Titel: Camusat's Pfahlschuhe von Blech und Apparat zum Anspitzen der Pfähle.
Fundstelle: Band 161, Jahrgang 1861, Nr. XXVI., S. 89
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XXVI. Camusat's Pfahlschuhe von Blech und Apparat zum Anspitzen der Pfähle. Aus Förster's allgemeiner Bauzeitung, 1861 Heft 2 und 3, S. 52. Mit Abbildungen auf Tab. II. Camusat's Pfahlschuhe von Blech. Der Bauunternehmer Camusat in Paris hat einen blechernen Pfahlschuh construirt, der die guß- oder schmiedeeisernen Schuhe ersetzen soll, deren man sich bisher zur Armirung von Rammpfählen bediente. Auch erfand er eine sehr einfache Maschine zu dem Zweck, die Spitzen der Pfähle auf eine regelmäßige Weise anzuschneiden, so daß zwischen der hölzernen Spitze und der blechernen Hülle, welche die erstere beschützen soll, kein Spielraum stattfindet. In Fig. 21 der betreffenden Abbildungen ist ein Umriß dieser Maschine gegeben, und in Fig. 25 bis 28 sind Schuhe verschiedenen Kalibers dargestellt, wie sie nach dem jeweiligen Durchmesser der Pfähle zu verwenden sind. Der Apparat (Fig. 21) besteht aus einem unbeweglichen runden Kranze mit Rand, an dem mittelst Krammen ein beweglicher eiserner Kreis mit zwei geneigten Schenkeln befestigt ist, die an einer Kurbel sitzen, woran sich eine Achse befindet, deren Spitze in den Pfahl eindringt. Der eine der geneigten Schenkel ist massiv, während der andere aus zwei kleinen Winkeleisen gebildet ist, die so weit auseinander stehen, daß zwischen ihnen eine Schraube ohne Ende passiren kann, an welcher sich ein kleiner Schlitten befindet, woran ein Messer in Form eines Drehstahls angebracht ist. Man bringt das Messer der Pfahlseite mittelst einer Schraube unter dem Schlitten näher oder entfernter, je nachdem es nothwendig wird. Die Behandlung und Anwendung dieser Vorrichtung ist ganz einfach. Ob der Pfahl rund, vieleckig oder rechteckig sey, so wird er der Länge nach durch Linien in zwei sich rechtwinkelig schneidenden Ebenen, die durch die Achse des Pfahls gehen, getheilt, und es wird diese Achse durch ein Loch an dem Ende des Pfahls angegeben. Ist der letztere mit dem Beile oberflächlich gespitzt, so setzt man die eiserne Achse, die sich an der Kurbel befindet, in das an dem Ende des Pfahls gemachte Loch und schiebt den festen Kranz an den Pfahl, der mit vier Schrauben daran befestigt wird, die im rechten Winkel durch ihn gehen und die man genau mit den an dem Pfahl vorgerissenen Linien in Uebereinstimmung bringt. Hat man den Messerschlitten vorher bis zum untern Theil des ihn tragenden Schenkels herabgeschoben, so wird die Kurbel gedreht und der bewegliche Kranz nebst seinen beiden geneigten Schenkeln und dem Messer, dessen Länge man früher regulirt hat, folgt dieser umdrehenden kreisförmigen Bewegung. Damit der Schlitten längs der Schraube, in die er eingreift, vorgehe und folglich die Pfahlspitze conisch abschneide, hat der Erfinder das Ende der Schraube mit einem Sternrade versehen und an der äußeren Fläche des unbeweglichen Kranzes vier kleine Aufhalter in Form von Nagelköpfen angesetzt. Wenn nun bei der Umdrehungsbewegung, welche dem Apparate durch die Kurbel mitgetheilt wird, das mit der Schraube ohne Ende fest verbundene Sternrad an einen dieser Aufhalter anlangt, so erhält diese Schraube einen Theil der Umdrehung, durch welche der Schlitten hinaufgeht. Auf