Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 163, Jahrgang 1862, Nr. , S. 154
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Miscellen. Miscellen. Project zu einer festen Brücke zwischen England und Frankreich. Nach Hagen's Mittheilung über das Project des Engländers Boyd zu einer festen Brücke zwischen England und Frankreich, sind die Endpunkte derselben zwischen den Höhen bei Dover und Cap Grinez (zwischen Calais und Boulogne) angenommen. Die Breite des Canals ist dort 18 engl. Meilen, die größte Wassertiefe 186 Fuß, Unterschied zwischen dem höchsten und niedrigsten Wasser 28 Fuß; 160 thurmartige Pfeiler stehen in lichten Entfernungen von 450 Fuß, das Fundament der Thürme besteht aus abgestumpften vierseitigen Pyramiden, deren untere Grundfläche 300 Fuß, die obere 150 Fuß Seite haben. Darauf erheben sich die runden Thürme von 100 Fuß Durchmesser und 500 Fuß Höhe. 300 Fuß über niedrig Wasser liegt die Ueberbrückung von der Construction wie die Britannia-Brücke. Der Querschnitt derselben ist ein Rechteck von 50 Fuß Höhe und 30 Fuß Breite. In der Nacht werden, um den Schiffen sichtbar zu seyn, die Thürme mit Gas beleuchtet. Bei Nebel setzt ein elektrischer Apparat Allarmglocken auf denselben in Bewegung; in der Höhe des Wasserspiegels sollen die Thürme Buffer, um das Anprallen der Schiffe ungefährlich zu machen, erhalten. Boyd berechnet die Gesammtkosten auf 30 Millionen Pfd. St., die Zeit zur Ausführung auf drei Jahre. (Berliner Bauzeitung, Jahrgang IX. 1859.) Ueber Asphaltirung der Fahrstraßen. Die Asphaltirung der Fahrstraßen kommt in Paris als Ersatz für die stäubende Macadamisirung in Aufnahme. Die in dieser Beziehung von den städtischen Ingenieuren seit zwei Jahren angestellten Versuche sollen befriedigende Resultate ergeben haben. Die Construction ist die folgende: Der Straßenkörper wird sehr sorgfältig gestampft und in das richtige Profil gebracht, darauf eine Schicht Beton von 0,10 Met. (4 1/6 Zoll) darüber gebreitet und auch diese festgestampft. Der Beton wird mit einer Lage natürlichen Asphaltes in Pulverform bedeckt, und diese Schicht darauf mittelst Walzen bis zur erforderlichen Härte comprimirt. Die ursprüngliche Stärke der Asphaltschicht von 0,07 Met. (3 Zoll) wird durch die Walzen von 1000 bis 1200 Kil. Gewicht auf die Stärke von 0,055 Met. (2 1/3 Zoll) reducirt. Nach dem Wortlaute der Mittheilung wird das Asphaltpulver mäßig erwärmt. Die Asphaltbedeckung wird in Streifen von etwa 1 Met. Breite, von einem Trottoir zum andern reichend, aufgebracht, die einzelnen Streifen mit Hülfe heißer Eisen verbunden. Die Minen von Seyssel und Val-de-Travers (nahe Neufchatel) liefern den Asphalt. Die Compagnie générale des asphaltes übernimmt die Herstellung solcher Asphaltstraßen für den wohl noch sehr zu ermäßigenden Preis von 25 Fr. pro Quadratmeter (17,2 Gr. pro Quadratfuß) unter Unterhaltungs-Verpflichtung auf die Zeit von 5 Jahren. Nach Ablauf dieser Frist muß die Gesellschaft die anfängliche Dicke der Asphaltbedeckung wieder herstellen. Die in den frequentesten Stadtquartieren hergestellten Probestrecken sollen sehr wenig Unterhaltung nöthig gemacht haben und eine Abnutzung kaum wahrnehmen lassen. Als Vorzug der Construction gegenüber den gebräuchlichen Straßenbefestigungsmitteln wird gerechnet, daß die Fahrbahnen sehr reinlich, wenig schallend und weniger glatt sind; dagegen strengen sie die Zugthiere mehr an. (Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und Ingenieurvereins, 1861, Bd. VII S. 478.) Ueber Bezeichnung der Straßen. In der Nummerirung und Bezeichnung der Straßen in den größeren Provinzialstädten herrscht, wie die Zeitschrift „Nouvelles Annales