Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 161, Jahrgang 1861, Nr. , S. 154
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Das Schiff Mooltan. Dieses neue schöne Schiff der Peninsular and Oriental Steam Navig. Comp., von 2500 Tonnen, besitzt eine Maschine von 400 nominellen Pferdekräften, welche nach dem neuen System mit zwei Cylindern (polytechn. Journal Bd. CLX S. 171) in der Maschinenfabrik von Humphrys und Tennant gebaut wurde. Der kleinere Cylinder arbeitet mit Dampf von 20–25 Pfd., der größere mit dem vom kleineren kommenden Dampf von etwa 12 Pfd. Druck. Außerdem ist Lamb's patentirter Wasserdampf-Ueberhitzungsapparat und nur etwa die halbe Anzahl der gewöhnlich gebrauchten Kessel in Anwendung. Bei einem Versuch wurden bei vollkommener Dampfentwickelung und vollem Druck nur 34 Ctr. Kohlen in 2 Stunden 10 Minuten verbraucht. Entspricht auch die Geschwindigkeit des Schiffes, wie zu erwarten steht, dem gewöhnlichen Durchschnitt von 13 Knoten, so dürfte diese Maschine als der Anfang einer neuen Aera zu betrachten seyn. Bemerkenswerth ist noch ein hydraulischer Apparat (von Humphrys), welcher durch einfache Umdrehung eines Griffs auf die drei Zeichen: „Vorwärts,“ „Halt“ und „Rückwärts“ die entsprechenden Bewegungen an der Maschine hervorbringt; ein ähnlicher Apparat befindet sich auch an der Steuerung, so daß das Schiff durch Bewegung eines Hebels mit der größten Leichtigkeit gelenkt werden kann. Endlich ist ein hydraulischer Apparat, ebenfalls von Humphrys, auf dem Schiffe aufgestellt, der zum Einladen der Kohle, der Fracht u.s.w. dient. (Mechanics' Magazine, Mai 1861, S. 316.) Aufhalten der Bewegung von Dampfschiffen. Ein Dampfschiff von 3000 Tonnen und 800 Pferdekräften konnte mit voller Geschwindigkeit im Vorwärtsfahren begriffen, auf 1000 Fuß oder ungefähr seiner dreifachen Länge zum Halten und Rückwärtsfahren gebracht werden, wenn seine Maschinen umgesteuert wurden. (Artizan, 1. März 1860.) Zur Canalschifffahrt. Das Gesetz, wonach der Widerstand langsam fahrender Schiffe etwa im Quadrate der Geschwindigkeit wächst, erleidet eine wesentliche Aenderung, sobald die Fahrt eine beschleunigte wird. Russell's deßfallsige umfassende und genaue Versuche im 3 1/2 Fuß tiefen Forth und Clyde Canale (mitgetheilt im Civil Engineer and Architect's Journal, Februarheft 1860) haben folgende für die Canalschifffahrt sehr wichtige Verhältnisse ergeben. Bei einer Geschwindigkeit des Bootes unter 7 1/2 miles (1 mile = 0,217 hannov. Meilen) in der Stunde, wuchs der Widerstand in einem größeren Verhältnisse wie im Quadrat der Geschwindigkeit; zwischen 7 1/2 und 8 miles Geschwindigkeit fiel derselbe auf 1/5, ja bei einigen Versuchen auf 1/3 des bei 7 1/2 miles Geschwindigkeit gefundenen Werthes; von hier ab stieg der Widerstand in der Art wieder, daß er erst bei 12 miles Geschwindigkeit wieder die Höhe des Widerstandes von 7 1/2 miles Geschwindigkeit erreichte. Diese auffallende Erscheinung soll darin begründet sein, daß bei größerer Geschwindigkeit als 7 1/2 miles das Schiff auf die Welle, welche dasselbe bei seinem Laufe erzeugt, gehoben wird und mithin weniger Widerstand vor seinem Buge findet. Von der Tiefe des Canals hängt wesentlich die Erzeugung und Höhe der Welle, und somit das Aufsteigen des Schiffes auf dieselbe ab. In dieser Beziehung wurde gefunden, daß die günstigste Geschwindigkeit eines Schiffes bei einem 3 1/2 Fuß tiefen Canale =   8       miles   „      „ 5 1/4   „       „        „ = 11          „   „      „ 9         „       „        „ = 15 1/2    „ in der Stunde war. Bei größerer wie vorstehend genannter Geschwindigkeit ergibt der stärkere Druck der Wassermasse auf die ausgebauchte Mitte des in Folge der Fahrt mehr nach hinten geneigten Schiffskörpers den vermehrten Widerstand. (Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und Ingenieurvereins, 1861, Bd. VII S. 212.) Entschwefelung des Eisens beim Puddeln. Mit Vergnügen constatiren wir einen bedeutenden Fortschritt des Puddelprocesses, welchen wir Hrn. Professor Robert Richter zu Leoben in Steiermark zu verdanken haben. Bekanntlich ist man wegen des schädlichen Einflusses, den der Schwefel auf das beim Frischen erhaltene Product ausübt, von vielen Seiten bemüht gewesen, Mittel und Wege ausfindig zu machen, um denselben in geeigneter Weise so weit zu entfernen, daß er eine nachtheilige Wirkung auf das Eisen nicht mehr äußert. Als ein ziemlich wirksames Mittel hat sich der Braunstein (Mangansuperoxyd) bewährt, welcher auch vollständig seinen Zweck erfüllen würde, wenn er schmelzbar wäre und in Folge dessen in eine viel innigere Berührung mit dem geschmolzenen Eisen kommen könnte. Der Braunstein kann deßhalb nur theilweise oxydirend auf die schädlichen Bestandtheile einwirken; außerdem ist er oft kupferhaltig, und es fragt sich, ob dieser Gehalt an Kupfer nicht von dem Eisen aufgenommen wird. Außer dem Mangansuperoxyd gibt es aber auch andere Metalloxyde, welche in gleicher Weise kräftig wirken und dabei schmelzbar sind. Jedem Metallurgen ist die kräftig oxydirende Wirkung des Bleioxyds bekannt, welche man bei anderen Hüttenprocessen, z.B. dem Gaarmachen des Kupfers, schon lange anwendet, um schädliche Bestandtheile zu, oxydiren und in die sich bildende Schlacke überzuführen. Hr. Richter hat nun Versuche darüber angestellt, ob dieses Mittel auch einen günstigen Einfluß auf die Entfernung der schädlichen Bestandtheile, vorzüglich des Schwefels und Phosphors in dem Eisen beim Puddelprocesse äußern würde, was sich zwar vermuthen ließ, da die zersetzende Einwirkung des Bleioxyds auf Schwefelmetalle hinreichend bekannt ist, worüber aber praktische Erfahrungen noch fehlten. Die Versuche wurden zu Frantschach bei Wolfsegg in Kärnthen, auf dem Puddelwerke des Grafen Henckel von Donnersmark, mit so stark schwefelhaltigem Eisen vorgenommen, daß nicht einmal Rohschienen aus demselben gewalzt werden können. Der Puddelproceß wird daselbst in Doppelöfen mit Holzfeuerung vorgenommen und jeder Einsatz beträgt 7 Ctr. österr. Es wurden nun zwei Oefen zu ganz gleicher Zeit mit der betreffenden Menge Eisen besetzt, dem einen Satze aber noch 3 Pfd. Schwefeleisen und 1/2 Pfd. Phosphoreisen hinzugefügt, um das ohnehin schon unbrauchbare Product absichtlich noch mehr zu verschlechtern. Nach dem vollständigen Einschmelzen dieses Satzes wurden noch 3 Pfd. Bleiglätte hinzugesetzt und dabei kräftig gerührt, wobei das Eisen prächtig aufkochte, indem die Glätte gleichzeitig oxydirend auf den Kohlenstoff einwirkte. Das dadurch reducirte Blei wurde durch Zutritt der atmosphärischen Luft immer wieder oxydirt und konnte aufs Neue zersetzend auf die schädlichen Körper einwirken. Sehr bald begann die Bildung einer dünnflüssigen, bleihaltigen Schlacke, welche gleichfalls eine oxydirende Wirkung auf das Schmelzgut ausübte und die Oxydate in sich aufnahm. Nach 1 1/2 Stunde, vom Einsetzen an gerechnet, waren die Luppen fertig, schweißten unter dem Hammer gut zusammen und wurden