Titel: | Noch einiges über Entkalkung der Zuckersäfte durch Knochenkohle und einige neuerdings vorgeschlagene Substanzen; von Dr. C. Stammer. |
Autor: | Karl Stammer [GND] |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. XXI., S. 62 |
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XXI.
Noch einiges über Entkalkung der Zuckersäfte
durch Knochenkohle und einige neuerdings vorgeschlagene Substanzen; von Dr. C. Stammer.
Stammer, über Entkalkung der Zuckersäfte durch Knochenkohle und
einige neuerdings vorgeschlagene Substanzen.
Es sind in letzter ZeitAnthon, über die Eigenschaft der Knochenkohle,
den Kalk aus dem Zuckerkalk niederzuschlagen, im 2ten Maiheft (Bd. CLX S.
304) dieses Journals. – Derselbe, über die
Anwendung des Kieselerde- und des Alaunerdehydrats zum Entkalken des
geläuterten Rübensaftes, und die Möglichkeit der Fällung der Alkalien aus
demselben, im 1sten Juniheft (Bd. CLX S. 374) dieses Journals. einige Untersuchungen und Bemerkungen über die Entkalkung der Zuckersäfte
durch Knochenkohle sowohl, wie durch ein paar wiederholt vorgeschlagene Substanzen
bekannt gemacht worden, die in vieler Beziehung höchst Beachtenswertes und
Interessantes enthalten, zugleich aber auch Stoff zu einigen Erläuterungen bieten,
welche vielleicht geeignet sind, über mehrere noch unklare Punkte etwas mehr Licht
zu verbreiten.
So anerkennenswerth die angeführten Mittheilungen Anthony's sind, so möchte ich doch zunächst darauf aufmerksam machen, daß sie
zur unmittelbaren Nutzbarmachung für die Praxis nicht geeignet scheinen. Wenn der
Verfasser dieß auch durch die Ueberschrift des ersten der in Rede stehenden Artikel
anzudeuten scheint, so vermißt man doch einen ähnlichen Hinweis in dem Verlaufe
desselben und ebenso in dem zweiten Artikel; dennoch wäre es zweckmäßig gewesen,
dieß ausdrücklicher hervorzuheben. Denn daß es die Absicht des Verfassers gewesen
wäre, durch diese Artikel mehr als Referate über Versuche im kleinen Maaßstabe und Anregungen zu weiterer
Verfolgung derselben zu geben, ist nicht wohl anzunehmen. Hiefür spricht schon der
Umstand, daß von den früheren sehr speciellen und der Fabrikpraxis entnommenen Mittheilungen auf dem gleichen Gebiete weder die
geringste Erwähnung geschieht, noch ein Vergleich unter den verschiedenen älteren
und neuerdings vorgeschlagenen Wirkungen versucht wird. Außerdem hat aber Anthon bei der Untersuchung der Knochenkohle nur mit Zuckerkalk experimentirt, einer Substanz, die zwar in den
Säften der Zuckerfabrication als existirend angenommen werden kann, welche aber
dennoch für sich allein niemals vorkommt.
Indessen scheint mir, daß abgesehen von dieser Verwahrung
gegen die Möglichkeit einer Uebersetzung der erwähnten Versuche und Ansichten auf die Fabrikarbeiten,
auch noch einige andere Punkte eine nähere Beleuchtung verdienen und wende ich mich
daher zunächst zu dem ersten der erwähnten Aufsätze, welcher die Wirkung der
Knochenkohle bespricht und am Schlusse als wesentlichstes Resultat den etwas
gewagten aber sehr bestimmt ausgesprochenen Satz enthält, daß die Entkalkung der
Zuckersäfte durch Knochenkohle einzig und allein der in
der Kohle enthaltenen Kohlensäure zuzuschreiben sey und daß die Kohle als solche
keinerlei Theil daran habe.
Indem ich gleich hier anführe, daß ich diesem Resultate nicht zustimmen kann, will
ich versuchen, darzuthun, wie dasselbe einerseits aus den angeführten begründenden
Versuchen mit Folgerichtigkeit nicht zu erschließen ist, und andererseits mit
mehreren längst bekannten Beobachtungen in offenbarem Widerspruche steht.
Ich werde dem Gange der Anthon'schen Beweisführung folgen
und mich möglichst kurz fassen.
