Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 160, Jahrgang 1861, Nr. , S. 153
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Miscellen. Miscellen. Bestimmungen über die Londoner Industrie-Ausstellung des nächsten Jahres. Die amtliche London Palette enthält die Bestimmungen über die allgemeine Industrie- und Kunst-Ausstellung des Jahres 1862. Sämmtliche auszustellende Industrie-Artikel sollen seit dem Jahre 1850 erzeugt worden seyn. Insoweit die Verhältnisse der Räumlichkeiten es gestatten, können alle Zeichner, Erfinder, Producenten und Fabrikanten ausstellen, nur müssen sie bei Zeiten die Meldung machen. Die englischen Regierungs-Commissäre verkehren mit den Ausstellern des Auslandes und der Colonien nur vermittelst der vom Auslande und von den Colonien hierzu ernannten Commissionen, und es können ohne Genehmigung der letzteren Ausstellungsgegenstände vom Auslande nicht zugelassen werden. Im industriellen Departement der Ausstellung werden am Schluß Preise vertheilt werden. Den ausgestellten Artikeln können ihre Verkaufspreise angeheftet werden. Zugelassen werden sämmtliche, durch menschlichen Gewerbfleiß erzeugte Gegenstände, Rohmaterialien, Maschinen, Fabricate und Kunstgegenstände, ausgenommen: 1) lebende Thiere und Gewächse, 2) frische thierische und Pflanzenstoffe, die rasch verderben, 3)explodirende und ähnliche gefährliche Substanzen; Spirituosen und Alkohole, Oele, Säuren, corrosive Salze und sehr entzündbare Substanzen werden nur in wohlverschlossenen Glasgefäßen zugelassen. Sämmtliche Ausstellungsgegenstände zerfallen in 4 Sectionen und diese wieder in 40 Classen.Die Classification ist folgende: I. Section. Rohstoffe: Bergwerkserzeugnisse und was dazu gehört; chemische Substanzen und Producte; Nahrungsstoffe mit Einschluß von Weinen; animalische und vegetabilische Substanzen, die zu Fabricationszwecken verwendet werden. II. Section. Maschinen- und Ingenieurwesen: Eisenbahnmaterialien sammt Locomotiven und Wagen; Maschinen, Gerätschaften, Handwerkszeug und Wagen aller Art; Maschinen und Geräthschaften für Acker- und Gartenbau, für Architektur- und Ingenieurzwecke; Militär. Ingenieurwesen, Wassen, Monturen und Geschütze; alles was zum Bau und zur Ausrüstung von Schiffen gehört; naturwissenschaftliche Instrumente und was in dieses Bereich gehört; Photographieund dazu gehörige Apparate; Uhren sammt den betreffenden Instrumenten; musikalische und wundärztliche Instrumente. III. Section. Fabricate: Baumwolle; Flachs und Hanf; Seide und Sammt; Schafwolle und gemischte Fabricate; gewebte und gesponnene Artikel, Spitzen, Stickereien, Tapeten, Teppiche; Häute, Pelze, Haare und Federn; Leder, mit Sattel- und Riemzeug; Kleidungsstücke aller Art; Papier, Schreibmaterialien und alles was ins Fach der Buchdrucker- und Buchbinderkunst schlägt; Schul- und Erziehungsbehelfe; Möbel, Tapezierarbeiten und Papiermache; Eisen-, Stahl- und Messerschmiedwaaren; Arbeiten in edlen Metallen und deren Nachbildungen; Juwelen; Glas; Töpferwaaren, und sonst alle in früheren Classen nicht ausdrücklich aufgezählten Fabricate. IV. Section. Schöne Künste (modern): Architektur; Gemälde in Oel und Wasserfarben nebst Zeichnungen; Bildhauermodelle; Stempel und Intaglios; alles was ins Bereich des Aetzens und Gravirens gehört. Die königl. Commissäre sind bereit, alle ihnen zugesandten Ausstellungsgegenstände vom 12. Februar bis 31. März 1862 in Empfang zu nehmen. Gegenstände von großem Umfange und Gewicht, deren Aufstellung viel Arbeit erfordert, müssen vor dem 1. März abgeliefert seyn, und wo Maschinen oder andere Gegenstände, die einen eigenen Grundbau oder sonst besondere Vorrichtungen erheischen, eingesandt werden, muß eine betreffende Erklärung der Anmeldung beigefügt seyn. Jedem Aussteller, dessen Erzeugnisse füglich zusammenbleiben können, wird es freigestellt seyn, sie nach seinem eigenen