder
deren Ringe glätter erhalten haben; weil durch die Dampfgabe bei dem Abwärtsfahren
die Ringe, so zu sagen, Nahrung erhalten, nicht aber den Kohlenstaub etc. aufsaugen,
wie dieß bei dem Reversiren der Fall ist, hingegen sich im Verlaufe mehrerer Monate
mit Gewißheit sagen ließ, daß die bestandene Lockerung der Kolben ihren Grund in zu
schmalen Keilen und den messingenen Kolbenkörpern hatte, da solche Kolben an
Maschinen, bei welchen die Drosselklappen nicht angewendet worden waren, ebenfalls
locker geworden, hingegen bis gegenwärtig die in dieser Richtung verbesserten Kolben
trotz Anwendung dieser in Rede stehenden Klappen fest bleiben.
Nachdem sich auf der Westbahn die Drosselklappen durch langen und allgemeinen
Gebrauch beim Einfahren schwerer Züge in die Stationen, besonders aber bei der
Regulirung der Geschwindigkeit solcher Züge auf starken Gefällen bewährt haben,
hatte ich kürzlich Gelegenheit, dieselbe Einrichtung bei einer
Semmering-Locomotive zu erproben; es wurde nämlich von der Station Semmering
bis Payerbach und Gloggnitz ein Zug mit 2055 Ctr. Brutto ohne jeden Anstand mit
einer normalen Geschwindigkeit gefördert und es war dabei auf den lange anhaltenden
Gefällen = 1 : 40 bei der gewesenen trockenen Witterung nicht nöthig, eine
Wagen- oder Tenderbremse anzuziehen.
Die Wichtigkeit, welche in der möglichst geringen Anwendung der Bremsen mit Rücksicht
auf das Springen der Gußräder, Lockern und stellenweises Abflächen der Tyres,
Abnützung der Bremsenhölzer, mangelhaftes Reguliren der Geschwindigkeit der Züge und
Gebrechen an den Wagen durch die Bremsungen überhaupt etc. etc. liegt, darf hier
nicht erst erörtert werden, ich glaube vielmehr, daß es vom höchsten Interesse für
Eisenbahnverwaltungen seyn muß, diese Einrichtung der Zugsbremsung durch derartige
Absperrung des Dampfes in den Ausströmungsröhren zu würdigen und den Mehrverbrauch
an Brennstoff zu prüfen, ob er größer ist als die Nachtheile der Räderbremsungen,
welche natürlich auf jeder Bahn durch die gebotenen Localverhältnisse verschieden
einwirken.
Die Anbringungsweise solcher Absperrklappen ist eben so wenig kostspielig, als für
den Fall, als der Brennstoffmehrverbrauch sich unter gewissen Verhältnissen zu groß
herausstellen sollte, die Außerdienstleistung derselben keine Reconstruction
bedingt.
Wien, am 30. Juli 1860.
Fischer v. Röslersstamm.
(Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereins, 1860 S. 158.)
Construction von Eisenbahnfahrzeugen.
Nach Hrn. A. Wilsa in Edinburg
soll man eine wesentliche Ersparniß dadurch erreichen, daß man die Längsschwellen
etc. statt aus Holz oder massiven eisernen Platten nach dem Principe der
Gitterbrücken construirt. Wenn auch die Kosten der Beschaffung nicht wesentlich
vermindert werden, so dürfte doch die Verminderung der todten Last der Züge sehr
große Wichtigkeit gewinnen. (Mining Journal; Breslauer
Gewerbeblatt, 1860, Nr. 21.)
Die Lenoir'sche Gasmaschine ein Humbug.
Das unter der Redaction des Hrn. Dr. H. Schwarz erscheinende Breslauer
Gewerbeblatt enthält in Nr. 21 vom 20. October d. J. folgende Correspondenz
aus Paris:
„Die Lenoir'sche Maschine ist eine von den
vielen Schwindeleien, die auf hiesigem Platz leider zu oft vermittelst
Zeitungsgeschrei bei nicht genügend mit diesen Sachen vertrauten Personen
Anklang finden. Die Erfinder verweigern es, mittelst eines Kraftmessers von Prony oder irgend eines Dynamometers die wirkliche
Kraft ihrer Maschine messen zu lassen, welche bisher nur eine kleine Drehbank (=
der Kraft eines Hundes oder eines Eichhörnchens) treibt; von Nutzeffect ist noch
Nichts gezeigt worden. Die Leute sagen, sie habe 6 Pferdekräfte; indessen ist
nur wahr, daß die Abmessung des Cylinders mit der einer Dampfmaschine von 6
Pferdekräften übereinstimmt; es handelt sich hier aber um ganz etwas Anderes als
Dampf. Aus rein physikalischem Grunde läßt sich auch weiter leicht beweisen, daß
die Maschine keinen Nutzeffect geben kann; dieß würde indessen für den jetzigen
Zweck zu weitläufig seyn. Es thut mir recht leid, Ihnen diese
technisch-traurige Nachricht geben zu müssen.“
Neue Sparlampe von Jobard.