zu Rohschienen ausgewalzt. In dem andern Ofen wurde das Eisen nach gewöhnlicher Weise verpuddelt und erst nach 2 1/2 Stunden konnten die Luppen aus dem Ofen unter den Hammer gebracht werden, wo sie sehr vorsichtig behandelt werden mußten, damit sie nicht zerfielen; an ein Auswalzen zu Rohschienen war aber gar nicht zu denken. Dabei betrug der Eisenverbrand 18 Proc., während er bei dem mit Glätte gepuddelten Satze nur 11 Proc. war. Das zu Rohschienen ausgewalzte Eisen wurde auf bekannte Weise auf Roth-, Kalt- und Faulbruch untersucht und hielt sämmtliche Proben aus, ja es wurden sogar Sensen daraus geschmiedet, um dadurch die Brauchbarkeit des Eisens zu prüfen. Später angestellte Versuche führten zu gleichen Resultaten. Statt der Glätte kann man auch metallisches Blei anwenden, das sich während des Frischens oxydirt und dann ebenso wirkt; bei schnell gaarendem Eisen wird es vorzuziehen seyn. (Aus dem Berggeist, 1861, Nr. 57.) Guß einer großen Kanone. Eine Kanone von 35 Tonnen Gewicht wurde kürzlich in Pittsburgh gegossen. Sie hat 50 Zoll Durchmesser und ist 19 Fuß 5 Zoll lang. 78000 Pfd. Eisen wurden innerhalb 4 1/2 Stunden in drei Oefen zum Schmelzen gebracht. Die Oefen wurden successive abgestochen und das Eisen floß in getrennten Canälen in ein gemeinschaftliches Reservoir und von da in die Form, welche in 21 Minuten gefüllt war. Die Form war von großem Gewicht und in einer verticalen Dammgrube, welche eigens für sie gemacht war, aufgestellt. Die Kanone war von Lieutenant Rodman projectirt und der Guß geschah unter seiner Aufsicht, nach einer Methode Geschütze hohl zu gießen und sie abzukühlen, indem man in der inneren Schale der Form einen Strom kalten Wassers circuliren läßt. Das Wasser tritt oben ein, geht durch ein in der Mitte angebrachtes Rohr nach abwärts, und wird heiß, während es sich um wieder abzufließen, nach oben an der Schalenwand wieder hinaufbewegt. Es circulirt ein constanter Strom von 40 Gallons pro Minute, so lange, bis der Guß kalt wird. (Artizan, 1. März 1860.) Mittel, die Porzellanmasse plastischer zu machen, nach Broochi in Limoges. In der Porzellan-Fabrication hat man mit dem Uebelstand zu kämpfen, daß die Masse zu kurz, d.h. zu wenig plastisch ist, und kann deßhalb gewisse Hülfsmittel, die bei der Verarbeitung von Fayence üblich sind und schnell zum Ziele führen, hier nicht anwenden. Bei der Fabrication der Porzellanknöpfe bietet sich derselbe Uebelstand dar, und es würde hier ohne Zusatz einer besonderen Substanz unmöglich seyn, den Knöpfen beim Austritt aus der Presse ihre Form zu erhalten. Man wendet hier gewöhnlich Leinöl, Milch, Kleber etc. an, welche man der Porzellanmasse zusetzt. Diese Stoffe erfüllen in der That mehr oder weniger gut ihren Zweck, sind aber zu theuer und erhöhen daher den Preis des Productes zu sehr. Broochi in Limoges stellte sich daher die Aufgabe, eine andere wohlfeilere Substanz zu ermitteln, welche geeignet sey, sowohl die gewöhnliche Porzellanmasse plastischer zu machen, als auch dem sogenannten trockenen Porzellanteig, woraus die Knöpfe gemacht werden, mehr Zusammenhang zu geben, und hat nach vielen Versuchen gefunden, daß die mineralischen und vegetabilischen Theere oder die daraus dargestellten flüchtigen Oele, Naphta, Schieferöl, Harzöl etc., den Zweck sowohl für den plastischen als für den trockenen Porzellanteig vollständig erfüllen. Die Quantität dieser Stoffe, welche man der Porzellanmasse beimischt, ist natürlich je nach der Beschaffenheit