Ermessen aufzustellen, vorausgesetzt, daß die Art seiner Anordnung sich mit dem allgemeinen Ausstellungsplan und mit der Bequemlichkeit der übrigen Aussteller verträgt. Will Jemand einen ganzen Erzeugungsproceß zur Anschauung bringen, so steht es ihm frei, zu diesem Zwecke die verschiedensten Gegenstände neben einander auszustellen, wie sie eben zur Veranschaulichung des Processes erforderlich sind; doch nichts mehr, als dieser Endzweck erheischt. Jeder Aussteller muß seine Waare im Ausstellungs-Gebäude abliefern, um sie dort auf seine eigene Gefahr auszupacken und aufzustellen, ohne daß der Ausstellungs-Commission Fracht- und Zollspesen anheimfallen dürfen. Die Verpackungskisten müssen ebenfalls auf Kosten der Aussteller aus dem Gebäude entfernt werden, nachdem deren Inhalt von den Commissaren in Empfang genommen worden ist. Es wird Ausstellern – vorbehaltlich einiger unerläßlichen allgemeinen Vorschriften gestattet seyn, Schaukästen, Rahmen, Auslegetische u. dergl., nebst allem, was ihnen zur Aufstellung ihrer Artikel am passendsten erscheinen dürfte, nach ihrem eigenen Geschmacke anfertigen zu lassen. Wenn Jemand seine Artikel gegen Feuersgefahr versichern will, muß er dieß auf seine eigenen Kosten thun. Im Uebrigen werden die königl. Commissarien bemüht seyn, die zweckmäßigsten Vorkehrungen gegen Feuersgefahr, Diebstähle und sonstige Schäden zu treffen, auch sonst nach Kräften behülflich seyn, wenn es sich um gesetzliche Klagen wegen Diebstahls oder absichtlicher Beschädigungen handeln sollte. Verantwortlichkeit für Verluste durch Feuer, Diebstähle u. dgl. können sie aber nicht übernehmen. Jedem Aussteller wird es freigestellt seyn, Gehülfen anzustellen, um seine ausgestellten Gegenstände in Ordnung zu halten oder sie den Besuchern zu erklären, wenn dazu vorerst eine schriftliche Genehmigung der Commissäre eingeholt worden ist. Doch wird solchen Gehülfen untersagt seyn, die Besucher zum Ankaufe ihrer ausgestellten Waaren aufzufordern. Die königl. Commissäre werden für Wasser- und Dampfkraft (Hochdruck, jedoch nicht über 30 Pfd. pro Quadratzoll) sorgen, wo Maschinen in Bewegung gezeigt zu werden wünschen. Fremde Aussteller sollten sich an die betreffende Commission ihres Landes möglichst zeitig wenden, um sich über die weiteren etwa nöthigen Anordnungen Raths zu erholen. Cisternen in Venedig. Venedig, ringsum von Lagunen umgeben, erhält sein Trinkwasser größtentheils und fast ausschließlich aus Cisternen. Die Oberfläche, welche die Stadt bedeckt, beträgt nach Abzug der Lagunen 156 Millionen Quadratfuß; die jährliche Regenmenge würde dieselbe zur Höhe von circa 33 Zoll bedecken. Der größte Theil dieses Regens wird in 2077 Cisternen aufgefangen, von denen 1900 Privateigenthum sind. Sie fassen zusammen 4,054,700 Ctr. Wasser und können durch den fallenden Regen 5 Mal jährlich gefüllt werden. Per Tag und Kopf der Bevölkerung sind, nach Abzug des verloren gehenden Wassers, circa 32 Pfd. Wasser verfügbar. Sehr interessant ist die sehr sinnreiche und haltbare Construction dieser Cisternen, durch welche trotz des warmen Klimas und des umgebenden Meeres ein klares, wohlschmeckendes und kühles Trinkwasser aus denselben erhalten werden kann. Diese Cisternen haben die Form einer abgestumpften umgekehrten Pyramide, die selten tiefer als 9 Fuß unter der Oberfläche hinabreicht, da man dann schon auf den Wasserspiegel der Lagunen kommt. Das Hineinfallen der Erde wird durch ein Rahmenwert aus gutem Eichenholz verhindert, und auf dieses nun eine etwa fußdicke Schicht von sehr fettem Thon gebracht, die mit großer Sorgfalt festgestampft wird, so daß durchaus keine Sprünge bleiben. Sie widersteht vollständig dem Eindringen des äußeren Wassers und verhindert auch die außenstehenden Pflanzen, ihre Wurzeln in das Bassin hineinzutreiben. In der Mitte des Bodens wird ein kesselartig ausgehöhlter Stein angebracht, auf