Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 160, Jahrgang 1861, Nr. , S. 313
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Miscellen. Miscellen. Zeh's Dampfhemmvorrichtung an Locomotiven. In der Wochenversammlung des österreichischen Ingenieurvereins am 22. December 1860 berichtete Ritter von Grimburg über die von Oberingenieur Zeh an den Locomotiven der Westbahn angebrachte Vorrichtung, mittelst welcher ein Zug durch die Maschine selbst gebremst werden kann (siehe polytechn. Journal Bd. CLVIII S. 154.) Die Vorrichtung besteht aus einfachen Drosselklappen, welche in die Dampfausströmungsröhren eingeschaltet sind und welche vom Führerstande aus mittelst eines gewöhnlichen Reversirhebels gehandhabt werden. Der Sprecher bemerkte, daß der Effect dieser Klappen demjenigen ähnlich sey, den man sonst durch die Manipulation des „Contradampf-Gebens“ zu erreichen suche, und stellte sofort zwischen der Wirkung des Contradampfes und der Klappen eine Parallele auf, indem er die bezüglichen Erscheinungen aus Dampf-Diagrammen ableitete. Es erhellt aus diesen, daß den Klappen die nachtheiligen Folgen des Contradampfes nicht anhängen, als z.B. das Einsaugen von kalter Luft und Kohlentheilen durch das Blasrohr, das Auftreiben des Kesseldruckes durch die eingepumpte Luft und in Folge dessen das plötzliche Fallen desselben bei dem Wiederanfahren der Maschine, das Verreiben der Kolben und Schieber etc. Besonders ließen sich durch die Klappen mit Zuhülfenahme des Regulators und der Steuerung die feinsten Nüancirungen in der Wirkung oder Gegenwirkung der Maschine erzielen. Als Beleg für die praktische Anwendbarkeit derselben führte Ritter von Grimburg die Thatsache an, daß bei Gelegenheit einer Leistungsprobe ein Zug von 6000 Centnern Belastung über ein Gefälle von 1: 100 mit gleichzeitigen Curven von 150 Klafter Radius anstandslos hinabgeführt wurde, ohne daß eine einzige Bremse angezogen worden wäre, wogegen man sich überdieß durch Plomben gesichert hatte. Schließlich erwähnte der Hr. Redner, daß die besprochene Vorrichtung bereits im Auslande Eingang gefunden habe und besonders in Deutschland mit vielem Interesse aufgenommen worden sey. Die Metropolitan-Eisenbahn in London. Die durch einen Theil von London in Ausführung begriffene „Metropolitan“-Eisenbahn geht nicht, wie vielfach geglaubt wird, durch einen fast ununterbrochenen Tunnel, sondern zum Theil in offenen Einschnitten, in welchen auch die Stationen liegen. Die Bahn beginnt an der Great-Western-Station in Paddington und endet in Finsbury Circus in der City, die ganze Länge beträgt 4 1/2 engl. Meilen. Zwischen den beiden Endpunkten befinden sich sechs Zwischenstationen, in Abständen von 1/2, 3/8, 3/4 und 1/4 engl. Meilen von einander. Die Einsteigeplätze (Plattformen) sind 200' lang und 10' breit; die Tunnels haben eine Spannweite von 28' 6'' und sind mit sechs 4 1/2zölligen Backsteinringen eingewölbt. Die Schwierigkeit der Ausführung besteht hauptsächlich in den Fundationen und der Berührung von Canälen, Wasser- und Gasleitungsröhren etc. Das Schienengeleise wird für die enge und weite Spur zugleich hergestellt, um das Fahrmaterial beiderlei Bahnen aufnehmen zu können. Die Schienen liegen auf Langschwellen wie bei der Great-Western Bahn. Die Bahn, im Januar 1860 begonnen, soll bis zum Frühjahr 1862 vollendet seyn. Der Aufwand wird beiläufig 250,000 Pfd. St. pro engl. Meile betragen. Oberingenieur ist John Fowler, ausführender Ingenieur