diese Weise gelangt das Messer an das Ende seines Laufs und nimmt das ihm entgegenstehende Holz mit der größten Leichtigkeit hinweg. Zwei Arbeiter können mittelst dieser Maschine täglich 20 bis 25 Pfähle spitzen. Beim Einrammen der Pfähle in leicht zu durchdringendem Erdreich begnügt man sich damit, ihre Spitzen am Feuer zu Härten; in festem Terrain aber oder in abwechselndem hat man bisher diese Spitze mit einem gußeisernen oder mit einem solchen schmiedeeisernen Schuh armirt, wie er in Fig. 22 dargestellt ist. Die gußeisernen Schuhe aber zerbrechen und die schmiedeeisernen mit ihren Lappen umschließen die Pfahlspitze nicht vollständig; auch lösen sich die letzteren beim Einrammen leicht ab, was zur Folge hat, daß der Pfahl, wenn er ein Hinderniß findet, seinen Schuh verliert, sich spaltet und umlegt, wie aus Fig. 23 zu ersehen ist. Die Schuhe des Hrn. Camusat haben gegen die vorigen den Vortheil ganz glatter Flächen, welche die Pfahlspitzen aufs wirksamste beschützen, indem sie sich scharf an dieselben anlegen. Die Pfahlspitzen können sich also nicht umlegen und das Einrammen der Pfähle geht leichter, regelmäßiger und sicherer vor sich. Die Spitze des Schuhes hat übrigens so viel Widerstandsfähigkeit und ist so scharf, daß sie die ihr in den Weg tretenden harten Körper leicht durchstoßen kann. Diese Schuhe bestehen aus einem Blech, das nach einem Formbret zugeschnitten wird, welches mit der Stärke des zu bewaffnenden Spitz- oder Spundpfahls im Verhältniß steht (Fig. 24 und 30); dann dreht man dieses Blech über einen eisernen Dorn in der Form der Pfahlspitze, und der überstehende Theil an jeder Seite des Blechs dient zur Bildung einer Ueberfalzung, die man nach der Wegnahme des Dorns mit kalt eingeschlagenen Nägeln befestigt (Fig. 31). Der also gebildete Mantel hat an dem Ende des Kegels eine runde Oeffnung, worin man mit Gewalt eine schmiedeeiserne Spitze, das Ende des Schuhes, eintreibt und festschmiedet. Die Ueberfalzung des Blechs und die Anschweißung haben eine große Festigkeit. Fig. 25, 26 und 27 stellen Pfähle von verschiedenen Stärken dar und darunter sind die Grundrisse der Schuhe mit ihrer mittleren Oeffnung im Lichten angegeben. Die Stärke des Blechs für diese drei Kategorien von Schuhen ist 0,25, 0,30 und 0,40 Millimeter, und ihr gewöhnliches Gewicht beträgt 3, 5 bis 7 Kilogramme. Bei festem Grunde vermehrt man die eben angegebenen Stärken des Blechs um ein Geringes. Wenn man für den stärksten der drei Pfähle die Stärke des Blechs mit 0,50 Millimeter rechnet, so beträgt das Gewicht des Schuhes 10 bis 11 Kilogr. In Fig. 28 sehen wir einen Spundpfahl von 0,40 Met. Breite mit seinem Schuh, und in den beiden Fig. 29 den Grund- und den Aufriß der Armatur eines Spundpfahls von 0,21 bis 0,22 Met. Breite. Dieser Schuh wiegt 2,5 Kilogr. bei einer Viechstärke von 0,25 Millim. Bei Spundpfählen von 0,40 Met. Breite kann man die Viechstärke zu 0,50 Millim. und das Gewicht des Schuhes mit 11 Kilogr. annehmen. Es dürfte unnütz setzensetzn, eine Vergleichung zwischen den Schuhen von Blech und denen von Gußeisen aufzustellen, da man die letzteren beinahe ganz aufgegeben hat; was die schmiedeeisernen Schuhe mit Federn oder Lappen betrifft, so beträgt ihr Gewicht beiläufig das Doppelte von dem der blechernen Schuhe.

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