Titel: Ueber die Erkennung ächter Vergoldung und Versilberung bei Metallwaaren.
Fundstelle: Band 159, Jahrgang 1861, Nr. LXXXI., S. 294
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LXXXI. Ueber die Erkennung ächter Vergoldung und Versilberung bei Metallwaaren. Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1860, Bd. IV S. 264. Ueber die Erkennung ächter Vergoldung und Versilberung bei Metallwaaren. Die im Folgenden beschriebenen Methoden werden seit einiger Zeit zur Erkennung der Versilberung und Vergoldung auf den Steuerämtern der Zollvereins-Staaten in Anwendung gebracht; die Kenntniß derselben ist vielleicht auch für unsere Leser von Interesse, da die Erkennung von Versilberungen auch bei Gegenständen von Wichtigkeit ist, welche aus einer dem Silber ähnlich gefärbten Legirung wie Neusilber, Britanniametall, Alfenide etc. gefertigt sind, weil man häufig, um der Waare ein besseres Ansehen zu geben, sie leicht versilbert. Der dünne Silberüberzug ist natürlich bald abgenutzt und dann tritt die eigentliche Farbe der Legirung hervor. Der Werth eines jeden derartigen Prüfungsverfahrens besteht darin, daß es sowohl von jeder Hand leicht ausführbar, als auch in seinen Anzeigen sicher ist; wir wollen in dem Folgenden kurz diejenigen Methoden beschreiben, welche schnell und sicher zum Ziele führen. Goldproben. Die gewöhnliche Methode der Nachweisung des Goldes gründet sich auf dessen Unlöslichkeit in Salpetersäure. Macht man mit dem zu prüfenden Gegenstande einen Strich auf einen Probirstein, so wird das Gold durch Scheidewasser nicht fortgeätzt, während die ähnlich dem Golde gefärbten Legirungen unedler Metalle alsbald aufgelöst werden und verschwinden. Bei sehr schwachen Vergoldungen, welche gerade häufig Gegenstand der Prüfung sind, läßt sich das Gold auf diesem Wege nicht sicher nachweisen; in diesem Falle kann man sich mit Vortheil des folgenden Verfahrens bedienen, welches auf das Princip hinauskommt, das Löwe in seiner Schrift über Vergoldung und Versilberung, S. 33, zur Erkennung des Goldes benutzt. Dieß Verfahren gründet sich darauf, daß eine Auflösung von Kupferchlorid in Wasser Gold nicht afficirt, dagegen auf goldähnlich gefärbten Legirungen, z.B. Tomback, Messing, einen schwarzen Fleck hervorbringt. Die nach Lowe's Vorschrift bereitete Probeflüssigkeit, durch Auflösen von Kupfer in rauchender Salpetersäure und Zusatz einer Lösung von Kochsalz, liefert indessen nach vielen damit angestellten Versuchen keine ganz sicheren Resultate, denn bei ganz schwachen Vergoldungen erhält man dennoch einen schwarzen Fleck. Einen sehr wichtigen Einfluß übt nämlich die Concentration der Lösung, worauf dort nicht Rücksicht genommen worden ist; denn concentrirte Lösung schwärzt schwach vergoldete Oberflächen, eine zweckmäßig verdünnte Lösung dagegen ist ein sicheres Unterscheidungsmittel. Um ferner die Gegenwart von Königswasser auszuschließen, welches sich durch die Einwirkung von Salpetersäure auf Kochsalz bildet und leicht Spuren von Gold auflösen kann, bereitet man die Probeflüssigkeit auf folgende Weise: Man bringt in ein Reagensgläschen eine kleine Menge kohlensaures Kupferoxyd, fügt zu diesem tropfenweise so lange reine Salzsäure, bis das bläuliche Pulver sich unter Aufbrausen zu einer klaren grünen Flüssigkeit gelöst hat; inzwischen erwärmt man das Glas etwas über der Spirituslampe. Zu dieser concentrirten Lösung fügt man die zehn- bis elffache Menge destillirtes Wasser, dem Volumen nach abgemessen. Diese Probeflüssigkeit wird in einem Glase mit Glasstöpsel aufbewahrt. Vor der Prüfung muß man die Gegenstände an der zu prüfenden Stelle von etwa darauf haftendem Lack