T. Marx Johnson. (Eisenbahnzeitung, 1861, Nr. 18.) Anwendung der Diamanten zum Drehen, Hobeln etc. von Granit, Marmor und anderen Mineralkörpern; von Hermann, Maschinenfabrikant in Paris. Der Patentträger bedient sich zum Drehen, Hobeln u.s.w., überhaupt Bearbeiten von Granit, Porphyr, Marmor u.s.w. derselben Maschinen, welche man für das Drehen, Hobeln u.s.w. des Eisens anwendet, indem er den Dreh- oder Hobelstahl durch einen in eine Messinghülse gefaßten Diamant ersetzt. Er empfiehlt vorzugsweise den schwarzen Diamant seiner größeren Härte und geringeren Kostspieligkeit wegen. Vor dem Fassen wird der Diamant so abgebrochen, daß er scharfe Kanten erhält. Soll z.B. ein Cylinder oder eine Säule aus Stein auf diese Weise gedreht werden, so wird der Stein zuerst wie gewöhnlich roh bearbeitet und dann zwischen die beiden Spitzen einer Drehbank eingespannt. Durch die scharfe Kante des hierauf angreifenden Diamanten und die entsprechenden Bewegungen der Drehbankspindel und des Supports wird der Stein genau ebenso cylindrisch, wie ein gedrehter gußeiserner Cylinder. Dabei muß man den Diamant ebenso, wie beim Drehen von Eisen den Drehstahl, beständig mit Wasser anfeuchten. Eben so leicht lassen sich Verzierungen an das Arbeitsstück drehen oder gehobelte Arbeiten ausführen; nur muß man für jede einzelne Arbeit denjenigen Diamant aussuchen, welcher der Arbeit entsprechend am günstigsten gebrochen ist. Nothwendig ist, daß die Geschwindigkeit des Arbeitsstücks im Verhältniß zur Fortrückungsgeschwindigkeit des Diamanten groß sey. Auch Steinsägen, sowohl gerade als Kreissägen, kann man mit Hülfe von Diamanten herstellen, indem man in das Blatt der Säge in gewissen Zwischenräumen abgebrochene Diamanten faßt, welche die Zahne der Säge darstellen. – Patentirt in Frankreich am 3. Juni 1854. (Technologiste, August 1860, S. 602; württembergisches Gewerbeblatt, 1861, Nr. 20.) Anfertigung künstlicher Wetzsteine. Diese für technische, sowie für hauswirthschaftliche Zwecke so nützlichen und bequemen Werkzeuge sind weniger bekannt, als sie es verdienen, und lassen sich in jeder Gegend, wo es Sand und Thon gibt, leicht fertigen. So viel Referent bekannt ist, hat die ersten solchen Wetzsteine die Porzellanfabrik zu Elgersburg in den Handel gebracht; die Elgersburger Wetzsteine bestehen aus Porzellanthon mit Sand von verschiedenem Korn versetzt und werden glashart gebrannt; man fertigt sie in den verschiedensten Abstufungen der Feinheit des Korns von dem gröbsten Sensensteine bis zum feinsten Abziehsteine zu Rasirmessern, und in den verschiedenartigsten Formen; ja selbst Schleifsteine in bekannter runder Form werden daselbst gefertigt, und da die Anfertigung so äußerst leicht ist, dürfte mit genauerer Beschreibung derselben Vielen ein Dienst geschehen. Man wählt irgend einen plastischen Thon und reinigt ihn durch Schlämmen von allen Steinen; eben so wählt man einen feinen losen Sand, oder wo dieser nicht zur Disposition steht, festen Sandstein und stößt diesen zu Pulver; der Sand wird ebenfalls durch Waschen von allen Uneinigkeiten und beigemischter Erde befreit, getrocknet und dann durch Haarsiebe von verschiedener Weite in verschiedene Sorten getheilt; dieser Sand wird nun, je nachdem die zu fertigenden Wetzsteine zu gröberen oder feineren Zwecken bestimmt sind, zu 1/4 bis zu 7/8 dem Thone gleichmäßig beigemischt; aus der so bereiteten Masse werden mittelst Formen von Holz oder Gyps die Wetz- und Schleifsteine