de la Construction“ zunächst für Frankreich, aber auch wohl für Deutschland richtig, hervorhebt, eine Verschiedenheit und theilweise eine Willkürlichkeit, die den Fremden sehr zum Bedruck gereichen kann. Die Nummern steigen oft an der einen Seite der Straße aufwärts und fallen an der anderen Seite, oft springen sie von einer Seite auf die andere über, oft folgen sie nicht einmal auf einander; bei parallelen Straßen steigen sie in der einen oft in der Richtung, in welcher sie für die andere Straße fallen etc. etc., genug, ein einheitliches System, mit dessen Kenntniß der Reisende sich jederzeit ohne Zeitverlust zu orientiren vermöchte, fehlt durchaus, und in langem Suchen und mühsamem Hin- und Herlaufen muß jeder Einzelne Ersatz leisten, wenn ihn nicht der Zufall zurechtführt. Zur Abhülfe dieses Mißstandes schlägt die angeführte Zeitschrift vor, in allen größeren Städten das bei Nummerirung und Bezeichnung der Straßen in Paris durchgeführte System zu Grunde zu legen; dasselbe ist rationeller Art, und besteht in Folgendem: 1) In jeder Straße befinden sich die geraden Zahlen der Hausnummern auf der einen Seite, die ungeraden auf der anderen. 2) In jeder Straße parallel zum Hauptstraßenlauf (in Paris die Seine) steigen die Hausnummern in der Richtung flußaufwärts. 3) In allen Querstraßen fallen die Hausnummern in der Richtung nach den Vorstädten hin. 4) Die Hausnummern werden übereinstimmend hergestellt und angebracht; Porzellanplatten mit weißen Ziffern auf blauem Grunde. Die Platten müssen 0,18 Met. hoch und für eine Ziffer 0,19 Met., für zwei Ziffern 0,25 Met., für drei Ziffern 0,27 Met. breit seyn. Die Ziffern sollen eine Höhe von 0,12 Met. haben. Die Platten sind an der Straßenseite des Hauses, so nah wie möglich dem Haupteingange in der Höhe von 3,3 bis 4 Met. über dem Trottoir anzubringen. Jede Platte kostet 2 Fr. 80 Cent. 5) An jeder Ecke einer Straße wird der Name der Straße 0,10 Met. über dem Rohre der Gaslaterne (dieses circa 4 Met. über dem Trottoir) angebracht. Die Namen stehen auf Emailplatten oder auf lackirtem Blech; weiße Buchstaben auf blauem Grunde. Die Buchstaben 0,06 Met. hoch, Höhe der Tafel 0,35 Met. bei verschiedener Breite. Kosten à Tafel 13 Fr. (A. a. O.) Giffard's Injector, zur Wasserhebung angewendet. In dem Institut der Maschinen-Ingenieure sprach Wardle aus Leeds über eine eigenthümliche Anwendung des Giffard'schen Injectors, welche auf der Steinkohlengrube Kippax bei Leeds mit befriedigendem Erfolge versucht wurde. Es war daselbst eine Flötzabtheilung abzubauen, welche unter der Hauptwasserstrecke und in großer Entfernung vom Schachte gelegen war, auch nur eine so geringe Ausdehnung besaß, daß sich eine besondere Wasserhebungsanlage nicht bezahlt haben würde, während doch die Wassermenge für die Wasserhaltung per Hand zu beträchtlich war. Man construirte daher einen Injector von der Art, wie sie jetzt so vielfach zur Kesselspeisung angewendet werden, aber von einfachster Gestalt, ohne alle Stellvorrichtung für die Dampf- und Wasseröffnungen, denen man bloß die den gegebenen Umständen entsprechende Weite gegeben hatte. Derselbe wird von einem über Tage aufgestellten und mehr als 1000 Fuß davon entfernten Dampfkessel aus gespeist und die Dampfleitung besteht aus 1 1/2zölligenGasröhren. Er drückt das Wasser durch eine 300 Fuß lange Röhrentour auf 27 Fuß Höhe. Damit der Dampf, ehe er in den Injector tritt, das Condensationswasser absetzen könne, geht er erst durch ein Gefäß mit selbstthätigem Condensationswasserablaßventil. Dieser Apparat arbeitet ganz ungestört und unbeaufsichtigt, so lange als Wasser im Sumpfe vorhanden ist; dann wird der Hahn am Dampfrohre