Die vollständige Verbrennung der Brenn- und Leuchtmaterialien ist eine der
wichtigsten Fragen der Technologie, die immer noch nicht in ihrer ganzen Ausdehnung
gelöst ist. Bei der Beleuchtung sind Constructionen genug vorhanden, um dieß nach
Möglichkeit zu erzielen; dieselben leiden indessen häufig an zu großer
Complicirtheit, sind theuer, schwer zu handhaben und zu transportiren, und
consumiren überdem meist zu viel Oel für einen klein bemessenen Lichtbedarf. Jobard in Brüssel hat nunmehr eine ungemein einfache und
zweckmäßige Construction dieser Art aufgefunden, die ohne Zweifel bei Küchenlampen,
Grubenlampen, bei Illuminationen etc. ausgebreitete Verwendung finden wird. Diese
Lampe besteht in einem einfachen Glase von etwa 1/5 Quart Inhalt, in welchem etwa zu
1/3 der Höhe das Oel enthalten ist. Der Docht ist ein gewöhnlicher platter Docht,
und würde ohne die Jobard'sche Einrichtung nur eine
rauchige gelbe Flamme geben. Jobard hängt nunmehr in das
Glas ein kleines zugeschnittenes Blech ein, welches dasselbe in zwei ungleichmäßige
Hälften theilt und an die Wände des Glases ziemlich dicht anschließt, außerdem aber
in einem Ansatze den Docht trägt und unten in das Oel eintaucht. In der Höhe der
Flamme ist eine kleine runde Oeffnung darin angebracht. Der obere Theil des Glases
ist, um Windstöße abzuhalten, mit einem Drahtnetz bedeckt, das leicht abgenommen
werden kann. In der Hälfte des Glases, in welchem der Docht befindlich, entsteht
nach dem Anstecken
desselben durch die Erwärmung ein aufsteigender Luftstrom, der natürlich ein
Nachströmen der Luft aus der anderen Abtheilung zur Folge hat. Die frische Luft kann
nur durch das angebrachte kleine Loch hindurch in die Dochtabtheilung gelangen, und
es entsteht so ein continuirlicher sanfter Luftstrom, der die Flamme des Dochtes
etwas zur Seite biegt und eine sehr vollständige Verbrennung bewirkt. Wird das
Zwischenblech aus Messing gefertigt und blank gehalten, so kann es gleichzeitig als
Reflector dienen. Wählt man das Drahtnetz hinreichend dicht, so wird man diese
Lampe, natürlich mit einigen Modificationen, auch in schlagenden Wettern als
Grubenlampe benutzen können. (Breslauer Gewerbeblatt, 1860, Nr. 21.)
Verbesserte Fabrication der Thonretorten für Gasanstalten, von
J. Cliff in Wortley bei
Leeds.
Der Zweck dieser Erfindung ist, die bei den Thonretorten sonst so häufig vorkommenden
Risse und Unebenheiten der Oberfläche zu vermeiden, und vielmehr eine glattpolirte,
halb emaillirte Oberfläche zu erzeugen, welche in bedeutendem Grade den Gasverlust
durch die Wandungen oder den Kohlenansatz im Innern der Retorten verhüten muß. Dieß
wird dadurch bewirkt, daß die Oberfläche der Retorten zunächst in Passendem Zustande
der Trockenheit geebnet aber doch so rauh belassen wird, daß sie mit einer
geeigneten Mischung überkleidet werden kann. Diese Mischung besteht aus gebranntem
und ungebranntem feuerfesten Thon in höchst fein gepulvertem Zustand mit soviel
Wasser, um daraus eine Masse zu bilden, die sich leicht auf die innere und äußere
Fläche der Retorten auftragen läßt. Statt des pulverisirten Thons oder auch zugleich
mit demselben kann auch gepulverter Feuerstein oder Sandstein angewandt werden. Beim
Auftragen dieser Mischung muß dieselbe durch sorgfältige Bearbeitung möglichst mit
der Masse der Retorte selbst vereinigt und dann geebnet und geglättet werden. Ist
die Retorte dann getrocknet, so wird sie wie gewöhnlich gebrannt und es tritt dann
die verlangte glatte und halb emaillirte Oberfläche hervor. (Patentirt in England am
29. Decbr. 1859. – Repertory of
Patent-Inventions, September 1860, S. 233.)