1) Die Ansicht (S. 305), daß die Entkalkung der Zuckersäfte deren Entfärbung
beeinträchtige, wird durch die Zahlenergebnisse einer speciellen Untersuchung über
die Wirksamkeit der KohlenfilterPolytechn. Journal Bd. CLX S.
378. widerlegt. Die stärkste Entfärbung findet statt bei dem Dünnsaft C, wo dieselbe 96,4 Proc. beträgt. Die gleichzeitige
Entkalkung beträgt für denselben Saft 91 Proc. des vorhanden gewesenen Kalks. Für
den Dünnsaft B ist die Entfärbung 86 Proc., die
Entkalkung 71 Proc. Bei den übrigen Säften ist allerdings die Entkalkung größer, da
nur Spuren zurückblieben; indessen ist dieß doch nur scheinbar, denn wenn von einem
Kalkgehalt von z.B. 0,03 Proc. (vom Gewichte des Zuckers) die obigen Procentsätze
entfernt werden, so kann
sich bei Untersuchungen, die sich, wie die vorliegende nur auf die zweite
Decimalstelle erstrecken, der Rest nur als „Spuren“ darstellen.
Dennoch ist die Entfärbung bei dem betreffenden Safte zu 77,6 Proc. gefunden
worden.
Ich kann wohl hinzufügen, daß die Praxis von einem solchen Zusammenhange nichts weiß;
wenigstens ist es keine anerkannte Thatsache, daß unsaturirte Säfte bei gleicher
Färbung und gleicher Filtration nach dieser dunkler als saturirte ausfielen.
Die Entkalkung durch die Kohle ist in allen Fällen, wo davon die richtige zur
gehörigen Entfärbung und zur Entsalzung erforderliche Menge angewandt wird, und wenn
die richtige Salzsäurequantität verbraucht worden, eine so starke, daß man sie als
eine von allen anderen Wirkungen der Kohle unabhängige ansehen und mit in den Kauf
nehmen kann, da sie ja doch, außer der Salzsäure, keine besonderen Kosten
verursacht.
Nur muß man, wenn man sie richtig beurtheilen will, den
wirklichen Kalkgehalt nicht mit der Alkalität
verwechseln.
2) Die Versuche sind einestheils mit reinem Zuckerkalk und anderntheils, soweit dieß
wenigstens aus den einzelnen Angaben ersichtlich, bei gewöhnlicher Temperatur
angestellt. Daß also die complicirte Natur der Fabriksäfte nicht einen unmittelbaren
Vergleich mit diesen Resultaten gestattet, ist schon oben erwähnt. Ferner findet
aber die Einwirkung der Kohle in der Zuckerfabrication stets in der Hitze und zwar
nahe dem Siedepunkt der betreffenden Flüssigkeit statt, wobei bekanntlich ganz
andere Ergebnisse erzielt werden, als beim Contact in gewöhnlicher Temperatur;
jedenfalls wären die Versuche, wenn ein unmittelbarer Vergleich ermöglicht werden
soll, zunächst unter Bedingungen und mit Substanzen anzustellen, welche denen der
Praxis im Großen mehr entsprechen.
3) Der fünfte Versuch (S. 309), wornach eine gewisse Menge Knochenkohle ebenso viel
Kalk aufnimmt, wie die gleiche Menge reiner Kohle, wornach also eine gewisse Menge
Kohlenstoff die zehnfache Wirkung äußert, wenn sie in
Form von Knochenkohle, als wenn sie als reines Kohlepulver angewandt wird, beweist
eher das Gegentheil von dem was der Verf. daraus schließt: offenbar kann man daraus
nur den Schluß ziehen, wie ein solcher denn auch allgemein anerkannt seyn dürfte
– daß hier nicht eine bloße Wechselwirkung von Kohle (mit oder ohne
Kohlensäure) stattfindet, sondern daß zugleich die Art der Structur und Vertheilung
der Kohle mit ins Spiel kommt, oder daß, wie man es auszudrücken pflegt, zugleich
eine Oberflächenwirkung stattfindet.
Damit soll gewiß nicht gesagt seyn, daß die Kohlensäure nicht auch noch eine
Entkalkung zu Wege bringt; die Größe derselben soll aber nicht überschätzt
werden.