beim Kessel zugedreht. Natürlich ist solch eine Anlage nur auf Kohlengruben anwendbar, wo man den Kessel mit dem schlechtesten, sonst gar nicht verwerthbaren Brennmaterial heizen kann; denn an sich ist der Injector eine keineswegs günstige Wasserhebungsvorrichtung. Dagegen bietet er den großen Vorzug, unausgesetzt in Thätigkeit zu bleiben und keiner Reparaturen (wie die Pumpen) zu bedürfen, sogleich in Gang zu kommen und durch den Frost nicht zu leiden. Man wendet übrigens jetzt dieses Instrument in England auch zum Heben des Kühlwassers für die Düsen der mit heißem Winde arbeitenden Hohöfen an, und benutzt ihn zum Füllen von Wasserbassins, wobei er die Nacht hindurch mit dem Dampfe arbeitet, den man zeither des Abends aus den Dampfkesseln abzulassen pflegte. (Mining Journal) Nr. 1369, vol. XXXI; berg- und hüttenmännische Zeitung, 1862, Nr. 3.) Ueber das Heben der Säfte etc. in den Zuckerfabriken. Die Herren Rousseau, Bartholomy und Mariotte wenden zum Heben der Säfte etc. nach einem denselben unterm 25. Januar 1860 ertheilten belgischen Patent comprimirte Luft an. Bisher wird dazu in den sogenannten Monke-jus meistentheils die directe Wirkung des Dampfes verwendet, wodurch aber in vielen Fällen eine nachtheilige Einwirkung auf die Säfte u.s.w. hervorgerufen wird.In Deutschland wird bekanntlich in vielen Fabriken die Luftleere hiezu angewandt; sie besitzt vor der comprimirten Luft manchen Vortheil, erheischt aber bei Hebungen auf große Höhe zwei oder auch drei Abtheilungen der Flüssigkeitssäule, was allerdings bei comprimirter Luft vermieden wird. A. d. Red. Zum Comprimiren der Luft dienen Pumpen einfacher Construction oder auch die gewöhnlichen Nutschpumpen mit geringen Abänderungen, welche man mit einem Druckbehälter und den erforderlichen Leitungen versteht. (Armengaud's Génie industriel, December 1861. S. 284.) Kostenlose Einrichtung der Küchenherde für Steinkohlenfeuerung; vom Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart. Jeden gewöhnlichen Herd neuerer Construction, bei welchem die Töpfe in die Löcher der Herdplatte versenkt werden, kann man aus sehr einfache Weise zur Steinkohlenfeuerung dadurch vorrichten, daß man die Feuerthüre von innen durch einen Backstein gänzlich zusetzt, zugleich auch die anderen seitlichen Wandungen durch eingesetzte Ziegelstücke so weit zusammenzieht, daß neben dem Roste nur wenig horizontaler Raum frei bleibt, gleichwohl aber das Feuer unter den Töpfen den erforderlichen Spielraum behält. Die Anzündung des Feuers und die Füllung mit Kohle erfolgt dann von oben durch die Löcher der Herdplatte. Unter nur einigermaßen günstigen Umständen wird man durch diese Umänderung, die sich Jedermann ohne alle Kosten selbst machen kann, einen brauchbaren Herd erhalten, welcher im Vergleich zu der früheren Einrichtung eine weit schnellere Wärmeentwickelung und in Folge dessen ein sehr beschleunigtes Kochen veranlaßt. Dieser letztere Umstand, sowie die bedeutende Ersparniß an Brennmaterial dürfte wohl jede Hausfrau die stets in Folge der Steinkohlenfeuerung auftretende größere Unreinlichkeit sehr bald übersehen lassen. Der so vorgerichtete Herd kann auch zugleich zum Erhitzen der Plätteisen benützt werden, und gewährt dadurch für jede Wirthschaft noch eine weitere Bequemlichkeit und Ersparniß. Unter sehr ungünstigen Umständen, namentlich bei schwachem Zug, wird man allerdings zu keinem günstigen Resultate gelangen. In jedem Falle wird es aber doch angemessen seyn, wenigstens einen Versuch zu machen, da derselbe ohne alle Kosten anzustellen ist. Die Anwendung stark genetzter Kohlen ist hierbei ganz besonders zu empfehlen, da dieselben eine weit geringere Rauchbildung bewirken, als die Kohlen im trockenen Zustande. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1862, Nr. 3.) Ueber die Zahl der einfachen telegraphischen Zeichen, welche man in einer Minute auf dem Morse'schen Apparat geben kann; von C. M. Guillemin in Paris. Die Ergebnisse der von dem Verf. in Paris angestellten Versuche folgen zum großen Theil den Gesetzen über die Dauer der Entladung, welche der Verf. seit 1854 aufgestellt und bestätigt hat. Bei dem Morse'schen System erfordert ein Buchstabe im Mittel drei elektrische Ströme, da die Buchstaben aus 1 bis 4 (é sogar aus 5) einfachen Zeichen zusammengesetzt werden. Der Verf. wendete zum Telegraphiren einen kleinen automatischen Zeichengeber an, welcher nur die Worte „France“ und „Paris“ gab; diese Worte bestehen das erstere aus 6 Strichen und 9 Punkten, das letztere aus 4 Strichen und 10 Punkten und können nach dem Morse'schen Alphabet als Mittel der französischen Worte gelten. Auf einem Drahte von 570 Kilometer Länge gab der Verf. diese beiden Worte 30 Mal in 1 Minute; der Draht ging von Paris nach Le Mans und Lisieux, und seine beiden Enden waren im Centralbureau in Paris getrennt zur Erde geführt, so daß der Verf. zugleich telegraphiren und aufnehmen konnte. Am 27. Januar konnte der Verf. bei starkem Regen (wobei nur 1/7 des ganzen Stroms am Ende der Linie ankam) auf demselben Drahte die beiden Worte bequem 20 Mal geben, also 40 Worte in 1 Minute. Um dem Einwurfe der Rückkehr des Stroms in der Erde zu entgehen, wurden ähnliche Versuche auf der etwa 360 Kilometer langen Linie von Paris nach Nancy gemacht; in jeder dieser beiden Städte war eine Erdleitung; der Verf. telegraphirte in Paris, und Emil Burnouf nahm in Nancy auf, auf einem für große Entfernungen von Digney gefertigten Morse'schen Apparat, welcher 4 Meter Papierstreifen in 1 Minute abrollte. Am 20. und 23. August wurden bei schönem Wetter allmählich von 36 bis 60 Worte in der Minute telegraphirt; ja selbst bei 72 Worten ging es noch erträglich. Wurden bloß Punkte telegraphirt, so konnten deren 40 in der Secunde, in der Minute also 2400 gegeben werden. Am 30. August arbeitete der Verf. auf einem nach Havre gehenden 450 Kilometer langen Drahte mit 30 kleinen Bunsen'schen Elementen, und gab 75 Worte in der Minute. Verband er diesen Draht von 450 Kilometer mit jenem von 570 Kilometer zu einem einzigen Schließungskreis von 1020 Kilometer (136 deutsche Meilen), so erhielt er 30 bis 36 Worte in der Secunde, mußte aber die Bunsen'schen Elemente bis auf 100 vermehren. Der Zeichengeber bestand aus vier Messingrädern von 25 Centimeter Umfang; alle vier saßen auf derselben Achse, das erste gab die Punkte, das zweite die Striche, die beiden andern entluden den Draht nach jedem gegebenen einfachen Zeichen. Die den Contact herstellenden Metallflächen hatten bei diesem Apparat die Gestalt eines Trapezes mit zwei rechten Winkeln, wobei die an diesen Winkeln liegende Seite der Achse des Apparats parallel lag. Vier Federn drückten schleifend gegen die Oberfläche dieser Räder, und stellten die Contacte her, deren Dauer bei derselben Umdrehungsgeschwindigkeit um so kleiner wurde, je mehr man die Federn von der breiten Seite der trapezförmigen metallenen Contactflächen nach der schmalen Seite hinschob. Auf diese Weise konnte man nach Belieben das Verhältniß zwischen der Dauer der Contacte und der zwischen zwei Contacten verfließenden Zeit abändern. Auf derselben Linie ändert sich das die schnellste Beförderung der Zeichen gebende Verhältniß nach der Isolirung der Linie: es ist kleiner bei guter Isolirung, größer bei bedeutendem Stromverlust. Gestattet der Apparat eine Veränderung dieses