Ueber Blatt-Aluminium.
E. v. Bibra veröffentlicht in den Annalen der Chemie und
Pharmacie Bd. CXIV S. 382 eine Notiz zu der im polytechn. Journal Bd. CLIV S. 437 gegebenen Mittheilung über
Blatt-Aluminium.
Nach derselben hat er bereits vor zwei Jahren in Nürnberg Blatt-Aluminium
schlagen lassen und solches nebst Aluminiumdraht, der gleichfalls in Nürnberg
gezogen wurde, an Prof. v.
Liebig geschickt. Das Blatt-Aluminium war nahezu so dünn wie
Blattsilber, hatte viel Glanz und war leicht darzustellen. Es eignet sich aber nicht
zur Verwendung, da es nach einigen Monaten anfing sich zu oxydiren. Einige Blätter,
die in Papier gewickelt in einem geschlossenen Behälter aufbewahrt wurden, zeigen
jetzt zwar noch theilweise ihren alten Glanz, sind aber an vielen Stellen mit einer
starken Thonerdeschicht überzogen. (Auch das von Hrn. Kühny in Augsburg fast so dünn wie Blattsilber
geschlagene Aluminium conservirt sich nicht, sondern wird nach kürzerer oder
längerer Zeit, in den Büchelchen zwischen den mit Bolus eingeriebenen Papierblättern
aufbewahrt, an vielen Stellen brüchig.)
Der sehr sorgfältig gezogene Draht hat jetzt noch seinen dem Silber fast gleichen
Glanz, ist aber so brüchig, daß er ohne ganz besondere Vorsicht, öfteres Erwärmen
und dergleichen, kaum zu einem einfachen Oehr gebogen werden kann.
Ganz dünnes Blech zeigte sich sehr brauchbar und der Verf. hat Gewichte von
1–2 Milligr. jetzt seit zwei Jahren in Gebrauch, die noch ganz Wohl erhalten
sind.
Das Schweißen des Eisens mittelst Walzen, nach Piatoff in Slobadskoi
(Rußland).
Diese Schweißmethode bezieht sich hauptsächlich auf große Theile, wie Wellen, Achsen
u.s.w. und hat den doppelten Vortheil: 1) daß an Brennmaterial und Handarbeit
gespart, und 2) daß die Schweißung eine vollkommnere wird.
Wenn die zu schweißenden Theile aus dem Ofen kommen, so werden sie in Packetform auf
ein schlittenartiges Gestelle gelegt und nach dem Schweißwalzwerk gefahren. Solche
Schweißwalzwerke müssen sehr schwer seyn und dürfen keine Gegengewichte haben, weil
durch das Gewicht der Walzen die Compression und Schweißung der Masse hervorgebracht
werden soll. Mit Walzwerken von 4600 Kilogr. Gewicht hat man durch einen einzigen
Durchgang eine Eisenmasse von 528 Kilogr., die aus 18 Millim. starkem Blech bestand,
gut geschweißt. Man zerschnitt nachher dieses Blech in kleine Stücke und fand weder
Trennungsstellen, noch sonstige hohle Räume in demselben. Beim Schweißen von Wellen
oder Achsen nach dieser Methode muß man die Eisenstücke mehrmals durch die Walzen
gehen lassen und zwar durch verschiedene Caliber. Die durch dieses Verfahren
gewonnene Ersparniß an Handarbeit und Brennmaterial ist sehr bedeutend, da man eine
Eisenmasse von 1600 Kilogr. und selbst noch mehr in einer einzigen Hitze unter dem
Walzwerk schweißen kann; dabei ist man sicher, daß die Schweißung eine vollkommene
ist, während der Hammer nicht immer die hinreichende Garantie für die gute
Schweißung bietet. (Armengaud's Génie industriel, März
1860, S. 152.)
