Titel: | Backofen für Steinkohlenfeuerung und Knetmaschine für Brodteig aus geschrotenem Korn, wie solches am Rhein und in Westphalen angewendet wird; mitgetheilt von W. Jeep, Ingenieur in Cöln. |
Autor: | W. Jeep |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. XXXVI., S. 111 |
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XXXVI.
Backofen für Steinkohlenfeuerung und Knetmaschine
für Brodteig aus geschrotenem Korn, wie solches am Rhein und in Westphalen angewendet
wird; mitgetheilt von W. Jeep,
Ingenieur in Cöln.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Jeep, Beschreibung eines Backofens für
Steinkohlenfeuerung.
In den meisten Gegenden Deutschlands, und namentlich in den flacheren Theilen
desselben, hat das Holz schon seit lange einen Preis angenommen, der die Anwendung
desselben bei gewerblichen Unternehmungen fast unmöglich macht.
Eines der hauptsächlichsten Gewerbe, die Bäckerei, ist bei der älteren Einrichtung
der Oefen ausschließlich auf Holzfeuerung angewiesen, was jedenfalls dazu beiträgt,
daß die Preise des Brodes stets höher werden und dasselbe im Vergleich mit anderen
Nahrungsmitteln unverhältnißmäßig theuer ist.
Es kann nun allerdings nicht geläugnet werden, daß von Technikern und industriellen
Bäckern bereits Backöfen construirt und ausgeführt sind, bei denen die Steinkohlen
oder Kohks das Brennmaterial bilden, und welche deßhalb, wenn sie einmal eingerichtet und
aufgestellt sind, gegen die alten mit Holz zu heizenden Oefen, in Bezug auf
Feuerungskosten bedeutende Vortheile bieten, daher aus diesem Grunde und weil auch
ihre sonstige Unterhaltung wenig kostet, zu empfehlen sind. Dieselben kosten aber
leider bei ihrer Anschaffung zu viel und sind deßhalb für die meisten Bäcker nicht
brauchbar, weil dieselben nicht die Capitalien aufbringen können, welche zur
Anschaffung eines solchen Ofens erforderlich sind, weßhalb durch derartige Oefen dem
Bedürfniß nicht abgeholfen ist.
Ein neuer Ofen, welcher bei seiner Anschaffung und Erbauung nur sehr wenig mehr
kostet, als einer von den alten Holzheizungsöfen, ist seit einiger Zeit in dem
nördlichen Theil der Rheinprovinz, in Belgien und Holland verbreitet. Derselbe wurde
von den Gebrüdern Wansleben, Maschinenfabrikanten und
Eisengießerei-Besitzer in Crefeld, mit zu Ratheziehung eines Bäckers construirt und
weil dessen Zweckmäßigkeit selbst für die kleinsten Bäckereien in die Augen fiel und
erkannt wurde, verschaffte sich derselbe ziemlich rasch eine Verbreitung, wie
dieselbe noch bei keinem anderen derartigen Ofen erzielt worden ist.
Weil dieser Ofen sich nun als durchaus praktisch erwiesen hat und die Vortheile
welche er bietet, sehr bedeutend sind, verdient derselbe eine Verbreitung über alle
Gegenden, welche die Steinkohlen billiger haben können als das Holz, und um dazu
beizutragen, läßt der Verfasser mit Erlaubniß der HHrn. Wansleben nachfolgend eine Beschreibung desselben folgen.
Es ist jedenfalls ein Hauptfehler anderer Backöfen für Steinkohlenfeuerung gewesen,
daß dieselben entweder mit ununterbrochener Feuerung wirken sollten, aber so
eingerichtet waren, daß die Feuerung unterbrochen wurde, aber nicht in demselben
Raume befindlich war, in welchem das Brod gebacken wurde, sondern unter der
Bodenplatte des Backraumes brannte und durch vielfache Züge den Ofen von außen
erwärmte. Durch solche Einrichtungen mußte aber entweder sehr viel Kohle verbrannt
werden ehe der Ofen warm wurde, wenn derselbe aus Steinen gefertigt war, oder es
konnte keine gleichmäßige Hitze erhalten werden, wenn der Backraum aus Eisen
bestand. Jedenfalls ist auch ein eiserner Backraum sehr dem Verderben ausgesetzt und
das Backwerk nicht so gut zu erzielen als bei einem gemauerten, weil die Hitze zu
ungleichmäßig fortgepflanzt wird und der Ofen an den Stellen welche dem Feuer
zunächst liegen, stets wärmer seyn wird, als an den entfernteren. Deßhalb wird jeder
Bäcker von vorn herein eine Abneigung gegen eiserne Backräume haben und sogar häufig
erklären, dieselben könnten gar nicht gebraucht werden. Man ist deßhalb gezwungen,
die Backöfen bis auf Weiteres zu mauern und dann sind die mit außen befindlicher
Feuerung angelegten Backöfen nur da zu gebrauchen, wo fortwährend gebacken, also der
Ofen nicht kalt wird, oder was dasselbe heißt, in den allerwenigsten Fällen.