dessen Peripherie man nun mit Ziegeln ohne Mörtel einen runden bis zur Oberfläche reichenden Brunnenschacht ausführt, und oben mit einem gewöhnlichen Brunnenrande versieht. Die untersten Ziegelschichten sind mit conischen Löchern versehen, um das Eindringen des Wassers zu erleichtern. Der Zwischenraum zwischen diesem Ziegelschachte und den Wänden der Pyramide wird mit wohlgewaschenem Meeressande bis zur Oberfläche ausgefüllt. An jeder der 4 Ecken befindet sich eine Art Kasten von Stein, der durch eine fein durchlöcherte Steinplatte bedeckt ist. Diese ersten Aufnahmebehälter für das Wasser sind durch kleine Canäle verbunden, die ebenfalls von Ziegeln ohne Mörtel ausgeführt sind. Das Ganze wird dann mit Steinpflaster bedeckt. Die Niveauverhältnisse müssen so berechnet seyn, daß alles Regenwasser, welches auf dem zur Cisterne gehörigen Areale fällt, nach der Cisterne zu zusammenfließt. Aus den kleinen Verbindungscanälen filtrirt es durch den Sand durch und steigt dann in dem mittleren Brunnenschachte klar und vollständig gereinigt in die Höhe. Diese einfache Methode der Cisternenanlage dürfte auch bei uns in den Fällen z.B. wo man zum Waschen, Bleichen, Färben sehr reinen Wassers bedarf, anzuwenden seyn. (Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 6.) Ueber Kohlen-Zink-Elemente für Volta'sche Batterien; von E. H. Worlée in Hamburg. Die Herstellung größerer Zink-Kohlen-Batterien ist, trotz der Billigkeit der jetzt in ausgezeichneter Güte, namentlich von Keiser und Schmidt in Berlin gelieferten geformten Kohlen, noch immer ziemlich kostspielig, weil man, um eine gute Leitung herzustellen, nicht leicht der Hülfe eines Mechanikers entbehren kann. Die gebräuchlichen Verbindungsmethoden durch Kupferringe mit Klemmschraube bei Cylindern, durch massive messingene Klemmen bei Platten, und verschiedene Variationen dieser Art, als Bleiringe, Bleiunterlagen und dergleichen sind mehr oder minder, außer ihrer Kostspieligkeit, sehr dem Oxydiren unterworfen und büßen nach einiger Dauer des Gebrauchs, sehr von ihrer Leitungsfähigkeit ein. Ein sehr altes und wohl allgemein bekanntes Mittel die Ableitung möglichst vollkommen zu machen, ist die galvanoplastische Verkupferung des freien Kohlenendes, welches dann auf eine der erwähnten Weisen mit dem beweglichen Leiter vereinigt wird; vereinfacht oder billiger wird eine Batterie dadurch nicht, wohl aber ist dieses Ziel zu erreichen, wenn man die Kupferschicht etwas stark werden laßt, etwa von der Dicke der Kartenpappe und dann einfach durch Löthung mit dem Kolben, einen Kupferstreifen oder Draht damit verbindet. Die Verzinnung und Löthung der Kupferschicht ist äußerst leicht und bequem vorzunehmen, und die Verbindung gewiß eine innigere als irgend eine auf mechanischem Druck beruhende. Will man das Princip der Billigkeit weiter verfolgen, so benutzt man am besten Kupferblechstreifen ebenso am Zinkblock, und verbindet die Enden durch eine aus Draht gemachte federnde Klammer. Vortheilhaft ist es, ehe man die Kohle am Rande verkupfert, sie einen Zoll breit durch Erhitzen auf einem Blech etwas Wachs einsaugen zu lassen und ebenfalls nach der Löthung alle Metalltheile mit Asphalt-Lack zu überziehen, durch welche Vorsicht es möglich wird, die Kohlen bei Anwendung von Chromkalilösung mit Schwefelsäure, oder verdünnter Schwefelsäure ohne Anwendung einer Thonzelle, Jahre lang zu benutzen, ohne das Kupfer, respective die metallische Leitung erneuern zu müssen. Für Anwendung von Salpetersäure eignet sich die Leitung selbstverständlich nicht; will man durchaus mit dieser Säure arbeiten, so empfiehlt sich am besten, massive Kohlen anzuwenden, welche in der Mitte des freien Endes ein Loch haben, in welches eine keilförmige Messing- oder Kupferschraube eingeklemmt wird, weil diese leichter von Oxyd zu reinigen ist als ein Ring oder selbst eine anzuschraubende