Titel: | Gilchrist's Fräsmaschine für Radspeichen. |
Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. XXV., S. 87 |
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XXV.
Gilchrist's
Fräsmaschine für Radspeichen.
Aus der sächsischen Industriezeitung, 1861, Nr.
27.
Mit einer Abbildung auf Tab. II.
Gilchrist's Fräsmaschine für Radspeichen.
Bei der Fabrication von Rädern für Luxuswagen wenden die amerikanischen Wagenfabriken
eine Maschine zur Herstellung der Naben an, eine andere für die Felgenstücke, und
noch eine andere für die Anfertigung der Speichen.
Fig. 5 ist
eine Perspectivansicht einer Maschine zum Fräsen von Speichen. John Gilchrist zu Berlin im Staate Wisconsin (Nordamerika)
erhielt ein Patent der Vereinigten Staaten auf diese Maschine, die wie nachstehend
im Scientific American beschrieben ist. Die Einfachheit,
Billigkeit und geniale Anwendung dieses Mechanismus, der für hundert Artikel aus
Holz, Horn und verwandte Materialien sofort ebenfalls Anwendung finden könnte,
springen bei der ersten Betrachtung in die Augen.
B ist die umlaufende Fräswelle, auf der zwei oder nach
Belieben mehr Fräsmesser befestigt sind. Jedes dieser Messer ist so lang als die
längste Speiche die zur Bearbeitung kommen kann, und nimmt die Speiche in ihrer
ganzen Länge in Angriff, sobald die Fräswelle in Umlauf gesetzt wird. Die Schneide
dieser Messer ist in einer leichten Curve nach dem Ende hin, an welches das dickere
Ende der Speiche zu liegen kommt, abgebogt, um die leicht geschweifte Außenfläche zu
erzeugen, in der sich die Speichen gewöhnlich verlaufen. L ist eine Riemscheibe an der Hauptwelle S,
auf welche die Kraft des Motors durch den Riemen X
übertragen wird, und die wiederum durch den Riemen L'
die Fräswelle B treibt. Das Stück Holz W, aus dem die Speiche geformt werden soll, wird
zwischen die Querhölzer des Schlittens I eingespannt,
und in seiner Lage auf der einen Seite durch die Körnerspitze, in welche die
Schraube bei P ausläuft, auf der andern Seite durch
einen Dreizack, der an der Patrone C befestigt ist,
festgehalten. Diese Patrone steckt an einer kurzen Welle, welche in einer Büchse im
Querstücke des Schlittens läuft, und auf der andern Seite das Wurmrad O trägt. Letzteres greift in die Gänge der Schraube D, die über ihm und in den Lagern a, a lauft. Diese Schraubenwelle erhält ihre Bewegung von der Hauptwelle
S aus vermittelst zweier Scheiben und des Riemens
J. Der Patrone C
gegenüber, und mit ihrer Innenseite und dem Fräsmesser abschneidend, ist eine Lehre
E auf dem Gestellriegel befestigt. Der Schlitten I gleitet, jedoch nur lose, auf der einen Seite auf der
Bahn N, und ist auf der andern Seite im Schlitze N' geführt. An der Seite der Körnerschraube geht nämlich
ein Stift P durch das Querstück des Schlittens, und
reicht in den Schlitz N' hinein, welcher in den Riegel
des Gestelles eingeschnitten ist. Wie schon oben bemerkt, ist der Schlitten I so lose geführt, daß er sich um den Stift P noch etwas wenden kann. Ferner ist die starke
Spiralfeder G an dem mittleren Theil des Hebels H befestigt. Derselbe ist an der einen Seite durch einen
Drehbolzen an dem Riegel des Gestelles A befestigt, und
um diesen Bolzen drehbar. Am anderen Ende, kurz vor dem Griffe, findet er einen
Anschlag am Vorstecker R.
Wie aus der Abbildung zu ersehen, stemmt sich die erwähnte Spiralfeder G mit dem anderen Ende an den Schlitten I, und drückt denselben der Fräswelle entgegen, bis der
Stift P das Ende des Schlitzes N erreicht hat und die Patrone C an die Lehre
E anstößt. Hierbei läuft die Schneidewalze mit sehr
großer Geschwindigkeit um, das Holzstück W dagegen sehr
langsam, was sich aus der Rückübersetzung von der Hauptwelle nach der
Schneckenwelle, und von dieser mittelst des Schneckenrades O auf den Patronenzapfen leicht erklärt. Hat der Stift P das Ende des Schlitzes N'
erreicht, so bleibt er fest an demselben liegen; die Patrone C legt sich in demselben Falle mit ihrer Außenfläche stets an die Lehre
E an, und nöthigt wegen der eigenthümlichen Form
derselben den Schlitten und das Holzstück W, abwechselnd
an die Fräswelle heranzugehen oder von ihr zurückzuweichen, je nachdem der Radius an
der Stelle der Patrone, welche mit der Lehre E in
Berührung ist, zu- oder abnimmt. Hieraus resultirt folgende Form der Speiche:
das dicke Ende hat im Querschnitte eine Form, ähnlich dem Querschnitte der Patrone,
und diese Form geht in sanfter Schweifung nach und nach in einen Cylinder über,
welche Form das andere Ende besitzt. Ist die Speiche auf diese Art fertig geworden,
so wird der Vorstecker R herausgezogen; dann kann der
Hebel H zurückgewendet und der Schlitten von der
Fräswelle hinweggezogen werden. Die Körnerschraube wird dann aufgeschraubt, die
fertige Speiche herausgenommen und ein neues Stück Holz zu gleicher Bearbeitung
eingespannt.