Titel: Apparat zum Füllen der Locomotiven-Tender mit Wasser während ihrer Fortbewegung; von J. Ramsbottom, Obermaschinist der London- und Nordwest-Eisenbahn.
Fundstelle: Band 160, Jahrgang 1861, Nr. XCVI., S. 347
Download: XML
XCVI. Apparat zum Füllen der Locomotiven-Tender mit Wasser während ihrer Fortbewegung; von J. Ramsbottom, Obermaschinist der London- und Nordwest-Eisenbahn. Aus dem Practical Mechanic's Journal, März 1861, S. 311. Mit Abbildungen auf Tab. V. Ramsbottom's Apparat zum Füllen der Locomotiven-Tender mit Wasser während ihrer Fortbewegung. Dieser, seinem Erfinder Hrn. J. Ramsbottom in Crewe patentirte Apparat, hat den Zweck, eine der Ursachen, welche bei Eisenbahnfahrten Zeitverluste veranlassen, zu vermeiden, indem er den wiederholten Aufenthalt behufs der Wassereinnahme in den Tender, unnöthig macht. Dieß wird durch Anwendung einer beweglichen Eintauche-Röhre erreicht, welche den Tender mit einem zwischen oder neben den Schienen befindlichen langen Wassertrog verbindet; vermöge der Geschwindigkeit des Zuges steigt das Wasser in dieser Schöpfröhre in die Höhe und fließt in den Tender aus. Die Idee ist ebenso einfach wie neuNeu ist diese Idee nicht, denn Mac Donald ließ sich dieselbe schon vor einigen Jahren in den Vereinigten Staaten patentiren; man sehe polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 313.A. d. Red. und hat sich praktisch vollkommen bewährt. Fig. 1 und 2 stellen den neuen Apparat in der Seiten- und Hinteransicht dar. A ist die Wasserschöpfröhre; dieselbe ist in dem Innern des Tenders angebracht, in ihrer ganzen Länge schwach gebogen. Ihr oberes Ende ist etwa zehnmal so weit wie das untere, um die Kraft des Wasserstroms zu vermindern, welcher aus der oberen Krümmung nach abwärts ausfließt. Am unteren Ende dieser Röhre ist ein bewegliches Mundstück B angebracht, welches nach vorne in der Richtung der Bewegung gekrümmt ist, und als eine Art Schöpfer wirken soll. Dieses Mundstück ist auf verschiedene Art stellbar und beweglich, damit es nicht allein über etwa im Wege vorkommende Hindernisse in die Höhe gezogen, sondern auch je nach Erforderniß bis zu beliebiger Tiefe in das Wasser eingetaucht werden kann. In dem in Fig. 1 und 2 gezeichneten Falle wird die Beweglichkeit durch eine teleskopartige Verschiebung bewirkt, in Folge deren das Mundstück mittelst einer aus Fig. 1 ersichtlichen Combination von Stangen und Hebeln in das Rohr hineingesteckt werden kann. Fig. 3 zeigt die Verbindung der Röhre mit dem Mundstück in vergrößertem Maaßstabe. Damit das Wasserrohr frei in den Trog eintreten und denselben wieder verlassen kann, ist das Geleise an der betreffenden Stelle um einige Zoll tiefer gelegt, indem eine abwärts gehende Neigung der Bahn an dem einen Ende des Troges der Röhre gestattet allmählich in den Trog einzudringen, und eine aufwärts gehende am anderen Ende sie in Stand setzt denselben wieder zu verlassen, während zwischen diesen beiden Neigungen die Bahn vollkommen horizontal ist. Diese Einrichtung wird aus Fig. 4 deutlicher. a ist der Trog, der etwa eine (engl.) Viertelmeile lang ist; b, b ist die Oberfläche der Schienen; c, c sind die beiden Bahnsteigungen an den Enden des Troges, dessen Boden daselbst den Schienen parallel ist. Man erkennt aus den der Figur beigesetzten Zahlen, daß zu größerer Deutlichkeit die Scala für die Länge und die Höhe verschieden genommen worden. Fig. 5. stellt eine andere Art dar, das Mundstück der Wasserröhre in die Höhe zu heben. Dasselbe ist an dem Stifte p beweglich, mittelst dessen und der Wangen l es an dem Rohr befestigt ist (s. die vergrößerte Zeichnung Fig. 6). Mittelst der Stellschraube s kann der Stand der Mundstücköffnung regulirt werden. Ein Hebelarm D mit Gegengewicht ist um p mittelst der Stange E beweglich und gestattet das Mundstück leicht zu heben oder hinabzudrücken. Bei der in Fig. 7 und 8 dargestellten Einrichtung ist das Mundstück nur an der Vorderseite der Wasserröhre drehbar befestigt, während die Schraube s ihre Höhe so regulirt, daß sie dem Wasser im Troge entspricht. Eine einfache Hebelvorrichtung dient dann zum Heben und Niederlassen des Mundstücks. Fig. 9 stellt das Mundstück dar, wie es an einem beweglichen Schlauch befestigt ist, so daß man es unmittelbar in die Höhe heben kann, wie die punktirten Linien zeigen. Die Hebelvorrichtung wird dadurch sehr vereinfacht, indem sie nicht so beweglich zu seyn braucht. Die genaue Einstellung der Höhe des Mundstücks wird nach Fig. 1 