massive Klammer. Sehr bequem macht sich die Verkupferung der Kohlen, wenn man in die Mitte einer flachen Schüssel mit ebenem Boden eine Thonzelle mit Zink stellt und um diese herum 4 oder 5 Kohlen, welche sämmtlich durch einen fest umgedrehten Kupferdraht mit dem in der Thonzelle befindlichen mit verdünnter Schwefelsäure oder Kochsalzlösung umgebenen Zinke verbunden werden. Die Zinkblechrolle macht man möglichst groß, um rasch zu arbeiten, und füllt die Schüssel so weit mit einer gesättigten Kupfervitriollösung, daß die gewünschte Breite des Niederschlags erzielt wird. Die der Thonzelle zugekehrte Seite der Kohle, welche am stärksten mit Kupfer belegt wird, dient dann nach Beendigung der Operation, für die Löthstelle. Eine Batterie aus Kohlencylindern, welche ein durch Gutta-perchastreifen isolirtes amalgamirtes Zinkkreuz enthalten, mit verdünnter Schwefelsäure ohne Thonzelle erregt, liefert einen sehr kräftigen, ziemlich constanten Strom, und ist außerordentlich bequem zu handhaben. Die Herstellungkosten für jedes Element betragen: Glas 3 Sgr., Kohle (5 Zoll hoch, 3 Zoll Durchmesser) 10 Sgr., Zinkkreuz 4 bis 5 Sgr., Kupferstreifen und Arbeitslohn zu 3 Sgr. veranschlagt, im Ganzen 20 bis 21 Sgr. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1861, Nr. 6.) Ueber den Einfluß des Drucks auf die chemische Wirkung. Favre hat durch Versuche gefunden (Comptes rendus, t. LI p. 1027), daß wenn Wasserstoffgas mittelst Zink und verdünnter Schwefelsäure in einem hermetisch geschlossenen Gefäß erzeugt wird, die Wirkung der Schwefelsäure abnimmt wie der Druck zunimmt. Dieß schreibt er der Adhärenz von Wasserstoffgas an der Oberfläche des Metalls zu, wodurch dasselbe gegen die Einwirkung der Säure geschützt wird. Er fand auch, daß auf die Elektrolyse des Wassers durch vier Bunsen'sche Elemente mit Platinelektroden, ein Druck von 70 bis 80 Atmosphären gar keinen Einfluß hat. Im Gase, welches dem Druck ausgesetzt gewesen war, wurde kein Ozon bemerkt, aber nach Beseitigung des Druckes ergab sich, daß die Flüssigkeit, aus welcher sich das Gas entwickelt hatte, eine kleine Quantität in Lösung zurückhielt, welches, nachdem es gesammelt war, Ozonpapier bläute und Schwefelblei bleichte. Das Rösten mit Wasserdampf und die Silberextraction mit unterschwefligsaurem Natron zu Joachimsthal, von E. Vogel. Die Joachimsthaler Silbererze, welche Kobalt, Nickel, Arsen, Antimon und Zink enthalten, eignen sich angestellten Versuchen zu Folge nicht für die Amalgamation, weil Kobalt und Nickel mit Arsen feste Verbindungen bilden, welche selbst bei einer größeren Hitze nicht zerlegt werden und die Chlorirung des Silbers verhindern. Patera macht diese Erze dadurch vortheilhaft zu Gute, daß dieselben mit Wasserdampf, Kochsalz und Eisenvitriol oder Lech zunächst in einem Flammofen (polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 271) geröstet werden. Bei Anwendung von Wasserdampf wirkt die gebildete Salzsäure energischer auf die Entfernung des Arsens und die Chlorirung des Silbers, und der beim gewöhnlichen Rösten arsenikalischer Erze stattfindende Silberverlust, von mindestens 10 Proc., geht auf ein Minimum herab. Aus dem Röstgut wird dann durch unterschwefligsaures Natron das Chlorsilber ausgezogen, das Silber aus der Lösung durch Schwefelnatrium gefällt und das Schwefelsilber durch Schmelzen mit Eisen zerlegt. Der erste Versuch fiel so günstig aus, daß man auf ein Silberausbringen von 97 1/2 Proc. hofft, so daß nur 2 1/2 Proc. Silber theils in den Rückständen bleiben, theils verloren gehen. – Im Vergleich mit der currenten Schmelzarbeit gewährt der nasse Weg entschiedene Vortheile; der Brennmaterialverbrauch stellt sich bei beiden wie 3,18: 0,81, der Schichtenaufwand wie 1,26: 0,90, das Silberausbringen wie 96,5: 97,5, das Verhältniß der Gestehungskosten pro Münzpfund Silber wie 100: 62. Größere Kosten veranlaßt