Vorkehrungen zum Schutze der Seitenwände der Puddelöfen, von
A. Clayton Hill und W. Morgan.
Um die Seitenwände der Puddelöfen vor der zerstörenden Einwirkung der Hitze zu
schützen, wenden wir, entweder in lockerer oder in compacter Form, Gemische von
Steinkohlentheer, Pech oder Asphalt mit Kohks und Kohksstaub an, welche in starker
Hitze eine kohlige, schützende Decke bilden. Zweckmäßige Gemische werden erhalten
durch 15 Proc. Kohlentheer und 85 Proc. Kohksstaub, oder durch 8 Proc. Pech und 92
Proc. feinen Kohlenstaub. Das Gemisch wird auf die Wände der Puddelöfen gebracht und
mit heißer Steinkohlenschlacke oder mit Eisenabfällen oder Eisenoxyd bedeckt, um es
vor der oxydirenden Einwirkung der Luft zu schützen. (Patentirt in England am 20.
Februar 1860. – Repertory of
Patent-Inventions, September 1860, S. 215.)
Verbesserte Muffeln zur Zinkdestillation.
Der Ingenieur E. L. Gatellier
zu La Ferté-sous-Jouarre (Seine und Marne) in Frankreich, ließ
sich am 24. Januar 1860 in England eine Verbesserung der Muffeln zur
Zinkdestillation patentiren. Er sagt: „Wenn auf den Zinkhütten neue
Muffeln in Gebrauch kommen, geht bekanntlich ein Theil des Zinks verloren.
Bisher nahm man an, daß dieser Verlust einer Absorption des Zinks durch die
Muffel zuzuschreiben sey, und daß er nicht mehr stattfindet sobald die Muffel
gesättigt ist. Ich habe jedoch gefunden, daß der Verlust dadurch veranlaßt wird,
daß Zinkdämpfe durch die Poren der Muffel ziehen und dann in die Esse
entweichen, welcher Vorgang nach einiger Zeit aufhört, weil das Zinkoxyd mit dem
Thon der Muffel auf deren Außenseite eine Glasur bildet; denselben Erfolg
erziele ich nun dadurch, daß ich die Muffel sogleich mit einem geeigneten
verglasbaren Material oder einer Glasur überziehe, z.B. Kochsalz, Chlorblei,
Manganchlorür etc. Hierzu wird die lufttrockene Muffel in einem Abwärmofen gut
getrocknet und dann vor dem Brennen mit dem Glasurmaterial angestrichen, welches
im Wasser aufgelöst oder darin suspendirt ist.“ (Repertory of Patent-Inventions, Oct. 1860, S.
310.)
Die Zinnproduction in Niederländisch-Indien.
Das Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1858, IX. Jahrgang, enthält einen
Aufsatz von Hrn. Dr. Hochstetter über die Wirksamkeit der Bergingenieure in
Niederländisch-Indien nach Notizen, welche der Verf. auf seiner mit der
österreichischen Fregatte Novara gemachten Reise um die Welt gesammelt hat, ergänzt
nach den in holländischer Sprache über den Gegenstand erschienenen Arbeiten. Die
Insel Banka im niederländischen Ostindien ist ein berühmter und sehr wichtiger
Gewinnungsort für Zinn und bildet mit der Insel Billiton den Centralpunkt für den
ostindischen Bergbau. Auf ersterer Insel ist die Zinnproduction im J. 1856 bis auf
6291 Tonnen zu 100 Kilogr., also 12582 Zollcentner gestiegen; auf letzterer beträgt
dieselbe jährlich gegen 3000 Pikuls zu 62,5 Kilogr., also 3750 Zollcentner.
Eigenthümlich ist die Uebereinstimmung dieses indischen Zinnerzvorkommens mit dem
erzgebirgischen; auch die hier gewöhnlichen Begleiter des Zinnsteins, Wolfram und
Wismuth, fehlen dort nicht. So ist auch der Granit jener ostindischen Inseln dem
böhmischen zum Verwechseln ähnlich. Vom Zinn abgesehen, befindet sich der Bergbau in
Niederländisch-Indien noch in feinen Anfängen, verspricht aber wichtig zu
werden, indem nicht nur, namentlich auf der Insel Borneo, beträchtliche (tertiäre)
Kohlenablagerungen, sondern auch mancherlei metallische Lagerstätten entdeckt worden
sind. Der Kohlenbergbau in der südöstlichen Abtheilung von Borneo hat im J. 1848
begonnen und lieferte im J. 1856 bereits 17080 Tonnen (zu 1000 Kilogr. oder 16
Pikuls) also 341600 Zollcentner.