Verhältnisses, so gelangt man stets (doch auch nur in diesem Falle) zu einer merklich großen Geschwindigkeitder Beförderung. Bei schönem Wetter und guter Isolirung des 570 Kilometer langen Drahtes konnte man ohne Anwendung der Entladung höchstens 36 Worte in der Minute befördern. Setzte man die Entladungsräder in Thätigkeit, so konnte die Zahl der Worte leicht auf 60 gesteigert werden. Bei Regenwetter oder bei schlechter Isolirung verliert der Draht von selbst seine elektrische Ladung und die Entladungsräder hören auf nothwendig zu seyn; aber man muß eine reichlicher fließende Quelle der Elektricität anwenden; dennoch ist die Beförderung weder so sicher, noch so schnell als im ersten Falle. Bei feuchtem Wetter und großem Verluste durch Ableitung reicht die Daniell'sche Batterie nicht mehr zu schneller Beförderung aus, man muß Bunsen'sche Elemente nehmen mit 1 Quadratdecimeter Oberfläche des Zinks. Bei gleicher Stromstärke telegraphirt es sich mit der Bunsen'schen Batterie besser als mit der Daniell'schen, selbst bei ausreichend guter Isolirung des Drahtes. Die Versuche des Verf. über die Fortpflanzung der Elektricität zeigen, daß in gegebener Zeit der Strom am Ende des Leitungsdrahtes im ersten Falle schneller als im zweiten eine bestimmte Intensität erlangte. Die Geschwindigkeit, mit welcher die Telegraphisten arbeiten, läßt sich zu 12 bis 25 Worten in der Minuten annehmen; die von 75 Worten ist also etwa sechsmal so groß.Bei einer neulich zwischen London und Taganrog statthabenden directen Correspondenz wurden in 1 Minute 8 Worte gegeben; die Linie geht über Haag, Berlin, Warschau, Odessa, und hat eine Länge von 430 deutschen Meilen. (Comptes rendus, t. LIII p. 412; polytechnisches Centralblatt, 1861 S. 1589.) Anwendung der Rückstände der Bunsen'schen Säule; von A. Guyard. Die Salpetersäure, welche nicht mehr geeignet ist die Säule in Thätigkeit zu halten, gießt man auf Kalkstein; die in der Salpetersäure enthaltene Schwefelsäure bildet dann unauflöslichen Gyps, die Salpetersäure aber salpetersauren Kalk, welchen man in Salpeter umwandeln kann. Von dem gebildeten Zinkvitriol schmilzt man 100 Theile mit 72 Theilen Kochsalz bei der Dunkelrothgluth zusammen; man erhält eine grauliche Masse, welche aus schwefelsaurem Natron und Chlorzink besteht. Diese laugt man aus, und bekommt nach dem Abkühlen oder Abdampfen das schwefelsaure Natron in schönen Krystallen; das Chlorzink bleibt in der Mutterlauge. (Comptes rendus, December 1861, t. LIII p. 1125.) Ueber das Verzinnen der Kochgeschirre. A. Bobierre hat in diesem Betreff im Auftrage der Gesundheitsbehörde des Departements der unteren Loire eine Untersuchung angestellt, wozu die Vergiftung einer ganzen Familie in Nantes die Veranlassung bot. Ueber die Resultate seiner Untersuchungen hat er eine Broschüre (Études chimiques sur l'étamage des Vases etc. Nantes, V. Mellinet 1860) veröffentlicht, aus welcher der Bulletin de la Société d'Encouragement (October 1856 S. 117) einen Auszug mittheilt. Wir entnehmen demselben als interessant und wesentlich nur Folgendes: 1) Die in Nantes zum Verzinnen angewandte Legirung enthält im Mittel 72 Proc. Zinn; die übrigen 28 Proc. bestehen aus Blei, Zink etc. Der Zinngehalt ist daher oft zu schwach und der Bleigehalt in vielen Fällen übermäßig hoch. Der Zusatz von Zink geschieht theils zur Beförderung der Adhäsion, theils der Ersparniß wegen. 