geformt, gut stuben- oder im Sommer lufttrocken gemacht, und sodann in einem Ziegel-, Kalk- oder Töpferofen mit der übrigen Waare gebrannt, oder wo ein solcher nicht zur Dispotion steht, in einem besonders dazu von Ziegelsteinen erbauten Windofen. Durch längeres Brennen werden die zu fertigenden Steine härter und fester und geben am Stahle Funken; durch mehr oder weniger Thonzusatz kann man die Steine weicher oder härter, durch feineren oder gröberen Sandzusatz feiner oder ordinärer machen; es kommt bei gleicher Qualität und Dauer ein künstlicher Wetzstein nur halb so hoch zu stehen, als ein natürlicher. In und bei Coblenz werden viele dergleichen Steine gefertigt, die zum Grundstoff die zu den sogen. Coblenzer Krügen bestimmte Thonmasse haben. Sollten der Thon und Sand sich im Feuer nicht gut vereinigen, so setzt man der Masse 1/8 zerfallenen gebrannten Kalk und 1/8 calcinirte Potasche zu. Die gebrannten Steine werden auf einem gewöhnlichen Sandsteine abgeschliffen und dadurch geeigneter gemacht, Metall anzugreifen und zu schärfen. (Artus' Vierteljahrsschrift für technische Chemie.) Neues Verfahren, um vertiefte Gravirungen in erhabene umzuwandeln. Ein von den bekannten Typographen, den HHrn. Firmin und Didot erfundenes Verfahren, hat den Zweck auf ein und derselben Platte eine vertiefte Gravirung (nach Kupferstichmanier) in eine erhabene umzuwandeln, um sie dann nach Art des Holzschnittes in der Buchdruckerpresse abdrucken zu können. Auf einer gut polirten Kupfer- oder Stahlplatte, die mit dem gewöhnlichen Kupferstecher-Firniß überzogen worden ist, gravirt man die Zeichnung mittelst des Grabstichels, indessen so ein, daß derselbe nur eben die bedeckende Firnißschicht durchdringt. Sobald die Zeichnung vollendet, legt man die Platte in ein stark saures Bad ein, das 40 Proc. Scheidewasser, 10 Proc. Schwefelsäure und eine Kleinigkeit Salmiak enthält. Sobald die Platte hinreichend geätzt, nimmt man sie aus dem Bade heraus und wäscht sie mit reinem Wasser sorgfältig ab. Da die Tiefe der Züge durchaus gleich seyn muß, darf man die schwächeren Partien nicht etwa mit Firniß decken, um dann die stärkeren weiter zu ätzen. Nachdem die erste Aetzung beendet, nimmt man den Firniß mittelst Terpenthinöl von der ganzen Platte weg, und vergoldet dieselbe alsdann, entweder auf galvanischem Wege oder mittelst der Feuervergoldung. Sobald dieß geschehen, füllt man die Gravirung mit einem für Säuren unangreifbaren Firniß aus, der aus Wachs, Harz und Leinölfirniß zusammengesetzt ist. Es geschieht dieß, indem man die Platte gelinde erhitzt. Mit dem Schaber wird der auf den blanken Theilen sitzen gebliebene Firniß beseitigt, und die Platte dann mit Bimsstein und Kohle abgeschliffen, so daß alles auf den blanken Stellen sitzende Gold entfernt wird. Man legt die Platte wieder in eine verdünnte Salpetersäure ein, die das blanke Kupfer rasch angreift, alle Stellen dagegen, die durch den Firniß und die Goldschicht geschützt sind, erhaben stehen läßt. Da man diese letztere Aetzung wenigstens dreimal so lange dauern läßt, als die erste, so bleiben die anfangs vertieft erschienenen Züge in etwa der doppelten Höhe erhaben stehen. Nach der Aetzung entfernt man den Firniß, und die Linien der Zeichnung erscheinen dann erhaben und mit Gold bedeckt. (Moniteur des Inter. mater.) Ein schon früher vorgeschlagenes Verfahren, wobei man einfach die mit dem Stichel und dem Firniß eingeätzten Züge im Goldbade galvanisch vergoldete, und