Dichtigkeitsänderung der Körper beim Erstarren und
Schmelzen.
Der Versammlung der British Association for the advancement of
science zu Dublin wurde von Hrn. Nasmyth ein Aufsatz mitgetheilt, worin der Verfasser auf Grund
feiner Beobachtungen und Versuche die Behauptung ausspricht und den Physikern zum
gründlichem Studium empfiehlt, daß das bekannte Verhalten des Wassers, beim
Gefrieren sich auszudehnen, beim Schmelzen sich zu verdichten und in dieser
Verdichtung bis einige Grade über den Schmelzpunkt hinaus fortzufahren, keineswegs
der gewöhnlichen Annahme gemäß ein ausnahmsweises, sondern ein allen Körpern
gemeinsames Verhalten sey. Daß ein fester Körper auf einer durch Schmelzung
erhaltenen flüssigen Masse derselben Substanz schwimmt, hat Hr. Nasmyth für Blei, Silber, Kupfer,
Eisen, Zink, Zinn, Antimon, Wißmuth, Glas, Pech, Harz, Wachs, Talg bestätigt
gefunden; auch glaubt er aus seinen Beobachtungen schließen zu dürfen, daß (ebenso
wie Wasser) die geschmolzenen Metalle bei einer den Schmelzpunkt um etwa 4°
C. übersteigenden Temperatur ihr Maximum der Dichtigkeit erreichen. Er empfiehlt
diese Erfahrungen namentlich der Aufmerksamkeit der Geologen, indem er glaubt, daß
eine große Zahl von Eruptions- und Hebungs-Erscheinungen, welche die
Rinde der Erde und besonders die des Mondes darbieten, ihre Erklärung darin finden,
daß flüssige mineralische Massen, indem sie sich dem Zustande der Erstarrung nähern,
sich ausdehnen, die darüber liegende bereits feste Kruste heben, brechen und
flüssige Massen durch die Spalten hindurch drängen. Revue
universelle des Mines, März 1859.)
Rasch wirkendes Collodium in der Photographie.
Man mache sich eine concentrirte Auflösung von Aetzkali in Alkohol. Hat man Kinder
photographisch aufzunehmen, so gieße man von seinem Jod-Collodium den dazu
nöthigen Bedarf in ein kleines Gläschen und gebe 1 bis 2 Tropfen der Aetzkalilösung
dazu. Das Collodium wird sofort wasserhell werden: der entstehende Niederschlag
senkt sich bald zu Boden und nach kurzer Zeit ist das Collodium zu gebrauchen, hält
sich aber höchstens nur 3 Tage. Zur Silberung dieses Colldiums nimmt man eine flache
Schale, um wenig Lösung zu bedürfen. Die Silberlösung wird bald unbrauchbar, läßt
sich aber in kleinen Portionen durch Abdampfen und Glühen in einer Berliner
Porzellanschale leicht wieder metallisch herstellen, wogegen größere Vorräthe das
Abdampfen sehr lästig machen. Ich habe mit einem kleinen Diaphragma an einem beschatteten Orte mit einem 1/2 Objectiv französischer
Arbeit in 8 Secunden ein gelungenes Negativ erhalten. Es ist nöthig, jedesmal nur
eine Kleinigkeit Collodium mit Aetzkali zu versetzen, weil das Collodium, wie
gesagt, rasch verdirbt, aber die Wirkung tritt nach Zusatz des Aetzkali gleich ein,
so daß man also eines Vorrathes nicht bedarf. Das Silberbad läßt sich, wenn es nicht
mehr nach Wunsch wirken sollte, durch Zusatz von einigen Tropfen Essigsäure für
kurze Zeit noch brauchbar machen, aber auf Kosten der Schnelligkeit.
(Photographisches Archiv, 1860 S. 166.)
Ueber den Ursprung der sogenannten chinesischen Gelatine, von
Prof. J. Roßmann in
Gießen.