2) Aus den Versuchen des Verfassers geht hervor, daß die Zusammensetzung des Zinnbades sich während des Verzinnens allmählich ändern kann, und daß man, ohne dem Ansehen der Waare zu schaden, Ueberzüge von einem Gehalt von 25 Proc. Zink, 30 Proc. Blei und 45 Proc. Zinn herstellen kann. Ebenso haben die Versuche dargethan, daß möglicherweise aus zinkhaltigen Ueberzügen unter gewissen Umständen solche Mengen Zink aufgenommen werden können, daß sie der Gesundheit nachtheilig sind. Da der Verf. die betreffenden Versuche jedoch direct nur mit Essig und unter Verhältnissen anstellte, welche der Küchenpraxis nicht entsprechen, so entbehren seine Schlüsse vorerst noch der experimentellen Begründung. 3) Da die Vorschriften über die Anwendung von bleihaltigem Zinn, insofern sie den zu erlaubenden Bleigehalt betreffen, sich bis jetzt nur auf ganz aus Zinnlegirung hergestellte Gefäße beziehen, so wäre zu wünschen, daß sie auch auf die Verzinnung eiserner oder kupferner Gefäße ausgedehnt würden. Ueber das hier zu gestattende Maximum des Bleigehaltes gaben die Versuche des Verfassers indessen keinen Anhaltepunkt, und die Sache verdient daher wohl noch eine umfassendere Untersuchung nach verschiedenen Richtungen. Anwendung des Chromoxyds als Polirmittel. Fein zertheiltes Chromoxyd soll eines der besten Mittel seyn, um Metalle zu schleifen und zu Poliren, und zum Poliren des Stahls vor dem feinsten Smirgel den Vorzug verdienen. Die besten Goldfedern mit Iridiumspitze sollen nach wenigen Stunden unbrauchbar werden, wenn man sie zur Anbringung von Signaturen auf dem mit Chromoxyd gefärbten Theile gewisser englischen Banknoten benutzt. (Aus dem Technologiste, durch das polytechnische Centralblatt, 1861 S. 1369.) Ueber die Gewinnung des sogenannten römischen Alauns aus dem Alaunstein von Tolfa; von Alexander Mitscherlich. In niederen Schachtöfen, die sehr ähnlich den Kalk- oder Gypsöfen sind, oder in Haufen wird der mehr oder weniger reine Alaunstein bei einer Temperatur der schwachen Rothgluth ungefähr während einer Stunde erhalten, wobei der desoxydirende Theil der Flamme den Alaunstein nicht treffen darf, weil sich sonst Schwefelcalcium bildet. Bei dieser Temperatur entweichen schwefligsaure Dämpfe mit dem Wasser; sobald diese sich stark entwickeln, ist die Operation beendet, und werden dann die an den Oefen oder Haufen angebrachten Zuglöcher an diesen Stellen verschlossen. Die erhitzten Steine werden in große Behältnisse (ausgemauerte Cisternen) gebracht, wo sie bis 3 Monate lang unter freiem Himmel liegen bleiben. Arbeiter halten sie während dieser Zeit stets feucht. Wenn sie sich in eine weiche Masse umgeändert haben, werden sie durch Wasser von 50° C. ausgezogen und aus dieser Lösung wird dann der Alaun gewonnen. Da dieser Alaun stets etwas basisch-schwefelsaure Thonerde enthält, und diese das Krystallisiren des Alauns in kubischen Krystallen bewirkt, so kommt der Alaun von Tolfa häufig in dieser Form vor. Er ist als römischer oder kubischer Alaun im Handel bekannt und wegen seiner Reinheit sehr gesucht. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIII S. 482.) Färbung der Seide mittelst Goldlösung, nach Lapouraille. Wenn man reines Gold in 1 Th. Salzsäure und 2 Th. Salpetersäure löst, von dieser Mischung etwas mit destillirtem Wasser mischt, und dann die Seidenzeuge hierin einweicht, bemerkt man, Nachdem die Zeuge 10 Minuten in dem Wasser gelegen, dann gerungen und getrocknet sind, erst eine helle strohfarbige Nüancirung, die in den beiden folgenden Tagen keine Veränderung erleidet. Setzt man den Zeug der Sonne aus, so zeigt sich eine stellenweise Färbung, die im Schatten wieder verschwindet. Entfernt man jedoch die freie Säure, nachdem die Zeuge in jener Goldlösung gelegen haben, durch Spülen derselben in reinem Wasser, und breitet sie an der Sonne aus, so färben sie sichbald schön lila. Die Zeit, während welcher die Zeuge der Sonne ausgesetzt werden