derselben verschieden. Im Allgemeinen ertheilt man aber der zu Knöpfen bestimmten Masse eine genügende Cohäsion, wenn man derselben 6 Proc. Theer beimischt, und bei der plastischen Masse, aus welcher die gewöhnlichen Porzellanwaren gemacht werden, genügt ein Zusatz von 4 Proc., um ihr die zur leichten Verarbeitung nöthige Plasticität zu ertheilen. (Armengaud's Génie industriel, 1860.) Zur Stereochromie von Dr. J. N. Fuchs. In Paris erschien kürzlich folgendes Werk: LaStereochromie, peinture monumentale, par le Dr. J. N.Fuchsde Munich. Traduite de l'Allemand et precedée de quelques Notes sur laSilicatisationappliquée à la conservation des monuments, par LéonDalemagne. Paris chez Bance éditeur, 13 rue Bonaparte, et chez le Traducteur, 43 rue de Seine. Hr. Léon Dalemagne in Paris, ein höchst ehrenhafter und ingeniöser Mann, hat das Wasserglas, welches unser unsterblicher Chemiker und Mineraloge – Fuchs – im Jahre 1825 zu Landshut entdeckt hatte, zur Erhaltung von monumentalen Bauwerken und Bildhauerarbeiten mit dem größten Eifer und mit glänzendem Erfolge zuerst in Paris bei Reparaturen von Kirchen und Palästen in Anwendung gebracht. Sein Verfahren sammt den dazu nothwendigen Werkzeugen ist im polytechn. Journal, erstes Aprilheft 1861, Bd. CLX S. 51, beschrieben und durch Zeichnungen erklärt. Zugleich hat Hr. L. Dalemagne die Ehre der Entdeckung, welche allein unserem verdienstvollen und verehrten Fuchs gebührt, mit rühmlicher Pietät gewahrt und vor den plagiarischen Angriffen „eines industriellen Professors“ in Frankreich geschützt und mit Entschiedenheit vertheidigt. Es ist nämlich Kuhlmann in Lille, der es seit lange versucht, sich die Errungenschaften von Fuchs anzueignen, und deßhalb schon im Jahre 1847 im polytechn. Journal Bd. CVI S. 435 ins gehörige Licht gestellt wurde. Hr. Dalemagne hat in der angekündigten Druckschrift außer seinen Erfahrungen über die Conservirung von Baudenkmalen mit Wasserglas, was er Silicatisation,“ Verkieselung nennt, auch die von Fuchs eingeführte monumentale Malart, genannt Stereochromie, aus den von uns herausgegebenen Schriften des VerewigtenGesammelte Schriften des Johann Nep. v. Fuchs. Zum ehrenden Andenken herausgegeben von dem Central-Verwaltungs-Ausschusse des polytechn. Vereins für Bayern. Redigirt und mit einem Nekrologe versehen von Dr. Caj. G. Kaiser. München 1856. In Commission der literarisch-artistischen Anstalt. ins Französische übersetzt und so auch diese Kunst in Frankreich eingeführt. Wir, die wir uns zu Fuchs bekennen, und alle Freunde der Wahrheit und der guten Sache, danken dem edelsinnigen Manne für die Vertheidigung und Verbreitung jener wichtigen Entdeckung mit um so lebhafteren Gefühlen, als wir nun erwarten dürfen, daß die Weltstadt Paris sich mit einer bayerischen Entdeckung, der „Stereochromie“, eher schmücken werde, als die zögernde Hauptstadt Bayerns. Nullus propheta in patria! (Aus dem Kunst- und Gewerbeblatt des polytechnischen Vereins für Bayern, Juli-Heft 1861.) Versuche über die Anwendbarkeit des Wasserstoff-Superoxyds zum Bleichen der Wolle und Baumwolle. Aus Veranlassung einer bei dem Verein für Gewerbfleiß in Preußen eingegangenen Bewerbung um die Preisaufgabe, betreffend das Bleichen der Wolle ohne Anwendung von schwefliger Säure, war eine Commission ernannt worden, um die Prüfung des angegebenen Mittels, sowie Versuche über die fabrikmäßige Darstellung desselben zu veranstalten. – Der Bewerber hatte vorgeschlagen, die schweflige Säure