aber beim nassen Weg die Zugutebringung von Kobalt und Nickel, welche beim Schmelzen sich ohne Kosten in einer Speise concentriren. Der Brennmaterialverbrauch wird durch Anwendung von Wasserdampf wohl auf das Doppelte erhöht, indem ein Theil zur Dampferzeugung, ein anderer zum stärkeren Heizen des Röstofens verbraucht werden muß, um die durch Einströmen der Wasserdämpfe bewirkte Abkühlung aufzuheben. – Während nach Obigem bei Anwesenheit von festen Arsenverbindungen des Kobalts und Nickels Wasserdampf und Luftzutritt beim Rösten vortheilhaft sind, so zeigte sich ersterer beim Rösten von Bleiglanz weniger wirksam, als Luft allein, und man brauchte mehr Brennmaterial. Plattner's Beobachtung, daß bei Anwendung von Wasserdämpfen unter Luftzutritt die beim Rösten gebildete schweflige Säure sich mit Schwefelwasserstoff zu Schwefel und Wasser umsetzt, ließ sich nicht wahrnehmen. – Vergleicht man die Extraction mittelst unterschwefligsauren Natrons mit der Amalgamation, so kostet erstere laut vorliegender Berechnung wohl dreimal mehr als letztere hinsichtlich der Extractionsmittel, und auch die Arbeitskosten stellen sich bei letzterer niedriger, weil die meisten Operationen dabei durch maschinelle Vorrichtungen, bei ersterer aber durch Menschenhände ausgeführt werden. Da die Augustin'sche Kochsalzlaugerei noch wohlfeiler kommt, als die Amalgamation, so hält Patera's Extractionsmethode den Vergleich mit ersterer um so weniger aus. Bei der Kochsalzlaugerei geschehen die Arbeiten meist von selbst, ohne Maschinenkraft, und das Kochsalz ist billiger, als Quecksilber. Vielleicht dürfte sich Ziervogel's Methode vortheilhafter, als die Patera'sche anwenden lassen, nachdem die Erze mit Wasserdampf nach Patera's Methode abgerostet werden. (Osterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1860, Nr. 11.) Ueber neue Methoden zur Scheidung des Silbers aus den Erzen in Californien und Washoe; von G. Kustel. Seit der Entdeckung der Washoe-Silberminen war San Francisco beständig das Laboratorium für Erfindung neuer Methoden zur Scheidung des Silbers aus den Erzen. Mit den gebräuchlichen Manipulationen wollte man sich nicht befassen, weil Schmelzung, Amalgamation, Extraction u.s.w. mehr Wissen und Können erfordert, als die Jedem zugängliche Goldamalgamation. Die Experimentatoren waren Leute aus allen Fächern, nur keine Metallurgen. Aber wie es oft der Fall ist, daß bei vielem und unermüdetem Experimentiren ohne Calculation eine zufällige Entdeckung gemacht wird, so glaubt auch Californien in Bezug auf Silberextraction Epoche gemacht zu baden. Während ich und Mosheimer das Silbererz der Ophir Silver Mining Comp. (bei 40 Tonnen) in San Francisco um den Betrag von vierhundert und zwölf Dollars per Tonne schmolzen und im Durchschnitt über dreitausend Dollars per Tonne ablieferten, waren angeblich eine Menge neuer Processe entdeckt worden, von denen einer nicht nur so weit reussirte, daß schon 10 bis 15 Tonnen danach verarbeitet wurden, sondern daß er auch an Billigkeit, Schnelligkeit und Ausbringen alle bisher bekannten Verfahrungsarten übertreffen soll. Bis nun ist er noch Geheimniß; da ich mich aber in Bezug auf Schnelligkeit, Quantität und Reinheit des ausgebrachten göldischen Silbers selbst überzeugte, so bandelt es sich nur um die Unkosten, um zu beurtheilen, ob die durch diesen Proceß erregten großen Erwartungen gerechtfertigt sind. Noch will ich eines andern patentirten Verfahrens erwähnen, das für viele Monate die Aufmerksamkeit von ganz Californien in Anspruch nahm und die Compagnien der Washoeminen zurückhielt, irgend eine Manipulation einzuführen, indem die Patentträger um einen Spottpreis das Erz zu verarbeiten versprachen. Es war nicht der gute Erfolg dieses neuen Mc. Culloch'schen Verfahrens, der die Gewerke so befangen machte (denn ein solcher war nie zu sehen), sondern bloß der Umstand, daß