4) Kalte, längere Zeit an der Luft gelegene Kohle gelangt im Allgemeinen in der
Zuckerfabrication gar nicht zur Wirkung. Es wird die Kohle vielmehr fast
ausschließlich in einem solchen Zustande angewandt, daß eine Anwesenheit von
Kohlensäure in derselben unmöglich angenommen werden kann. Nicht allein gelangt die
Kohle in der Regel so kurze Zeit nach dem Glühen ins Filter, daß sie noch warm oder
gar heiß ist, sondern es wird auch der Filterinhalt stets vor dem Safteinfließen
vollkommen ausgedämpft; der Zweck des Ausdämpfens ist zu
bekannt, als daß er hier erörtert zu werden brauchte. Es ist aber klar, daß wenn überhaupt die ausgedämpfte und also auf 100°
C. erhitzte Kohle noch etwas Kohlensäure enthalten sollte, dieß doch nur so wenig
seyn könnte, daß sie von den ersten Portionen zuströmenden Saftes weggenommen werden
müßte. Manche Fabriken waschen die Kohle noch vor dem Ausdämpfen; doch ist das
Ausdämpfen gewiß allein schon zum Verjagen aller Gase ausreichend.
Sollte aber noch ein Zweifel bleiben, so bedenke man, daß die Säfte, wie schon oben
gesagt, mit einer der Siedehitze sehr nahen Temperatur auf die Kohle kommen. Es wird
also bestimmt, wenn das Filter voll gelaufen ist, Kohlensäure, die nicht absorbirt
worden, verdrängt und ausgetrieben seyn.
Alle Beobachtungen zeigen, daß ein Filter noch namhafte Entkalkung übt, wenn es schon
lange gedient hat; denn auch noch wenn das Filter als abgenutzt betrachtet wird, ist
die Entkalkung, wie die Versuche (a. a. O.) beweisen, eine sehr erhebliche. Wie
sollte aber, wenn heiße Säfte 12 Stunden lang und noch
länger in starkem Strom über die Kohle gelaufen sind, noch Kohlensäure in der Kohle
absorbirt gedacht werden können?
5) Dünnsäfte, welche auf die Filter gelangen, sind zumeist mit Kohlensäure saturirt.
Wo dieß mit unreiner, d.h. durch Kohlenverbrennung erzeugter Kohlensäure geschieht,
wird von ähnlicher unreiner Kohlensäure kein Niederschlag
mehr hervorgebracht. Dicksäfte verhalten sich gegen dieselbe bekanntlich ebenso. Nur
reine Kohlensäure fällt, wenn man sie längere Zeit
hindurchleitet, nicht aber beim ersten Contact, kohlensauren Kalk aus den
betreffenden Zuckersäften der Fabriken. Es ist aber die in der Kohle absorbirte
Kohlensäure mit allen Gasen gemischt, mit denen die Kohle in Berührung war, und sie
kann daher in ihrer Wirksamkeit auf Zuckersäfte nur der unreinen Kohlensäure an die
Seite gestellt werden.
Wie aber durch den bloßen Contact die Fällung geschehen kann, die sonst nur in der
bezeichneten Weise erfolgt, wäre mindestens einer Feststellung durch directe Proben
werth.
6) Indessen wollen wir von allem Dem für einen Augenblick absehen, und folgende Frage
aufstellen: Wenn, wie der Verf. angibt, der Kohlensäure allein die Kalkabsorption
zuzuschreiben ist, so muß die in der Kohle nachweisbar vorhandene Kohlensäure doch
auch im Stande seyn, solche Mengen Kalk zu absorbiren, wie wirklich aus dem Saft
verschwinden; ist dieß in den direct angestellten Versuchen der Fall gewesen?
Dieß würde wenigstens die Möglichkeit des ausgesprochenen
Satzes darthun. Allein es ist nicht allein nicht
nachgewiesen worden, sondern sogar (schließlich) gesagt, daß, wenn die Absorption
durch die Kohlensäure allein erfolgt seyn sollte, die Kohle eine etwa siebenfach
100 Grm. müßten 3,45 Grm. Kohlensäure absorbiren, während sie nur 250 K C.
oder 0,49 Grm. absorbiren. größere Absorptionsfähigkeit für Kohlensäure haben müßte, als für Thierkohle
nachgewiesen worden ist. Diesen Widerspruch hat der Verf. nicht hinlänglich
gewürdigt, sonst würde er sicher durch directe Versuche nachzuweisen versucht haben,
daß entweder die Absorptionsfähigkeit für Knochenkohle größer als die von Stenhouse für Thierkohle angegebene Zahl ist, oder daß
wirklich die in den Versuchen vorhanden gewesene Kohlensäure für den absorbirten
Kalk ausreichend gewesen war. Noch bei weitem wichtiger wäre es gewesen, die
Quantität Kohlensäure zu bestimmen, welche von eben zur Anwendung gelangender,
ausgedämpfter, heißer Filterkohle absorbirt ist; es würde sich hier dann Alles
bestätigt haben, was ich gegen die in Rede stehende Schlußfolgerung anführe.