Die im polytechn. Journal Bd. CLVI S. 317
besprochene chinesische Gallerte ist, so weit sich dieß ohne Ansicht der Substanz
entscheiden läßt, identisch mit dem japanischen Agar-Agar, einem Präparat von
einer das indische und wahrscheinlich auch das chinesische Meer bewohnenden Pflanze
aus der Abtheilung der Algen, welche den Namen Gelidium
Amansii (Fucus Amansii) führt und namentlich
von Singapore aus in großer Menge nach China eingeführt wird. In ähnlicher Weise
werden zwei andere, das chinesische Meer bewohnende Arten, Gelidium cartilagineium und Gloeopeltis tenax
(Fucus oder Sphaerococcus
tenax), verwendet. Unter dem Namen Agar-Agar finden sich im Handel
verschiedene, entweder präparirte oder einfach getrocknete, sonst nicht weiter
verarbeitete Algen aus dem indischen Ocean. Der in den letzten Jahren auch in Europa
eingeführte (in England zur Zurichtung der Seide und anderer Webstoffe vielfach
verwendete) makassarische Agar-Agar ist der einfach getrocknete, schon Linné bekannte Fucus
opinosus, jetzt von Kützing als Encheuma spinosum bezeichnet, ausgezeichnet durch
starke, dornförmige Auswüchse, welche beim Aufweichen der Pflanze noch sehr
hervortreten. Der Ceylonische Ager-Ager carang
ist wieder eine andere, in Europa schon lange bekannte, ebenfalls unveränderte
Meeresalge von den Küsten Ceylons, die den Namen Sphaerococcus lichenoides (Fucus amylaceus)
führt. Die Salangane (chinesische oder indische Schwalbe bereitet ihre bekannten
gallertartigen eßbaren Nester ebenfalls aus einigen Sphaerococcus-Arten oder dieser Gattung nahe verwandten Pflanzen,
und in England soll man aus Agar-Agar künstliche eßbare Nester
verfertigen.
Nach den Analysen von Kloete Nortier und van der Burg enthält der makassarische Agar-Agar:
Zellstoff, Stärke, Gummi, Dextrin, Pflanzenschleim, Pflanzenwachs, Harz, eigenes (in
Salzsäure nicht lösliches) Chlorophyll, Eiweiß, eine eigenthümliche Säure,
Schwefelsäure, Phosphorsäure, Kieselsäure, Chlor und Jod, Kali und Natron, Kalkerde,
Talkerde und Eisen. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1860, Nr. 22.)
Blaue Tinte für Stahlfedern.
Eine vortreffliche blaue Tinte, welche die Stahlfedern nicht angreift, sich auch
nicht zersetzt, wird nach Dr. J. J. Pohl erhalten, durch Lösen von Indigocarmin in Wasser,
Verdicken der Flüssigkeit mit Gummi und zur Verhütung von Schimmelbildung, Zusatz
weniger Tropfen einer Lösung von arseniger Säure in Wasser. (Journal für praktische
Chemie, 1860, Bd. LXXXI S. 45.)
Benzol-Magnesia zum Entfernen von Fettflecken.
Man befeuchte kohlensaure Magnesia, die man vorher auf einen heißen Ofen gelegt oder
sonst erhitzt hatte, um sie von jeder Spur von mechanisch anhaftender Feuchtigkeit
zu befreien (noch besser ist frisch gebrannte, wieder erkaltete Magnesia, sogenannte
Magnesia usta) mit so viel reinem Benzol, daß die
Magnesia gerade davon benetzt ist, aber noch nicht zum Brei ausstießt, sondern erst
dann etwas flüssiges Benzol aus derselben hervortritt, wenn man die Masse
zusammendrückt. Diese Benzol-Magnesia, wie man die Mischung der Kürze halber
nennen kann, erscheint als eine krümliche Masse und ist am besten in gut
schließenden Glasflaschen mit etwas weiter Mündung wohl verschlossen aufzubewahren. Die Anwendung
derselben ist höchst einfach und kunstlos. Man schüttet auf den zu tilgenden Fleck
eine 1 oder 2 Linien hohe Schicht der Masse und zerreibt diese leicht mit dem Finger
auf dem Fleck, klopft oder wischt die zusammengeballten Klümpchen von Magnesia von
der Fläche ab, bringt nochmals etwas frische Masse auf verfährt auf dieselbe Weise;
zuletzt drückt man noch etwas frische Masse auf die Stelle, wo der Fleck war, und
läßt sie darauf liegen, bis das Benzol vollkommen davon verdunstet ist (bei frischen