ein bedeutendes Haus in San Francisco, Alsop und Comp., sich an dem Patent betheiligte. Dieses Verfahren bestand darin, daß 2000 Pfd. gepulvertes Erz mit 160 Pfd. Sägespäne 160 Pfd. Kohlenstaub und 100 Pfd. Thon zu einer Paste und diese zu Ziegeln von 1 Zoll Dicke verarbeitet und sodann im Meiler oder Ofen gebrannt wurde, wodurch alles Silber in metallischen Zustand überführt werden sollte. So wollte es nämlich das Patent haben, in der Praxis konnte aber die Bildung von schwefelsaurem Silber nicht umgangen werden. Um die weitere Behandlung kümmerte sich weder Mc. Culloch, noch Hr. Alsop. Wenn zu der genannten Mischung noch 6 Proc. Kochsalz zugefügt wurden, so verwandelte sich nach 5 bis 6 Stunden langem Brennen alles Silber in Chlorsilber, und hätte Mc. Culloch diesen Umstand zu benützen gewußt, so hätte er damit wenigstens Geld machen können, wenn auch nicht Diejenigen, welche sein Verfahren benutzten.Mc. Culloch ließ sich sein Verfahren auch in England patentiren; man s. polytechn. Journal Bd. CLIX S. 212. Die Ophir-Comp., die 1400 Fuß in der Comstock Lead besitzt, entschloß sich in Rücksicht des nahenden Winters, ohne weiter auf Mc. Culloch zu reflectiren, zuerst dazu, die Fässeramalgamation einzuführen. Demzufolge wurden Dampfmaschinen, Trockenpochwerk u.s.w. in San Francisco Ende September v. J. bestellt und im Monat November über die Sierra Nevada geschafft. Die Maschinerie war vorerst auf 10 Tonnen tägliche Verarbeitung berechnet und sollte auf 40 bis 50 Tonnen ausgedehnt werden, da dieses Quantum leicht aus der Mine täglich geschafft werden kann. Das Werk wird in Washoe Valley, 16 Meilen von der Mine entfernt, gebaut, da hier hinlänglich Holz und Wasser vorhanden ist, wenn auch 10 Dollars per Tonne Fuhrlohn gezahlt werden muß (für Erz). Während nun, ungeachtet Schnee und Kälte, der Aufbau in vollem Gange ist, kommt plötzlich von der Direction von San Francisco die Anweisung, mit dem Weiterbau einzuhalten, indem man wegen einer neuen Extractionsmethode mit dem Erfinder in Verhandlung stehe und dieselbe sogleich einzuführen gedenke. Der Erfinder ist ein Amerikaner, Namens Smith, Zimmermann von Profession. Er hatte in Sacramento in einer Anstalt gearbeitet, wo die Zersetzung der Sulphurete mit vegetabilischen Säuren, caustischem Kalk etc. versucht wurde, wobei Smith ein Mittel entdeckte, die Zersetzung vollständig zu bewirken. Er verarbeitet nun in San Francisco das Erz der Ophir-Comp. in 10 eisernen Pfannen, 5 Fuß im Durchmesser weit, welche ganz nach Art der Arastras eingerichtet sind, nur daß unter jeder Pfanne eine Feuerung angebracht ist. Das feingemahlene Erz kommt ohne alle Vorbereitung in die Pfanne mit dem halben Gewicht Quecksilber nebst so viel Wasser, daß ein dünner Brei entsteht, und dem Pulver, dessen Zusammensetzung geheim gehalten wird. Das Ganze wird wie in der Arastra mit vier laufenden Steinen in Bewegung erhalten und nach 4 Stunden abgelassen, das Quecksilber aber bleibt in der Pfanne für die folgenden Chargen und zwar so lange, bis es hinlänglich Amalgam aufgenommen hat. Ich habe 240 Pfd. des ausgebrachten Silbers gesehen, das 997 fein war, während das Erz nicht unbedeutende Mengen Kupfer enthält. Smith und Comp. verpflichten sich, die Tonne Erz mit einem Kostenaufwand von 25, höchstens 30 Doll. zu verarbeiten, während bei der Fässeramalgamation das Salz allein, bei 10 Proc. Zusatz, auf 20 Doll. per Tonne zu stehen kommt. Das zugesetzte Ingrediens soll in San Francisco 2 1/2 Doll. per Tonne betragen; es ist demnach nicht begreiflich, warum die Tonne auf 25–30 Doll. veranschlagt wird, da der Aufwand für das Pochen und Mahlen unbedeutend ist. Ueber den Quecksilberverlust konnte ich nichts erfahren, auch keine Details erhalten. Das Erz der Ophir-Comp. besteht hauptsächlich aus Zinkblende, Eisenkies, Sprödglaserz, Schwefelsilber, Antimonsilber, gediegen Silber