darauf das reine Kupfer ebenfalls auf galvanischem Wege durch Aetzung entfernte, erscheint uns einfacher und sicherer. Bei dem ersten Aetzen nämlich kann es nicht ausbleiben, daß die Züge statt den Querschnitt U den Querschnitt V annehmen. Da nun auch die Seitenlinien der Furchen vergoldet werden, so werden beim zweiten Aetzen diese Seitentheile theilweise erhalten bleiben und sich als Goldblättchen ablösen. Die untere Linie wird viel schmäler seyn, als die obere; die Zeichnung wird daher im Relief in viel schwärzeren Zügen erscheinen, als anfangs. Auch dürften die schwachen Linien leicht unterfressen werden. Am einfachsten wäre es dann wohl, die später im Relief stehen bleibenden Linien gleich anfangs auf die Platte mit Firniß zu zeichnen, der sie vor dem Angriffe der Säure beim Aetzen schützte. Statt Scheidewasser wäre jedenfalls ein regelmäßiger wirkendes Aetzmittel, wie Eisenchlorid oder Kupfervitriol mit Kochsalz zu empfehlen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 10.) Porzellanflächen mit einem starken Ueberzug von Platin zu versehen; nach Dr. L. Elsner. Auf nachstehende Weise läßt sich auf Gegenständen von Porzellan ein beliebig starker Ueberzug von metallischem Platin herstellen: Platinschwarz (nach irgend einem bekannten Verfahren aus Platinlösung als feinstes Pulver reducirt)Nach Prof. Böttger am einfachsten, indem man eine Auflösung von Platinchlorid mit etwas Stärkezucker und kohlensaurem Natron einige Minuten lang im Sieden erhält, das dabei entstehende Platinschwarz auf einem Filter gehörig aussüßt und dann bei gewöhnlicher mittlerer Temperatur trocknet. wird mit Terpenthinöl abgerieben und mittelst eines Pinsels auf den verglühten Gegenstand von Porzellan aufgetragen. Der mit dem Platinschwarzüberzug versehene verglühte Gegenstand wird nun in eine Kapsel eingeschlossen und während eines Porzellanbrandes dem stärksten Gutofenfeuer ausgesetzt. Nach dem Brande findet sich der nun gutgebrannte Gegenstand von Porzellan mit einem vollständig festsitzenden glänzenden Platinüberzug bedeckt. Solche auf die angegebene Art und Weise inwendig mit einem Platinüberzug versehene Porzellanschalen können bei technischen Arbeiten zu denselben Zwecken wie Schalen von Platin angewandt werden. Platinschwarz, als feinstes Pulver in kleinen verglühten Porzellantiegeln dem freien stärksten Gutofenfeuer während der Dauer eines Porzellanbrandes ausgesetzt, fand sich beim Herausnehmen zu kleinen metallisch glänzenden Massen zusammengeschmolzen, welche, durch die Loupe angesehen, an den Rändern vollkommen abgerundet erschienen, im Ansehen dem natürlich vorkommenden Platin sehr ähnlich. Es geht aus dieser Thatsache hervor, daß Platinschwarz bei dem freien stärksten Gutofenfeuer der königl. Porzellanmanufaktur zu Berlin schmelzbar ist. (Elsner's chemischtechnischen Mittheilungen für 1859-60.) Darstellung fein zertheilten Kupfers; von Hugo Schiff. Bringt man in ein dickwandiges Fläschchen eine gesättigte Lösung reinen Kupfervitriols, außerdem noch eine mäßige Menge überschüssigen grobgepulverten Kupfervitriols und schüttelt das Ganze ohne zu erwärmen mit granulirtem Zink, so zersetzt letzteres die Lösung unter Abscheidung von Kupfer und Bildung von Zinkvitriollösung. In dieser löst sich aber wieder von dem überschüssigen Kupfervitriol auf, der vorige Proceß wiederholt sich, und indem durch das Aneinanderreihen der Zinkstückchen sich der gebildete Kupferüberzug immer sogleich ablöst, geht der