Die HHrn. Wansleben haben nun ihren Backofen mit
unterbrochener Feuerung im Inneren des Backraumes angebracht und sich in keiner
Weise durch die gemachten Einwendungen, der Schwalg der Kohlen schade dem Gebäck,
abhalten lassen einen solchen auszuführen und gefunden, daß dieser Schwalg gar
keinen schädlichen Einfluß hervorbringt; überdieß haben verschiedene Aerzte und
Chemiker nach genauen Untersuchungen erklärt, daß durchaus keine schädlichen Stoffe
in dem Brode enthalten seyen, die ihren Ursprung in der Steinkohlenfeuerung haben
könnten, und der mehrjährige Genuß solchen Brodes hat auch keinen einzigen Fall
gezeigt, wo Unwohlseyn oder gar Krankheiten durch den Genuß des auf erwähnte Weise
gebackenen Brodes erfolgt wären.
In den beigegebenen Abbildungen ist der Backofen in den verschiedenen Schnitten
dargestellt; Fig.
20 stellt den Durchschnitt vertical durch die Mitte des ganzen Ofens nach
der Linie AB dar; Fig. 21 ist der
horizontale Schnitt durch den Backraum nach der Linie CDE; Fig.
22 endlich ist ein verticaler Schnitt nach der Linie FGHI.
Es ist a der Backraum, d.h. derjenige Raum des Ofens, in
welchem das Brod gebacken wird. Derselbe ist unten durch die Platte b begrenzt, auf welche das Brod und sonstige Backwerk
während des Backens gelegt wird. Dieselbe ist aus feuerfestem Sandstein in Stärke
und Güte wie zu gewöhnlichen Backöfen zu nehmen. An den Seiten und oben ist der
Backraum a durch ein aus feuerfesten Sand- oder anderen
Steinen gebildetes Mauerwerk resp. Gewölbe eingeschlossen. Dieses Mauerwerk ist von
gewöhnlichem Ziegelsteinmauerwerk umgeben und zwar in nicht zu geringer Stärke, um
den Backraum vor Abkühlung so viel als thunlich zu bewahren. Auch unter der
Bodenplatte b ist zu diesem Zweck eine Lage gemauert,
welche über dem zur Aufbewahrung der Kohlen dienenden Raum c durch die gußeiserne Platte d, d gehalten
wird.
Ferner ist e das Mundloch des Ofens oder des Backraumes,
welches durch eine möglichst luftdicht schließende Thür, die zweckmäßig mit
feuerfestem Thon ausgefüllt ist, verschlossen werden kann.
Seitwärts von diesem Mundloche sind die Roste f, f
angeordnet, welche in Oeffnungen des Bodensteines liegen und im Verhältniß zu der
Größe des Ofens ziemlich klein sind. Die Roste sind aus einem Stück gegossen und um
einen Zapfen oder eine Achse g drehbar, damit jeden
Augenblick das auf ihnen befindliche Feuer in die Aschenfälle gestürzt werden kann.
Damit der Rost, wenn Feuer auf demselben brennen soll, in der erforderlichen horizontalen Lage
erhalten werden kann, ist der Stift h vorhanden, welcher
an der dem Zapfen g entgegengesetzten Seite unter den
Rost geschoben wird. In Fig. 22 ist der Rost an
der linken Seite des Ofens im aufgeschlagenen Zustand gezeichnet, daß also das Feuer
herabfallen würde, während der andere in einer Lage gezeichnet wurde, welche
derselbe haben müßte, wenn das Feuer darauf brennen soll.