durch Wasserstoff-Ueberoxyd zu ersetzen, ein eigenthümliches Verfahren zur Bereitung dieses Productes angegeben und angeführt, daß sowohl Wolle als Baumwolle durch letzteres gebleicht werden können. – Hr. Dr. Kunheim erstattete, im Namen der, außer ihm aus den HHrn. Prof. Dr. Magnus und Dr. Weber gebildeten Commission, Bericht über das Ergebniß dieser Versuche. Das Verfahren des anonymen Bewerbers zur Darstellung des Baryumsuperoxydes war zwar schon von der Abtheilung verworfen worden, es erwies sich aber auch bei den Versuchen der Commission die Verwerflichkeit des Verfahrens und es wurde das Baryumsuperoxyd nach zwei bekannten Methoden angefertigt: durch Schmelzen des Baryterde-Hydrats mit chlorsaurem Kali und durch Glühen von Baryterde und Ueberleiten von Sauerstoffgas; auch wurde ein in einer fremden Fabrik bereitetes Product zu den Versuchen herangezogen. Da zunächst Wolle gebleicht werden sollte, so hatte ein praktischer Wollbleicher, Hr. Louis Cabanis, die Güte, diese Arbeiten zu unterstützen und ihnen beizuwohnen. Es wurde Wollen-Streichgarn in eine mit Salzsäure zubereitete Lösung von Baryum-Ueberoxyd gebracht. Von dem reichlichen Ozongehalt der Flüssigkeit überzeugte man sich durch Jodkalium, wie durch Auffangen der sich durch Katalyse entwickelnden Gasblasen. Es wurde kunstgemäß mit der Wolle behufs des Bleichens verfahren, aber selbst nach 12 Stunden wurde keine wesentliche Einwirkung auf die Farbe der Wolle bemerkt. Dieses unglückliche Resultat in Bezug auf das Bleichen der Wolle durch Ozon (Antozon) ließ der Commission jedoch die Hoffnung, daß die vegetabilische Faser empfänglicher sey für die bleichende Wirkung des Ozons, und die Commission zog außer dem Hrn. Färbermeister Cabanis auch den Hrn. Fabrikbesitzer Stephan zu, um gemeinschaftlich 1) die Bleichversuche mit dem Wollengarn zu wiederholen; 2) Ozon (Antozon) zum Bleichen baumwollener Gewebe anzuwenden. Zu diesen Versuchen war das zu bleichende Wollen-Streichgarn wie der Kattun von den genannten Herren Praktikern, welche zugegen waren, kunstgemäß vorbereitet und gereinigt geliefert worden. Das anzuwendende Baryum-Hyperoxyd wurde geprüft und zeigte reichliche Reaction mit Jodkalium, wie die Luftbläschen beim Entwickeln des Gases aus der Flüssigkeit sich an glimmendem Holze auch als Sauerstoffbläschen erwiesen. Es wurden zunächst die Bleichversuche mit dem Wollenstreichgarn gemacht; die Wolle erschien zwar etwas gebleicht, aber nicht mehr als durch Anwendung von Chlorwasserstoffsäure allein, obgleich die Bleichflüssigkeit noch nach dem Herausnehmen der Wolle stark auf Ozon reagirte. Es wurde nun versucht, das baumwollene Gewebe zu bleichen, aber auch hier wurde nach sorgfältiger Behandlung der wohl vorbereiteten Gewebe mit der angesäuerten Baryum-Ueberoxyd-Flüssigkeit keine bleichende Wirkung bemerkt. Die Commission hat während der genannten Bleichversuche die Gegenversuche zum Bleichen der Wolle mit schwefliger Säure, zum Bleichen der Baumwolle mit Chlor gemacht und ist der Ansicht, daß die der Prüfung unterworfene Methode nicht geeignet ist, die bisher gebräuchlichen Bleichstoffe zu ersetzen. Demnach war die Commission nicht im Stande, zur Zeit in dem Ozon (Antozon) ein Bleichmittel zu erkennen. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1861 S. 25.) Darstellung einer rothen Farbe aus Sandelholz; von Dussauce. Nach Dussauce kann man aus Sandelholz in folgender Art eine schön rothe, gegen Licht und Luft sehr beständige Farbe darstellen. Man zieht das gemahlene Sandelholz bis zur Erschöpfung mit Alkohol aus und fügt dem alkoholischen Auszuge Bleioxydhydrat im Ueberschuß hinzu. Der Niederschlag, in welchem nachher der Farbstoff in Verbindung mit Bleioxyd sich befindet, wird auf einem Filter gesammelt, mit Alkohol gewaschen und getrocknet. Dann löst man ihn in Essigsäure und vermischt diese Lösung mit überschüssigem Wasser, wodurch der Farbstoff, da er in Wasser unlöslich ist, sich niederschlägt, während essigsaures Bleioxyd gelöst bleibt. Der Niederschlag, welcher nach Dussauce reines Santalin ist, wird ausgewaschen und getrocknet, worauf er die beabsichtigte rothe Farbe darstellt. (Chemical News, April 1861.) Wirkung des Ammoniaks auf den Zucker; von Prof. Payen. Bei der Zuckerfabrication (besonders aus Runkelrüben) geschieht es oft, daß wenn in Gegenwart von Kalk die Temperatur bis zum Kochen erhöht wird, oder wenn die zuckerhaltige Flüssigkeit lange Zeit mit überschüssigem Kalk in der Kälte in Berührung bleibt, eine mehr oder weniger reichliche Entbindung von Ammoniak eintritt, wo dann gewisse, den späteren Operationen nachtheilige Veränderungen sich zeigen. Um zu ermitteln, ob der Zucker für sich allein analoge Veränderungen erleiden kann, löste ich 4 Gramme weißen Zucker in 20 Grammen Wasser auf, welches 4 Gramme flüssiges Ammoniak enthielt; die farblose Lösung nahm in drei Monaten eine sehr schwache gelbliche Farbe an, welche allmählich dunkler wurde. Als nach Verlauf eines Jahres der ammoniakalische Syrup abgedampft wurde, bildete er eine Krystallisation, welche nach dem freiwilligen Trocknen an der Luft mit Alkohol von 90 Proc. behandelt, eine Lösung gab, die auf 100 Theile der angewandten festen Substanz 4,04 eines Gemenges von Zucker und sehr hygroskopischer gelber Substanz enthielt. 4 Gramme desselben Zuckers, welche in gleicher Weise behandelt worden waren, lieferten durch Ausziehen mit Alkohol nur 2,51 Proc. nicht hygroskopischen krystallisirbaren weißen Zuckers. Das Ammoniak scheint also durch andauernde Berührung den Zucker sogar in der Kälte verändern zu können. (Précis de Chimie industrielle par A. Payen , 4me édition, Paris 1859, t. II p. 736.) Ventilation von Schulzimmern. J. Mc. Kinnell empfiehlt eine Einrichtung, welche im Wesentlichen aus zwei Röhren besteht, von denen eine in der andern steckt, so daß ein ringförmiger Zwischenraum bleibt, und die beide offen in die äußere Luft münden. Das innere Rohr ist bestimmt, die verdorbene Luft abzuführen und deßhalb mit seiner unteren Oeffnung nahe der Decke befindlich, gegen welche die erwärmte Luft aufsteigt. Durch den ringförmigen Zwischenraum tritt von außen frische Luft ein, und eine Flantsche wogegen die eintretende Luft stößt, nöthigt sie sich zu vertheilen, ohne daß Zug entsteht. Das Princip dieser Einrichtung scheint dasselbe wie bei Muir's Vier-Richtungs-Ventilator zu seyn, welcher im polytechn. Journal Bd. CLII S. 14 beschrieben ist. Maschine zum Ausleeren der Cloaken ohne Geruch, von dem Mechaniker And. Schiettinger in Mülhausen (Elsaß.) Die Maschine befindet sich auf einem kleinen vierrädrigen Wagen, welcher an einen größeren angehängt und worauf ein großes leeres Faß ähnlich den Bierfässern der Bierbrauer gelegt ist. Mit der Maschine (ein Saug- und Druckwerk) auf dem kleinen Vehikel ist ein 3 1/2'' weiter Schlauch in Verbindung gebracht, der an dem einen Ende mit einem kupfernen sog. Korbe versehen ist und welcher in den zu leerenden Cloaktrog eingesetzt