Proceß so lange fort, als noch Kupfervitriol und Zink vorhanden ist. Auf diese Weise kann man in kurzer Zeit größere Mengen fein zertheilten Kupfers darstellen. Man bringt dasselbe auf ein Filter, wäscht es mit luftfreiem Wasser aus, und trocknet es durch Auspressen ohne Anwendung von Wärme und bei möglichst geringem Luftzutritt, da das so fein zertheilte Metall sich unter den genannten Verhältnissen sehr leicht oxydirt. Der Proceß der Darstellung wird wesentlich durch die von selbst eintretende Erwärmung befördert und es ist dieselbe in Folge der verschiedenen neben einander auftretenden Vorgänge, so bedeutend, daß dieser Versuch sich ganz vortrefflich eignet, um die mit den chemischen Wechselwirkungen verbundene Wärmeentwickelung auf auffällige Weise zu demonstriren. Nach wenigen Minuten ist die Erhitzung so bedeutend, daß man das Gefäß nicht mehr in der Hand halten kann. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1861, Bd. CXVIII S. 89.) Nachweis geringer Mengen gasförmiger schwefliger Säure; von Hugo Schiff. Ein sehr empfindliches Reagens auf gasförmige schweflige Säure ist eine wässerige Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul. Schweflige Säure scheidet daraus augenblicklich metallisches Quecksilber aus. Am zweckmäßigsten ist es, Streifen von Filtrirpapier an einem Ende mit der Lösung zu befeuchten und dieselben in das zu prüfende Gas einzuführen. Bringt man einen solchen Streifen in einen mehrere Kubikfuß großen Raum, in welchem man kurz vorher ein Zündhölzchen angezündet hat, so tritt augenblicklich eine graue Färbung der mit der Lösung befeuchteten Stelle ein. – Zur Vorsicht wird man mittelst eines Bleipapiers auf Schwefelwasserstoff prüfen; beide Gase werden nicht gleichzeitig vorhanden seyn, da sie sich bekanntlich gegenseitig zersetzen. In Bern enthält das Leuchtgas constant geringe Mengen von Schwefelwasserstoff, welches in der Flamme zu schwefliger Säure verbrennt. In mehreren Localen, in welchen mehrere Flammen einige Zeit gebrannt hatten, konnte mittelst des erwähnten Reagens jenes Product der Verbrennung mit Bestimmtheit nachgewiesen werden. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1861, Bd. CXVIII S. 91.) Anwendung des smaragdgrünen Chromoxyd-Hydrats statt Schweinfurtergrün in der Fensterrouleaux- und Tapetenfabrication. Hr. Heinrich Meyer, Firma: Fr. Mittler, in Augsburg, verwendet jetzt als prachtvolles, vollständig haltbares und der Gesundheit durchaus unschädliches Grün für Rouleaux, das Chromoxyd-HydratMan s. über dasselbe polytechn. Journal Bd. CLII S. 191. und beschränkt sich außerdem bei seinem Fabricat auf solche Farben, welche nicht nur von Arsenik, sondern auch von allen anderen giftigen Präparaten vollkommen frei sind, worüber ihm folgende Zeugnisse ausgestellt wurden: Der Central-Verwaltungs-Ausschuß des Polytechnischen Vereins für das Königreich Bayern hat von Hrn. Heinrich Meyer, Firma: Fr. Mittler, Rouleaux- und Wachstuchfabrikant in Augsburg, ein Sortiment giftfreier bemalter Rouleaux nebst einem mit Schweinfurtergrün hergestellten Muster gleicher Art, zur chemischen Untersuchung und Beurtheilung vorgelegt erhalten. Diese in genauester und gründlichster Weise ausgeführt, hat ergeben, daß das neue und sehr geschmackvoll ausgestattete Fabricat in allen seinen Farben nicht nur von Arsenik, sondern auch von allen anderen giftigen Metallpräparaten vollkommen frei ist, so wie auch daß die Farben auf den Stoffen besser befestigt sind