7) Endlich aber findet sich im Versuch 9 ein offenbarer Widerspruch mit der
Schlußfolgerung: nach diesem Versuch fiel die Absorption durch vorheriges Glühen von
52,7 Proc. auf 30,3 Proc. Es absorbirte also die kohlensäurefreie Kohle fast 60
Proc. von derjenigen Menge Kalk, welche kohlensäurehaltige absorbirte!
Es ist schwer einzusehen, wie der Verf. nach diesem klaren Resultat noch einen Schluß
wie der unter 2) gezogene aussprechen konnte. Wenn auch die Rolle der Kohlensäure
nach den interessanten Versuchen eine sehr erhebliche genannt werden muß und gewiß
eine nähere Feststellung verdient hätte, so mußte doch eine derartige
Verallgemeinerung nicht gewagt werden, sondern vielmehr dadurch der Gedanke nahe
liegen, daß doch die Hauptabsorption durch die Kohle selbst geschehe, und namentlich bei der
Fabrication des Zuckers dieser allein zuzuschreiben sey.
Ich zweifle nicht, daß der Verf. selbst, bei reiflicherer Ueberlegung zugestehen
wird, daß er die Tragweite dieses Versuches 9 nicht hinreichend gewürdigt habe. Was
nun die Vorschläge Anthon's in dem zweiten der oben
angeführten Aufsätze betrifft, so muß ich, was die Anwendung von Kieselerde- und
Alaunerdehydrat zur alleinigen Entkalkung der Rübensäfte
betrifft, bekennen, daß mir kein Grund vorzuliegen scheint, der uns nöthigte nach
solchen Substanzen, welche für die Praxis der Zuckerfabriken so unangenehme
Eigenschaften besitzen, zu suchen. Wenn auch die zu Gebote stehenden
Entkalkungsmittel immerhin noch hier und da etwas zu wünschen übrig lassen, so ist
dieß doch gewiß nicht so erheblich, wie die Uebelstände, welche mit der Anwendung
von Kieselgallerte und Alaunerdehydrat verknüpft sind. Der Verf. hat auch in diesem
Aufsatze es verschmäht, die früheren Arbeiten auf dem betreffenden GebieteBesonders den speciellen Artikel im polytechn. Journal Bd. CLIV S. 210. zu beleuchten und durch Versuche und Berechnungen für die größere Praxis
Vergleiche mit dem Vorhandenen zu bieten; er würde sonst selbst gefunden haben, wie
wenigstens vom Standpunkte der Entkalkung aus betrachtet die genannten Substanzen
vorab noch weit davon entfernt sind, schon allen Ernstes für die Praxis
vorgeschlagen werden zu können. In dieser Beziehung braucht man nur zu bedenken, daß
diese gallertartigen Substanzen, welche zu ihrer eigenen Darstellung sowohl als in
den durch sie hervorgerufenen Niederschlägen äußerst voluminöse, einer sehr langen
und mühsamen Auswaschung bedürftige Körper darstellen, sehr erhebliche
Schwierigkeiten in der Anwendung bieten. Wie lange man die Kieselgallerte waschen
muß, um jede Spur von Säuren zu verdrängen, weiß jeder Chemiker und wie schwer es
ist, Thonerdehydrat ohne Alkaligehalt herzustellen, gleichfalls. Kaum gibt es
Substanzen, welche ein vollkommenes Auswaschen schwerer erreichen lassen. Und doch
sind die anzuwendenden Mengen nicht unerheblich und die resultirenden Niederschläge
dem entsprechend nicht zu vernachlässigen; in der Zuckerfabrication scheut man daher
auch mit Recht das Vorkommen aller ähnlich gearteten Stoffe.