befreien. Dieß geschieht mittelst eines weichen Haarpinsels, den man in starken 90grädigen Spiritus oder besser in absoluten Alkohol taucht und die Stelle damit etwa 1/2 bis 1 Minute lang leicht überfährt. Auf die trocken gewordene Stelle bringt man jetzt einen Tropfen der Probeflüssigkeit; am besten geschieht dieß mit einer kleinen Pipette, welche man sich leicht herstellt, indem man das eine Ende eines 5 bis 6 Zoll langen Glasröhrchens über der Lampe zu einer feinen Spitze auszieht und auf das andere Ende ein Kautschukröhrchen steckt, dessen eine Oeffnung mit einem Korke verschlossen wird. Nachdem der Tropfen 1/2 bis 1 Minute auf der Fläche gestanden hat, saugt man ihn wieder mit der Pipette ein und betupft die Stelle leicht mit ungeleimtem Druckpapier. Bleibt dann kein deutlicher dunkler Fleck, so ist der Gegenstand vergoldet. Bei sehr schwachen Vergoldungen nun zeigt sich zuweilen ein ganz geringer Anflug, der den Beobachter zweifelhaft machen kann. Um in diesem Falle ganz sicher zu gehen, schabt man mit dem Messer von der Oberfläche etwas ab und bringt die Probeflüssigkeit auf diese Stelle. Entsteht hier sofort der dunkle Fleck, so hat man es mit einer sehr schwachen Vergoldung zu thun; die Goldtheilchen bedecken in diesem Falle die Oberfläche nicht so dicht, daß nicht etwas der Kupferlösung auf das unten liegende Metall kommt und dasselbe afficirt. Sollte in diesem Falle eine fernere directe Nachweisung des Goldes gefordert werden, so bringt man den zu prüfenden Gegenstand oder ein Bruchstück desselben in eine Porzellanschale, und gießt so viel reine Salpetersäure darauf, daß der Gegenstand etwa halb bedeckt ist. Die Goldtheilchen, welche hier die Oberfläche nur unvollständig überkleiden, hindern den Angriff der Säure auf die Legirung nur wenig; dieselbe wird bald angegriffen und es scheidet sich die dünne Goldschicht in feinen Flittern, wie Buchbindergold, ab und schwimmt auf der Säure. Nun nimmt man den Gegenstand aus der Säure, gießt die grüne Metalllösung ab, fügt neue Salpetersäure zu, erwärmt etwas und gießt endlich Wasser, um die Goldflittern abzuspülen, darauf. Das Gold ist dadurch nachgewiesen, daß die Flittern sich beim wiederholten Behandeln mit Salpetersäure nicht lösen, dagegen von Königswasser beim Erwärmen zu einer gelben Flüssigkeit gelöst werden. Dergleichen schwache Vergoldungen kommen bei den französischen unächten Bijouteriewaaren sehr häufig vor, der Ueberzug ist so dünn, daß er sich der Beobachtung sehr leicht entzieht und nach den gewöhnlichen Methoden schwer nachweisbar ist. Wird dann ein kleines Stück von geringem Werthe aus einer Partie Waare mit Salpetersäure übergossen, so gibt sich der Goldgehalt auf diesem Wege zu erkennen. Das Verfahren ist indessen nur bei den geringen Vergoldungen mit Vortheil zu benutzen, weil nur hier der Angriff der Säure leicht und schnell erfolgt; bei einer starken Vergoldung würde die Säure nur schwer durchdringen, in diesem Falle gibt Kupferchlorid und besonders der Probirstein ein sicheres Resultat. Statt den ganzen Gegenstand in die Säure zu bringen, wodurch er natürlich unbrauchbar wird, kann man auch von diesem mit einem Messer einen Theil der oberen Schicht abschaben und dieß mit Salpetersäure übergießen. Bei einem anscheinend massiv goldenen Gegenstande ist die Probe mittelst des Probirsteins vorher vorzunehmen. Silberproben. Die am häufigsten angewandte und sehr sichere Probe zur Erkennung des Silbers gründet sich auf die Unlöslichkeit des Chlorsilbers in Wasser und verdünnten Säuren. Diese vortreffliche Probe ist bei schwachen Versilberungen nicht gut ausführbar; es ist aber in diesen sowie in allen anderen