als es bei dem Schweinfurtergrün möglich ist, und daher beim Aufrollen und Reiben nicht verstauben. Zugleich behält die neue grüne Farbe des Hrn. Heinr. Meyer ihr Grün auch bei künstlicher Beleuchtung eben so gut wie bei gewöhnlicher Tageshelle, was sonst als ausschließlicher Vorzug des Schweinfurtergrüns galt. Der Central-Verwaltungs-Ausschuß erkennt auf Grund dieser Untersuchung die Bemühungen des Hrn. Heinr. Meyer das so gesundheitsschädliche Schweinfurtergrün und andere Giftfarben in der Rouleaux- und Tapetenfabrication durch unschädliche, aber eben so schöne und haltbare Farben zu ersetzen, als vollkommen gelungen und für diese Fabrication höchst werthvoll an, und ist in der Lage, die neuen Rouleaux aus der genannten Fabrik zum Gebrauche unbedenklich empfehlen zu können. Der I. Vorstand: v. Haindl.                                                                                        Der I. Secretär: Dr. Kaiser. München, den 8. Mai 1861. Von Hrn. Rouleaux-Fabrikanten H. Meyer (Firma: Fr. Mittler in Augsburg) wurden dem chemischen Laboratorium der k. Akademie der Wissenschaften von ihm gefertigte grüne und farbige Rouleaux zur chemischen Untersuchung auf giftige Farben übergeben. – Die von mit ausgeführte Analyse ergab, daß dieselben frei von Arsenik waren, und auch keine anderen der Gesundheit schädlichen FarbenBei der Untersuchung der zur Rouleauxfabrication bisher angewendeten, im Handel vorkommenden Farben, welche Hr. Meyer für seinen Zweck anstellen ließ, erwies sich insbesondere der mittelst Braunkohlen oder Steinkohlen dargestellte Ruß arsenikhaltig; man s. Dr. Smith's Beobachtungen über den Arsenikgehalt des Schwefelkieses der Steinkohlen, im polytechn. Journal Bd. CLVIII S. 396.A. d. Red. enthielten. Die zu diesen Rouleaux verwendete grüne Farbe ist ein unter gewöhnlichen Verhältnissen unveränderlicher Körper, und deßhalb wohl zu den haltbarsten Farben zu zählen. W. Seekamp, Assistent am chemischen Laboratorium der k. Akademie. München, den 16. Mai 1861. Zur Beglaubigung: J. v. Liebig. Darstellung des Farbstoffs aus gewissen Sorten von Rothholz, nach John Dale in Manchester. Dale ließ am 24. März 1860 ein Verfahren in England patentiren, den Farbstoff aus den unter den Namen barwood, camwood und redwood bekannten Hölzern darzustellen. Dasselbe besteht im Wesentlichen darin, daß man die Hölzer mit einer alkalischen Flüssigkeit auszieht, wobei aber ein Ueberschuß des Alkalis sorgfältig vermieden wird, so daß man einen rothen Auszug erhält, während bei Ueberschuß von Alkali der Farbstoff verändert und die Farbe violett wird. Um z.B. barwood nach diesem Verfahren zu behandeln, bringt man eine Tonne desselben in ein geeignetes Gefäß, verschließt dasselbe und treibt durch eine Pumpe 120 Pfund caustische Alkalilauge von 25 Proc. Gehalt, die man vorher mit 500 bis 800 Gallons Wasser verdünnt und zum Kochen erhitzt hat, hindurch. Dabei wird der Farbstoff aus dem Holz ausgezogen und man erhält eine rein rothe Lösung, die man erkalten läßt und dann mit soviel Schwefelsäure versetzt, als zur Sättigung des Alkalis nöthig ist. Der Farbstoff, welcher sich auf Zusatz der Säure niederschlägt, wird von der Flüssigkeit abgesondert und mit etwas Wasser gewaschen. Die zur Ausziehung des Farbstoffs zu verwendende Quantität Alkali ist hier nur beispielsweise angegeben, da sie je nach der Beschaffenheit des Holzes, nämlich je nachdem dasselbe mehr oder weniger säureartige Stoffe enthält, verschieden