und Gold, Kupferkies, Bleiglanz, zuweilen kohlensaurem Blei- und Kupferoxyd. Der Bleigehalt variirt von 5 zu 10 Proc., der Antimongehalt ist zuweilen sehr bedeutend und als Beispiel will ich anführen, daß, als das Erz in San Francisco geschmolzen und das erhaltene Werkblei abgetrieben wurde, sich zeitweise so viel Antimonrauch entwickelte, daß es durchaus unmöglich war, das Bleibad zu sehen, und der Treiber gezwungen war, blindlings abzuziehen. Da das Blei sehr silberreich war, so legte sich dabei nicht nur an die Werkzeuge, sondern auch an die Außenseite der Arbeitsöffnung und sogar an das Blechdach im Innern des Gebäudes ein schöner rosenrother Beschlag an, der 1 Proc. Silber enthielt. Wenn dieser neue Proceß den Erwartungen entspricht und wirklich Vortheile gegen alle anderen Extractionsmethoden darbietet, so werde ich darauf zurückkommen. Washoe Valley, 15. Januar 1861. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1861, Nr. 14.) Färben des Kautschuks mit den Anilinfarbstoffen, nach J. Lightfoot. Man weicht hierzu den Kautschuk entweder bloß in einer Auflösung von Anilinroth (Fuchsin) oder Anilinviolett (Anilein) ein, nachdem man ihn vorher mit Leimauflösung überzogen hat. Dieses Verfahren wird nicht nur für die erwähnten Anilinfarbstoffe, sondern auch für das Murexid angewandt. Der Kautschuk oder die zur Fabrication von Geweben bestimmten Kautschukfäden werden in trockenem Zustande in die als Vorbereitungsbad dienende Leimauflösung getaucht. Will man das Murexid als Farbstoff benutzen, so wird der Kautschuk zuerst in eine warme Auflösung von Quecksilbersublimat eingeweicht, und hernach in das Färbebad. (Teinturier universel.) (Man vergl. Lightfoot's Verfahren um Farbstoffe mittelst Leim oder Gerbsäure auf Geweben etc. zu befestigen, im polytechn. Journal Bd. CLIX S. 318.) Horn weiß, gelb und perlmutterfarbig zu beizen; von Gustav Mann in Stuttgart. Unter sämmtlichen bis jetzt bekannten Beizmethoden ist keine, welche die obigen Farben erzielte. Beinahe ausschließlich beschränken sich dieselben auf das Hervorbringen von Tönen zwischen schwarz und rothbraun, und liegen allen diesen Methoden die Verbindungen des Bleies, Quecksilbers und Eisens mit dem in dem Horn enthaltenen Schwefel zu Grunde. Der Aufforderung eines Freundes Folge leistend, beschäftigte ich mich vor einiger Zeit, obige Aufgabe zu lösen, wobei ich nachfolgende Erfahrungen sammelte. Horn auf directem Wege, mittelst der gewöhnlichen Verfahrungsweise, weiß zu beizen, wollte mit nicht gelingen, sey es aus Mangel an den nöthigen Apparaten, oder sey es, daß es wirklich schwieriger seyn dürfte, als auf dem von mit später eingeschlagenen indirecten Wege, der übrigens in praktischer Beziehung von größerem Nutzen seyn dürfte, als jenes directe Verfahren, auch wenn es ganz gelingt. Es ist nämlich durch meine Verfahrungsweise nachgewiesen, wie die verschiedensten Metalloxyde, deren Verwandtschaft zum Schwefel größer ist als die des Bleies, in die Hornsubstanz hineingebeizt und dadurch die verschiedensten Farbentöne erzielt werden können, an welche auf anderem Wege gewiß nicht zu denken ist. Ich selbst bin dabei auf überraschende Resultate gekommen. Um Horn weiß zu färben, beizte ich dasselbe vorher auf die gewöhnliche Weise mit Mennige braun an, zersetzte alsdann das gebildete Schwefelblei mittelst arsenik- und eisenfreier Salzsäure in Schwefelwasserstoff, welcher entweicht und durch seinen Geruch leicht kennbar ist, und in Chlorblei, welches als weißer Körper im Horn zurückbleibt. Dieses Chlorblei gibt dem Horn eine schöne, milchweiße Farbe und läßt sich gut Poliren. Wird diese Operation mit Reinlichkeit und Pünktlichkeit ausgeführt, so ist das Resultat unfehlbar. Begreiflicherweise je durchsichtiger das Horn ist, desto reiner die weiße Farbe. In der Hand des Praktikers, dem es überlassen ist, dieses Verfahren seinen Zwecken