Nimmt man z.B. den vorhandenen Kalkgehalt im Scheidesafte zu 0,16 Proc. an, was gewiß
nicht zu hoch ist (man vergl. polytechn. Journal Bd. CLVII S. 369), so ergibt dieß für jede Scheidepfanne von circa 1000 Quart Inhalt 3,84 Pfd. oder für eine tägliche
Arbeit von 100 Pfannen 384 Pfd. Kalk. Soll das Saturationsmittel ein besseres seyn,
als die jetzigen, so
müssen wir von ihm verlangen, daß es von diesem Kalk 2/2–5/6 ausfälle. Es
sind also täglich 260–320 Pfd. Kalk niederzuschlagen und dazu sind nach Anthony's Angaben etwa das 6fache Gewicht
Kieselerdehydrat, oder 15–19 Centner täglich erforderlich. Es ist gewiß nicht
zu hoch gegriffen, wenn wir zur Wiederbelebung, d.h. Zersetzung dieses Niederschlags
und zum vollständigen Auswaschen erstens des erzeugten
Niederschlags und zweitens des daraus wieder
abgeschiedenen Hydrats, annehmen, daß mindestens das für vier Tage ausreichende
Quantum in Arbeit begriffen seyn muß. Dieß ergäbe ein Quantum von 60–80
Centner Kieselerdehydrat; man erkennt zur Genüge, welcher Last man sich durch
Einführung von solchen Substanzen unterziehen würde. Und dabei ist noch nicht
ausgemacht, ob sich die Entkalkungskraft des Kieselerdehydrats bei seiner Anwendung
im Großen und auf Fabriksäfte auch wirklich den Versuchen entsprechend verhalten
werde, was jedenfalls vor Anstellung geeigneter dahin gerichteter Versuche noch sehr
bezweifelt werden muß.
Für das Alaunerdehydrat gelten etwa dieselben Schwierigkeiten. Es ist auch hier aus
Anthon's Mittheilung nicht ersichtlich, wie die
praktische Anwendung in der Fabrik und bei Rübensaft sich gestaltet, welche Mengen
erfordert werden und wie sich die erzielten Producte behandeln lassen.
Wenn aber hierfür das Bedenken Geltung hat, welches oben ausgesprochen wurde, daß
keine unmittelbare Uebersetzung in die Praxis möglich scheint und daß kein Grund
gegeben scheint. Vorhandenes zu verlassen um das Gebotene anzunehmen, so muh dieß
noch vielmehr der Fall seyn für die unter Nr. III ausgesprochene Anwendung der
beiden mehr genannten Stoffe.
Es würde gewiß für die Zuckerfabrication von der höchsten Wichtigkeit seyn, wenn sich
ein praktisches Mittel fände, die Alkalien aus dem Rübensafte zu fällen, und hier
würden auch die oben ausgesprochenen Einwände gegen die Einführung der beiden
Hydrate in die Zuckerfabriken zum Zweck der bloßen Entkalkung, bei dem hohen
Gewichte dieses Gegenstandes nur sehr untergeordneter Natur seyn, allein die Sache
muß zunächst durch specielle Versuche dargethan werden, ehe man sie empfehlen oder
auch nur als möglich darstellen kann. Es würden gewiß die meisten Leser mit Dank in
dem beregten Aufsatze statt bloßer Andeutungen von immer noch sehr problematischen
Möglichkeiten, einige concrete Versuche mit Zuckersäften – die sich
bekanntlich gerade in ihrem Salzgehalt so ganz abnorm verhalten-gefunden haben.
Gerade bei der hohen Wichtigkeit der Sache sind, ehe man solche Hoffnungen und Pläne
ausspricht, mindestens
bestimmte Laboratoriumsversuche nothwendig. Noch ist kein Grund vorhanden, warum
nicht das Gegentheil ebenso gut möglich seyn könne, und noch sind die der
praktischen Ausführung entgegenstehenden Schwierigkeiten nicht einmal annähernd zu
schätzen. Die Sache läßt sich mit rohen Rübensäften nicht leicht entscheiden; aber
mit Melasse, welche die Salze in concentrirter Form
enthält, wäre es nicht schwer, Gewißheit über die Möglichkeit einer Entsalzung durch
die empfohlenen Mittel zu erlangen, und so dankbar wir dem Verf. für einige Referate
über selbst Versuchtes gewesen seyn würden, so wollen wir doch gerne den Wink uns
bemerken, den er gibt und der zu einigen vorläufigen Experimenten in der zuletzt
bezeichneten Richtung auffordern kann – aber mehr kann man nicht aus den in
Rede stehenden Aufsätzen entnehmen.