seyn muß. Camwood, welches mehr Säure enthält, erfordert mehr Alkali, wenn aller Farbstoff ausgezogen werden soll. Der nach dem hier beschriebenen Verfahren dargestellte Farbstoff kann statt der Hölzer, aus denen er dargestellt ist, mit oder ohne Mordant zum Färben verwendet werden, oder man benutzt dazu direct die aus dem Holze gewonnene alkalihaltige Lösung, indem man derselben, nachdem die zu färbende Waare eingebracht ist, eine Säure hinzufügt. (Repertory of Patent-Inventions, December 1860, S. 500.) Wir theilen obige Vorschrift mit, obschon wir zu gestehen haben, daß dieselbe uns wenig Vertrauen erwecke. Es scheint uns die Anwendung auch geringer Mengen Alkali bedenklich als wahrscheinlich den Farbstoff verändernd, die Unsicherheit in der Quantitätsangabe vermehrt diese Bedenken, und zweifelhaft scheint uns die Angabe, daß die Lösung durch Schwefelsäurezusatz gefällt werde, da der Farbstoff des Rothholzes in Wasser, ja auch in gesäuertem Wasser, sehr bedeutend löslich ist. Dr. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1861, Bd. VI S. 64.) Preise der neuen Farbstoffe in Paris. Anilin 17 1/2 – 20      Francs per Zollpfund. Reines Benzin   2       –   2 1/2    „ Gewöhnliches Benzin      3/4    „ Nitrobenzin   6       –   6 1/2    „ Violett aus dem Anilin, sogen. Anilein  (Harmalin oder Indisin) 37 1/2 – 45          „ Roth aus dem Anilin, Fuchsin, Azalein 30          „ Dasselbe flüssig   7 1/2    „ Ordinärer französischer Purpur 40          „ Feiner               „               „ 60          „ Murexid in Pulver 22 1/2    „      „        in Krystallen 35          „ (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1861 S. 256.) Neues Verfahren bei der Lederbereitung, von William Clark. Nach dem Verfahren, welches dem Vorgenannten am 19. März 1860 als Mittheilung in England patentirt wurde, werden die rohen Häute zunächst in gewöhnlicher Art vorbereitet, nämlich in Kalk gelegt, enthaart und gut gereinigt. Man legt sie sodann in eine Lösung von zweifach-chromsaurem Kali, setzt sie mit derselben in Bewegung und läßt diese Lösung je nach ihrer Dicke 6 bis 12 Stunden lang auf sie einwirken. Nachher wäscht man sie vollständig in fließendem Wasser, so daß alle fremdartigen Theile entfernt werden. Bei dieser Behandlung soll die fettige Substanz in den Häuten eine Veränderung erleiden (?) und in Folge dessen die Substanz derselben eine größere Verwandtschaft zur Gerbsäure haben, so daß die Gerbung in viel kürzerer Zeit erfolgt, als ohne diese Behandlung und außerdem auch ein besseres Leder erzeugt wird. Es ist sowohl für dickes als für dünnes Leder anwendbar und befördert die Weichheit und Elasticität des Products. Kalbfelle, welche nach dem gewöhnlichen Verfahren zwei bis drei Monate zur Gerbung nöthig haben, sollen nach dieser Vorbereitung in 8 bis 10 Tagen gegerbt werden können, und bei dicken Häuten, welche nach der gewöhnlichen Art fünf oder sechs Monate, ja bis zu zwei Jahren erfordern, soll die Gerbung beziehentlich in zwei, drei oder sechs Wochen und in drei bis fünf Monaten beendet werden können. (Repertory of Patente-Inventions, December 1860, S. 491; polytechnisches Centralblatt, 1861 S. 220.) Ueber die Verbesserung des Gesundheitszustandes städtischer Bevölkerung. Bei einer in England im Jahre 1858 zur Beförderung der socialen Wissenschaften abgehaltenen Versammlung (Social Sciences Meeting) wurde in der Section für Sanitätsangelegenheiten von Hrn. Marshall aus Ely eine