anzupassen und zu vervollkommnen, dürfte es namentlich für die Knopf- und Kammfabrication von Nutzen seyn. Zu gleicher Zeit ist ersichtlich, daß durch die Gegenwart von Chlorblei im Horn die Basis zu neuen Verbindungen gelegt ist, wovon ich hier anführen will: das Chlorblei hat zu Chromsäure eine größere Verwandtschaft als zum Chlor, das Chlor wird durch dieselbe ausgeschieden, und man erhält chromsaures Bleioxyd in den schönsten gelben Tönen. Mein Verfahren war einfach folgendes: das weißgebeizte Hörn wird in eine Lösung von doppelt-chromsaurem Kali gebracht, worauf augenblicklich die gelbe Farbe erscheint. Diese Beize dürfte für Stockfabrikanten und Dreher von Nutzen seyn, wo es gilt, die Farbe des Buchsholzes nachzuahmen. Um dem Hörne Perlmutterglanz zu verleihen, lege man es braun angebeizt in ganz verdünnte kalte Salzsäure, und beinahe augenblicklich werden sich silberweiße reflectirende Schichten von Chlorblei bilden, wodurch der Zweck schon erreicht ist, denn je nach der Structur des verwendeten Horns ist der Perlmutterglanz außerordentlich täuschend nachgeahmt, und durch das Auge von dem des ächten dunkeln Perlmutter kaum zu unterscheiden. Diese letzte Methode ist namentlich für Knopffabrikanten beachtenswerth, indem das Gros Perlmutterknöpfe dreifach theurer bezahlt wird als das der Hornknöpfe. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1861, Nr. 10.) Grenier's Verfahren Seile wasserdicht zu machen. Derselbe bringt Schweinfett, Talg zum schmelzen; dann mischt er Leinöl, Umbra und Braunstein bei. Nachdem dieses Gemisch durch Umrühren gleichförmig geworden ist, taucht er die Seile hinein, und zieht sie dann heraus um sie zu trocknen. (Teinturier universel.) Das Aufblühen der Zwiebelblumen in Gläsern zu befördern. Manchem, der Zwiebelblumen, namentlich Hyacinthen, im Zimmer gezogen hat, wird der Fall vorgekommen seyn, daß die Blüthentraube mit den Blättern zugleich emporkommt; die Traube bekommt dann einen Schaft, und die oberen Blüthen entfalten sich zuerst, während die unteren zwischen den Blättern ersticken. Man nennt das in der Hortulanischen Kunstsprache das „Sitzenbleiben“. Die erste Veranlassung dazu ist gewöhnlich die, daß die Zwiebeln zu spät in die Töpfe eingepflanzt oder auf die Wassergläser gesetzt wurden, und dann sogleich, ehe sie sich noch vollständig bewurzelt haben, getrieben werden. Die Blumenzwiebeln, die um Weihnachten blühen sollen, müssen längst bis zu Ende des Septembers in die Töpfe eingepflanzt und dann etwa 10 bis 12 Zoll tief an einer schattigen Stelle im Freien in die Erde eingegraben werden, wo sie bleiben können, bis sich ernstliche Fröste einstellen, dann erst werden sie zum Treiben aufgesetzt. Auf diese Weise bewurzeln sie sich hinlänglich, und es wird nicht fehlen, daß sie einen 8 bis 10 Zoll hohen Blumenschaft treiben und die Blumentrauben gehörigermaßen von unten zu blühen anfangen. Um aber nicht nur das Aufblühen zu befördern, sondern auch die Blumen zu vergrößern und ihre Farbe feuriger zu machen, empfehle ich folgendes Mittel. Man fülle eine Glasstasche mit Regen- oder Flußwasser und löse in diesem 8 Loth Salpeter, 2 Loth Kochsalz und 1 Loth Potasche auf. Von dieser Auflösung wird von der Zeit an, wo die Blumenzwiebeln in das Zimmer zum Treiben gebracht werden, jedesmal, wenn sie frisches Wasser (entweder in das Wasserglas, auf welches die Zwiebel gesetzt ist, oder in den Untersetzer, in welchem der Blumentopf steht) bekommen, in dasselbe 10 bis 12 Tropfen gegossen und damit vermischt. Es ist unglaublich, welche gute Dienste dieses Mittel zur Beförderung der Vegetation thut. Sobald aber die Blüthenknospen sich färben und aufbrechen wollen, muß man damit nachlassen, sonst geht die Flor zu schnell vorbei. Bei allen anderen Blumen, die man im Winter treibt, soll dieses Mittel mit demselben guten Erfolge anwendbar seyn. (Monatsgärtner.)