Die Feuerungsräume, d.h. diejenigen Theile des Ofens, welche die Roste begrenzen und
überdecken, sind aus Gußeisen gefertigt. Es wurde dieses Material dazu gewählt, weil
die vorkommenden Reparaturen schnell und leicht ausgeführt werden können, was
durchaus nöthig ist, damit der Bäcker dadurch nicht lange aufgehalten wird. Wären
diese Theile von Mauerwerk, so würden sie schwerlich länger halten und die
vorkommenden Reparaturen stets lange Zeit beanspruchen, weil erstens der Ofen ganz
kalt seyn müßte, ehe etwas daran gethan werden könnte, und dann nach erfolgter
Erneuerung der schadhaft gewordenen Theile ein langsames Trocknen erforderlich wäre.
Bei Gußeisen kann aber ein ganzer Feuerraum, ohne daß der Ofen ganz kalt zu seyn
braucht, in Zeit von 1 bis 2 Stunden bequem eingesetzt werden.
Das Feuer, welches auf den Rosten brennt, erstreckt sich nun von diesen durch den
ganzen Backraum a, a gelangt dann durch die mit
punktirten Linien angegebenen Züge, welche oberhalb des Gewölbes hinziehen, in den
Fuchs k und hernach durch den Schornstein l, l in das Freie. Die Züge tragen an ihren Mündungen
eiserne Ansätze, welche durch Blechkapseln beliebig verschlossen werden können.
Damit der Bäcker zu denselben kommen kann, ist der Fuchs oder der Zug nach dem
Schornstein an der betreffenden Stelle mit einer eisernen Wandung versehen, in
welcher eine Thür befindlich ist.
Die Aschenfälle unter den Rosten müssen durch möglichst dicht schließende Thüren von
der äußeren Luft abgeschlossen werden können, damit diese nicht in den Ofen treten
kann, wenn das Feuer nicht mehr brennt, weil dadurch eine rasche Abkühlung des
Inneren des Ofens erfolgen würde.
Nachdem nun der Backofen durch das Feuer auf den Rosten in der gehörigen Weise
erwärmt ist, werden die letzteren umgekippt und das Feuer in den Aschenfall
geworfen, von wo es entfernt und dann die Thüren der Aschenfälle geschlossen werden.
Bald darauf, nachdem der etwa in dem Ofen befindliche Schwalg in den Schornstein
entwichen ist, werden die oben erwähnten Klappen oder Kapseln auf die Züge, welche
die Verbrennungsgase fortführen, gesetzt und der so von allen Seiten verschlossene
Ofen ist für die Manipulation des Backens vorgerichtet.
Bei der Anlage ist darauf zu sehen, daß die Züge, welche nach dem Schornstein führen,
nicht zu groß werden, weil sonst das Feuer zu schnell durch den Backraum ziehen
würde, und dieser nicht hinreichend erwärmt werden könnte, ohne unnöthig viel Kohlen
aufzuwenden. Das Feuer muß ein gedämpftes seyn, d.h. es muß auf dem Roste lebhaft
brennen, aber sich nicht schnell aus dem großen Raume des Backofens entfernen
können.
Hieran schließt der Verfasser noch die Beschreibung einer Brodknetmaschine, wie dieselbe in der genannten Maschinenfabrik ausgeführt
wird, und sich zum Kneten und Formen des aus geschrotenem Korn zu erzeugenden Brodes
als durchaus zweckmäßig bewiesen hat.
Wer die Bäckerei des geschrotenen Mehlbrodes gesehen hat, der wird wahrscheinlich
keine große Neigung haben, dasselbe zu essen. Es wird nämlich von den Bäckern nicht
wie in anderen Gegenden mit den Händen geknetet, sondern mit den Füßen. In einem
großen Troge, in welchem die verschiedenen zur Erzeugung des Teiges nöthigen Theile
gebracht sind, treten die Bäcker, zuweilen drei oder mehr herum, und bearbeiten den
Brodteig auf diese Weise. Es ist nun gerade nicht ganz delicat, wenn man sich denkt,
das essen zu müssen, worin andere Leute, wenn auch möglicher Weise mit gewaschenen
Füßen, herum gearbeitet haben, noch weniger anziehend wird aber der Genuß solchen
Brodes seyn, wenn dabei berücksichtigt wird, daß die Arbeit des Tretens gerade nicht
sehr leicht ist und die diese Arbeit verrichtenden Leute sehr bald anfangen zu
schwitzen. Da nun aber bisher noch keine Vorrichtung erfunden ist, welche die von
den tretenden Menschen ablaufende Flüssigkeit auffängt, so wird der Teig dadurch
verdünnt und gesalzen, zwar auf eine unappetitliche Weise und wenig, aber selbst das
Wenige ist gewiß im Stande den Genuß des Brodes zu verleiden, welches auf diese
Weise dargestellt ist.