Fettflecken verschwindet übrigens der Fleck gewöhnlich schon bei der ersten
Behandlung vollständig); hierauf klopft oder wischt man die leicht aufsitzenden
Magnesiatheilchen ab oder bläst sie weg und entfernt die fester aufsitzenden mit
einem steifhaarigen Pinsel oder mit einer Bürste. Stoffe, welche Feuchtigkeit
vertragen, kann man auch mit Wasser bürsten, seidene Stoffe wischt man leicht mit
Alkohol oder Aether ab. Auf diese Weise kann man alte oder frische Fettflecken mit
Leichtigkeit aus jeder Art Holz entfernen; die zartesten
Holzschnitzereien und Elfenbeinarbeiten können von jeder Verunreinigung durch Fett
vollständig befreit und wie neu hergestellt werden. Auf keine Weise kann man aus
beschriebenem Papier oder Pergament die Fettflecken so total und ohne irgend welche Beschädigung der
Schrift wegbringen wie durch Benzol-Magnesia, indem nicht eine Spur eines
Fleckes mehr sichtbar ist; auch aus Gedrucktem
verschwindet das Fett ganz vollständig, doch wird dann der Druck etwas lichter. Aus
glatter Seide in allen Farben ist das Fett mit
Leichtigkeit herauszubringen, und eben so aus den verschiedensten anderen Zeugen,
wenn dieselben nicht sehr wollig sind, weil in letzterem Falle die Magnesia ziemlich
hartnäckig haften bleibt. (Aus Hirzel's Hauslexikon durch polyt. Notizblatt.)
Verwendung der Farbholzrückstände als Brennmaterial.
In großen Farbenfabriken und Färbereien häufen sich bedeutende Quantitäten von fein
geraspelten, ausgekochten und ausgelaugten Farbehölzern an, die man zur Verbesserung
des Feldbodens, ohne wesentlichen Nutzen zu erlangen, zu verwenden gesucht hat.
Diese Holzrückstände eignen sich zwar außerordentlich zur Speisung von
Gasgeneratoren und zur Darstellung von Leuchtgas, wo sich solche an der Hand finden;
da dieß aber nur selten der Fall ist, so häufen sie sich oft zu ordentlichen Bergen
an, verengen den Raum und werden so zur Last, daß man sie für Lohn wegfahren lassen
muß. Dieß veranlaßte den Verfasser, Versuche anzustellen, ob diese Hölzer nicht zur
Darstellung künstlicher Brennmaterialien auf Art wie die ausgelaugte Lohe in
Gerbereien zu benutzen seyn dürften. Ohne alles Bindemittel in Backsteinform
mittelst einer einfachen Hebelpresse gepreßt, bekommen dieselben keinen
Zusammenhang. Mit Thonbrei in solcher Quantität vermischt, daß sie Festigkeit
bekommen, brannten die Steine schlecht und waren unbrauchbar. Mit dünnem
Mehlkleister vermengt und angemacht, gaben sie zwar ein besseres Brennmaterial, aber
der Aufwand an Mehl war zu groß. Mit dem schwarzen bituminösen, bei der Reinigung
des Rüböls durch Schwefelsäure verbleibenden Rückstand stellte sich ein äußerst
brauchbares Brennmaterial dar; besser aber noch sielen die mit Steinkohlentheer
vermengten Steine aus, ohne gerade viel theurer zu seyn als die letzteren. Die
ausgelaugten lufttrockenen Farbespäne wurden, 100 Pfd. mit 10 Pfd. durch einen
Zusatz von 2 Pfd. Erdtheer von Edemissen dünnflüssiger gemacht, in einem Holzkasten
mittelst der Hacke gut mit einander gemengt, in Formen gefüllt und mittelst eines
Hebels stark gepreßt, gaben einen dichten compacten Stein und ein untadelhaftes
Brennmaterial zur Kessel- und Stubenheizung, sowie zum Küchengebrauche, und
verbrannten mit Zurücklassung sehr weniger Asche. Mehrere solcher Steine im
verschlossenen Raume gekohlt, gaben schöne dichte Kohlen, die im Schmiedefeuer eine
größere Hitze entwickelten als gewöhnliche Holzkohlen. Beim Pressen wurde die Form
mit Wasser benetzt, um das Herausfallen der Steine zu befördern; beim Verkohlen
schwanden die Steine nur wenig, und bildeten unter vollkommener Beibehaltung der
ursprünglichen Steinformen sehr feste, nur außen etwas poröse Kohlen. (Die neuesten
Erfindungen, 1860, Nr. 21.)