und 9 durch einen excentrischen Ring bewirkt, welcher in Fig. 10 in vergrößertem Maaßstabe gezeichnet ist. Derselbe trägt nämlich den Stützpunkt des ziehenden Hebelarms G, so daß durch eine einfache Drehung die gewünschte Hebung oder Senkung dieses Punktes bewirkt werden kann; dadurch wird dann die Mündung der Röhre etwas gehoben oder gesenkt, indem bei dieser Construction die in den Figuren 5, 6, 7 und 8 angegebenen Stellschrauben unanwendbar sind. Ferner kann auch das Mundstück mit der Wasserrohre in einem Körper vereinigt werden, wie dieß Fig. 11 zeigt, in welchem Falle das Heben der Röhre ohne Schwierigkeit mittelst eines Getriebes und einer an der Röhre befestigten Zahnstange bewirkt werden kann. Hierdurch wird es zugleich ermöglicht, je nach der Richtung des Zuges diejenige des Mundstückes leicht zu verändern. Fig. 12 und 13 endlich zeigen die Anwendung zweier Mundstücke, welche nach den beiden Richtungen gekrümmt sind, und deren je eine bei der entsprechenden Zugbewegung benutzt wird. Sie sind an dem Boden des Wasserbehälters befestigt und können jede durch einen eigenen einfachen Mechanismus, wie aus der Zeichnung ersichtlich, gehoben und gesenkt werden. Der Wasserbehälter oder Trog besteht, wie Fig. 14 darstellt, aus einer Anzahl, auf die Schwellen festgeschraubter Längentheile, welche mittelst Gummipackungen, wie Fig. 15 zeigt, an einander gedichtet werden, so daß dadurch die Ausdehnung und die Erschütterungen ausgeglichen werden. Die Höhe des Troges ist so abgeglichen, daß die Oberfläche des Wassers etwa 2 Zoll über der Schienenfläche steht. Die Speisung desselben geschieht direct durch Quellen oder dergleichen, oder auch, je nach Bedürfniß, mittelst Pumpen. Jeder Trog hat ein Ueberlaufrohr; um aber das Wasser, wenn erforderlich, zu sparen und demnach den Vorrath zu erhalten, kommt ein sinnreicher Selbstregulator in Anwendung, welcher in Fig. 16, 17 und 18 dargestellt ist. C, C ist der Trog; A und B sind zwei Behälter. Das Wasser von der Speisequelle tritt durch das Rohr C', welches mit einer Drosselklappe I versehen ist, die ihrerseits durch den im Behälter A befindlichen Schwimmer regiert wird. Aus dem Behälter B fließt das Wasser direct durch das Rohr nach dem Troge C, C, so daß es in C und B gleich hoch steht. In der Wand zwischen B und A befindet sich eine Reihe Ueberlauflöcher (Fig. 17), deren Höhe dem richtigen Wasserstand in C entspricht. Es muß also das überschüssige Wasser aus B nach A überfließen, den Schwimmer heben, die Klappe schließen und mithin den Zufluß unterbrechen. In A befindet sich ein verengertes Ueberlaufrohr D, so daß nur dasjenige Wasser die Klappe schließen kann, welches mehr nach A fließt, als durch D permanent abläuft. Wenn also ein Zug beim Vorbeifahren den Trog zum Theil geleert hat, so sinkt der Wasserstand in A allmählich, und die Klappe wird so lange geöffnet, bis die gehörige Wassermenge nach B und C gelangt ist. Um gegen alle Zufälle geschützt zu seyn, hat der Erfinder einen kleinen Eispflug, Fig. 19 und 20, dem Apparate hinzugefügt, um bei eintretender Kälte die Oberfläche des Wassers frei zu machen. Dieser Pflug besteht nur aus einem kleinen vierräderigen Wagen, mit einem unter stumpfem Winkel geneigten metallenen, durchlöcherten Deckel, welcher sich unter dem Eise fortbewegt, wenn der Wagen über den Boden des Troges fährt und so das Eis nach beiden Seiten hin abwirft. Als einen Beweis für die Wirksamkeit und Zuverlässigkeit des ganzen Apparates führen wir die Thatsache an, daß ein Trog, welcher in der Nähe von Convey, zwischen Chester und Holyhead, aufgestellt wurde, in dem letzten strengen Winter ununterbrochen im Gebrauch gewesen ist. Es können mittelst der beschriebenen Construction 1000–1200 Gallons Wasser aufgesaugt werden, wenn die Zuggeschwindigkeit zwischen 22 und 50 (engl.) Meilen in der Stunde beträgt. Das System kann demnach auch für Güterzüge und dergleichen angewandt werden, welche wegen des starken Wasserverbrauchs öfter anhalten und dann nicht selten viel Zeit dadurch verlieren, daß sie auf Passagierzüge warten müssen. Es wird also durch Anwendung dieses Systems an Zeit und Capital erheblich gespart. Endlich ist noch zu erwähnen, daß die Wassertröge da aufzustellen sind, wo die Züge mit voller Geschwindigkeit und in tiefer Lage fahren, daß also manche Wasserquelle, die bisher von den Wasserstationen zu entfernt war, ohne Pumpenwerk benutzt werden kann.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    V
Tab. V