Fällen ein einfaches sehr sicheres Verfahren anwendbar, welches sich auf das Verhalten der Chromsäure zum Silber stützt. Berzelius erwähnt schon, daß Chromsäure auf Silber einen rothen Fleck erzeugt (vergl. dessen Lehrbuch, Band III S. 948); auch Runge benutzt diese Reaction zur Unterscheidung eines ächten Thalers von einem falschen (Runge, Chemie, Band II S. 61). Für unseren Zweck bereitet man eine Probeflüssigkeit, indem man gepulvertes, rothes, chromsaures Kali mit reiner Salpetersäure übergießt. Auf das in einem Glase befindliche Pulver gießt man so viel Säure unter Umrühren mit einem Glasstabe, daß ein Theil des Salzes ungelöst bleibt. Zweckmäßig ist ein Gemisch von gleichen Gewichtsheilen beider. Die Säure muß frei von Salzsäure seyn, muß die annähernd richtige Concentration haben, nicht etwa rauchend, aber auch nicht zu verdünnt seyn. Sehr geeignet ist eine Säure von 1,20 bis 1,25 specifischem Gewicht, welches die in den Apotheken käufliche reine Säure gewöhnlich zeigt. Nachdem das Gemisch einige Stunden gestanden hat und öfter umgerührt worden ist, gießt man die rothgefärbte Flüssigkeit von dem Rückstande ab und bewahrt sie in einer Glasflasche mit verlängertem Glasstöpsel auf. Mit letzterem bringt man einen Tropfen der Flüssigkeit auf die zu prüfende Fläche, oder bestreicht dieselbe damit; sodann wird die Probestelle sogleich mit Wasser, welches man leicht darüber gießt, abgespült. Bleibt ein deutlicher blutrother Fleck, so ist das Silber nachgewiesen. Diese Methode erfordert nur wenige und zwar folgende Vorsichtsmaßregeln. Die zu prüfende Fläche muß mit Spiritus von Lack eventuell befreit seyn, es muß vor der Beurtheilung der Farbe Wasser über die betupfte Stelle gegossen werden, da die Farbe der Probeflüssigkeit durch die Metalle verändert wird und der rothe Beschlag erst nach Entfernung der gefärbten Flüssigkeit deutlich zu erkennen ist. – Der rothe Fleck läßt sich nachher mit dem Finger leicht abwischen. Hierdurch erkennt man das Silber selbst in Legirungen von geringem Gehalte leicht. Bei schwachen Versilberungen darf man nur eine dünne Schicht der Probeflüssigkeit auftragen. Selbst auf angelaufenem Silber gibt die Probe sichere Resultate. Bei keinem anderen Metalle oder einer Legirung tritt der für das Silber charakteristische rothe Beschlag ein; öfter ätzt nur die Flüssigkeit die Metallfläche, in anderen Fällen entstehen gefärbte Niederschläge, die indessen mit dem beim Silber nicht zu verwechseln sind. Auf Neusilber färbt sich die Flüssigkeit braun, hinterläßt nach dem Abspülen keinen rothen Fleck. Die Stelle wird dabei stark geätzt. Auf Britanniametall (Zinn, Antimon mit etwas Kupfer) erhält man einen schwarzen Fleck. Zink wird stark geätzt, die Probeflüssigkeit spült sich vollständig ab. Auf Platin erfolgt keine Einwirkung. Auf Blei erhält man einen gelben Niederschlag, Chromgelb, welcher nach dem Abspülen zum Theil haftet. Zinn wird von dem Gemisch stark afficirt; in dem bräunlich gefärbten Tropfen der Probeflüssigkeit wird durch Wasser ein gelber Niederschlag erzeugt, der auf dem Metalle leicht haftet. Kupfer wird stark angegriffen. Bringt man das Reagens auf eine angelaufene Fläche, so ist dieselbe nach dem Abspülen rein metallisch geätzt. Auf Wismuth bildet sich nach dem Abspülen ein gelber Beschlag; bei Antimon tritt derselbe nicht ein. Dieß Mittel ist zur schnellen Unterscheidung dieser beiden äußerlich so ähnlichen Metalle anwendbar. Auf Quecksilber oder einer amalgamirten Metallfläche erhält man einen röthlich braunen Niederschlag, der beim Uebergießen mit Wasser sich vollständig fortspült und mit dem Silberniederschlage nicht zu verwechseln ist. W.