Durch die höchst einfache Knetmaschine wird nun der oben erwähnte Uebelstand
vollkommen beseitigt und dem Bäcker Gelegenheit geboten, mit bedeutend weniger Mühe
sein Brod herzustellen, als er dieß auf die bisherige Weise kann.
Ein auf ein paar Füssen befestigter horizontal liegender Cylinder von Gußeisen ist an
einer Seite mit einem Bocke versehen, durch welchen eine Welle gesteckt ist. An dem
anderen Ende liegt die Welle in einem vorgeschraubten Stege, so daß neben demselben
Oeffnungen bleiben, wie z.B. bei den Ziegelmaschinen, durch welche der Teig gehen
kann. Vor diesem Stege, mit dem Cylinder verbunden, befindet sich ein conischer
Ansatz aus Blech gefertigt, welcher sich auf den dem Querschnitt des Brodes
entsprechenden Durchmesser zusammenzieht. Der Teig muß dann durch diesen Ansatz gehen und
kommt in der Stärke aus der Maschine, welche diesem entspricht, wird daselbst
abgeschnitten und bei Seite gelegt, um durch nachheriges Pressen eine viereckige
Form zu erhalten.
An den Seiten des Hauptcylinders entlang sind Schlitze angebracht, in welche Schienen
mit etwa 1 1/2 Zoll langen Messern gesteckt werden. Auf der Welle, welche oben
erwähnt wurde und durch den Cylinder geht, befinden sich ebenfalls Messer, welche so
geschliffen sind, daß sie von dem in der Maschine befindlichen Teige ein Stück
abschneiden, dieses nach dem Ausgange zudrücken, gleichzeitig aber in Verbindung mit
den seitlich angebrachten Messern zerreiben und dadurch untereinander kneten. Damit
nun dieß Abschneiden und Durcheinanderarbeiten allmählich durch den ganzen Cylinder
vor sich gehen kann, sind dieselben schraubenförmig auf der Welle vertheilt und zwar
so, daß sie ungefähr zwei Windungen beschreiben oder repräsentiren.
An dem dem Ausgange des Teiges entgegengesetzten Ende des Cylinders ist der
Einfalltrichter, in welchen das mit Wasser und Sauerteig vermischte Mehl gethan
wird. Die rotirende Bewegung der durchgehenden Messerwelle erfolgt durch irgend eine
Vorrichtung mittelst Räder und Riemen. Als zweckmäßig hierzu hat sich ein Laufrad
bewiesen, welches durch einen Esel oder durch ein Paar Lehrjungen in Bewegung
gesetzt wird.
Zur Bedienung der Maschine sind außer den treibenden Individuen zwei Mann
erforderlich, von denen der eine das gemischte Mehl in die Maschine bringt, während
der andere die aus derselben kommenden Brode abschneidet und weglegt. Beide haben
eine gar nicht anstrengende Arbeit und bewerkstelligen in Zeit von 1/2 Stunde das
besser, was sie sonst mit der größten Anstrengung in 2 Stunden kaum zu Stande
brachten. Die Maschine hat 28 bis 30 Messer auf der Welle, von denen jedes etwa 1/2
Zoll stark ist und 3/4 Zoll Zwischenraum zwischen sich und seinem Nachbar läßt. Der
Durchmesser des Hauptcylinders ist für die am Rhein üblichen Brodsorten etwa 7 1/2
bis 8 Zoll und die Welle macht mit den Messern 25 bis 30 Umdrehungen in der Minute.
Bei diesen Dimensionen und Geschwindigkeiten kann ein geübter Arbeiter gerade so
viel Brod abschneiden und fortlegen, als die Maschine liefert.
Es wird die Einrichtung solcher Maschinen wohl so weit als nöthig aus dem
Vorstehenden einleuchtend seyn, daher ich nur noch erwähne, daß die HHrn. Wansleben dieselben zu dem Preise von 120 Thaler
anfertigen und in Betrieb setzen.
Die Fabrication des Brodes auf die eben beschriebene Weise und die der Ziegelsteine
mit Maschinen ist sich sehr ähnlich, daher Jeder, welcher eine Ziegel- oder
Mörtelmaschine kennt, sich sehr leicht einen Begriff von der Knetmaschine machen
kann.