Titel: | Ueber einen neuen Sägespänofen und die Fabrication von rohem Holztheeröl; von Conrad Walter, technischer Chemiker aus Augsburg. |
Autor: | Conrad Walter |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XXVIII., S. 105 |
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XXVIII.
Ueber einen neuen Sägespänofen und die
Fabrication von rohem Holztheeröl; von Conrad Walter,
technischer Chemiker aus Augsburg.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Walter, über einen neuen Sägespänofen und die Fabrication von rohem
Holztheeröl.
Als ich die Holzverkohlungs-Fabrik bei Drammen in Norwegen einrichtete,
veranlaßte mich die große Menge der in den dortigen zahlreichen Sägemühlen
abfallenden Sägespäne einen Ofen zur rationellen Benutzung derselben von einfachster
Construction herzustellen, was mir auch nach mehreren im Kleinen ausgeführten
Versuchen gelang; dieser Ofen entspricht seinem Zwecke vollkommen, und bei demselben
wird niemals, wie bei den bisher gebräuchlichen Constructionen, der Rost verstopft,
wodurch Störungen in der regelmäßigen Verbrennung eintreten; auch verbrennenin diesem Ofen die
feinsten Sägespäne ohne Zusatz von gröberem Material ganz leicht.
Dieser Ofen wird als Wärmequelle für drei Retortenöfen mit je zwei Retorten benutzt.
Durch Schieber wird das Feuer regulirt, oder auch nach Bedarf ganz von dem einen
oder anderen Retortenofen abgesperrt.
Die Fabrik producirt Holzkohle, Theer, rohes Theeröl und essigsauren Kalk. Als
Rohmaterial werden die Schalbreter der Sägemühlen, als Brennmaterial Sägespäne
benutzt.
Die Retorten sind, wie erwähnt, zu je zweien eingemauert, und zwar mit einer kleinen
Senkung nach hinten. Sie haben hinten zwei verschließbare Oeffnungen, welche
einander gegenüber stehen; die untere Oeffnung dient sowohl um die Retorten wenden
zu können, wenn sie auf der einen Seite ausgebrannt sind, als auch um während des
Processes in der ersten Periode Wasser, in der letzten Periode Pech abzuzapfen; die
obere Oeffnung dient für den Abzug der Gase und Dämpfe.
Die Leitungsröhren der Destillationsproducte sind am Anfange sehr weit; sie gehen
zuerst ungefähr 3 Meter senkrecht in die Höhe und erstrecken sich dann unter einem
Winkel von beiläufig 10° bis zu dem 5–6 Meter entfernten
Condensationsapparate.
Da die Dämpfe in der Leitung einen so langen Weg durchziehen, so verdichten sich in
derselben die leichter condensirbaren Producte, und sind genöthigt in die Retorte
zurückzufließen, daher sich nur die Essigdämpfe und die schwerer condensirbaren
Brandöle in den eigentlichen Condensationsapparaten als Holzessig und rohes Theeröl
sammeln. Auf diese Weise werden zwei Theerarten erhalten: ein dicker schwarzer
Theer, und ein dunkelgefärbtes leichtflüssiges Theeröl von demselben Ansehen wie
finnischer Theer, welches zum Schiffsgebrauche sehr beliebt ist, weil es in das Holz
sehr leicht eindringt und dasselbe in hohem Grade conservirt.
Fig. 30 zeigt
einen verticalen Durchschnitt des Sägespänofens nach der Linie EF,
Fig. 31 einen
schiefen Durchschnitt nach AB, und
Fig. 32 einen
verticalen Durchschnitt nach CD.
Durch die Füllöffnung a, welche in der Bodenebene der
Fabrik liegt, so daß man einen Wagen direct an dieselbe fahren kann, werden die
Sägespäne von Zeit zu Zeit nachgefüllt, nachdem der Ofen einmal mit anderem
Brennmaterial angeheizt worden ist. Dieselben rutschen nach und nach auf der
schiefen Bodenfläche des Ofens gegen den Rost c vor, in
demselben Maaße als sie von dort wegbrennen; doch sollen nie so viel Sägespäne auf
einmal eingefüllt werden, daß der Rost ganz davon bedeckt ist. Die Sägespäne brennen
von ihrer Oberfläche aus weg, und manbraucht nur von Zeit zu Zeit durch die Thür b in denselben zu rühren, um sie nöthigenfalls
auszubreiten. Sollte der Rost sich momentan verstopfen, was jedoch nur geschehen
kann wenn zu viel Sägespäne auf einmal nachgefüllt werden, oder sollte man überhaupt
mehr Luftzutritt wünschen, so öffnet man bloß die Canäle h,
h zu beiden Seiten des Ofens, welche durch die Oeffnungen d, d, d, d Luft zulassen. Die Asche fällt theils
durch den Rost, theils wird sie in die nächsten Canäle fortgerissen; diese müssen
daher so eingerichtet seyn, daß sie leicht gereinigt werden können.
Durch den Fuchs e wird die Stichflamme in die Canäle f, f, f fortgeleitet und dann nach Bedarf unter den
Retorten vertheilt; durch die in den Rauchcanälen hinter den Retorten angebrachten
Schieber l, l, l kann man nämlich die Flamme leicht
reguliren und nach Erforderniß auch das Feuer von einem Retortenpaare ganz
absperren.
Eine Hauptbedingung ist, wie sich von selbst versteht, ein gut ziehender
Schornstein.
Das Gas, welches sich während der Destillation in den Retorten gleichzeitig mit den
Essig- und Theerdämpfen bildet, gelangt aus den Condensationsapparaten zum
Ofen zurück (k) und trägt zum Heizen der Retorten
wesentlich bei.
Dieser Sägespänofen unterscheidet sich von den bisher bekannten Constructionen
hauptsächlich dadurch, daß die Sägespäne – mit Ausnahme der auf dem Roste
liegenden kleinen Partie – nur von ihrer natürlichen Oberfläche aus
wegbrennen, daher niemals wie bei anderen Oefen, welche mit denselben ganz gefüllt
werden, durch Zusammenstürzen der Sägespänmasse eine Hemmung des Zuges eintreten
kann.