müssen, richtet sich nach der Jahreszeit, so daß im Sommer oft eine Stunde genügt, während im Winter zuweilen Wochen dazu beansprucht werden. Will man dunklere Nüancen erzielen, so wird die bereits lila gefärbte Seide wiederholt mit verdünnter Goldlösung getränkt und sogleich getrocknet, dann aber erst gespült, worauf man die noch nasse Seide an die Sonne bringt. Papier und Baumwolle geben keine so dunkle Farbe als Seide. Diese Farbe hat die Eigenschaft, an der Sonne und im künstlichen Lichte, sowie durch Alkalien röthlich nüancirt, im Schatten aber bläulich gefärbt zu werden. Die Luft äußert keine Wirkung auf sie. (Sächsische Industriezeitung, 1861 S. 519.) Anwendung von schwefligsaurem und schwefelsaurem Baryt in der Papierfabrication, nach Theophil Redwood. Der schwefligsaure Baryt, den man durch Zersetzung von kohlensaurem Baryt mittelst einer wässerigen Säure oder durch Zusatz von schwefligsaurem Natron zu einer Lösung von Chlorbaryum als Weißen Niederschlag erhält, wird mit Reisstärke oder anderer feinkörniger Stärke vermischt und die Mischung dem Papierzeuge hinzugefügt, wobei der schwefligsaure Baryt als Antichlor und die Stärke zur Verbesserung des Papiers dienen soll. Statt des schwefelsauren Baryts kann in gleicher Art auch künstlich dargestellter schwefelsaurer Baryt benutzt werden, welcher jedoch nicht als Antichlor wirkt. Man kann auch schwefelsauren oder schwefligsauren Baryt mit Stärke vermischt zum Leimen des Papiers anwenden. Die Mischung wird in diesem Falle mit Wasser gekocht, so daß die Stärke in den Kleisterzustand übergeht; man nimmt dabei auf 1 Pfd. der Mischung 2 Gallons Wasser und fügt der so erhaltenen Masse ungefähr das Vierfache an gewöhnlichem Leime hinzu, um die zum Leimen des Papiers bestimmte Mischung zu erhalten. (London Journal of arts, Februar 1861, S. 72; polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 96.) Entdeckung einer Verfälschung der Traubenweine mit Obstweinen. Der durch behutsames Abdampfen von 8 bis 10 Unzen des zu prüfenden Weins erhaltene Rückstand wird zuerst mit Weingeist von 75 Procent ausgewaschen, bis derselbe nichts mehr davon aufnimmt, und daher ungefärbt wieder abläuft. Hierauf wird er mit 3 Drachmen destillirten Wassers Übergossen, nach mehrmaligem Umschütteln das Ganze auf ein vorher naßgemachtes Filter gebracht, und nun in die durchgelaufene Flüssigkeit, die aber durchaus klar seyn muß, einige Tropfen Platinchloridlösung gebracht. Ist Obstwein vorhanden, so entsteht augenblicklich ein Niederschlag von gelbem Chlorplatinkalium. Ist hingegen keiner zugegen, so bleibt die Flüssigkeit klar, oder wenn sich ein geringer Niederschlag zeigt, so löst er sich von selbst in der Flüssigkeit wieder auf. Aus dem Rückstande von Traubenwein nämlich werden durch den Weingeist – bis auf das schwefelsaure Kali und den Weinstein – die etwa noch außerdem vorhandenen alkalischen Salze fortgeschafft, und somit auch die Bedingungen zur Entstehung eines Niederschlags mittelst der Chlorplatinlösung, denn in der Auflösung des Weinsteins wird durch dieselbe kein Niederschlag erzeugt, und das schwefelsaure Kali ist jedesmal in so geringer Menge vorhanden, daß auch hievon kein solcher entstehen kann. Der Verdampfungsrückstand eines Obstweins hingegen oder eines damit versetzten Traubenweins hält selbst nach dem besten Auswaschen mit Weingeist immer eine solche Menge leicht zersetzbarer kalischer Verbindungen zurück, daß in der wässerigen Auflösung desselben, selbst bei einem geringen Obstweingehalte, dennoch eine sehr in die Sinne fallende Reaction von Seiten der Chlorplatinsolution stattfindet. (Morawek's pharmaceutisch-technischer Rathgeber, S. 132.)