Titel: Zuckergehaltbestimmungen in einigen Münchener Biersorten; von Prof. Dr. August Vogel.
Autor: Prof. Dr. August Vogel [GND]
Fundstelle: Band 161, Jahrgang 1861, Nr. LXXXVII., S. 311
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LXXXVII. Zuckergehaltbestimmungen in einigen Münchener Biersorten; von Prof. Dr. August Vogel. Vogel's Zuckergehaltbestimmungen in einigen Münchener Biersorten. Der Zuckergehalt wurde nach der bekannten Fehling'schen Zuckerprobe bestimmt. Zu dem Ende verdünnte ich 50 Grm. des zu untersuchenden Bieres auf 250 Kub. Cent. mit destillirtem Wasser und brachte davon 50 Kubik. Cent. in eine in Zehntel-Kubikcentimeter eingetheilte Bürette. Von der frisch bereiteten Normalkupferauflösung, – 10 Kub. Cent. 0,05 Grm. Traubenzucker entsprechend, – kamen 10 Kub. Cent. mit Wasser verdünnt in eine Porzellanschale und wurden, nachdem die Probeflüssigkeit zum Kochen erhitzt worden, aus der Bürette mit dem verdünnten Biere versetzt, bis die Kupferlösung entfärbt war und in einem herausgehobenen Tropfen, nach dem Ansäuren, durch Kaliumeisencyanür kein brauner Niederschlag mehr entstand. Durch mehrere mit derselben Biersorte vorgenommene Versuche hatte ich mich überzeugt, daß die Methode in dieser Weise auf Bier angewendet ganz übereinstimmende Resultate ergab. Im Folgenden gebe ich von einigen Münchener Biersorten die Zahl der Kubikcentimeter an, welche unter den erwähnten Umständen zur Entfärbung von 10 Kubikcentimetern der Normalkupferlösung verbraucht wurden und zugleich die daraus berechneten Zuckerprocente. I.   8,9 Kub. Cent. d.h. 2,8   Proc. Zucker (Salvatorbier 1861) II. 12,6 Kub. Cent.   „ 1,98    „ (Spathenbräu) III. 13,3 Kub. Cent.   „ 1,88    „ (Löwenbräu) IV. 13,0 Kub. Cent.   „ 1,92    „ (Leisbräu) V. 13,9 Kub. Cent.   „ 1,80    „ (Hofbräuhaus). Nach der gewöhnlich üblichen Methode, die Menge des im Biere enthaltenen Zuckers zu bestimmen, soll man das zu untersuchende Bier zu einem dünnen Extracte eindampfen, dieses mit Alkohol behandeln, hierauf filtriren und das Filtrat verdampfen. Die Menge des Zuckers ergibt sich dann aus der Behandlung des wieder aufgelösten Rückstandes mit der Kupferlösung. Wie aus obiger Mittheilung hervorgeht, wurde diese etwas umständliche Methode vereinfacht, indem mir vergleichende Versuche gezeigt haben, daß die hier zur Anwendung gebrachte Methode nicht minder brauchbare, ja vielleicht zuverlässigere Resultate ergibt, als die bisherige, so daß man, wie es scheint, wohl das zeitraubende Abrauchen des Bieres bis zum Extract und Behandlung desselben mit Alkohol unterlassen kann. Die etwas größeren Mengen von Zucker, welche sich nach meinen Versuchen im Vergleiche zu früherenJournal für praktische Chemie, 1850, Bd. L S. 133. ergaben, deuten darauf hin, daß durch die Behandlung mit Alkohol der Zuckergehalt aus dem Extracte nicht vollständig aufgenommen wird. Um hierüber Aufklärung zu erhalten, stellte ich einige directe Versuche an. 100 Grm. Bier wurden bis zur flüssigen Syrupsconsistenz abgeraucht, der Rückstand wieder in Wasser gelöst und in der Lösung der Zuckergehalt durch Normalkupferlösung in zwei Versuchen bestimmt; es ergab sich als Resultat: a) 1,65 Proc. Zucker, b) 1,62 Proc. Zucker. Von demselben Biere wurden 100 Grm. zur flüssigen Syrupsconsistenz abgeraucht, mit mehrmals erneuten Mengen Alkohol behandelt und filtrirt. Das zur Trockne abgedampfte Filtrat, welches nun die ganze Menge des Zuckers enthalten sollte, ergab, nachdem es in Wasser gelöst worden, mit der Normalkupferlösung in zwei Versuchen: a) 1,30 Proc. Zucker, b) 1,35 Proc. Zucker. Aus den Mittelzahlen dieser Versuche geht demnach hervor, daß durch die Behandlung des Bierextractes mit Alkohol die Menge des Zuckers um 20 Proc. zu gering erhalten wird. Es kann also offenbar durch den Alkohol dem Bierextracte nicht der ganze Zuckergehalt entzogen werden, indem auch der in Alkohol unlösliche Theil des Extractes noch zuckerhaltig erscheint. Ob übrigens überhaupt nicht gleichzeitig noch andere Bestandtheile des Bieres auf die Kupferlösung einzuwirken im Stande sind und die Menge des auf solche Weise gefundenen Zuckers vergrößern, muß weiteren Versuchen zur Entscheidung überlassen bleiben. Vorläufig schließen wir uns der Ansicht Mulder's an, welcher diese Methode als „die am wenigsten ungenaue“ bezeichnet.Die Chemie des Bieres, S. 434.