Abhandlung gelesen über die Resultate, welche man von den in dieser Stadt gelegten Abzugsröhren, von der Beseitigung offener Abtritte und Substituirung von Cisternen oder mit Wasserröhren versehenen Abtritten (waterclosets) erhalten hatte, der wir Folgendes entnehmen: Statt der gewöhnlichen sehr weiten und Mannshöhe erreichenden Abzugscanäle hat in Ely die Hauptröhrenöffnung, welche den Abfluß der gesammten Häuserzahl entleert, bloß 10 engl. Zoll Durchmesser, während der Durchmesser der Zweigröhren gewöhnlich nicht mehr als 6 Zoll beträgt, und Hr. Ingenieur Burn erklärt, daß mit dieser Einrichtung der Zweck so gut erreicht werde, daß er bei Legung neuer Röhren dieselben eher noch enger wählen würde. Der regelmäßige Abfluß geht so vollkommen von statten, daß es gar keiner Nachhülfe bedarf, und es ist kaum eine Stunde nöthig, um selbst die Entleerungen der entfernteren Theile der Stadt nach der Hauptmündung der Röhrenleitung zu bringen. Während so der flüssige Theil des Cloakeninhalts aus der Stadt entfernt wird, ehe er durch Zersetzung einen schädlichen Einfluß auf die Gesundheit der Bewohner ausüben kann, werden die festeren Theile zurückgehalten und durch Beimischung von Kalk oder anderen desinficirenden Substanzen (bis zur Wegschaffung) unschädlich gemacht. Hr. Marshall wies nach, daß sich seitdem die Sterblichkeit in Ely von 25,60 auf 17,20 per Tausend reducirte, oder, mit anderen Worten, das Resultat war dasselbe, wie wenn jedes dritte Jahr die gesammte jährliche Sterblichkeit suspendirt worden wäre. Das Durchschnittsalter erhöhte sich für jeden einzelnen Bewohner um 4 Jahre und 6 Monate. Aehnliche Angaben machte Dr. Carpenter über die Resultate, welche die Legung solcher Abzugsröhren in Groydon zur Folge hatte. Auch dort nahm die Sterblichkeit, seitdem diese Einrichtung im Jahre 1853 gemacht worden, jedes Jahr um ein Merkliches ab, so daß sie von 28,57 per Tausend im Jahre 1853 auf 15,94 im Jahre 1857 sank. Der Krankheitscharakter hatte sich ebenfalls verändert. Aerztliche Zeugnisse legten dar, daß das Typhusfieber von den Localitäten, die früher davon heimgesucht waren, fast gänzlich entfernt und daß die Zahl der Krankheiten im Allgemeinen um ein Drittel vermindert worden war. Gleichlautende Berichte wurden verlesen über die Resultate ähnlicher in Tottenham gemachten Einrichtungen, wo in Folge derselben ebenfalls verschiedene Localitäten vom Typhusfieber gänzlich befreit worden waren. Zufolge eines Berichtes über die Resultate sanitätspolizeilicher Verbesserungen im Arsenaldistrict von Woolwich wurden dort bei 70 Proc. der Häuser die offenen Abtritte (cesspools) entfernt, und die Folge davon war eine Verminderung der epidemischen oder zymotischen Krankheiten um beinahe die Hälfte. Nachdem dort die Sterblichkeit auf 33 per Taufend gestiegen war, wurde sie in kurzer Zeit auf 27 per Tausend reducirt und letztes Jahr betrug sie in dem besagten Districte nur noch 19 per Tausend. Andere Berichte enthielten nicht weniger wichtige Resultate bezüglich der in Ottery, St. Mary und in Devon ausgeführten und der in Lancaster, Worthing und anderen Orten in Ausführung begriffenen Einrichtungen. Die Versammlung adoptirte einstimmig den Beschluß, daß man ein Comité aus ihrer Mitte mit der Veröffentlichung und ausgedehnten Verbreitung dieser und fernerer aus anderen Districten einzuziehender Berichte beauftrage. (Journal of the Society of arts vom 17. December 1858; durch württembergisches Gewerbeblatt.)