wird. Das andere Ende des Schlauchs geht in das Faß. Zwei Männer pumpen den Inhalt des Cloaks in das große Faß; der Inhalt würde aber nicht hineingehen, wenn nicht oben am Faß ein Luftloch angebracht wäre. Durch dieses Luftloch geht jedoch ein übler Geruch heraus, den nun der Erfinder durch ein höchst einfaches Mittel beseitigt. In jenes Luftloch steckt man eine Kautschukröhre von beliebiger Länge und läßt die Mündung davon über einen auf der Erde stehenden Windofen, in welchem ein kleines Kohlenfeuer brennt, streichen. Das Feuer verzehrt den unangenehmen Geruch, und dadurch ist es dem Besitzer der Maschine ermöglicht und erlaubt, zu jeder Tagesstunde dieses sonst nur in der Nacht erlaubte Geschäft zu vollziehen. Eine Cloake kostet 10–20 Fr. zu leeren, und da der Unternehmer acht solche Entleerungsapparate mit 16 Pferden besitzt, so verdient er damit viel Geld. Den Inhalt des Fasses bringt er 1/2 Stunde unterhalb Mülhausen in ein zu diesem Zweck parat stehendes Canalschiff, um es in eine unweit Straßburg bestehende Poudrettenfabrik zu transportiren. Der Entleerungsapparat kostet 1400 Fr. und der Wagen mit dem Faß 1800 Fr. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1861, Nr. 29.) Einfluß der Bäume auf die Temperatur. Nach Versuchen von Becquerel, deren Resultate er unlängst der französischen Akademie vorgetragen hat, läßt sich der Einfluß der Bäume auf die Temperatur leicht nachweisen. Mittelst eines gewöhnlichen und zweier elektrischen Thermometer fand er nämlich bei Versuchen im Pflanzengarten zu Paris die Erwärmung der Luft durch die Sonnenstrahlen zu 0°,63 C., indem die mittlere jährliche Temperatur, wie sie die elektrischen Thermometer angeben 11°,53 C. und die mittlere jährliche, wie sie ein gewöhnliches nach Norden stehendes Thermometer ergab 10°,90 C. war. Als ein elektrisches Thermometer über einen Roßkastanienbaum, und das andere in der Mitte einer offenen Ebene aufgestellt wurde, ergab sich die mittlere Temperatur der Atmosphäre oberhalb des Baumes, in Folge der Ausstrahlung des letztern nur um 0,°23 C. höher als über dem offenen Raum, und 0°,86 C. höher als die vom Thermometer mit nördlicher Exposition angezeigte. Beim Vergleich der zu verschiedenen Tageszeiten gemachten Beobachtungen ergab sich, daß um 3 Uhr Nachmittags, wo die Temperatur am höchsten ist, die Differenz oft 2°–3° zu Gunsten der Atmosphäre über dem Baum betrug, während beim Sonnenaufgang nach einer hellen Nacht der Ueberschuß auf die Atmosphäre unter dem BaumeBanme kam, in Folge der nächtlichen Strahlung. Es beweist dieß die Abkühlung der Bäume und ihrer Umgebung durch die nächtliche Strahlung. Pflanzen in der Nähe eines Waldes werden früher von Frösten afficirt als solche, die davon entfernt stehen. Unter dem Einfluß der Sonnenstrahlung über den Bäumen, befindet sich daselbst in der Nacht ein aufsteigender warmer, am Morgen ein niedersinkender kalter Luftstrom. Bei bedecktem Himmel sind diese Unterschiede wenig bemerklich. Diese Beobachtungen Becquerel's sprechen für die Richtigkeit der Schlüsse, welche Humboldt aus den Temperaturbeobachtungen von 35 über eine Länge von 40° ausgedehnten Stationen in Nordamerika zog, daß nämlich die mittlere Temperatur über dieser Länderstrecke durch die Waldrodungen, welche stattgefunden haben, nicht merklich verändert worden ist, und daß das Aushauen der Wälder mithin nur einen sehr geringen Einfluß auf die mittlere Jahrestemperatur hat ausüben können. (Mechanics' Magazine, Mai 1861, S. 367.)