Titel: | Ueber das Purpurblau (purpurschwefelsaure Natron) der Gebrüder Boilley. |
Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. LXVI., S. 231 |
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LXVI.
Ueber das Purpurblau (purpurschwefelsaure Natron)
der Gebrüder Boilley.
Aus dem Répertoire
de Chimie appliquée, April und Juni 1861, t. III p. 134 et
215.
Ueber Boilley's Purpurblau.
Unter der Benennung Purpurblau (bleu pourpré)
liefern die Gebrüder Boilley (in Dôle) für die
Färberei und den Zeugdruck ein purpurschwefelsaures Natron, welches sich durch die
Reinheit seiner Nüance auszeichnet.Es wurde in England für J. H. Johnson (in London
und Glasgow) patentirt; man s. die Patentbeschreibung im polytechn. Journal
Bd. CLIX S. 318.
Darstellung. – Zur Bereitung desselben nimmt man
von wasserfreiem zweifach-schwefelsaurem Natron das 10 bis 20fache Gewicht
des zu behandelnden Indigos, erhitzt dasselbe, so daß es schmilzt, und erhält es im
geschmolzenen Zustande bei 200 bis 300° C. In das geschmolzene Salz wird der
pulverisirte und gesiebte Indigo nach und nach eingetragen, indem man dabei
beständig umrührt, damit er sich nicht am Boden des Gefäßes ansetzt. Diese
Behandlung kann in einem Gefäß von Gußeisen, Platin oder Porzellan vorgenommen
werden. Die Masse bläht sich auf, entwickelt Gas und nimmt eine dunkle Farbe an. Von
Zeit zu Zeit nimmt man eine kleine Probe heraus, bringt sie in Wasser, und sieht zu,
ob dasselbe röthlichviolett wird; wenn dieß der Fall ist, unterbricht man die
Operation. Die Masse, welche nun eine teigartige Beschaffenheit an genommen hat, wird sodann in
eine große Menge Wasser (das 70 bis 80fache Gewicht der Mischung) gebracht und durch
Umrühren mit demselben vermischt. Dieser Mischung fügt man sodann Kochsalz (etwa 2
Pfd. auf 1 Pfd. der Mischung) hinzu, worauf beim Erkalten sich das Product im
unreinen Zustande niederschlägt; man sammelt es auf einem Filter und wascht es mit
Salzwasser, um es von dem überschüssigen zweifach-schwefelsauren Natron zu
befreien.
Außer dem Purpurblau entsteht noch eine schwärzliche oder grünliche Masse, welche
sich langsamer absetzt, und eine obere Schicht des krystallinischen Niederschlags
bildet, die man beseitigen muß. Man läßt dann den Niederschlag trocknen, wornach er
eine Masse mit Kupferglanz darstellt, die aus sehr dünnen seidenglänzenden
Krystallen besteht.
Eigenschaften. – Dieses Product hat nach Joseph
Pauffert folgende Eigenschaften:
Das Purpurblau ist in Wasser löslich, in heißem mehr als in kaltem. Die Auflösung
erscheint roth am Licht einer Kerze oder wenn man das Glas zwischen das Auge und die
Sonne hält, wenigstens wenn die Flüssigkeit nicht zu verdünnt ist.
Salpetersäure, Chromsäure, Chlor zerstören das Purpurblau.
Schweflige Säure, Schwefelwasserstoff entfärben es, indem sie es reduciren. An der
Luft stellt sie die Farbe wieder her; manchmal zeigt sich aber das Blau durch die
schweflige Säure zerstört, wenn dieselbe lange Zeit eingewirkt hat.
Schwefelsäure, Salzsäure, Essigsäure, Weinsteinsäure, Phosphorsäure verändern das
Purpurblau bei gewöhnlicher Temperatur nicht.
Die ätzenden Alkalien verändern seine Nüance in Grün und sogar in Röthlichgelb, wenn
die Flüssigkeiten concentrirt sind, oder wenn das Alkali in großem Ueberschuß ist;
das Blau ist ungeachtet dieser Veränderung der Nüance nicht sofort zerstört, denn
die Farbe kommt wieder zum Vorschein, wenn man eine Säure zusetzt; sie stellt sich
auch an der Luft wieder ein; erhitzt man aber, so hat man nur noch Gelb.
Wenn man eine concentrirte Auflösung von Purpurblau mit einer ebenfalls concentrirten
Auflösung von Chlorkalium versetzt, so entsteht ein violetter Niederschlag, welcher
manchmal krystallisirt ist (wahrscheinlich das Kalisalz); wenn man anstatt
Chlorkalium das Chlornatrium anwendet, so ist der Niederschlag roth; Chlorbaryum
erzeugt einen violetten Niederschlag, das Chlorstrontium ebenfalls einen violetten
Niederschlag, welchen man ziemlich leicht krystallisirt erhalten kann; das
Chlorcalcium bringt darin keinen Niederschlag hervor.
Die Salze von Eisen, Kupfer, Zink, Zinn, selbst in sehr geringer Menge zugesetzt, verwandeln die
Nuance in Blau oder Grün; die anfängliche Nuance wird durch einen mehr oder weniger
starken Zusatz von Säure (je nach der Menge des angewandten Metallsalzes) wieder
hergestellt. Das Zinnchlorür kann als Reductionsmittel wirken, wie auch der
Eisenvitriol, während sie zugleich die Nüance in Grün umändern.
Das Purpurblau (mit Natron als Base) ist in Alkohol und Aether unauflöslich.
Anwendungen. – Das Purpurblau wird zum Färben und
Drucken auf Seide und Wolle angewandt; man befestigt es mittelst
Weinsteinsäure.Das purpurschwefelsaure Natron wurde zuerst im J. 1853 von J. Haeffely zum Färben der Wolle und Seide
angewandt; man s. seine Abhandlung und den darüber von Camille Köchlin erstatteten Bericht im polytechn. Journal
Bd. CXXIX S. 224. Es gelang aber diesen Chemikern nicht, den Indigpurpur
durch Aufdrucken auf Zeugen zu befestigen. A. d. Red.
E. Kopp.